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Überfall auf ein Zeltlager

von Jeanmarie
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer / P16 / Gen
30.06.2014
30.07.2016
9
17.981
 
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30.06.2014 1.171
 
Vom Joggen wieder zu Hause, duschte Kleene zunächst. Danach blieb sie im Keller und schaute nach ihren Gummistiefel.

Lange Zeit hatte sie gar keine Gummistiefel besessen, aber hier auf dem Land bei Steven war es doch besser, manchmal welche anzuziehen.

Sie schaute sich die Gummistiefel an. Vor zwei Wochen hatte die ganze Clique  bei  einer Müllaktion in der Dorf-Umgebung geholfen. Eigentlich machte da das halbe Dorf mit.  Nachdem es vorher ein paar Tage lang etwas geregnet hatte, hatte Kleene  lieber ihre Gummistiefel angezogen. Steven und sie waren dann für ein  Stück Waldesrand eingeteilt wurden, und der Ackerboden vor dem Wald war schon gut matschig gewesen. Entsprechend sahen anschließend die Gummistiefel aus.  Ein Glück, dass sie damals die Stiefel direkt zu Hause sauber gemacht hatte.

Dadurch konnte sie jetzt die Stiefel direkt mit nach oben nehmen. Dort zog sie dann die alte Jeans an und versuchte in die Stiefel reinzukommen. Vor zwei Wochen hatte das geklappt, weil sie da einen Arbeitsoverall getragen hatte. Mal sehen, ob das mit der Jeans auch klappte. Ober sollte sie den Arbeitsoverall zum Überfall anziehen? Was sollte sie dann  erzählen, warum sie so rumliefe?  Eine Landstreicherin läuft nicht im Arbeitsoverall rum, in einer alten Jeans schon.

Aber die Frage schien sich nicht zu stellen. Wenn auch etwas mühsam, bekam sie die Stiefel angezogen, wenn sie das jeweilige Hosenbein in den Stiefel zusammengerollt steckte. So versuchte sie einige Schritte zu gehen. Doch, das war möglich.

Also, die Kombination alte Jeans und Gummistiefel war möglich. Sie schaute an sich runter. Am besten schaute sie nochmal in einen Spiegel, um zu sehen, wie sie darin aussah. Ob man ihr die Landstreicherin wenigstens kurzfristig abnehmen würde? Obwohl, eigentlich gefiel ihr es gar nicht, sich als solche ausgeben zu müssen. Schafhirtin wäre ihr lieber.

Für den Spiegel musste sie ins Schlafzimmer hochgehen. Etwas störte sie da an ihrem Outfit. Die Hose sah gut alt und verschlissen aus. Das war ja okay. Aber die gelben Gummistiefel sehen so billig aus. Gut, sie waren ja auch billig gewesen.

Andere Stiefel hatte sie auch nicht. Sollte sie vielleicht mal Charlie wegen anderer Gummistiefel fragen? Da klingelte es an der Haustür.

So schnell, wie es mit den Gummistiefeln möglich war, ging sie zur Tür. Draussen stand… Charlie. „Hey, wie läuft Du denn rum?“ Kleene guckte an sich runter. „Ach so, ich probier meine Klamotten für den Zeltlager-Überfall aus.“ Wusste denn Charlie überhaupt, dass sie da mitmachte? Kleene frug sie das.

„Ja, Marc hat es mir erzählt. Finde ich gut, dass Du dabei bist. Marc hat auch was erzählt, dass Du die Wachen ablenken willst. So hat zumindest Steven gemailt. Dachte, da müssen wir mal drüber reden. Wollte sowieso mal auf einen Kaffee vorbeikommen. War schon lange wieder mal Zeit und da ich heute erst nachmittags arbeiten muss.“

„Ja, dann komm doch mal rein.“ Kleene und Charlie hatten solche spontanen Kaffee-Kränzchen schon öfters gemacht.

Nachdem Kleene einen guten Kaffee aufgebrüht hatte, setzen sich beide hin. „Also zunächst mal muss ich Dich warnen. Dass Du nach dem Überfall noch sauber und trocken bist, ist eigentlich ausgeschlossen.“ „Hat Steven mir auch gesagt. Ist okay.“ „Will ja nur, dass Du das vorher weisst.“ „Finde ich gut von Dir. Sag mal konkret, habt Ihr den letztes Jahr den Überfall geschafft?“

Charlie schüttelte den Kopf, „nein. Hat nur in einem Jahr mal geklappt.“ „Und wie seid Ihr dann bestraft wurden?“

Charlie lachte, „Das war letztes Jahr genau dann, wo es so heiss war. Deshalb haben sie uns als Strafe von unseren Sünden reingewaschen. Jeder kriegte vier Eimer Wasser über und das Wasser mussten wir ihnen auch noch holen.“ „Vier Eimer reichen ja aus für klatschnass.“ „Vollkommen. Zwei im Knien über Haare und Oberkörper; und dann im Liegen einer auf der Körpermitte und einer mehr auf Unterschenkel und Stiefel. Danach war keine Faser mehr trocken.“

„Das glaub ich gern.“ „Und das schlimme war bei mir, ich hatte mir die Springerstiefel nicht total fest zugeschnürt, so dass da Wasser reinlaufen konnte. Und anschließend musste ich mit diesen Stiefeln voll Wasser noch laufen, weil ich dann für den nächsten die Eimer voll Wasser holen musste. War ein ganz blödes Gefühl. Aber dieses Jahr will Marc mir die Stiefel richtig fest zuschnüren, wie es sein muss.“

Kleene kam wieder auf ihr Problem zurück, „ich hab ja keine Springerstiefel. Hab ich bisher nie gebraucht. Deshalb war ja die Idee von Steven und mir mit der Landstreicherin, obwohl eine etwas andere Rolle mir schon lieber wäre. Oder hast Du eine Idee, ob jemand mir Tarnklamotten und Springerstiefel leihen kann?“

Während sie sich eine neue Tasse Kaffee nahm,  überlegte Charlie, „Springerstiefel dürfte schwierig werden. Tarnhose schon eher, aber wahrscheinlich Dir zu gross. Für Steven wäre da eher was drin. Aber Du bräuchtest ja auch ein Tarn-T-Shirt und eine Feldjacke.“ „Feldjacke?“ „So heisst das offiziell, wie die Hose quasi ein leichter Anorak, aber eben mit Tarnmuster. Im blossen T-Shirt würdest Du durch die nackten Arme auffallen.“

„Verstehe. Ich glaube, es ist doch besser, ich zieh mir Jeans und Gummistiefel an.“ Charlie musterte die Jeans, die Kleene anhatte. „Sei nicht böse, aber die Jeans kannst Du wirklich nur noch zu sowas oder im Garten anziehen.“ „Hab ich mir auch schon gedacht. Die Stiefel sind doch auch okay?“ „Ja sicher, gelbe Stiefel fällt zwar auf, schwarze oder grüne wären besser, aber wenn Du da als Landstreicherin auftauchst, darfst Du ruhig auffallen.“  

Kleene nickte. „Aber trotzdem muss ich ihnen doch eine schöne Geschichte erzählen, warum ich nachts auf dem Zeltplatz kommen, dass sie mir erst mal glauben, und Ihr dann eventuell die Fahne klauen könnt.“

„Richtig. Du hattest eben was von einer Landstreicherin gesagt.“ „Ja, das war Stevens erste Idee.“ Charlie schaute Kleene an. „Na ja, unten rum würde ich Dir das glauben. Oder…“ Charlie überlegte. Sollte sie sich das trauen, zu sagen. „Nur eine Idee. Wir müssen noch etwas billigen Rotwein über die Jeans kippen für ein paar Flecken. Dann kannst Du die aber nach dem Überfall garantiert wegwerfen.“

Kleene sah nicht ganz begeistert aus. „Um die Jeans wäre es nicht schade. Aber so eine Hose für eine Nacht anziehen?“ „Würde zu Deiner Legende passen. Aber war auch nur eine Idee. Haben ja noch ein paar Tage Zeit zum Überlegen. – Aber obenrum würde ich Dir so die Landstreicherin nicht glauben.“

Kleene schaute sich nochmals von unten nach oben, soweit das selbst ging, an. „Für oben hab ich ja auch noch nichts gefunden. Überleg da schon, was ich anziehen soll.“ „Einen alten Pullover oder Sweatshirt würde ich schon für Dich auftreiben.“ „Das wäre echt toll. Aber ich überleg immer noch, ob ich mich wirklich als Landstreicherin ausgeben soll. Fällt Dir da nichts anderes ein?“

Charlie nahm noch den letzten Schluck Kaffee. „Müssen wir auch mal überlegen. Vielleicht gefällt Dir die Idee besser, wenn Du auch was passendes für oben zum Anziehen hast.“

Kleene war etwas enttäuscht. Unterbewusst sträubte sich noch etwas in ihr gegen die Rolle als Landstreicherin. Wieso eigentlich? War ja nur eine Rolle für vielleicht eine Stunde. Über den Aspekt musste sie nochmals nachdenken.
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