Urlaubsspaß für die ganze Familie
von Durhin
Kurzbeschreibung
Nach sieben Jahren Ehe und Kindererziehung machen Johnny und Eike Schneider endlich mal wieder Urlaub. Pannen und jede Menge Zweideutigkeit sind vorprogrammiert...
KurzgeschichteHumor, Familie / P12 / Gen
Eike Undead
Johnny Deathshadow
12.06.2014
12.06.2014
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3.934
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Das kommt dabei raus, wenn man auf der Arbeit einen Anruf annimmt und mit "Guten Tag, Eike Schneider mein Name!" begrüßt wird.... Have Fun xD
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„Guten Tag! Wir haben ein Zimmer gebucht auf den Namen Schneider. Für zwei Erwachsene und drei Kinder.“
Während die Rezeptionistin offensichtlich die Augen aufriss, verdrehte Eike seine Augen. Lilly, seine kleine süße Tochter, schmiegte sich an sein Bein und blickte mehr als skeptisch zum Rezeptionstresen hinauf. Johnny hinter ihm hatte genug damit zu tun, die sechsjährigen Zwillinge Tobi und Till zu bändigen.
„Ähm“, räusperte sich die arme Frau verlegen. „Ja… also…“
„Papa, kriegen wir ein Eis?“ Tobi sah seinen Vater mit leuchtenden Augen an. „Später, Tobi.“ Der Älteste lächelte… - noch. Die Zwillinge waren anstrengend. Und auch wenn sie sich vorgenommen hatten, ihren ersten Urlaub seit gut sieben Jahren zu genießen: Es dürfte schwer werden.
Lilly blickte zu ihren Brüdern und machte ihrem Vater dann mehr als deutlich, dass sie jetzt sofort auf den Arm genommen werden wollte. Eike seufzte und hob die Kleine dann hoch. Der Schlanke lächelte sein Gegenüber so freundlich wie möglich an: „Ist das Zimmer noch nicht fertig, oder gibt es ein anderes Problem?“
„Was?“ sah die verwirrt drein und schüttelte sich dann leicht. „Nein, es gibt kein Problem. Würden Sie bitte das Formular ausfüllen?!“ Hatte diese Frau etwa noch nie ein homosexuelles Paar gesehen? Konnte Eike sich irgendwie nicht vorstellen. Mittlerweile sollte dieses Thema doch selbst schon auf einem Dorf wie diesem angekommen sein.
Vielleicht.
„Schatz, sonst geh du doch schon mal mit den Kindern los, während ich den Papierkrieg erledige.“ „DAS könnte dir so passen, Hase. Vergiss es!“ Johnny grinste und haute ihm leicht auf den Hintern, ehe er ihm Lilly abnahm und die Jungs ermahnte: „Bleibt da, wo ich euch sehen kann und macht nichts kaputt!“
Ja, so etwas musste man den Zwillingen vorher sagen. Dass nichts kaputt gehen durfte, war nicht unbedingt selbstverständlich.
Es war zwar nicht so, dass die beiden irgendwie rumrandalierten. Nein, sie spielten nur gern Leuten einen Streich – und dabei konnte schon mal das Inventar leiden. Lilly war wesentlich ruhiger – und das lag nicht unbedingt an ihrem Geschlecht. Sie war wie Eike: Besonnen, zurückhaltend und auf ihre Art und Weise hochintelligent. Die Zwillinge wiederum hätten astrein Johnnys jüngere Abbilder sein können: Draufgängerisch, für jeden Scherz zu haben und die durchaus ebenfalls vorhandene Intelligenz wurde dazu eingesetzt, für Stimmung zu sorgen.
Eike füllte das Formular in seiner Sonntags-Schönschreibschrift aus und hielt es danach der Frau wieder hin. „Ich hoffe, ich hab nichts vergessen.“ Anscheinend nicht, denn sie bekamen ihren Schlüssel überreicht. „Zweite Etage, Zimmer Nummer 226.“ Sie schielte zu Johnny hinüber. „Sie und Ihre Begleitung haben mit Halbpension gebucht…?!“ War das eine Frage oder eine Tatsache?
„Mein Mann und ja, das ist richtig.“ Hätte die Gute einfach mal das Anmeldeformular gelesen, wäre sie da auch sicher drauf gekommen. Seit nun mehr sieben Jahren waren sie nun schon Herr und Herr Schneider – und das klang verdammt gut.
„Ähm ja gut… also… Sie können dann einfach ins Restaurant gehen und legen Ihre Zimmerkarte vor. Wir möchten Sie bitten, Logis und Verpflegung vorab zu bezahlen.“
Klar: Johnny mit seinen wieder länger werdenden Haaren und den tätowierten Armen sah bestimmt aus wie ein Verbrecher und auch Eike schien anscheinend keinen wirklich Vertrauen erweckenden Eindruck zu machen. Ob das an der Glatze, der leichten Schminke oder seinen schwarzen Klamotten lag, blieb erst einmal ein Geheimnis. Fest stand: Das Pärchen vor ihnen hatte nicht direkt bei Anreise bezahlen müssen, obwohl diese offensichtlich das Hotel auch zum ersten Mal besuchten.
Eike war es gerade egal: Er hatte keine Lust, jetzt mit dieser Frau zu diskutieren. Er zückte seine Kreditkarte und hielt sie der Rezeptionistin hin. Johnny grummelte hinter ihm leise. Ihm war das also auch aufgefallen. Klasse Start in den Urlaub.
Nachdem nun auch das Finanzielle erledigt war, durften sie endlich hinauf aufs Zimmer. Bereits auf dem Weg dorthin entdeckten die Zwillinge den Schwimmbadbereich und Eike schaffte es noch gerade, beide am Arm zu packen und davon abzuhalten, sich in den hoteleigenen Pool zu stürzen. „Wir bringen jetzt erst mal unsere Sachen hoch und dann kriegt ihr euer Eis“, lächelte er den beiden Rabauken zu.
Einen Moment lang war Till hin und hergerissen. Eis oder doch lieber gleich Pool? Na ja, sie waren halt doch ihre Kinder und bevorzugten erst einmal das Eis. Sie luden also ihre Koffer im Appartement ab und verließen danach das Hotel wieder. Schräg gegenüber hatte ein Italiener ein Eiscafé mit einer riesigen Auswahl an Eissorten. Es war viel los. Kein Wunder: Das Wetter war ja auch perfekt.
Immerhin: Hier wurden sie von dem Mann hinter der Theke nicht wie Aliens behandelt. Gut, der Typ war auch irgendwie von Lilly verzaubert und schenkte ihr doch glatt eine Kugel Eis. Prompt setzten Till und Tobi einen Blick auf, der niemals nachgemacht werden konnte. Mit großen Kulleraugen schauten sie den Mann an, der ihnen sofort auch je eine Kugel ausgab.
Johnny grinste und schnurrte Eike ins Ohr: „Ob wir das mit dem Dackelblick vielleicht auch mal versuchen sollen, Hase?!“ „Das darfst du gerne probieren, Schatz, aber… ich glaube um damit wirklich erfolgreich zu sein, bist du zu alt, bzw. hast nicht genug Oberweite!“
Das schien Johnny auch zu befürchten, denn er ließ es bleiben. Stattdessen bestellten sie sich zwei Eisbecher zum Mitnehmen. Und während sie alle löffelten und schleckten, erkundeten sie schon mal die Umgebung um das Hotel. Nachdem sie dann zurück waren, zogen sie sich geschwind um und ab ging es runter ins Schwimmbad. Das Besondere hier: Man konnte direkt vom Hallenbad hinaus ins Freibad tauchen. Es gab eine Felsrutsche, ein Dreimeter- und ein Einmeterbrett.
Drinnen war abgesehen vom Sprudelbecken nahezu tote Hose. Draußen hatten sich dafür bereits einige andere Familien breit gemacht. Störte die Schneiders nicht im Geringsten. Eike und Johnny wollten drinnen ihre Ruhe haben und konnten sich so außerdem mit Lilly ins Kinderbecken setzen. Und die Zwillinge?! Die missbrauchten den Fels nicht zum Rutschen, sondern als Sprungbrett.
Johnny warf einen prüfenden Blick auf seine Söhne, ehe er sich unheillächelnd seinem Ehemann zuwandte. „Erinnerst du dich noch… Aschersleben?!“ Vielsagend schob er sich zwischen Eikes Beine. Der lag im flachen Wasser des Kinderbeckens und hatte die Augen geschlossen – noch. Denn kaum dass er den Älteren auf sich spürte, erschien es ihm doch sicherer, die Augen aufzumachen. „Schatz, komm mir nicht auf die Idee, mich hier im Schwimmbad heiß zu machen!“ „Wieso nicht?“ fragte Johnny unschuldig und musste fast noch breiter grinsen. Sehr unauffällig streifte er die Badeshorts seines Mannes, der ihm prompt auf die Finger klatschte. „Johnny, ich mein es ernst. Ich hab keinen Bock drauf, am Ende aus dem Hotel geworfen zu werden, weil wir in der Öffentlichkeit und vor irgendwelchen fremden Kindern übereinander hergefallen sind.“
Ja gut, damit hatte der Jüngere durchaus Recht. Trotzdem schmollte Johnny. Na, aber kuscheln würde er jawohl dürfen, oder? Er bettete also seinen Kopf auf der flachen Brust seiner besseren Hälfte ab und spürte zufrieden, wie der seine Arme um ihn schlang.
War klar, dass ihm die Ruhe nicht gegönnt war. „Papa?!“ Na super, was hatten die Zwillinge jetzt schon wieder angestellt?
„Da treibt ne alte Oma im Wasser!“ Hach ja, herrlich wie gerade heraus Tobi doch immer war. „Die bewegt sich nicht mehr!“ fügte Till hinzu und endlich kam Leben in die beiden Erwachsenen. Sie brauchten sich nicht einmal absprechen. Johnny flitzte zu Lilly und hob sie hoch um mit ihr auf dem Arm zu folgen, während sein wesentlich sportlicherer Ehemann zum anderen Becken sprintete und mit einem hammergeilen und äußerst sexy Köper ins Wasser sprang. Wäre die Lage grad nicht so ernst gewesen, hätte er Eike jetzt unter Garantie in die nächste Kabine gezehrt und zwischen sich und der Wand festgenagelt und…
Böses Kopfkino. „Jungs, passt auf eure Schwester auf, ja?!“ Er wusste, die Zwillinge bauten unheimlich viel Scheiße. Aber wenn die Lage wirklich ernst war und es um ihre kleine Schwester ging, dann war auf die beiden Verlass. Tobi nickte und nahm die Hand der Jüngsten. Die wiederum fragte: „Was macht Papa da?“ „Papa spielt grad Held und rettet die Frau da vorm Ertrinken“, erklärte Till ihr.
Johnny selbst war zum Beckenrand gegangen und half seinem Mann nun die Frau ans Trockene zu ziehen. Die Frau war bewusstlos und hatte vermutlich Wasser geschluckt. Johnny verzog das Gesicht. Er hätte tausend Mal lieber seinen Ehemann wiederbelebt, aber leider konnte man sich so etwas nicht aussuchen. Und da sein großartiger Ehemann schon alles andere gemacht hatte, beugte sich Johnny über die Bewusstlose und begann mit der Mund zu Mund Beatmung. „Till, renn schnell zur Rezeption und sag Bescheid, was passiert ist und dass die einen Rettungswagen rufen sollen!“ ordnete Eike an, ehe er sich neben ihn hockte. „Und?“ wollte er von Johnny wissen.
Geschafft: Die arme Frau spuckte das Wasser wieder auf und ihre Augenlider flatterten. Mit Eikes Hilfe drehte Johnny sie in die stabile Seitenlage. „Alles okay, spucken Sie es alles aus!“
Till kam mit der Frau zurückgeeilt, die etwas überrumpelt und hilflos aussah. „Ist der Krankenwagen unterwegs?“ fragte Johnny also. „Ähm ja… meine Kollegin ruft grad an.“
Inzwischen waren wohl ein paar mehr Leute aufmerksam geworden und eine schaulustige Menge versammelte sich um sie. „Na super… jetzt ist hier Streichelzoo angesagt, oder wie?!“ grummelte Eike. Lilly schmiegte sich mal wieder an ihn.
Johnny wunderte das nicht mehr. Lilly war einfach das Mutterkind – und da Eike die Frau in der Beziehung war, konnte es gar nicht anders sein, als dass die Kleine auf den Jüngeren fixiert war.
Auf einmal kreischte es da neben ihnen: „Mama!“ Da war eine Frau mittleren Alters, die besorgt zu der Geretteten stürzte. „Was ist denn passiert?“ Anscheinend war die Tochter der alten Dame nur kurz raus geschwommen. In der Zeit hatte die Ältere dann aufgrund des warmen Wetters und eines schwachen Kreislaufes einen kleinen Schwächeanfall gehabt.
Sie war Eike und Johnny tierisch dankbar.
Nachdem Mutter und Tochter dann vom Krankenwagen abgeholt worden waren, lehnte sich Eike betont lässig an Johnny an. „Darf ich mal erwähnen, dass solche Rettungsaktionen verdammt scharf machen?!“ Der Ältere blinzelte seinen Ehemann nur einmal an, ehe er sich die Kinder schnappte und zur hoteleigenen Kindertagesstätte – besser bekannt als „Ronjas Räuberbude“ – eilte. Eike hetzte ihm hinterher und hatte fast vergessen, wie schnell der Kleinere laufen konnte, wenn die Aussicht auf traute Zweisamkeit (mit anderen Worten: heißen, wilden, zügellosen Sex) bestand.
Till und Tobi seufzten und nahmen ihre kleine Schwester an die Hand, während sie in das „Spieleparadies“ hineinliefen. „Mag der Papa uns nicht mehr, dass der uns so einfach abschiebt?“ wollte Lilly mit tellergroßen und dezent feuchten Augen wissen.
Tobi beruhigte sie: „Quatsch, Lilly. Papa liebt uns – vor allem dich. Aber unser Papa hat auch unseren anderen Papa furchtbar doll lieb. Und dann müssen die halt manchmal so seltsamen Erwachsenenkram machen.“ Till jedoch grinste diabolisch: „Und glaub uns, Lilly: Du willst nicht im Raum nebenan sein, wenn die das machen!“
Eike quietschte mädchenhaft auf uns versteckte sein Gesicht an Johnnys Brust: „Bitte sag mir, dass die uns nicht belauscht haben!“ In Johnnys Augen dagegen leuchtete etwas auf, das man am ehesten als „Stolz“ bezeichnen könnte. „Das sind meine Jungs! Ich wette, wenn ihr das erste Mal den interessanteren Teil des Bio-Unterrichts durchnehmt, klärt ihr die Lehrerin auf und nicht anders herum!“ Grinsend erinnerte er sich an seine eigenen Sexualkundestunden. Es war ihm ein Spaß gewesen.
„Verflucht, Johnny!“ brauste Eike ein klein wenig auf. „Unsere Söhne sind erst 6 Jahre alt! Die sollten noch über das Mysterium grübeln, warum Barbie so anders aussieht als Ken und nicht mit den beiden schon erste Szenen nachstellen!“ Johnny kannte seinen Mann besser: Eigentlich war er heilfroh, dass er darum herum kam, mit den beiden später einmal ein aufklärendes Gespräch führen zu müssen. Nicht dass er sonderlich prüde wäre – das war er definitiv nicht, nein. Aber… er kannte ja die beiden auch nicht erst seit gestern und wusste nur zu gut, welche unangenehmen Fragen die stellen konnten.
„Alles ist gut, Hase. Und jetzt komm. Jungs, benehmt euch und habt ein Auge auf eure Schwester. Wenn die Gefahr vorüber ist, holen wir euch wieder“, zwinkerte Johnny Till zu, der nicht so recht zu wissen schien, ob er jetzt lachen oder angeekelt gucken sollte. Die Mischung aus beidem sah jedenfalls zum Schießen aus.
Zwei Stunden später sah Johnny zufrieden auf das verwüstete Zimmer. Eike kuschelte noch an seiner Brust, blickte nun aber ebenfalls auf das Chaos. „Also… bevor wir die Kids wiederholen, sollten wir das aber schon noch wieder in Ordnung bringen“, seufzte er. Johnny stibitzte sich lieber noch einen Kuss, bevor er auch nur im Entferntesten daran dachte, seinen Arsch wieder aus dem Bett zu hieven. Lust hatte er zumindest keine. Na ja, zumindest nicht DARAUF.
„Na komm – wir hatten unseren Spaß. Aber wir sollten die Jungs nicht ewig da unten lassen…“, deutete Eike an. Und ja, damit hatte er sicherlich Recht. Johnny seufzte und gab es auf. Eher widerwillig hob er die Kissen, Decken, Lampen, Kleidungsstücke und alles andere auf und sortierte es zurück an den rechtmäßigen Platz. Er musste sehr breit grinsen, als ihm auffiel, dass sie es mal wieder geschafft hatten, den Schrank zu demontieren. „Erinnerst du dich noch an Aschersleben?“ hob er vielsagend die Kleiderstange in die Höhe.
Auch Eike lächelte selig. „Wie könnte ich das vergessen?! Du hast Witze über deinen Ständer gerissen, mich gegen die Schranktür gedrückt und als die Tür nachgegeben hat, hast du mich im Schrank zwischen unseren Klamotten vernascht – die wir im Übrigen hinterher alle waschen mussten.“
Johnny ergänzte lachend: „Ja, womit wir aber ganze drei Tage gewartet haben, weil wir die Zeit über allein vom Zimmerservice gelebt haben. Ach ja, das war schon geil.“ Und Eike lachte mit: „Ja, „geil“ im Sinne von: Der Muskelkater unseres Lebens. 14 Tage Flitterwochen – und ich hatte noch nie so viele Bauchmuskeln und Muskeln an Körperstellen, wo ich gar nicht wusste, dass man da Muskeln hat.“
Johnny haute ihm bedeutungsvoll auf den Hintern. „Da hast du nach den Flitterwochen auch tolle Muskeln gehabt!“ Eike schnurrte: „Die hab ich dank dir auch immer noch.“ Ein langer Blick… und schon fielen sie wieder übereinander her. Dieses Mal war der Tisch dran. Fakt war: Das Aufräumen hatte sich nicht gelohnt.
Als sie es dann endlich mal geschafft hatten und halbwegs ordentlich bekleidet wieder vor die Hotelzimmertür traten, fanden sie sich einem älterem Ehepaar gegenüber. Eike rechnete schon mit dem Schlimmsten, aber nicht damit, dass die alte Lady ihnen zuzwinkerte und verschwörerisch meinte: „Wir können den Fahrradschuppen wärmstens empfehlen.“
Johnny bedankte sich, Eike beschloss dagegen, ein Leben als Feuermelder zu führen. „Hase, dir muss es doch nicht peinlich sein, dass wir zwei Spaß haben. Andere sind doch höchstens neidisch, dass wir nach sieben Jahren Ehe immer noch das Feuer der Liebe in uns verspüren.“
Das Rot in Eikes Gesicht war verschwunden, dafür verdrehte er nun die Augen: „Wieso kauf ich dir dieses Geschnulze nicht ab?!“ „Weil es nur ein Vorwand ist, dich weiterhin jederzeit und an jedem Ort vögeln zu dürfen!?“ „Schön, dass du es so offen gestehst.“
Auf dem Weg nach unten jammerte er dann leise: „Ich krieg schon wieder einen Muskelkater im Hintern.“ Johnny ließ das nur dreckig grinsen: „Ein Zeichen, dass wir das wieder viel öfter tun sollten.“ „Kommt nicht in die Tüte! Ich habe die verzweifelte Hoffnung, dass zumindest Lilly noch nicht so versaut ist, wie der Rest der Familie und ich will, dass das möglichst lange noch so bleibt!“ zischte Eike leiser werdend, da sie in den Empfangsbereich kamen.
Hier sahen sie das ältere Paar wieder, welches ihnen fröhlich zulächelte und sich dann wieder der Rezeptionistin zuwandte. Die wiederum entdeckte dadurch Johnny und Eike und rief mehr oder weniger laut: „Herr Schneider?“ Und Johnny ließ es sich natürlich nicht nehmen, zu fragen: „Welcher?“
Trada, noch einer Feuermelder. Die arme Frau versuchte schnell genug um den Tresen herum zu kommen und sie abzufangen – möglichst ohne, dass irgendwer sonst etwas mitbekam. „Also ähm... wir möchten Sie bitten, Ihre… ähm… Aktivitäten etwas leiser zu gestalten. Es haben sich Gäste beschwert.“
Nein, die Dame hatte es nicht leise genug gesagt, denn schon stand die alte Lady mit ihrem Gentleman von Mann neben ihr: „Pah, das sind doch nur wieder diese Vollpfosten aus Zimmer 223. Die haben nichts anderes zu tun, als anderen Leuten nachzuspionieren und rum zu nerven, nur weil die selbst das Liebesleben zweier Steine haben! Die haben sich gestern allen Ernstes darüber beschwert, dass ich zu laut gekackt hab!“
Johnny liebte die beiden jetzt schon.
Nun, die Krönung kam in diesem Augenblick um die Ecke: Madam Ronja hatte einen neuen Anstrich bekommen und zerrte je links und rechts Tobi und Till mit sich, die lautstark protestierten. Lilly folgte weinend und versuchte immer wieder auf besagte Ronja zu hauen, wobei sie jammerte, dass die böse Frau gefälligst ihre Brüder loslassen solle.
„Sind das Ihre Kinder?!“ Blieb die Tante vor Eike und Johnny stehen. „Da wir sie zu Ihnen gebracht haben, liegt das nahe.“ „Diese zwei Teufel sind unmöglich!“ Farbe tropfte zu Boden auf den schönen, gewienerten und gebohnerten Boden der Eingangshalle. Die Blicke, welche die Gäste der Kindernanny zuwarfen, waren aber viel genialer.
„Diese zwei „Teufel“ sind unsere Söhne. Und wir können nichts dafür, wenn Sie mit zwei sechs-jährigen Jungen nicht klar kommen.“ Langsam hatte Johnny die Schnauze voll. Der Sex wurde ihm verboten und dann beleidigte man auch noch seine Goldjungen.
Lilly hatte sich längst wieder an Eikes Beine gedrückt und heulte wie nichts Gutes. Tobi und Till derweil hatten sich losgerissen und postierten sich zwischen ihren Vätern. Einen neugierigen Blick waren sie auf den Ehemann der coolen Lady, der gerade kicherte und dabei gewaltig aufpassen musste, dass ihm sein Gebiss nicht flöten ging.
„Diese Jungs sind Ausgeburten der Hölle! Sie haben Seiten aus den Kinderbüchern rausgerissen und davon Papierflieger gefaltet!“ Tobi stellte gleich mal klar: „Das waren bloß die weißen Seiten und das auch nur, weil Sie uns kein Papier geben wollten, da wir ja nicht vorhatten, darauf bescheuerte, bunte Bildchen zu malen, die irgendwelche Bäume und Häuser oder Regenbögen zeigen.“
„Ich kenne Kinder wie euch, ihr hättet damit mich oder noch schlimmer andere Kinder abgeworfen!“ Die Frau schimpfte regelrecht. Johnny brodelte. „Soll das heißen, Sie hatten von vorn herein Vorurteile gegen unsere Söhne!? Wieso, weil die beiden zwei Väter haben? Weil ihre Eltern tätowiert sind? Weil wir sonntags nicht in die Kirche gehen? Weil mein Mann gepierct ist – und das weiß Gott nicht bloß im Gesicht!“
Haha, die Röte im Gesicht der Frau war grad keine Wut mehr…
„Ich… also… nein… es ist… nur… weil…“ stotterte die Kindernanny nun. „Ihre Ausreden können Sie sich sparen. Ich werde meine Söhne jedenfalls bestimmt nicht bestrafen, weil sie sich gegen Vorurteile zur Wehr gesetzt haben. Im Gegenteil – ich werde sie lediglich ermutigen, nächstes Mal nicht nur einen Farbtopf über Ihrem Kopf zu entleeren!“ Damit schnappte er sich die Zwillinge und stapfte davon. Eike funkelte die Frau noch kurz an, ehe er ihm mit Lilly auf dem Arm folgte.
Dann allerdings wurde er ein wenig unruhig. „Ich wette, die schmeißen uns aus dem Hotel… erst die Sache mit unserer Lautstärke und dann benehmen sich Tobi und Till auch noch 1 A wie ihre Väter.“ Das Blöde war: Er sollte Recht behalten.
Und doch hatten sie sich offenbar auch Freunde gemacht.
Erna und Günter – das freundliche Ehepaar im gehobenen Alter – hatte den kompletten Terz mitbekommen und auch, dass sie des Hotels verwiesen wurden. Nun klopften sie an ihrer Tür, als sie grad am Packen waren. „Oh hallo!“ lächelte Johnny und ja das Lächeln war echt: Die beiden mochte er. „Wir haben alles mitbekommen. Und… wir haben da eine Idee!“ Erna grinste verschmitzt, während sie sich den Zwillingen zuwandte. „Mögt ihr Baumhäuser?!“ Tobi nickte heftig und Till jubelte: „Klar!“ „Dann haben wir eine Unterkunft für euch.“
Das Ende vom Lied war, dass die beiden die kleine Familie zu einem Privatgrundstück ganz in der Nähe führten, auf dem eine große, massive Eiche stand. Und in dessen Krone gab es ein Baumhaus. „Wir würden hier ja selbst noch übernachten, aber… wir sind zwar noch recht mobil, aber da jedes Mal hoch und runter – so fit sind wir dann doch nicht mehr. Oben gibt es einen kleinen Schrank, darin findet ihr einen Feldkocher und kleine Töpfe. Das stille Örtchen ist gleich da vorne.“ Ein Plumpsklo – aber was sollte es schon…
„Wir bringen euch aber auch gern ab und an mal was Leckeres vorbei. Ansonsten stehen euch da vier Schlafplätze zur Verfügung. Die Schlafsäcke sind gewaschen, liegen allerdings schon wieder ein paar Wochen da oben – müsst ihr mal sehen, ob das noch geht, ansonsten kriegen wir da sicher auch was organisiert.“
Tobi hatte in dem Augenblick den Obstgarten entdeckt: „Erdbeeren!“ „Und Äpfel!“ sauste ihm Till hinterher. „Jungs, stopp!“ rief Eike und abrupt blieben die beiden stehen. „Wie wäre es, wenn ihr erst mal fragt, ob ihr euch daran gütig tun dürft?!“
Dackelblick an und…: „Dürfen wir biiiitteeeee?!“ Günter lachte wieder los. „Lasst es euch schmecken, Jungs!“ brummte er mit seiner tiefen, angenehmen Stimme. Lilly eilte ihren Brüdern hinterher um vielleicht auch noch die ein oder andere Frucht zu ergattern.
„Das ist wirklich sehr nett von Ihnen“, setzte Eike dann zum Dank an. „Das „Sie“ können wir uns glaub ich schenken, meint ihr nicht, Jungs!?“ meinte Erna. Johnny nickte zustimmend. Eike war grad eher abgelenkt von seiner Tochter, die auf ihn zugestürmt kam. „Papa! Schau mal! Wir haben Obstsalat gemacht… mit extra viel Banane drin!“
Wieso nur grinste Lilly so merkwürdig? Hatten das die Zwillinge ausgeheckt? Versauten die etwa grad seine junge, naive, unschuldige kleine Prinzessin?!
Und auf einmal grinste auch Johnny unheilverkündend. „Eike, du wirst gleich geteebeutelt!“ Alles lachte. Nur Eike natürlich nicht. „JOHNNY!!!“ Seine Hoffnung schwand, dass Lilly jemals ohne diesen gewissen Grad an Versautheit aufwachsen würde.
Und das machte ihm Angst. So viel Angst, dass er… schreiend aufwachte.
„Eik… Hase! Wach auf – du träumst nur!“ Blinzelnd schaute er Johnny an. Der lag neben ihm. Auf einem großen Doppelbett. In ihrer Wohnung. Draußen dämmerte es. Ihm war warm – sehr warm. Lag vielleicht auch daran, dass die wandelnde Heizung namens Johnny neben ihm lag. „Hey…“, nahm eben diese Heizung ihn nun grad beruhigend in den Arm. „Was…?!“ Orientierungslos blickte er sich um.
Sie waren zu Hause? Wie konnte das sein und… „Wo sind Lilly und die Zwillinge?!“ „Welche Zwillinge und was für eine Lilly?“ Johnny wusste nicht, ob er belustigt oder besorgt dreinschauen sollte. „Na, unsere Kinder!“
Jetzt starrte Johnny ihn fassungslos an und legte schließlich seine Hand auf seine Stirn. „Hase, wir sind jetzt seit 3 Wochen verheiratet – willst du mir etwa sagen, du hast schon Kinder, die du mit in die Ehe bringst?!“
Eike dämmerte langsam: Er hatte alles geträumt. Ein kleines bisschen fühlte er sich erleichtert, weshalb er Johnny gierig küsste. „Schatz versprich mir, dass wenn wir jemals Zwillinge adoptieren sollten, diese nicht Tobi und Till zu nennen. Und was noch viel wichtiger ist: Sollten wir jemals eine Tochter namens Lilly bekommen… bring ihr keinen Unsinn bei, bitte!“
Johnny strich ihm beruhigend über den Rücken und lächelte schließlich: „So, so…. wir hatten also Kinder, ja?“ „Ja.“
Irritiert beobachtete Eike, wie sich sein Ehemann aus dem Bett erhob und an die Küchenzeile ging, um den Wasserkocher anzuschmeißen. „Was wird denn das jetzt?“ „Na ja, ich habe mir mal so gedacht, wir könnten einen Tee vertragen, während du mir berichtest, wieso in deinem Traum die Worte Obstsalat, Banane und geteebeutelt drin vorkommen - ich mein, du darfst es mir natürlich auch gern direkt zeigen, wenn dir das lieber ist!“
„Johnny... ich hasse dich“, meinte Eike trocken. „Ich weiß.“ „Und Johnny, ich liebe dich.“ Das Grinsen wurde breiter. „Teebeuteln?!“ „Meinetwegen, aber nimm den Mund nicht wieder zu voll...“ „Haha.“
THE END
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„Guten Tag! Wir haben ein Zimmer gebucht auf den Namen Schneider. Für zwei Erwachsene und drei Kinder.“
Während die Rezeptionistin offensichtlich die Augen aufriss, verdrehte Eike seine Augen. Lilly, seine kleine süße Tochter, schmiegte sich an sein Bein und blickte mehr als skeptisch zum Rezeptionstresen hinauf. Johnny hinter ihm hatte genug damit zu tun, die sechsjährigen Zwillinge Tobi und Till zu bändigen.
„Ähm“, räusperte sich die arme Frau verlegen. „Ja… also…“
„Papa, kriegen wir ein Eis?“ Tobi sah seinen Vater mit leuchtenden Augen an. „Später, Tobi.“ Der Älteste lächelte… - noch. Die Zwillinge waren anstrengend. Und auch wenn sie sich vorgenommen hatten, ihren ersten Urlaub seit gut sieben Jahren zu genießen: Es dürfte schwer werden.
Lilly blickte zu ihren Brüdern und machte ihrem Vater dann mehr als deutlich, dass sie jetzt sofort auf den Arm genommen werden wollte. Eike seufzte und hob die Kleine dann hoch. Der Schlanke lächelte sein Gegenüber so freundlich wie möglich an: „Ist das Zimmer noch nicht fertig, oder gibt es ein anderes Problem?“
„Was?“ sah die verwirrt drein und schüttelte sich dann leicht. „Nein, es gibt kein Problem. Würden Sie bitte das Formular ausfüllen?!“ Hatte diese Frau etwa noch nie ein homosexuelles Paar gesehen? Konnte Eike sich irgendwie nicht vorstellen. Mittlerweile sollte dieses Thema doch selbst schon auf einem Dorf wie diesem angekommen sein.
Vielleicht.
„Schatz, sonst geh du doch schon mal mit den Kindern los, während ich den Papierkrieg erledige.“ „DAS könnte dir so passen, Hase. Vergiss es!“ Johnny grinste und haute ihm leicht auf den Hintern, ehe er ihm Lilly abnahm und die Jungs ermahnte: „Bleibt da, wo ich euch sehen kann und macht nichts kaputt!“
Ja, so etwas musste man den Zwillingen vorher sagen. Dass nichts kaputt gehen durfte, war nicht unbedingt selbstverständlich.
Es war zwar nicht so, dass die beiden irgendwie rumrandalierten. Nein, sie spielten nur gern Leuten einen Streich – und dabei konnte schon mal das Inventar leiden. Lilly war wesentlich ruhiger – und das lag nicht unbedingt an ihrem Geschlecht. Sie war wie Eike: Besonnen, zurückhaltend und auf ihre Art und Weise hochintelligent. Die Zwillinge wiederum hätten astrein Johnnys jüngere Abbilder sein können: Draufgängerisch, für jeden Scherz zu haben und die durchaus ebenfalls vorhandene Intelligenz wurde dazu eingesetzt, für Stimmung zu sorgen.
Eike füllte das Formular in seiner Sonntags-Schönschreibschrift aus und hielt es danach der Frau wieder hin. „Ich hoffe, ich hab nichts vergessen.“ Anscheinend nicht, denn sie bekamen ihren Schlüssel überreicht. „Zweite Etage, Zimmer Nummer 226.“ Sie schielte zu Johnny hinüber. „Sie und Ihre Begleitung haben mit Halbpension gebucht…?!“ War das eine Frage oder eine Tatsache?
„Mein Mann und ja, das ist richtig.“ Hätte die Gute einfach mal das Anmeldeformular gelesen, wäre sie da auch sicher drauf gekommen. Seit nun mehr sieben Jahren waren sie nun schon Herr und Herr Schneider – und das klang verdammt gut.
„Ähm ja gut… also… Sie können dann einfach ins Restaurant gehen und legen Ihre Zimmerkarte vor. Wir möchten Sie bitten, Logis und Verpflegung vorab zu bezahlen.“
Klar: Johnny mit seinen wieder länger werdenden Haaren und den tätowierten Armen sah bestimmt aus wie ein Verbrecher und auch Eike schien anscheinend keinen wirklich Vertrauen erweckenden Eindruck zu machen. Ob das an der Glatze, der leichten Schminke oder seinen schwarzen Klamotten lag, blieb erst einmal ein Geheimnis. Fest stand: Das Pärchen vor ihnen hatte nicht direkt bei Anreise bezahlen müssen, obwohl diese offensichtlich das Hotel auch zum ersten Mal besuchten.
Eike war es gerade egal: Er hatte keine Lust, jetzt mit dieser Frau zu diskutieren. Er zückte seine Kreditkarte und hielt sie der Rezeptionistin hin. Johnny grummelte hinter ihm leise. Ihm war das also auch aufgefallen. Klasse Start in den Urlaub.
Nachdem nun auch das Finanzielle erledigt war, durften sie endlich hinauf aufs Zimmer. Bereits auf dem Weg dorthin entdeckten die Zwillinge den Schwimmbadbereich und Eike schaffte es noch gerade, beide am Arm zu packen und davon abzuhalten, sich in den hoteleigenen Pool zu stürzen. „Wir bringen jetzt erst mal unsere Sachen hoch und dann kriegt ihr euer Eis“, lächelte er den beiden Rabauken zu.
Einen Moment lang war Till hin und hergerissen. Eis oder doch lieber gleich Pool? Na ja, sie waren halt doch ihre Kinder und bevorzugten erst einmal das Eis. Sie luden also ihre Koffer im Appartement ab und verließen danach das Hotel wieder. Schräg gegenüber hatte ein Italiener ein Eiscafé mit einer riesigen Auswahl an Eissorten. Es war viel los. Kein Wunder: Das Wetter war ja auch perfekt.
Immerhin: Hier wurden sie von dem Mann hinter der Theke nicht wie Aliens behandelt. Gut, der Typ war auch irgendwie von Lilly verzaubert und schenkte ihr doch glatt eine Kugel Eis. Prompt setzten Till und Tobi einen Blick auf, der niemals nachgemacht werden konnte. Mit großen Kulleraugen schauten sie den Mann an, der ihnen sofort auch je eine Kugel ausgab.
Johnny grinste und schnurrte Eike ins Ohr: „Ob wir das mit dem Dackelblick vielleicht auch mal versuchen sollen, Hase?!“ „Das darfst du gerne probieren, Schatz, aber… ich glaube um damit wirklich erfolgreich zu sein, bist du zu alt, bzw. hast nicht genug Oberweite!“
Das schien Johnny auch zu befürchten, denn er ließ es bleiben. Stattdessen bestellten sie sich zwei Eisbecher zum Mitnehmen. Und während sie alle löffelten und schleckten, erkundeten sie schon mal die Umgebung um das Hotel. Nachdem sie dann zurück waren, zogen sie sich geschwind um und ab ging es runter ins Schwimmbad. Das Besondere hier: Man konnte direkt vom Hallenbad hinaus ins Freibad tauchen. Es gab eine Felsrutsche, ein Dreimeter- und ein Einmeterbrett.
Drinnen war abgesehen vom Sprudelbecken nahezu tote Hose. Draußen hatten sich dafür bereits einige andere Familien breit gemacht. Störte die Schneiders nicht im Geringsten. Eike und Johnny wollten drinnen ihre Ruhe haben und konnten sich so außerdem mit Lilly ins Kinderbecken setzen. Und die Zwillinge?! Die missbrauchten den Fels nicht zum Rutschen, sondern als Sprungbrett.
Johnny warf einen prüfenden Blick auf seine Söhne, ehe er sich unheillächelnd seinem Ehemann zuwandte. „Erinnerst du dich noch… Aschersleben?!“ Vielsagend schob er sich zwischen Eikes Beine. Der lag im flachen Wasser des Kinderbeckens und hatte die Augen geschlossen – noch. Denn kaum dass er den Älteren auf sich spürte, erschien es ihm doch sicherer, die Augen aufzumachen. „Schatz, komm mir nicht auf die Idee, mich hier im Schwimmbad heiß zu machen!“ „Wieso nicht?“ fragte Johnny unschuldig und musste fast noch breiter grinsen. Sehr unauffällig streifte er die Badeshorts seines Mannes, der ihm prompt auf die Finger klatschte. „Johnny, ich mein es ernst. Ich hab keinen Bock drauf, am Ende aus dem Hotel geworfen zu werden, weil wir in der Öffentlichkeit und vor irgendwelchen fremden Kindern übereinander hergefallen sind.“
Ja gut, damit hatte der Jüngere durchaus Recht. Trotzdem schmollte Johnny. Na, aber kuscheln würde er jawohl dürfen, oder? Er bettete also seinen Kopf auf der flachen Brust seiner besseren Hälfte ab und spürte zufrieden, wie der seine Arme um ihn schlang.
War klar, dass ihm die Ruhe nicht gegönnt war. „Papa?!“ Na super, was hatten die Zwillinge jetzt schon wieder angestellt?
„Da treibt ne alte Oma im Wasser!“ Hach ja, herrlich wie gerade heraus Tobi doch immer war. „Die bewegt sich nicht mehr!“ fügte Till hinzu und endlich kam Leben in die beiden Erwachsenen. Sie brauchten sich nicht einmal absprechen. Johnny flitzte zu Lilly und hob sie hoch um mit ihr auf dem Arm zu folgen, während sein wesentlich sportlicherer Ehemann zum anderen Becken sprintete und mit einem hammergeilen und äußerst sexy Köper ins Wasser sprang. Wäre die Lage grad nicht so ernst gewesen, hätte er Eike jetzt unter Garantie in die nächste Kabine gezehrt und zwischen sich und der Wand festgenagelt und…
Böses Kopfkino. „Jungs, passt auf eure Schwester auf, ja?!“ Er wusste, die Zwillinge bauten unheimlich viel Scheiße. Aber wenn die Lage wirklich ernst war und es um ihre kleine Schwester ging, dann war auf die beiden Verlass. Tobi nickte und nahm die Hand der Jüngsten. Die wiederum fragte: „Was macht Papa da?“ „Papa spielt grad Held und rettet die Frau da vorm Ertrinken“, erklärte Till ihr.
Johnny selbst war zum Beckenrand gegangen und half seinem Mann nun die Frau ans Trockene zu ziehen. Die Frau war bewusstlos und hatte vermutlich Wasser geschluckt. Johnny verzog das Gesicht. Er hätte tausend Mal lieber seinen Ehemann wiederbelebt, aber leider konnte man sich so etwas nicht aussuchen. Und da sein großartiger Ehemann schon alles andere gemacht hatte, beugte sich Johnny über die Bewusstlose und begann mit der Mund zu Mund Beatmung. „Till, renn schnell zur Rezeption und sag Bescheid, was passiert ist und dass die einen Rettungswagen rufen sollen!“ ordnete Eike an, ehe er sich neben ihn hockte. „Und?“ wollte er von Johnny wissen.
Geschafft: Die arme Frau spuckte das Wasser wieder auf und ihre Augenlider flatterten. Mit Eikes Hilfe drehte Johnny sie in die stabile Seitenlage. „Alles okay, spucken Sie es alles aus!“
Till kam mit der Frau zurückgeeilt, die etwas überrumpelt und hilflos aussah. „Ist der Krankenwagen unterwegs?“ fragte Johnny also. „Ähm ja… meine Kollegin ruft grad an.“
Inzwischen waren wohl ein paar mehr Leute aufmerksam geworden und eine schaulustige Menge versammelte sich um sie. „Na super… jetzt ist hier Streichelzoo angesagt, oder wie?!“ grummelte Eike. Lilly schmiegte sich mal wieder an ihn.
Johnny wunderte das nicht mehr. Lilly war einfach das Mutterkind – und da Eike die Frau in der Beziehung war, konnte es gar nicht anders sein, als dass die Kleine auf den Jüngeren fixiert war.
Auf einmal kreischte es da neben ihnen: „Mama!“ Da war eine Frau mittleren Alters, die besorgt zu der Geretteten stürzte. „Was ist denn passiert?“ Anscheinend war die Tochter der alten Dame nur kurz raus geschwommen. In der Zeit hatte die Ältere dann aufgrund des warmen Wetters und eines schwachen Kreislaufes einen kleinen Schwächeanfall gehabt.
Sie war Eike und Johnny tierisch dankbar.
Nachdem Mutter und Tochter dann vom Krankenwagen abgeholt worden waren, lehnte sich Eike betont lässig an Johnny an. „Darf ich mal erwähnen, dass solche Rettungsaktionen verdammt scharf machen?!“ Der Ältere blinzelte seinen Ehemann nur einmal an, ehe er sich die Kinder schnappte und zur hoteleigenen Kindertagesstätte – besser bekannt als „Ronjas Räuberbude“ – eilte. Eike hetzte ihm hinterher und hatte fast vergessen, wie schnell der Kleinere laufen konnte, wenn die Aussicht auf traute Zweisamkeit (mit anderen Worten: heißen, wilden, zügellosen Sex) bestand.
Till und Tobi seufzten und nahmen ihre kleine Schwester an die Hand, während sie in das „Spieleparadies“ hineinliefen. „Mag der Papa uns nicht mehr, dass der uns so einfach abschiebt?“ wollte Lilly mit tellergroßen und dezent feuchten Augen wissen.
Tobi beruhigte sie: „Quatsch, Lilly. Papa liebt uns – vor allem dich. Aber unser Papa hat auch unseren anderen Papa furchtbar doll lieb. Und dann müssen die halt manchmal so seltsamen Erwachsenenkram machen.“ Till jedoch grinste diabolisch: „Und glaub uns, Lilly: Du willst nicht im Raum nebenan sein, wenn die das machen!“
Eike quietschte mädchenhaft auf uns versteckte sein Gesicht an Johnnys Brust: „Bitte sag mir, dass die uns nicht belauscht haben!“ In Johnnys Augen dagegen leuchtete etwas auf, das man am ehesten als „Stolz“ bezeichnen könnte. „Das sind meine Jungs! Ich wette, wenn ihr das erste Mal den interessanteren Teil des Bio-Unterrichts durchnehmt, klärt ihr die Lehrerin auf und nicht anders herum!“ Grinsend erinnerte er sich an seine eigenen Sexualkundestunden. Es war ihm ein Spaß gewesen.
„Verflucht, Johnny!“ brauste Eike ein klein wenig auf. „Unsere Söhne sind erst 6 Jahre alt! Die sollten noch über das Mysterium grübeln, warum Barbie so anders aussieht als Ken und nicht mit den beiden schon erste Szenen nachstellen!“ Johnny kannte seinen Mann besser: Eigentlich war er heilfroh, dass er darum herum kam, mit den beiden später einmal ein aufklärendes Gespräch führen zu müssen. Nicht dass er sonderlich prüde wäre – das war er definitiv nicht, nein. Aber… er kannte ja die beiden auch nicht erst seit gestern und wusste nur zu gut, welche unangenehmen Fragen die stellen konnten.
„Alles ist gut, Hase. Und jetzt komm. Jungs, benehmt euch und habt ein Auge auf eure Schwester. Wenn die Gefahr vorüber ist, holen wir euch wieder“, zwinkerte Johnny Till zu, der nicht so recht zu wissen schien, ob er jetzt lachen oder angeekelt gucken sollte. Die Mischung aus beidem sah jedenfalls zum Schießen aus.
Zwei Stunden später sah Johnny zufrieden auf das verwüstete Zimmer. Eike kuschelte noch an seiner Brust, blickte nun aber ebenfalls auf das Chaos. „Also… bevor wir die Kids wiederholen, sollten wir das aber schon noch wieder in Ordnung bringen“, seufzte er. Johnny stibitzte sich lieber noch einen Kuss, bevor er auch nur im Entferntesten daran dachte, seinen Arsch wieder aus dem Bett zu hieven. Lust hatte er zumindest keine. Na ja, zumindest nicht DARAUF.
„Na komm – wir hatten unseren Spaß. Aber wir sollten die Jungs nicht ewig da unten lassen…“, deutete Eike an. Und ja, damit hatte er sicherlich Recht. Johnny seufzte und gab es auf. Eher widerwillig hob er die Kissen, Decken, Lampen, Kleidungsstücke und alles andere auf und sortierte es zurück an den rechtmäßigen Platz. Er musste sehr breit grinsen, als ihm auffiel, dass sie es mal wieder geschafft hatten, den Schrank zu demontieren. „Erinnerst du dich noch an Aschersleben?“ hob er vielsagend die Kleiderstange in die Höhe.
Auch Eike lächelte selig. „Wie könnte ich das vergessen?! Du hast Witze über deinen Ständer gerissen, mich gegen die Schranktür gedrückt und als die Tür nachgegeben hat, hast du mich im Schrank zwischen unseren Klamotten vernascht – die wir im Übrigen hinterher alle waschen mussten.“
Johnny ergänzte lachend: „Ja, womit wir aber ganze drei Tage gewartet haben, weil wir die Zeit über allein vom Zimmerservice gelebt haben. Ach ja, das war schon geil.“ Und Eike lachte mit: „Ja, „geil“ im Sinne von: Der Muskelkater unseres Lebens. 14 Tage Flitterwochen – und ich hatte noch nie so viele Bauchmuskeln und Muskeln an Körperstellen, wo ich gar nicht wusste, dass man da Muskeln hat.“
Johnny haute ihm bedeutungsvoll auf den Hintern. „Da hast du nach den Flitterwochen auch tolle Muskeln gehabt!“ Eike schnurrte: „Die hab ich dank dir auch immer noch.“ Ein langer Blick… und schon fielen sie wieder übereinander her. Dieses Mal war der Tisch dran. Fakt war: Das Aufräumen hatte sich nicht gelohnt.
Als sie es dann endlich mal geschafft hatten und halbwegs ordentlich bekleidet wieder vor die Hotelzimmertür traten, fanden sie sich einem älterem Ehepaar gegenüber. Eike rechnete schon mit dem Schlimmsten, aber nicht damit, dass die alte Lady ihnen zuzwinkerte und verschwörerisch meinte: „Wir können den Fahrradschuppen wärmstens empfehlen.“
Johnny bedankte sich, Eike beschloss dagegen, ein Leben als Feuermelder zu führen. „Hase, dir muss es doch nicht peinlich sein, dass wir zwei Spaß haben. Andere sind doch höchstens neidisch, dass wir nach sieben Jahren Ehe immer noch das Feuer der Liebe in uns verspüren.“
Das Rot in Eikes Gesicht war verschwunden, dafür verdrehte er nun die Augen: „Wieso kauf ich dir dieses Geschnulze nicht ab?!“ „Weil es nur ein Vorwand ist, dich weiterhin jederzeit und an jedem Ort vögeln zu dürfen!?“ „Schön, dass du es so offen gestehst.“
Auf dem Weg nach unten jammerte er dann leise: „Ich krieg schon wieder einen Muskelkater im Hintern.“ Johnny ließ das nur dreckig grinsen: „Ein Zeichen, dass wir das wieder viel öfter tun sollten.“ „Kommt nicht in die Tüte! Ich habe die verzweifelte Hoffnung, dass zumindest Lilly noch nicht so versaut ist, wie der Rest der Familie und ich will, dass das möglichst lange noch so bleibt!“ zischte Eike leiser werdend, da sie in den Empfangsbereich kamen.
Hier sahen sie das ältere Paar wieder, welches ihnen fröhlich zulächelte und sich dann wieder der Rezeptionistin zuwandte. Die wiederum entdeckte dadurch Johnny und Eike und rief mehr oder weniger laut: „Herr Schneider?“ Und Johnny ließ es sich natürlich nicht nehmen, zu fragen: „Welcher?“
Trada, noch einer Feuermelder. Die arme Frau versuchte schnell genug um den Tresen herum zu kommen und sie abzufangen – möglichst ohne, dass irgendwer sonst etwas mitbekam. „Also ähm... wir möchten Sie bitten, Ihre… ähm… Aktivitäten etwas leiser zu gestalten. Es haben sich Gäste beschwert.“
Nein, die Dame hatte es nicht leise genug gesagt, denn schon stand die alte Lady mit ihrem Gentleman von Mann neben ihr: „Pah, das sind doch nur wieder diese Vollpfosten aus Zimmer 223. Die haben nichts anderes zu tun, als anderen Leuten nachzuspionieren und rum zu nerven, nur weil die selbst das Liebesleben zweier Steine haben! Die haben sich gestern allen Ernstes darüber beschwert, dass ich zu laut gekackt hab!“
Johnny liebte die beiden jetzt schon.
Nun, die Krönung kam in diesem Augenblick um die Ecke: Madam Ronja hatte einen neuen Anstrich bekommen und zerrte je links und rechts Tobi und Till mit sich, die lautstark protestierten. Lilly folgte weinend und versuchte immer wieder auf besagte Ronja zu hauen, wobei sie jammerte, dass die böse Frau gefälligst ihre Brüder loslassen solle.
„Sind das Ihre Kinder?!“ Blieb die Tante vor Eike und Johnny stehen. „Da wir sie zu Ihnen gebracht haben, liegt das nahe.“ „Diese zwei Teufel sind unmöglich!“ Farbe tropfte zu Boden auf den schönen, gewienerten und gebohnerten Boden der Eingangshalle. Die Blicke, welche die Gäste der Kindernanny zuwarfen, waren aber viel genialer.
„Diese zwei „Teufel“ sind unsere Söhne. Und wir können nichts dafür, wenn Sie mit zwei sechs-jährigen Jungen nicht klar kommen.“ Langsam hatte Johnny die Schnauze voll. Der Sex wurde ihm verboten und dann beleidigte man auch noch seine Goldjungen.
Lilly hatte sich längst wieder an Eikes Beine gedrückt und heulte wie nichts Gutes. Tobi und Till derweil hatten sich losgerissen und postierten sich zwischen ihren Vätern. Einen neugierigen Blick waren sie auf den Ehemann der coolen Lady, der gerade kicherte und dabei gewaltig aufpassen musste, dass ihm sein Gebiss nicht flöten ging.
„Diese Jungs sind Ausgeburten der Hölle! Sie haben Seiten aus den Kinderbüchern rausgerissen und davon Papierflieger gefaltet!“ Tobi stellte gleich mal klar: „Das waren bloß die weißen Seiten und das auch nur, weil Sie uns kein Papier geben wollten, da wir ja nicht vorhatten, darauf bescheuerte, bunte Bildchen zu malen, die irgendwelche Bäume und Häuser oder Regenbögen zeigen.“
„Ich kenne Kinder wie euch, ihr hättet damit mich oder noch schlimmer andere Kinder abgeworfen!“ Die Frau schimpfte regelrecht. Johnny brodelte. „Soll das heißen, Sie hatten von vorn herein Vorurteile gegen unsere Söhne!? Wieso, weil die beiden zwei Väter haben? Weil ihre Eltern tätowiert sind? Weil wir sonntags nicht in die Kirche gehen? Weil mein Mann gepierct ist – und das weiß Gott nicht bloß im Gesicht!“
Haha, die Röte im Gesicht der Frau war grad keine Wut mehr…
„Ich… also… nein… es ist… nur… weil…“ stotterte die Kindernanny nun. „Ihre Ausreden können Sie sich sparen. Ich werde meine Söhne jedenfalls bestimmt nicht bestrafen, weil sie sich gegen Vorurteile zur Wehr gesetzt haben. Im Gegenteil – ich werde sie lediglich ermutigen, nächstes Mal nicht nur einen Farbtopf über Ihrem Kopf zu entleeren!“ Damit schnappte er sich die Zwillinge und stapfte davon. Eike funkelte die Frau noch kurz an, ehe er ihm mit Lilly auf dem Arm folgte.
Dann allerdings wurde er ein wenig unruhig. „Ich wette, die schmeißen uns aus dem Hotel… erst die Sache mit unserer Lautstärke und dann benehmen sich Tobi und Till auch noch 1 A wie ihre Väter.“ Das Blöde war: Er sollte Recht behalten.
Und doch hatten sie sich offenbar auch Freunde gemacht.
Erna und Günter – das freundliche Ehepaar im gehobenen Alter – hatte den kompletten Terz mitbekommen und auch, dass sie des Hotels verwiesen wurden. Nun klopften sie an ihrer Tür, als sie grad am Packen waren. „Oh hallo!“ lächelte Johnny und ja das Lächeln war echt: Die beiden mochte er. „Wir haben alles mitbekommen. Und… wir haben da eine Idee!“ Erna grinste verschmitzt, während sie sich den Zwillingen zuwandte. „Mögt ihr Baumhäuser?!“ Tobi nickte heftig und Till jubelte: „Klar!“ „Dann haben wir eine Unterkunft für euch.“
Das Ende vom Lied war, dass die beiden die kleine Familie zu einem Privatgrundstück ganz in der Nähe führten, auf dem eine große, massive Eiche stand. Und in dessen Krone gab es ein Baumhaus. „Wir würden hier ja selbst noch übernachten, aber… wir sind zwar noch recht mobil, aber da jedes Mal hoch und runter – so fit sind wir dann doch nicht mehr. Oben gibt es einen kleinen Schrank, darin findet ihr einen Feldkocher und kleine Töpfe. Das stille Örtchen ist gleich da vorne.“ Ein Plumpsklo – aber was sollte es schon…
„Wir bringen euch aber auch gern ab und an mal was Leckeres vorbei. Ansonsten stehen euch da vier Schlafplätze zur Verfügung. Die Schlafsäcke sind gewaschen, liegen allerdings schon wieder ein paar Wochen da oben – müsst ihr mal sehen, ob das noch geht, ansonsten kriegen wir da sicher auch was organisiert.“
Tobi hatte in dem Augenblick den Obstgarten entdeckt: „Erdbeeren!“ „Und Äpfel!“ sauste ihm Till hinterher. „Jungs, stopp!“ rief Eike und abrupt blieben die beiden stehen. „Wie wäre es, wenn ihr erst mal fragt, ob ihr euch daran gütig tun dürft?!“
Dackelblick an und…: „Dürfen wir biiiitteeeee?!“ Günter lachte wieder los. „Lasst es euch schmecken, Jungs!“ brummte er mit seiner tiefen, angenehmen Stimme. Lilly eilte ihren Brüdern hinterher um vielleicht auch noch die ein oder andere Frucht zu ergattern.
„Das ist wirklich sehr nett von Ihnen“, setzte Eike dann zum Dank an. „Das „Sie“ können wir uns glaub ich schenken, meint ihr nicht, Jungs!?“ meinte Erna. Johnny nickte zustimmend. Eike war grad eher abgelenkt von seiner Tochter, die auf ihn zugestürmt kam. „Papa! Schau mal! Wir haben Obstsalat gemacht… mit extra viel Banane drin!“
Wieso nur grinste Lilly so merkwürdig? Hatten das die Zwillinge ausgeheckt? Versauten die etwa grad seine junge, naive, unschuldige kleine Prinzessin?!
Und auf einmal grinste auch Johnny unheilverkündend. „Eike, du wirst gleich geteebeutelt!“ Alles lachte. Nur Eike natürlich nicht. „JOHNNY!!!“ Seine Hoffnung schwand, dass Lilly jemals ohne diesen gewissen Grad an Versautheit aufwachsen würde.
Und das machte ihm Angst. So viel Angst, dass er… schreiend aufwachte.
„Eik… Hase! Wach auf – du träumst nur!“ Blinzelnd schaute er Johnny an. Der lag neben ihm. Auf einem großen Doppelbett. In ihrer Wohnung. Draußen dämmerte es. Ihm war warm – sehr warm. Lag vielleicht auch daran, dass die wandelnde Heizung namens Johnny neben ihm lag. „Hey…“, nahm eben diese Heizung ihn nun grad beruhigend in den Arm. „Was…?!“ Orientierungslos blickte er sich um.
Sie waren zu Hause? Wie konnte das sein und… „Wo sind Lilly und die Zwillinge?!“ „Welche Zwillinge und was für eine Lilly?“ Johnny wusste nicht, ob er belustigt oder besorgt dreinschauen sollte. „Na, unsere Kinder!“
Jetzt starrte Johnny ihn fassungslos an und legte schließlich seine Hand auf seine Stirn. „Hase, wir sind jetzt seit 3 Wochen verheiratet – willst du mir etwa sagen, du hast schon Kinder, die du mit in die Ehe bringst?!“
Eike dämmerte langsam: Er hatte alles geträumt. Ein kleines bisschen fühlte er sich erleichtert, weshalb er Johnny gierig küsste. „Schatz versprich mir, dass wenn wir jemals Zwillinge adoptieren sollten, diese nicht Tobi und Till zu nennen. Und was noch viel wichtiger ist: Sollten wir jemals eine Tochter namens Lilly bekommen… bring ihr keinen Unsinn bei, bitte!“
Johnny strich ihm beruhigend über den Rücken und lächelte schließlich: „So, so…. wir hatten also Kinder, ja?“ „Ja.“
Irritiert beobachtete Eike, wie sich sein Ehemann aus dem Bett erhob und an die Küchenzeile ging, um den Wasserkocher anzuschmeißen. „Was wird denn das jetzt?“ „Na ja, ich habe mir mal so gedacht, wir könnten einen Tee vertragen, während du mir berichtest, wieso in deinem Traum die Worte Obstsalat, Banane und geteebeutelt drin vorkommen - ich mein, du darfst es mir natürlich auch gern direkt zeigen, wenn dir das lieber ist!“
„Johnny... ich hasse dich“, meinte Eike trocken. „Ich weiß.“ „Und Johnny, ich liebe dich.“ Das Grinsen wurde breiter. „Teebeuteln?!“ „Meinetwegen, aber nimm den Mund nicht wieder zu voll...“ „Haha.“
THE END