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You're mine - I'm yours

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P16 / Gen
Asahina Futo
14.05.2014
15.08.2015
18
28.683
4
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Dieses Kapitel
1 Review
 
14.05.2014 1.613
 
Hoch das Bein – so in etwa zumindest | 11. Januar '13


Kraftlos lag ich auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer. Und das lag nicht daran, dass wir in Sport einen Dauerlauf machen mussten – Dauerlauf gehörte zur Leichtathletik, also fiel das auf die wärmeren Monate. Nein, es lag eher daran, dass die Post mich komplett lahm gelegt hatte. Und zwar wortwörtlich. Die feine Karte, welche Urheber allen Übels war, war mir irgendwann aus den Fingern geglitten und lag nun auf dem Fußboden. Die weiße Decke war auch längst nicht mehr so interessant, wie sie es in den ersten Minuten gewesen war. Dennoch starrte ich sie an, als würde mein Leben davon abhängen.
»Nee-san, was machst du denn da. Wartest du etwa auf mich?« Fuuto tauchte hinter dem Sofa auf und sah auf mich hinab – also wie immer, wenn man an den Größenunterschied von dreizehn Zentimetern dachte. Aber ehrlich: Der hatte mir gerade noch gefehlt! Hätte sein Interview oder was auch immer nicht länger dauern können? Denn er war indirekt mit Schuld daran, dass ich völlig ausgelaugt hier herum lag. Innerlich steckte ich das Stück Papier gerade in Brand, um dann wie eine Verrückte darum herum zu tanzen – mit Gesichtsbemalung natürlich, die durfte ja nicht fehlen.
Ich realisierte erst gar nicht, dass Fuuto um das Sofa herum kam und sich wieder über mich beugte. Genauer gesagt lag er fast auf mir, nur seine Beine lagen angewinkelt neben meinen Oberschenkeln. In meinem Kopf machte es ›Klick‹ und endlich schien ich wieder lebendig zu werden. Energisch versuchte ich, ihn von mir weg zu drücken, indem ich meine Hände gegen seine Schultern stemmte. Nun, viel bringen tat das jetzt nicht. Ich verschaffte mir lediglich ein paar Zentimeter mehr zwischen uns.
»Du bist so schmal und dünn, Nee-san. Selbst das Sofa wäre genug für uns, aber ich ziehe ein Bett vor.«
»Hör auf, sowas zu sagen«, murmelte ich. Sollte ich erwähnen, dass meine Hände sich immer noch gegen ihn pressten?
»Oder was denkst du, Nee-san?« Spielerisch wischte er meinen Abwehrversuch weg, indem er sich einfach näher an mich drückte.
»Jetzt lass endlich den verdammten Scheiß!« Schlagartig schloss ich meinen Mund. Ich hatte ihn angeschrien und zwar nicht zu knapp.
Doch der Typ über mir war ein Unmensch. Es schien ihm überhaupt nichts ausgemacht haben; eher schien er es toll zu finden, dass ich auch laut werden konnte. »Warum denn so schlechte Laune, Nee-san?«
Missmutig deutete ich mit meinem Kopf in Richtung Fußboden. Er erblickte das dicke Papier und griff danach. Um es lesen zu können, setzte der Hellbraunhaarige sich auf – direkt auf mein Becken.
»Geh runter von mir, du bist schwer.«
Plötzlich schien eine schalldichte Wand zwischen uns zu existieren. Ich spielte mit dem Gedanken, einen auf Pantomimin zu machen und meine Hände gegen eine unsichtbare Wand zu drücken – aber dafür war jetzt nicht der richtige Augenblick.
Genau wissend, was er gerade las, ratterte ich den Text ebenfalls in meinem Kopf ab. Ich hatte ihn so oft gelesen, in der Hoffnung, mich verlesen zu haben, dass ich den Inhalt nun auswendig kannte.

Wir, Nagami Miwa und Asahina Rintarou, geben unsere Hochzeit bekannt!

Seit nun mehr als ein Jahr kennen und lieben wir uns – und darum wollen wir den Bund der Ehe eingehen und unsere Liebe festigen.
Der 28. Februar dieses Jahres wird unser Schicksalstag sein, welcher um 10 Uhr morgens in der Kirche beginnt.
Ihr seid geladen zur Trauung und anschließender Feier im Festsaal des ›Chez‹.
Festliche, elegante Kleidung wird erwünscht – es liegt bei eurer Interpretation davon.

Außerdem möchten wir noch anmerken, dass unsere Kinder Nagami Eve und Asahina Fuuto uns allen auch noch mit einem Tanz Freude bereiten werden. Seid gespannt.

Mit freundlichen Grüßen,
Miwa und Rintarou


Überrascht sah Fuuto mich an. »Wo ist denn das Problem? Ist doch schön, dass unsere Eltern heiraten wollen. So können Nee-san und ich unsere Wette bis zum Schluss durchziehen.«
Die Wette war jetzt nicht mein Problem – das war sie ständig –, eher der Zusatz unserer Eltern, die einfach über uns bestimmt hatten.
»Musst du nicht zufrieden sein? Ich meine, du kannst mich bei dem Tanz berühren wie du lustig bist und das würde niemandem etwas ausmachen.«
»Wie meinst du das, Nee-san?«
»Jeder weiß, dass meine Mutter langweilige, langatmige Standardtänze hasst. Also erwartet sie eher von uns, dass es ein frischer, peppiger Tanz mit vielen Berührungen wird.« Moment, warum erzählte ich ihm das überhaupt? Hätte ich einfach meine Klappe gehalten, hätten wir den Walzer oder so einstudiert und er hätte mich höchstens beim Üben betatscht. Innerlich flog mein Kopf gerade gegen eine Stahlwand.
»Ah, ich verstehe Nee-sans Problem.«
Wirklich?
»Nee-san will nicht in aller Öffentlichkeit zeigen, wie sehr es ihr gefällt, wenn ich sie berühre.« Jetzt bekam er gerade von mir einen imaginären Arschtritt mit kostenlosem Flug ins Bermuda-Dreieck verpasst. »Aber wichtiger ist nun, dass Nee-san uns nicht blamiert. Wir sollten anfangen, etwas einzustudieren und zu üben. Los, Nee-san, ab in die Tanzklamotten! Oder soll ich das für dich tun?«
Schneller als er es realisieren konnte, war ich in mein Zimmer geflüchtet – wie auch immer ich das bewerkstelligt hatte.

»Also, Nee-san, wie sportlich bist du?«
Fit wie ein Brot und beweglich wie ein Stein. Und genau das sagte ich ihm auch.
»Super Voraussetzungen, Nee-san. Kannst du irgendwas, was beim Tanzen behilflich sein könnte?«
»Äh, ich habe ein gutes Gleichgewicht und mir wird nicht schwindelig, wenn ich mich oft um meine eigene Achse drehe.« Das sollte doch irgendwie von Vorteil sein, oder nicht?
»Na also, Nee-san. Am besten zeig ich dir erstmal grundlegende Tanzschritte, die muss man beherrschen, egal, was du tanzt.«
Und wie sollte das vonstatten gehen? Doofe Frage, Fuuto hielt mir seine Hand hin. Zweifelnd betrachtete ich sie. Mein Verstand weigerte sich auch nur in Erwägung zu ziehen, dass ich nach seiner Hand greifen sollte.
»Nee-san, ein Tanz sieht niemals gut aus, wenn ein Partner sich verweigert. Tänze drücken Gefühle aus, die man manchmal nicht aussprechen kann.«
Widerwillig griff ich nach seiner Hand und konzentrierte mich darauf, was er mir sagte; folgte wortlos seinen Schritten. Mal nach rechts, dann nach links, plötzlich eine Drehung, ein vermeintlicher Annäherungsversuch Fuutos, was sich als enges Zusammentanzen herausstellte.
Er schien ein guter Tänzer zu sein, koordinierte und problemlos ausgeführte Schritte; wirkte auch viel ernster als sonst. Überrascht von dieser Feststellung vergaß ich völlig, dass ich meine Füße bewegen musste und mir plötzlich einer kleiner Schmerzensschrei entfuhr. Da Fuuto auf mein Gesicht geachtet hatte und ich in meinen Gedanken versunken war, war er mir auf den Fuß getreten. Es war nicht die beste Idee gewesen, barfuß tanzen zu üben, aber ich verabscheute Turnschuhe. Nächstes Mal zog ich Absatzschuhe an, dann konnte ich dafür schon mal ein Gefühl entwickeln. Und wenn ich ihm halt damit auf den Fuß trat, dann bekam ich sicherlich einen Kommentar à la ›Nee-san mag es, mich zu quälen‹ hineingedrückt.
Okay, ich musste diese dämliche Wette zumindest jetzt beiseite schieben, denn meine Hand verkrampfte sich ungemein.
Leise stöhnend ließ ich mich rückwärts auf das an die Wand geschobene Sofa fallen. Wie viel größer das Wohnzimmer doch wirkte, wenn man alles zur Seite schob.
»Nee-san, es macht die Sache auch nicht besser, wenn du solch verführerische Laute von dir gibst. Du hast noch eine Menge zu lernen. Würde es dich anspornen, dass du mir jedes Mal einen Wunsch freiwillig erfüllen musst, wenn du einen Fehler machst oder unkonzentriert bist?«
Das Klingeln des Telefons ersparte mir vorerst die Antwort. »Nagami Eve?«
»Eve, guck gefälligst auf das Display und begrüß deine Mutter ordentlich. Ach, ist jetzt auch egal. Wie geht es euch denn?«
»Hallo, Mom. Mir geht's eigentlich gut, nur mein Fuß tut etwas weh. – Fuuto, meine Mom fragt, wie es dir geht.«
»Wunderbar, Nee-san«, flüsterte er mir ins Ohr. Seit wann saß er neben mir auf dem Sofa?
»Ihm geht's auch gut, Mom.«
»Ah, dann ist ja gut. Wie war das mit deinem Fuß?«, hakte sie nach.
»Mom, wer hat denn in die Einladung geschrieben, dass Fuuto und ich einen Tanz zeigen sollen? Du weißt doch, dass ich in Sport nichts auf die Reihe kriege.«
»Ach, Rintarou hat erzählt, dass sein Sohn ein ausgezeichneter Tänzer sei, also dachte ich mir, dass er dir das locker beibringen kann. – Aber ihr seid auch damit einverstanden, oder? Nicht, dass du hier ganz unverfänglich mit mir telefonierst und ihr in Wirklichkeit die Wohnung in Schutt und Asche gelegt habt.«
»Nein, nein, alles in Ordnung. Bis auf das Wohnzimmer steht noch alles«, beruhigte ich sie.
»Wie bitte?!«
»Na, irgendwo müssen wir doch Tanzen üben.«
»Verdammt, Eve, sag das doch gleich. Die Möbel waren teuer. – Oh, ich muss auflegen, da kommt ein endloser Tunnel. Bis dann, und grüß Fuuto von mir!« Schon ertönte das Piepen.
»Ich soll dich von Mom grüßen, also fühl dich gegrüßt.«
»Ah, vielen Dank. – Hast du in der Zwischenzeit über meine Idee nachgedacht, Nee-san?«
Verwirrt sah ich ihn an. »Welche Idee?«
»Dass du mir jedes Mal freiwillig einen Wusch erfüllen musst, wenn du einen Fehler machst oder unkonzentriert bist, Nee-san.«
Mir gefiel es ganz und gar nicht, wie er das ›freiwillig‹ betonte. »Freiwillig? Ohne wenn und aber? Gib mir wenigstens dreimal ein Veto-Recht, aber erst nachdem ich deinen Wunsch gehört habe.«
»Da ist aber jemand gut im Verhandeln. Also nimmst du an, wenn wir es so machen?«
»Hab ich eine andere Wahl?« Er schüttelte den Kopf. »Gut, von mir aus. Aber die Sache von eben zählt noch nicht.« Mir war klar, dass ich verdammt sorgsam mit meinem Veto-Recht umgehen musste. Und dann klatschte meine Hand lautstark gegen meine Stirn.
Ich hatte schon wieder mit ihm gewettet – wieder um mich ...
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