5 Centimeters per Second
von Chelast
Kurzbeschreibung
Schon vor einiger Zeit wurde Hiyori deutlich bewusst, dass sie für Yato mehr fühlt, als nur eine enge Freundschaft. Als sie den Entschluss fasst, diesem endlich näher zu kommen, überwältigt sie allerdings eine überraschende Wendung Yatos. Aus irgendeinem Grund distanziert sich dieser plötzlich immer und immer mehr von ihr und geht sogar so weit, dass er sie darum bittet, sich von ihm fern zu halten. Für Hiyori fühlt es sich plötzlich so an, als würden sich jede Sekunde ganze fünf Zentimeter zwischen sie drängen...【 threeshot︱yato x hiyori 】
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P12 / Het
Hiyori Iki
Yato
21.04.2014
18.06.2014
3
11.063
11
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Dieses Kapitel
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21.04.2014
3.673
ℋey und Willkommen zum zweiten Kapitel!
Ja, nach einiger Zeit hatte mich mal wieder das Shippingfieber gepackt und ich habe mich kurzerhand entschlossen, dass nächste Kapitel fertig zu schreiben und dies ist das Endresultat! Vorweg entschuldige ich mich für Rechtschreibfehler, aber diese werde ich schon noch ausradieren.
Ansonsten möchte ich mich noch für diese vielen Favoriteneinträge nach dem ersten Kapitel bedanken! Ich habe wirklich mit allem gerechnet aber tatsächlich nicht mit ganze 17 Favoriten! Ich bin wirklich extrem dankbar dafür und dies hat mich auch ungemein angespornt, auch ja weiter zu schreiben und nicht eine Ewigkeit dazwischen vergehen zu lassen!
Noch einmal vielen, vielen Dank! Und vielleicht ist ja auch jemand so nett und gibt irgendwann noch seine Meinung ab~
Ansonsten wünsche ich euch natürlich viel Spaß bei dem Kapitel! Aber natürlich ist auch dies wieder gespickt mit einer Menge an Gedanken und Gefühle. Und ich glaube nicht, dass ich mit "einer Menge" gerade untertreibe... So viel war eigentlich nicht geplant, aber gut.
Somit ist das Ganze also eine sehr ernsthafte Sache und wie im ersten Kapitel erwähnt, es wird kein Kindergeburtstag!
Also dann, viel Spaß!
© Alle Charaktere gehören Adachitoka allein.
Ich schreibe nur aus reiner Freude und verdiene somit auch kein Geld damit.
ℳit einem geradezu stechenden Blick sah Hiyori direkt in das kühle Blau seiner Augen.
Völlig gebannt von dessen Worten, welche ihm geradewegs über die schmalen Lippen gekommen war, erschien sie wie erstarrt.
Immer noch standen die beiden fest nacheinander greifend auf der Straße, im Hintergrund tausende von farbenfroher Lichter, der Mond schon hoch am Himmel und die Kälte breitete sich mehr und mehr aus. Immer fester packte der unbekannte Gott jenes Handgelenk des Mädchens, welches immer noch völlig irritiert hinter ihm stand und diesen mit deprimierten Blicken musterte.
Ansätze von Tränen bildeten sich langsam aber sicher in ihren Augen und diese drohten jeden Moment über ihr gesamtes Gesicht zu fließen.
Eine unangenehme Stille verstärkte das Gefühl von Einsamkeit und Trauer, welches beide soeben zu verspüren begangen; sich so tief in ihre Brust einbrannte, dass es unheimlich wehtat.
Es schmerzte, diese vertraute Nähe zu spüren und dennoch zu wissen, dass es nie so sein wird, wie man es sich vorstellen mag. Dies konnte niemals so enden, wie man es sich erhoffte.
So war diese Welt – Ungerecht. Einfach verletzend und hinterhältig.
»Y-yato…«, stotterte das Mädchen kaum hörbar vor sich hin und krallte sich fest an dem Handgelenk des Mannes fest.
Sie wollte seine Worte keinesfalls wahrhaben, wollte einfach weitermachen wie bisher und sich wohl fühlen, wenn sie bei ihm war. Noch bei keiner Person war sie lieber gewesen, als bei Yato.
Noch mit keiner Person hat sie so viel Zeit verbracht, wie mit ihm. Noch nie hatte sie ein solches Herzklopfen verspürt und noch nie wurde dies so arglos gebrochen, dass es sich zu Weinen lohnte.
Ein flüchtiger Schluchzer entkam der Brünetten geradewegs aus der staubtrockenen Kehle und sie verspürte mehr und mehr, wie sich der schwarzhaarige Gott von ihr zu lösen begann.
Hastig wollte sie nach ihm greifen, ihn weiter in ihren Händen wissen, doch war es bereits zu spät, als Hiyori mit ihrer Hand ausholte und einfach nur in die pure Leere griff.
Unbemerkt versuchte sie, sich die einzelnen Tränen aus dem Gesicht zu wischen, welche sich nun ihren Weg über ihr blasses Gesicht bahnten und diese einfach nicht aufhören wollten.
Sie erhoffte sich inständig, dass auch Yato dazu in der Lage wäre, eine einzige Träne zu vergießen – ihr zu Liebe.
War es denn nicht so?
Erschien sie ihm nicht mehr, wie eine gute Freundin?
Fühlte er nicht dasselbe wie sie?
Hiyori verklemmte sich, als sie unverhofft die Worte Yatos vernahm.
Gebannt lauschte sie seiner klaren Stimme, doch erhoffte sie sich bei Weitem nichts Erfreuliches.
»Hiyori, ich will… Ich will, dass du dich in Zukunft von mir fern hältst.«
Entgeistert fuhr das Mädchen zurück. Sie stürzte beinahe, als sie sich von jenem stückchenweise mehr und mehr entfernte, die Hände gegen die Brust gepresst und Tränen, welche nun in einem raschen Tempo über ihre blasse Haut fuhren.
»Y-yato?«, stotterte sie bedrückt vor sich hin und es entkam ihr erneut ein lauter Schluchzer, welcher diesmal auch ihrem Gegenüber nicht unbemerkt blieb und trotz seines Auftretens keinesfalls kalt ließ.
Auch er verspürte in sich etwas sonderbares, etwas derart verletzendes, dass er sich am liebsten das Herz aus dem Leibe reißen würde, damit diese unendlichen Qualen, welcher er in diesem Moment innerlich verkraften mussten, endlich ein Ende haben würden.
Als Gott lebte er nun schon so viele Jahrhunderte über hinweg auf dieser Welt. Schon so viel hatte er erlebt, so viel durchgemacht und erlitten, doch nie hatte er in seiner ganzen Lebzeit einen solch stechenden Schmerz in seiner Brust verspürt.
Und diese Stiche zerstörten ihn.
Der kühle Regen fiel weiterhin aus den Wolken herab, die einzelnen Tropfen nisteten sich in dem schwarzen Haar Yatos ein, ehe sie dort letztendlich verschwanden und nur flüssige Spuren zurückließen.
Ganz durchnässt, wie seine vielen Strähnen waren, hafteten sie nun an seiner kühlen Haut und wollten nicht mehr von dieser losreißen.
»Kehre in deinen Körper zurück bevor es zu spät ist, Hiyori.«
Eiserne Stille umgab sie erneut.
Die Angesprochene schüttelte den Kopf, als sie diese monotonen Worte aus dem Munde jenes Mannes vernahm und ballte die blassen Hände zu Fäusten.
Sie kniff die Augenlider fest zusammen; wollte geradewegs herausbrüllen, was sie fühlte und dachte, doch so konnte sie sich nicht überwinden.
Stattdessen murmelte sie nur vor sich hin. »Ich weiß nicht, wo mein Körper abgeblieben ist...«
»Dort hinten, an dieser Mauer.« So, als wäre nie etwas geschehen, deutete Yato einfach auf den zierlichen Körper jenes Mädchens, würdigte sie allerdings keines einzigen Blickes; klang dennoch so, als sei alles in bester Ordnung.
Die Brünette schluckte schwer und mit ihrem Gesicht, welches geradezu von Tränen überschüttet war, musste sie sich nun an Yato vorbei trauen.
Hastig vergrub sie dieses unter ihrer Haarpracht, hielt die Hand leicht dagegen und presste den Schal daran.
Mit schweren Schritten schlürfte sie an dem Gott vorbei, geradewegs auf ihren schlummernden Körper zu und stoppte abrupt vor diesem.
Bedrückt blickte sie auf diesen herab, dieser völlig durchnässt von dem Regen, dennoch sanft schlummernd an eine kalte Mauer aus Steinen angelehnt und auf der leeren Nebenstraße hockend.
»Du holst dir noch eine Erkältung, wenn du nicht langsam nach Hause gehst.«
Hiyori schwieg für einen kurzen Moment. Zeitgleich musterte der Schwarzhaarige diese, wie sie einfach dort herum stand und scheinbar auf etwas wartete, was nie geschehen würde.
Ihm entging es nicht, dass dieser Mensch, welcher ihm so viel bedeutete, tatsächlich nur wegen ihm diese qualvollen Tränen vergoss, doch so wollte er dagegen nichts unternehmen.
Mit einem Ruck wandte Hiyori sich zu ihm und brüllte ihm mit lauter Stimme entgegen. Perplex richtete dieser seinen Schopf auf und blickte seine Gegenüber mit geweiteten Augen, völlig überrumpelt, an.
»Wenn ich aber jetzt in meinen Körper zurückkehre, werde ich dich vielleicht nie wieder sehen!«
Es war völlig banal. Sie galt geradezu als wahnsinnig und irre.
Es war suspekt, dass ein Mensch wie sie all solche schwermütigen Konsequenzen auf sich nahm nur, um bei einem einzigen Wesen bleiben zu können, welches so schnell aus dem Gedächtnis der Menschen verschwand, wie es auch gekommen war.
Ein Gott, welcher schon beinahe als Luft galt, welcher nahe am Rande seiner Auslöschung stand, da er nie vollkommen in den Erinnerungen der Menschen bleiben konnte.
Wahnsinnig. Einfach wahnsinnig, ihr Verhalten!
Immer noch blickte Yato die Brünette vor sich empört an. Seine Augenlider waren weit aufgerissen und mit diesem wunderbaren Blau, welches seine Augen erstrahlen ließ, blickte er das Mädchen schockiert an.
In ihren Augen hingegen spiegelten sich die unterschiedlichsten Dinge wieder. All ihre Gefühle konnte man aus ihrem reinen Blick ablesen. Sie war verletzt. Sie war empört. Sie kochte vor Wut.
Doch war sie zeitgleich entschlossener denn je. Und dies zerfraß Yato nur noch mehr, als ohnehin schon.
Nun würde ihm es noch schwerer fallen, ein endgültiges Lebewohl vor sich hin zu murmeln, während Hiyori langsam aber sich verschwinden und ihn wieder vergessen würde.
Wahrscheinlich würde er ihr lieber um den Hals fallen und sie nur so fest es ging in seine Arme schließen, ihr dafür danken, dass sie sich so für ihn einsetzte und ihm die nötige Kraft gab, welche er brauchte.
Doch so wollte er genauso an ihr zukünftiges Wohlergehen denken. Und aus genau diesem Grund wäre es scheinbar das Beste, wenn sie eigene Wege gehen würden.
Gefühle vergehen. In manch einem verweilten sie länger, in manch einen verschwanden sie schon in wenigen Tagen. Ganz egal, welche Gefühle Hiyori nun für ihn in sich tragen würde: Sie würden eines Tages einfach dahinschwinden.
Und dies würde ihm mehr denn je das Herz brechen, als wenn er ihr direkt hier und jetzt die Chance dafür bat, diese zu entfalten und ihm letztendlich eines Tages das Herz zu brechen. Lieber würde er jetzt und hier leiden wollen.
»Geh jetzt endlich nach Hause«, knurrte Yato steif vor sich hin, die Hände in den Jackentaschen vergraben und den Blick gen Boden gerichtete.
Mit ernster Miene stand er ihr gegenüber und obwohl er sein Gesicht verbarg, so konnte das Mädchen schon allein an seinem Ton vernehmen.
»Aber, Yato-«
»Geh jetzt endlich!«
Empört zuckte die Schülerin zusammen. Mit einem verkrampften Gesichtsausdruck drehte sie sich um, betrachtete ihren schlummernden Körper, erneut stiegen die Tränen in ihr an, doch keineswegs wollte sie ein solches Verhältnis weiter über sich ergehen lassen.
Mit einem Ruck verzog sich ihre Seele in ihren Körper zurück.
Langsam öffnete Hiyori die Augen. Verschwommene Bilder zierten ihr Sichtfeld und für wenige Augenblicke schien es ihr unmöglich, eine klare Sich zu erlangen. Doch verging diese Phase in Windeseile wieder und ihr Umfeld schien ihr mehr und mehr glasklar.
Gebannt sah sie sich in ihrer Umgebung um, streckte die Hände aus und betrachtete zeitgleich diese.
»Y-yato?!«, schrie das Mädchen verzweifelt, doch so musste sie sich wohl oder übel eingestehen, dass dieser nicht hier bei ihr sein würde.
Plötzlich ertönte ein lautes Knarren und Schritte ertönten.
Irritiert blickte die Brünette in zwei vertraute Gesichter vor sich, jene Personen welche nach ihren Schultern griffen und sie wild hin und her schüttelte. »Hiyori! Du bist wach!«
Die Angesprochene legte den Kopf schief. »Mama, Papa… Was ist denn?«
Sie zog ihre Bettdecke näher an sich heran, vergrub sich darin und lehnte sich an die Wand hinter sich an. »Was mache ich hier?«, murmelte sie im Flüsterton vor sich hin, während ihre Blicke durch ihr Zimmer schweiften.
»Oh, Hiyori! Gestern Abend haben wir dich vor unserer Haustür aufgelesen! Jemand klingelte und als wir die Tür öffneten, lagst du plötzlich ohnmächtig auf dem Boden und wolltest einfach nicht mehr aufwachen!«, Tränen liefen der Frau über das Gesicht. »Wir haben uns wieder einmal ernsthaft Sorgen um dich gemacht!«
Schmunzelnd und dennoch mit betrübter Miene zugleich, versuchte die Schülerin ihre Eltern zu beruhigen. Sie meinte, es sei nicht sonderbares geschehen, sie sollten sich keine weiteren Gedanken darüber machen.
Immerhin war es schon seit einiger Zeit keine Neuheit mehr, dass Hiyori ständig irgendwo einnickte und es eine Ewigkeit vermochte, ehe sie wieder aufwachte.
Grübelnd blickte die Brünette aus ihrem Fenster, direkt in den bewölkten Himmel, welcher sich vor ihrer Haustür erstreckte und den Regen geradezu voraussagte.
Mittlerweile hörte sie die Bemerkungen ihrer Eltern schon gar nicht mehr, so tief war sie in ihren Gedanken versunken.
»Ob Yato mich wohl nach Hause gebracht hat?«
Eine bedrückte Stille erfüllte den Raum.
Nur das leise Plätschern der Regentropfen lockerte die Stimmung etwas auf. Durch das offene Fenster waren diese sonderbaren Klänge klar und deutlich zu vernehmen und gleichzeitig beruhigten diese auf eine gewisse Art und Weise.
Stumm lag Yato auf dem Bett des Raumes - im kleinen Haus der Armutsgöttin Kofuku und ihrer Shinki Daikoku – und starrte dort nur gebannt an die weiß gestrichene Decke. Seinen schwarzen Schopf stützte er auf den überkreuzten Armen ab.
Neben ihm, nur wenige unmittelbare Meter von sich entfernt, hockte Yukine, welcher murrend versuchte, sich auf seinen Lernstoff zu konzentrieren.
Wieder einmal paukte er aus den Büchern Hiyoris, doch so sehr es auch versuchte, er konnte sich beim besten Willen nicht darauf konzentrieren, so sehr machte ihm der Zustand seines Herren zu schaffen und zeitgleich war er ebenso tierisch davon genervt.
Mit einem lauten Knurren schlug er jenes Buch, welches direkt vor seinen Füßen auf dem kalten Holzboden lag, zu und drehte sich beleidigt davon weg. Mit verschränkten Armen vor der Brust baute er sich letztendlich vor dem hier unbekannten Gott auf und blickte finster auf diesen herab.
Doch so interessierte es diesen herzlich wenig. Viel mehr erschien es der jungen Shinki, als würde Yato diesen gar nicht beachten, als würde er mit den Gedanken in einer ganz anderen Welt sein; als sei nur seine leere Hülle anwesend, der Rest von diesem weit fort, der Realität entfliehend.
»Oi, Yato«, knurrte der Junge plötzlich genervt drauf los und funkelte die Gottheit bewusst an.
Diesem entkam darauf allerdings nur ein leises Brummen, doch zu Yukines Überraschung antwortete dieser überhaupt und ignorierte seine Waffe nicht vollkommen.
Zischend kehrte der Blonde jenem den Rücken und spickte unauffällig aus dem geöffneten Fenster heraus, beobachtete die einzelnen, unscheinbaren Regentropfen, welche an ihm vorbei zogen und letztendlich auf dem Erdboden landeten und dort zerplatzen.
»Was ist eigentlich dein Problem? Seit gestern Abend hockst du hier auf dem Bett und starrst nur sinnlos an die Decke. Das nervt!“
Der Angesprochene schwieg weiterhin; ließ sich keineswegs von dem Junge beirren oder gar reizen.
»Steh endlich auf, du Penner, und tu in deiner Freizeit mal was sinnvolles, wie Aufträge erledigen! Wie willst du sonst jemals deinen eigenen Schrein erbauen, wenn du hier nur faul rumgammelst und die Decke anstarrst?!«
Wieder keinerlei Reaktion. Nichts. Rein gar nichts. Nur die pure Stille, welche den Raum umgab und in Yukine ein mulmiges Gefühl hinterließ.
Er schluckte gequält, als er in die Augen Yatos blickte. Auch diese erfüllte nur die pure Leere.
Die junge Shinki seufzte besorgt, ließ sich direkt auf den Boden fallen, überkreuzte die Beine und spürte mit seinen nackten Füßen den Stoff seiner Hose.
Nun hockten sie also beide hier, von der grausamen Stille umgeben und blickten auf nur einen einzigen Punkt des Raumes.
Sie rührten sich beinahe kaum, atmeten ruhig und sagten nichts. Es schien, als seien sie überhaupt nicht anwesend.
Yukine wollte nun mit Yato fühlen und für ihn da sein – ganz gleichgültig, wie kitschig es sich anhören mag. Aber dies sei wohl das mindeste, was eine Shinki für ihren Meister tun konnte. Einfach für ihn da sein.
Dennoch bedrückte auch ihn etwas. Es bedrückte ihn, dass Yato ihm nicht davon berichtete, was ihm selbst auf der Seele lag.
Der Blonde konnte es nicht wirklich mit ansehen, dass diese Gottheit so niedergeschlagen drein blickte, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Ohne sich jegliche Probleme und Schmerzen von der Seele zu reden.
Entschlossen nahm er all seinen Mut zusammen und ergriff das Wort.
»Yato«, begann er leise vor sich hin zu murmeln, ehe er lauter zu werden schien. »Was ist eigentlich dein Problem?«
Der Angesprochene schwieg weiterhin.
Nervös begann die Waffe, mit ihren Händen herum zu spielen; sich abzulenken, während er gespannt darauf wartete, dass sein Meister ihm endlich eine Antwort auf seine ernstzunehmende Frage geben würde.
»Es ist nichts, Yukine. Lern doch einfach weiter in deinen Büchern.«
»Von Hiyori«, kommentierte dieser darauf und robbte auf eines dieser zu.
Nun streckte er den Arm danach aus und ergriff dieses letztendlich, zog es an sich heran und begab sich zurück in seine ursprüngliche Ausgangsposition. Er schnaubte. »Die Bücher sind allesamt von Hiyori.«
Bedrückt entkam dem Schwarzhaarigen ein gequältes Grummeln aus der staubtrockenen Kehle. »Reib es mir nicht noch unter die Nase, du Balg.«
Der Angesprochene grinste beschämt und lehnte sich an jenes Bett an, auf welchem sich Yato niedergelassen hatte. »Ich wusste es doch.«
Yato murrte vor sich hin. »Was genau?«
»Es geht um Hiyori.«
Stille kehrte kurzerhand ein.
Langsam richtete sich der unbekannte Gott auf, presste seinen Arm gegen sein Gesicht und atmete laut aus. »Halt die Klappe.«
»Sag mal, Yato… Hast du Angst, du könntest dich in sie verlieben?«, ein flüchtiges Schmunzeln umspielte die Lippen jener Shinki, doch verschwand es genauso schnell, wie es auch gekommen war.
Mit bohrendem Blick musterte er seinen Herren, welcher weiterhin auf dem Bett hockte und sich den Arm vor das Gesicht hielt, um dies zu verbergen. Den Grund dafür kannte er nicht, doch war es ihm zeitgleich egal. Wichtig waren für ihn nur die Besorgnisse Yatos.
Doch dieser schwieg auf die Anspielung seiner Waffe nur, grummelte allerdings kurzer Hand und drehte sich dann von diesem weg.
»Also stimmt meine Vermutung?«
»Halt den Mund, du neugieriger Bengel! Nichts davon ist wahr.«
Doch Yukine würde nicht locker lassen.
Schon seit vielen Wochen verbrachte er nun schon seine Lebzeit als Shinki mit dieser Gottheit. Bald schon würde er ihn kennen wie seine Westentasche. Und auch nun schon, nach einer solchen Zeit war er in der Lage, Yato einige Dinge sofortig anzusehen.
Er grinste kurzzeitig, ehe er erneut das Wort in die Hand nahm und seinen Meister geradewegs mit dessen Problem konfrontierte.
»Red‘ dir doch nichts ein, Yato. Du bist es schon längst und genau das steht dir doch im Weg, was?«
Nun verfinsterte sich die Miene des Angesprochenen schlagartig. In nur wenigen Sekunden hatte er sich vollkommen verändert und erschien nun düster und finster, doch gleichzeitig zerbrach irgendetwas in ihm, was ihn als hilflos und verletzt darstellte.
»Ich sagte doch, du sollst den Mund halten!« Mit Worten versuchte er, diese Veränderung zu verstecken.
Doch selbst die härtesten Konter, die kühlst Wortwahl würde nichts an der Tatsache ändern, dass er innerlich mehr und mehr zerbrach, je mehr er mit seinem Problem in Verbindung stand und auf direktem Wege damit konfrontiert wurde. Und gerade dies wurde er schon seit einer geraumen Zeit an.
Jetzt, wo er so ernsthaft darüber nachdachte, da begann er sich wirklich zu fragen, wieso er sich nicht schon eher abgewandt hatte.
Hätte er dies von Anfang an getan, so würde es ihm nun vielleicht nicht so elendig gehen und er würde sich Yukine zu Liebe noch ein Lachen aufzwingen können. Vielleicht wären seine Gefühle bis dahin aber auch schon längst verschwunden…
Doch dies erschien ihm eher wie ein wahnsinniges Hirngespinst. Gefühle mögen schnell schwinden können, doch nicht bei ihm.
Er, für ihn ein einziger Mensch mehr bedeutet, als sein eignes Leben, der konnte solche tiefsinnigen Gefühle nicht einfach in wenigen Tagen vollkommen auslöschen. Es war schlichtweg einfach unmöglich, diese zu verdrängen, nach all dem, was geschehen war.
»Ich mein’s ernst, Yato. Es ist scheißegal, was du oder was Hiyori darüber denkt. Steh jetzt einfach auf und geh verdammt nochmal zu ihr.«
Doch wieso? Wieso sagte er so etwas? Was hätte dies für einen Nutzen? Was hätte Yato davon?
Doch das, was ihm noch viel mehr in der Brust schmerzte war der Gedanke daran, wie sehr er Hiyori gestern verletzt hatte.
Er konnte ihren Blick, ihre Reaktion einfach nicht vergessen. Wie sollte er ihr jemals wieder in die Augen sehen können?
Er war ein Idiot. Ein vollkommener, selbstsüchtiger Idiot, welcher vor lauter Sorge bezüglich seines eigenen Wohls die Person verletzt hatte, welche er am meisten liebte. Welche ihm mehr bedeutete, als alles andere auf der Welt. Welche er eigentlich stets beschützen wolle; sich vornahm, diese niemals zu verletzen.
Doch genau dies hatte er gestern getan. Und er bereute diese Tat mehr als alles andere in seinem gesamten Leben.
»Ich kann nicht.«
»Du kannst nicht?! Erzähl keinen Mist, sondern beweg dich endlich!«
Erneut schwieg Yato, in sich zusammen gekauert und fummelte an dem Stoff seiner Jogginghose herum. Gebannt lauschte er den Worten Yukines.
»Yato, du sagtest doch einst zu mir, dass eine Shinki niemals Sorgen haben sollte, da sich dies doch sonst auf ihren Herren überträgt, oder etwa nicht? Meinst du aber nicht auch, dass es andersrum genauso verlaufen sollte? Wenn du angeschlagen bist, geht es mir auch nicht viel besser. Darum tu mir den Gefallen und geh zu Hiyori.«
Er hatte Recht.
Wenn es ihm nicht erlaubt war, Yato Schaden oder Kummer zuzufügen, so war es diesem ebenfalls nicht erlaubt, der Shinki solche zuzufügen, nicht wahr? So wirklich hatte die Gottheit dies noch nie betrachtet.
Vermutlich aus dem Grund, dass er nie großartig Schwierigkeiten aufwies, welche Yukine ernsthaft Schäden zufügen könnten. Natürlich war auch er nicht perfekt. Aber dennoch.
Er hatte vollkommen Recht.
Es war nun schon spät am Abend.
Seelenruhig stand er nun draußen in der Kälte, bei strömenden Regen, vor jenem Haus, in welchem sie lebte. Er hatte sich aufrecht aufgebaut, ihren Namen gerufen, so laut er nur konnte. Immer und immer wieder schrie er nach ihr, ehe sie schmerzerfüllt von ihrem Stuhl aufstieg und das Fenster öffnete.
Mit bedrückter Miene lehnte sie sich aus diesem heraus und blickte auf den Gott herab. Blickte direkt in sein ernstes Gesicht, welches allerdings gleichzeitig so viel Schmerz und Leid betonte, sodass es auch ihr im Herzen weh tat, Yato so zu sehen. Wobei es ihr auch in der Brust schmerzte, ihm überhaupt gegenüber stehen zu müssen.
Aus einer solchen Entfernung.
Stumm blickten sich die beiden an. Ein riesiger Abstand zog sich zwischen ihnen entlang. Diese enorme Distanz schien überwältigend, nach jenem Vorfall gestern. Nach jenen ausgesprochenen Worten Yatos.
Wenn man bedenkt, dass sich jede Sekunde ganze fünf Zentimeter zwischen sie drängten, so musste diese Entfernung nun doch geradezu überwältigend sein, oder etwa nicht? Und genauso kam es ihnen vor, obwohl sie keine solche Distanz voneinander trennte.
Aber dennoch fühlte es sich so an.
Mit ernster Miene blickte die Brünette im strömenden Regen auf den Gott herab.
Und trotz des Regens schwor sie sich, dass sie in seinem Gesicht tatsächlich eine Träne erkennen konnte. Eine solche Träne, welche sein Gesicht hinunterlief. Welche seine Trauer zur Geltung brachte.
Yato weinte.
Und sie konnte ihn nicht in den Arm nehmen.
Sie war so verhasst auf den gestrigen Tag. Die gestrigen Worte. Und die Tatsache, dass sich jede Sekunde ganze fünf Zentimeter mehr zwischen sie drangen.
Ja, nach einiger Zeit hatte mich mal wieder das Shippingfieber gepackt und ich habe mich kurzerhand entschlossen, dass nächste Kapitel fertig zu schreiben und dies ist das Endresultat! Vorweg entschuldige ich mich für Rechtschreibfehler, aber diese werde ich schon noch ausradieren.
Ansonsten möchte ich mich noch für diese vielen Favoriteneinträge nach dem ersten Kapitel bedanken! Ich habe wirklich mit allem gerechnet aber tatsächlich nicht mit ganze 17 Favoriten! Ich bin wirklich extrem dankbar dafür und dies hat mich auch ungemein angespornt, auch ja weiter zu schreiben und nicht eine Ewigkeit dazwischen vergehen zu lassen!
Noch einmal vielen, vielen Dank! Und vielleicht ist ja auch jemand so nett und gibt irgendwann noch seine Meinung ab~
Ansonsten wünsche ich euch natürlich viel Spaß bei dem Kapitel! Aber natürlich ist auch dies wieder gespickt mit einer Menge an Gedanken und Gefühle. Und ich glaube nicht, dass ich mit "einer Menge" gerade untertreibe... So viel war eigentlich nicht geplant, aber gut.
Somit ist das Ganze also eine sehr ernsthafte Sache und wie im ersten Kapitel erwähnt, es wird kein Kindergeburtstag!
Also dann, viel Spaß!
© Alle Charaktere gehören Adachitoka allein.
Ich schreibe nur aus reiner Freude und verdiene somit auch kein Geld damit.
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Tears ☂ Tränen
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Tears ☂ Tränen
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ℳit einem geradezu stechenden Blick sah Hiyori direkt in das kühle Blau seiner Augen.
Völlig gebannt von dessen Worten, welche ihm geradewegs über die schmalen Lippen gekommen war, erschien sie wie erstarrt.
Immer noch standen die beiden fest nacheinander greifend auf der Straße, im Hintergrund tausende von farbenfroher Lichter, der Mond schon hoch am Himmel und die Kälte breitete sich mehr und mehr aus. Immer fester packte der unbekannte Gott jenes Handgelenk des Mädchens, welches immer noch völlig irritiert hinter ihm stand und diesen mit deprimierten Blicken musterte.
Ansätze von Tränen bildeten sich langsam aber sicher in ihren Augen und diese drohten jeden Moment über ihr gesamtes Gesicht zu fließen.
Eine unangenehme Stille verstärkte das Gefühl von Einsamkeit und Trauer, welches beide soeben zu verspüren begangen; sich so tief in ihre Brust einbrannte, dass es unheimlich wehtat.
Es schmerzte, diese vertraute Nähe zu spüren und dennoch zu wissen, dass es nie so sein wird, wie man es sich vorstellen mag. Dies konnte niemals so enden, wie man es sich erhoffte.
So war diese Welt – Ungerecht. Einfach verletzend und hinterhältig.
»Y-yato…«, stotterte das Mädchen kaum hörbar vor sich hin und krallte sich fest an dem Handgelenk des Mannes fest.
Sie wollte seine Worte keinesfalls wahrhaben, wollte einfach weitermachen wie bisher und sich wohl fühlen, wenn sie bei ihm war. Noch bei keiner Person war sie lieber gewesen, als bei Yato.
Noch mit keiner Person hat sie so viel Zeit verbracht, wie mit ihm. Noch nie hatte sie ein solches Herzklopfen verspürt und noch nie wurde dies so arglos gebrochen, dass es sich zu Weinen lohnte.
Ein flüchtiger Schluchzer entkam der Brünetten geradewegs aus der staubtrockenen Kehle und sie verspürte mehr und mehr, wie sich der schwarzhaarige Gott von ihr zu lösen begann.
Hastig wollte sie nach ihm greifen, ihn weiter in ihren Händen wissen, doch war es bereits zu spät, als Hiyori mit ihrer Hand ausholte und einfach nur in die pure Leere griff.
Unbemerkt versuchte sie, sich die einzelnen Tränen aus dem Gesicht zu wischen, welche sich nun ihren Weg über ihr blasses Gesicht bahnten und diese einfach nicht aufhören wollten.
Sie erhoffte sich inständig, dass auch Yato dazu in der Lage wäre, eine einzige Träne zu vergießen – ihr zu Liebe.
War es denn nicht so?
Erschien sie ihm nicht mehr, wie eine gute Freundin?
Fühlte er nicht dasselbe wie sie?
Hiyori verklemmte sich, als sie unverhofft die Worte Yatos vernahm.
Gebannt lauschte sie seiner klaren Stimme, doch erhoffte sie sich bei Weitem nichts Erfreuliches.
»Hiyori, ich will… Ich will, dass du dich in Zukunft von mir fern hältst.«
Entgeistert fuhr das Mädchen zurück. Sie stürzte beinahe, als sie sich von jenem stückchenweise mehr und mehr entfernte, die Hände gegen die Brust gepresst und Tränen, welche nun in einem raschen Tempo über ihre blasse Haut fuhren.
»Y-yato?«, stotterte sie bedrückt vor sich hin und es entkam ihr erneut ein lauter Schluchzer, welcher diesmal auch ihrem Gegenüber nicht unbemerkt blieb und trotz seines Auftretens keinesfalls kalt ließ.
Auch er verspürte in sich etwas sonderbares, etwas derart verletzendes, dass er sich am liebsten das Herz aus dem Leibe reißen würde, damit diese unendlichen Qualen, welcher er in diesem Moment innerlich verkraften mussten, endlich ein Ende haben würden.
Als Gott lebte er nun schon so viele Jahrhunderte über hinweg auf dieser Welt. Schon so viel hatte er erlebt, so viel durchgemacht und erlitten, doch nie hatte er in seiner ganzen Lebzeit einen solch stechenden Schmerz in seiner Brust verspürt.
Und diese Stiche zerstörten ihn.
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Der kühle Regen fiel weiterhin aus den Wolken herab, die einzelnen Tropfen nisteten sich in dem schwarzen Haar Yatos ein, ehe sie dort letztendlich verschwanden und nur flüssige Spuren zurückließen.
Ganz durchnässt, wie seine vielen Strähnen waren, hafteten sie nun an seiner kühlen Haut und wollten nicht mehr von dieser losreißen.
»Kehre in deinen Körper zurück bevor es zu spät ist, Hiyori.«
Eiserne Stille umgab sie erneut.
Die Angesprochene schüttelte den Kopf, als sie diese monotonen Worte aus dem Munde jenes Mannes vernahm und ballte die blassen Hände zu Fäusten.
Sie kniff die Augenlider fest zusammen; wollte geradewegs herausbrüllen, was sie fühlte und dachte, doch so konnte sie sich nicht überwinden.
Stattdessen murmelte sie nur vor sich hin. »Ich weiß nicht, wo mein Körper abgeblieben ist...«
»Dort hinten, an dieser Mauer.« So, als wäre nie etwas geschehen, deutete Yato einfach auf den zierlichen Körper jenes Mädchens, würdigte sie allerdings keines einzigen Blickes; klang dennoch so, als sei alles in bester Ordnung.
Die Brünette schluckte schwer und mit ihrem Gesicht, welches geradezu von Tränen überschüttet war, musste sie sich nun an Yato vorbei trauen.
Hastig vergrub sie dieses unter ihrer Haarpracht, hielt die Hand leicht dagegen und presste den Schal daran.
Mit schweren Schritten schlürfte sie an dem Gott vorbei, geradewegs auf ihren schlummernden Körper zu und stoppte abrupt vor diesem.
Bedrückt blickte sie auf diesen herab, dieser völlig durchnässt von dem Regen, dennoch sanft schlummernd an eine kalte Mauer aus Steinen angelehnt und auf der leeren Nebenstraße hockend.
»Du holst dir noch eine Erkältung, wenn du nicht langsam nach Hause gehst.«
Hiyori schwieg für einen kurzen Moment. Zeitgleich musterte der Schwarzhaarige diese, wie sie einfach dort herum stand und scheinbar auf etwas wartete, was nie geschehen würde.
Ihm entging es nicht, dass dieser Mensch, welcher ihm so viel bedeutete, tatsächlich nur wegen ihm diese qualvollen Tränen vergoss, doch so wollte er dagegen nichts unternehmen.
Mit einem Ruck wandte Hiyori sich zu ihm und brüllte ihm mit lauter Stimme entgegen. Perplex richtete dieser seinen Schopf auf und blickte seine Gegenüber mit geweiteten Augen, völlig überrumpelt, an.
»Wenn ich aber jetzt in meinen Körper zurückkehre, werde ich dich vielleicht nie wieder sehen!«
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Es war völlig banal. Sie galt geradezu als wahnsinnig und irre.
Es war suspekt, dass ein Mensch wie sie all solche schwermütigen Konsequenzen auf sich nahm nur, um bei einem einzigen Wesen bleiben zu können, welches so schnell aus dem Gedächtnis der Menschen verschwand, wie es auch gekommen war.
Ein Gott, welcher schon beinahe als Luft galt, welcher nahe am Rande seiner Auslöschung stand, da er nie vollkommen in den Erinnerungen der Menschen bleiben konnte.
Wahnsinnig. Einfach wahnsinnig, ihr Verhalten!
Immer noch blickte Yato die Brünette vor sich empört an. Seine Augenlider waren weit aufgerissen und mit diesem wunderbaren Blau, welches seine Augen erstrahlen ließ, blickte er das Mädchen schockiert an.
In ihren Augen hingegen spiegelten sich die unterschiedlichsten Dinge wieder. All ihre Gefühle konnte man aus ihrem reinen Blick ablesen. Sie war verletzt. Sie war empört. Sie kochte vor Wut.
Doch war sie zeitgleich entschlossener denn je. Und dies zerfraß Yato nur noch mehr, als ohnehin schon.
Nun würde ihm es noch schwerer fallen, ein endgültiges Lebewohl vor sich hin zu murmeln, während Hiyori langsam aber sich verschwinden und ihn wieder vergessen würde.
Wahrscheinlich würde er ihr lieber um den Hals fallen und sie nur so fest es ging in seine Arme schließen, ihr dafür danken, dass sie sich so für ihn einsetzte und ihm die nötige Kraft gab, welche er brauchte.
Doch so wollte er genauso an ihr zukünftiges Wohlergehen denken. Und aus genau diesem Grund wäre es scheinbar das Beste, wenn sie eigene Wege gehen würden.
Gefühle vergehen. In manch einem verweilten sie länger, in manch einen verschwanden sie schon in wenigen Tagen. Ganz egal, welche Gefühle Hiyori nun für ihn in sich tragen würde: Sie würden eines Tages einfach dahinschwinden.
Und dies würde ihm mehr denn je das Herz brechen, als wenn er ihr direkt hier und jetzt die Chance dafür bat, diese zu entfalten und ihm letztendlich eines Tages das Herz zu brechen. Lieber würde er jetzt und hier leiden wollen.
»Geh jetzt endlich nach Hause«, knurrte Yato steif vor sich hin, die Hände in den Jackentaschen vergraben und den Blick gen Boden gerichtete.
Mit ernster Miene stand er ihr gegenüber und obwohl er sein Gesicht verbarg, so konnte das Mädchen schon allein an seinem Ton vernehmen.
»Aber, Yato-«
»Geh jetzt endlich!«
Empört zuckte die Schülerin zusammen. Mit einem verkrampften Gesichtsausdruck drehte sie sich um, betrachtete ihren schlummernden Körper, erneut stiegen die Tränen in ihr an, doch keineswegs wollte sie ein solches Verhältnis weiter über sich ergehen lassen.
Mit einem Ruck verzog sich ihre Seele in ihren Körper zurück.
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Langsam öffnete Hiyori die Augen. Verschwommene Bilder zierten ihr Sichtfeld und für wenige Augenblicke schien es ihr unmöglich, eine klare Sich zu erlangen. Doch verging diese Phase in Windeseile wieder und ihr Umfeld schien ihr mehr und mehr glasklar.
Gebannt sah sie sich in ihrer Umgebung um, streckte die Hände aus und betrachtete zeitgleich diese.
»Y-yato?!«, schrie das Mädchen verzweifelt, doch so musste sie sich wohl oder übel eingestehen, dass dieser nicht hier bei ihr sein würde.
Plötzlich ertönte ein lautes Knarren und Schritte ertönten.
Irritiert blickte die Brünette in zwei vertraute Gesichter vor sich, jene Personen welche nach ihren Schultern griffen und sie wild hin und her schüttelte. »Hiyori! Du bist wach!«
Die Angesprochene legte den Kopf schief. »Mama, Papa… Was ist denn?«
Sie zog ihre Bettdecke näher an sich heran, vergrub sich darin und lehnte sich an die Wand hinter sich an. »Was mache ich hier?«, murmelte sie im Flüsterton vor sich hin, während ihre Blicke durch ihr Zimmer schweiften.
»Oh, Hiyori! Gestern Abend haben wir dich vor unserer Haustür aufgelesen! Jemand klingelte und als wir die Tür öffneten, lagst du plötzlich ohnmächtig auf dem Boden und wolltest einfach nicht mehr aufwachen!«, Tränen liefen der Frau über das Gesicht. »Wir haben uns wieder einmal ernsthaft Sorgen um dich gemacht!«
Schmunzelnd und dennoch mit betrübter Miene zugleich, versuchte die Schülerin ihre Eltern zu beruhigen. Sie meinte, es sei nicht sonderbares geschehen, sie sollten sich keine weiteren Gedanken darüber machen.
Immerhin war es schon seit einiger Zeit keine Neuheit mehr, dass Hiyori ständig irgendwo einnickte und es eine Ewigkeit vermochte, ehe sie wieder aufwachte.
Grübelnd blickte die Brünette aus ihrem Fenster, direkt in den bewölkten Himmel, welcher sich vor ihrer Haustür erstreckte und den Regen geradezu voraussagte.
Mittlerweile hörte sie die Bemerkungen ihrer Eltern schon gar nicht mehr, so tief war sie in ihren Gedanken versunken.
»Ob Yato mich wohl nach Hause gebracht hat?«
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Eine bedrückte Stille erfüllte den Raum.
Nur das leise Plätschern der Regentropfen lockerte die Stimmung etwas auf. Durch das offene Fenster waren diese sonderbaren Klänge klar und deutlich zu vernehmen und gleichzeitig beruhigten diese auf eine gewisse Art und Weise.
Stumm lag Yato auf dem Bett des Raumes - im kleinen Haus der Armutsgöttin Kofuku und ihrer Shinki Daikoku – und starrte dort nur gebannt an die weiß gestrichene Decke. Seinen schwarzen Schopf stützte er auf den überkreuzten Armen ab.
Neben ihm, nur wenige unmittelbare Meter von sich entfernt, hockte Yukine, welcher murrend versuchte, sich auf seinen Lernstoff zu konzentrieren.
Wieder einmal paukte er aus den Büchern Hiyoris, doch so sehr es auch versuchte, er konnte sich beim besten Willen nicht darauf konzentrieren, so sehr machte ihm der Zustand seines Herren zu schaffen und zeitgleich war er ebenso tierisch davon genervt.
Mit einem lauten Knurren schlug er jenes Buch, welches direkt vor seinen Füßen auf dem kalten Holzboden lag, zu und drehte sich beleidigt davon weg. Mit verschränkten Armen vor der Brust baute er sich letztendlich vor dem hier unbekannten Gott auf und blickte finster auf diesen herab.
Doch so interessierte es diesen herzlich wenig. Viel mehr erschien es der jungen Shinki, als würde Yato diesen gar nicht beachten, als würde er mit den Gedanken in einer ganz anderen Welt sein; als sei nur seine leere Hülle anwesend, der Rest von diesem weit fort, der Realität entfliehend.
»Oi, Yato«, knurrte der Junge plötzlich genervt drauf los und funkelte die Gottheit bewusst an.
Diesem entkam darauf allerdings nur ein leises Brummen, doch zu Yukines Überraschung antwortete dieser überhaupt und ignorierte seine Waffe nicht vollkommen.
Zischend kehrte der Blonde jenem den Rücken und spickte unauffällig aus dem geöffneten Fenster heraus, beobachtete die einzelnen, unscheinbaren Regentropfen, welche an ihm vorbei zogen und letztendlich auf dem Erdboden landeten und dort zerplatzen.
»Was ist eigentlich dein Problem? Seit gestern Abend hockst du hier auf dem Bett und starrst nur sinnlos an die Decke. Das nervt!“
Der Angesprochene schwieg weiterhin; ließ sich keineswegs von dem Junge beirren oder gar reizen.
»Steh endlich auf, du Penner, und tu in deiner Freizeit mal was sinnvolles, wie Aufträge erledigen! Wie willst du sonst jemals deinen eigenen Schrein erbauen, wenn du hier nur faul rumgammelst und die Decke anstarrst?!«
Wieder keinerlei Reaktion. Nichts. Rein gar nichts. Nur die pure Stille, welche den Raum umgab und in Yukine ein mulmiges Gefühl hinterließ.
Er schluckte gequält, als er in die Augen Yatos blickte. Auch diese erfüllte nur die pure Leere.
Die junge Shinki seufzte besorgt, ließ sich direkt auf den Boden fallen, überkreuzte die Beine und spürte mit seinen nackten Füßen den Stoff seiner Hose.
~✧
Nun hockten sie also beide hier, von der grausamen Stille umgeben und blickten auf nur einen einzigen Punkt des Raumes.
Sie rührten sich beinahe kaum, atmeten ruhig und sagten nichts. Es schien, als seien sie überhaupt nicht anwesend.
Yukine wollte nun mit Yato fühlen und für ihn da sein – ganz gleichgültig, wie kitschig es sich anhören mag. Aber dies sei wohl das mindeste, was eine Shinki für ihren Meister tun konnte. Einfach für ihn da sein.
Dennoch bedrückte auch ihn etwas. Es bedrückte ihn, dass Yato ihm nicht davon berichtete, was ihm selbst auf der Seele lag.
Der Blonde konnte es nicht wirklich mit ansehen, dass diese Gottheit so niedergeschlagen drein blickte, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Ohne sich jegliche Probleme und Schmerzen von der Seele zu reden.
Entschlossen nahm er all seinen Mut zusammen und ergriff das Wort.
»Yato«, begann er leise vor sich hin zu murmeln, ehe er lauter zu werden schien. »Was ist eigentlich dein Problem?«
Der Angesprochene schwieg weiterhin.
Nervös begann die Waffe, mit ihren Händen herum zu spielen; sich abzulenken, während er gespannt darauf wartete, dass sein Meister ihm endlich eine Antwort auf seine ernstzunehmende Frage geben würde.
»Es ist nichts, Yukine. Lern doch einfach weiter in deinen Büchern.«
»Von Hiyori«, kommentierte dieser darauf und robbte auf eines dieser zu.
Nun streckte er den Arm danach aus und ergriff dieses letztendlich, zog es an sich heran und begab sich zurück in seine ursprüngliche Ausgangsposition. Er schnaubte. »Die Bücher sind allesamt von Hiyori.«
Bedrückt entkam dem Schwarzhaarigen ein gequältes Grummeln aus der staubtrockenen Kehle. »Reib es mir nicht noch unter die Nase, du Balg.«
Der Angesprochene grinste beschämt und lehnte sich an jenes Bett an, auf welchem sich Yato niedergelassen hatte. »Ich wusste es doch.«
Yato murrte vor sich hin. »Was genau?«
»Es geht um Hiyori.«
Stille kehrte kurzerhand ein.
Langsam richtete sich der unbekannte Gott auf, presste seinen Arm gegen sein Gesicht und atmete laut aus. »Halt die Klappe.«
»Sag mal, Yato… Hast du Angst, du könntest dich in sie verlieben?«, ein flüchtiges Schmunzeln umspielte die Lippen jener Shinki, doch verschwand es genauso schnell, wie es auch gekommen war.
Mit bohrendem Blick musterte er seinen Herren, welcher weiterhin auf dem Bett hockte und sich den Arm vor das Gesicht hielt, um dies zu verbergen. Den Grund dafür kannte er nicht, doch war es ihm zeitgleich egal. Wichtig waren für ihn nur die Besorgnisse Yatos.
Doch dieser schwieg auf die Anspielung seiner Waffe nur, grummelte allerdings kurzer Hand und drehte sich dann von diesem weg.
»Also stimmt meine Vermutung?«
»Halt den Mund, du neugieriger Bengel! Nichts davon ist wahr.«
Doch Yukine würde nicht locker lassen.
Schon seit vielen Wochen verbrachte er nun schon seine Lebzeit als Shinki mit dieser Gottheit. Bald schon würde er ihn kennen wie seine Westentasche. Und auch nun schon, nach einer solchen Zeit war er in der Lage, Yato einige Dinge sofortig anzusehen.
Er grinste kurzzeitig, ehe er erneut das Wort in die Hand nahm und seinen Meister geradewegs mit dessen Problem konfrontierte.
»Red‘ dir doch nichts ein, Yato. Du bist es schon längst und genau das steht dir doch im Weg, was?«
Nun verfinsterte sich die Miene des Angesprochenen schlagartig. In nur wenigen Sekunden hatte er sich vollkommen verändert und erschien nun düster und finster, doch gleichzeitig zerbrach irgendetwas in ihm, was ihn als hilflos und verletzt darstellte.
»Ich sagte doch, du sollst den Mund halten!« Mit Worten versuchte er, diese Veränderung zu verstecken.
Doch selbst die härtesten Konter, die kühlst Wortwahl würde nichts an der Tatsache ändern, dass er innerlich mehr und mehr zerbrach, je mehr er mit seinem Problem in Verbindung stand und auf direktem Wege damit konfrontiert wurde. Und gerade dies wurde er schon seit einer geraumen Zeit an.
Jetzt, wo er so ernsthaft darüber nachdachte, da begann er sich wirklich zu fragen, wieso er sich nicht schon eher abgewandt hatte.
Hätte er dies von Anfang an getan, so würde es ihm nun vielleicht nicht so elendig gehen und er würde sich Yukine zu Liebe noch ein Lachen aufzwingen können. Vielleicht wären seine Gefühle bis dahin aber auch schon längst verschwunden…
Doch dies erschien ihm eher wie ein wahnsinniges Hirngespinst. Gefühle mögen schnell schwinden können, doch nicht bei ihm.
Er, für ihn ein einziger Mensch mehr bedeutet, als sein eignes Leben, der konnte solche tiefsinnigen Gefühle nicht einfach in wenigen Tagen vollkommen auslöschen. Es war schlichtweg einfach unmöglich, diese zu verdrängen, nach all dem, was geschehen war.
»Ich mein’s ernst, Yato. Es ist scheißegal, was du oder was Hiyori darüber denkt. Steh jetzt einfach auf und geh verdammt nochmal zu ihr.«
Doch wieso? Wieso sagte er so etwas? Was hätte dies für einen Nutzen? Was hätte Yato davon?
Doch das, was ihm noch viel mehr in der Brust schmerzte war der Gedanke daran, wie sehr er Hiyori gestern verletzt hatte.
Er konnte ihren Blick, ihre Reaktion einfach nicht vergessen. Wie sollte er ihr jemals wieder in die Augen sehen können?
Er war ein Idiot. Ein vollkommener, selbstsüchtiger Idiot, welcher vor lauter Sorge bezüglich seines eigenen Wohls die Person verletzt hatte, welche er am meisten liebte. Welche ihm mehr bedeutete, als alles andere auf der Welt. Welche er eigentlich stets beschützen wolle; sich vornahm, diese niemals zu verletzen.
Doch genau dies hatte er gestern getan. Und er bereute diese Tat mehr als alles andere in seinem gesamten Leben.
»Ich kann nicht.«
»Du kannst nicht?! Erzähl keinen Mist, sondern beweg dich endlich!«
Erneut schwieg Yato, in sich zusammen gekauert und fummelte an dem Stoff seiner Jogginghose herum. Gebannt lauschte er den Worten Yukines.
»Yato, du sagtest doch einst zu mir, dass eine Shinki niemals Sorgen haben sollte, da sich dies doch sonst auf ihren Herren überträgt, oder etwa nicht? Meinst du aber nicht auch, dass es andersrum genauso verlaufen sollte? Wenn du angeschlagen bist, geht es mir auch nicht viel besser. Darum tu mir den Gefallen und geh zu Hiyori.«
Er hatte Recht.
Wenn es ihm nicht erlaubt war, Yato Schaden oder Kummer zuzufügen, so war es diesem ebenfalls nicht erlaubt, der Shinki solche zuzufügen, nicht wahr? So wirklich hatte die Gottheit dies noch nie betrachtet.
Vermutlich aus dem Grund, dass er nie großartig Schwierigkeiten aufwies, welche Yukine ernsthaft Schäden zufügen könnten. Natürlich war auch er nicht perfekt. Aber dennoch.
Er hatte vollkommen Recht.
~✧
Es war nun schon spät am Abend.
Seelenruhig stand er nun draußen in der Kälte, bei strömenden Regen, vor jenem Haus, in welchem sie lebte. Er hatte sich aufrecht aufgebaut, ihren Namen gerufen, so laut er nur konnte. Immer und immer wieder schrie er nach ihr, ehe sie schmerzerfüllt von ihrem Stuhl aufstieg und das Fenster öffnete.
Mit bedrückter Miene lehnte sie sich aus diesem heraus und blickte auf den Gott herab. Blickte direkt in sein ernstes Gesicht, welches allerdings gleichzeitig so viel Schmerz und Leid betonte, sodass es auch ihr im Herzen weh tat, Yato so zu sehen. Wobei es ihr auch in der Brust schmerzte, ihm überhaupt gegenüber stehen zu müssen.
Aus einer solchen Entfernung.
Stumm blickten sich die beiden an. Ein riesiger Abstand zog sich zwischen ihnen entlang. Diese enorme Distanz schien überwältigend, nach jenem Vorfall gestern. Nach jenen ausgesprochenen Worten Yatos.
Wenn man bedenkt, dass sich jede Sekunde ganze fünf Zentimeter zwischen sie drängten, so musste diese Entfernung nun doch geradezu überwältigend sein, oder etwa nicht? Und genauso kam es ihnen vor, obwohl sie keine solche Distanz voneinander trennte.
Aber dennoch fühlte es sich so an.
Mit ernster Miene blickte die Brünette im strömenden Regen auf den Gott herab.
Und trotz des Regens schwor sie sich, dass sie in seinem Gesicht tatsächlich eine Träne erkennen konnte. Eine solche Träne, welche sein Gesicht hinunterlief. Welche seine Trauer zur Geltung brachte.
Yato weinte.
Und sie konnte ihn nicht in den Arm nehmen.
Sie war so verhasst auf den gestrigen Tag. Die gestrigen Worte. Und die Tatsache, dass sich jede Sekunde ganze fünf Zentimeter mehr zwischen sie drangen.
♦
5 Centimeters per Second.
5 Centimeters per Second.