5 Centimeters per Second
von Chelast
Kurzbeschreibung
Schon vor einiger Zeit wurde Hiyori deutlich bewusst, dass sie für Yato mehr fühlt, als nur eine enge Freundschaft. Als sie den Entschluss fasst, diesem endlich näher zu kommen, überwältigt sie allerdings eine überraschende Wendung Yatos. Aus irgendeinem Grund distanziert sich dieser plötzlich immer und immer mehr von ihr und geht sogar so weit, dass er sie darum bittet, sich von ihm fern zu halten. Für Hiyori fühlt es sich plötzlich so an, als würden sich jede Sekunde ganze fünf Zentimeter zwischen sie drängen...【 threeshot︱yato x hiyori 】
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P12 / Het
Hiyori Iki
Yato
21.04.2014
18.06.2014
3
11.063
11
Alle Kapitel
19 Reviews
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Dieses Kapitel
8 Reviews
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21.04.2014
3.537
ℋey und ♥-lich Willkommen bei meiner ersten Noragami-FanFiktion!
Der Titel schwirrte mir schon seit einiger Zeit im Kopf herum (und ich habe sogar mitbekommen, dass es einen Anime gibt, der diesen Titel trägt... ) und ursprünglich sollte dieser eigentlich in ein anderes Fandom wandern, aber letztendlich war ich so hin und weg von Yato x Hiyori, dass ich nun hier gelandet bin...
Auch sollte das ganze hier eigentlich ein One-Shot werden, aber weil mir das Ganze zu umfangreich ist, wird wohl ein Three-Shot draus, von dem ich hoffe, dass es auch Menschen geben wird, die ihn lesen werden. xD
Na ja, jedenfalls möchte ich nicht ewig lange um den heißen Brei herum reden, sondern komme mal schnell zum Wesentlichen. Nun, Yato ist in diesem (und wahrscheinlich auch in den beiden anderen) Kapiteln ziemlich ernst, ebenso wie Hiyori, also wird das ganze hier kein Kindergeburtstag. Auch ist dieses Chapter gespickt mit einer Menge an Gedanken und Gefühlen, also erwartete nicht, dass hier ständig was spannendes geschiet. Ist ja nicht umsonst eine Romanze~
Nun ja, das war es auch von meiner Seite schon und ich hoffe einfach mal, dass euch das Ganze gefallen wird!
Viel Spaß und alles Liebe,
Chelast
© Alle Charaktere gehören Adachitoka allein.
Ich schreibe nur aus reiner Freude und verdiene somit auch kein Geld damit.
ℰs war noch früh am Abend, als sich die Sonne langsam aus dem strahlenden Himmel zurück zog. Dieser erstrahlte in einem wunderschönen hellen Blau, am Horizont schwebten die verschiedensten Wolken entlang. Sie alle waren in ein zärtliches rosa getaucht und ließen den Himmel farbenfroh wirken.
Es war ein wunderschöner Anblick, bei welchen man sich selbst wünschte, er würde niemals vergehen. In alle Ewigkeiten beibehalten werden. Noch war die Dunkelheit nicht angebrochen. Noch erschien einem diese Welt so wunderschön und sorglos.
Gebannt wandte Hiyori ihren Schopf beiseite und betrachtete den faszinierenden Sonnenuntergang. Ihre Augen funkelte regelrecht, als sie diesen herzerwärmenden Anblick zu sehen bekam und sie mit ihrem Blick von einer schwebenden Wolke zur anderen fuhr.
Ein erfreutes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie in den, sanft in rosa getauchten, Himmel sah.
Eine angenehme Wärme breitete sich in ihr aus, als sie nach jenem Körper zu ihrer Linken griff und dessen Hand zwischen ihre zierlichen Finger schlang. Erfreut zog sie diesen näher an sich heran.
Sie staunte regelrecht und deutete auf diese wunderschönen Farben, welche sich vor ihr zu erkennen gaben. »Sieh dir das nur an! Ist es bei Sonnenuntergang nicht wunderschön, Yato?«
Der Angesprochene rümpfte die Nase und schielte letztendlich unauffällig zu seiner Begleiterin herüber. Er konnte nicht wirklich besonders viel an einem solchen Moment finden.
Schon seit vielen Jahren erlebte er solche kleinen Momente mit und es war somit schlichtweg nichts Besonderes mehr für ihn. Es hatte einfach keinerlei Bedeutung mehr. Zumindest bis jetzt.
»Früher habe ich mir sowas vielleicht gerne angesehen«, in einem Ruck zog Yato die Hand von jener Hiyoris weg und steckte sich diese zurück in seine Jackentasche. »Aber heute…«
Hiyori funkelte jenen Gott enttäuscht an. Sie lief rot an, als sie in das fesselnde Blau seiner Augen betrachtete und wandte sich rasch beiseite, als auch dieser ihren Blick erwiderte. »Tut mir leid… Aber weißt du, ich finde, es ist immer wieder etwas Besonderes.«
Yato schwieg. In aller Ruhe schweifte er noch ein letztes Mal über die Dächer der einzelnen Häuser, auf welche er hinab sehen konnte, da sich beide auf einem hochgelegenen Ort befanden, direkt über der Stadt.
Das Mädchen, welches direkt neben ihm stand, grinste breit. »Es ist für mich besonders dann etwas Einmaliges, wenn ich einen Sonnenuntergang mit dir ansehen kann.«
Urplötzlich zuckte der Angesprochene zusammen. Überrumpelt von einer solchen Situation wandte er sich hastig beiseite und distanzierte sich mehr und mehr von Hiyori, welche den Gott darauf nur verwundert anblinzelte und den brünetten Schopf schief legte. »Was ist? Habe ich was Falsches gesagt?«
Der Schwarzhaarige schüttelte nur geschwind den Kopf und krümmte seinen Rücken. Schnell winkte er ab und versuchte, so gut es eben möglich war, ein solches Gesprächsthema strikt zu vermeiden.
»Lass uns einfach weiter gehen.«
Yato lief weiter voran. Während seines Ganges schwieg er die ganze Zeit über und eine bedrückte Stille machte sich förmlich breit, welche dem Mädchen aus gutem Hause allerdings mehr als nur ungeeignet schien.
Irgendwie wirkte sie besorgt, wenn man ihren Blick beurteilte, mit welchem sie Yato schon die ganze Zeit über verfolgte. Es war zum Haare raufen!
Nervös schluckte die Brünette schwer. »D-du redest heute nicht besonders viel. So kenne ich dich ja gar nicht.«
Der Angesprochene grummelte verwundert. »Hm? Es gibt eben nicht wirklich was zu erzählen.«
Verständlich nickte die Schülerin und legte die Hände ineinander. Langsam aber sicher begann sie zu zittern, da es mit der Zeit tatsächlich kühler wurde. »W-wie geht es Yukine-kun?«
»Der lernt fleißig in deinen Schulbüchern, die du ihm vor einiger Zeit gegeben hast. Ansonsten hat er zwar immer noch die große Klappe, aber was soll’s. Im Prinzip ist er ein guter Junge.« Ein flüchtiges Schmunzeln machte sich in Windeseile auf den Lippen jenes Gottes breit und verschwand genauso schnell, wie es gekommen war.
»Ach so«, entgegnete Hiyori darauf nur und ließ den Kopf leicht hängen. Konzentriert verfolgte sie jeden ihrer Schritte, welche sie auf den Boden setzen, während ihr nebenher die unterschiedlichsten Fragen durch den Kopf gingen.
Grübelnd verfiel sie vollkommen ihren Gedanken.
»Hiyori! Leg doch mal’n Schritt zu!«
In einem Ruck wurde die Angesprochene vollkommen aus jeglichen Grübeleien gerissen und fand sich in nur wenigen Sekunden in der realen Welt wieder.
Völlig perplex richtete sie den Schopf auf und blickte Yato irritiert mit weit aufgerissenen Augenliedern an. »W-was? Oh, j-ja… Haha…« Eine erkennbare Röte zierte plötzliche ihre blassen Wangen, als sie in das leuchtende Blau seiner Augen sah.
Allerdings drehte sich dieser wieder ziemlich desinteressiert von ihr weg und führte seinen Lauf weiterhin einfach fort, ohne Hiyori nur noch einmal eines Blickes zu würdigen.
Enttäuscht von seinen Reaktionen schüttelte sie den Kopf und schluchzte leise vor sich hin, ehe ihr der Abstand von ihr und Yato förmlich ins Visier fiel. Gebannt hielt das Mädchen die Luft an, als sie deutlich die Distanz zwischen ihr und dem Kriegsgott spürte.
Hiyori grummelte unbemerkt vor sich hin.
»Hiyori! Jetzt komm schon, lass uns endlich deinen Körper suchen gehen, bevor es noch dunkel wird! Ich glaube kaum, dass du willst, dass die Ayakashi dich noch früher finden, als wir.«
Hastig schüttelte das Mädchen den Kopf und sprintete in einem enormen Tempo auf Yato zu. Nur wenige Zentimeter von diesen getrennt fuhr sie sofort ihre Hände nach ihm aus und packte in Windeseile seine Arme.
Schwer keuchte sie vor sich hin und ihr warmer Atem war an diesem kühlen Abend deutlich zu erkennen.
Verwundert blickte die Gottheit auf das Mädchen hinab. »Eh, was soll das hier werden?«
»I-ich… A-also…«, mit einer sanften Miene sah sie zu dem Schwarzhaarigen herauf und starrte diesen nur ziemlich perplex an, ehe sie wirklich realisierte, wie nahe sie Yato doch gerade war.
Sie spürte deutlich seinen warmen Atem, welcher sich um ihren Nacken ausbreitete und die pure Wärme seines Körpers, welche sich auf seinen Jogginganzug übertrug, welchen er eigentlich so gut wie immer trug.
Blitzschnell löste sich die Schülerin von ihm und machte einen riesigen Satz von diesem zurück. So tuend, als wäre sie natürlich nicht an jener Nähe schuld gewesen, winkte sie nur hastige mit den Händen ab, während sie nebenbei puderrot an lief und irritiert von einer Seite zur nächsten schielte.
»N-nichts, natürlich! Es war nicht so, wie es aussah! Was denkst du dir denn bitte dabei!? Ich habe doch gar nichts gemacht!«
Der Kriegsgott runzelte darauf nur angestrengt die Stirn und seufzte laut vor sich hin. »Du bist echt komisch, Hiyori«, ein breites Grinsen zierte kuzerhand seine schmalen Lippen, als er die wundersamen Ausreden seiner Freundin über sich ergehen ließ.
Doch sobald er ihr wieder ins Gesicht sah, verschwand dies und sein Blick wirkte erneut so leer und trostlos, wie vorhin auch schon.
Darauf verstummte die Angesprochene und blickte kühl zu jenem Gott herüber.
»Komisch?«
»Irgendwie schon!«
Die Halbdämonin runzelte verwundert die Stirn und legte die Hände hinter ihrem Rücken ineinander.
Besorgt seufzte sie und ihr Atem stach geradezu in dieser Kälte heraus. »Ich bin überhaupt nicht komisch!« Doch Yato musterte seiner Freundin nur mit schiefen Blicken und schwieg auf deren Antwort einfach. »Es ist nur so, dass…«
Stille trat plötzlich ein.
Die kühle Windbrise streifte sanft an den warmen Körpern der beiden Gegenüberstehenden vorbei und ließ ihre Haarsträhnen tanzen. Auch die unterschiedlichsten Blätter, insofern es doch schon einige davon gab, taten ihnen dies gleich und führten einen faszinierend Tanz inmitten des Spiels des Windes auf.
Wie erstarrt verfolgte Hiyori diese mit ihren Blicken und wandte sie eine ganze Weile nicht davon ab.
Nebenher wartete der Kriegsgott gespannt darauf, wie das Mädchen fortfahren würde. Er wollte wissen, was sie bedrückte.
Mit strenger Miene betrachtete er wieder diesen Abstand zwischen seinem und ihren Körper, diese Distanz zwischen den beiden, welche mehr und mehr zunahm, je länger sie zusammen blieben.
Bedrückt senkte Yato den Kopf und kniff die Augenlider fest zusammen. »Was, Hiyori?«, warf er letztendlich nach einer gefühlten Ewigkeit der eisernen Stille in den Raum hinein und seine Stimme hatte einen wirklich betrübten Unterton.
Überrumpelt von dieser Situation schrak die Angesprochene in einem Ruck auf und fesselte sich an der deprimierten Miene Yatos, welche sein Gesicht nun voll und ganz zierten.
Ein mulmiges Gefühl stieg in ihr an und sie wagte es kaum noch zu antworten.
Wann hat er das letzte Mal ein solches Gesicht verzogen?
Ich habe ihn noch nie mit einem solch verzweifelten Blick in den Augen gesehen.
Schon lange hatte sie Yato nicht mehr so bedrückt gesehen, wie nun dieser gerade vor ihr stand. Was nun? Hiyori wollte sich nicht belasten. Sie wollte aber vor allem ihn nicht belasten.
»Ach, es… es ist nichts. Lass uns weiter gehen, ja?«
In Windeseile zog sie an ihrem Freund vorbei, wich dabei jeglichen Blickkontakt aus, indem sie ihr Gesicht unter ihrem glänzenden Haar verbarg und schnellstmöglich an dem Schwarzhaarigen vorbei zog.
Doch diesem wäre dieser Mensch nicht wichtig, würde er diesem nicht schleunigst behilflich sein wollen.
Noch in den Bewegungen Hiyoris, als sie rasch an ihm vorbei gehen wollte, um geradewegs ihren Problemen zu entkommen, wollte Yato flink ihr Handgelenk packen.
»Hiyori!«, sprach er diese darauf an, ehe er wieder vollkommen verstummte. Er richtete sich auf, verfolgte mit seinen Augen die Halbdämonin und streckte letztendlich seinen Arm soweit aus, dass ihm Hiyoris Hand so nahe war.
Eigentlich wollte er sie packen. Er wollte sie packen, sie festhalten und davon abhalten, vor ihren Problemen wegzulaufen. Er wollte ihr ein guter Freund sein und ihr aus jeglichen Konflikten helfen…
Egal, um was es sich handelte. Selbst in der Liebe würde er sie niemals im Stich lassen. Egal, wie sehr es ihm in der Brust schmerzte. Er würde für diesen Menschen, der für ihn so unendlich viel an Bedeutung hatte, alles tun, damit dieser stets glücklich sein konnte.
Alles.
Ohne Rücksicht auf seine eigenen Gefühle, welche er tief in sich zu verbergen schien.
Im letzten Moment, in welchem Yato schon die Finger ausgestreckt hatte, um mit diesen Hiyoris Handgelenk zu umschlingen, hielt er ganz plötzlich inne.
Er zuckte kurzerhand zusammen, als er realisierte, wie nahe er diesem Mädchen auf einmal war. Nur noch wenige Millimeter trennten seinen und ihren Körper voneinander.
Er war ihr schon viel zu nahe.
Auch Hiyori machte in ihren konzentrierten Bewegungen plötzlich halt, als sie deutlich den warmen Atem Yatos in ihrem Nacken spürte.
Vorsichtig wandte sie sich zur Seite und warf ihren Blick direkt auf die Hand jenes Kriegsgottes, welche drohte, ihre eigene jeden Moment zu ergreifen.
Besorgt betrachtete sie ihn von oben bis unten. War er misstrauisch? Misstrauisch ihr gegenüber? »Ya…to?«
Ruckartig riss der Angesprochene plötzlich seine Hand von ihr zurück, wieder direkt an seinen Körper und wich mehr und mehr Schritte von der Schülerin zurück.
Völlig entgeistert, von dieser irrsinnigen Reaktion ihres Freundes, versteifte sich diese schließlich vollkommen und so langsam ging ihr das Verhalten des Schwarzhaarigen wirklich ans Herz. Sie war deutlich besorgt um Yato und innerlich tat es ihr weh, dass er so mit ihr umging.
Aber wieso? Wieso distanzierte Yato sich von mir?
»Was ist?«, sprach das Mädchen den Kriegsgott darauf an und erntete dafür nur schiefe Blicke und ein leises Zischen Yatos aus. Enttäuscht sackte sie leicht zusammen und vergrub sich mehr und mehr hinter ihrem Schal, welchen sie um ihren Hals gebunden hatte.
»Wir gehen jetzt weiter nach deinem Körper suchen…«
»E-ein…verstanden… Yato.«
Der Schwarzhaarige schluckte gequält und fuhr sich vorsichtig durch das feine Haar. Er schwitzte und die Schweißperlen in seinem Gesicht vermehrten sich, je länger er erschöpft vor sich hin keuchte.
Dabei herrschte draußen Kälte, welche klar verdeutlichte, dass immer noch Winter herrschte und es noch einige Zeit dauern könnte, bis der Frühling über Japan hereinbrechen würde.
Hechelnd marschierte Yato die Nebenstraße entlang und hielt in den kleinsten Gassen, an denen er vorbeizog, Ausschau nach dem Körper Hiyoris. Dieser kam es allerdings gerade so vor, als würde er sich extra darum bemühen, diesen schnellstmöglich zu finden, um endlich abhauen zu können. Und genau dieser Gedanke, mit denen sie seit seiner Aktion gerade eben spielte, machte sie fertig.
»Kannst du dich wirklich nicht mehr darin erinnern, wo du vorhin eingeschlafen bist?«
Ein Schauer fuhr der Oberschülerin über den Rücken, als sie die Stimme des Kriegsgottes vernahm. Hastig schüttelte sie, mit zusammengepressten Lippen, den Schopf und vergrub sich in Windeseile noch tiefer in ihrem Schal.
Der Gott grummelte genervt vor sich hin und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Du bist manchmal echt ein… Dummkopf.«
»Hätte ich dich nicht erst noch suchen müssen, da du vor mir abgehauen bist, wäre es gar nichts erst dazu gekommen…«
Der Angesprochene gähnte und legte die Arme hinter seinen Kopf. »Ah, tut mir leid, Hiyori.«
Zierlich lächelte diese vor sich hin und winkte nur sanft ab. »Nein, nein. Schon okay.«
Wieder musste sie ihn ansehen.
Sie tat dies so gut wie immer, wenn Yato bei ihr war. Hiyori konnte nie anders, als ihn zu mustert, in seine Augen zu sehen und letztendlich über ihn zu lachen, weil er manchmal ein solcher Tollpatsch und Volltrottel war.
Doch genau das war es immer, was Hiyori so an ihm mochte.
Auch spürte sie gerne seine Nähe, sie schien überglücklich, wenn Yato bei ihr war und nach ihrer Hand griff, um ihr irgendetwas zu zeigen, was er soeben entdeckt hatte.
Wenn er sie irgendwo mit hin schleppen wollte, da er einen Auftrag zu erledigen hatte. Wenn sie in Schwierigkeiten steckte und er ihr zu Hilfe eilen musste… In solchen Momenten hatte er immer problemlos nach ihrer Hand greifen können…
Und jetzt? Was war das vorhin? Hatte sie etwas Falsches gesagt? Etwas Falsches getan?
Ihr fiel dieser enorme Abstand auf, welchen Yato seit dem heutigen Tage von ihr hielt. Je näher sie auch nur versuchte, an ihn heran zu kommen, so wich er immer wieder aus.
Bedrückt von ihren eigenen Gedanken und dem heutigen Tage krallte sich Hiyori an dem Stoff ihres Mantels fest und presste ihre Hand genau dagegen, an jene Stelle, an welcher ihr aufgeregtes Herz rasend schnell pochte.
Es tat weh. Es tat so furchtbar weh, ihn nur aus dieser enormen Distanz betrachten zu können.
Dabei wollte sie viel lieber in seiner Nähe sein.
»Yato…«, flüsterte die Brünette plötzlich und blickte betrübt gen Boden gerichtet. Ihre Augen hatten das Leuchten verloren, welches sie noch am gestrigen Tage besessen hatte, nachdem sie sich freudig von Yato und seiner Shinki Yukine verabschiedete hatte, um nach Hause zu gehen.
Auch das Lächeln, welches noch vor einer geschlagenen Stunde ihre Lippen zierte, als sie sich zusammen mit Yato den Sonnenuntergang angesehen hatte, war einfach verschwunden und seither nicht ein einziges Mal mehr so aufgetaucht.
Es fühlte sich so an, als würde tief in ihre drin nur noch die pure Leere herrschen und es zerfraß sie förmlich von innen.
Es tat weh. Ungeheuer weh, dass er sie abwies.
»Yato, wieso…«, mit ihrer zarten Stimme sprach sie gequält jene Worte aus, welche in ihren Gedanken umher kreisten.
Manche Dinge kann man scheinbar einfach nicht für sich behalten. Aber eigentlich wollte sie diese doch für sich behalten.
Sie wollte nicht verletzt werden, würde ihr Yato eventuell tatsächlich eine Antwort auf eine Frage geben. Es würde sie förmlich zerschmettern, da sie mit dem Schlimmsten rechnete.
»Wieso distanzierst du dich so von mir?«
Eine unerträglich Stille breitete sich aus und der angesprochene Gott zuckte urplötzlich zusammen, als er den Worten Hiyoris lauschte und dessen bedrückten Unterton vernahm.
Sie wirkte gekränkt und zutiefst verletzt. Doch was sollte er schon dagegen tun? Niemand tat etwas grundlos. So auch Yato nicht.
Doch die klare, deutliche, wahrheitsgetreue Antwort könnte er vor ihr niemals über seine Lippen bringen. Selbst in seinen Gedanken schmerzte es ihm im Herzen, wenn er diesen Satz immer und immer wieder durchging und sich dabei vorstellte, wie jener Mensch, welcher ihm wichtiger war als alles andere, wohl darauf reagieren würde.
Er wollte sich nicht ausmalen wollen, was sie danach von ihm halten würde. Was sie danach auf seine Aussage antworten würde. Er wollte unmöglich die Konsequenzen davon tragen, welcher ein einziger Satz, welchen man erst einmal ausgesprochen hat, einfach verursachen könnte.
»Yato?« Er sträubte sich strikt dagegen, auch nur einen Mucks von sich zu geben, solange Hiyori ihn ansprach. »Wieso meidest du mich?«
Kühl stand er ihr gegenüber, Hiyori den Rücken entgegengerichtet und starrte nur gebannt auf den Boden herab. Er hatte die Hände in seine Jackentaschen vergraben und den Rücken leicht gekrümmt.
Ein Regentropfen fiel auf ihn herab und landete plötzlich direkt auf seiner Nasenspitze, an welcher er von dort aus langsam sein Gesicht hinunterrutschte und sich seinen Weg zum Erdboden bahnte.
Mit dem einen Regentropfen folgte ein weiter, ebenso wie ein Dritter und ein Vierter, ehe Hunderte von diesen aus dem Himmel fielen und auf den Erdboden landeten und sich in seinem Haar und dem Stoff seines Jogginganzuges einnisteten.
»Yato? Antworte mir bitte!«
Doch er hielt sich weiterhin wacker und würdigte das Mädchen nicht einmal eines einzigen Blickes.
Ganz gleichgültig, wie sehr es ihm in der Brust schmerzte. Es war nun einmal die richtige Entscheidung.
»Habe ich dir irgendetwas getan? Habe ich vielleicht irgendetwas Falsches gesagt, was dich verletzt hat? Ya…to…?«
Immer noch folgte beinahe nur die pure Stille. Nur das beruhigende Plätschern der Abertausenden von Regentropfen unterdrückten diese.
Der Kriegsgott rümpfte kurzerhand die Nase und richtete sich kerzengerade auf, sodass Hiyoris Hoffnung mehr und mehr anstieg, sie würde endlich eine Antwort von ihm bekommen und es würde wieder alles besser werden.
Doch es kam nichts.
Er schwieg einfach weiterhin und ging nicht einmal in irgendeiner Weise auf ihre Fragen ein. Nichts geschah.
Rein gar nichts!
Mit Tränen in den Augen streckte das Mädchen die Hand nach dem unbekannten Gott aus und ging vorsichtig auf ihn zu, doch ehe sie den weichen Stoff seines Jogginganzuges auch nur berühren konnte, wurde sie von einer lauten Stimme sofort zurückgewiesen.
»Nicht!« Die Brünette zuckte mehr und mehr zusammen. »Bitte. Geh zurück, Hiyori…«
»Y-yato, ist alles…?«
»Hiyori, ich möchte…«, gebannt lauschte die Angesprochenen den klaren Worten des Mannes, welcher ihr nur wenige Meter gegenüberstand. »Ich möchte, dass du-«
Doch bevor er seinen Satz, welcher ihn so viel Überwindung gekostet hatte, diesen überhaupt über seine Lippen zu bringen, zu Ende bringen konnte, so wurde er auch schon abrupt von jener Schülerin unterbrochen.
»Yato«, ohne zu zögern packte sie einfach das Handgelenk des Blauhaarigen und hielt es mit ihrer eigenen Hand fest. Eigentlich hätte sie erwartet, dass Yato sich sofort von ihr lösen würde – doch diesmal ließ er es einfach zu. »Weißt du, es ist merkwürdig, zwischen dir und mir.«
Der unbekannte Gott grummelte.
Plötzlich packte auch er ebenfalls das Handgelenk Hiyoris mit seiner eigenen und nun hielten sie sich beide im Regen fest, ohne auch nur daran zu denken, loszulassen.
Wenngleich Hiyori diese Nähe mit Freude erfüllte, so konnte sie es einfach nicht vergessen. Sie musste Klarheit zwischen ihnen schaffen.
»Ich habe das Gefühl, dass du… Dass du dich jede Sekunde von mir entfernst. Um jede Sekunde ganze fünf Zentimeter, die sich zwischen uns stellen… Zumindest erscheint es mir so.«
Wieder einmal schwieg er.
Aber hatte sie etwas anderes erwartet? Es war suspekt. So kannte sie diesen Yato, für welchen sie plötzlich diese tiefen Gefühle hegte, einfach nicht. Und es tat ihr im Herzen weh, ihn so zu sehen.
»Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass ich dich nie vergessen werde!« Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre schmalen Lippen, als sie ihre andere Hand ebenfalls noch um sein Handgelenk legte. »Darum, Yato-«
»Es geht so nicht. Das kann so nicht funktionieren, Hiyori.« Mit kühlem Blick wandte er sich vorsichtig zu ihr um und blickte direkt in ihre aufleuchtenden Augen.
»Es werden immer fünf Zentimeter zwischen uns stehen. Von Sekunde zu Sekunde. Genau so, wie du es gesagt hattest.«
Der Titel schwirrte mir schon seit einiger Zeit im Kopf herum (und ich habe sogar mitbekommen, dass es einen Anime gibt, der diesen Titel trägt... ) und ursprünglich sollte dieser eigentlich in ein anderes Fandom wandern, aber letztendlich war ich so hin und weg von Yato x Hiyori, dass ich nun hier gelandet bin...
Auch sollte das ganze hier eigentlich ein One-Shot werden, aber weil mir das Ganze zu umfangreich ist, wird wohl ein Three-Shot draus, von dem ich hoffe, dass es auch Menschen geben wird, die ihn lesen werden. xD
Na ja, jedenfalls möchte ich nicht ewig lange um den heißen Brei herum reden, sondern komme mal schnell zum Wesentlichen. Nun, Yato ist in diesem (und wahrscheinlich auch in den beiden anderen) Kapiteln ziemlich ernst, ebenso wie Hiyori, also wird das ganze hier kein Kindergeburtstag. Auch ist dieses Chapter gespickt mit einer Menge an Gedanken und Gefühlen, also erwartete nicht, dass hier ständig was spannendes geschiet. Ist ja nicht umsonst eine Romanze~
Nun ja, das war es auch von meiner Seite schon und ich hoffe einfach mal, dass euch das Ganze gefallen wird!
Viel Spaß und alles Liebe,
Chelast
© Alle Charaktere gehören Adachitoka allein.
Ich schreibe nur aus reiner Freude und verdiene somit auch kein Geld damit.
♥
ღ 5 CENTIMETERS PER SECOND ღ
Distancing ϟ Distanzierung
♦
In letzter Zeit ist es seltsam. In letzter Zeit ist eigentlich alles ziemlich seltsam.
Weißt du… Ich habe Angst davor. Angst, dass sich etwas ändern könnte.
Etwas, welches mir sehr am Herzen liegt.
♦
Distancing ϟ Distanzierung
♦
In letzter Zeit ist es seltsam. In letzter Zeit ist eigentlich alles ziemlich seltsam.
Weißt du… Ich habe Angst davor. Angst, dass sich etwas ändern könnte.
Etwas, welches mir sehr am Herzen liegt.
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ℰs war noch früh am Abend, als sich die Sonne langsam aus dem strahlenden Himmel zurück zog. Dieser erstrahlte in einem wunderschönen hellen Blau, am Horizont schwebten die verschiedensten Wolken entlang. Sie alle waren in ein zärtliches rosa getaucht und ließen den Himmel farbenfroh wirken.
Es war ein wunderschöner Anblick, bei welchen man sich selbst wünschte, er würde niemals vergehen. In alle Ewigkeiten beibehalten werden. Noch war die Dunkelheit nicht angebrochen. Noch erschien einem diese Welt so wunderschön und sorglos.
Gebannt wandte Hiyori ihren Schopf beiseite und betrachtete den faszinierenden Sonnenuntergang. Ihre Augen funkelte regelrecht, als sie diesen herzerwärmenden Anblick zu sehen bekam und sie mit ihrem Blick von einer schwebenden Wolke zur anderen fuhr.
Ein erfreutes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie in den, sanft in rosa getauchten, Himmel sah.
Eine angenehme Wärme breitete sich in ihr aus, als sie nach jenem Körper zu ihrer Linken griff und dessen Hand zwischen ihre zierlichen Finger schlang. Erfreut zog sie diesen näher an sich heran.
Sie staunte regelrecht und deutete auf diese wunderschönen Farben, welche sich vor ihr zu erkennen gaben. »Sieh dir das nur an! Ist es bei Sonnenuntergang nicht wunderschön, Yato?«
Der Angesprochene rümpfte die Nase und schielte letztendlich unauffällig zu seiner Begleiterin herüber. Er konnte nicht wirklich besonders viel an einem solchen Moment finden.
Schon seit vielen Jahren erlebte er solche kleinen Momente mit und es war somit schlichtweg nichts Besonderes mehr für ihn. Es hatte einfach keinerlei Bedeutung mehr. Zumindest bis jetzt.
»Früher habe ich mir sowas vielleicht gerne angesehen«, in einem Ruck zog Yato die Hand von jener Hiyoris weg und steckte sich diese zurück in seine Jackentasche. »Aber heute…«
Hiyori funkelte jenen Gott enttäuscht an. Sie lief rot an, als sie in das fesselnde Blau seiner Augen betrachtete und wandte sich rasch beiseite, als auch dieser ihren Blick erwiderte. »Tut mir leid… Aber weißt du, ich finde, es ist immer wieder etwas Besonderes.«
Yato schwieg. In aller Ruhe schweifte er noch ein letztes Mal über die Dächer der einzelnen Häuser, auf welche er hinab sehen konnte, da sich beide auf einem hochgelegenen Ort befanden, direkt über der Stadt.
Das Mädchen, welches direkt neben ihm stand, grinste breit. »Es ist für mich besonders dann etwas Einmaliges, wenn ich einen Sonnenuntergang mit dir ansehen kann.«
Urplötzlich zuckte der Angesprochene zusammen. Überrumpelt von einer solchen Situation wandte er sich hastig beiseite und distanzierte sich mehr und mehr von Hiyori, welche den Gott darauf nur verwundert anblinzelte und den brünetten Schopf schief legte. »Was ist? Habe ich was Falsches gesagt?«
Der Schwarzhaarige schüttelte nur geschwind den Kopf und krümmte seinen Rücken. Schnell winkte er ab und versuchte, so gut es eben möglich war, ein solches Gesprächsthema strikt zu vermeiden.
»Lass uns einfach weiter gehen.«
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Yato lief weiter voran. Während seines Ganges schwieg er die ganze Zeit über und eine bedrückte Stille machte sich förmlich breit, welche dem Mädchen aus gutem Hause allerdings mehr als nur ungeeignet schien.
Irgendwie wirkte sie besorgt, wenn man ihren Blick beurteilte, mit welchem sie Yato schon die ganze Zeit über verfolgte. Es war zum Haare raufen!
Nervös schluckte die Brünette schwer. »D-du redest heute nicht besonders viel. So kenne ich dich ja gar nicht.«
Der Angesprochene grummelte verwundert. »Hm? Es gibt eben nicht wirklich was zu erzählen.«
Verständlich nickte die Schülerin und legte die Hände ineinander. Langsam aber sicher begann sie zu zittern, da es mit der Zeit tatsächlich kühler wurde. »W-wie geht es Yukine-kun?«
»Der lernt fleißig in deinen Schulbüchern, die du ihm vor einiger Zeit gegeben hast. Ansonsten hat er zwar immer noch die große Klappe, aber was soll’s. Im Prinzip ist er ein guter Junge.« Ein flüchtiges Schmunzeln machte sich in Windeseile auf den Lippen jenes Gottes breit und verschwand genauso schnell, wie es gekommen war.
»Ach so«, entgegnete Hiyori darauf nur und ließ den Kopf leicht hängen. Konzentriert verfolgte sie jeden ihrer Schritte, welche sie auf den Boden setzen, während ihr nebenher die unterschiedlichsten Fragen durch den Kopf gingen.
Grübelnd verfiel sie vollkommen ihren Gedanken.
»Hiyori! Leg doch mal’n Schritt zu!«
In einem Ruck wurde die Angesprochene vollkommen aus jeglichen Grübeleien gerissen und fand sich in nur wenigen Sekunden in der realen Welt wieder.
Völlig perplex richtete sie den Schopf auf und blickte Yato irritiert mit weit aufgerissenen Augenliedern an. »W-was? Oh, j-ja… Haha…« Eine erkennbare Röte zierte plötzliche ihre blassen Wangen, als sie in das leuchtende Blau seiner Augen sah.
Allerdings drehte sich dieser wieder ziemlich desinteressiert von ihr weg und führte seinen Lauf weiterhin einfach fort, ohne Hiyori nur noch einmal eines Blickes zu würdigen.
Enttäuscht von seinen Reaktionen schüttelte sie den Kopf und schluchzte leise vor sich hin, ehe ihr der Abstand von ihr und Yato förmlich ins Visier fiel. Gebannt hielt das Mädchen die Luft an, als sie deutlich die Distanz zwischen ihr und dem Kriegsgott spürte.
Hiyori grummelte unbemerkt vor sich hin.
»Hiyori! Jetzt komm schon, lass uns endlich deinen Körper suchen gehen, bevor es noch dunkel wird! Ich glaube kaum, dass du willst, dass die Ayakashi dich noch früher finden, als wir.«
Hastig schüttelte das Mädchen den Kopf und sprintete in einem enormen Tempo auf Yato zu. Nur wenige Zentimeter von diesen getrennt fuhr sie sofort ihre Hände nach ihm aus und packte in Windeseile seine Arme.
Schwer keuchte sie vor sich hin und ihr warmer Atem war an diesem kühlen Abend deutlich zu erkennen.
Verwundert blickte die Gottheit auf das Mädchen hinab. »Eh, was soll das hier werden?«
»I-ich… A-also…«, mit einer sanften Miene sah sie zu dem Schwarzhaarigen herauf und starrte diesen nur ziemlich perplex an, ehe sie wirklich realisierte, wie nahe sie Yato doch gerade war.
Sie spürte deutlich seinen warmen Atem, welcher sich um ihren Nacken ausbreitete und die pure Wärme seines Körpers, welche sich auf seinen Jogginganzug übertrug, welchen er eigentlich so gut wie immer trug.
Blitzschnell löste sich die Schülerin von ihm und machte einen riesigen Satz von diesem zurück. So tuend, als wäre sie natürlich nicht an jener Nähe schuld gewesen, winkte sie nur hastige mit den Händen ab, während sie nebenbei puderrot an lief und irritiert von einer Seite zur nächsten schielte.
»N-nichts, natürlich! Es war nicht so, wie es aussah! Was denkst du dir denn bitte dabei!? Ich habe doch gar nichts gemacht!«
Der Kriegsgott runzelte darauf nur angestrengt die Stirn und seufzte laut vor sich hin. »Du bist echt komisch, Hiyori«, ein breites Grinsen zierte kuzerhand seine schmalen Lippen, als er die wundersamen Ausreden seiner Freundin über sich ergehen ließ.
Doch sobald er ihr wieder ins Gesicht sah, verschwand dies und sein Blick wirkte erneut so leer und trostlos, wie vorhin auch schon.
Darauf verstummte die Angesprochene und blickte kühl zu jenem Gott herüber.
»Komisch?«
»Irgendwie schon!«
Die Halbdämonin runzelte verwundert die Stirn und legte die Hände hinter ihrem Rücken ineinander.
Besorgt seufzte sie und ihr Atem stach geradezu in dieser Kälte heraus. »Ich bin überhaupt nicht komisch!« Doch Yato musterte seiner Freundin nur mit schiefen Blicken und schwieg auf deren Antwort einfach. »Es ist nur so, dass…«
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Stille trat plötzlich ein.
Die kühle Windbrise streifte sanft an den warmen Körpern der beiden Gegenüberstehenden vorbei und ließ ihre Haarsträhnen tanzen. Auch die unterschiedlichsten Blätter, insofern es doch schon einige davon gab, taten ihnen dies gleich und führten einen faszinierend Tanz inmitten des Spiels des Windes auf.
Wie erstarrt verfolgte Hiyori diese mit ihren Blicken und wandte sie eine ganze Weile nicht davon ab.
Nebenher wartete der Kriegsgott gespannt darauf, wie das Mädchen fortfahren würde. Er wollte wissen, was sie bedrückte.
Mit strenger Miene betrachtete er wieder diesen Abstand zwischen seinem und ihren Körper, diese Distanz zwischen den beiden, welche mehr und mehr zunahm, je länger sie zusammen blieben.
Bedrückt senkte Yato den Kopf und kniff die Augenlider fest zusammen. »Was, Hiyori?«, warf er letztendlich nach einer gefühlten Ewigkeit der eisernen Stille in den Raum hinein und seine Stimme hatte einen wirklich betrübten Unterton.
Überrumpelt von dieser Situation schrak die Angesprochene in einem Ruck auf und fesselte sich an der deprimierten Miene Yatos, welche sein Gesicht nun voll und ganz zierten.
Ein mulmiges Gefühl stieg in ihr an und sie wagte es kaum noch zu antworten.
Wann hat er das letzte Mal ein solches Gesicht verzogen?
Ich habe ihn noch nie mit einem solch verzweifelten Blick in den Augen gesehen.
Schon lange hatte sie Yato nicht mehr so bedrückt gesehen, wie nun dieser gerade vor ihr stand. Was nun? Hiyori wollte sich nicht belasten. Sie wollte aber vor allem ihn nicht belasten.
»Ach, es… es ist nichts. Lass uns weiter gehen, ja?«
In Windeseile zog sie an ihrem Freund vorbei, wich dabei jeglichen Blickkontakt aus, indem sie ihr Gesicht unter ihrem glänzenden Haar verbarg und schnellstmöglich an dem Schwarzhaarigen vorbei zog.
Doch diesem wäre dieser Mensch nicht wichtig, würde er diesem nicht schleunigst behilflich sein wollen.
Noch in den Bewegungen Hiyoris, als sie rasch an ihm vorbei gehen wollte, um geradewegs ihren Problemen zu entkommen, wollte Yato flink ihr Handgelenk packen.
»Hiyori!«, sprach er diese darauf an, ehe er wieder vollkommen verstummte. Er richtete sich auf, verfolgte mit seinen Augen die Halbdämonin und streckte letztendlich seinen Arm soweit aus, dass ihm Hiyoris Hand so nahe war.
Eigentlich wollte er sie packen. Er wollte sie packen, sie festhalten und davon abhalten, vor ihren Problemen wegzulaufen. Er wollte ihr ein guter Freund sein und ihr aus jeglichen Konflikten helfen…
Egal, um was es sich handelte. Selbst in der Liebe würde er sie niemals im Stich lassen. Egal, wie sehr es ihm in der Brust schmerzte. Er würde für diesen Menschen, der für ihn so unendlich viel an Bedeutung hatte, alles tun, damit dieser stets glücklich sein konnte.
Alles.
Ohne Rücksicht auf seine eigenen Gefühle, welche er tief in sich zu verbergen schien.
Im letzten Moment, in welchem Yato schon die Finger ausgestreckt hatte, um mit diesen Hiyoris Handgelenk zu umschlingen, hielt er ganz plötzlich inne.
Er zuckte kurzerhand zusammen, als er realisierte, wie nahe er diesem Mädchen auf einmal war. Nur noch wenige Millimeter trennten seinen und ihren Körper voneinander.
Er war ihr schon viel zu nahe.
Auch Hiyori machte in ihren konzentrierten Bewegungen plötzlich halt, als sie deutlich den warmen Atem Yatos in ihrem Nacken spürte.
Vorsichtig wandte sie sich zur Seite und warf ihren Blick direkt auf die Hand jenes Kriegsgottes, welche drohte, ihre eigene jeden Moment zu ergreifen.
Besorgt betrachtete sie ihn von oben bis unten. War er misstrauisch? Misstrauisch ihr gegenüber? »Ya…to?«
Ruckartig riss der Angesprochene plötzlich seine Hand von ihr zurück, wieder direkt an seinen Körper und wich mehr und mehr Schritte von der Schülerin zurück.
Völlig entgeistert, von dieser irrsinnigen Reaktion ihres Freundes, versteifte sich diese schließlich vollkommen und so langsam ging ihr das Verhalten des Schwarzhaarigen wirklich ans Herz. Sie war deutlich besorgt um Yato und innerlich tat es ihr weh, dass er so mit ihr umging.
Aber wieso? Wieso distanzierte Yato sich von mir?
»Was ist?«, sprach das Mädchen den Kriegsgott darauf an und erntete dafür nur schiefe Blicke und ein leises Zischen Yatos aus. Enttäuscht sackte sie leicht zusammen und vergrub sich mehr und mehr hinter ihrem Schal, welchen sie um ihren Hals gebunden hatte.
»Wir gehen jetzt weiter nach deinem Körper suchen…«
»E-ein…verstanden… Yato.«
Der Schwarzhaarige schluckte gequält und fuhr sich vorsichtig durch das feine Haar. Er schwitzte und die Schweißperlen in seinem Gesicht vermehrten sich, je länger er erschöpft vor sich hin keuchte.
Dabei herrschte draußen Kälte, welche klar verdeutlichte, dass immer noch Winter herrschte und es noch einige Zeit dauern könnte, bis der Frühling über Japan hereinbrechen würde.
Hechelnd marschierte Yato die Nebenstraße entlang und hielt in den kleinsten Gassen, an denen er vorbeizog, Ausschau nach dem Körper Hiyoris. Dieser kam es allerdings gerade so vor, als würde er sich extra darum bemühen, diesen schnellstmöglich zu finden, um endlich abhauen zu können. Und genau dieser Gedanke, mit denen sie seit seiner Aktion gerade eben spielte, machte sie fertig.
»Kannst du dich wirklich nicht mehr darin erinnern, wo du vorhin eingeschlafen bist?«
Ein Schauer fuhr der Oberschülerin über den Rücken, als sie die Stimme des Kriegsgottes vernahm. Hastig schüttelte sie, mit zusammengepressten Lippen, den Schopf und vergrub sich in Windeseile noch tiefer in ihrem Schal.
Der Gott grummelte genervt vor sich hin und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Du bist manchmal echt ein… Dummkopf.«
»Hätte ich dich nicht erst noch suchen müssen, da du vor mir abgehauen bist, wäre es gar nichts erst dazu gekommen…«
Der Angesprochene gähnte und legte die Arme hinter seinen Kopf. »Ah, tut mir leid, Hiyori.«
Zierlich lächelte diese vor sich hin und winkte nur sanft ab. »Nein, nein. Schon okay.«
~✧
Wieder musste sie ihn ansehen.
Sie tat dies so gut wie immer, wenn Yato bei ihr war. Hiyori konnte nie anders, als ihn zu mustert, in seine Augen zu sehen und letztendlich über ihn zu lachen, weil er manchmal ein solcher Tollpatsch und Volltrottel war.
Doch genau das war es immer, was Hiyori so an ihm mochte.
Auch spürte sie gerne seine Nähe, sie schien überglücklich, wenn Yato bei ihr war und nach ihrer Hand griff, um ihr irgendetwas zu zeigen, was er soeben entdeckt hatte.
Wenn er sie irgendwo mit hin schleppen wollte, da er einen Auftrag zu erledigen hatte. Wenn sie in Schwierigkeiten steckte und er ihr zu Hilfe eilen musste… In solchen Momenten hatte er immer problemlos nach ihrer Hand greifen können…
Und jetzt? Was war das vorhin? Hatte sie etwas Falsches gesagt? Etwas Falsches getan?
Ihr fiel dieser enorme Abstand auf, welchen Yato seit dem heutigen Tage von ihr hielt. Je näher sie auch nur versuchte, an ihn heran zu kommen, so wich er immer wieder aus.
Bedrückt von ihren eigenen Gedanken und dem heutigen Tage krallte sich Hiyori an dem Stoff ihres Mantels fest und presste ihre Hand genau dagegen, an jene Stelle, an welcher ihr aufgeregtes Herz rasend schnell pochte.
Es tat weh. Es tat so furchtbar weh, ihn nur aus dieser enormen Distanz betrachten zu können.
Dabei wollte sie viel lieber in seiner Nähe sein.
»Yato…«, flüsterte die Brünette plötzlich und blickte betrübt gen Boden gerichtet. Ihre Augen hatten das Leuchten verloren, welches sie noch am gestrigen Tage besessen hatte, nachdem sie sich freudig von Yato und seiner Shinki Yukine verabschiedete hatte, um nach Hause zu gehen.
Auch das Lächeln, welches noch vor einer geschlagenen Stunde ihre Lippen zierte, als sie sich zusammen mit Yato den Sonnenuntergang angesehen hatte, war einfach verschwunden und seither nicht ein einziges Mal mehr so aufgetaucht.
Es fühlte sich so an, als würde tief in ihre drin nur noch die pure Leere herrschen und es zerfraß sie förmlich von innen.
Es tat weh. Ungeheuer weh, dass er sie abwies.
»Yato, wieso…«, mit ihrer zarten Stimme sprach sie gequält jene Worte aus, welche in ihren Gedanken umher kreisten.
Manche Dinge kann man scheinbar einfach nicht für sich behalten. Aber eigentlich wollte sie diese doch für sich behalten.
Sie wollte nicht verletzt werden, würde ihr Yato eventuell tatsächlich eine Antwort auf eine Frage geben. Es würde sie förmlich zerschmettern, da sie mit dem Schlimmsten rechnete.
»Wieso distanzierst du dich so von mir?«
Eine unerträglich Stille breitete sich aus und der angesprochene Gott zuckte urplötzlich zusammen, als er den Worten Hiyoris lauschte und dessen bedrückten Unterton vernahm.
Sie wirkte gekränkt und zutiefst verletzt. Doch was sollte er schon dagegen tun? Niemand tat etwas grundlos. So auch Yato nicht.
Doch die klare, deutliche, wahrheitsgetreue Antwort könnte er vor ihr niemals über seine Lippen bringen. Selbst in seinen Gedanken schmerzte es ihm im Herzen, wenn er diesen Satz immer und immer wieder durchging und sich dabei vorstellte, wie jener Mensch, welcher ihm wichtiger war als alles andere, wohl darauf reagieren würde.
Er wollte sich nicht ausmalen wollen, was sie danach von ihm halten würde. Was sie danach auf seine Aussage antworten würde. Er wollte unmöglich die Konsequenzen davon tragen, welcher ein einziger Satz, welchen man erst einmal ausgesprochen hat, einfach verursachen könnte.
»Yato?« Er sträubte sich strikt dagegen, auch nur einen Mucks von sich zu geben, solange Hiyori ihn ansprach. »Wieso meidest du mich?«
Kühl stand er ihr gegenüber, Hiyori den Rücken entgegengerichtet und starrte nur gebannt auf den Boden herab. Er hatte die Hände in seine Jackentaschen vergraben und den Rücken leicht gekrümmt.
Ein Regentropfen fiel auf ihn herab und landete plötzlich direkt auf seiner Nasenspitze, an welcher er von dort aus langsam sein Gesicht hinunterrutschte und sich seinen Weg zum Erdboden bahnte.
Mit dem einen Regentropfen folgte ein weiter, ebenso wie ein Dritter und ein Vierter, ehe Hunderte von diesen aus dem Himmel fielen und auf den Erdboden landeten und sich in seinem Haar und dem Stoff seines Jogginganzuges einnisteten.
»Yato? Antworte mir bitte!«
Doch er hielt sich weiterhin wacker und würdigte das Mädchen nicht einmal eines einzigen Blickes.
Ganz gleichgültig, wie sehr es ihm in der Brust schmerzte. Es war nun einmal die richtige Entscheidung.
»Habe ich dir irgendetwas getan? Habe ich vielleicht irgendetwas Falsches gesagt, was dich verletzt hat? Ya…to…?«
~✧
Immer noch folgte beinahe nur die pure Stille. Nur das beruhigende Plätschern der Abertausenden von Regentropfen unterdrückten diese.
Der Kriegsgott rümpfte kurzerhand die Nase und richtete sich kerzengerade auf, sodass Hiyoris Hoffnung mehr und mehr anstieg, sie würde endlich eine Antwort von ihm bekommen und es würde wieder alles besser werden.
Doch es kam nichts.
Er schwieg einfach weiterhin und ging nicht einmal in irgendeiner Weise auf ihre Fragen ein. Nichts geschah.
Rein gar nichts!
Mit Tränen in den Augen streckte das Mädchen die Hand nach dem unbekannten Gott aus und ging vorsichtig auf ihn zu, doch ehe sie den weichen Stoff seines Jogginganzuges auch nur berühren konnte, wurde sie von einer lauten Stimme sofort zurückgewiesen.
»Nicht!« Die Brünette zuckte mehr und mehr zusammen. »Bitte. Geh zurück, Hiyori…«
»Y-yato, ist alles…?«
»Hiyori, ich möchte…«, gebannt lauschte die Angesprochenen den klaren Worten des Mannes, welcher ihr nur wenige Meter gegenüberstand. »Ich möchte, dass du-«
Doch bevor er seinen Satz, welcher ihn so viel Überwindung gekostet hatte, diesen überhaupt über seine Lippen zu bringen, zu Ende bringen konnte, so wurde er auch schon abrupt von jener Schülerin unterbrochen.
»Yato«, ohne zu zögern packte sie einfach das Handgelenk des Blauhaarigen und hielt es mit ihrer eigenen Hand fest. Eigentlich hätte sie erwartet, dass Yato sich sofort von ihr lösen würde – doch diesmal ließ er es einfach zu. »Weißt du, es ist merkwürdig, zwischen dir und mir.«
Der unbekannte Gott grummelte.
Plötzlich packte auch er ebenfalls das Handgelenk Hiyoris mit seiner eigenen und nun hielten sie sich beide im Regen fest, ohne auch nur daran zu denken, loszulassen.
Wenngleich Hiyori diese Nähe mit Freude erfüllte, so konnte sie es einfach nicht vergessen. Sie musste Klarheit zwischen ihnen schaffen.
»Ich habe das Gefühl, dass du… Dass du dich jede Sekunde von mir entfernst. Um jede Sekunde ganze fünf Zentimeter, die sich zwischen uns stellen… Zumindest erscheint es mir so.«
Wieder einmal schwieg er.
Aber hatte sie etwas anderes erwartet? Es war suspekt. So kannte sie diesen Yato, für welchen sie plötzlich diese tiefen Gefühle hegte, einfach nicht. Und es tat ihr im Herzen weh, ihn so zu sehen.
»Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass ich dich nie vergessen werde!« Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre schmalen Lippen, als sie ihre andere Hand ebenfalls noch um sein Handgelenk legte. »Darum, Yato-«
»Es geht so nicht. Das kann so nicht funktionieren, Hiyori.« Mit kühlem Blick wandte er sich vorsichtig zu ihr um und blickte direkt in ihre aufleuchtenden Augen.
»Es werden immer fünf Zentimeter zwischen uns stehen. Von Sekunde zu Sekunde. Genau so, wie du es gesagt hattest.«
♦
5 Centimeters per Second.
5 Centimeters per Second.