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Wir alle müssen Entscheidungen treffen

Kurzbeschreibung
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P12 / Het
Elphaba Thropp Fiyero Tigelaar/Tiggular Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands
13.04.2014
13.04.2014
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13.04.2014 3.908
 
Dies ist mein Beitrag zur 2. Runde des „Sechserpack“ Wettbewerbs aus dem Forum von Pooky.

Hierbei geht es darum, einen Oneshot zu sechs verschiedenen Vorgaben zu schreiben, die wiederum selbst etwas mit der Zahl „6“ zu tun haben.

Fandom: Wicked – Die Hexen von Oz (mit Anlehnungen an das Buch „Wicked – The Life and Times of the Wicked Witch of the West“)

Eine Idee, die ich so ähnlich schon vor längerer Zeit umsetzen wollte und diesen Wettbewerb nun als Anlass genommen habe, um sie auch wirklich niederzuschreiben ;)
Und nun viel Spaß mit meinem Beitrag :)

Liebe Grüße,
Umbra





Wir alle müssen Entscheidungen treffen


Da saß sie. Auf einer Bank. Irgendwo im Munchkinland.
Ihren Besen hatte sie neben sich, wenigstens zickte dieser beim Fliegen nicht mehr herum und sie war heil hier angekommen. Wenn sie nach links und rechts schaute, sah sie weit und breit nichts, außer der gelben Ziegelsteinstraße. Die Bank, auf der sie saß, war in genau demselben Gelbton gestrichen.
Elphaba legte ihre linke Hand auf die Sitzfläche und verzog den Mund zu einer Grimasse. Das Gelb stach sich ganz fürchterlich mit dem Dunkelgrün ihrer Haut, doch ihrer Meinung nach passten sowieso keine Farben zu ihrer fürchterlichen Haut.
Außer schwarz. Schwarz war toll. Und passte gerade, wie immer, zu ihrer Laune. Sie zog die Hand wieder weg und vergrub sie in ihrem Kleid, sodass man das Grün nicht mehr sehen konnte. Blieb nur noch ihr Gesicht, aber das konnte sie wenigstens selbst nicht sehen.

Sie seufzte. Ihr Leben erschien ihr im Moment noch düsterer, seit sie von der Hochzeit gehört hatte. Die einzige Freundin, die sie je hatte, war mit dem einzigen Mann verlobt, den sie je geliebt hatte. Und immer noch liebte.
Natürlich wäre das sowieso nie etwas geworden, er wusste zum Glück nicht einmal etwas von ihren Gefühlen und selbst wenn, ein Prinz wie er, würde sich nie etwas aus jemanden wie ihr machen. Sie war eine Missgeburt, eine Hexe und sie war böse. Also genau das Gegenteil von hübsch und liebenswert.
Am meisten setzte es ihr aber zu, dass es ihr so viel ausmachte. Ihre Situation war schließlich noch nie viel anders gewesen und sie war damit immer zurecht gekommen. Dass ausgerechnet so eine Kleinigkeit sie vollständig aus dem Konzept brachte, hatte sich Elphaba nie träumen lassen.

Aber nicht nur das, auch der Besuch bei ihrer Schwester setzte ihr zu, genauso wie ihr Ruf als böse Hexe des Westens. Allerdings konnte sie nichts dagegen tun, die Menschen hatten recht, wenn sie als böse bezeichnet wurde. Oder?
Sie fühlte sich eigentlich nicht böse, aber das würde wohl jeder behaupten, der so verdorben war, wie sie.
Jedenfalls hoffte sie, dass niemand hier die Straße entlang kam, denn dann würde man sie sicher vertreiben, wenn nicht sogar jagen. Und sie hatte gerade einfach keine Kraft mehr zu flüchten.
Dabei hatte sie doch nur einen Traum gehabt. Das war doch normal für einen Menschen, oder nicht? Jeder wollte doch irgendetwas unbedingt erreichen und war bereit, dafür zu kämpfen. Und sie wollte doch einfach nur frei sein. Frei von den strengen gesellschaftlichen Zwängen und vor allem den Vorurteilen. Niemand traute ihr etwas zu, jeder hasste sie, was vor allem an ihrer Andersartigkeit lag. Dabei wollte sie doch nur zeigen, dass auch sie etwas gut konnte.

Was hatte der Zauberer zu ihr gesagt? Er hatte gesagt, dass sie Talent hatte und das nicht zu knapp. Sie hatte sich ausgemalt, wie schön es wäre ihm mit ihren magischen Fähigkeiten zu dienen und Oz zu einem besseren Land für alle zu machen.
Die Ernüchterung traf sie jedoch wie ein kräftiger Schlag ins Gesicht. Der große Zauberer war nicht der, für den ihn jeder hielt. Statt sanftmütig und edel, war er hinterlistig und intrigant. Statt zu helfen, unterdrückte er die Ozianer und keiner merkte es, außer die Minderheit der TIERE, deren Fähigkeit zu sprechen er ihnen raubte, was sie nur noch zu normalen Tieren machte.
Es war einfach nur grausam, weswegen sich Elphaba ein neues Ziel gesetzt hatte. Sie wollte alleine für Gerechtigkeit sorgen, war untergetaucht und hatte sich eine zeitlang sogar einer gewaltbereiten Rebellengruppe angeschlossen, die aber kurz darauf zerschlagen wurde.

Und jetzt, im Stadium ihrer absoluten Verzweiflung, hatte sie auch noch von dieser vermaledeiten Verlobung gehört.


~ ~ ~ ~ ~



Er wusste nicht, wohin er gelaufen war. Hauptsache weg. Weg von Glinda, den Menschenmengen und dieser Verlobung. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Glinda ohne ihn auch nur annähernd zu fragen, beschlossen hatte, dass sie beide heiraten würden.
Wie kam sie nur auf so eine haarsträubende Idee? Ja, sie hatten eine längere Beziehung geführt, aber nicht nur, dass er eigentlich Frau und Kinder in Kiamo Ko hatte, liebte er doch eine andere.

Elphaba.

Viel zu oft flüsterte er ihren Namen vor sich hin. Es fühlte sich einfach richtig an. Irgendwie gehörten sie beide zusammen, obwohl es auf den ersten Blick nicht so schien, wobei das noch die Untertreibung des Jahrhunderts war.
Die sonst so abweisende und verschlossene grüne Hexe und er, der oberflächliche und reiche Winkie Fürst. Es war verrückt und dennoch so perfekt.

Und nun? Nun wollte Glinda ihn zu etwas zwingen, von dem er noch nicht einmal geahnt hatte, dass es zur Debatte stand. Fiyero wollte nicht schon wieder, dass andere bestimmten, wie er zu leben hatte.
Früher war es seine Pflicht gewesen, eine Frau zu heiraten, die er nicht kannte, weil er nun mal der Erbe seines Vaters war und eines Tages einen Stamm zu führen hatte mit einer Frau an seiner Seite, die ihm gesunde Nachkommen gebären würde.
Eigentlich hatte er gedacht, dass heute alles anders war. Er hatte den Winkus verlassen, um in Glizz zu studieren und auch, wenn er seinen Kommilitonen ein anderes Bild von ihm zeigte, nämlich das des Draufgängers und Schulverweigerers, er wollte lernen.
Sein Stamm brauchte ihn sowieso nicht wirklich. Sie waren Nomaden und sie waren unabhängig. Einen Fürsten benötigten sie nicht, dieses Amt war mehr eine Tradition als alles andere, also hatte er das bisschen Macht ausgenutzt, das er tatsächlich hatte und war nach Glizz gegangen.

Dort konnte er zum ersten Mal leben, wie es ihm gefiel und hatte so getan, als hätte er das schon immer gemacht. Dies hatte ihm einige Sympathien eingebracht und die Frauen hatten sich regelrecht auf ihn gestürzt.
Alle, außer eine. Nur das grüne Mädchen, das sich von allen abgekapselt hatte und das keiner leiden konnte, sie hatte ihn mit regelrechtem Hass angesehen.

Fiyero seufzte. Er wollte nicht über Elphaba nachdenken, er wollte überhaupt nicht nachdenken, so wie er es sich in den letzten Jahren angewöhnt hatte.
Nicht denken, nicht sorgen, sondern einfach leben.
Sich selbst verwirklichen und das mit viel Spaß, Freude und ja, auch ein wenig Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Menschen. Aber das war wohl doch nicht so einfach wie gedacht.
Er sah auf. Wohin war er überhaupt gelaufen, während er ach so trüben Gedanken nachhing? Er war schon weit außerhalb der Smaragdstadt und hatte sich auf einen weniger belebten Teil der Ziegelsteinstraße verirrt, zumindest sah er weit und breit keine Menschenseele.
Fiyero blickte auf die gelben Ziegel. Die Farbe war bereits deutlich ausgeblichen und es gab einige größere Schlaglöcher. Scheinbar schien dieser Teil der Straße dem Zauberer nicht so wichtig, als dass er ihn in absehbarer Zeit ausbessern lassen würde.
Ihm konnte es nur Recht sein.
Er folgte weiter dem Straßenverlauf, besseres hatte er im Moment sowieso nicht zu tun. Was seine Zukünftige wohl gerade tat? Ehrlich gesagt war es ihm herzlich egal, er gedachte nicht, Glinda so bald wieder aufzusuchen.

Als er noch ein paar Minuten gelaufen war, sah er in einiger Entfernung eine einsame Gestalt auf einer Bank sitzen.
Wer sich wohl in diese Gegend verirrt hatte?
Er trat immer näher heran und erkannte eine hagere, dunkel gekleidete Frau mit Hexenhut.

Das konnte doch nicht wirklich sein?

Fiyero blieb wie angewurzelt stehen, einen geschockten Ausdruck in den dunklen Augen.


~ ~ ~ ~ ~



Zur selben Zeit befand sich Glinda die Gute noch immer in der Smaragdstadt und wunderte sich, wo ihr Geliebter abgeblieben war.
„Wo ist Fiyero?“ Glindas schrille Stimme klang durch die Villa, die sie vor kurzem bezogen hatte.
„Wo ist mein Schatzilein?“ Mit Schmollmund schaute sie in jedes einzelne Zimmer, um schließlich jedes Mal wütend mit dem Fuß aufzustampfen und mit wehendem Glitzerkleid in den nächsten Raum zu stürzen. So viel Verspätung sah ihm überhaupt nicht ähnlich.

Alle Angestellten zogen schon die Köpfe ein, wenn sie Glindas Stöckelschuhe nur nahen hörten. Sie wollte sich einfach nicht beruhigen und konnte nicht glauben, dass Fiyero nicht hier war.
„Er kann doch nicht einfach gegangen sein, ohne etwas zu sagen. Oder? Oder?! Ich meine, wir sind jetzt verlobt und er hat nichts besseres zu tun, als zu verschwinden.“
Sie brach schluchzend auf dem nächststehenden Sofa zusammen und schlug die Hände mit den frisch manikürten Fingernägeln vor dem Gesicht zusammen.
Die Hexe machte einen restlos verzweifelten Eindruck, doch keiner fühlte sich dazu berufen, sie zu trösten. Jeder machte einen großen Bogen um die hysterische Frau.

Natürlich war ihr irgendwo bewusst, dass sie Fiyero mit dieser Eröffnung überrascht hatte. Sie hätte es vielleicht besser nicht gleich öffentlich machen sollen und stattdessen mit ihm vorher darüber reden.
Aber sie liebte ihn so sehr. Sie wollte, konnte ihn nicht verlieren, da hatte sie gedacht, dass sie ihn lieber so schnell wie möglich an sich binden sollte. Das war mal wieder ein Entschluss, den sie getroffen hatte, ohne weiter darüber nachzudenken. Schon in Glizz wusste sie, dass sie so schnell wie möglich diesen Fürsten heiraten würde.
Und das hatte sie in die Tat umsetzen wollen.
Es war schließlich Liebe und er liebte sie doch auch, sie waren seit bestimmt drei Monaten zusammen.

Sie seufzte und wischte sich ganz undamenhaft über die Augen. Ihre Schminke musste schon ganz verschmiert sein. Wahrscheinlich sah sie einfach nur furchtbar aus.
Vielleicht liebte Fiyero sie ja doch nicht.
Vielleicht war sie nicht perfekt genug.
Aber sie war doch Glinda Arduenna, die gute Hexe. Man hatte mittlerweile sogar Schulen und Klöster nach ihr benannt, die Ozianer vergötterten sie, der Zauberer setzte auf ihren Einfluss auf sein Volk.

Das war passiert, gleich nachdem Elphaba geflohen war und im Zuge dessen des Hochverrats angeklagt wurde. Glinda war klar, dass eigentlich ihre grüne Freundin die neue Repräsentantin an der Seite des Zauberers hätte werden sollen.
Sie war ihr schließlich was Magie betraf um einiges voraus. Nur weil Elphaba zu dem Schluss gekommen war, dass sie den Herrscher des Landes in seinen Machenschaften nicht unterstützen konnte, hatte Glinda diese Möglichkeit erhalten. Eigentlich hätte Elphie diese Ehre verdient gehabt.
Und auch wenn es ihre Entscheidung war, zu fliehen und in Freiheit zu leben, plagte Glinda des Öfteren das schlechte Gewissen. Sie waren doch in ihrer Studentenzeit so etwas wie Freundinnen geworden.
Hatte sie die grüne Hexe mit ihrem selbstsüchtigen Handeln verraten? Glinda war seit sie Elphaba kannte, nicht mehr vor jeder Kritik gefeit. Sie dachte viel mehr nach, was ihr überhaupt nicht gefiel. Außerdem gab das Falten.

Elphaba. Fiyero. Beide hatten sie verlassen. Vielleicht, aber nur vielleicht, war das ihre eigene Schuld gewesen. Was ist, wenn sie die beiden einfach hatte gehen lassen?
Ein Wechsel von Hysterie, Trauer und Verzweiflung machte ihr zu schaffen. Sie wusste nicht mehr was wahr und was falsch war. Dabei wünschte sie sich nur einen schönen Mann an ihrer Seite und Erfolg in der Smaragdstadt.
War das zu viel verlangt? Hatten ihre Kritiker recht und sie war nur ein verwöhntes Gör?

Glinda wusste nicht mehr weiter.
Sie war vollkommen allein und verwirrter denn je zuvor.


~ ~ ~ ~ ~



Es kam ihm so unwirklich vor, als sehe er sie durch einen Schleier.
Das war doch nicht möglich, dass er sie hier und jetzt antraf? Seit Monaten hatten sie sich nicht gesehen und jetzt, im Moment größter Verzweiflung, begegnete er ihr einfach so mitten im Nirgendwo?
Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, einen Fuß vor den anderen setzend und Elphaba nicht aus den Augen lassend. Noch hatte sie ihn nicht bemerkt. Sie schien in Gedanken zu sein, so wie er es noch vor wenigen Augenblicken war.

Sie erschien ihm ausgezehrt und müde, so weit er das beurteilen konnte. Die Hände hatte sie in ihrem Kleid vergraben, den Kopf gesenkt, sodass man nicht auf den ersten Blick sah, dass ihre Haut grün war.
Ein paar Meter vor ihr blieb er stehen, traute sich nicht sie anzusprechen. Er hatte Angst, dass sie sich dann wie ein Traumgebilde vor ihm auflösen würde.
Schließlich schaute Elphaba auf, ihm direkt in die Augen. Schwarz traf auf braun. Keiner rührte sich.

„Bei Lurlina!“, rief Elphaba auf einmal aus und sprang auf. Sie war gerade im Begriff mit dem Besen wegzufliegen, als Fiyero auf sie zueilte.
„Nein! Elphaba! Bleib, bitte!“
Sie drehte sich um, Misstrauen lag in ihrem Blick, den Besen hielt sie wie eine Barriere zwischen sich und dem Fürsten. Dann ging sie langsam um die Bank herum, um noch mehr Abstand zwischen sie zu bringen. Fiyero hob abwehrend die Hände und ging ganz langsam auf sie zu.
„Was willst du hier?“, giftete sie ihn an, den Schock schien sie wohl überwunden zu haben.
„Wenn du glaubst, ich wollte dir auflauern, dann irrst du dich. Ich bin zufällig hierher geraten. Eigentlich wollte ich allein sein...“ Er brach ab.
Langsam senkte die bedrohlich wirkende Hexe den Besen. Noch immer beobachtete sie ihn eindringlich aus zusammengekniffenen Augen.
„Und warum schleichst du hier herum? Noch dazu in Gardeuniform? Außerdem, solltest du nicht bei deiner Verlobten sein?“
Elphaba konnte nicht verhindern, dass sie eingeschnappt klang. Glinda als Fiyeros Verlobte zu bezeichnen war schwieriger als gedacht.
Es tat weh.

Fiyero seufzte und setzte sich langsam mit dem Rücken zu Elphaba auf die Bank. Er klopfte neben sich.
„Komm, setz dich doch bitte zu mir. Antun kann ich dir sowieso nichts, ich bin unbewaffnet und außerdem würde ich dich niemals gegen deinen Willen anrühren.“
Sie zögerte, räusperte sich leise und lief dann mit steifen Schritten zu ihm. Schließlich setzte sie sich mit einigem Abstand neben ihn. Fiyero musste sich beinahe ein Lächeln verkneifen, da die Hexe auf einmal wieder wie das unsichere Mädchen von früher wirkte, wenn sie mit jemandem reden sollte.

„Wie geht es dir, Elphaba?“, fragte er so unverfänglich wie möglich.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Ich werde verfolgt, man hat mich hintergangen, ich habe keine Ahnung, was mein Ziel ist und ausgerechnet du fragst mich, wie es mir geht? Es gibt wirklich bessere Momente für Smalltalk.“
Sie verdrehte die Augen und schnaubte spöttisch.
„Immerhin hast du deinen Sarkasmus noch nicht verloren...“
„Und den erkennst du auf einmal? Ich dachte, das war immer zu hoch für dich.“
Bevor sich Fiyero hätte beschweren können, fuhr sie schon fort:
„Was ist eigentlich mit dir? Warum so niedergeschlagen? Solltest du nicht glücklich sein? Bei dir läuft doch alles perfekt.“
„Perfekt? Das ich nicht lache! Ich bin nicht der, der ich sein will und will nicht sein wer ich bin. Verstehst du? Ich bin verwirrt, ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Ganz Oz hat sich gegen dich verschworen, jeder wettert über die böse grüne Hexe und ich stehe zwischen ihnen und kann nichts sagen, das sie überzeugt.“
Er seufzte.


~ ~ ~ ~ ~



Elphaba sah ihn verwirrt an.
„Wie? Willst du damit sagen, dass du dir um mich Sorgen machst?“
„Kann man so sagen. Du bedeutest mir wirklich viel, wie ich festgestellt habe. Und das mit Glinda...ich wusste nichts von dieser Verlobung, rein gar nichts. Nachdem ich gestern davon erfahren habe - bei einer öffentlichen Kundgebung - bin ich abgehauen und irre seitdem in der Gegend rum.“
„Warte...willst du mir gerade weismachen, dass du nicht so davon erbaut bist, Glinda zu heiraten? Ich dachte, ihr seit zusammen. Friede, Freude, Eierkuchen und überhaupt.“
Sie war verblüfft, denn das hatte sie nun wirklich nicht erwartet.
„Nein, ich hatte nie vor sie zu heiraten. Im Gegenteil, ich wollte sie verlassen. Nur, irgendwie, hat es nie gepasst.“
Er zuckte mit den Schultern und grinste schief. Wieder verdrehte Elphaba die Augen.
„Das heißt wohl, bei uns beiden läuft es im Moment nicht so gut. Großartig“, meinte die Hexe nüchtern.

„Elphaba, was ich dir eigentlich schon seit längerer Zeit sagen will - ich, ich mag dich. Sehr. Und das schon seit längerem. Um ehrlich zu sein, wollte ich Glinda wegen dir verlassen.“
Der sonst so draufgängerische Winkie Fürst schaute auf seine Hände und wagte es nicht, Elphaba in die Augen zu sehen.
Als keine Antwort von ihr kam, fuhr er fort: „Bitte, lass mich bei dir bleiben. Du bist die einzige Person, die mir jetzt noch wichtig ist.“
Er rutschte weiter zu Elphaba, welche ihn aus großen Augen anschaute.

Schließlich hauchte sie nur: „Fiyero.“

„Lebendig kriegen sie uns nie, egal wie viele es sind“, flüsterte Fiyero und umfasste dabei ihr Gesicht.
Elphaba schüttelte nur leicht den Kopf.
„Fiyero, es gibt kein uns. Sie wollen mich, egal um jeden Preis und ich will dich nicht verlieren. Ich will mir keine Gedanken um dein Wohlergehen machen müssen“, versuchte sie ihm klarzumachen.
„Ach was, red nicht so einen Unfug! Zusammen sind wir viel stärker und haben bessere Chancen, uns gegen den Zauberer zu wehren!“
„Du verstehst nicht. Ich habe noch vieles zu erledigen. Ich glaube, der Kampf gegen den Zauberer ist meine Bestimmung. Und dabei bist du mir keine Hilfe. Geh zurück zu Glinda, warte nicht auf mich, denn wahrscheinlich werde ich bei dem Versuch etwas zu ändern, sterben.“
„Genau! Tolle Idee! Ich kann dich nicht wieder gehen lassen. Am Ende bist du nur der Sündenbock für alles. Und zu Glinda habe ich auch das letzte Vertrauen verloren. Sie ist ein intrigantes Miststück. Aber du, du bist alles für mich!“
Fiyero war aufgebracht. Warum konnte Elphaba nicht einmal einsehen, dass sie nicht alles allein schaffen konnte und es auch nicht musste?

„Es tut mir Leid, Fiyero. Wir sind nicht dazu bestimmt, zusammen zu sein. Wir waren es nie“, antwortete Elphaba nur und nahm seine Hände von ihren Wangen. Sie fühlte sich unwohl.
„Willst du das wirklich?“
„Das spielt keine Rolle. Das hat es noch nie.“
„Ich verstehe dich nicht, Elphaba. Du willst stark sein und doch lässt du dich einfach fremdbestimmen. Sieh mir in die Augen und sag mir, dass dir das alles egal ist. Los, sag es!“
Sie schaute ihn aus unbewegtem Gesicht an. Fiyero war kurz davor den Blick abzuwenden, weil er ihr nicht standhalten konnte, doch schließlich sprach sie mit fester Stimme:
„Es ist mir egal. Mir ist alles egal, alles was mich betrifft. Was ich will, ist dich in Sicherheit zu wissen.“
Dann senkte sie den Blick, das Gesicht weiterhin starr, bemüht, keine Emotionen zu zeigen.
Fiyero zuckte bei ihren Worten zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. Er wusste erst nicht, wohin mit sich, bis er langsam antwortete:
„Dann wollen wir wenigstens diesen Abend noch zu etwas Besonderem machen.“


~ ~ ~ ~ ~



Fiyero rückte wieder näher zu ihr. Elphaba hielt den Atem an, der junge Fürst war ihr viel zu nahe. Neue Gefühle übermannten sie.
Bald darauf lagen sie sich in den Armen und Fiyero flüsterte:
„Ich liebe dich, Elphaba. Schon so, so lange.“
Dann küsste er sie, worüber Elphaba froh war, da sie sowieso nicht in der Lage gewesen wäre, darauf zu antworten. Sie wusste nur, dass Fiyero nicht damit aufhören sollte, sie zu küssen.

Fiyero fühlte sich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder richtig lebendig.
Sie sollten auf die Knie gehen und beten, dass der Mond verhangen bleibt. So einen Moment würden sie wahrscheinlich nie wieder bekommen, weshalb sie diesen bist zum letzten Augenblick auskosten sollten.
Sie glitten von der Bank, Arm in Arm.
Sie küssten sich, als gäbe es keinen Morgen mehr. [Es gab doch noch einen, oder?]
Sie dachten nicht mehr nach, fühlten nur noch.

Es war wunderschön, beide hatten noch nie so viel Geborgenheit erfahren dürfen.
Es war ihr Moment und niemand konnte ihnen diesen zerstören.

So lagen sie lange Zeit da, auf einer kaputten, verlassenen Straße und die Welt schien nur für sie beide stillzustehen.

Schließlich schien sich jedoch ein Gewitter anzukündigen, Donner grollte in der Ferne. Elphaba schreckte auf.
„Was hast du, Elphaba?“, fragte Fiyero mit müder Stimme.
„Es wird bald anfangen zu regnen, ich muss hier ganz schnell weg.“ Sie klang beinahe panisch.
„Hab keine Angst, ich gebe auf dich acht. Wir sind doch nicht aus Zucker.“ Er lachte leise.
„Fiyero, du kennst doch sicher diese Gerüchte über mich, dass ich so böse sei, dass Wasser mich umbringt? Das stimmt insofern, als das Wasser eine ätzende Wirkung auf mich hat. Das heißt, wenn es anfängt zu regnen, wird es mich töten. Deswegen muss ich dich jetzt leider endgültig verlassen.“
Sie hatte es ihm nicht sagen wollen, reichte denn nicht ihre andersartige Hautfarbe? Nein, sie hatte auch noch eine seltsame Wasserallergie.
Sie stand hektisch auf, strich ihr Kleid glatt und nahm ihren Besen. Fiyero sah sie die ganze Zeit an, bis er sich schließlich vor sie stellte.
„Ich werde dich immer lieben, Elphaba. Was auch passiert, ich werde auf dich warten und dich in meinem Herzen tragen. Alles andere ist egal, es zählen nur wir beide.“
Er küsste sie ein letztes Mal, bevor er einen Schritt zurücktrat.

Elphaba lächelte, zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit. Dann richtete sie noch einmal das Wort an ihren Geliebten: „Ich werde immer Dein sein. Pass auf dich auf.“

Daraufhin bestieg sie ihren Besen und flog dem Nachthimmel entgegen, ohne einen weiteren Blick zurück.
Sie hatte in einer Nacht so viel gewonnen und verloren wie selten.
Sie erinnerte sich an all die schönen Worte, die Fiyero ihr in den letzten Stunden ins Ohr geraunt hatte.

„Du hast es wieder mal geschafft, mir den Atem zu rauben.“

Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass er tatsächlich sie lieben sollte.

„Ich bin für dich leise, wenn du zu laut bist.“

Er tat ihr so gut, in seinem Wesen. Einen Mann wie ihn brauchte sie an ihrer Seite. Noch nie hatte sie jemanden getroffen, der sie so gut verstand, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Sie beide verband, dass sie den Zwängen entkommen und Freiheit erleben wollten und dafür verachtet wurden.

Leider war ihnen eine gemeinsame Zukunft vom Schicksal vergönnt.

Denn eines wusste Elphaba so sicher, wie das Wasser sie umbrachte.

Man würde sie jagen, man würde sie töten. Und Fiyero würde sie vor so einem Ende bewahren, egal was es sie kostete.

Doch sie, sie hatte ihre letzte Chance schon lange vertan.

Sechzig Tage Angst und kein Hoffnungsschimmer.






Vorgaben für die zweite Runde:
1. Sechsmal muss das Wort „Bank“ vorkommen.
2. Der Beitrag muss aus 6 x 600 Wörtern bestehen. (bluedoc-Wörterzähler)
3. Diese Wörter müssen unverändert untergebracht werden: Talent, Traum, Wechsel, Gewitter, Entschluss, Verspätung
4. Genau sechs unterschiedlich Substantive müssen mit ‚L’ beginnen.
5. Der letzte Satz muss aus genau sechs Wörtern bestehen und irgendwas mit der Zahl „sechs“ zu tun haben.
6. Aus sechs deutschen Songs muss je ein Satz mit mindestens sechs Wörtern untergebracht werden.



Verwendete Songzitate:
Du hast es wieder mal geschafft, mir den Atem zu rauben. ~ Silbermond – Das Beste

Hab keine Angst, ich gebe auf dich Acht. ~ Tote Hosen – Tage wie diese

Lebendig kriegen sie uns nie, egal wie viele es sind. ~ Tote Hosen – Bonnie & Clyde

Ich bin für dich leise, wenn du zu laut bist. ~ Revolverheld – Ich lass für dich das Licht an

Ich bin nicht der, der ich sein will und will nicht sein wer ich bin. ~ Ich & Ich – Stark

Sie sollten auf die Knie gehen und beten, dass der Mond verhangen bleibt. ~ Eisblumen – Eisblume
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