Memo Nummer 5
von Yurushi-chan
Kurzbeschreibung
Desmond hat vor seinem Tod für seine Angehörigen Memos verfasst.Eine davon war an Shaun gerichtet, welche unausgesprochene Worte und Gefühle in sich trug. (ShaunxDesmond)
GeschichteAngst / P12 / Gen
Desmond Miles
Shaun Hastings
03.04.2014
03.04.2014
1
2.322
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03.04.2014
2.322
Hallo~
Diesen kleinen Oneshot würde ich gerne meiner besten Freundin Kira Hayashi widmen, da sie morgen ihren 16 Geburtstag feiert.
Ich wollte irgendetwas persönliches machen und da dachte ich mir: Was ist persönlicher, als eine eigene kleine Geschichte :D
Ich hoffe, dass sie dir gefällt ;)
Und natürlich auch ein Danke an die Leser, die sich für diese Geschichte entschieden haben. Es bedeutet mir wirklich viel :)
--------------------------------------------------------------------------------------
Seit dem 21.12.2012 laufen die Tage einfach nur an Shaun vorbei. Schon wieder ist ein Mitglied ihres Teams, ihrer kleinen Familie, in dem Kampf zwischen Templern, Assassinen und gar dem Ende der Welt und der Auslöschung der menschlichen Rasse verstorben.
Gedankenverloren rührt der Brite in einer Tasse Tee umher, beobachtet dabei den kleinen entstehenden Strudel der Flüssigkeit, die schon längst ihre Wärme verloren hat.
Sie ist tot und umworren, genauso, wie er sich nun selber fühlt.
Desmond ist tot....
Es schmerzt ihn sehr zu zu geben, dass ihm dieser nervende, faule Bastard scheinbar mehr fehlt, als er es je zu denken geglaubt hätte. Doch jetzt spürt er, wie ihm der Kummer und die Einsamkeit mit voller Wucht und geballter Faust in das verblasste Gesicht schlagen, lässt in ihm den Wunsch aufkommen, dass diese Grausamkeit so bald wie möglich enden soll.
Auch die Anderen trifft dieses schreckliche Ereignis nicht weniger schlimm.
Becca wurde nach Lucys Tod schon etwas stiller, doch nun nach Desmonds Tod schien sie den Rest ihrer kindlichen Fröhlichkeit verloren zu haben.
Und was William betrifft... nunja... wie fühlt sich wohl ein Vater, der seinen einzigen Sohn verliert, zu dem er gerade erst nach zehn Jahren wieder gefunden hatte?
Shaun wagt es gar nicht, sich ein Bild von diesen Gefühlen zu machen, denn so empfindet er seine Trauer schon als unerträglich.
Mit ausdruckslosem Starren blickt der Brite auf einen bläulich flackernden Bildschirm vor sich, welcher noch kein Ergebnis irgendeiner Arbeit aufweist. Seit Stunden schon blinkt der Anzeiger der Zeilen einfach nur auf dem leeren Word Dokument, steht in mitten dieser weißen Leere... einsam und alleine und erscheint Shaun wie eine nur allzu wahre Parodie seiner Selbst.
Dieser Gedanke verfliegt jedoch schnell, als er plötzlich ein zaghaftes, kaum hörbares Klopfen an seiner Haustüre wahrnimmt.
,,Shaun? Shaun bist du da?“, dringt plötzlich eine weibliche Stimme in sein Ohr, genauso vorsichtig und leise, wie das vorherige Klopfen.
Sekunden, Minuten vergehen, in denen der Mann einfach nur auf den Bildschirm starrt und keinerlei Reaktion zeigt, bis er sich dann doch noch auf seine wackeligen Beine stemmt und ein schwaches ,, Ich komme schon“ aus seinem Mund ertönt. Dabei verflucht er sich für das starke Zittern, welches in seiner Stimme mitklingt.
Langsam öffnet er die Türe seines kleinen Appartements und zieht sofort die Augen zu engen Schlitzen, als ein gleißendes Licht den dunklen Raum flutet und Shaun so fühlen lässt, als würde ihm genau dieses Licht die Netzhaut von den Augen brennen.
Es badarf ein paar Sekunden, bis sich sein Blick wieder klärt und er ein Lächeln auf den Lippen Rebeccas erblickt.
Ihre Augen spiegeln jedoch sichtlich ihre wahren Gefühle wieder, die sie vor Shaun zu verstecken versuchte.
Fast täglich sehen sie sich in dem Abstergogebäude, in das sie untergetaucht sind, um Informationen über die Machenschaften der Templer zu sammeln und setzen sich ebenfalls täglich eine Farce auf, verstecken ihre wahren Gefühle hinter einem Schauspiel, einem vorgetäuschtem Wiederholen der alten Verhaltensmuster, um für den jeweils Anderen stark zu sein, auch wenn beiden bewusst war, dass der Andere dieses Spiel schon längst durchschaut hatte.
Nun zwingt auch Shaun sich zu einem Lächeln und bedeutet der jungen Frau mit seiner Hand, dass sie doch hereinkommen solle, doch auf diese Geste folgt nur ein Kopfschütteln ihrerseits.
Verwirrt zieht er die Augenbrauen hoch, als sie ihm plötzlich eine CD in die Hand drückt.
Für einen kurzen Moment berühren sich die Hände beider und lässt Shaun spüren, welche Kälte auf der Haut der früher so glücklichen Frau liegt und lässt sein Herz für einen kurzen Moment einfach aussetzen.
,,Ich habe es heute geschafft mich für einen kurzen Zeitrahmen in die Computer Abstergos zu hacken und habe dabei Material von Desmonds Handy gefunden...“
Das bloße hören dieses Namens verpasst seiner Brust einen schmerzlichen Stich, doch er versucht es sich nicht anmerken zu lassen.
,,Es sind auch ein paar Memos dabei. Die meisten sind zwar an William gerichtet, aber für dich ist auch eins dabei. Ich dachte mir, du würdest es dir vielleicht gerne anhören.“
Ihre sanften Augen sind nun gänzlich auf Shauns gerichtet, die Hände hat sich dabei unterstützend auf seine Schultern gelegt.
,, Deins wäre Memo Nummer fünf.“, erklärt sie Shaun, drückt seine Schultern und wendet sich ab, um genau so schnell zu verschwinden, wie sie eben aufgetaucht war.
Und so kommt es, dass der junge Mann erneut alleine ist und im Türrahmen steht, dabei die Augen ungläubig auf die glänzende CD mit der Aufschrift ,, Inhalt von Desmonds Handy“ gerichtet.
Auf bebenden Beinen schreitet er zurück zu seinem Stuhl, auf welchem er sich dann erschöpft fallen lässt, da er befürchtet, dass diese jeden Moment ihre Kraft verlieren und er einfach auf dem Boden aufprallt.
Seinen Atem stößt er nur flach aus und er sieht das Abbild seines eigenem verängstigtem Gesichtausdruckes in der schwachen Reflektion des Aluminiums in seiner Hand.
Soll er sie nun anhören oder nicht?
Genau dies ist die Frage, die gerade durch seinen mit Gefühlen überfüllten Schädel hämmert.
Was ist, wenn der Inhalt ihn nur verletzen würde und ihn nur weiter in den Zustand der Trauer reißen würde?
Doch sicherlich wäre es auch schön, seine Stimme nur noch ein letztes mal ertönen hören zu dürfen.
Wie von Fäden gezogen bewegt sich der Körper des jungen Mannes ganz von alleine und wirft mit fast mechanischen Bewegungen die CD ein, sucht diese dann mit ein paar Klicks auf seinem PC und öffnet dann den Ordner mit der Aufschrift ,,Memos“.
Er atmet ein mal kräftig durch, um seine Nerven zu beruhigen und flüstert dann die Worte ,, Memo Nummer fünf“, wie ein Mantra, wieder und wieder.
Seine Augen weiten sich schlagartig, als er die gesuchte Datei findet, seine Finger liegen zitternd auf seiner Maus.
Nur sehr langsam gelingt es ihm den Mut zu fassen, um die Datei zu öffnen und ein lautes Rauschen durch die Lautsprecher seines Rechners ertönen zu hören.
Sein Herz pocht mit einer Stärke und Geschwindigkeit, die für einen Menschen sicher nicht gesund sind, als er plötzlich eine bekannte Stimme ertönen hört.
,, Hey Shaun... Die Tatsache, dass du dir das hier anhörst sagt wahrscheinlich aus, dass ich... ähm... nunja... dass ich wahrscheinlich tot bin... Oder, dass du dir einfach so mein Handy geklaut hast und du wieder mein Zeug durchsiehst. Wenn das der Fall ist, bereite dich darauf vor, dass ich dir in drei Minuten deinen kleinen roten Kopf einschlagen werde!“
Ein trauriges Lachen ertönt seitens Shaun, als ihm nur um einiges deutlicher wird, wie sehr ihm diese kleinen Auseinandersetzungen doch fehlen.
,, Ähm... Und jetzt zurück zu meinem eigentlichen Grund. Ich wollte gerne noch ein paar Sachen klären... um meinen Frieden zu finden und so. Also... Ich wollte sagen... Die Tatsache, dass du nicht für den Animus geeignet bist, hat mir eigentlich immer sehr leid getan. Ich hab es dir auch immer sagen wollen, doch ich dachte mir, dass du mir eh nicht glauben würdest und mir sagen würdest, dass ich mich nicht über dich lustig machen soll, also habe ich es für mich behalten. Eigentlich bin ich sogar froh, dass du da nicht rein musst. Geschichte hin oder her. Der Animus ist ein grausamer Apparat... Ich glaube du kannst dir nicht einmal vorstellen, wie grausam es ist, die Vergangenheit meiner Vorfahren nach zu erleben. Ihre Geschichten, die mit Blut geschrieben und mit Blut besiegelt wurden sind. Es war so unglaublich schmerzhaft als Ezio den Tod seines Vaters und seiner Brüder zu sehen, dass ich dachte, es zerreißt mich... Und der scheiß Sickereffekt macht das ganze nicht einfacher... Manchmal wache ich auf und weiß nicht einmal wo, geschweige denn wer ich überhaupt bin. Ich begehre Personen, die schon vor Jahrhunderten verstorben sind und ich weiß einfach nicht, wie lange meine Psyche diesen Schmerz noch erträgt...“
Und auf diese Worte folgt Stille. Pure, grausame Stille, die Shaun panisch werden lässt.
War es das etwa schon? Er hat ihm ein Memo hinterlassen, in dem ihm schildert, wie schlecht es ihm schon vor seinem Tod ging? Als wäre Desmonds Ende für alle nicht schon grausam genug.
Doch dieser panische Zustand sollte schnell von einem kurzen Husten gebrochen werden, was Shaun erleichtert aufatmen lässt und ihm nun die ersten Tränen in die Augen treibt.
Wieso zur Hölle erscheinen ihm die Worte dieses verdammten Idioten auch nur als so wichtig?!
Erneut bricht Desmonds traurige Stimme die Stille:,, Weißt du Lucy... ich mochte sie wirklich gerne und ich habe mich so verloren gefühlt, als ich sie... als Juno sie durch mich tötete... Ich habe Nähe gesucht, jemandem mit dem ich reden konnte, doch niemand in unserer Gruppe erschien mir wirklich als geeignet... Mit Dad konnte ich nie wirklich reden und Becca? Sie ist eher der Typ, mit dem man Spaß hat und Abenteuer erleben kann, als dass man mit ihr redet. Und du? Tja, du warst einfach du. Dieses menschenfeindliche Arschloch mit dem flachen Humor und einer Abscheu gegen alles, was Spaß machen könnte, doch ich habe dich durchschaut Hastings. Ich habe dein Schauspiel durchschaut und habe deine Menschlichkeit und deine Verletzlichkeit erkannt. Du hast Angst nicht wahr? Angst eine Bindung zu den Subjekten aufzubauen. Du hast über die Jahre mitbekommen, wie einer nach dem anderen durch den Animus zerbrochen ist, es nicht mehr aushielt und sich, wie Subjekt 16, das Leben nahm. Du baust eine Mauer um dich auf, und betrachtest uns nur als Objekte, um dem Schmerz zu entgehen, wenn wir dahinraffen, was mit großer Wahrscheinlichkeit eintreten wird... Die Tatsache, dass du dir das hier anhörst, bestätigt dies nur.
Doch ich weiß, dass du dem trotzdem nicht entgehen konntest. Das habe ich bemerkt.
Nachts, wenn Dad und Rebecca schon schlafen waren, hast du immer noch an deinem Rechner gesessen und das Zeug gemacht, was du halt eben immer so gemacht hast und ich habe mich immer zu dir gesellt. Wie gesagt, brauchte ich die Nähe, das Gefühl, dass jemand bei mir ist und für mich da ist, deswegen habe ich mich immer hinter dir versteckt und dich bei der Arbeit beobachtet, wie du konzentriert auf den Bildschirm gestarrt hast, immer wieder die Nase gerümpft hast, wenn du nachdachtest und manchmal einfach so vor dich hingesummt hast. Ich fand es erstaunlich, wie normal du dann auf mich wirktest.
Und ich habe auch alles mitbekommen, als ich wieder einmal von dem Sickereffekt überrumpelt wurde und dachte, dass ich Ezio wäre und ich dich... ähm... für Leonardo hielt und dich... und dich in eine stille Ecke gezogen habe , diesen Gefühlen einfach freien Lauf gelassen habe und dich geküsst habe. Mitten in diesem Kuss habe ich mein Bewusstsein wiedererlangt, sah dass du es warst und dass du darauf eingegangen bist und auch ich wollte mich nicht von dir lösen müssen... es hat sich einfach so... richtig angefühlt... Ich fühlte mich geborgen, habe eine Wärme gespürt, die ich schon längst vermisst hatte.
Und trotzdem spielte ich, nachdem wir uns voneinander gelöst haben die Rolle von Ezio, um meine Gefühle nicht offen zu legen, um mich nicht verletzlich zu machen. Und du tatest das Gleiche. Du hast dich nachher genauso kalt wie vorher verhalten und nie habe ich etwas so sehr bereut...
Das Verlangen danach dich zu berühren, mit dir zu lachen und einfach nur in deinen Armen zu sein wurde so unglaublich groß, dass es mich schmerzte dich zu sehen.
Warum ich dir das alles jetzt erzähle? Naja... um ehrlich zu sein ist mein Verhalten jetzt ziemlich egoistisch und ich weiß durchaus, dass es dich später nur belasten wird, aber ich muss das jetzt endlich loswerden.... ich will einfach nur wissen, dass du es irgendwann einmal gehört hast, auch wenn es feige von mir ist, dir das nur als eine Nachricht zu hinterlassen.
Was ich dir eigentlich sagen wollte ist... nunja... ich wollte dir nur sagen... Ich liebe dich Shaun... Ich liebe deinen trockenen und asozialen Humor... Ich liebe es, wie viel Begeisterung du der Geschichte entgegenbringst und wie viel Wissen du in dir trägst... und ich liebe es, dass du mich nicht weggeschickt hast, als ich deine Nähe brauchte und einfach nur hinter dir saß, obwohl du es bemerktest. Dieses kaum sichtbare Lächeln, dass du mir zuwarfst und dieses glänzen in deinen Augen.
Scheiße Mann... ich liebe dich Shaun, obwohl du so ein riesiges dummes Arschloch bist!“
Durch die Lautsprecher kann man nun ein leises Schluchzen hören und auch Shaun kann seine Tränen nicht mehr zurückhalten und beginnt bitterlich zu weinen. Es fühlt sich so an, als würde er innerlich langsam zerfallen, in tausend kleine Stücke, die er nie wieder zusammensetzen könnte.
,, Ich wollte nur, dass du das weißt... es... es tut mir leid, Shaun...“, tönt es nun aus den Lautsprechern, bis die Stimme nun gänzlich verschwindet und den jungen Mann nun ganz mit seiner Trauer alleine lässt.
Feste krallt er seine Hände an seine linke Brust, versucht so den Prozess des Zerfallens stoppen zu lassen, doch dies ist alles nur vergeblich.
,, Wieso?! Wieso musstest du mir das jetzt sagen, du dummer Bastard?!“,schreit er schmerzlich heraus und lässt seinen Oberkörper kraftlos auf die Tischplatte sinken.
Wieder und wieder tropfen dir salzigen Tränen auf das kalte Glas seiner Brille, während ein lauter Schrei seine Stimmbänder schmerzhaft vibrieren lässt.
,,Ich liebe dich auch...“
Und so spricht er die Worte aus, die er schon seit Monaten in sich trägt, sich jedoch nie traute auszusprechen. Und nun, als er endlich den Mut hatte, war der, dem diese Worte galten tot... Desmond ist tot... und Shaun hat sich nie einsamer gefühlt, wie an diesem Tag...
----------------------------------------------------------------------------------------
Jop
Das war es auch schon :D
Ich hoffe, dass es gefallen hat, auch wenn es vielleicht ein bisschen deprimierend war :)
Natürlich würde ich mich auch über eure Meinungen freuen
Eure Yurushi
Diesen kleinen Oneshot würde ich gerne meiner besten Freundin Kira Hayashi widmen, da sie morgen ihren 16 Geburtstag feiert.
Ich wollte irgendetwas persönliches machen und da dachte ich mir: Was ist persönlicher, als eine eigene kleine Geschichte :D
Ich hoffe, dass sie dir gefällt ;)
Und natürlich auch ein Danke an die Leser, die sich für diese Geschichte entschieden haben. Es bedeutet mir wirklich viel :)
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Seit dem 21.12.2012 laufen die Tage einfach nur an Shaun vorbei. Schon wieder ist ein Mitglied ihres Teams, ihrer kleinen Familie, in dem Kampf zwischen Templern, Assassinen und gar dem Ende der Welt und der Auslöschung der menschlichen Rasse verstorben.
Gedankenverloren rührt der Brite in einer Tasse Tee umher, beobachtet dabei den kleinen entstehenden Strudel der Flüssigkeit, die schon längst ihre Wärme verloren hat.
Sie ist tot und umworren, genauso, wie er sich nun selber fühlt.
Desmond ist tot....
Es schmerzt ihn sehr zu zu geben, dass ihm dieser nervende, faule Bastard scheinbar mehr fehlt, als er es je zu denken geglaubt hätte. Doch jetzt spürt er, wie ihm der Kummer und die Einsamkeit mit voller Wucht und geballter Faust in das verblasste Gesicht schlagen, lässt in ihm den Wunsch aufkommen, dass diese Grausamkeit so bald wie möglich enden soll.
Auch die Anderen trifft dieses schreckliche Ereignis nicht weniger schlimm.
Becca wurde nach Lucys Tod schon etwas stiller, doch nun nach Desmonds Tod schien sie den Rest ihrer kindlichen Fröhlichkeit verloren zu haben.
Und was William betrifft... nunja... wie fühlt sich wohl ein Vater, der seinen einzigen Sohn verliert, zu dem er gerade erst nach zehn Jahren wieder gefunden hatte?
Shaun wagt es gar nicht, sich ein Bild von diesen Gefühlen zu machen, denn so empfindet er seine Trauer schon als unerträglich.
Mit ausdruckslosem Starren blickt der Brite auf einen bläulich flackernden Bildschirm vor sich, welcher noch kein Ergebnis irgendeiner Arbeit aufweist. Seit Stunden schon blinkt der Anzeiger der Zeilen einfach nur auf dem leeren Word Dokument, steht in mitten dieser weißen Leere... einsam und alleine und erscheint Shaun wie eine nur allzu wahre Parodie seiner Selbst.
Dieser Gedanke verfliegt jedoch schnell, als er plötzlich ein zaghaftes, kaum hörbares Klopfen an seiner Haustüre wahrnimmt.
,,Shaun? Shaun bist du da?“, dringt plötzlich eine weibliche Stimme in sein Ohr, genauso vorsichtig und leise, wie das vorherige Klopfen.
Sekunden, Minuten vergehen, in denen der Mann einfach nur auf den Bildschirm starrt und keinerlei Reaktion zeigt, bis er sich dann doch noch auf seine wackeligen Beine stemmt und ein schwaches ,, Ich komme schon“ aus seinem Mund ertönt. Dabei verflucht er sich für das starke Zittern, welches in seiner Stimme mitklingt.
Langsam öffnet er die Türe seines kleinen Appartements und zieht sofort die Augen zu engen Schlitzen, als ein gleißendes Licht den dunklen Raum flutet und Shaun so fühlen lässt, als würde ihm genau dieses Licht die Netzhaut von den Augen brennen.
Es badarf ein paar Sekunden, bis sich sein Blick wieder klärt und er ein Lächeln auf den Lippen Rebeccas erblickt.
Ihre Augen spiegeln jedoch sichtlich ihre wahren Gefühle wieder, die sie vor Shaun zu verstecken versuchte.
Fast täglich sehen sie sich in dem Abstergogebäude, in das sie untergetaucht sind, um Informationen über die Machenschaften der Templer zu sammeln und setzen sich ebenfalls täglich eine Farce auf, verstecken ihre wahren Gefühle hinter einem Schauspiel, einem vorgetäuschtem Wiederholen der alten Verhaltensmuster, um für den jeweils Anderen stark zu sein, auch wenn beiden bewusst war, dass der Andere dieses Spiel schon längst durchschaut hatte.
Nun zwingt auch Shaun sich zu einem Lächeln und bedeutet der jungen Frau mit seiner Hand, dass sie doch hereinkommen solle, doch auf diese Geste folgt nur ein Kopfschütteln ihrerseits.
Verwirrt zieht er die Augenbrauen hoch, als sie ihm plötzlich eine CD in die Hand drückt.
Für einen kurzen Moment berühren sich die Hände beider und lässt Shaun spüren, welche Kälte auf der Haut der früher so glücklichen Frau liegt und lässt sein Herz für einen kurzen Moment einfach aussetzen.
,,Ich habe es heute geschafft mich für einen kurzen Zeitrahmen in die Computer Abstergos zu hacken und habe dabei Material von Desmonds Handy gefunden...“
Das bloße hören dieses Namens verpasst seiner Brust einen schmerzlichen Stich, doch er versucht es sich nicht anmerken zu lassen.
,,Es sind auch ein paar Memos dabei. Die meisten sind zwar an William gerichtet, aber für dich ist auch eins dabei. Ich dachte mir, du würdest es dir vielleicht gerne anhören.“
Ihre sanften Augen sind nun gänzlich auf Shauns gerichtet, die Hände hat sich dabei unterstützend auf seine Schultern gelegt.
,, Deins wäre Memo Nummer fünf.“, erklärt sie Shaun, drückt seine Schultern und wendet sich ab, um genau so schnell zu verschwinden, wie sie eben aufgetaucht war.
Und so kommt es, dass der junge Mann erneut alleine ist und im Türrahmen steht, dabei die Augen ungläubig auf die glänzende CD mit der Aufschrift ,, Inhalt von Desmonds Handy“ gerichtet.
Auf bebenden Beinen schreitet er zurück zu seinem Stuhl, auf welchem er sich dann erschöpft fallen lässt, da er befürchtet, dass diese jeden Moment ihre Kraft verlieren und er einfach auf dem Boden aufprallt.
Seinen Atem stößt er nur flach aus und er sieht das Abbild seines eigenem verängstigtem Gesichtausdruckes in der schwachen Reflektion des Aluminiums in seiner Hand.
Soll er sie nun anhören oder nicht?
Genau dies ist die Frage, die gerade durch seinen mit Gefühlen überfüllten Schädel hämmert.
Was ist, wenn der Inhalt ihn nur verletzen würde und ihn nur weiter in den Zustand der Trauer reißen würde?
Doch sicherlich wäre es auch schön, seine Stimme nur noch ein letztes mal ertönen hören zu dürfen.
Wie von Fäden gezogen bewegt sich der Körper des jungen Mannes ganz von alleine und wirft mit fast mechanischen Bewegungen die CD ein, sucht diese dann mit ein paar Klicks auf seinem PC und öffnet dann den Ordner mit der Aufschrift ,,Memos“.
Er atmet ein mal kräftig durch, um seine Nerven zu beruhigen und flüstert dann die Worte ,, Memo Nummer fünf“, wie ein Mantra, wieder und wieder.
Seine Augen weiten sich schlagartig, als er die gesuchte Datei findet, seine Finger liegen zitternd auf seiner Maus.
Nur sehr langsam gelingt es ihm den Mut zu fassen, um die Datei zu öffnen und ein lautes Rauschen durch die Lautsprecher seines Rechners ertönen zu hören.
Sein Herz pocht mit einer Stärke und Geschwindigkeit, die für einen Menschen sicher nicht gesund sind, als er plötzlich eine bekannte Stimme ertönen hört.
,, Hey Shaun... Die Tatsache, dass du dir das hier anhörst sagt wahrscheinlich aus, dass ich... ähm... nunja... dass ich wahrscheinlich tot bin... Oder, dass du dir einfach so mein Handy geklaut hast und du wieder mein Zeug durchsiehst. Wenn das der Fall ist, bereite dich darauf vor, dass ich dir in drei Minuten deinen kleinen roten Kopf einschlagen werde!“
Ein trauriges Lachen ertönt seitens Shaun, als ihm nur um einiges deutlicher wird, wie sehr ihm diese kleinen Auseinandersetzungen doch fehlen.
,, Ähm... Und jetzt zurück zu meinem eigentlichen Grund. Ich wollte gerne noch ein paar Sachen klären... um meinen Frieden zu finden und so. Also... Ich wollte sagen... Die Tatsache, dass du nicht für den Animus geeignet bist, hat mir eigentlich immer sehr leid getan. Ich hab es dir auch immer sagen wollen, doch ich dachte mir, dass du mir eh nicht glauben würdest und mir sagen würdest, dass ich mich nicht über dich lustig machen soll, also habe ich es für mich behalten. Eigentlich bin ich sogar froh, dass du da nicht rein musst. Geschichte hin oder her. Der Animus ist ein grausamer Apparat... Ich glaube du kannst dir nicht einmal vorstellen, wie grausam es ist, die Vergangenheit meiner Vorfahren nach zu erleben. Ihre Geschichten, die mit Blut geschrieben und mit Blut besiegelt wurden sind. Es war so unglaublich schmerzhaft als Ezio den Tod seines Vaters und seiner Brüder zu sehen, dass ich dachte, es zerreißt mich... Und der scheiß Sickereffekt macht das ganze nicht einfacher... Manchmal wache ich auf und weiß nicht einmal wo, geschweige denn wer ich überhaupt bin. Ich begehre Personen, die schon vor Jahrhunderten verstorben sind und ich weiß einfach nicht, wie lange meine Psyche diesen Schmerz noch erträgt...“
Und auf diese Worte folgt Stille. Pure, grausame Stille, die Shaun panisch werden lässt.
War es das etwa schon? Er hat ihm ein Memo hinterlassen, in dem ihm schildert, wie schlecht es ihm schon vor seinem Tod ging? Als wäre Desmonds Ende für alle nicht schon grausam genug.
Doch dieser panische Zustand sollte schnell von einem kurzen Husten gebrochen werden, was Shaun erleichtert aufatmen lässt und ihm nun die ersten Tränen in die Augen treibt.
Wieso zur Hölle erscheinen ihm die Worte dieses verdammten Idioten auch nur als so wichtig?!
Erneut bricht Desmonds traurige Stimme die Stille:,, Weißt du Lucy... ich mochte sie wirklich gerne und ich habe mich so verloren gefühlt, als ich sie... als Juno sie durch mich tötete... Ich habe Nähe gesucht, jemandem mit dem ich reden konnte, doch niemand in unserer Gruppe erschien mir wirklich als geeignet... Mit Dad konnte ich nie wirklich reden und Becca? Sie ist eher der Typ, mit dem man Spaß hat und Abenteuer erleben kann, als dass man mit ihr redet. Und du? Tja, du warst einfach du. Dieses menschenfeindliche Arschloch mit dem flachen Humor und einer Abscheu gegen alles, was Spaß machen könnte, doch ich habe dich durchschaut Hastings. Ich habe dein Schauspiel durchschaut und habe deine Menschlichkeit und deine Verletzlichkeit erkannt. Du hast Angst nicht wahr? Angst eine Bindung zu den Subjekten aufzubauen. Du hast über die Jahre mitbekommen, wie einer nach dem anderen durch den Animus zerbrochen ist, es nicht mehr aushielt und sich, wie Subjekt 16, das Leben nahm. Du baust eine Mauer um dich auf, und betrachtest uns nur als Objekte, um dem Schmerz zu entgehen, wenn wir dahinraffen, was mit großer Wahrscheinlichkeit eintreten wird... Die Tatsache, dass du dir das hier anhörst, bestätigt dies nur.
Doch ich weiß, dass du dem trotzdem nicht entgehen konntest. Das habe ich bemerkt.
Nachts, wenn Dad und Rebecca schon schlafen waren, hast du immer noch an deinem Rechner gesessen und das Zeug gemacht, was du halt eben immer so gemacht hast und ich habe mich immer zu dir gesellt. Wie gesagt, brauchte ich die Nähe, das Gefühl, dass jemand bei mir ist und für mich da ist, deswegen habe ich mich immer hinter dir versteckt und dich bei der Arbeit beobachtet, wie du konzentriert auf den Bildschirm gestarrt hast, immer wieder die Nase gerümpft hast, wenn du nachdachtest und manchmal einfach so vor dich hingesummt hast. Ich fand es erstaunlich, wie normal du dann auf mich wirktest.
Und ich habe auch alles mitbekommen, als ich wieder einmal von dem Sickereffekt überrumpelt wurde und dachte, dass ich Ezio wäre und ich dich... ähm... für Leonardo hielt und dich... und dich in eine stille Ecke gezogen habe , diesen Gefühlen einfach freien Lauf gelassen habe und dich geküsst habe. Mitten in diesem Kuss habe ich mein Bewusstsein wiedererlangt, sah dass du es warst und dass du darauf eingegangen bist und auch ich wollte mich nicht von dir lösen müssen... es hat sich einfach so... richtig angefühlt... Ich fühlte mich geborgen, habe eine Wärme gespürt, die ich schon längst vermisst hatte.
Und trotzdem spielte ich, nachdem wir uns voneinander gelöst haben die Rolle von Ezio, um meine Gefühle nicht offen zu legen, um mich nicht verletzlich zu machen. Und du tatest das Gleiche. Du hast dich nachher genauso kalt wie vorher verhalten und nie habe ich etwas so sehr bereut...
Das Verlangen danach dich zu berühren, mit dir zu lachen und einfach nur in deinen Armen zu sein wurde so unglaublich groß, dass es mich schmerzte dich zu sehen.
Warum ich dir das alles jetzt erzähle? Naja... um ehrlich zu sein ist mein Verhalten jetzt ziemlich egoistisch und ich weiß durchaus, dass es dich später nur belasten wird, aber ich muss das jetzt endlich loswerden.... ich will einfach nur wissen, dass du es irgendwann einmal gehört hast, auch wenn es feige von mir ist, dir das nur als eine Nachricht zu hinterlassen.
Was ich dir eigentlich sagen wollte ist... nunja... ich wollte dir nur sagen... Ich liebe dich Shaun... Ich liebe deinen trockenen und asozialen Humor... Ich liebe es, wie viel Begeisterung du der Geschichte entgegenbringst und wie viel Wissen du in dir trägst... und ich liebe es, dass du mich nicht weggeschickt hast, als ich deine Nähe brauchte und einfach nur hinter dir saß, obwohl du es bemerktest. Dieses kaum sichtbare Lächeln, dass du mir zuwarfst und dieses glänzen in deinen Augen.
Scheiße Mann... ich liebe dich Shaun, obwohl du so ein riesiges dummes Arschloch bist!“
Durch die Lautsprecher kann man nun ein leises Schluchzen hören und auch Shaun kann seine Tränen nicht mehr zurückhalten und beginnt bitterlich zu weinen. Es fühlt sich so an, als würde er innerlich langsam zerfallen, in tausend kleine Stücke, die er nie wieder zusammensetzen könnte.
,, Ich wollte nur, dass du das weißt... es... es tut mir leid, Shaun...“, tönt es nun aus den Lautsprechern, bis die Stimme nun gänzlich verschwindet und den jungen Mann nun ganz mit seiner Trauer alleine lässt.
Feste krallt er seine Hände an seine linke Brust, versucht so den Prozess des Zerfallens stoppen zu lassen, doch dies ist alles nur vergeblich.
,, Wieso?! Wieso musstest du mir das jetzt sagen, du dummer Bastard?!“,schreit er schmerzlich heraus und lässt seinen Oberkörper kraftlos auf die Tischplatte sinken.
Wieder und wieder tropfen dir salzigen Tränen auf das kalte Glas seiner Brille, während ein lauter Schrei seine Stimmbänder schmerzhaft vibrieren lässt.
,,Ich liebe dich auch...“
Und so spricht er die Worte aus, die er schon seit Monaten in sich trägt, sich jedoch nie traute auszusprechen. Und nun, als er endlich den Mut hatte, war der, dem diese Worte galten tot... Desmond ist tot... und Shaun hat sich nie einsamer gefühlt, wie an diesem Tag...
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Jop
Das war es auch schon :D
Ich hoffe, dass es gefallen hat, auch wenn es vielleicht ein bisschen deprimierend war :)
Natürlich würde ich mich auch über eure Meinungen freuen
Eure Yurushi