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Neue Wege (SWTOR)

von SilviaK
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Sci-Fi / P16 / Gen
OC (Own Character) Satele Shan
02.04.2014
26.07.2018
16
77.802
8
Alle Kapitel
49 Reviews
Dieses Kapitel
7 Reviews
 
 
02.04.2014 4.150
 
(Eine Star Wars Online FanFiction, Jedi-Botschafter-Storyline.)

SPOILERWARNUNG:
Wer gerade SWTOR spielt und nicht wissen will, was einem als Jedi-Botschafter auf Tython und Coruscant passiert, sollte nicht weiterlesen! Wer dagegen auch schon mal darüber nachgedacht hat, welche Konsequenzen das eine oder andere Ereignis auf Tython haben könnte, der ist herzlich eingeladen ;-) Für detaillierte Rückblicke zum Geschehen empfehle ich die Jedipedia (z.B. diesen Link: http://jedipedia.wikia.com/wiki/Nalen_Raloch ).



Ken ließ das Datenpad auf die Knie sinken und rieb sich müde die Stirn. Er sollte es wirklich lieber Attros Finn überlassen, die medizinischen Datenbanken Coruscants nach Meisterin Yuons seltsamer Krankheit durchzusehen. Von der vergeblichen Sucherei schwirrte Ken schon der Kopf. Er kannte sich mit diesen ganzen Fachbegriffen einfach nicht aus.
Also konzentrierte er sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe. Eines der uralten Datenspeicher, das Noetikon des Wissens, hatte er gefunden. Aber seine Aktivierung warf nur weitere Fragen auf und Ken stand wieder am Anfang: auf der Suche nach dem zweiten. Und das in einer Gegend Coruscants, wo sich die Kriminellen nur so tummelten. Meisterin Yuons Zustand verschlimmerte sich mit jedem Tag, es war ein Rennen gegen die Zeit, das er hier abhielt – aber er kam einfach nicht weiter! Stattdessen riss es ihn mit jedem Versuch, Zugang zum Gebiet der Verbrecherorganisation „Schwarzen Sonne“ zu erlangen, tiefer in den Kampf gegen diesen Bandenkrieg hinein.
Seufzend schloss Ken die Datenbank und rief die Bau- und Straßenpläne der Stadt auf. Er studierte die Markierungen, mit denen er die von der „Schwarzen Sonne“ kontrollierten Stadtgebiete versehen hatte. Der Ort, den man ihm genannt hatte, lag besonders gut geschützt. Er und Qyzen würden ein mehr als wasserdichtes Alibi brauchen, um dort unbeschadet hinzugelangen. Oder wahnsinniges Glück.
Der Türsensor summte, als jemand draußen auf dem Flur um Einlass bat. Ken stupste den Sensor der Sprechanlage mit Hilfe der Macht an, statt aufzustehen.
„Wer ist da? Bist du es, Qyzen?“
„Nein. Meister Bakarn ist hier.“
Ken hob überrascht die Augenbrauen und legte sein Datenpad auf den niedrigen Tisch. Was trieb Meister Bakarn von Tython hierher? Hatte er Neuigkeiten, die Meisterin Yuons Krankheit betrafen?
„Kommt herein!“ Ken stand rasch auf und gab dem Sensor einen weiteren Impuls mit seiner imaginären Fingerspitze. Mit einem leisen Zischen fuhr die Tür in die Wand. Draußen auf dem Flur der Herberge stand Syo Bakarn, ein älterer Mann mit Halbglatze, kurzem Bart und dunklen Augen, einer der bedeutendsten Jedi-Meister Tythons. Er war in eine schlichte Robe gekleidet und nickte Ken freundlich zu, als er durch die Tür trat.
Ken hegte schon seit ihrer ersten Begegnung eine spontane Sympathie für diesen Jedi. Er begrüßte ihn mit einem Lächeln, kam aber nicht mehr dazu, die Frage zu stellen, die ihm auf den Lippen lag. Denn nach Meister Bakarn betrat noch jemand den Raum. Ein blauhäutiger Twi’lek, hochgewachsen und kräftig. Der Blick seiner hellen blauen Augen war mit der gleichen, fast schmerzhaften Intensität auf Ken gerichtet wie damals auf Tython.
Nalen Raloch.
Gut, dass Ken sein Datenpad schon abgelegt hatte. Wahrscheinlich wäre es ihm sonst aus der Hand gerutscht und auf den Teppich gefallen. Aber auch so stand ihm die Überraschung wahrscheinlich deutlich ins Gesicht geschrieben.
Mit einem leisen Zischen schloss sich die Tür wieder. Das Geräusch holte Ken zurück aus einer Erinnerung an fauchende Schwerter und sinnlos vergossenes Blut. Noch immer fühlte er Nalens Blick auf sich ruhen, wachsam und angespannt. Einen Moment lang meinte Ken, eine Spur Unsicherheit in ihm zu erkennen. Dann neigte Nalen den Kopf zum Gruß, respektvoll und immer noch schweigend. Als der Twi’lek den Blick wieder hob, hatte Ken es endlich geschafft, seine widerstreitenden Gefühle  unter Kontrolle zu bringen. Schließlich bekam er nicht jeden Tag Besuch von jemandem, der vor ein paar Wochen noch versucht hatte, ihn eigenhändig in den Tod zu schicken. Was wollte der bloß hier?
Äußerlich gefasst, erwiderte er Nalens Gruß auf gleiche Weise, bevor er sich erst einmal dem Jedi zuwandte: „Was ist geschehen, Meister Bakarn? Weshalb seid Ihr hier?“
„Ihr seht überrascht aus, junger Jedi. Habt Ihr meine Nachricht nicht erhalten?“
Eine Nachricht? Ken schüttelte den Kopf. „Bei den vergangenen Kämpfen ist auf Coruscant viel zerstört worden, sie sind immer noch pausenlos am reparieren. In den letzten Tagen gab es Stromausfälle und Frequenzstörungen auf dem ganzen Planeten. Selbst der Senat hatte keine Möglichkeit, Nachrichten aufzufangen oder zu verschicken.“
„Das erklärt natürlich einiges. Ich begann schon, mir Sorgen zu machen, als keine Antwort von Euch eintraf. Es freut mich, dass Ihr wohlauf seid.“
„Wir schon“, sagte Ken und schloss Qyzen mit ein. „Aber Meisterin Yuon geht es schlechter. Wir sind bisher nicht sehr weit damit gekommen, ein Heilmittel für sie zu finden. Hat sich auf Tython etwas ergeben? Ist Meisterin Satele Shan auf etwas gestoßen, dass uns helfen kann?“
Bakarn schüttelte betrübt den Kopf. Ken spürte einen Stich der Enttäuschung.
„Wenn etwas Yuon Heilung bringen kann, dann das Wissen aus den alten Jedi-Datenspeichern, denen Ihr hier auf der Spur seid. Und Ihr werdet sie finden. Dessen bin ich mir sicher“, sagte Bakarn mit einer Bestimmtheit, die Ken zur Zeit nicht so recht teilen konnte. Was aber noch lange nicht hieß, dass er und Qyzen nicht alle Kraft in dieses Ziel stecken würden, die sie aufbringen konnten.
„Euer Vertrauen ehrt mich, Meister Bakarn. Ich hoffe nur, wir finden sie rechtzeitig.“
„Das hoffe ich auch. Leider gibt es ein paar dringende Angelegenheiten im Senat zu regeln, deshalb kann ich nicht bleiben, um Euch zu unterstützen. Aber ich habe jemanden mitgebracht, der das gern tun würde.“ Mit einem feinen Lächeln deutete er auf Nalen, der dem Gespräch bisher schweigend zugehört hatte.
Kens Augenbrauen ruckten ungläubig in die Höhe.
Hinter ihnen zischte die Tür erneut auseinander. Wie üblich trat Qyzen ganz selbstverständlich ein, ohne den Summer zu betätigen. Das tat er nur, wenn die Tür sich nicht öffnen ließ – und Ken hatte noch keinen Gedanken daran verschwendet, sie wieder zu verschließen.
„Bin zurück, kleiner Jäger - “ Qyzens Blick fiel auf Kens unerwartete Gäste und richtete sich starr auf den Twi’lek. Ein dumpfes Grollen drang aus seiner Kehle. Ken war schon lange nicht mehr aufgefallen, was für riesige Zähne Qyzen in seinem Echsenmaul hatte und wie gefährlich die aussehen konnten.
„Du! Trickser! Was willst du?!“ Dass Nalen ihn auf Tython überlistet und gefangen gesetzt hatte, war eine persönliche Schmach, die dem Trandoshaner noch immer zu schaffen machte. Den Verursacher dieser Ereignisse so plötzlich wieder vor sich zu sehen, weckte unangenehme Erinnerungen.
„Friede, Qyzen“, sagte Ken rasch, bevor der noch auf seltsame Gedanken kam. Seine große Klauenhand lag, Krieger und Jäger der er nun einmal war, schon gefährlich nah an seiner Waffe. „Er ist hier willkommen.“
Als er diese Worte aussprach, spürte Ken, dass er es auch wirklich so meinte. Er hatte Nalen nie als Feind angesehen und es insgeheim bedauert, dass er nicht noch einmal mit ihm sprechen konnte, bevor er und Qyzen Tython verlassen mussten. Nun würde er diese Gelegenheit wohl doch noch bekommen. Es gab da ein paar Geschehnisse im Laufe dieser Auseinandersetzung, die ihn immer noch beschäftigten, und zwar weitaus mehr, als ihm lieb war. Und Fragen, die nach Antworten verlangten.
„Dir vielleicht willkommen. Mir nicht“, knurrte Qyzen und maß Nalen mit einem misstrauischen Blick. Ken unterdrückte ein Grinsen. Er mochte Qyzens direkte Art, auch wenn sie manche Dinge etwas schwierig machte.
„Das verstehe ich, Trandoshaner. Aber ich will niemandem schaden. Ich bin hier, um zu helfen.“ Der Twi’lek hatte sich während Qyzens Eintreten nicht gerührt. Nur seine hellen Augen waren wachsam dessen Bewegungen gefolgt. ’Wie ein Jäger, der ein Raubtier abschätzt, ob es ihm gefährlich werden könnte’, dachte Ken.
„Qyzen Fess ist mein Name! Wüsste nicht, wie du uns helfen könntest. Ich traue dir nicht! Musst erstmal wieder klar werden im Kopf! Sonst bist du Gefahr für jeden!“
„Qyzen, manchmal könntest du wirklich wenigstens so tun, als wärest du höflich“, seufzte Ken. Aber er musste zugeben, dass er etwas ganz ähnliches gedacht hatte. Allerdings hätte er es weitaus diplomatischer ausgedrückt.
„Wie … geht es Euch, Nalen? Als ich Eure Nachricht bekam, wart Ihr, glaube ich, erst ein paar Tage aus dem Kolto-Tank heraus.“ Nalens Kampfverletzungen und die Verbrennungen in seinem Gesicht, an die Ken sich erinnerte, waren geheilt. Wie es um seine geistige Gesundheit stand, war eine ganz andere Frage.
„Ich bin wieder klar im Kopf. Klar genug, um zu wissen, was ich getan habe unter dem Einfluss von diesem … Ding. Und was ich noch getan hätte, hättet Ihr mich nicht aufgehalten.“ Nalen holte tief Atem, bevor er sich wieder an Qyzen wandte: „Euch habe ich getäuscht, um an Informationen zu kommen. Und Ihr …“, sein Blick fand den von Ken, „Zweimal habe ich versucht, Euch zu töten. Und trotzdem habt Ihr mir Gnade erwiesen, auch wenn ich sie nicht verdient habe.“
Ken öffnete den Mund, um seinen letzten Worten zu widersprechen, aber Nalen hob eine Hand. Er wollte sich jetzt nicht unterbrechen lassen. „Ich bin nicht gerade ein Freund der Jedi, das wisst Ihr und das hat seine Gründe. Aber Eure Meisterin ist eine der wenigen, die meine Leute nicht nur als lästige Nachbarn betrachtet hat, um die man sich nicht schert.“
Meister Bakarn zog bei diesen Worten missbilligend die Augenbrauen zusammen, aber Ken gab Nalen im Stillen recht. Den Unwillen des Tython-Ordens, den Twi’leks von Kalikori Unterstützung zu gewähren, konnte er auch nicht nachvollziehen.
„Als ich Euch in meiner Nachricht schrieb, dass ich Euch etwas schuldig bin, war das ernst gemeint, Ken’arryn. Ich möchte Euch in dieser Sache helfen. Wenn Ihr es zulasst.“
„Kein Interesse“, knurrte Qyzen. „Ist unsere Sache, nicht deine.“
Für Ken war die Antwort nicht ganz so einfach. Nalens Auftreten und sein Angebot imponierten ihm. Er konnte sich vorstellen, dass es für Nalen nicht gerade leicht sein mochte, ihm und Qyzen erneut gegenüberzutreten. Auch wenn er eine schon fast jedigemäße Gelassenheit und Ernsthaftigkeit an den Tag legte – die Anspannung, die Ken beim Eintreten an ihm bemerkt hatte, war keineswegs aus seiner Haltung verschwunden. Und in seinem Blick lag etwas, das Ken nicht zu deuten vermochte, denn in diesem Moment schoben sich wieder die zwei Twi’lek darüber, die er seit jenem verfluchten Tag viel zu oft vor sich sah. Ein blauhäutiger, noch recht jung, und ein älterer mit einer Haut von stumpfem Grün. Mit gebrochenen Augen sanken sie auf den steinigen Boden zu Kens Füßen. Ihre Hände hielten noch immer die Waffen fest umklammert, die sie mit einer solchen Wut und fast schon unnatürlichen Zähigkeit gegen sie geführt hatten, dass Ken es einfach nicht geschafft hatte. Er hatte sie nicht entwaffnen oder betäuben können, um sie in ihrer Raserei aufzuhalten. Der Jüngere starb zuerst von seiner Hand. Der Ältere stolperte irgendwann im Kampf und Ken sah immer noch, wie seine Klinge dem Twi’lek in den Nacken fuhr.
Zwei Männer, die Nalen abgestellt hatte, um seinen Vorsprung zu bewahren und ihn daran zu hindern, Qyzen zu befreien.
Zwei sinnlose, sinnlose Tote in diesem Wettlauf um Rajivaris Vermächtnis.
Eine winzige Stimme fragte in Kens Kopf, ob Nalen nicht eigentlich recht hatte. Verdiente er es wirklich, dass Ken sein Leben verschont hatte, während diese beiden seinetwegen gestorben waren?
Ken blinzelte heftig, um die Gesichter zu vertreiben. Endlich wurde sein Blick wieder klar. Seine Finger zitterten und er schloss die Hände zu Fäusten in dem Versuch, es zu verbergen. Nalen, in dessen Richtung er immer noch sah, senkte den Blick, als hätte er etwas von dem darin gelesen, was Ken durch den Kopf gegangen war.
Ken spürte den fragenden Blick von Qyzen und die leichte Besorgnis von Meister Bakarn. Der Jedi-Meister ahnte wohl, was Ken gerade erlebt hatte, denn ihm hatte er sich als Einzigem vor ihrem Abflug nach Coruscant anvertraut.
Ken wusste, dass von ihm eine Antwort erwartet wurde und dass Bakarn ihn die ganze Zeit über genau beobachtete. Er zwang sich zurück ins Hier und Jetzt. Er musste tun, was notwendig war, um Meisterin Yuon zu helfen.
„Etwas Unterstützung könnten wir schon gebrauchen“, sagte er nach einem letzten Zögern. Qyzen schüttelte ablehnend den Kopf, doch das ignorierte Ken und fuhr fort: „Aber ich kann diese Entscheidung jetzt noch nicht treffen. Es gibt ein paar Dinge, die ich zuvor wissen muss. Deshalb möchte ich Euch, Meister Bakarn, um ein Gespräch bitten. Und Euch auch, Nalen – unter vier Augen.“
Meister Bakarn, die Brauen leicht zusammengezogen, neigte zustimmend den Kopf. Dann lächelte er sein väterliches warmes Lächeln, das Ken sofort für ihn eingenommen hatte. „Das ist nur legitim, junger Jedi. Und es trifft sich gut, denn ich habe ebenfalls noch etwas mit Euch und Eurem Freund hier zu besprechen.“
„Ich werde warten“, sagte Nalen, nickte kurz in die Runde und verließ Kens Zimmer.

„Keine gute Idee“, meldete Qyzen, als die Tür sich geschlossen hatte, wieder seine Bedenken an. Er verschränkte die kräftigen Arme vor der Brust. „Ich mag ihn nicht.“
„Etwas anderes hätte mich bei dir auch gewundert“, erwiderte Ken ein wenig amüsiert. „Wenigstens du scheinst dir sicher zu sein, was du von Nalen zu halten hast.“ Er holte tief Atem und versuchte das unangenehme Gefühl zu vertreiben, dass sich in seinem Inneren festgesetzt hatte. Aber es wollte nicht weichen.
„Setzt Euch doch, bitte.“ Ken bot dem Älteren einen der runden Sessel an. Der Jedi-Meister ließ sich nieder, Ken tat es ihm gleich. Qyzen blieb stehen.
„Wie schätzt Ihr Nalen ein, Meister Bakarn? Ich meine - er hat über Wochen oder sogar Monate Rajivaris Lehren in sich aufgenommen. Als ich ihn vor der Schmiede traf, war er wie besessen. Ist er jetzt wirklich wieder er selbst und von dem Einfluss der dunklen Seite befreit?“
„Das ist er, junger Jedi. Ich selbst habe ihn längere Zeit mit Hilfe der Macht behandelt, nachdem er von seinen Verletzungen genesen war. Soweit ich das beurteilen kann, ist Nalens Geist wieder klar.“ Meister Bakarn war neben Satele Shan, die sich vor allem auf die Physis verstand, der fähigste Macht-Heiler, den Ken kannte und den es im Orden gab. Wenn er das sagte, dann gab es daran keinen Zweifel. Ken hörte es mit einer gewissen Erleichterung.
„Aber Nalen ist noch labil, Ken’arryn. Wer wäre das nicht - nach solch einer Erfahrung? Ich persönlich möchte nur ungern Rajivaris Fallen auslösen und schutzlos hindurchgehen, so wie er es getan hat.“
„Nein, das ist wirklich nicht erstrebenswert“, stimmte Ken ihm zu. Er hatte auch nicht alle dieser Täuschungen mit der richtigen, vorgeschriebenen Handlung beantwortet. Sein Kopf schmerzte fast wieder, als er nur daran dachte. Und Nalen hatte keinerlei Training gehabt, um sich dagegen abzuschirmen.
„Aber egal ob Ihr seine Hilfe annehmen möchtet oder nicht – er stellt uns noch immer vor ein Problem. Er hat es abgelehnt, sich in der Macht ausbilden zu lassen. Zum zweiten Mal.“
„Was?“ Ken zog die Stirn in Falten. Das hatte er wirklich nicht erwartet. „Wie stellt er sich das denn vor? Er hat Fähigkeiten, die geschult werden müssen, damit er sie kontrollieren kann und nicht umgekehrt. Er müsste das doch selbst am besten verstehen! Und – wieso zum zweiten Mal?“ Ken hatte bisher angenommen, dass Nalens Empfänglichkeit für die Macht bisher einfach noch niemandem aufgefallen war, weil er sich normalerweise von den Jedi fernhielt.
Meister Bakarn belehrte ihn jedoch eines Besseren. „Wir haben Nalen schon einmal angeboten, sich zum Jedi ausbilden zu lassen. Er ist Meisterin Yuon Par aufgefallen, als sie vor ein paar Wochen kurz auf Tython weilte und Kalikori besuchte. Aber da war die Auseinandersetzung mit den Fleischräubern schon in vollem Gange. Um wirkungsvoll einzugreifen, sind und waren uns die Hände gebunden, wie du weißt. Nalen gab uns klar und deutlich zu verstehen, dass er mit uns und unseren Lehren nichts zu tun haben wollte. Damals machte er noch keine Anstalten, seine Machtsensitivität in irgendeiner Form zu nutzen oder überhaupt nutzen zu wollen. Erst Rajivaris Holocron hat ihn wohl dazu gebracht, das zu ändern.“
„Hat er nein gesagt, bevor oder nachdem er das Holocron gefunden hatte?“ warf Qyzen ein.
Ken und Bakarn wechselten einen Blick. „Das könnte ebenfalls ein Grund sein, warum er damals ablehnte. Er hatte schon einen ‚Lehrer’ …“
„Oder es lag einfach daran, dass er uns Jedi für einen Haufen Feiglinge hält, die viele Worte machen, aber im Ernstfall nichts tun. Und was sein Dorf betrifft, bin ich mit ihm sogar einer Meinung. Wenn der Orden auf Tython eingegriffen hätte, um die Twi’leks zu schützen, dann wäre das alles gar nicht passiert.“
Ken schob das Kinn vor, bereit, seine Ansicht zu verteidigen, aber Bakarn seufzte nur, statt ihn zurechtzuweisen. „Auch wir Jedi stehen nicht über den Gesetzen der Republik. Ich weiß, dass dir Kalikori nicht gleichgültig ist. Aber der Rat …“
„Der Rat kann sich schon einmal darauf gefasst machen, dass ich wieder vor ihm stehen werde, wenn wir Yuon geholfen haben. Die Leute von Kalikori verdienen ein Leben ohne Angst vor Angriffen – und ihr auf Tython habt lange genug weggeschaut.“
Bakarn hob eine Hand zum Zeichen, dass er genug gehört hatte. Er blickte Ken durchdringend an. „Möglicherweise haben wir Eure und auch Nalens Kritik verdient, junger Jedi. Euer Auftreten vor dem Rat hat den einen oder anderen zum Nachdenken gebracht. Mich eingeschlossen. Über eine Lösung dieses Problems wird auf jeden Fall noch zu reden sein. Aber jetzt werden wir erst einmal die Probleme angehen, vor denen wir direkt stehen.“
Ken nickte und kam sich einen Moment lang ziemlich vermessen vor, dass er mit Meister Bakarn auf diese Art gesprochen hatte. Vor kurzem war er noch Padawan gewesen und hätte sich das dreimal überlegt. Aber jetzt … hatte er sich eine Aufgabe gestellt. Und er würde sie verfolgen, bis er eine Lösung fand. Immerhin war er jetzt ein vollwertiger Jedi. Mit allen Rechten und Pflichten.
Andererseits hatte Meister Bakarn mit seinem letzten Satz voll und ganz recht.
„Natürlich. Meisterin Yuons Gesundheit hat Priorität. Und Nalen …“
„Er muss ausgebildet werden! Sonst wird er immer eine latente Gefahr für seine Umgebung bleiben! Sprecht mit ihm, Ken’arryn. Vielleicht sagt er Euch mehr über seine Gründe als mir und Ihr könnt ihn überzeugen.“
„Ich werde tun, was ich kann, Meister Bakarn. Allerdings weiß ich noch nicht viel über ihn und unsere Begegnungen bisher waren … nicht besonders erfreulich.“
Bakarn hob eine Augenbraue. „Nicht nur ‚eure’ Begegnungen“, sagte er betont. Ken wurde es kalt, als er wieder an die beiden toten Twi’lek denken musste.
„Ich werde damit klarkommen, Meister Bakarn.“
Jetzt tat er es noch nicht wirklich, das wussten sie beide. Aber das war ein Thema, über das Ken nicht besonders gern vor Qyzen sprechen wollte. Der Trandoshaner besaß eine Einstellung zum Töten von Gegnern, die der von Ken genau zuwiderlief. Zum Glück hatten sie eine Einigung gefunden, an die Qyzen sich wortgetreu hielt.
Der ältere Jedi blickte dem jüngeren prüfend ins Gesicht. Ken verzog keine Miene. Es gibt keine Gefühle, nur Frieden … ‚Schön wär’s’, dachte Ken. Es gab Momente, da erschienen ihm die Sätze des Kodex wie leere Worthülsen. Ein Ideal, fern von dem, was sich in seinem Inneren wirklich abspielte. Denn das, was es laut Kodex gar nicht geben sollte, gab es in ihm drinnen definitiv. Daran hatte auch der Schritt vom Padawan zum vollwertigen Jedi nichts geändert.
Als Ken schon dachte, Meister Bakarn würde das Thema wieder fallenlassen, sagte der Ältere: „Man kann manche retten, junger Freund. Manchmal sogar viele. Aber leider nicht jeden, auch wenn man es gern tun würde. Ich weiß, das ist eine der schwersten Lektionen, die man als Jedi zu lernen hat. Ich habe einst vor den gleichen Gedanken und Fragen gestanden. So wie jeder von uns. Aber ich bin sicher, Ihr werdet die Antworten finden, die Ihr sucht.“
Ken war überrascht. So etwas in der Art hätte auch Meister Joren sagen können.
Mit einem Lächeln, in dem Verständnis und echte Anteilnahme lagen, erhob sich Meister Bakarn. „Ich werde Euch keinen Rat geben, was Eure Entscheidung betrifft. Aber ich denke, es wäre gut für Euch beide, wenn Ihr Nalens Unterstützung annehmt.“
‚Gut für uns beide? Ach ja?’ Bei Kens fragend gerunzelter Stirn vertiefte sich Bakarn Lächeln noch etwas. „Findet es selbst heraus. Ich für meinen Teil werde mich jetzt auf die Suche nach einem verspäteten Abendessen begeben. Meinen Reisegefährten werde ich ebenfalls dazu einladen. So habt ihr etwas Zeit, um euch mit Eurem Freund zu besprechen. Bis morgen, Ken’arryn.“
„Gibt nicht viel zu besprechen, oder?“ sagte Qyzen, nachdem der Jedi-Meister sie alleingelassen hatte. „Sehe es nicht anders als vorher. Dass er nicht lernen will von euch Jedi macht die Sache nicht besser, nur schlechter. Ich bin dagegen. Aber es ist deine Entscheidung, kleiner Jäger. Du bist der Herold. Ich folge.“




Anmerkungen als Spielerin und Autorin:
Nachdem ich über die ewigen Fleischräuberscharmützeln im ersten Level ganz schön geflucht habe, hätte ich nie gedacht, dass ich ausgerechnet über die Tython-Geschichte mal eine FanFiction schreiben würde. (Ich hätte auch nie gedacht, dass ich jemals überhaupt eine Star Wars FF schreiben würde …) Allerdings fand ich die Geschichte um Nalen, das Rajivari-Holocron und das illegale Twi’lek-Dorf ziemlich interessant. Man hätte noch so viel mehr daraus machen können! Während das Spiel so dahinging, sammelten sich ein paar Fragen in meinem Kopf, die mir auch nach Ende der ersten Storyline nicht befriedigend beantwortet wurden.
Wieso wechselt man kurz vor Ende der Jedi-Ausbildung den Meister, als man auf Tython ankommt? Warum standen die Jedi den Siedlern nicht bei, wo sie doch sonst immer die Retter der Galaxie zu sein vorgeben? Meine Güte, so ein bisschen Illegalität hält die doch sonst nie ab? Warum kann man im Spiel nicht dafür sorgen, dass es eine Lösung für diesen Konflikt gibt? Man fliegt ja einfach weiter und alles bleibt wie gehabt.
Und natürlich - was passiert mit Nalen Raloch, nachdem man ihn reichlich lädiert im Tempel abgegeben hat?
Darauf bekam ich erstaunlicherweise eine Teilantwort, als in meinem Postordner plötzlich eine Brief-Nachricht von ebendiesem NPC auftauchte *gg* Da war ich ziemlich baff. Hatte einer der Spiele-Entwickler sich tatsächlich mal Gedanken darüber gemacht, worüber man sich als Spieler manchmal Gedanken macht, wenn ein Storybogen vorüber ist? Das passiert doch sonst nie!
Nalen war schon nach der ersten Begegnung einer von den Charas, mit denen mein Chara sich gern mal in Ruhe unterhalten hätte, ohne jedes Mal gleich mit dem Tod bedroht zu werden *g* Die Chance bekam er leider nie. Ich hätte ihn auch nur äußerst ungern umgebracht und war ganz froh, dass man mir im Spiel die Wahl ließ.
Und danach tauchte die Frage auf: Was macht dieses ganze Geschehen eigentlich mit jemandem, der ursprünglich nur seine Leute schützen wollte und am Ende feststellen muss, dass er einen völlig falschen Weg dafür eingeschlagen hat und womöglich Leute in etwas mit hineingerissen hat, die damit gar nichts zu tun hatten? Lässt der sich jetzt wirklich von den Jedis, mit denen er nix zu tun haben wollte, anlernen??? Oder macht er einfach weiter wie bisher? Konnte ich mir bei dem Chara nicht vorstellen. Wäre das nicht ein prima Aufhänger dafür, mal auf ganz andere Weise einen neuen Begleiter im Spiel zu bekommen? Wer wie in der NPC-Nachricht schreibt, er wäre dem Spieler-Chara noch etwas schuldig, der kann gern auftauchen, um ihm ein bisschen zu helfen. Das wäre doch mal ein vernünftiger Grund. Aber nein, so was wird völlig ignoriert. Ich bin später noch einem NPC begegnet, der das auch zu meinem Chara sagte und der auch nicht mehr auftauchte. Nicht mal als Tippgeber, wo man denn nun das eine oder andere Noetikon oder den einen oder anderen Typen finden könnte. Verschenktes Potential! Als Autorin hat mich solche Verschwendung echt geärgert. Ungefähr zu der Zeit beschloss ich dann, das einfach selber in die Hand zu nehmen* gg*.
Dabei fiel mir noch eine Szene auf Tython ein, die ich einige Zeitlang sogar vergessen hatte: ein- oder zweimal musste mein Chara bei der Suche nach der Schmiede auch gegen Twi’leks kämpfen und sie töten, denn im Spiel gab es keine Möglichkeit, sie nicht umzubringen. Was macht das auch mit meinem Charakter, der wie ich als Spielerin das eigentlich gar nicht tun wollte. Ich saß schon etwas genervt vor dem PC, als das Spiel mir diese kurzen Szenen auftischte. Und diese Szenen sind es auch, die es meinem Chara erstmal nicht ganz so einfach machen, den ehemaligen Gegner als Begleiter zu akzeptieren. Die es ihm selber auch nicht ganz so einfach machen, einfach zur Tagesordnung „suchen wir mal diese seltsamen Noetikons“ überzugehen.
Ansonsten hat es viel Spaß gemacht, aus all den sinnigen und unsinnigen Sidequests Hintergrundinformationen und Storybestandteile zusammenzustricken. Die Reparaturen zum Beispiel, die man als Jedi (!) auf Coruscant durchführen darf, als sei man Elektroinstallateur, Klempner, Wasserwerker oder sonst was, haben die kein eigenes Personal? *gg* Eine kleine Sidequest, in der man auf Tython Zutaten für ein Medikament sucht. Die Tatsache, dass ich öfter vergaß, dass vor der Tür eines neuen Komplexes auf Coruscant gern mal Kriminelle stehen, die nach dem Tod durch Spielerhand wieder aufstehen und meinem Chara eins verpassen … regelmäßiges In-den-Hinterhalt-laufen auf dem Rückweg von Quests ist eine Spezialität von mir *gg*. Schätze, man wird später einiges wiedererkennen, was ich eingebaut habe.
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