Eine Geschichte vom Sieg
von Therondir
Kurzbeschreibung
Die Schlacht bei den Thermophylen ist verloren. Diese Nachricht bringt ein einzig überlebender Krieger nach Sparta. Gorgo versucht über den Verlust ihres Königs hinwegzukommen, während Griechen und Spartiaten ihre Heere vereinigen.
GeschichteLiebesgeschichte / P12 / Gen
Dilios
Queen Gorgo
31.03.2014
01.04.2014
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31.03.2014
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Leonidas‘ Tod hatte ein Loch in das Königshaus Spartas gerissen. Leonidas Sohn Pleistarchos war sein Nachfolger, aber er war noch ein Kind. So wurde Pleistarchos‘ Vetter, der bewährte Heerführer Pausanias zu seinem Vormund bestimmt und sollte als Prinzregent über Sparta herrschen, bis Pleistarchos zum Vollbürger Spartas wurde.
Ihre Vergeltung für den Tod der Dreihundert fand einen Monat später in der Schlacht von Salamis tat. Direkt vor dem Hafen Athens. Es war die größte Seeschlacht, die griechische Chronisten jemals niederschreiben sollten. Eine Flotte von griechischen Verbündeten, vereinigt unter dem Kommando des Atheners Themistokles vertrieben die zahlenmäßig überlegenen Perser. Xerxes hatte durch die List der Dreihundert nichts gelernt und überschätzte die Stärke seiner Galeeren.
Viele persische Schiffe sanken in dem Kanal auf den Meeresgrund und Xerxes musste sich aus griechischen Gewässern zurückziehen. Der Besiegte froh zurück in sein Reich, während sein Landheer ohne Nachschub von See in Griechenland blieb.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Griechen auch diesen schmerzlichen Stachel aus dem Fleisch ziehen würden.
Ein Sommer nach dem Einmarsch der Perser bei den Heißen Quellen riefen die griechischen Städte ihre Heere zusammen. Nachdem die Perser Athen ein zweites Mal verwüstet hatten, wollten sie sich den Eindringlingen auch an Land zur Schlacht stellen.
Prinzregent Pausanias versammelte Spartas Heer vor den Toren der Stadt. Dieses Mal würde jeder Spartiat die Gelegenheit bekommen, jenen Ruhm zu ernten, den sie sich schon ein Jahr zuvor ersehnt hatten.
Gorgo beobachtete die Marschvorbereitungen der Spartiaten. Als Königinwitwe war es an ihr Spartas Krieger stellvertretend für alle Ehefrauen und Mütter zu verabschieden.
Nachdem sie Pausanias ein glückliches Geschick als Heerführer gewünscht hatte, erblickte sie Dilios, der nunmehr zum Hauptmann ernannt worden war. Seine Erfahrungen bei den Heißen Quellen waren für Pausanias vom großen Wert, um weder vom persischen Heer noch von einem griechischen Verräter überrascht zu werden.
„Wir werden sie vernichten, meine Königin“, gab sich Dilios selbstbewusst.
„Bedenke, Spartiat, dass ein verwundeter Löwe immer noch Zähne hat.“
„Ebenso wie wir.“
Auf die Antwort erlaubte sich Gorgo ein kleines Lächeln.
Seitdem sie mit ihrem Sohn alleine war, hatte sie häufiger um Dilios‘ Gesellschaft gebeten. Er war der einzige Spartiat, der mit Leonidas Scharmützel und Kämpfe durchgestanden hatte und, nachdem alle anderen näheren Gefährten mit ihm gefallen waren, noch lebte. Von ihm ließ sie sich Geschichten erzählen. Geschichten über den jungen Leonidas in der Agoge, als junger achtjähriger Paides oder als junger Mann kurz vor seinem Bewährungsritual als Spartiat.
Für Gorgo war es, wie ein Fenster in die Vergangenheit und sie schätzte es auch, dass Dilios ihr keine Fragen stellte, wie so viele andere.
„Komm und bete mit mir. Für einen guten Ausgang in diesem Krieg.“
Dilios nickte und folgte der Königin in den Tempel der Athena.
Vor der Statue der Stadtgöttin Spartas aus makellosem Marmor übergaben Gorgos Dienerinnen Opfergaben an die Tempelpriester und zogen sich wieder zurück.
Jetzt waren die Götter bereit für ihr Gebet und Gorgo kniete erhaben nieder. Dilios beugte ebenfalls ein Knie und gemeinsam versanken sie in der Stille des Tempels.
Der Spartiat war für den Kampf geboren. Der Krieg war sein Handwerk. Der Tod auf dem Schlachtfeld war sein Ruhm. Niemals ergab sich ein Spartiat. Er kämpfte und siegte oder er kämpfte und starb. Jetzt betete Gorgo, dass Spartas Heer siegreich war. Sein Blut war zu genüge vergossen worden.
Auch Dilios bete um Athenas Wohlwollen. Er betete, dass sein König nicht umsonst gefallen war. Jeder Spartiat sollte sich an seine Geschichte kennen. Eine von den Geschichten, die nur unter Siegern erzählt wurden.
Draußen ertönten Spartas Hörner, die den Abmarsch des Heeres verkündeten.
„Wenn Ihr diesen Klang das nächste Mal hört, ist Griechenland von den Persern befreit“, sagte Dilios und wollte sich erheben.
Da ergriff Gorgo plötzlich seine Hand.
„Griechenland kümmert mich nicht.“
Sie öffnete die Augen und blickte ihn an. Ihr Blick schärfer als ein Schwert.
Aber die Worte, die sie sagen wollte, würden ihr niemals über die Lippen kommen.
Wenn du gehst, komm‘ wieder zurück.
Dilios antwortete nichts. Er konnte es auch nicht. So, wie die Königin ihn ansah, versuchte er sich jede Einzelheit ihres Gesichtes einzuprägen. Er erwiderte ihren Händedruck, dass einem stummen Versprechen gleichkam.
Erst als Trommelschläge ertönten, die das Heer in Marsch versetzten, ließen sie einander los und Dilios verweilte nicht länger im Tempel. Als Teil eines Heeres von zehntausend Spartiaten zog er hinaus in den Krieg.
„Ihr Söhne der Griechen, auf, befreit das Vaterland, befreit die Kinder und Frauen, die Sitze der Götter und die Gräber der Ahnen! Um all dies geht der Kampf.“
****
Gorgo besuchte den Tempel jeden Tag. Es war einer der wenigen Orte, an denen sie die Einsamkeit nicht erdrückte. Jetzt, wo ihr Sohn Pleistarchos ein Paides war und außerhalb ihrer Obhut in der Agoge zum Krieger erzogen wurde, war nichts mehr für sie geblieben. Aus ihrer Sicht hatte sie alles geopfert, was einer spartanischen Frau lieb und teuer war. So lang sie zurückdenken konnte, hatte sie ihre Pflicht für Sparta getan.
Sie hatte sogar viel mehr als das getan. Sie hatte ihren König geliebt und sie würde ihn für immer weiterlieben. Nur trauern konnte sie nicht für immer.
Die Götter wollten, dass sie weiterlebte. Und als Spartiatin würde sie nicht nur leben, sondern auch kämpfen.
„Meine Königin, das Heer kehrt noch heute zurück. Die Perser sind besiegt“, tat ihr ein Bote kund.
Wie Dilios es gesagt hatte, zog das Heer siegreich unter dem Klang der Hörner in Sparta ein.
Die Perser waren an Land in der Schlacht auf der Ebene von Plataea untergegangen. Ebenso auf See vor Mykale, wo die griechische Flotte auch die letzten persischen Galeeren versenkte.
Xerxes würde nie mehr nach Griechenland zurückkehren.
Wie vor einem Jahr stand Gorgo in einem Ährenfeld und schaute in die Ferne.
Aber diesmal kam er ohne eine schreckliche Kunde.
Diesmal kam er mit einer Geschichte vom Sieg.
Diesmal war er es, auf den sie wartete.
Ende
Ihre Vergeltung für den Tod der Dreihundert fand einen Monat später in der Schlacht von Salamis tat. Direkt vor dem Hafen Athens. Es war die größte Seeschlacht, die griechische Chronisten jemals niederschreiben sollten. Eine Flotte von griechischen Verbündeten, vereinigt unter dem Kommando des Atheners Themistokles vertrieben die zahlenmäßig überlegenen Perser. Xerxes hatte durch die List der Dreihundert nichts gelernt und überschätzte die Stärke seiner Galeeren.
Viele persische Schiffe sanken in dem Kanal auf den Meeresgrund und Xerxes musste sich aus griechischen Gewässern zurückziehen. Der Besiegte froh zurück in sein Reich, während sein Landheer ohne Nachschub von See in Griechenland blieb.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Griechen auch diesen schmerzlichen Stachel aus dem Fleisch ziehen würden.
Ein Sommer nach dem Einmarsch der Perser bei den Heißen Quellen riefen die griechischen Städte ihre Heere zusammen. Nachdem die Perser Athen ein zweites Mal verwüstet hatten, wollten sie sich den Eindringlingen auch an Land zur Schlacht stellen.
Prinzregent Pausanias versammelte Spartas Heer vor den Toren der Stadt. Dieses Mal würde jeder Spartiat die Gelegenheit bekommen, jenen Ruhm zu ernten, den sie sich schon ein Jahr zuvor ersehnt hatten.
Gorgo beobachtete die Marschvorbereitungen der Spartiaten. Als Königinwitwe war es an ihr Spartas Krieger stellvertretend für alle Ehefrauen und Mütter zu verabschieden.
Nachdem sie Pausanias ein glückliches Geschick als Heerführer gewünscht hatte, erblickte sie Dilios, der nunmehr zum Hauptmann ernannt worden war. Seine Erfahrungen bei den Heißen Quellen waren für Pausanias vom großen Wert, um weder vom persischen Heer noch von einem griechischen Verräter überrascht zu werden.
„Wir werden sie vernichten, meine Königin“, gab sich Dilios selbstbewusst.
„Bedenke, Spartiat, dass ein verwundeter Löwe immer noch Zähne hat.“
„Ebenso wie wir.“
Auf die Antwort erlaubte sich Gorgo ein kleines Lächeln.
Seitdem sie mit ihrem Sohn alleine war, hatte sie häufiger um Dilios‘ Gesellschaft gebeten. Er war der einzige Spartiat, der mit Leonidas Scharmützel und Kämpfe durchgestanden hatte und, nachdem alle anderen näheren Gefährten mit ihm gefallen waren, noch lebte. Von ihm ließ sie sich Geschichten erzählen. Geschichten über den jungen Leonidas in der Agoge, als junger achtjähriger Paides oder als junger Mann kurz vor seinem Bewährungsritual als Spartiat.
Für Gorgo war es, wie ein Fenster in die Vergangenheit und sie schätzte es auch, dass Dilios ihr keine Fragen stellte, wie so viele andere.
„Komm und bete mit mir. Für einen guten Ausgang in diesem Krieg.“
Dilios nickte und folgte der Königin in den Tempel der Athena.
Vor der Statue der Stadtgöttin Spartas aus makellosem Marmor übergaben Gorgos Dienerinnen Opfergaben an die Tempelpriester und zogen sich wieder zurück.
Jetzt waren die Götter bereit für ihr Gebet und Gorgo kniete erhaben nieder. Dilios beugte ebenfalls ein Knie und gemeinsam versanken sie in der Stille des Tempels.
Der Spartiat war für den Kampf geboren. Der Krieg war sein Handwerk. Der Tod auf dem Schlachtfeld war sein Ruhm. Niemals ergab sich ein Spartiat. Er kämpfte und siegte oder er kämpfte und starb. Jetzt betete Gorgo, dass Spartas Heer siegreich war. Sein Blut war zu genüge vergossen worden.
Auch Dilios bete um Athenas Wohlwollen. Er betete, dass sein König nicht umsonst gefallen war. Jeder Spartiat sollte sich an seine Geschichte kennen. Eine von den Geschichten, die nur unter Siegern erzählt wurden.
Draußen ertönten Spartas Hörner, die den Abmarsch des Heeres verkündeten.
„Wenn Ihr diesen Klang das nächste Mal hört, ist Griechenland von den Persern befreit“, sagte Dilios und wollte sich erheben.
Da ergriff Gorgo plötzlich seine Hand.
„Griechenland kümmert mich nicht.“
Sie öffnete die Augen und blickte ihn an. Ihr Blick schärfer als ein Schwert.
Aber die Worte, die sie sagen wollte, würden ihr niemals über die Lippen kommen.
Wenn du gehst, komm‘ wieder zurück.
Dilios antwortete nichts. Er konnte es auch nicht. So, wie die Königin ihn ansah, versuchte er sich jede Einzelheit ihres Gesichtes einzuprägen. Er erwiderte ihren Händedruck, dass einem stummen Versprechen gleichkam.
Erst als Trommelschläge ertönten, die das Heer in Marsch versetzten, ließen sie einander los und Dilios verweilte nicht länger im Tempel. Als Teil eines Heeres von zehntausend Spartiaten zog er hinaus in den Krieg.
„Ihr Söhne der Griechen, auf, befreit das Vaterland, befreit die Kinder und Frauen, die Sitze der Götter und die Gräber der Ahnen! Um all dies geht der Kampf.“
****
Gorgo besuchte den Tempel jeden Tag. Es war einer der wenigen Orte, an denen sie die Einsamkeit nicht erdrückte. Jetzt, wo ihr Sohn Pleistarchos ein Paides war und außerhalb ihrer Obhut in der Agoge zum Krieger erzogen wurde, war nichts mehr für sie geblieben. Aus ihrer Sicht hatte sie alles geopfert, was einer spartanischen Frau lieb und teuer war. So lang sie zurückdenken konnte, hatte sie ihre Pflicht für Sparta getan.
Sie hatte sogar viel mehr als das getan. Sie hatte ihren König geliebt und sie würde ihn für immer weiterlieben. Nur trauern konnte sie nicht für immer.
Die Götter wollten, dass sie weiterlebte. Und als Spartiatin würde sie nicht nur leben, sondern auch kämpfen.
„Meine Königin, das Heer kehrt noch heute zurück. Die Perser sind besiegt“, tat ihr ein Bote kund.
Wie Dilios es gesagt hatte, zog das Heer siegreich unter dem Klang der Hörner in Sparta ein.
Die Perser waren an Land in der Schlacht auf der Ebene von Plataea untergegangen. Ebenso auf See vor Mykale, wo die griechische Flotte auch die letzten persischen Galeeren versenkte.
Xerxes würde nie mehr nach Griechenland zurückkehren.
Wie vor einem Jahr stand Gorgo in einem Ährenfeld und schaute in die Ferne.
Aber diesmal kam er ohne eine schreckliche Kunde.
Diesmal kam er mit einer Geschichte vom Sieg.
Diesmal war er es, auf den sie wartete.
Ende