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Die Schöne und das Biest - Vincent

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Fantasy / P12 / Gen
Catherine Chandler J.T. Forbes Vincent Keller
23.03.2014
06.08.2015
7
10.599
 
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15.06.2015 2.334
 
Am nächsten Morgen hing eine merkwürdige Stimmung in der Luft als JT und Vincent am Tisch saßen und schweigend aßen.
Das Schweigen war echt ohrenbetäubend! Und egal, welches Gesprächsthema Vincent ansprach, um Normalität zu spüren, die seit dem gestrigen Abend nicht mehr spürbar war, JT antwortete entweder gar nicht oder nur knapp und distanziert.
Und als JT aufstand um zur Arbeit zu fahren, verabschiedete er sich auch nur kurz angebunden.
Er war sauer.
Das war Vincent irgendwie die ganze Nacht klar gewesen, doch während er unter der Dusche den Kopf frei bekam, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Vincent hatte ihm nicht getraut...
Und nun, wo er darüber nach dachte, missfiel das nicht nur JT gewaltig.
JT war immer der gewesen, der – wenn auch gezwungener Maßen – immer für ihn da gewesen war. Egal, in welcher Stimmung Vincent war, JT war da. Egal, welche Geheimnisse aus seinem brutalen Armee-Leben ans Licht kamen, JT blieb bei ihm.
Und jetzt war Vincent derjenige, der JT in den Rücken gefallen war, obwohl JT so viel auf sich genommen hatte und auf so viel für Vincent verzichtete.
Wütend auf sich selbst schlug er mit der flachen Hand gegen die kalten Fliesen.
Hätte es was geändert, wenn Vincent von vornherein die Karten auf den Tisch gelegt hätte? Oder wäre JT auch sauer gewesen, weil Vincent die Regeln verletzt hat, die er selbst aufgestellt hatte um sich zu schützen? Wäre er sauer geworden, egal ob Vincent es seinem Vertrautem gesagt hätte, weil er nicht nur sich selbst, sondern auch ihn „grundlos“, wie JT verständnislos betont hatte, in Gefahr gebracht hatte?
Er verwarf Einsicht und tauschte sie gegen Schuldgefühle und kam schließlich bei dem Gefühl der Wut an, was ihm mehr als vertraut war. Er war sauer auf JT, einfach weil JT sauer auf ihn war und war dann kurz darauf sauer auf sich selbst, weil er sauer auf JT war, weil er sauer auf Vincent war… Während er, leise vor sich hin fluchend, sich abtrocknete und umständlich versuchte sich anzuziehen, schweiften seine Gedanken ab zu seinem eigentlichen – und er würde das nie offen zugeben – größerem Problem. Und das war Catherine Chandler…
Seit dem Vorfall vor neun Jahren wachte er über sie und JT würde ausrasten, wenn er wüsste, wie oft er sich schon für sie in Gefahr gebracht hatte. So viel war sicher…
Und wenn JT wüsste, dass er nicht nur in der Stadt war um eine Frau zu retten, die er nicht kannte, dann wäre er richtig sauer. Denn er war in der Stadt um nach Catherine zu sehen…
Während er nach Catherine gesucht hatte, hatte er die Frau gesehen. Er war ihr bis in das Hotel gefolgt. Als die Versuche sie zu retten scheiterten und er Sirenen in der Ferne hörte, verschwand er. Am Kino, wo er Catherine fand, saß er auf dem Dach und lauschte.
Und es erfüllte ihn ein wenig mit Stolz, als sie ihrem Freund – der nebenbei der totale Arsch war – das Handwerk legte und „Z-Babe“ bei der Security anschwärzte. Doch dann wer sie zum Tatort gefahren. Und ja, damit hatte er – das wurde ihm gerade bewusst – nicht nur JT und sich bei Muirfield ganz oben auf die „Most Wanted“ Liste gesetzt, sondern auch Catherine.
Seine Gedanken wurden von einem ungewohnten Geräusch unterbrochen. Eine Autotür, die zu geworfen wurde.
Er sah auf die Uhr. „Hmm...“, grummelte Vincent.
Für JT war es zu früh. Vorsichtig blickte er aus dem Fenster.
„Oh, verdammt.“, brach er aus. Er sollte echt aufhören an sie zu denken!, schrie er sich gedanklich selbst an. Immer wenn er das tat, stand sie keine halbe Stunde später bei ihm auf der Matte und das war - auch wenn sein Herz schneller schlug, wenn er sie sah - echt zum Kotzen.
Er beobachtete sie gespannt. Sie sah müde aus, erschöpft. Doch er wandte den Blick rasch ab als ihm klar wurde, dass die Situation gerade echt – ihm viel kein passendes, kräftiges Wort dazu ein – war. Er war allein.
Kein JT, der sie abwimmeln konnte. Er rief ihn an, doch er drückte ihn weg.
„Ach, komm schon!“, grummelte er. In jeder anderen Situation, zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er Verständnis dafür gehabt, doch gerade regte es ihn einfach nur auf, dass JT nicht über seinen pummeligen Schatten springen konnte um ran zu gehen. Er fegte sein Telefon über den Boden und es zerschellte an der gegenüberliegenden Wand. Fazit war, dass er ein neues Handy brauchte…
Er dachte über Möglichkeiten nach, die ihm aus der Situation helfen könnten.
Möglichkeit Nummer eins, war JT bitten seinen nicht existierenden Charme und seinen Humor einzusetzen sie los zu werden. Doch die erste Möglichkeit hatte buchstäblich einfach aufgelegt…
Möglichkeit Nummer zwei, aus dem Fenster springen und sich vom Acker machen. Der Nachteil war nur, dass Glasscherben immer so einen Krach machen mussten. Er sah sich um.
Er konnte sich auch verstecken, doch Catherine war nicht so eine, die aufgab, sobald sie nichts fand. Sie würde das Lagerhaus einmal auf Links ziehen um Antworten zu finden. Vincent seufzte.
Natürlich könnte er sich auch stellen und das Versteckspiel würde endlich ein Ende haben, doch dann lief er Gefahr dass JT ihn auf links zog.
Während er so darüber nach dachte, bekam er zunehmend schlechtere Laune.
Er sah wieder zu Catherine, die sich vor dem Lagerhaus umsah.
Dann klingelte ihr Telefon. „Tja. Ich bin gerade da.“, murmelte Catherine nach einer Zeit in der – wahrscheinlich – Tess am Telefon redete.
„Am gruseligen Lagerhaus.“, murmelte Catherine nach einer Pause und Vincent musste grinsen. „Ich hab gedacht, ich schau mir das mal an.“, meinte sie weiter. Eine Pause entstand und dann sagte sie, dass sie auflegte, was sie dann auch ohne abzuwarten tat.
„Mr. Forbes!“, hörte er sie kurze Zeit später. „Ich habe einen Durchsuchungsbeschluss.“ Sie log. Vincent brauchte kein Supergehör und Menschenkenntnis um dahinter zu kommen. Er beobachtete sie jetzt seit Jahren als Polizistin und hatte mittlerweile verstanden, wann die hohen Tiere der Polizei Beschlüsse ausstellten und wann Catherine einfach zu besessen von einem Fall war um es dabei zu belassen. Er schob sich hinter das Regal.
Es knarrte und dann hörte er Schritte bedacht die Treppe hochkommen. Vincent fluchte leise und versuchte ruhig zu atmen.
„Mr. Forbes?“, rief sie immer wieder, während sie – immer auf der Hut – und die Finger an der Waffe durch den Raum lief. Er schob sich näher an das Regal. Verstecken war nicht gerade schlau und auch nicht besonders originell, aber das einzige, was ihm gerade übrig blieb.
„Mr. Forbes! Ich weiß, dass sie hier sind.“ Sie war angespannt, dass erkannte er an ihrer Körperhaltung, die er durch die Bretter erkannte. Doch ihr Herz war ruhig, auch wenn ihr Atem gepresst ging. „Ich kann sie hören.“, sagte sie bestimmt.
Er schob sich an das Regal. „Er unterrichtet gerade.“, murmelte Vincent ohne sich zu bewegen.
Sie zog ihre Waffe. „Kommen sie raus, dass ich Sie sehen kann!“, herrschte sie.
Ängstlich drückte Vincent sich an das Regal. Ihm war weder klar, was er sich daraus erhoffte, noch warum er Angst hatte. Sie würde nicht auf ihn schießen, dass wusste er. Doch sie wusste, dass er nicht JT Forbes war und dass er Antworten hatten. Er atmete scharf ein und dachte darüber nach weg zu laufen. Er war schnell… Schneller als…
„Sir!“, rief sie mit Nachdruck. „Ich werde sie nicht noch einmal bitten.“ Ihre Stimme zitterte.
Weglaufen? Vehement versteckt bleiben? Sich stellen?
„Okay…“, hauchte er heißer, als er jeden Gedanken fünf Mal durchdacht und verworfen hatte. Er hob die Hände und stahl sich aus dem Schatten und trat ins Licht.
Einen kurzen Augenblick war es still. Für jeden anderen, aber nicht für Vincent.
Er verdrängte die Hintergrundgeräusche wie die Ratte in der rechten Ecke hinter ihm und konzentrierte sich auf Catherines Herz, ihre Atmung und versuchte nicht selbst die Nerven zu verlieren.
Sie schluckte schwer. „Sie sind Vincent Keller.“, stellte sie fest. Sonderlich überrascht schien sie ihm aber nicht. „Sie sehen aber ziemlich gut aus für einen Toten.“
„He’s sexy and he knows that.“, hätte JT jetzt gesungen, doch der Gedanke daran half ihm nicht gerade weiter. „Ich habe die Frau nicht getötet!“, verteidigte er sich etwas lauter als geplant und sie zuckte zusammen. „Und ich habe keinen Mord erwähnt!“, entgegnete Catherine autoritär, obwohl es ihr wahrscheinlich viel Überwindung kostete nicht „Da steht ein Toter im Lagerhaus.“ in ihr Funkgerät zu schreien.
Er sah wie sie ihn musterte. Vincent trug eine weite Hose, die an die Armee erinnerte und ein schwarzes enges T-Shirt, was seine breiten Schultern und seine Brust betonte. Seine Haare hingen ihm locker in Gesicht und waren noch feucht.
Ihr Blick blieb an der hässlichen Narbe hängen und auch wenn ihm das leicht unangenehm war, nahm er ihr das nicht übel. Jeder würde diese hässliche Narbe in seinem Gesicht so sehr anstarren, als würden sie hoffen sie würde verschwinden.
„Aber da wir gerade dabei sind, was haben Ihre Fingerabdrücke an meinem Tatort zu suchen?
„Ich bin mit dem Auto herum gefahren.“ Sie musste ja nicht wissen, dass sie der Grund dafür war. „Ich hab sie zusammenbrechen sehen.“ Er bemühte sich ruhig zu bleiben und sagte ihr die Wahrheit. „Sie ist mit dem Kopf aufgeschlagen. Sie brauchte Hilfe.“
„Sie sind ihr ins Hotel gefolgt?“, auch wenn ihre Stimme misstrauisch klang und sie ihn ungläubig anstarrte, hörte er, dass sie ihm glaubte.
„Ich hab versucht sie wiederzubeleben.“    
Wenn es so was wie Zahnräder im Gehirn gab, müssten die gerade laut in Catherines hübschen Kopf rattern. „Sie waren das mit der Herzlungenmassage.“, schlussfolgerte sie. „Sie sind Arzt.“
Er war mal Arzt, wollte er sie berichtigen, doch er hielt sich zurück. „Sie wurde vergiftet.“ Er hatte keine Ahnung warum er ihr das sagte. Das kam irgendwie komisch rüber, oder? Doch er wollte ihr helfen. Das war seit neun Jahren seine Aufgabe gewesen, ohne dass sie etwas davon wusste. „Woher wissen Sie das?“, wollte sie wissen.
Und jetzt saß er in der Zwickmühle. Nicht, dass er da schon die ganze Zeit drin saß, doch jetzt war es offiziell.
Er durfte nicht zu viel preisgeben. Schließlich hatte es einen Grund, dass er sich versteckte. Doch wenn er jetzt nichts sagte, würde sie ihn verdächtigen. Muirfield würde erfahren, dass er lebte und genau das würde er dann nicht mehr, wenn sie ihn gefunden haben.
Ihr Handy vibrierte. „Ihr Handy.“, wies Vincent Catherine drauf hin. Und ihr Blick sagte ihm unmissverständlich, dass ihr klar, dass er das von da aus unmöglich hören konnte. Dennoch steckte sie ihre Waffe in ihren Gurt und nahm ab. „Hey. Schon etwas von der Toxikologie im Webster-Fall gehört?“, erkundigte sich die hübsche Polizistin direkt. Sie sprach mit Evan Marks, dem – wie  JT es so schön gesagt hatte – Fingerabdruck-Typen. Er sah ihn oft an Tatorten, die Vincent beobachtete und jeder – außer Catherine – wusste, dass Evan was für die Frau übrig hatte, aus nicht nur offensichtlichen und unverkennbaren Gründen.
„Unsere Telepathie funktioniert.“, hörte Vincent ihn witzeln. Und irgendwas sagte ihm, dass Catherine klar war, dass er mithörte. Sie ließ ihn nicht aus den Augen. „Tödliche Dosis Nikotin im Blut...“, den Rest des Satzes verstand er nicht und das war auch nicht wichtig.
Evan lud sie noch ins Kino ein und plötzlich erschien es ihm nicht mehr richtig zu lauschen... Aber das war auch irgendwie dämlich, oder? Erst ein privates Gespräch belauschen, was eigentlich – menschlich – unmöglich war und dann plötzlich sagen es ist nicht richtig... Er verwarf den Gedanken und dachte sich Antworten auf mögliche Fragen.
Sie kam bedacht, aber bestimmt, auf ihn zu. Er wich zurück.
„Woher wissen Sie überhaupt, dass sie vergiftet wurde?“ Sie verdächtigte ihn sie vergiftet zu haben. „Ich habe einen guten Geruchssinn.“, hielt er es kurz.
„Sie können Gift riechen?“ Sie versteckte ihre Ungläubigkeit nicht und Vincent hatte wieder das Bedürfnis sich zu verteidigen. „Hören Sie, ich habe der Frau nichts getan!“
„Aber Sie sind Zeuge. Sie könnten uns helfen…“ Catherine lief wieder auf ihn zu, nicht mehr so angespannt, und dieses mal blieb er stehen. „Auf der Leiche war ein Haar...“ Er merkte ihr Zögern. „ das die selbe DNA hat, wie die aus einem anderen Mordfall! Haben Sie an dem Abend...?“ Sie muss bemerkt haben, wie sein Blick abschweifte. Scheiße!, schrie er innerlich versuchte aber ruhig zu bleiben.
Sie folgte seinem Blick, war dennoch wachsam, dass er nicht versuchte zu flüchten.
Da das ein Männerhaushalt war, störte es niemanden wenn es unordentlich war, aber gerade war es echt gefährlich, seine Sachen überall liegen zu lassen. Und er fragte sich, warum er den Zeitungsartikel jahrelang versteckt hielt, um ihn dann wenn sie ihm auf der Spur war, offen liegen zu lassen.
Sie starrte ihn entsetzt an. Ihr Blick war angsterfüllt, aber strahlte sie selbe Entschlossenheit aus, wie eigentlich immer.
„Wieso haben Sie das?“, fuhr sie ihn an. „Sie müssen mir sagen, wieso das da liegt?“
Er suchte nach einer Erklärung. „Ja, ich bin das gewesen. Vor neun Jahren, wissen Sie?“
Das konnte er natürlich nicht sagen! „Ich... ähm...“, stotterte er und...
„Catherine?“ Das war Tess Vargas. Gott sei Dank! Ablenkung.
Aber er hatte gar nicht gehört, wie sie gekommen war. „Niemand darf wissen, dass ich hier bin!“, flehte er Catherine an. Er zog sich in sein Versteck zurück und starrte sie an.
„Wieso?“, wollte Catherine wissen. Doch er hatte keine wirkliche Zeit für Erklärungen. „Wieso müssen alle glauben, dass Sie tot sind?“
„Bitte. Sie wissen, dass ich der Frau nichts getan habe...“
Er wusste nicht, woher er die Erkenntnis hatte, aber irgendetwas – war es ihre Nähe, das Vertrauen in ihrer Haltung oder das ruhige Herz – sagte ihm dass er Recht mit seiner Vermutung hatte. Ihr starker Blick schmolz. „Wir sind noch nicht fertig!“, raunte sie und sah ein letztes Mal zwischen ihm und dem Zeitungsbericht hin und her, bevor sie dann zur Treppe joggte und ihre Partnerin bearbeitete, um ihr zu sagen, dass hier nichts war.
Vincent merkte, dass Tess – er wusste einfach, dass es Tess war – zögerte, bevor sie ihrer Partnerin folgte
Erst als er das wegfahrende Auto nicht mehr hörte, entspannten sich deine Muskeln und schrie all die aufgestaute Wut buchstäblich aus ihm raus.
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