Die Schöne und das Biest - Vincent
von SasTheMadHatter
Kurzbeschreibung
Alles aus der Sicht von Vincent.
GeschichteDrama, Fantasy / P12 / Gen
Catherine Chandler
J.T. Forbes
Vincent Keller
23.03.2014
06.08.2015
7
10.599
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23.03.2014
1.710
Er wusste, dass es nicht einfach werden würde.
Dass er alleine sein würde. Dass es schwer – verdammt schwer- werden würde.
Doch er wusste auch, dass er es riskieren musste, als er sich an diesem einen Abend, dazu entschied.
An dem Abend, als alles geschah. An dem sich alles wendete. Gegen ihn.
Er musste leben. Kämpfen. Des starken Willens wegen.
Der Rache wegen.
Er musste überleben, um der Nation zu zeigen, was sie ihm angetan haben.
Die ersten Wochen nach seinem Verschwinden, war es extrem schwer. Er kämpfte nicht nur mit den Männern, die ihn jagten, sondern auch mit sich selbst.
Oft dachte er darüber nach, was sie tun würden, wenn er sich stellte.
Ob sie ihn liefen ließen, wenn er versprach im Untergrund zu leben?
Ob man ihn töten würde?
Er dachte selbst darüber nach, wie es sich anfühlen musste zu sterben. Diesem Gefühl war er schon oft sehr nah gewesen. Seine große Narbe auf seiner Wange, erinnerte ihn jeden Tag daran.
Doch war Sterben wirklich so viel friedlicher – leichter – als das Leben?
Er verwarf diesen Gedanken oft, auf den langen Reisen quer durch New York.
Manchmal suchte er Stunden nach etwas zu Essen. Nach einem Platz zum Schlafen, an dem er wenigstens eine Nacht bleiben konnte. Ohne von den Männern, die ihn jagten gesehen – und geschnappt – zu werden.
Mit der Zeit wurde es leichter...
Das Verlangen auszubrechen wurde geringer. Ebbte ab.
Auch die ständige Angst, mit jedem Mann, der in ihn nicht gefunden hatte.
Doch nie verschwand sie gänzlich.
Und irgendwann verschwand auch der Schmerz, seine Familie trauern zu sehen, weil die Männer sie in dem Glauben ließen, er sei tot, während er auf den Dächern über ihnen mitfühlte.
Er war auf jeder Beerdigung seiner Angehörigen gewesen.
Beobachtete sie aus der Ferne.
Aus sicherem Abstand.
Wenn er sich einsam fühlte, besuchte er das Grab seiner Mutter.
Nachts, wenn niemand sonst dort war.
Das tat er auch an diesem Abend.
Doch plötzlich wurde er auf etwas aufmerksam. Ein Auto.
Das Geräusch war ihm durchaus bekannt.
Es war eines der schwarzen Geländewagen, die die Straßen nach ihm absuchten.
Vorerst wollte er ihnen nicht nachlaufen, doch dann vernahm er noch ein weiteres Geräusch.
Ebenfalls das Schnurren eines Wagens. Dieses war allerdings ein bisschen älter und demnach nicht mehr so leise, wie der Geländewagen.
Beim näheren Hinhören erkannte er auch, dass der Geländewagen immer auf sicherem Abstand zum anderen Wagen fuhr.
Das machte ihn neugierig...
Er warf einen letzten Blick auf das schön gepflegte Grab seiner Mutter und schon war er im dichten Geäst des Waldes verschwunden.
Sein Super-Gehör führte ihn zu einem Parkplatz vor einer Bar.
„ Du kannst froh sein, dass ich gekommen bin.“, hörte er plötzlich eine Stimme einer Frau. „ Dein Vater hätte dich umgebracht.“
Er spitzte die Ohren.
Das Herz pochte gleichmäßig. Friedlich. Und dieses Geräusch kam ihm ungewiss bekannt vor.
„ Das war kein Glück.“, antwortete eine jüngere, weibliche Stimme. „ Du bist immer für mich da, Mom. Das ist mir in den letzten Monaten klar geworden.“
Das Mädchen, offenbar die Tochter der Frau, war ehrlich, als sie das sagte. Das erkannte er aus ihrem Herzschlag.
Aus der Regelmäßigkeit ihrer Atmung.
Er war so sehr auf das gegenwärtige Geschehen konzentriert, dass er das Knirschen der Kieselsteine erst realisierte, als der schwarze Wagen schon neben Mutter und Tochter hielt.
„ Was machen die hier?“, fragte die Tochter an ihre Mutter gewandt.
Als sie sagte, dass sie das auch nicht wusste, rief die Tochter: „ Wir haben geschlossen!“
Ihre Mutter lief noch, dass die beiden in Ordnung waren, als zwei Männer ausstiegen.
Durch das dichte Gestrüpp konnte er nicht erkennen, wie die Männer aussahen. Es waren nur männliche Schatten, angezogen im Anzug mit starker Statur.
Doch plötzlich schlug das Herz der Frau schneller. Sie bekam es mit der Angst.
„ Steig ins Auto, Cat!“, schrie sie. Einmal, zweimal.
Als ihrerTochter schließlich begriff, dass die Männer nicht gehalten hatten um nach dem Weg zu fragen, war es zu spät.
Der Fahrer des Wagens zog eine Pistole.
Im Gebüsch nahm er die ganze Welt, dieses verwirrende Geschehnis vor ihm, nur noch wie durch Watte war.
Er spürt,e wie das Adrenalin in ihm aufbrodelte. Wie es in seinen Venen brannte.
Seine Muskeln spannten sich an. Seine Schläfe pochte schmerzhaft. Seine Pupillen erweiterten sich.
Der Drang, etwas tun zu müssen – zu wollen – war da, doch er war wie in Trance.
Beobachtete gebannt, wie die Mutter ihre Tochter hinter sich schob. Wie die Tochter unbeholfen nach ihrer Hand griff.
Irgendetwas gab ihm das Gefühl, dass die Frau die Männer kannte. Dass sie wusste, zu was – oder wem – sie gehörten.
Ein Schuss fiel. Die Frau taumelte nach hinten.
Er roch das Blut was aus der Schusswunde rann.
Ein weiterer Schuss folgte, und noch einer.
Die Frau sackte vor ihrer Tochter auf die Knie. Die Augen weit aufgerissen.
„ Mom. Mom.“, die Stimme des Mädchens zitterte. Sie weinte.
Ihr Herz schlug ungleichmäßig, verwirrt – wütend – verletzt.
Das Verlangen auszubrechen wurde Stärker, doch er war unsicher.
Er durfte die Kontrolle nie wieder verlieren, das hatte er sich geschworen, als er beschlossen hatte, das durchzuziehen.
Doch wenn genau das passieren würde? Wenn er es nicht mehr aufhalten konnte? Dann wären alle um ihn herum in Gefahr!
Er atmete ein und aus...
Ein weiterer Schuss fiel. Dieses mal zielte der Mann auf das Mädchen.
Dieses schrie auf und sprang reflexartig auf die Füße und flüchtete ihn den Wald. Die Männer folgten ihr.
Er kämpfte sich durch das dichte Gebüsch. Versuchte so gut wie kein Geräusch von sich zu geben.
Sie hatte eine ganze Zeit einen beachtlichen Vorsprung, und sie hätte es geschafft, zu entfliehen, doch dann stolperte sie.
Sie fiel und schlug sich ihren Kopf an einem Stein auf.
Blut floss an ihrer Schläfe herunter.
Er schlug sich weiter durch das Gebüsch. Trat näher an das Geschehen heran, als er sollte.
Denn jetzt, das wusste er, konnte er sich nicht mehr stoppen.
Die Schritte der Männer im Laub wurden langsamer und stoppten schließlich etwa einen Meter vor dem Mädchen.
Wie aus letzter Willensstärke, fing das Mädchen an zu weinen.
„ Bitte, bitte.“, flehte sie die Männer um Gnade. Steckte jedes letzte Fünkchen Hoffnung in jeden einzelnen Buchstaben dieser zwei Worte.
Doch die Männer gaben nicht nach.
Der Mann, der zuvor ihre Mutter erschossen hatte, zückte seine Waffe.
Er sah, wie das Mädchen versuchte sich irgendwie auf zu rappeln. Nach hinten zu kriechen. In der Hoffnung, ihr würde nichts geschehen.
Doch diese Männer – so wusste er – zeigten keine Gnade. Hatten kein Erbarmen. Kein Mitgefühl.
Es waren diese Männer, die mit eiserner Willensstärke versuchten, ihre Mission zu schützen – und jeden zu töten, der sich ihnen in den Weg stellt.
Er spürte wie seine Venen wieder heiß wurden. Wie sein Gesicht sich verzerrte. Wie seine Brust sich stärkte. Wie der Hass – die lang aufgestaute Wut – in ihm ausbrach und sich breitmachte.
Jetzt gab es kein zurück mehr...
Er sprang aus dem Geäst. Hastete in wenigen Schritten zu den Männern.
Zwanghaft versuchte er, das Mädchen nicht anzusehen. Ihre Trauer, würde ihn nur noch mehr zum Rasen bringen.
Doch er musste sein eigener Herr bleiben.
Ein grausiges Knurren drang aus seiner Kehle.
Den Mann mit der Waffe schleuderte er mit ungemeiner Kraft gegen einen Baum.
Den anderen hob er in die Höhe und brach ihm das Genick.
Er hörte das verstörende Geräusch berstender Knochen. Das Geräusch reisender Muskelfasern.
Diesen Klang, die tiefen Schreie der Männer, die um ihr Leben flehten – wie es sich anhörte einen Menschen zu töten – würde er niemals in seinem Leben vergessen. Es würde haften bleiben.
Ja, er hatte schon des Öfteren Männer im Krieg getötet, die wahllos unschuldige Menschen töteten.
Doch niemals war es so still um ihn herum. Damals war er ständig von tosendem Feuer umgeben, vom Knall der Bomben.
Doch hier war nicht mehr, als Äste im Wind, die aneinander stießen. Der unruhige Atem des Mädchens. Sein eigenes Knurren. Und das Geräusch Menschen zu töten, sein sie noch so gefährlich.
Als er hörte, wie das Herz der Männer aufhörte zu schlagen, warf er sie auf den Boden.
Er spürte wie das Adrenalin aus seinen Adern wich. Wie seine Muskeln träge wurden.
Er schleppte sich zu den Mädchen. Nur um sicher zu gehen, dass es ihr gut ging.
Ihr Herz schlug verwirrt – nicht ängstlich – nur verwirrt. Nur in ihrem Gesicht erkannte er Angst.
Ihre Augen waren weit aufgerissen. - Sie hatte Angst vor ihm, redete er sich ein.
Sein Herz begann zu rasen. Drückte schmerzhaft gegen seine Brust. Doch das holte ihn zurück in die Realität...
Er schloss die Auen für einen Moment.
Dann rannte er davon...
Je weiter er vom Geschehnis wegrannte, desto schneller nahm der Schmerz ab. Zwei Straßenkreuzungen weiter blieb er
das erste Mal stehen.
In der Ferne erblickte er die Wipfel der Bäume im Wind.
Der Drang helfen zu wollen, brachte ihn zur nächsten Telefonzelle. Er wählte den Notruf, schickte die Polizei in den Wald und lief – es war keine wohlüberlegte Tat, sondern eher eine eigensinnige Vermutung – zurück.
Fünf Minuten später war die Polizei vor Ort. Ein Augenblick später ihre Schwester und ihr Vater.
Das Mädchen hieß, so hörte er aus der Unterhaltung zwischen ihr und einer Polizistin heraus, Catherine Chandler.
Catherine erzählte ihrer Familie – wer konnte es ihr verübeln – was sie im Wald gesehen hatte.
Dass er dort war, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
Doch Heather, ihre Schwester, und ihr Vater schienen ihr nicht zu glauben.
Sie behaupteten, dass das was Catherine geglaubt habe zu sehen ein wildes Tier war. Ein Kojote oder ein Bär.
Keiner zog in diesem Moment in Betracht, dass ein Tier Catherine nicht am Leben gelassen hätte, so wie er es getan hatte.
Ihre Familie vermutete auch, dass dieses Erscheinen nur ein Resultat ihrer Gehirnerschütterung war oder von ihrem posttraumatischen Stress.
Catherine hatte es bloß mit einem Schulterzucken abgetan und zurück in den Wald geblickt.
Ihre Augen waren entschlossen und er erkannte mehr in ihr, als das verwirrte Mädchen, für das sie gehalten wurde...
Sie wusste was sie gesehen hatte – zwar nicht genau – aber sie wusste dass es kein Tier war.
Er horchte nach ihrem Herzschlag.
Plötzlich fühlte er sich geborgen. Sicher. Doch der Herzschlag sagte ihm auch, dass sie nie aufgeben werde, bevor sie nicht herausgefunden hatte, was genau passiert war. Und warum.
Irgendetwas anderes, ungewiss was, sagte ihm, dass dies nicht das Ende war...
Dass er alleine sein würde. Dass es schwer – verdammt schwer- werden würde.
Doch er wusste auch, dass er es riskieren musste, als er sich an diesem einen Abend, dazu entschied.
An dem Abend, als alles geschah. An dem sich alles wendete. Gegen ihn.
Er musste leben. Kämpfen. Des starken Willens wegen.
Der Rache wegen.
Er musste überleben, um der Nation zu zeigen, was sie ihm angetan haben.
Die ersten Wochen nach seinem Verschwinden, war es extrem schwer. Er kämpfte nicht nur mit den Männern, die ihn jagten, sondern auch mit sich selbst.
Oft dachte er darüber nach, was sie tun würden, wenn er sich stellte.
Ob sie ihn liefen ließen, wenn er versprach im Untergrund zu leben?
Ob man ihn töten würde?
Er dachte selbst darüber nach, wie es sich anfühlen musste zu sterben. Diesem Gefühl war er schon oft sehr nah gewesen. Seine große Narbe auf seiner Wange, erinnerte ihn jeden Tag daran.
Doch war Sterben wirklich so viel friedlicher – leichter – als das Leben?
Er verwarf diesen Gedanken oft, auf den langen Reisen quer durch New York.
Manchmal suchte er Stunden nach etwas zu Essen. Nach einem Platz zum Schlafen, an dem er wenigstens eine Nacht bleiben konnte. Ohne von den Männern, die ihn jagten gesehen – und geschnappt – zu werden.
Mit der Zeit wurde es leichter...
Das Verlangen auszubrechen wurde geringer. Ebbte ab.
Auch die ständige Angst, mit jedem Mann, der in ihn nicht gefunden hatte.
Doch nie verschwand sie gänzlich.
Und irgendwann verschwand auch der Schmerz, seine Familie trauern zu sehen, weil die Männer sie in dem Glauben ließen, er sei tot, während er auf den Dächern über ihnen mitfühlte.
Er war auf jeder Beerdigung seiner Angehörigen gewesen.
Beobachtete sie aus der Ferne.
Aus sicherem Abstand.
Wenn er sich einsam fühlte, besuchte er das Grab seiner Mutter.
Nachts, wenn niemand sonst dort war.
Das tat er auch an diesem Abend.
Doch plötzlich wurde er auf etwas aufmerksam. Ein Auto.
Das Geräusch war ihm durchaus bekannt.
Es war eines der schwarzen Geländewagen, die die Straßen nach ihm absuchten.
Vorerst wollte er ihnen nicht nachlaufen, doch dann vernahm er noch ein weiteres Geräusch.
Ebenfalls das Schnurren eines Wagens. Dieses war allerdings ein bisschen älter und demnach nicht mehr so leise, wie der Geländewagen.
Beim näheren Hinhören erkannte er auch, dass der Geländewagen immer auf sicherem Abstand zum anderen Wagen fuhr.
Das machte ihn neugierig...
Er warf einen letzten Blick auf das schön gepflegte Grab seiner Mutter und schon war er im dichten Geäst des Waldes verschwunden.
Sein Super-Gehör führte ihn zu einem Parkplatz vor einer Bar.
„ Du kannst froh sein, dass ich gekommen bin.“, hörte er plötzlich eine Stimme einer Frau. „ Dein Vater hätte dich umgebracht.“
Er spitzte die Ohren.
Das Herz pochte gleichmäßig. Friedlich. Und dieses Geräusch kam ihm ungewiss bekannt vor.
„ Das war kein Glück.“, antwortete eine jüngere, weibliche Stimme. „ Du bist immer für mich da, Mom. Das ist mir in den letzten Monaten klar geworden.“
Das Mädchen, offenbar die Tochter der Frau, war ehrlich, als sie das sagte. Das erkannte er aus ihrem Herzschlag.
Aus der Regelmäßigkeit ihrer Atmung.
Er war so sehr auf das gegenwärtige Geschehen konzentriert, dass er das Knirschen der Kieselsteine erst realisierte, als der schwarze Wagen schon neben Mutter und Tochter hielt.
„ Was machen die hier?“, fragte die Tochter an ihre Mutter gewandt.
Als sie sagte, dass sie das auch nicht wusste, rief die Tochter: „ Wir haben geschlossen!“
Ihre Mutter lief noch, dass die beiden in Ordnung waren, als zwei Männer ausstiegen.
Durch das dichte Gestrüpp konnte er nicht erkennen, wie die Männer aussahen. Es waren nur männliche Schatten, angezogen im Anzug mit starker Statur.
Doch plötzlich schlug das Herz der Frau schneller. Sie bekam es mit der Angst.
„ Steig ins Auto, Cat!“, schrie sie. Einmal, zweimal.
Als ihrerTochter schließlich begriff, dass die Männer nicht gehalten hatten um nach dem Weg zu fragen, war es zu spät.
Der Fahrer des Wagens zog eine Pistole.
Im Gebüsch nahm er die ganze Welt, dieses verwirrende Geschehnis vor ihm, nur noch wie durch Watte war.
Er spürt,e wie das Adrenalin in ihm aufbrodelte. Wie es in seinen Venen brannte.
Seine Muskeln spannten sich an. Seine Schläfe pochte schmerzhaft. Seine Pupillen erweiterten sich.
Der Drang, etwas tun zu müssen – zu wollen – war da, doch er war wie in Trance.
Beobachtete gebannt, wie die Mutter ihre Tochter hinter sich schob. Wie die Tochter unbeholfen nach ihrer Hand griff.
Irgendetwas gab ihm das Gefühl, dass die Frau die Männer kannte. Dass sie wusste, zu was – oder wem – sie gehörten.
Ein Schuss fiel. Die Frau taumelte nach hinten.
Er roch das Blut was aus der Schusswunde rann.
Ein weiterer Schuss folgte, und noch einer.
Die Frau sackte vor ihrer Tochter auf die Knie. Die Augen weit aufgerissen.
„ Mom. Mom.“, die Stimme des Mädchens zitterte. Sie weinte.
Ihr Herz schlug ungleichmäßig, verwirrt – wütend – verletzt.
Das Verlangen auszubrechen wurde Stärker, doch er war unsicher.
Er durfte die Kontrolle nie wieder verlieren, das hatte er sich geschworen, als er beschlossen hatte, das durchzuziehen.
Doch wenn genau das passieren würde? Wenn er es nicht mehr aufhalten konnte? Dann wären alle um ihn herum in Gefahr!
Er atmete ein und aus...
Ein weiterer Schuss fiel. Dieses mal zielte der Mann auf das Mädchen.
Dieses schrie auf und sprang reflexartig auf die Füße und flüchtete ihn den Wald. Die Männer folgten ihr.
Er kämpfte sich durch das dichte Gebüsch. Versuchte so gut wie kein Geräusch von sich zu geben.
Sie hatte eine ganze Zeit einen beachtlichen Vorsprung, und sie hätte es geschafft, zu entfliehen, doch dann stolperte sie.
Sie fiel und schlug sich ihren Kopf an einem Stein auf.
Blut floss an ihrer Schläfe herunter.
Er schlug sich weiter durch das Gebüsch. Trat näher an das Geschehen heran, als er sollte.
Denn jetzt, das wusste er, konnte er sich nicht mehr stoppen.
Die Schritte der Männer im Laub wurden langsamer und stoppten schließlich etwa einen Meter vor dem Mädchen.
Wie aus letzter Willensstärke, fing das Mädchen an zu weinen.
„ Bitte, bitte.“, flehte sie die Männer um Gnade. Steckte jedes letzte Fünkchen Hoffnung in jeden einzelnen Buchstaben dieser zwei Worte.
Doch die Männer gaben nicht nach.
Der Mann, der zuvor ihre Mutter erschossen hatte, zückte seine Waffe.
Er sah, wie das Mädchen versuchte sich irgendwie auf zu rappeln. Nach hinten zu kriechen. In der Hoffnung, ihr würde nichts geschehen.
Doch diese Männer – so wusste er – zeigten keine Gnade. Hatten kein Erbarmen. Kein Mitgefühl.
Es waren diese Männer, die mit eiserner Willensstärke versuchten, ihre Mission zu schützen – und jeden zu töten, der sich ihnen in den Weg stellt.
Er spürte wie seine Venen wieder heiß wurden. Wie sein Gesicht sich verzerrte. Wie seine Brust sich stärkte. Wie der Hass – die lang aufgestaute Wut – in ihm ausbrach und sich breitmachte.
Jetzt gab es kein zurück mehr...
Er sprang aus dem Geäst. Hastete in wenigen Schritten zu den Männern.
Zwanghaft versuchte er, das Mädchen nicht anzusehen. Ihre Trauer, würde ihn nur noch mehr zum Rasen bringen.
Doch er musste sein eigener Herr bleiben.
Ein grausiges Knurren drang aus seiner Kehle.
Den Mann mit der Waffe schleuderte er mit ungemeiner Kraft gegen einen Baum.
Den anderen hob er in die Höhe und brach ihm das Genick.
Er hörte das verstörende Geräusch berstender Knochen. Das Geräusch reisender Muskelfasern.
Diesen Klang, die tiefen Schreie der Männer, die um ihr Leben flehten – wie es sich anhörte einen Menschen zu töten – würde er niemals in seinem Leben vergessen. Es würde haften bleiben.
Ja, er hatte schon des Öfteren Männer im Krieg getötet, die wahllos unschuldige Menschen töteten.
Doch niemals war es so still um ihn herum. Damals war er ständig von tosendem Feuer umgeben, vom Knall der Bomben.
Doch hier war nicht mehr, als Äste im Wind, die aneinander stießen. Der unruhige Atem des Mädchens. Sein eigenes Knurren. Und das Geräusch Menschen zu töten, sein sie noch so gefährlich.
Als er hörte, wie das Herz der Männer aufhörte zu schlagen, warf er sie auf den Boden.
Er spürte wie das Adrenalin aus seinen Adern wich. Wie seine Muskeln träge wurden.
Er schleppte sich zu den Mädchen. Nur um sicher zu gehen, dass es ihr gut ging.
Ihr Herz schlug verwirrt – nicht ängstlich – nur verwirrt. Nur in ihrem Gesicht erkannte er Angst.
Ihre Augen waren weit aufgerissen. - Sie hatte Angst vor ihm, redete er sich ein.
Sein Herz begann zu rasen. Drückte schmerzhaft gegen seine Brust. Doch das holte ihn zurück in die Realität...
Er schloss die Auen für einen Moment.
Dann rannte er davon...
Je weiter er vom Geschehnis wegrannte, desto schneller nahm der Schmerz ab. Zwei Straßenkreuzungen weiter blieb er
das erste Mal stehen.
In der Ferne erblickte er die Wipfel der Bäume im Wind.
Der Drang helfen zu wollen, brachte ihn zur nächsten Telefonzelle. Er wählte den Notruf, schickte die Polizei in den Wald und lief – es war keine wohlüberlegte Tat, sondern eher eine eigensinnige Vermutung – zurück.
Fünf Minuten später war die Polizei vor Ort. Ein Augenblick später ihre Schwester und ihr Vater.
Das Mädchen hieß, so hörte er aus der Unterhaltung zwischen ihr und einer Polizistin heraus, Catherine Chandler.
Catherine erzählte ihrer Familie – wer konnte es ihr verübeln – was sie im Wald gesehen hatte.
Dass er dort war, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
Doch Heather, ihre Schwester, und ihr Vater schienen ihr nicht zu glauben.
Sie behaupteten, dass das was Catherine geglaubt habe zu sehen ein wildes Tier war. Ein Kojote oder ein Bär.
Keiner zog in diesem Moment in Betracht, dass ein Tier Catherine nicht am Leben gelassen hätte, so wie er es getan hatte.
Ihre Familie vermutete auch, dass dieses Erscheinen nur ein Resultat ihrer Gehirnerschütterung war oder von ihrem posttraumatischen Stress.
Catherine hatte es bloß mit einem Schulterzucken abgetan und zurück in den Wald geblickt.
Ihre Augen waren entschlossen und er erkannte mehr in ihr, als das verwirrte Mädchen, für das sie gehalten wurde...
Sie wusste was sie gesehen hatte – zwar nicht genau – aber sie wusste dass es kein Tier war.
Er horchte nach ihrem Herzschlag.
Plötzlich fühlte er sich geborgen. Sicher. Doch der Herzschlag sagte ihm auch, dass sie nie aufgeben werde, bevor sie nicht herausgefunden hatte, was genau passiert war. Und warum.
Irgendetwas anderes, ungewiss was, sagte ihm, dass dies nicht das Ende war...