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Überleben heißt nicht gleich leben

von Amatani
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P18 / Gen
Coach Ellis Nick Rochelle
26.01.2014
04.01.2015
17
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26.01.2014 1.618
 
Die Sonne stand im Zenit und ihre Strahlen knallten erbarmungslos auf die Erde nieder. Die Hitze ließ die Luft über den Autos und den Asphalt flimmern, während Nimue schnaufend und nass geschwitzt den kleinen Fußgängerweg entlang lief.
"Verdammter Mist. Blöder Sommer. Kann es nicht Herbst sein? Schön kühler Wind, bunte Blätter an den Bäumen, leichter Nieselregen... Nein. Statt dessen muss es ja um die gefühlte 50 Grad heiß sein. Bevor mich irgendein Infizierte frisst, bin ich an einem Hitzeschlag verreckt.", maulte sie leise vor sich hin und zog ihre Gitarrentasche wieder gerade, die leicht in eine unbequeme Position rutschte.
Seit etwa einem Monat lief sie schon alleine, ohne jegliches Ziel oder ähnlichem, außer natürlich zu überleben. Seit dem traf sie auf keinen einzigen weiteren Überlebenden. Nicht einmal irgendein Zeichen, was sie wirklich frustrierte. Sie schätzte zwar einen gewissen Abstand zu anderen Menschen und mochte es ebenfalls, ein Einzelgänger zu sein, doch nach vier Wochen, ohne jegliche menschliche Kommunikation, wurde sie doch etwas unruhig. Doch noch unruhiger wurde sie, als ein grummelndes Geräusch zu vernehmen war. Reflexartig kauerte sich die junge Frau hinter den nächst besten Busch und lauschte angestrengt. Sie war am Rand einer Stadt, was auch mit großer Wahrscheinlichkeit hieß, dass noch mehr Infizierte dort herumlungerten.Ihr Atem war flach und so leise wie möglich, als eine humpelnde Gestalt hinter dem Auto hervortrat.
Jedes mal, wenn Nimue eine solch traurige Gestalt sah, bekam sie Mitleid. Mitleid mit dem Wesen, was nun unkontrollierbaren und ständigen Hunger auf rohes Fleisch hatte. Schließlich war dies auch mal ein Mensch wie sie. Allerdings spürte sie ebenfalls immer pure Angst. Angst, was passieren könnte, wenn sie von denen gesehen wird. Jedoch passierte dies noch nie und dies dankte sie ihrer leisen und vorsichtigen Vorgehensweise. Glücklicherweise hatte sie, seit dem sie unterwegs war, kaum welche gesehen, bis auf eine Handvoll. Sie vermied stets große Städte, doch nun kam sie nicht drumherum, eine zu betreten, da ihre Nahrung langsam knapp wurde und der Durst schon unangenehm in ihrem Hals kratzte. Kauernd verbrechte sie noch weitere drei Minuten hinter dem Busch, bis das Wesen weit genug entfernt war, dass ein großen Bogen um ihn gemacht werden konnte.
Vorsicht war ihr erstes Gebot. Allein schon dadurch, das sie keinerlei Waffen bei sich trug. Nicht mal eine Metallstange oder ähnliches, womit sie fest zuschlagen konnte. Jedes mal fragte sie sich, wie es sein kann, dass gerade in Amerika so wenig Material zur Selbstverteidigung gefunden wurde, wobei fast in jedem dritten Haushalt mindestens eine Pistole lag. Wiederum kam dann die Frage auf: Könnte sie abdrücken? Abdrücken, während sie in die leeren Augen eines mal menschlichem Wesens schaute? Mit dem schütteln des Kopfes wollte sie den Gedanken vertreiben und schlich weiter von Auto zu Auto, die eine lange Schlange bis zu einem Zaun am Stadtanfang bildeten. Es waren breite und hohe Drahtzäune, die oben mit Stacheldraht bestückt waren.
„Die haben ja wirklich viel geholfen.“, flüsterte Nimue leise und sah sofort eine breite Lücke, durch die sie hindurch schlüpfen konnte. Bevor sie die Stadt betrat, versuchte sie sich einen Überblick von dem vorderen Bereich zu machen, doch als nichts gefährliches zu sehen war, schritt sie geschwind durch den Zaun. Eine breite Straße weitete sich vor ihr, wobei links und rechts von ihr mehrere Läden mit zerbrochenen Fenstern standen. Über ihnen schienen Wohnungen zu sein und nachdem sie noch einmal genau nach hinten sah, ob noch irgendetwas gleich ungebeten auf sie zu trottete, lief sie schnurstracks zu dem ersten Laden.
Enttäuscht sah sie, das fast alle Regale komplett leer geräumt waren, bis auf ein paar von Schimmel auf gequollene Gläser.
Als die Sonne anfing, hinter dem Horizont zu verschwinden und Nimue alle Läden auf der Straße inspizierte, hatte sie doch noch eine kleine Ausbeute gemacht, die aus zwei Wasserflaschen, drei Konservendosen Suppe, eine Packung Batterien, Shampoo, eingelegte Tomaten und tatsächlich einen neuen Satz Gitarrensaiten beinhaltete. Mit einem doch recht zufriedenem Gefühl, machte sie sich nun daran, die Wohnungen zu durchsuchen und einen Platzt zum übernachten zu finden.
Auch hier traf sie zum Glück ebenfalls auf keinen Infizierten, was sehr stark beruhigte. Als sie sich die dritte Wohnung ansah, beschloss sie, sich hier nieder zu lassen. Alle Türen hingen noch in den Angeln und es war für die Verhältnisse noch recht Ordentlich. Es war ein zweistöckiges Haus, mit einem eher warmen und gemütlichem Stiel, genau so, wie ihre Wohnung früher. Es war nicht gerade dass Sauberste Haus, in dem sie früher wohnte, sondern eher etwas chaotisch, aber so mochte sie es.
Nachdem noch einmal alle Zimmer genau unter die Lupe genommen und dabei eine Taschenlampe gefunden wurde, machte sie es sich in dem Wohnzimmer bequem. Decken wurden auf dem Boden ausgebreitet und die Gitarre und Tasche abgelegt. Es war ein schönes Gefühl, den Rücken mal für ein paar Stunden etwas unbelastet zu haben. Zwar hätte sie ihre Gitarre einfach zurück lassen können, aber diesem Gedanken verbannte sie sofort aus ihrem Kopf.
>Die muss man mir schon aus meinen toten Händen reißen, bevor ich mich auch nur 100 Meter von ihr entferne<, dachte sie entschlossen. Dieses Instrument war für ein paar Augenblicke ihre Flucht aus dieser beschissenen Welt. Langsam öffnete sie den Verschluss und zog behutsam ihr Heiligtum aus der Ledertasche. Sanft strich sie über die Saiten und legte es auf ihren Schoß. Dabei schloss sie ihre Augen und begann, an den Metallsaiten zu zupfen, woraufhin sanfte und leise Klänge durch den Raum hallten. Sie schwebte mit den improvisierten Melodien, die sie spielte und schaukelte dabei im Takt.
Nach lang verstrichener Zeit, als die Nacht schon anbrach,  merkte sie, wie müde und hungrig sie war. Also wurde das Holzinstrument beiseite gelegt, an einer Wasserflasche genippt und die eingelegten Tomaten geöffnet. Sie stoppte in der Bewegung, als ein poltern zu hören war. Sofort versteifte sich ihre Körperhaltung und sprang auf. Es kam von draußen. Schnell und leise Schritt sie ans Fenster und starrte durch die Dunkelheit. Natürlich konnte die junge Frau nichts sehen.
>Schließlich bin ich kein Kahjit. Wäre aber auch zu schön<. Trotz der Situation schmunzelte sie leicht und ging vorsichtig die Treppe hinunter, bis die Tür an der Straße erreicht war. Bedacht auf jede Bewegung lugte sie an dem Türrahmen vorbei und schaute erneut in die Dunkelheit. Nichts war zu erkennen. Also tat sie mutig einen Schritt nach draußen und schlich die Hauswand entlang.
„Na das ist ja mal ´ne Überraschung.“ Zu Tode erschreckt über die Stimme hinter sich, drehte Nimue sich geschwind um, holte aus und schlug mit der Faust in ein Gesicht, woraufhin ein leiser Klagelaut ertönte.
„Scheisse Mann! Sehe ich aus wie ein Verdammte Zombie?!“, fragte eine männliche Stimme wütend. Immer noch völlig perplex über einen anscheinend Überlebenden, wusste sie nichts zu sagen.
„T-tut mir leid. Aber...“, stotterte sie nur verwirrt und ängstlich. Tausend Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf, von denen sie allerdings keinen einzigen fassen konnte. Die Silhouette eines dünnen und einigermaßen großen Mannes war zu erkennen.
„Leute, ich habe die Quelle der Musik gefunden!“, rief der jemand. Wie auf Kommando traten weitere drei Menschen aus der Dunkelheit und stellten sich neben die erste Person.
„Sorry, wenn der Typ vor dir dich erschreckt hat. Er hat halt nicht das beste Gefühl dafür, wie man auf Menschen zugeht. Wie ein kleiner Köter.“, lachte eine Frauenstimme.
„Hey! Jetzt reicht´s aber mal, okay?!“, erwiderte daraufhin die erste Stimme.
„Ähm...“ Mehr brachte die junge Frau nicht raus, so fassungslos war sie gerade und versuchte, die Gestalten irgendwie genauer zu betrachten.
„Könnten wir vielleicht ´ma von der Straße hier runter? Ich mag´s hier nicht so offen.“, sagte eine weitere Männerstimme eines anscheinend jüngeren Mannes. Langsam fasste Nimue sich wieder.
„Ähm... Kommt mit. Ich habe hier oben ein kleines Quartier.“ Froh darüber, das sie wieder einen normalen Satz zu stande brachte, führte sie die vier Fremden die Treppe hinauf, durch die Tür in das Wohnzimmer. Sofort griff sie nach einer Kerze und zündete sie mit ihrer letzten Streichholzpackung an, damit sie die Personen endlich sehen konnte.
>Weitere Überlebende!<, hüpfte es ihr Ständig durch den Kopf. Mit einem zischen brannte der Docht und brachte etwas Licht in das dunkle Zimmer. Drei Männer und eine Frau standen vor ihr in der Wohnzimmertür und sahen sich um.
„Ihr könnt ruhig rein kommen.“, meinte sie nun etwas aufgewühlt und setzte sich wieder auf den Boden in ihr Deckennest. Die Personen lösten sich aus der Starren Position und setzten sich auf das lange Sofa. Eine dunkelhäutige, schlanke Frau, ein junger Mann mit einem nicht schlechten muskulösen Körperbau, ein weiterer Mann in einem nicht mehr so weißen Anzug und ein korpulenter, ebenfalls dunkelhäutiger Mann.
„Verdammt. Du hast ´nen kräftigen Schlag drauf.“, meinte der Mann im weißen Anzug mit der Hand auf der Wange, jedoch mit einem leichtem lächeln im Gesicht.
„Ich bin Rochelle.“, stellte sie die Frau vor. „das ist Ellis,“ mit den Finger zeigte sie auf den jungen Mann.
„neben mir Coach und der mit dem breitem Grinsen in der Fresse ist Nick. Wer bist du? Es ist das erste mal, dass wir auf nicht infizierten Menschen in einer Stadt treffen.“
Etwas überfordert antwortete sie.
„Mein Name ist Nimue. Und ich bin auch nur ausnahmsweise in der Stadt. Sonst trifft man mich auch in keiner an.
„Sag mal Nimue,“, quatschte Ellis dazwischen.
„hast DU gerade Gitarre gespielt?“ Mit einem Nicken bestätigte sie seine Frage.
„Wahnsinn! Hat sich echt wirklich cool angehört.“, sagte er mit einem strahlendem Gesicht.
„Ellis, das kann warten.“, unterbrach ihn Coach.
„Wir haben gehört, dass das Militär angefangen hat, einen Evakuierungsbereich einzurichten. Weißt du etwas davon?“, war die schnelle Frage des breiten Mannes.
„Nein. Wisst ihr es? Wo?!“ Vor Freude dieser guten Nachricht hüpfte ihr Herz wild umher.
„Ja. Und zwar in New Orleans.“
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