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von totenlaerm
Kurzbeschreibung
„Wieso lässt du mich dann nicht gehen?“ fragt sie feste, bestimmt, anklagend, verzweifelt, greift nach ihrem König, schiebt ihn in die Zugbahn der gegnerischen Dame, in die des Läufers, in die des Turms, in die des Springers. Ungedeckt. Auf dem offenen Feld, umstellt von Feinden. Schach Matt.
KurzgeschichteAllgemein / P12 / Gen
20.01.2014
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Träge, müde und mit langsamen Rhythmus schlägt ihr Herz, so wie es immer schlägt wenn sich Himmel und Erde zum gleichen tristen, grauen Brei mischen und die farblosen Wände immer näher rücken,sich an ihre blasse Haut pressen bis sie dort rote Striemen hinterlassen.
Doch trotz dem sich nähernden Ende schlägt es weiter, und ihre Augen suchen weiter nach einem weißen Flecken am grauen Himmel. Obwohl alle Hoffnung aus ihr geschwunden ist fährt sie fort, greift nach dem Springer, stellt ihn ab, wartet darauf geschlagen zu werden.
Sie steht der Welt gegenüber, sieht in dessen Gesicht, das zerfurchte, graue Gesicht. Und dann ihr Gesicht, jung und bleich, die Lippen zu einem Stich geformt, nicht schön, nicht hässlich. Nicht traurig, nicht glücklich. Stumpf und leer, sodass man nicht sagen könnte welches Gesicht furchterregender ist.
Sie ist wieder am Zug, ihr Springer steht am gleichen Platz, zögernd nimmt sie ihn, drückt ihn fest an ihr Herz, quetscht ihn in ihrer Hand und spricht Flüche und Gebete über ihn. Unsicher lockert sich ihr Griff, ihre Hand schwebt mit der Figur in der Hand übers Spielbrett, stoppt zögernd direkt in der Zugbahn des Läufers. Da legte die Welt die Hände auf ihre. Die Hände waren genauso grau und tot und kalt wie ihr Herz.
Nicht jeder würde ihre Schachzüge verstehen. Um genau zu sein würden die meisten sie nicht verstehen. Das liegt daran dass die meisen vergessen dass siegen nicht das einzige Ziel ist. Ihr Ziel ist nämlich ein anderes. Wo andere nach dem Ruhm und Sieg suchen sucht sie nach Freiheit. Man fragt sich wieso sie Kriegsspiele spielt wenn sie nach Freiheit sucht.
Ihr schwaches Lächeln wirkt in ihrem ebenen Gesicht wie eine brachiale Furche von einem unkontrollierten Meißelschlag eines unerfahenen Bildhauers. Die Lippen die dieses Lächelns formten öffnen sich, langsam und unsicher. „Ich bin in einen Fluss gefallen.“ Sie öffnet ihre Hand und der Springer fällt hinaus, auf das schwarze Quadrat, in die Zugbahn des Läufers. „Ich treibe mit dem Strom. Immer wieder bitte ich jemanden um Hilfe. Alle die ich um Hilfe bitte sagen „Komm doch raus“ Aber für mich ist nichts einfach. Keiner von ihnen gibt mir die Hand um mich rauszuziehen. Manchmal gibt es Steine an denen ich mich festhalten kann. Doch keiner hält mich lange aus. Nach der Zeit zerbrechen sie alle und ich treibe weiter, denn keiner ist stark genug um mich zu halten. Deswegen bin ich einsam.“
Die kalten grauen Hände der Welt greifen nach dem Läufer. Zögernd schieben sie ihn nach hinten, von ihren Springer weg. „Du.“ flüstert die Welt. „Du hast dich nur verloren in all den Rollen die du Tag ein Tag aus gespielt hast. Du bist für jeden jemand anderes und für dich selbst niemand. Du bist ein Scherbenhaufen den du jeden Morgen mit blutigen Handen wieder zusammenbaust um ihn wieder einzuwerfen. Wer würde dich schon lieben?“
Sie zittert leicht, weiß nicht wohin sie gucken soll. Ihre Blicke springen von grauen Kacheln zu grauen Fugen und wieder zurück. „Wieso lässt du mich dann nicht gehen?“ fragt sie feste, bestimmt, anklagend, verzweifelt, greift nach ihrem König, schiebt ihn in die Zugbahn der gegnerischen Dame, in die des Läufers, in die des Turms, in die des Springers. Ungedeckt. Auf dem offenen Feld, umstellt von Feinden. Schach Matt. „Wenn dein Abendlied ein Abschiedslied sein sollte dann soll es ein Abschiedlied sein, meine Liebe.“ haucht die Welt halb liebevoll halb bestimmend über das Spielbrett. Reißt mit ihrem Blick Berge und Täler an Sorgenfalten in ihre Stirn. Reißt mit ihrem Blick die Augenlieder ihres Gegenübers hinunter. Brachial. Erbarmungslos. Furchtlos. Fegt mit ihren schrumpeligen, dreckigen, kalten Händen alle Spielfiguren um bis nur noch der König da steht. Alleine, in der Mitte vom Schlachtfeld, umgeben von den Splittern und Trümmern und Scherben der anderen Glasfiguren. Selbst angebrochen, eingerissen, die Zacken fehlen in der Krone. Generell ohne Glanz, milchig, trüb.
Dann greift die Welt über diesen erbärmlichen einsamen König, der kein Volk mehr zum führen hat,
mit ihren grauenvollen Händen und schiebt sanft die Augenlieder ihres Gegenübers wieder hoch.
„Siehst du?“ wird diese von der Welt gefragt, „Das bist du. Sei froh dass du noch leben darfst. Du hast das alles für dich. Du solltest glücklich sein.“ Vorsichtig, ohne eine wirkliche Berührung streift die Welt ihr mit der Rückseite der Finger über die Wange. Doch sie springt auf, enttäuscht. Schmettert ihre Hand auf das gläserne Spielbrett sodass der König zerbricht.
Doch trotz dem sich nähernden Ende schlägt es weiter, und ihre Augen suchen weiter nach einem weißen Flecken am grauen Himmel. Obwohl alle Hoffnung aus ihr geschwunden ist fährt sie fort, greift nach dem Springer, stellt ihn ab, wartet darauf geschlagen zu werden.
Sie steht der Welt gegenüber, sieht in dessen Gesicht, das zerfurchte, graue Gesicht. Und dann ihr Gesicht, jung und bleich, die Lippen zu einem Stich geformt, nicht schön, nicht hässlich. Nicht traurig, nicht glücklich. Stumpf und leer, sodass man nicht sagen könnte welches Gesicht furchterregender ist.
Sie ist wieder am Zug, ihr Springer steht am gleichen Platz, zögernd nimmt sie ihn, drückt ihn fest an ihr Herz, quetscht ihn in ihrer Hand und spricht Flüche und Gebete über ihn. Unsicher lockert sich ihr Griff, ihre Hand schwebt mit der Figur in der Hand übers Spielbrett, stoppt zögernd direkt in der Zugbahn des Läufers. Da legte die Welt die Hände auf ihre. Die Hände waren genauso grau und tot und kalt wie ihr Herz.
Nicht jeder würde ihre Schachzüge verstehen. Um genau zu sein würden die meisten sie nicht verstehen. Das liegt daran dass die meisen vergessen dass siegen nicht das einzige Ziel ist. Ihr Ziel ist nämlich ein anderes. Wo andere nach dem Ruhm und Sieg suchen sucht sie nach Freiheit. Man fragt sich wieso sie Kriegsspiele spielt wenn sie nach Freiheit sucht.
Ihr schwaches Lächeln wirkt in ihrem ebenen Gesicht wie eine brachiale Furche von einem unkontrollierten Meißelschlag eines unerfahenen Bildhauers. Die Lippen die dieses Lächelns formten öffnen sich, langsam und unsicher. „Ich bin in einen Fluss gefallen.“ Sie öffnet ihre Hand und der Springer fällt hinaus, auf das schwarze Quadrat, in die Zugbahn des Läufers. „Ich treibe mit dem Strom. Immer wieder bitte ich jemanden um Hilfe. Alle die ich um Hilfe bitte sagen „Komm doch raus“ Aber für mich ist nichts einfach. Keiner von ihnen gibt mir die Hand um mich rauszuziehen. Manchmal gibt es Steine an denen ich mich festhalten kann. Doch keiner hält mich lange aus. Nach der Zeit zerbrechen sie alle und ich treibe weiter, denn keiner ist stark genug um mich zu halten. Deswegen bin ich einsam.“
Die kalten grauen Hände der Welt greifen nach dem Läufer. Zögernd schieben sie ihn nach hinten, von ihren Springer weg. „Du.“ flüstert die Welt. „Du hast dich nur verloren in all den Rollen die du Tag ein Tag aus gespielt hast. Du bist für jeden jemand anderes und für dich selbst niemand. Du bist ein Scherbenhaufen den du jeden Morgen mit blutigen Handen wieder zusammenbaust um ihn wieder einzuwerfen. Wer würde dich schon lieben?“
Sie zittert leicht, weiß nicht wohin sie gucken soll. Ihre Blicke springen von grauen Kacheln zu grauen Fugen und wieder zurück. „Wieso lässt du mich dann nicht gehen?“ fragt sie feste, bestimmt, anklagend, verzweifelt, greift nach ihrem König, schiebt ihn in die Zugbahn der gegnerischen Dame, in die des Läufers, in die des Turms, in die des Springers. Ungedeckt. Auf dem offenen Feld, umstellt von Feinden. Schach Matt. „Wenn dein Abendlied ein Abschiedslied sein sollte dann soll es ein Abschiedlied sein, meine Liebe.“ haucht die Welt halb liebevoll halb bestimmend über das Spielbrett. Reißt mit ihrem Blick Berge und Täler an Sorgenfalten in ihre Stirn. Reißt mit ihrem Blick die Augenlieder ihres Gegenübers hinunter. Brachial. Erbarmungslos. Furchtlos. Fegt mit ihren schrumpeligen, dreckigen, kalten Händen alle Spielfiguren um bis nur noch der König da steht. Alleine, in der Mitte vom Schlachtfeld, umgeben von den Splittern und Trümmern und Scherben der anderen Glasfiguren. Selbst angebrochen, eingerissen, die Zacken fehlen in der Krone. Generell ohne Glanz, milchig, trüb.
Dann greift die Welt über diesen erbärmlichen einsamen König, der kein Volk mehr zum führen hat,
mit ihren grauenvollen Händen und schiebt sanft die Augenlieder ihres Gegenübers wieder hoch.
„Siehst du?“ wird diese von der Welt gefragt, „Das bist du. Sei froh dass du noch leben darfst. Du hast das alles für dich. Du solltest glücklich sein.“ Vorsichtig, ohne eine wirkliche Berührung streift die Welt ihr mit der Rückseite der Finger über die Wange. Doch sie springt auf, enttäuscht. Schmettert ihre Hand auf das gläserne Spielbrett sodass der König zerbricht.