Nasir und Agron sind Dave und Patrick
von Sissi Kaipurgay
Kurzbeschreibung
Ich bin Nasir, einer der Nebendarsteller in 'Spartacus', eine Serie, die erstaunlich freizügig mit homosexueller Liebe umgeht. Leider sieht Dave, der den Agron spielt, es nicht so locker. Ich habe mich gleich in den arroganten Arsch verliebt. Meine Chancen auf ein Happy End tendieren gen Null ...
KurzgeschichteLiebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Agron
Nasir
05.01.2014
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Waffengeklirr weckt mich. Sofort bin ich hellwach, springe auf und schnappe mir das Schwert. Es ist egal, dass ich splitternackt bin. Hier geht es ums Überleben und um Agron! Er ist da draußen, zur Wache eingeteilt. Ich muss ihm helfen.
Schnell schiebe ich mich aus dem Zelt, schaue mich um und entdecke ihn neben der Feuerstelle. Was ich jedoch als Angriff gewertet hatte, entpuppt sich als spielerischer Kampf mit einer der anderen Wachen.
Ich lass das Schwert sinken und starre Agron an, der in diesem Moment meiner gewahr wird und dem anderen Mann bedeutet, dass der Kampf vorbei ist. Agron wendet sich ganz zu mir, sein Blick wandert über meinen Körper und ein spöttisches Grinsen zieht seine Mundwinkel hoch.
Am liebsten wäre ich vor Scham in den Boden versunken, denn ich weiß, was er gerade entdeckt hat.
„Cut“, brüllt Ronny, der Regisseur und winkt dem Kameramann zu, der gerade meine Erektion heranzoomt. „Lass den Scheiß, Bert“, setzt Ronny wütend hinzu.
Mit hängenden Armen stehe ich da und warte auf das Donnerwetter, das unweigerlich folgen wird. Ronny hat mich schon mehrfach ermahnt, professioneller bei den Drehs zu sein. Doch wie soll ich das sein, wenn mein Herz für diesen verdammten Dave schlägt? Ach ja, Dave verkörpert Agron. Er ist ein unsäglich arrogantes Arschloch und dass ich mich ausgerechnet in diesen Vollpfosten verknallen musste, verstehe ich nicht. Anscheinend verfolgt mich das Pech, denn er ist nicht der erste Hetero, der mir unter die Haut gekrochen ist.
„Patrick, zieh dir was an. Für heute ist Schluss“, verkündet Ronny erstaunlich friedfertig. „Die Szene ist im Kasten. Verwenden wir eben nur das Material, das über dem Bauchnabel ist.“
Bert feixt und macht sich daran, seine Sachen zu packen, während Dave auf mich zukommt. Bevor er mich jedoch erreichen kann, schlüpfe ich zurück ins Zelt und in eine Jogginghose, die ich in einer Ecke versteckt habe. Schnell schnappe ich mir die restlichen Klamotten und laufe zu dem Wohnwagen, der für diese Staffel meine Unterkunft ist.
Zusammen mit ungefähr dreißig anderen Campingwagen bildet der meinige eine kleine Kolonie, deren Zentrum ein Container ist, in dem alle Mitwirkenden verpflegt werden. Das Ganze findet in Neuseeland statt, mitten in der Einöde. Bevor ich für die Serie verpflichtet wurde und das erste Mal hierhergekommen bin, war mir nicht bewusst, dass dieser Kontinent derart karge Landschaft zu bieten hat.
Nun, die Kargheit spiegelt sich offensichtlich auch in Dave wieder. Bisher habe ich an ihm keine tieferen Gefühlsregungen feststellen können, abgesehen von Zorn und ab und zu sogar Humor. Ach, ich bin ungerecht. Dave scherzt oft mit den anderen, nur mir gegenüber ist er Lord Coolness in Person. Wir haben bisher trotzdem alle Kussszenen gut hinbekommen, schließlich sind wir Profis, nur die morgige Sequenz bereitet mir Sorgen.
„Hey, Patrick. Lust auf ein Bier?“
Fred lugt zur offenstehenden Tür herein und grinst mich an. Ich mag ihn. Er ist stets fröhlich und zusammen mit ihm, John und Peter lässt es sich wirklich aushalten. Wir treffen uns häufig nach Drehschluss, wandern gemeinsam zu einem nahegelegenen See, trinken Bier, labern oder zocken.
„Klar. Gern“, rufe ich ihm zu, ziehe ein T-Shirt über den Kopf und schlüpfe in meine Turnschuhe.
Auf dem Weg zur Tür schnappe ich mir einen Sixpack, dann trete ich in das schwindende Sonnenlicht hinaus. Es ist bereits nach acht Uhr, was bedeutet, dass in einer Stunde die Dämmerung einsetzen wird. Taschenlampen sind daher unverzichtbar.
Peter und John warten zusammen mit Fred bereits vor meinem Wohnwagen. Ich grüße die drei mit einem Nicken, denn heute sind wir uns am Drehort nicht begegnet. Während wir den Weg zum See einschlagen, plappert Fred fröhlich daher. Die neuesten Gerüchte, Skandale und Alltäglichkeiten werden besprochen und schon bald bessert sich meine Laune.
Wir kehren zurück zu den Wohnwagen, kurz bevor es dunkel wird. Ich verabschiede mich von den Kollegen und liege kurz darauf im Bett, denn morgen geht es schon früh wieder los. Doch obwohl ich erschöpft bin, finde ich keinen Schlaf. Dave geistert durch meinen Kopf und erst, nachdem ich selbst Hand angelegt habe, werde ich so müde, dass ich langsam wegdrifte.
Der folgende Tag rennt und schon ist es soweit: Die gefürchtete Szene steht bevor. Dave und ich stehen in der durch Öllämpchen schwach erhellten Kulisse, die das Schlafzimmer Agrons darstellen soll. Im Hintergrund eine schmale Pritsche, davor ein halber Vorhang. Zwei Kameras sind auf uns gerichtet, von denen Bert eine spöttisch als Pussi-Cam bezeichnet.
Daves Anspannung ist greifbar, meine nicht minder. Wenn es doch nur nicht er wäre, mit dem ich gleich Sex imitieren soll. Mit Fred oder John – keine Problem. Sogar mit dem dicken Bert würde ich lieber in die Kiste hüpfen, als ausgerechnet mit Dave.
„Alles okay mit dir?“, frage ich ihn flüsternd.
„Geht schon“, brummt er und guckt mich dabei nicht an.
Ronny klatscht in die Hände und gibt der Crew ein Zeichen, schaut dann zu uns und meint lediglich: „Jungs, das ist die letzte Szene für heute. Legt euch ins Zeug, ich bin müde.“
Ich begebe mich mit Dave zum Ausgangspunkt und schon grölt Bert: „Kamera läuft.“
Ein Zittern läuft durch meinen Körper. Jeder Muskel ist in Alarmbereitschaft. Ich schaue liebevoll zu Dave hoch, was mir gar nicht schwer fällt, doch heute hat er wohl einen Scheißtag, denn ihm verrutschen immer wieder die Gesichtszüge. Aus den laut Drehbuch erst ernsten Zügen entwickelt sich eine grinsende Grimasse, und als er sich vorbeugt, um mich zu küssen, verrutscht sein Mund und landet direkt auf meinem.
„Aus“, ruft Ronny und sofort rückt Dave von mir ab.
Der Regisseur seufzt laut, murmelt einen Fluch und sagt dann laut zu uns: „Los, gebt euch Mühe. Ich will Feierabend machen.“
Auf sein Zeichen hin nehmen wir erneut unsere Plätze ein. Daves Gesichtsmuskeln arbeiten, sein Adamsapfel hüpft und die Anspannung hat nach dem ersten Versuch eher noch zugenommen.
„Kamera läuft“, ruft Bert genervt.
Ich lächle Dave an und diesmal gelingt es ihm, einigermaßen nett zurückzugrinsen. Seine großen Hände packen mich am Hals, dann fühle ich seine Lippen. Mir fallen die Augen von selbst zu, als ich die warmen, festen Kissen an meinem Mund spüre. Schon ist es vorüber und er legt seine Stirn gegen meine, guckt vorschriftsmäßig an sich runter und beginnt, an seiner Kleidung herumzufummeln.
Ich mache es ihm nach, komme auch gut mit den ganzen Lederriemen zurecht, doch Dave verheddert sich, verknotet seine komplizierte Einschnürung immer mehr und stößt schließlich einen lauten Fluch aus.
„Schluss! Kinder, das ist ja grottig!“ Ronny ist ausgesprungen und rauft sich die Haare. „Heute habe ich keine Nerven mehr für derartigen Dilettantismus! Wir machen Feierabend, aber ihr beiden …“ Er zeigt auf mich und Dave. „… ihr beiden übt so lange, bis das mit euch läuft. IST DAS KLAR?“
Bert lacht keckernd, von der restlichen Crew kommt beifälliges Gemurmel. Dave stöhnt genervt und verdreht die Augen, während mein Arsch auf Grundeis geht. Ich soll allein mit ihm hierbleiben? Die Kulisse ist rund fünfhundert Meter von der Wohnwagenburg entfernt. Was, wenn er mich erwürgt? Keiner wird es hören.
„Lasst uns abhauen“, ruft Ronny den Leuten zu, stülpt sich einen Hut über die wilden Locken und stampft davon.
Nach und nach wird es still am Set, bis Dave und ich ganz allein sind. Er rennt auf und ab, fummelt an den Schnüren seiner Lederrüstung herum und wirft mir nervöse Blicke zu.
„Was hast du eigentlich für ein Problem mit mir?“, frage ich leise.
„Keins“, schnauzt Dave mich an, ohne seine Wanderung zu unterbrechen.
„Warum bist du dann so …?“
„WAS bin ich?“
Er steht plötzlich vor mir, riesig und empört.
„Angespannt“, flüstere ich und fühle, wie alle meine Nervenenden in seiner Nähe zu vibrieren beginnen.
„Ich bin nicht angespannt. Es ist nur … Du bist ein Mann und ich … auch.“
„Das kommt vor“, wage ich nüchtern vorzubringen, eine Glanzleistung, bei meinem inneren Aufruhr.
„Ja. Aber ich bin nicht schwul. Im Gegensatz zu dir.“
„Ach. Das ist dein Problem“, flüstere ich unglücklich.
„QUATSCH!“, fährt Dave mich an, wischt sich über die Stirn und fixiert mich so intensiv, dass sich jedes einzelne Härchen an meinem Körper steil aufstellt.
„Quatsch“, wiederholt er leiser und senkt die Wimpern. „Ich bin nicht so einer, der das verurteilt, oder so.“
„Dann sollten wir das hier doch durchziehen können, oder?“, frage ich unsicher.
„Ja. Eigentlich schon. Mann! Ich bin nur so nervös.“
„Vielleicht hilft ein wenig Hintergrundmusik?“
Ich hole den kleinen MP3-Player hervor, den ich heimlich immer mit an den Set schmuggele, um mir die Pausen zu versüßen. Suchend schaue ich mich um und entdecke schnell Berts Aktiv-Boxen, die von der Kamera herabbaumeln. Schnell habe ich den Player verbunden und drücke auf ‚Start‘. Die ersten Klänge von ‚IIo – Kiss you‘ füllen die Kulisse mit trägen Rhythmen. Ich gehe zurück zu Dave, nehme meine Position ein und gucke ihn auffordernd an.
Er holt tief Luft, beginnt zu lächeln, und diesmal ist es ein echtes Grinsen, das seine Mundwinkel anhebt. Langsam beugt er sich vor, wie in Zeitlupe, dabei greift er in meinen Nacken, ein Daumen berührt mein Ohr und streichelt es. Seine Lippen liegen plötzlich auf meinen, schmusen über die Haut. Ein echter Kuss, dann ein zweiter, bei dem er meine Unterlippe erregend einsaugt.
Dave lehnt seine Stirn an meine und ich glaube sogar, ein leises Stöhnen zu hören, als er an sich runterschaut und die Lederriemen geschickt öffnet. Meine Finger beben, während ich den Gürtel öffne, den Waffengurt ablege und der Unterstoff von selbst zu Boden gleitet. Meine Erregung ist nun Daves Blicken ausgesetzt und … er hat auch eine Erektion!
Wie von selbst, in einer sich verselbständigenden Choreografie, drehe ich mich und biete, gemäß Drehbuch, Dave meine Rückseite an. Ich fühle seine warme Brust, als er sich runterbeugt und meinen Hals liebkost. Mit beiden Armen umfängt er meinen Oberkörper und Finger fahren über meine Brustwarzen. Vor Lust möchte ich schreien, doch ich wahre einen Rest Beherrschung, sodass ich lediglich leise aufstöhne.
Dave drängt seinen steifen Schwanz in meine Ritze, atmet an meinem Ohr und ich ahne, dass er meine Vorderseite anstiert. Langsam dirigiert er uns beide zu der schmalen Pritsche, auf die er mich unversehens grob schubst. Seine Miene drückt wildes Verlangen aus, während er mich von oben bis unten mustert.
Wie ein riesiges, schönes Raubtier klettert er mit geschmeidigen Bewegungen über mich. Sein Mund fängt meine Lippen zu einem neuerlichen Kuss, sein Körper strahlt wahnsinnige Hitze aus und versengt mich fast in meiner Lust. Ich erforsche die seidenglatte Haut seines Rückens, genieße Daves Lippen, die meinen Mund verlassen, um über die Wange zum Hals zu wandern. Er knabbert an der empfindlichen Haut, fährt tiefer und verwöhnt meine Brust mit zarten Liebkosungen.
Wimmere ich? Erschrocken ringe ich um Beherrschung, versuche, das alles nicht so nah an mich rankommen zu lassen. Dave hat mich jedoch voll in der Hand. Er dreht mich auf die Seite, sinkt hinter mir auf das Lager und drängt seinen harten Schwanz erneut in den Spalt. Dabei wandern seine Hände an mir runter, bis sich eine in mein Becken krallt.
Dave tut das Unglaubliche: Er drängt seine Schwanzspitze in mich rein. Für einen Augenblick steht die Welt still, dann fühle ich es überdeutlich. Dave nimmt mich ganz in Besitz und haucht zarte Küsse auf meinen Hals.
Wie im Traum beginnen wir uns zu bewegen, wandern meine Finger an seine Hüfte. Keuchende Laute an meinem Ohr beweisen, dass auch Dave diese Lust fühlt, die mein Inneres schier verbrennt. Immer wieder versuche ich, einen Kuss von ihm zu erhaschen, den er tatsächlich erwidert. Unsere Vereinigung ist unglaublich sinnlich, träge und doch zugleich dringend. Ich will ihn so sehr und es hat den Anschein, als wenn auch er vor Erregung kaum noch bei Sinnen ist.
Daves Stöße werden immer tiefer und härter, sein Stöhnen übertönt jedes andere Geräusch. In diesem Rausch gefangen lass ich zu, dass mich ein gigantischer Orgasmus überrollt. Im Sinnestaumel merke ich nur verschwommen, wie Dave in mir kommt und irgendwelche Worte murmelt. Für lange Sekunden bin ich weggetreten, schwimme im trägen Nichts, bis es mich zurück an die Oberfläche drückt.
Ich lausche auf Daves Atemzüge, der sich immer noch eng an mich presst. Sein Schwanz steckt in mir und ich kann fühlen, wie schwer seine Lunge arbeiten muss. Wieso nur hat er das hier gemacht? Will er mich demütigen oder … ist es die magere Auswahl an Frauen, die ihn zu diesem Akt veranlasst hat?
„Bild dir nicht ein, dass das hier … irgendeine Bedeutung hat“, murmelt Dave, rupft sein erschlaffendes Glied aus mir raus und klettert von der Pritsche.
Ich darf seine imposante Rückseite bewundern, während er drei Schritte macht, seine Klamotten aufsammelt und sich mit wenigen Handgriffen ankleidet.
„Ich hab mir einfach vorgestellt …“, sagt er leise, „… dass du eine Frau bist.“
Zutiefst gedemütigt starre ich seinen Rücken an, unfähig, mich zu rühren, geschweige denn etwas zu erwidern.
„Ich hoffe, wir bekommen das morgen als Trockenfick genauso gut hin“, meint Dave noch, ohne sich dabei umzuwenden, dann geht er mit langen Schritten davon.
Die halbe Nacht höre ich seine Worte, durchlebe wieder und wieder den geilen Sex. Die andere Hälfte dämmere ich dahin. Am nächsten Tag bin ich wie gerädert und muss mir anhören, wie fürchterlich ich aussehe. Bevor die Szene mit mir und Dave dran ist, unterzieht mich Rachel in der Maske einer gründlichen Renovierung.
„Mensch, Patrick!“, schimpft sie. „Du bist sonst eine Naturschönheit. Wie soll ich aus deiner Zombiefresse nur einen geilen Kerl zaubern?“
Ich mag sonst ihre direkte Art, heute kann sie damit jedoch nur ein müdes Lächeln auslösen.
„Können wir dann?“, ruft Ronny, als ich in die Kulisse schlurfe.
Dave steht schon parat und schenkt mir ein kurzes Lächeln, das ich fast als Aufmunterung empfinden würde, wenn denn gestern nicht passiert wäre. Ich nicke dem Regisseur zu und beziehe meine Position.
„Na dann“, brummelt Ronny und wendet sich an Bert. „Leg los.“
Dave schaut mir tief in die Augen. Seine sind grau, von langen Wimpern umrahmt. Ein liebevolles Lächeln zieht seine Mundwinkel hoch, er beugt sich vor. Eine Hand packt mich im Nacken und ein warmer Mund presst sich neben meinen. Für die Kamera wird es wie ein Kuss aussehen.
Ich senke den Kopf, sodass meine Stirn an Daves lehnt und löse Rock und Waffengurt. Mein Filmpartner macht es mir nach und schon stehen wir entblößt voreinander. Diesmal sind wir beide nicht erigiert.
Ich schalte alle Emotionen ab, spiele den Nasir und versuche, Daves Duft nicht einzuatmen. Dennoch bekomme ich eine Erektion, als er hinter mir auf der schmalen Pritsche liegt und so tut, als würde er mich vögeln. Sein Schwanz wird bei dieser Aktion auch immer härter und seine Lippen berühren wirklich meine.
Dann ist es vorbei. Ronny gibt Bert ein Zeichen und hebt anerkennend den Daumen in unsere Richtung. Ich höre, wie Dave erleichtert aufatmet und merke, dass er sich langsam von mir löst. Mir bleibt wenigstens die grobe Wolldecke, die während des gespielten Sexes vor meinem harten Geschlecht lag. Wie Dave seine Latte vor den anderen verbergen wird ist mir echt egal.
Steif schiebe ich mich von der Liege, wickle dabei die Decke um meine Mitte. Das Team ist schon dabei, sich für die nächste Szene vorzubereiten, weshalb mich niemand beachtet, als ich meine Klamotten vom Boden raffe und davontappe.
In meinem Herzen klafft ein riesiges Loch. Ich bekomme kaum Luft, während ich langsam auf meinen Wohnwagen zu trotte. Meine unsinnige und zwecklose Verliebtheit ist verpufft, hinterlässt tiefe Leere in mir. Ich steige in den Wagen und werfe alles auf den Boden. Für einen Moment ist es, als würde sich ein gewaltiges schwarzes Loch auftun und mich verschlingen.
So war es auch, als meine Frau starb. Das ist gerade erst drei Jahre her, doch nun erscheint es frisch. Ja, ich wollte eine Familie, habe meine Sexualität verleugnet und es war wirklich so etwas wie Liebe, die ich für Anna empfand. Sie war so schön, so lebhaft, einfach ein Schatz. Dass ausgerechnet sie bei der Geburt von Arabella sterben musste, erscheint mir nahezu lächerlich.
Anna ist verblutet und ich stand mit einem Säugling da. Nur meinen Schwiegereltern und meiner Mutter habe ich es zu verdanken, dass Arabella heute ein gesundes, fröhliches Mädchen ist. Für sie muss ich durchhalten, auch wenn gerade alles grau in grau erscheint.
Der Gedanke an mein Kind gibt mir die Kraft, über die Klamotten hinweg zu steigen und mich in die Nasszelle zu stellen. Ich wasche Daves Berührungen, seine Küsse von meinem Körper, so wie schon letzte Nacht. Diesmal scheint es zu gelingen, denn danach fühle ich mich wirklich besser.
Es dämmert. Meine Freunde sind noch am Drehort, daher sitze ich allein auf den Stufen, die hoch in den Wohnwagen führen und trinke ein Bier. Der Sonnenuntergang ist – wie immer – spektakulär. Ich starre ins grelle Feuer der letzten Strahlen, dabei wandern meine Gedanken planlos umher. Noch eine Woche, dann ist hier Schluss. Ich freue mich auf mein Mädchen, das bei seinen Großeltern auf mich wartet.
Wir telefonieren so oft es geht. Da Arabella aber jedes Mal anfängt zu weinen, wenn sie meine Stimme hört, rufe ich nur alle paar Tage an. Das fällt mir schwer, doch meine Kleine kommt immer an erster Stelle, daher halte ich es aus.
Der Sand knirscht unter schweren Stiefeln. Schritte nähern sich, dann tauchen Daves lange Beine in meinem Blickfeld auf. Ich schaue nicht auf. Warum auch? Sein spöttisches Grinsen kenne ich, etwas anderes ist nicht zu erwarten.
„Patrick? Ich muss mich entschuldigen.“
Nun gucke ich doch zu ihm hoch. Er wirkt ernst und ein Muskel in seiner Wange zuckt.
„Es war … eine Riesensauerei, was ich gestern mit dir … angestellt habe“, murmelt er, dabei fixiert er einen Punkt irgendwo hinter mir. „Und … ich habe gelogen. Ich habe nicht an eine Frau gedacht.“
Schweigen. Ich glotze ihn an. Stimmen, Gelächter, Geräusche von Fahrzeugen erklingen im Hintergrund. Was – bitteschön – will er mir damit sagen?
„Ich wollte nur, dass du es weißt“, flüstert Dave.
Schwere Schritte entfernen sich. Ich starre die Stelle an, an der er eben noch gestanden hat. Mein Gehirn besteht aus trägem Zellmaterial und verweigert, den Worten einen Sinn beizumessen.
In den nächsten Tagen erscheint es, als hätte sich die Situation umgekehrt. Dave schenkt mir Aufmerksamkeit, sucht meine Nähe, doch ich gehe ihm aus dem Weg. Heimlich beobachte ich ihn zwar weiterhin, kann mich kaum sattsehen an seiner wirklich schönen, kräftigen, großen Gestalt, doch es ist nur noch oberflächlich. Mein Herz schweigt, wenn wir uns küssen. Wir küssen auch nicht richtig, es sind nur Imitationen.
Endlich ist die Woche um, der Dreh vorbei und alle packen. Die Stimmung ist aufgeregt und auch ich freue mich, endlich zu meiner Tochter zurückkehren zu können. Der Abschied von Fred, John und Peter ist herzlich und wir verabreden, uns irgendwann in den Staaten wieder zu treffen. Dave ignoriere ich und bin verwundert, als er plötzlich vor meinem Wohnwagen erscheint.
„Patrick? Ich würde dir gern auf Wiedersehen sagen.“ Verlegen steht der Riese vor meiner Tür, den Blick gesenkt.
Ich stelle mich in den Türrahmen und gucke auf ihn runter. Mein Inneres ist wie taub. Ich empfinde nur ein dumpfes Bedauern, mehr nicht.
„Mach’s gut“, murmele ich, wende mich ab, wieder meinem Koffer zu.
Nach einer Weile schaue ich über die Schulter, doch er ist verschwunden.
Die Rückkehr in heimatliche Gefilde beruhigt meine Nerven. Ich fahre als Erstes zu meinen Schwiegereltern und Arabella stürzt sich in meine Arme. Ihr schmaler Körper und der kindliche Duft trösten mich. Während ich sie wiege, heilt mein Herz und ich weiß wieder, warum ich noch lebe. Sie ist alles für mich.
In den folgenden vier Wochen verbringe ich jede Minute mit ihr und endlich kann ich wieder Lachen. Arabella ist so liebreizend wir ihre Mutter, ein Sonnenschein, der mir die Pforte zum Leben erneut öffnet. Ich atme frei, erfreue mich an dem, was der Tag bietet. Es ist eine schöne Zeit, in der ich trotzdem nach Folgeaufträgen suchen muss.
Die Einkünfte aus der letzten Rolle reichen zwar eine Weile, aber niemals bis an mein Lebensende. Daher sehe ich mir auch Anfragen für Werbespots an und vereinbare schließlich ein paar Termine, für die ich Arabella erneut bei den Schwiegereltern parken muss.
Es ist einer dieser Tage, an denen ich mit meiner Managerin verabredet bin und gerade dem Wagen hinterherwinke, mit dem Arabella für heute entschwindet. Eben stehe ich noch da und schaue dem Auto hinterher, da parkt ein schwarzer SUV vor meinem Grundstück und eine große Gestalt steigt aus.
Mein Herz, das ich immun glaubte, beginnt zu pochen. Ich starre Dave an, der mit langen Schritten den Weg zu meinem Haus zurücklegt und bin kurz davor, mich feige im Inneren zu verschanzen. Er bleibt einen Meter entfernt stehen und nimmt die dunkle Sonnenbrille ab.
Tiefe Augenringe verunstalten sein Gesicht, die Mundwinkel sind gerade nach hinten gezogen. Er sieht aus, als käme er geradewegs aus der Hölle. Sein Blick sucht meinen, er schluckt, was das Hüpfen seines Adamsapfels verrät. Er wirkt so verletzlich, dass die Mauer, die ich um mich erbaut habe, gefährliche Risse bekommt.
„Hallo Patrick“, sagt er leise.
„Dave“, erwidere ich kühl.
„Willst du mich nicht hereinbitten?“
„Nein. Was willst du hier?“, frage ich beherrscht und schlinge die Arme schützend um meinen Körper.
„Ich … Das ist nicht so einfach.“ Daves Wimpern zucken, doch er widersteht dem Impuls wegzuschauen. „Können wir wenigstens …“ Sein Blick irrt zur Hollywoodschaukel. „… können wir uns kurz da hinsetzen?“
Schweigend gehe ich die zwei Meter, lass mich auf das Polster fallen und sehe zu, wie Dave sich neben mir niederlässt. Die Schaukel wackelt, als sein schwerer Körper auf der Sitzfläche landet. Gemächlich schwingt die Bank vor und zurück, die Federn quietschen.
„Patrick? Ich hab mir immer Familie gewünscht. Also eher gesagt: Kinder. Deshalb hab ich … ich hab mich geweigert, offen schwul zu sein. Ich dachte, wenn ich nur fest genug daran glaube, nicht anders zu sein …“
Dave stoppt das Geschaukele, klemmt beide Hände zwischen die Knie und beugt sich vor.
„Ich habe mich geirrt. Mehr als alles andere will ich … „
Ich wage es den Kopf zu ihm zu drehen. Daves Schultern sind hochgezogen, er ringt mit sich, schaut schließlich hoch und verzieht den Mund zu einem unglücklichen Lächeln. Er ist keine Spur cool, nur noch verzagt.
„Ich hab’s wohl zu spät begriffen. Du bist alles, was ich mir wünsche.“
Die Hollywoodschaukel knarrt und gibt erleichtert nach, als er aufspringt.
„Keine Ahnung, was ich hier tue. Ich musste dich wohl noch mal sehen, damit ich begreife, dass niemals etwas … zwischen uns sein kann“, flüstert Dave, dabei mustert er die Umgebung und blinzelt.
Stocksteif steht er da, kämpft mit sich und plötzlich beben seine Schultern. Die Barriere, die ich zu meinem eigenen Schutz errichtet habe, bricht in sich zusammen. Mein Magen bildet einen Klumpen, während ich langsam aufstehe und hinter Dave trete. Zaghaft umarme ich seine Taille, immer darauf gefasst, zurückgewiesen zu werden.
Langsam atme ich ein, fülle die Lunge ganz mit Luft, um sie vorsichtig wieder auszustoßen. Ich fühle Daves Wärme, sein Zittern und – entgegen meiner Erwartung – schmiegt er sich an mich. Endlose Minuten stehen wir so, bis er sich langsam in meiner Umarmung dreht und seine Arme zögernd um mich schließt.
„Patrick?“
Ein Flüstern, das dermaßen unsicher ist, dass auch die letzten Steine der Schutzmauer purzeln. Ich schaue zu ihm hoch, lächle und begegne seinem sehnsüchtigen Blick. Sein Brustkorb bewegt sich hektisch, er beginnt zu begreifen.
„Patrick“, flüstert er und es klingt so flehentlich, dass mein Herz schmilzt, wie Eis unter einem Bunsenbrenner.
Er senkt den Kopf, doch nicht schnell genug. Ich packe seinen Nacken, ziehe und dann liegen seine festen Lippen endlich auf meinen. Was als zarte Liebkosung beginnt, steigert sich schnell in ein leidenschaftliches gegenseitiges Verschlingen. Daves Zunge fährt an meiner entlang, erobert meinen Mund und sein Duft dringt mir in alle Poren.
Ich kann nicht genug von ihm bekommen, presse mich so eng an ihn, wie nur möglich. Dabei bleibt mir seine Erregung nicht verborgen. Er drängt mich rückwärts, bis ich gegen die Hauswand knalle. Seine Hände sind überall, dringen in Zonen vor, die in der Öffentlichkeit tabu sind.
„Dave, warte“, halte ich ihn stöhnend auf.
Sofort stockt er in der Bewegung und hebt den Kopf. Seine grauen Augen spiegeln erneut Unsicherheit wider. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände, streichle mit dem Daumen seine Mundwinkel und schenke ihm ein liebevolles Lächeln.
„Hier kann uns jeder sehen“, erinnere ich ihn.
„Oh.“ Dave beginnt zu grinsen. „Das habe ich vergessen. Lässt du mich jetzt in dein Haus?“
„Erst musst du mir verraten, warum du mich vier Wochen hast warten lassen.“
Seine Finger wandern über meinen Rücken, während er leise antwortet: „Ich hatte noch einen kleinen Job im Süden, dann musste ich nachdenken. Es tut mir leid. Alles tut mir leid, vor allem mein grober Überfall damals.“
„Und … wo wohnst du?“
„Ich habe ein kleines Appartement in New York, nicht der Rede wert. Ich wohne da, wo es mich gerade hinzieht.“
„Gut, dann ist meine Neugier vorerst befriedigt“, erkläre ich leise, ziehe seinen Kopf zu einem kurzen Kuss herunter und lass ihn dann los. „Komm mit.“
In meinem Schlafzimmer bleibe ich vor dem Bett stehen, drehe mich um und sehe Dave entgegen. Die Erregung ist ihm deutlich anzusehen, während er Schritt für Schritt auf mich zukommt. Plötzlich quietscht etwas. Wir zucken beide zusammen und gucken nach unten. Dave bückt sich, hebt eine Gummiente auf und fängt an zu lachen.
„Spielst du mit so was in der Badewanne?“, fragt er kichernd und wirft mir die Ente zu.
„Nein. Ich nicht, aber Arabella, meine Tochter“, antworte ich, fange das Gummitier und lege es auf den Nachtschrank.
„Deine … Tochter?“
Mit offenem Mund starrte Dave mich an.
„Ja. Ich bin Vater. Entschuldige, das hätte ich vielleicht erwähnen sollen.“
„Und … die Mutter?“, fragt er, dabei bewegt er sich nicht von der Stelle.
„Gestorben. Ich mochte sie sehr.“
„Du bist Vater“, murmelt Dave, überwindet die kurze Distanz und zieht mich endlich in seine starken Arme. „Ich kann’s einfach nicht glauben.“
„Ist das gut oder schlecht? Ich meine, dass ich ein Kind habe?“
„Gut, sehr gut sogar. Ich freue mich darauf, deine Tochter kennenzulernen“, sagt er leise und neigt den Kopf, bis unser Münder miteinander verbunden sind.
Irgendwie sind wir auf dem Bett gelandet und die Klamotten losgeworden. Dave kniet über mir, seine Lippen sind überall. Er dreht und wendet mich, wie es im beliebt, um jeden Zentimeter meiner Haut liebkosen zu können. Ich kann nicht mehr denken, bestehe nur noch aus primitiven Sinnen, die gierig jede Berührung aufsaugen. Dave strahlt fiebrige Hitze ab, verbrennt mich fast mit seinem großen Körper, als er sich ganz auf mich legt.
Ich ziehe die Knie hoch, biete ihm meinen Hintern und fühle im nächsten Moment seine Schwanzspitze. Er dringt in einem Zug bis zum Anschlag ein, schiebt die Hände unter meinen Schultern hindurch, um mein Gesicht mit ihnen zu umfassen. Er küsst mir den ersten Schmerz weg, wartet, bis meine Lust zurückgekehrt ist. Erst dann beginnt er mit den Stößen.
Noch nie war eine Vereinigung so vollkommen, noch nie so lustvoll. Ächzend, schwitzend und fest aneinandergeklammert wiegen wir uns zusammen die Stufen der Ekstase hoch. Immer wieder sauge ich an Daves Lippen, gebe ihm leidenschaftliche Küsse, wobei wir uns tief in die Augen sehen.
Als der Höhepunkt naht, verstärkt Dave noch einmal den Klammergriff und schubst mich mit aller verbliebenen Energie den Stößen seines Beckens entgegen. Feuerwerk, Herzstillstand, klebriger Saft zwischen uns. Warme Sahne, ein pochender Schwanz tief in mir drin. Dave stöhnt laut und krampft. Minutenlang oder sind es nur Sekunden? Fest zusammengeklebt rollen wir auf die Seite und bleiben so liegen.
Wie oft wir an diesem Tag noch übereinander herfallen, zähle ich irgendwann nicht mehr. Den Termin sage ich ab. Auf keinen Fall bin ich bereit, mich auch nur für einen Moment von Dave zu entfernen. Als glückstrunkenes Liebespaar sauen wir das Bett ein, erforschen uns, reden, schmieden Pläne. Dann naht der Abend und somit die Rückkehr von Arabella.
Nach einer gemeinsamen Dusche verdonnere ich Dave zum Küchendienst, während ich das Bett frisch beziehe. Dabei wandern meine Gedanken zu Arabella. Wie wird sie den fremden Mann in unserem Haus aufnehmen?
Ich tapse in die Küche und erleide einen Lachanfall, als ich Dave in der geblümten Schürze meiner Mutter am Herd entdecke. Sie kocht ab und zu für meine Tochter und mich, daher befindet sich dieses Utensil überhaupt im Haus. Seelenruhig rührt Dave weiter in der Pfanne, lässt sich überhaupt nicht beirren. Seine Bewegungen zeigen, dass er nicht zum ersten Mal kocht.
„Meinst du, sie wird mich mögen?“, fragt er leise ohne sich umzudrehen.
„Ich weiß es nicht“, gebe ich zu, trete hinter ihn und schlinge die Arme um seine Hüften.
„Was, wenn sie mich nicht ausstehen kann?“
Echte Sorge schwingt in Daves Stimme mit. Ehrlich gesagt bin ich mir auch nicht sicher, wie das erste Treffen verlaufen wird. Doch was nützt es, sich jetzt Gedanken darüber zu machen?
Es läutet an der Tür und sofort spannt Daves Körper sich an. Ich gebe ihm einen Kuss auf den Nacken, flüstere ‚bleib ganz ruhig‘, laufe zur Haustür und nehme meine Tochter in Empfang. Meine Schwiegermutter erstattet mit wenigen Worten Bericht, wie der Tag verlaufen ist, dann verabschiedet sie sich.
Froh darüber, dass ich Dave diese Konfrontation noch ersparen kann, nehme ich meine Kleine auf den Arm und trage sie in die Küche. Als wir hereinkommen dreht Dave sich um, dabei ist er deutlich nervös. Sein Blick sucht meinen, dann lächelt er und mustert Arabella.
„Wer ist das?“, murmelt meine Tochter und versteckt ihr Gesicht an meinem Hals.
„Das ist Dave. Er kocht für uns.“
„Dann ist er okeee“, meint Arabella flüsternd. „Dein Essen schmeckt nicht.“
Das Lachen bleibt mir in der Kehle stecken. Empört hebe ich ihr Kinn an und gucke so streng, dass sie in Kichern ausbricht.
„Nicht böse sein, Papa.
Ich bekomme einen tröstenden, feuchten Kuss aufgedrückt.
Die kleine Diva wickelt Dave in Null-Komma-Nichts um den Finger. Brav isst sie alles auf, was er auf ihren Teller legt und zwitschert dabei unbefangen vor sich hin. Sie wären heute im Zoo gewesen und sie möchte ein Kaninchen zu Weihnachten. Außerdem braucht sie eine neue Puppe, da ihre alte doof ist und zudem müsste ihre Garderobe dringend um Dutzende rosa Kleidungsstücke erweitert werden.
Dave hört lächelnd zu, ganz auf Arabella fixiert. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Das Eis scheint gebrochen.
Während ich meine Tochter nach dem Essen fürs Bett vorbereite, räumt Dave die Küche auf. Es fühlt sich an, als wären wir schon länger ein Paar und nicht erst seit wenigen Stunden.
„Schläft Dave heute hier?“, will Arabella wissen, wobei sie die Ärmchen hebt, damit ich ihr den Pyjama anziehen kann.
„Würde dich das stören?“
„Nö. Aber er muss mir dann vorlesen“, verkündet die Prinzessin und ihr Grinsen ist einfach hinreißend frech.
Eine halbe Stunde später kommt Dave ins Wohnzimmer und lässt sich neben mich auf die Couch plumpsen. Er grinst breit, schlingt einen Arm um meine Schultern und seufzt laut.
„Ich durfte ihre Hoheit küssen“, murmelt er. „Es war überwältigend.“
„Ach, bist du jetzt verliebt?“, frotzele ich.
„Und wie. In die Prinzessin und ihren Vater.“
Obwohl wir den ganzen Tag Liebe gemacht haben, geredet, uns Koseworte zugeraunt, ist dieses offene Geständnis rührend und unerwartet. Mein Hals wird eng, das Herz beginnt zu rasen und für einen Moment fürchte ich, gleich loszuheulen. Dave drückt meine Schulter, zieht mein Gesicht am Kinn zu sich heran und betrachtet mich forschend.
„Ist das okay für dich?“, fragt er leise.
Ich nicke heftig, da ich bestimmt piepsen würde bei dem Versuch, zu sprechen. Dave strahlt, küsst mich und umarmt mich dabei so fest, dass ich fast erdrückt werde.
Er bleibt bei Arabella und mir. Es sei sein zu Hause, behauptet er und keiner widerspricht. Allerdings besteht die Prinzessin darauf, dass wir heiraten. Sie will Blumen streuen. Na ja, den Wunsch werden wir ihr wohl kaum abschlagen können.
ENDE
Schnell schiebe ich mich aus dem Zelt, schaue mich um und entdecke ihn neben der Feuerstelle. Was ich jedoch als Angriff gewertet hatte, entpuppt sich als spielerischer Kampf mit einer der anderen Wachen.
Ich lass das Schwert sinken und starre Agron an, der in diesem Moment meiner gewahr wird und dem anderen Mann bedeutet, dass der Kampf vorbei ist. Agron wendet sich ganz zu mir, sein Blick wandert über meinen Körper und ein spöttisches Grinsen zieht seine Mundwinkel hoch.
Am liebsten wäre ich vor Scham in den Boden versunken, denn ich weiß, was er gerade entdeckt hat.
„Cut“, brüllt Ronny, der Regisseur und winkt dem Kameramann zu, der gerade meine Erektion heranzoomt. „Lass den Scheiß, Bert“, setzt Ronny wütend hinzu.
Mit hängenden Armen stehe ich da und warte auf das Donnerwetter, das unweigerlich folgen wird. Ronny hat mich schon mehrfach ermahnt, professioneller bei den Drehs zu sein. Doch wie soll ich das sein, wenn mein Herz für diesen verdammten Dave schlägt? Ach ja, Dave verkörpert Agron. Er ist ein unsäglich arrogantes Arschloch und dass ich mich ausgerechnet in diesen Vollpfosten verknallen musste, verstehe ich nicht. Anscheinend verfolgt mich das Pech, denn er ist nicht der erste Hetero, der mir unter die Haut gekrochen ist.
„Patrick, zieh dir was an. Für heute ist Schluss“, verkündet Ronny erstaunlich friedfertig. „Die Szene ist im Kasten. Verwenden wir eben nur das Material, das über dem Bauchnabel ist.“
Bert feixt und macht sich daran, seine Sachen zu packen, während Dave auf mich zukommt. Bevor er mich jedoch erreichen kann, schlüpfe ich zurück ins Zelt und in eine Jogginghose, die ich in einer Ecke versteckt habe. Schnell schnappe ich mir die restlichen Klamotten und laufe zu dem Wohnwagen, der für diese Staffel meine Unterkunft ist.
Zusammen mit ungefähr dreißig anderen Campingwagen bildet der meinige eine kleine Kolonie, deren Zentrum ein Container ist, in dem alle Mitwirkenden verpflegt werden. Das Ganze findet in Neuseeland statt, mitten in der Einöde. Bevor ich für die Serie verpflichtet wurde und das erste Mal hierhergekommen bin, war mir nicht bewusst, dass dieser Kontinent derart karge Landschaft zu bieten hat.
Nun, die Kargheit spiegelt sich offensichtlich auch in Dave wieder. Bisher habe ich an ihm keine tieferen Gefühlsregungen feststellen können, abgesehen von Zorn und ab und zu sogar Humor. Ach, ich bin ungerecht. Dave scherzt oft mit den anderen, nur mir gegenüber ist er Lord Coolness in Person. Wir haben bisher trotzdem alle Kussszenen gut hinbekommen, schließlich sind wir Profis, nur die morgige Sequenz bereitet mir Sorgen.
„Hey, Patrick. Lust auf ein Bier?“
Fred lugt zur offenstehenden Tür herein und grinst mich an. Ich mag ihn. Er ist stets fröhlich und zusammen mit ihm, John und Peter lässt es sich wirklich aushalten. Wir treffen uns häufig nach Drehschluss, wandern gemeinsam zu einem nahegelegenen See, trinken Bier, labern oder zocken.
„Klar. Gern“, rufe ich ihm zu, ziehe ein T-Shirt über den Kopf und schlüpfe in meine Turnschuhe.
Auf dem Weg zur Tür schnappe ich mir einen Sixpack, dann trete ich in das schwindende Sonnenlicht hinaus. Es ist bereits nach acht Uhr, was bedeutet, dass in einer Stunde die Dämmerung einsetzen wird. Taschenlampen sind daher unverzichtbar.
Peter und John warten zusammen mit Fred bereits vor meinem Wohnwagen. Ich grüße die drei mit einem Nicken, denn heute sind wir uns am Drehort nicht begegnet. Während wir den Weg zum See einschlagen, plappert Fred fröhlich daher. Die neuesten Gerüchte, Skandale und Alltäglichkeiten werden besprochen und schon bald bessert sich meine Laune.
Wir kehren zurück zu den Wohnwagen, kurz bevor es dunkel wird. Ich verabschiede mich von den Kollegen und liege kurz darauf im Bett, denn morgen geht es schon früh wieder los. Doch obwohl ich erschöpft bin, finde ich keinen Schlaf. Dave geistert durch meinen Kopf und erst, nachdem ich selbst Hand angelegt habe, werde ich so müde, dass ich langsam wegdrifte.
Der folgende Tag rennt und schon ist es soweit: Die gefürchtete Szene steht bevor. Dave und ich stehen in der durch Öllämpchen schwach erhellten Kulisse, die das Schlafzimmer Agrons darstellen soll. Im Hintergrund eine schmale Pritsche, davor ein halber Vorhang. Zwei Kameras sind auf uns gerichtet, von denen Bert eine spöttisch als Pussi-Cam bezeichnet.
Daves Anspannung ist greifbar, meine nicht minder. Wenn es doch nur nicht er wäre, mit dem ich gleich Sex imitieren soll. Mit Fred oder John – keine Problem. Sogar mit dem dicken Bert würde ich lieber in die Kiste hüpfen, als ausgerechnet mit Dave.
„Alles okay mit dir?“, frage ich ihn flüsternd.
„Geht schon“, brummt er und guckt mich dabei nicht an.
Ronny klatscht in die Hände und gibt der Crew ein Zeichen, schaut dann zu uns und meint lediglich: „Jungs, das ist die letzte Szene für heute. Legt euch ins Zeug, ich bin müde.“
Ich begebe mich mit Dave zum Ausgangspunkt und schon grölt Bert: „Kamera läuft.“
Ein Zittern läuft durch meinen Körper. Jeder Muskel ist in Alarmbereitschaft. Ich schaue liebevoll zu Dave hoch, was mir gar nicht schwer fällt, doch heute hat er wohl einen Scheißtag, denn ihm verrutschen immer wieder die Gesichtszüge. Aus den laut Drehbuch erst ernsten Zügen entwickelt sich eine grinsende Grimasse, und als er sich vorbeugt, um mich zu küssen, verrutscht sein Mund und landet direkt auf meinem.
„Aus“, ruft Ronny und sofort rückt Dave von mir ab.
Der Regisseur seufzt laut, murmelt einen Fluch und sagt dann laut zu uns: „Los, gebt euch Mühe. Ich will Feierabend machen.“
Auf sein Zeichen hin nehmen wir erneut unsere Plätze ein. Daves Gesichtsmuskeln arbeiten, sein Adamsapfel hüpft und die Anspannung hat nach dem ersten Versuch eher noch zugenommen.
„Kamera läuft“, ruft Bert genervt.
Ich lächle Dave an und diesmal gelingt es ihm, einigermaßen nett zurückzugrinsen. Seine großen Hände packen mich am Hals, dann fühle ich seine Lippen. Mir fallen die Augen von selbst zu, als ich die warmen, festen Kissen an meinem Mund spüre. Schon ist es vorüber und er legt seine Stirn gegen meine, guckt vorschriftsmäßig an sich runter und beginnt, an seiner Kleidung herumzufummeln.
Ich mache es ihm nach, komme auch gut mit den ganzen Lederriemen zurecht, doch Dave verheddert sich, verknotet seine komplizierte Einschnürung immer mehr und stößt schließlich einen lauten Fluch aus.
„Schluss! Kinder, das ist ja grottig!“ Ronny ist ausgesprungen und rauft sich die Haare. „Heute habe ich keine Nerven mehr für derartigen Dilettantismus! Wir machen Feierabend, aber ihr beiden …“ Er zeigt auf mich und Dave. „… ihr beiden übt so lange, bis das mit euch läuft. IST DAS KLAR?“
Bert lacht keckernd, von der restlichen Crew kommt beifälliges Gemurmel. Dave stöhnt genervt und verdreht die Augen, während mein Arsch auf Grundeis geht. Ich soll allein mit ihm hierbleiben? Die Kulisse ist rund fünfhundert Meter von der Wohnwagenburg entfernt. Was, wenn er mich erwürgt? Keiner wird es hören.
„Lasst uns abhauen“, ruft Ronny den Leuten zu, stülpt sich einen Hut über die wilden Locken und stampft davon.
Nach und nach wird es still am Set, bis Dave und ich ganz allein sind. Er rennt auf und ab, fummelt an den Schnüren seiner Lederrüstung herum und wirft mir nervöse Blicke zu.
„Was hast du eigentlich für ein Problem mit mir?“, frage ich leise.
„Keins“, schnauzt Dave mich an, ohne seine Wanderung zu unterbrechen.
„Warum bist du dann so …?“
„WAS bin ich?“
Er steht plötzlich vor mir, riesig und empört.
„Angespannt“, flüstere ich und fühle, wie alle meine Nervenenden in seiner Nähe zu vibrieren beginnen.
„Ich bin nicht angespannt. Es ist nur … Du bist ein Mann und ich … auch.“
„Das kommt vor“, wage ich nüchtern vorzubringen, eine Glanzleistung, bei meinem inneren Aufruhr.
„Ja. Aber ich bin nicht schwul. Im Gegensatz zu dir.“
„Ach. Das ist dein Problem“, flüstere ich unglücklich.
„QUATSCH!“, fährt Dave mich an, wischt sich über die Stirn und fixiert mich so intensiv, dass sich jedes einzelne Härchen an meinem Körper steil aufstellt.
„Quatsch“, wiederholt er leiser und senkt die Wimpern. „Ich bin nicht so einer, der das verurteilt, oder so.“
„Dann sollten wir das hier doch durchziehen können, oder?“, frage ich unsicher.
„Ja. Eigentlich schon. Mann! Ich bin nur so nervös.“
„Vielleicht hilft ein wenig Hintergrundmusik?“
Ich hole den kleinen MP3-Player hervor, den ich heimlich immer mit an den Set schmuggele, um mir die Pausen zu versüßen. Suchend schaue ich mich um und entdecke schnell Berts Aktiv-Boxen, die von der Kamera herabbaumeln. Schnell habe ich den Player verbunden und drücke auf ‚Start‘. Die ersten Klänge von ‚IIo – Kiss you‘ füllen die Kulisse mit trägen Rhythmen. Ich gehe zurück zu Dave, nehme meine Position ein und gucke ihn auffordernd an.
Er holt tief Luft, beginnt zu lächeln, und diesmal ist es ein echtes Grinsen, das seine Mundwinkel anhebt. Langsam beugt er sich vor, wie in Zeitlupe, dabei greift er in meinen Nacken, ein Daumen berührt mein Ohr und streichelt es. Seine Lippen liegen plötzlich auf meinen, schmusen über die Haut. Ein echter Kuss, dann ein zweiter, bei dem er meine Unterlippe erregend einsaugt.
Dave lehnt seine Stirn an meine und ich glaube sogar, ein leises Stöhnen zu hören, als er an sich runterschaut und die Lederriemen geschickt öffnet. Meine Finger beben, während ich den Gürtel öffne, den Waffengurt ablege und der Unterstoff von selbst zu Boden gleitet. Meine Erregung ist nun Daves Blicken ausgesetzt und … er hat auch eine Erektion!
Wie von selbst, in einer sich verselbständigenden Choreografie, drehe ich mich und biete, gemäß Drehbuch, Dave meine Rückseite an. Ich fühle seine warme Brust, als er sich runterbeugt und meinen Hals liebkost. Mit beiden Armen umfängt er meinen Oberkörper und Finger fahren über meine Brustwarzen. Vor Lust möchte ich schreien, doch ich wahre einen Rest Beherrschung, sodass ich lediglich leise aufstöhne.
Dave drängt seinen steifen Schwanz in meine Ritze, atmet an meinem Ohr und ich ahne, dass er meine Vorderseite anstiert. Langsam dirigiert er uns beide zu der schmalen Pritsche, auf die er mich unversehens grob schubst. Seine Miene drückt wildes Verlangen aus, während er mich von oben bis unten mustert.
Wie ein riesiges, schönes Raubtier klettert er mit geschmeidigen Bewegungen über mich. Sein Mund fängt meine Lippen zu einem neuerlichen Kuss, sein Körper strahlt wahnsinnige Hitze aus und versengt mich fast in meiner Lust. Ich erforsche die seidenglatte Haut seines Rückens, genieße Daves Lippen, die meinen Mund verlassen, um über die Wange zum Hals zu wandern. Er knabbert an der empfindlichen Haut, fährt tiefer und verwöhnt meine Brust mit zarten Liebkosungen.
Wimmere ich? Erschrocken ringe ich um Beherrschung, versuche, das alles nicht so nah an mich rankommen zu lassen. Dave hat mich jedoch voll in der Hand. Er dreht mich auf die Seite, sinkt hinter mir auf das Lager und drängt seinen harten Schwanz erneut in den Spalt. Dabei wandern seine Hände an mir runter, bis sich eine in mein Becken krallt.
Dave tut das Unglaubliche: Er drängt seine Schwanzspitze in mich rein. Für einen Augenblick steht die Welt still, dann fühle ich es überdeutlich. Dave nimmt mich ganz in Besitz und haucht zarte Küsse auf meinen Hals.
Wie im Traum beginnen wir uns zu bewegen, wandern meine Finger an seine Hüfte. Keuchende Laute an meinem Ohr beweisen, dass auch Dave diese Lust fühlt, die mein Inneres schier verbrennt. Immer wieder versuche ich, einen Kuss von ihm zu erhaschen, den er tatsächlich erwidert. Unsere Vereinigung ist unglaublich sinnlich, träge und doch zugleich dringend. Ich will ihn so sehr und es hat den Anschein, als wenn auch er vor Erregung kaum noch bei Sinnen ist.
Daves Stöße werden immer tiefer und härter, sein Stöhnen übertönt jedes andere Geräusch. In diesem Rausch gefangen lass ich zu, dass mich ein gigantischer Orgasmus überrollt. Im Sinnestaumel merke ich nur verschwommen, wie Dave in mir kommt und irgendwelche Worte murmelt. Für lange Sekunden bin ich weggetreten, schwimme im trägen Nichts, bis es mich zurück an die Oberfläche drückt.
Ich lausche auf Daves Atemzüge, der sich immer noch eng an mich presst. Sein Schwanz steckt in mir und ich kann fühlen, wie schwer seine Lunge arbeiten muss. Wieso nur hat er das hier gemacht? Will er mich demütigen oder … ist es die magere Auswahl an Frauen, die ihn zu diesem Akt veranlasst hat?
„Bild dir nicht ein, dass das hier … irgendeine Bedeutung hat“, murmelt Dave, rupft sein erschlaffendes Glied aus mir raus und klettert von der Pritsche.
Ich darf seine imposante Rückseite bewundern, während er drei Schritte macht, seine Klamotten aufsammelt und sich mit wenigen Handgriffen ankleidet.
„Ich hab mir einfach vorgestellt …“, sagt er leise, „… dass du eine Frau bist.“
Zutiefst gedemütigt starre ich seinen Rücken an, unfähig, mich zu rühren, geschweige denn etwas zu erwidern.
„Ich hoffe, wir bekommen das morgen als Trockenfick genauso gut hin“, meint Dave noch, ohne sich dabei umzuwenden, dann geht er mit langen Schritten davon.
Die halbe Nacht höre ich seine Worte, durchlebe wieder und wieder den geilen Sex. Die andere Hälfte dämmere ich dahin. Am nächsten Tag bin ich wie gerädert und muss mir anhören, wie fürchterlich ich aussehe. Bevor die Szene mit mir und Dave dran ist, unterzieht mich Rachel in der Maske einer gründlichen Renovierung.
„Mensch, Patrick!“, schimpft sie. „Du bist sonst eine Naturschönheit. Wie soll ich aus deiner Zombiefresse nur einen geilen Kerl zaubern?“
Ich mag sonst ihre direkte Art, heute kann sie damit jedoch nur ein müdes Lächeln auslösen.
„Können wir dann?“, ruft Ronny, als ich in die Kulisse schlurfe.
Dave steht schon parat und schenkt mir ein kurzes Lächeln, das ich fast als Aufmunterung empfinden würde, wenn denn gestern nicht passiert wäre. Ich nicke dem Regisseur zu und beziehe meine Position.
„Na dann“, brummelt Ronny und wendet sich an Bert. „Leg los.“
Dave schaut mir tief in die Augen. Seine sind grau, von langen Wimpern umrahmt. Ein liebevolles Lächeln zieht seine Mundwinkel hoch, er beugt sich vor. Eine Hand packt mich im Nacken und ein warmer Mund presst sich neben meinen. Für die Kamera wird es wie ein Kuss aussehen.
Ich senke den Kopf, sodass meine Stirn an Daves lehnt und löse Rock und Waffengurt. Mein Filmpartner macht es mir nach und schon stehen wir entblößt voreinander. Diesmal sind wir beide nicht erigiert.
Ich schalte alle Emotionen ab, spiele den Nasir und versuche, Daves Duft nicht einzuatmen. Dennoch bekomme ich eine Erektion, als er hinter mir auf der schmalen Pritsche liegt und so tut, als würde er mich vögeln. Sein Schwanz wird bei dieser Aktion auch immer härter und seine Lippen berühren wirklich meine.
Dann ist es vorbei. Ronny gibt Bert ein Zeichen und hebt anerkennend den Daumen in unsere Richtung. Ich höre, wie Dave erleichtert aufatmet und merke, dass er sich langsam von mir löst. Mir bleibt wenigstens die grobe Wolldecke, die während des gespielten Sexes vor meinem harten Geschlecht lag. Wie Dave seine Latte vor den anderen verbergen wird ist mir echt egal.
Steif schiebe ich mich von der Liege, wickle dabei die Decke um meine Mitte. Das Team ist schon dabei, sich für die nächste Szene vorzubereiten, weshalb mich niemand beachtet, als ich meine Klamotten vom Boden raffe und davontappe.
In meinem Herzen klafft ein riesiges Loch. Ich bekomme kaum Luft, während ich langsam auf meinen Wohnwagen zu trotte. Meine unsinnige und zwecklose Verliebtheit ist verpufft, hinterlässt tiefe Leere in mir. Ich steige in den Wagen und werfe alles auf den Boden. Für einen Moment ist es, als würde sich ein gewaltiges schwarzes Loch auftun und mich verschlingen.
So war es auch, als meine Frau starb. Das ist gerade erst drei Jahre her, doch nun erscheint es frisch. Ja, ich wollte eine Familie, habe meine Sexualität verleugnet und es war wirklich so etwas wie Liebe, die ich für Anna empfand. Sie war so schön, so lebhaft, einfach ein Schatz. Dass ausgerechnet sie bei der Geburt von Arabella sterben musste, erscheint mir nahezu lächerlich.
Anna ist verblutet und ich stand mit einem Säugling da. Nur meinen Schwiegereltern und meiner Mutter habe ich es zu verdanken, dass Arabella heute ein gesundes, fröhliches Mädchen ist. Für sie muss ich durchhalten, auch wenn gerade alles grau in grau erscheint.
Der Gedanke an mein Kind gibt mir die Kraft, über die Klamotten hinweg zu steigen und mich in die Nasszelle zu stellen. Ich wasche Daves Berührungen, seine Küsse von meinem Körper, so wie schon letzte Nacht. Diesmal scheint es zu gelingen, denn danach fühle ich mich wirklich besser.
Es dämmert. Meine Freunde sind noch am Drehort, daher sitze ich allein auf den Stufen, die hoch in den Wohnwagen führen und trinke ein Bier. Der Sonnenuntergang ist – wie immer – spektakulär. Ich starre ins grelle Feuer der letzten Strahlen, dabei wandern meine Gedanken planlos umher. Noch eine Woche, dann ist hier Schluss. Ich freue mich auf mein Mädchen, das bei seinen Großeltern auf mich wartet.
Wir telefonieren so oft es geht. Da Arabella aber jedes Mal anfängt zu weinen, wenn sie meine Stimme hört, rufe ich nur alle paar Tage an. Das fällt mir schwer, doch meine Kleine kommt immer an erster Stelle, daher halte ich es aus.
Der Sand knirscht unter schweren Stiefeln. Schritte nähern sich, dann tauchen Daves lange Beine in meinem Blickfeld auf. Ich schaue nicht auf. Warum auch? Sein spöttisches Grinsen kenne ich, etwas anderes ist nicht zu erwarten.
„Patrick? Ich muss mich entschuldigen.“
Nun gucke ich doch zu ihm hoch. Er wirkt ernst und ein Muskel in seiner Wange zuckt.
„Es war … eine Riesensauerei, was ich gestern mit dir … angestellt habe“, murmelt er, dabei fixiert er einen Punkt irgendwo hinter mir. „Und … ich habe gelogen. Ich habe nicht an eine Frau gedacht.“
Schweigen. Ich glotze ihn an. Stimmen, Gelächter, Geräusche von Fahrzeugen erklingen im Hintergrund. Was – bitteschön – will er mir damit sagen?
„Ich wollte nur, dass du es weißt“, flüstert Dave.
Schwere Schritte entfernen sich. Ich starre die Stelle an, an der er eben noch gestanden hat. Mein Gehirn besteht aus trägem Zellmaterial und verweigert, den Worten einen Sinn beizumessen.
In den nächsten Tagen erscheint es, als hätte sich die Situation umgekehrt. Dave schenkt mir Aufmerksamkeit, sucht meine Nähe, doch ich gehe ihm aus dem Weg. Heimlich beobachte ich ihn zwar weiterhin, kann mich kaum sattsehen an seiner wirklich schönen, kräftigen, großen Gestalt, doch es ist nur noch oberflächlich. Mein Herz schweigt, wenn wir uns küssen. Wir küssen auch nicht richtig, es sind nur Imitationen.
Endlich ist die Woche um, der Dreh vorbei und alle packen. Die Stimmung ist aufgeregt und auch ich freue mich, endlich zu meiner Tochter zurückkehren zu können. Der Abschied von Fred, John und Peter ist herzlich und wir verabreden, uns irgendwann in den Staaten wieder zu treffen. Dave ignoriere ich und bin verwundert, als er plötzlich vor meinem Wohnwagen erscheint.
„Patrick? Ich würde dir gern auf Wiedersehen sagen.“ Verlegen steht der Riese vor meiner Tür, den Blick gesenkt.
Ich stelle mich in den Türrahmen und gucke auf ihn runter. Mein Inneres ist wie taub. Ich empfinde nur ein dumpfes Bedauern, mehr nicht.
„Mach’s gut“, murmele ich, wende mich ab, wieder meinem Koffer zu.
Nach einer Weile schaue ich über die Schulter, doch er ist verschwunden.
Die Rückkehr in heimatliche Gefilde beruhigt meine Nerven. Ich fahre als Erstes zu meinen Schwiegereltern und Arabella stürzt sich in meine Arme. Ihr schmaler Körper und der kindliche Duft trösten mich. Während ich sie wiege, heilt mein Herz und ich weiß wieder, warum ich noch lebe. Sie ist alles für mich.
In den folgenden vier Wochen verbringe ich jede Minute mit ihr und endlich kann ich wieder Lachen. Arabella ist so liebreizend wir ihre Mutter, ein Sonnenschein, der mir die Pforte zum Leben erneut öffnet. Ich atme frei, erfreue mich an dem, was der Tag bietet. Es ist eine schöne Zeit, in der ich trotzdem nach Folgeaufträgen suchen muss.
Die Einkünfte aus der letzten Rolle reichen zwar eine Weile, aber niemals bis an mein Lebensende. Daher sehe ich mir auch Anfragen für Werbespots an und vereinbare schließlich ein paar Termine, für die ich Arabella erneut bei den Schwiegereltern parken muss.
Es ist einer dieser Tage, an denen ich mit meiner Managerin verabredet bin und gerade dem Wagen hinterherwinke, mit dem Arabella für heute entschwindet. Eben stehe ich noch da und schaue dem Auto hinterher, da parkt ein schwarzer SUV vor meinem Grundstück und eine große Gestalt steigt aus.
Mein Herz, das ich immun glaubte, beginnt zu pochen. Ich starre Dave an, der mit langen Schritten den Weg zu meinem Haus zurücklegt und bin kurz davor, mich feige im Inneren zu verschanzen. Er bleibt einen Meter entfernt stehen und nimmt die dunkle Sonnenbrille ab.
Tiefe Augenringe verunstalten sein Gesicht, die Mundwinkel sind gerade nach hinten gezogen. Er sieht aus, als käme er geradewegs aus der Hölle. Sein Blick sucht meinen, er schluckt, was das Hüpfen seines Adamsapfels verrät. Er wirkt so verletzlich, dass die Mauer, die ich um mich erbaut habe, gefährliche Risse bekommt.
„Hallo Patrick“, sagt er leise.
„Dave“, erwidere ich kühl.
„Willst du mich nicht hereinbitten?“
„Nein. Was willst du hier?“, frage ich beherrscht und schlinge die Arme schützend um meinen Körper.
„Ich … Das ist nicht so einfach.“ Daves Wimpern zucken, doch er widersteht dem Impuls wegzuschauen. „Können wir wenigstens …“ Sein Blick irrt zur Hollywoodschaukel. „… können wir uns kurz da hinsetzen?“
Schweigend gehe ich die zwei Meter, lass mich auf das Polster fallen und sehe zu, wie Dave sich neben mir niederlässt. Die Schaukel wackelt, als sein schwerer Körper auf der Sitzfläche landet. Gemächlich schwingt die Bank vor und zurück, die Federn quietschen.
„Patrick? Ich hab mir immer Familie gewünscht. Also eher gesagt: Kinder. Deshalb hab ich … ich hab mich geweigert, offen schwul zu sein. Ich dachte, wenn ich nur fest genug daran glaube, nicht anders zu sein …“
Dave stoppt das Geschaukele, klemmt beide Hände zwischen die Knie und beugt sich vor.
„Ich habe mich geirrt. Mehr als alles andere will ich … „
Ich wage es den Kopf zu ihm zu drehen. Daves Schultern sind hochgezogen, er ringt mit sich, schaut schließlich hoch und verzieht den Mund zu einem unglücklichen Lächeln. Er ist keine Spur cool, nur noch verzagt.
„Ich hab’s wohl zu spät begriffen. Du bist alles, was ich mir wünsche.“
Die Hollywoodschaukel knarrt und gibt erleichtert nach, als er aufspringt.
„Keine Ahnung, was ich hier tue. Ich musste dich wohl noch mal sehen, damit ich begreife, dass niemals etwas … zwischen uns sein kann“, flüstert Dave, dabei mustert er die Umgebung und blinzelt.
Stocksteif steht er da, kämpft mit sich und plötzlich beben seine Schultern. Die Barriere, die ich zu meinem eigenen Schutz errichtet habe, bricht in sich zusammen. Mein Magen bildet einen Klumpen, während ich langsam aufstehe und hinter Dave trete. Zaghaft umarme ich seine Taille, immer darauf gefasst, zurückgewiesen zu werden.
Langsam atme ich ein, fülle die Lunge ganz mit Luft, um sie vorsichtig wieder auszustoßen. Ich fühle Daves Wärme, sein Zittern und – entgegen meiner Erwartung – schmiegt er sich an mich. Endlose Minuten stehen wir so, bis er sich langsam in meiner Umarmung dreht und seine Arme zögernd um mich schließt.
„Patrick?“
Ein Flüstern, das dermaßen unsicher ist, dass auch die letzten Steine der Schutzmauer purzeln. Ich schaue zu ihm hoch, lächle und begegne seinem sehnsüchtigen Blick. Sein Brustkorb bewegt sich hektisch, er beginnt zu begreifen.
„Patrick“, flüstert er und es klingt so flehentlich, dass mein Herz schmilzt, wie Eis unter einem Bunsenbrenner.
Er senkt den Kopf, doch nicht schnell genug. Ich packe seinen Nacken, ziehe und dann liegen seine festen Lippen endlich auf meinen. Was als zarte Liebkosung beginnt, steigert sich schnell in ein leidenschaftliches gegenseitiges Verschlingen. Daves Zunge fährt an meiner entlang, erobert meinen Mund und sein Duft dringt mir in alle Poren.
Ich kann nicht genug von ihm bekommen, presse mich so eng an ihn, wie nur möglich. Dabei bleibt mir seine Erregung nicht verborgen. Er drängt mich rückwärts, bis ich gegen die Hauswand knalle. Seine Hände sind überall, dringen in Zonen vor, die in der Öffentlichkeit tabu sind.
„Dave, warte“, halte ich ihn stöhnend auf.
Sofort stockt er in der Bewegung und hebt den Kopf. Seine grauen Augen spiegeln erneut Unsicherheit wider. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände, streichle mit dem Daumen seine Mundwinkel und schenke ihm ein liebevolles Lächeln.
„Hier kann uns jeder sehen“, erinnere ich ihn.
„Oh.“ Dave beginnt zu grinsen. „Das habe ich vergessen. Lässt du mich jetzt in dein Haus?“
„Erst musst du mir verraten, warum du mich vier Wochen hast warten lassen.“
Seine Finger wandern über meinen Rücken, während er leise antwortet: „Ich hatte noch einen kleinen Job im Süden, dann musste ich nachdenken. Es tut mir leid. Alles tut mir leid, vor allem mein grober Überfall damals.“
„Und … wo wohnst du?“
„Ich habe ein kleines Appartement in New York, nicht der Rede wert. Ich wohne da, wo es mich gerade hinzieht.“
„Gut, dann ist meine Neugier vorerst befriedigt“, erkläre ich leise, ziehe seinen Kopf zu einem kurzen Kuss herunter und lass ihn dann los. „Komm mit.“
In meinem Schlafzimmer bleibe ich vor dem Bett stehen, drehe mich um und sehe Dave entgegen. Die Erregung ist ihm deutlich anzusehen, während er Schritt für Schritt auf mich zukommt. Plötzlich quietscht etwas. Wir zucken beide zusammen und gucken nach unten. Dave bückt sich, hebt eine Gummiente auf und fängt an zu lachen.
„Spielst du mit so was in der Badewanne?“, fragt er kichernd und wirft mir die Ente zu.
„Nein. Ich nicht, aber Arabella, meine Tochter“, antworte ich, fange das Gummitier und lege es auf den Nachtschrank.
„Deine … Tochter?“
Mit offenem Mund starrte Dave mich an.
„Ja. Ich bin Vater. Entschuldige, das hätte ich vielleicht erwähnen sollen.“
„Und … die Mutter?“, fragt er, dabei bewegt er sich nicht von der Stelle.
„Gestorben. Ich mochte sie sehr.“
„Du bist Vater“, murmelt Dave, überwindet die kurze Distanz und zieht mich endlich in seine starken Arme. „Ich kann’s einfach nicht glauben.“
„Ist das gut oder schlecht? Ich meine, dass ich ein Kind habe?“
„Gut, sehr gut sogar. Ich freue mich darauf, deine Tochter kennenzulernen“, sagt er leise und neigt den Kopf, bis unser Münder miteinander verbunden sind.
Irgendwie sind wir auf dem Bett gelandet und die Klamotten losgeworden. Dave kniet über mir, seine Lippen sind überall. Er dreht und wendet mich, wie es im beliebt, um jeden Zentimeter meiner Haut liebkosen zu können. Ich kann nicht mehr denken, bestehe nur noch aus primitiven Sinnen, die gierig jede Berührung aufsaugen. Dave strahlt fiebrige Hitze ab, verbrennt mich fast mit seinem großen Körper, als er sich ganz auf mich legt.
Ich ziehe die Knie hoch, biete ihm meinen Hintern und fühle im nächsten Moment seine Schwanzspitze. Er dringt in einem Zug bis zum Anschlag ein, schiebt die Hände unter meinen Schultern hindurch, um mein Gesicht mit ihnen zu umfassen. Er küsst mir den ersten Schmerz weg, wartet, bis meine Lust zurückgekehrt ist. Erst dann beginnt er mit den Stößen.
Noch nie war eine Vereinigung so vollkommen, noch nie so lustvoll. Ächzend, schwitzend und fest aneinandergeklammert wiegen wir uns zusammen die Stufen der Ekstase hoch. Immer wieder sauge ich an Daves Lippen, gebe ihm leidenschaftliche Küsse, wobei wir uns tief in die Augen sehen.
Als der Höhepunkt naht, verstärkt Dave noch einmal den Klammergriff und schubst mich mit aller verbliebenen Energie den Stößen seines Beckens entgegen. Feuerwerk, Herzstillstand, klebriger Saft zwischen uns. Warme Sahne, ein pochender Schwanz tief in mir drin. Dave stöhnt laut und krampft. Minutenlang oder sind es nur Sekunden? Fest zusammengeklebt rollen wir auf die Seite und bleiben so liegen.
Wie oft wir an diesem Tag noch übereinander herfallen, zähle ich irgendwann nicht mehr. Den Termin sage ich ab. Auf keinen Fall bin ich bereit, mich auch nur für einen Moment von Dave zu entfernen. Als glückstrunkenes Liebespaar sauen wir das Bett ein, erforschen uns, reden, schmieden Pläne. Dann naht der Abend und somit die Rückkehr von Arabella.
Nach einer gemeinsamen Dusche verdonnere ich Dave zum Küchendienst, während ich das Bett frisch beziehe. Dabei wandern meine Gedanken zu Arabella. Wie wird sie den fremden Mann in unserem Haus aufnehmen?
Ich tapse in die Küche und erleide einen Lachanfall, als ich Dave in der geblümten Schürze meiner Mutter am Herd entdecke. Sie kocht ab und zu für meine Tochter und mich, daher befindet sich dieses Utensil überhaupt im Haus. Seelenruhig rührt Dave weiter in der Pfanne, lässt sich überhaupt nicht beirren. Seine Bewegungen zeigen, dass er nicht zum ersten Mal kocht.
„Meinst du, sie wird mich mögen?“, fragt er leise ohne sich umzudrehen.
„Ich weiß es nicht“, gebe ich zu, trete hinter ihn und schlinge die Arme um seine Hüften.
„Was, wenn sie mich nicht ausstehen kann?“
Echte Sorge schwingt in Daves Stimme mit. Ehrlich gesagt bin ich mir auch nicht sicher, wie das erste Treffen verlaufen wird. Doch was nützt es, sich jetzt Gedanken darüber zu machen?
Es läutet an der Tür und sofort spannt Daves Körper sich an. Ich gebe ihm einen Kuss auf den Nacken, flüstere ‚bleib ganz ruhig‘, laufe zur Haustür und nehme meine Tochter in Empfang. Meine Schwiegermutter erstattet mit wenigen Worten Bericht, wie der Tag verlaufen ist, dann verabschiedet sie sich.
Froh darüber, dass ich Dave diese Konfrontation noch ersparen kann, nehme ich meine Kleine auf den Arm und trage sie in die Küche. Als wir hereinkommen dreht Dave sich um, dabei ist er deutlich nervös. Sein Blick sucht meinen, dann lächelt er und mustert Arabella.
„Wer ist das?“, murmelt meine Tochter und versteckt ihr Gesicht an meinem Hals.
„Das ist Dave. Er kocht für uns.“
„Dann ist er okeee“, meint Arabella flüsternd. „Dein Essen schmeckt nicht.“
Das Lachen bleibt mir in der Kehle stecken. Empört hebe ich ihr Kinn an und gucke so streng, dass sie in Kichern ausbricht.
„Nicht böse sein, Papa.
Ich bekomme einen tröstenden, feuchten Kuss aufgedrückt.
Die kleine Diva wickelt Dave in Null-Komma-Nichts um den Finger. Brav isst sie alles auf, was er auf ihren Teller legt und zwitschert dabei unbefangen vor sich hin. Sie wären heute im Zoo gewesen und sie möchte ein Kaninchen zu Weihnachten. Außerdem braucht sie eine neue Puppe, da ihre alte doof ist und zudem müsste ihre Garderobe dringend um Dutzende rosa Kleidungsstücke erweitert werden.
Dave hört lächelnd zu, ganz auf Arabella fixiert. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Das Eis scheint gebrochen.
Während ich meine Tochter nach dem Essen fürs Bett vorbereite, räumt Dave die Küche auf. Es fühlt sich an, als wären wir schon länger ein Paar und nicht erst seit wenigen Stunden.
„Schläft Dave heute hier?“, will Arabella wissen, wobei sie die Ärmchen hebt, damit ich ihr den Pyjama anziehen kann.
„Würde dich das stören?“
„Nö. Aber er muss mir dann vorlesen“, verkündet die Prinzessin und ihr Grinsen ist einfach hinreißend frech.
Eine halbe Stunde später kommt Dave ins Wohnzimmer und lässt sich neben mich auf die Couch plumpsen. Er grinst breit, schlingt einen Arm um meine Schultern und seufzt laut.
„Ich durfte ihre Hoheit küssen“, murmelt er. „Es war überwältigend.“
„Ach, bist du jetzt verliebt?“, frotzele ich.
„Und wie. In die Prinzessin und ihren Vater.“
Obwohl wir den ganzen Tag Liebe gemacht haben, geredet, uns Koseworte zugeraunt, ist dieses offene Geständnis rührend und unerwartet. Mein Hals wird eng, das Herz beginnt zu rasen und für einen Moment fürchte ich, gleich loszuheulen. Dave drückt meine Schulter, zieht mein Gesicht am Kinn zu sich heran und betrachtet mich forschend.
„Ist das okay für dich?“, fragt er leise.
Ich nicke heftig, da ich bestimmt piepsen würde bei dem Versuch, zu sprechen. Dave strahlt, küsst mich und umarmt mich dabei so fest, dass ich fast erdrückt werde.
Er bleibt bei Arabella und mir. Es sei sein zu Hause, behauptet er und keiner widerspricht. Allerdings besteht die Prinzessin darauf, dass wir heiraten. Sie will Blumen streuen. Na ja, den Wunsch werden wir ihr wohl kaum abschlagen können.
ENDE