Daily Madness
von BlueSky1096
Kurzbeschreibung
Eine Elite-Universität irgendwo in Japan. Wer an diese Schule geht, ist alles andere als normal, auch wenn es für manche auf den ersten Blick so wirken mag. Noch ahnt niemand, dass eine Mordserie am anderen Ende der Welt nur der Anfang ist und ein einziger Mensch die Kontrolle über das Schicksal aller in seinen Händen hält. Für ihn ist das alles nur ein Spiel, aber für andere endet es in einem Kampf um Leben und Tod und der ewigen Suche nach der großen Liebe. [Yaoi, AU]
GeschichteKrimi, Schmerz/Trost / P18 / MaleSlash
Beyond Birthday
L
Light Yagami
Matt
Mello
Misa Amane
04.01.2014
21.06.2014
48
97.456
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Dieses Kapitel
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04.01.2014
2.082
~Donnerstag~
Extrem übermüdet saß Light auf einem Stuhl vor der Glasscheibe der Intensivstation und musste sich wirklich zusammenreißen, um dem Drang nach Schlaf nicht nachzugeben. Er hatte sich gestern nicht nehmen lassen, zusammen mit L in dem Rettungswagen in die Klinik zu fahren. Zwar hatte er dafür die Erlaubnis seines Vaters einholen müssen, da er ja kein Angehöriger war, aber schlussendlich hatte es doch irgendwie geklappt. L hatte auch keine Angehörigen mehr hier, so wie er mitbekommen hatte und es wäre doch ziemlich blöd, wenn er aufwachte und rein niemand hier war.
Ls Leben hatte lange Zeit am seidenen Faden gehangen und noch während der Notoperation hatte er nicht nur einen hypovolämischen Schock erlitten, sondern war sogar für ein paar Sekunden klinisch tot gewesen. Irgendwie hatte sich L dann doch wieder aufgerappelt und kämpfte seitdem um sein Leben. Er hatte wirklich großes Glück gehabt, dass keine wichtigen Organe lebensgefährlich verletzt wurden und niemand das Messer aus der Wunde gezogen hatte, ansonsten wäre er wohl schon vor Ort verblutet. Auch wenn er bei der Einlieferung unterkühlt, dehydriert und leicht fiebrig gewesen war, schien er sich jetzt langsam auf dem Weg der Besserung zu befinden. Und alleine diese Tatsache bestärkte ihn darin, dass er sich richtig entschieden hatte.
Die Polizei hatte zwar sofort eine Großfahndung eingeleitet und die ganze Umgebung nach Beyond durchkämmt, aber er war wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Vielleicht hätten sie ihn schnappen können, wenn er ihm gefolgt wäre und nur versucht hätte ihn irgendwie aufzuhalten, aber das hätte L dann wohl das Leben gekostet. Auch die Sanitäter hatten das auf der Fahrt hierher gemeint, aber er kam trotzdem nicht drum herum, sich Vorwürfe zu machen.
„Guten Morgen, Herr Yagami“, begrüßte ihn die Schwester, die gerade den Raum betreten hatte, „möchten Sie etwas trinken?“
Er schüttelte nur den Kopf und verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl etwas, um eine bequemere Sitzposition zu finden. Die Schwester schenkte ihm noch ein zaghaftes Lächeln, bevor sie durch die Verbindungstür trat und den Zustand des Patienten überprüfte. Seit sich sein Zustand in der Nacht weitgehend stabilisiert hatte, kamen in regelmäßigen Abständen Pfleger und Schwestern vorbei, die den Zustand des Schwarzhaarigen kontrollierten und bei Bedarf eine neue Infusion einhängten.
L sah auch schon deutlich besser aus als noch vor wenigen Stunden. Zwar war er noch immer reichlich blass im Gesicht und mit den ganzen Kabeln und Schläuchen sah er einfach nur schrecklich aus, aber das war wirklich nichts im Vergleich zu gestern. Da war er ja schon mehr tot als lebendig gewesen, als er gerade einmal die Wohnung betreten hatte. Aber er war auch lange genug in Beyonds Fängen gewesen und wer weiß, was er alles mit ihm angestellt hatte und noch getan hätte, wenn sie nicht gekommen wären? Wahrscheinlich wäre dann schon alles vorbei gewesen.
Die Schwester schien inzwischen mit ihrer Kontrolle fertig zu sein und verließ sie wieder. Erschöpft stützte Light den Kopf auf seinen Armen ab und starrte, wie all die Stunden zuvor auch schon, durch die Scheibe in den sterilen Raum dahinter. Irgendwas musste auch zwischen Mello und seinem Freund vorgefallen sein, zumindest schien Matt reichlich angepisst gewesen zu sein. Wenn er heute oder so wieder nach Hause kam, musste er seinen Freund mal danach fragen. Hier durfte er ja leider kein Handy benutzen und L alleine lassen nur um zu telefonieren, wollte er auch nicht. Obwohl hier wirklich rein gar nichts passierte...
Plötzlich schreckte er hoch, hatte das Gefühl verschlafen zu haben und blinzelte ein paar Mal. Hatte er sich in seiner Träumerei gerade verguckt oder bewegte sich L wirklich? Angestrengt starrte er auf den gleichmäßig atmenden Studenten und dann tatsächlich – sein Hand ballte sich kurz zur Faust und seine Augenlider flatterten leicht. Kurz verzog er das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse und dann war es auch schon wieder vorbei und es kam ihm vor, als hätte er das gerade wirklich nur geträumt. Irritiert rieb er sich über die müden Augen, aber das Bild blieb dasselbe. L lag ganz ruhig da und bis auf das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs war keine Bewegung sichtbar. Also doch nur Einbildung?
Etwa drei Minuten saß er stocksteif da, den Blick angestrengt auf den Schwarzhaarigen gerichtet, damit ihm ja nicht eine Bewegung entging. Und dann wieder! Nur ganz kurz war die seltsame Grimasse zu sehen, aber dieser Moment reichte ihm. Hastig sprang er von seinem Stuhl auf, sodass dieser nach hinten umfiel, aber da war er schon an der gläsernen Verbindungstür angekommen und hockte nur wenig später neben dem Krankenbett. „L? Kannst du mich hören?“, flüsterte er und musste sich kurz räuspern, da seine Stimme ihm beim Sprechen wegzubrechen drohte. Von jetzt auf gleich schien seine Müdigkeit wie verflogen und hatte der Anspannung und Nervosität platz gemacht. Bisher war noch nicht klar, ob L durch den kurzzeitigen Herzstillstand irgendwelche Schäden davontragen würde und deshalb machte er sich Sorgen.
„Light“
Vollkommen tonlos formten seine Lippen diese Worte, ohne das sein Körper sich weiter regte. Es sah nicht so aus als wäre L wirklich wach, aber er schien seine Stimme zu hören und zuordnen zu können. Er sollte jetzt unbedingt einen Arzt rufen, aber wo war bloß der verflixte Notknopf?
„Danke“
Wieder nur reine Lippenbewegungen, aber sie ließen ihn in seiner Suche innehalten. L bedanke sich bei ihm. Für seine Rettung? Tief durchatmend ließ er sich erneut neben das Bett sinken und legte seine Hand auf die des Älteren. Sie fühlte sich kalt an, außer an der Stelle, wo die Nadel in seiner Haut steckte. Er hatte eigentlich keinen Dank verdient, nicht für das hier, und doch bestärkte ihn das noch einmal, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
„Ich werde dir jetzt einen Arzt rufen“, flüsterte er und griff mit der freien Hand auf den Nachttisch, wo der Notfallknopf gut sichtbar gelegen hatte.
Beyond war nicht zurückgekommen. Er nicht und L war auch noch im Krankenhaus. Die ganze Nacht über hatte er kein Auge zu bekommen, hatte sich mal wieder vollkommen in die Welt der Spiele geflüchtet und so die beschissene Realität verdrängt. Jetzt jedoch saß er alleine am Küchentisch, fernab von einer Welt lauter Helden und Superschurken, konfrontiert mit der kalten und grausamen Realität. Auch Light hatte sich nicht gemeldet, obwohl er L eigentlich nur ins Krankenhaus begleiten wollte. War das ein gutes Zeichen? Oder doch eher ein schlechtes?
Appetitlos schob er den Teller mit dem Käsebrot von sich weg und stand auf, um sich eine Tasse Kaffee zu kochen. Eigentlich trank er keinen Kaffee, aber heute brauchte er unbedingt etwas von dem koffeinhaltigen Zeug. Zumindest wenn er es irgendwie schaffte, diese blöde Maschine zum Laufen zu bringen. Er hatte sie noch nie wirklich benutzt und eine Gebrauchsanweisung gab es hier natürlich auch nicht. Also fiel die Sache mit dem Kaffee wohl doch flach.
Plötzlich klopfte es an der Wohnungstür. War wohl endlich mal Light, obwohl der Kerl ihn doch auch mal hätte anrufen können. Aber Hauptsache er musste nicht mehr ganz alleine hier sitzen und außerdem würde Light ihm bestimmt auch mit der Bedienung dieses widerspenstigen Geräts, das sich „Kaffeemaschine“ schimpfte, helfen können.
Die große Überraschung kam dann, als er die Tür öffnete und nicht Light, sondern Mello vor ihm stand. Was auch immer er wollte, er hatte gerade absolut keinen Bock auf diesen Betrüger, der einfach so schamlos mit seinen Gefühlen spielte. Er wollte schon die Tür zuschlagen, allerdings hatte der Blonde da schon seinen Fuß dazwischen.
„Hör mal, Matt, ich muss mit dir reden“, trug Mello auch gleich sein Anliegen vor und darauf hatte er noch viel weniger Lust.
„Ich habe aber keine Lust mit dir zu reden, also geh jetzt bitte.“
„Dann werde ich es eben hier erzählen, wo es alle anderen mitbekommen können. Wenn das eher in deinem Interesse liegt?“
Widerwillig gab Matt doch nach und gewährte dem Blonden Zutritt zu der Wohnung. Dieser ging auch zielstrebig und reichlich zufrieden in die kleine Küche und nahm dort auf einem Stuhl platz. Matt folgte ihm etwas langsamer und blieb an dem Küchenschrank gelehnt stehen. Alleine schon der Anblick des Blonden machte ihn sauer, aber riskieren das Mello irgendwas vor den anderen erzählte, wollte er auch nicht. Besonders nicht, weil er nicht genau wusste, was Mello überhaupt von ihm wollte.
„Du hast noch nichts von L gehört, oder?“, erkundigte sich Mello und betrachtete dabei das Käsebrot, wandte den Blick dann aber schnell wieder zu ihm, ließ ihn kurz über die Kücheneinrichtung gleiten und blieb schließlich an dem missglückten Versuch mit dem Kaffee hängen.
„Ach, auf einmal interessiert dich L also?“, meinte Matt mit einem spöttischen Schnauben. „Was sollte dieses Theater gestern? Ich dachte, du wolltest mich nicht sehen? Und wenn es wirklich nur wegen L ist: Nein, ich weiß nichts!“
Mello hatte die Kaffeemaschine nicht mehr eine Sekunde aus den Augen gelassen und stand nun auf. „Nun, um ehrlich zu sein war es nichts weiter als ein Test. Ich wollte herausfinden, wie du reagierst“, tat er das Geschehene mit einem Schulterzucken ab und begann mit geübten Handgriffen Kaffee aufzusetzen.
„Was für ein Test denn bitteschön und wieso ausgerechnet in einer solchen Situation?!“
„Ich wollte wissen, ob du dich im Extremfall für mich oder Light entscheiden würdest. In genau einer solchen Situation zeigt sich nämlich der wahre Charakter eines Menschen. Ich bin schon einmal so blauäugig gewesen und habe mich einfach so auf jemanden eingelassen und du weißt ja ganz genau, zu was das geführt hat. Diesen Fehler wollte ich nicht noch einmal tun“, erklärte ihm Mello in Seelenruhe, während die Kaffeemaschine jetzt brummend ihre Arbeit aufnahm und tatsächlich etwas zu brauen schien, was nach Kaffee aussah.
„Gut, ich habe mich für Light entschieden, also kannst du jetzt genauso gut verschwinden, ich habe nämlich langsam wirklich genug von dir.“ Es war genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich fühlte. Am liebsten würde er Mello nie wieder gehen lassen, schließlich liebte er ihn noch immer, aber er wollte sich wohl davor bewahren, selbst verletzt zu werden. Mello hatte es ja gerade ganz klar gesagt: Er hatte ihn vor die Wahl gestellt und er hatte sich nicht für ihn entschieden. Daran gab es nichts zu rütteln und er bereute seine Entscheidung auch nicht, aber trotzdem wünschte er sich nichts sehnlicher, als mit Mello zusammen sein zu können.
„Weißt du, Matt, ich war von deiner Entscheidung wirklich ein wenig überrascht“, fuhr Mello unbeirrt fort und ein leichtes Grinsen zupfte dabei an seinen Mundwinkeln, bevor er amüsiert den Kopf schüttelte, fast so als würde er sich über ihn lustig machen. „Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass du mich von jetzt auf gleich einfach stehenlassen und deinem Freund zur Hilfe eilen würdest. Das hat mir gezeigt, dass du deine langjährige und tiefe Freundschaft zu Light nicht wegen irgendwelchen egoistischen Dingen einfach so auf´s Spiel setzen würdest und in jeder Lage zu ihm hältst. Für eine solche Entschlossenheit bewundere ich dich wirklich. Früher habe ich mir auch immer einen Freund gewünscht, der mich, egal um was es sich auch handelt, durch dick und dünn begleitet, aber leider ist es auch immer bei dieser Wunschvorstellung geblieben.“
Das klang ja ganz so, als würde Mello jetzt plötzlich auf die Freundschaftsschiene wechseln wollen? Dabei sollte er sich doch ausmalen können, dass das für ihn ein Ding der Unmöglichkeit werden würde und somit außer Frage stand. Entweder ganz oder gar nicht, alles andere würde ihn nur weiter zerfressen, dem war er sich bereits bewusst geworden. „Vergiss es, ich werde ganz sicher nicht dein Freund“, schmetterte Matt die unausgesprochene Bitte hart ab und würde den Blonden am liebsten sofort vor die Tür setzen. Er fühlte sich gerade so elendig, fast noch mehr als vorher sowieso schon. Falls das überhaupt noch möglich war.
„Auch nicht mein fester Freund?“, fragte Mello jetzt schon fast ein wenig zaghaft und legte den Kopf etwas schief. „Würdest du es auch ablehnen, wenn ich dich darum bitten würde es mit mir zu versuchen? Eine Beziehung, meine ich?“ Mello schien ganz plötzlich etwas unsicherer als all die Minuten zuvor zu sein und er glaubte, etwas Hoffnung in den blauen Augen schimmern zu sehen. Und das war der Moment in dem er Begriff: Mello meinte es Ernst!
___________________________
Hallöchen :D
Hat´s bei euch auch den ganzen Tag geschüttet? Wirklich ekeliges Wetter :P
So, L hat überlebt, zumindest bis jetzt :)
Und Mello scheint endlich kapiert zu haben, was er an Matt hat. Aber wird Matt ihm diesen Vertrauensbruch auch verzeihen können?
Und unser lieber Beyond wird sicherlich auch noch eine Rolle spielen. Es bleibt also weiterhin spannend :D
Aus diesem Grund lesen wir uns dann hoffentlich auch am Samstag wieder :)
Eure Blue
Extrem übermüdet saß Light auf einem Stuhl vor der Glasscheibe der Intensivstation und musste sich wirklich zusammenreißen, um dem Drang nach Schlaf nicht nachzugeben. Er hatte sich gestern nicht nehmen lassen, zusammen mit L in dem Rettungswagen in die Klinik zu fahren. Zwar hatte er dafür die Erlaubnis seines Vaters einholen müssen, da er ja kein Angehöriger war, aber schlussendlich hatte es doch irgendwie geklappt. L hatte auch keine Angehörigen mehr hier, so wie er mitbekommen hatte und es wäre doch ziemlich blöd, wenn er aufwachte und rein niemand hier war.
Ls Leben hatte lange Zeit am seidenen Faden gehangen und noch während der Notoperation hatte er nicht nur einen hypovolämischen Schock erlitten, sondern war sogar für ein paar Sekunden klinisch tot gewesen. Irgendwie hatte sich L dann doch wieder aufgerappelt und kämpfte seitdem um sein Leben. Er hatte wirklich großes Glück gehabt, dass keine wichtigen Organe lebensgefährlich verletzt wurden und niemand das Messer aus der Wunde gezogen hatte, ansonsten wäre er wohl schon vor Ort verblutet. Auch wenn er bei der Einlieferung unterkühlt, dehydriert und leicht fiebrig gewesen war, schien er sich jetzt langsam auf dem Weg der Besserung zu befinden. Und alleine diese Tatsache bestärkte ihn darin, dass er sich richtig entschieden hatte.
Die Polizei hatte zwar sofort eine Großfahndung eingeleitet und die ganze Umgebung nach Beyond durchkämmt, aber er war wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Vielleicht hätten sie ihn schnappen können, wenn er ihm gefolgt wäre und nur versucht hätte ihn irgendwie aufzuhalten, aber das hätte L dann wohl das Leben gekostet. Auch die Sanitäter hatten das auf der Fahrt hierher gemeint, aber er kam trotzdem nicht drum herum, sich Vorwürfe zu machen.
„Guten Morgen, Herr Yagami“, begrüßte ihn die Schwester, die gerade den Raum betreten hatte, „möchten Sie etwas trinken?“
Er schüttelte nur den Kopf und verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl etwas, um eine bequemere Sitzposition zu finden. Die Schwester schenkte ihm noch ein zaghaftes Lächeln, bevor sie durch die Verbindungstür trat und den Zustand des Patienten überprüfte. Seit sich sein Zustand in der Nacht weitgehend stabilisiert hatte, kamen in regelmäßigen Abständen Pfleger und Schwestern vorbei, die den Zustand des Schwarzhaarigen kontrollierten und bei Bedarf eine neue Infusion einhängten.
L sah auch schon deutlich besser aus als noch vor wenigen Stunden. Zwar war er noch immer reichlich blass im Gesicht und mit den ganzen Kabeln und Schläuchen sah er einfach nur schrecklich aus, aber das war wirklich nichts im Vergleich zu gestern. Da war er ja schon mehr tot als lebendig gewesen, als er gerade einmal die Wohnung betreten hatte. Aber er war auch lange genug in Beyonds Fängen gewesen und wer weiß, was er alles mit ihm angestellt hatte und noch getan hätte, wenn sie nicht gekommen wären? Wahrscheinlich wäre dann schon alles vorbei gewesen.
Die Schwester schien inzwischen mit ihrer Kontrolle fertig zu sein und verließ sie wieder. Erschöpft stützte Light den Kopf auf seinen Armen ab und starrte, wie all die Stunden zuvor auch schon, durch die Scheibe in den sterilen Raum dahinter. Irgendwas musste auch zwischen Mello und seinem Freund vorgefallen sein, zumindest schien Matt reichlich angepisst gewesen zu sein. Wenn er heute oder so wieder nach Hause kam, musste er seinen Freund mal danach fragen. Hier durfte er ja leider kein Handy benutzen und L alleine lassen nur um zu telefonieren, wollte er auch nicht. Obwohl hier wirklich rein gar nichts passierte...
Plötzlich schreckte er hoch, hatte das Gefühl verschlafen zu haben und blinzelte ein paar Mal. Hatte er sich in seiner Träumerei gerade verguckt oder bewegte sich L wirklich? Angestrengt starrte er auf den gleichmäßig atmenden Studenten und dann tatsächlich – sein Hand ballte sich kurz zur Faust und seine Augenlider flatterten leicht. Kurz verzog er das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse und dann war es auch schon wieder vorbei und es kam ihm vor, als hätte er das gerade wirklich nur geträumt. Irritiert rieb er sich über die müden Augen, aber das Bild blieb dasselbe. L lag ganz ruhig da und bis auf das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs war keine Bewegung sichtbar. Also doch nur Einbildung?
Etwa drei Minuten saß er stocksteif da, den Blick angestrengt auf den Schwarzhaarigen gerichtet, damit ihm ja nicht eine Bewegung entging. Und dann wieder! Nur ganz kurz war die seltsame Grimasse zu sehen, aber dieser Moment reichte ihm. Hastig sprang er von seinem Stuhl auf, sodass dieser nach hinten umfiel, aber da war er schon an der gläsernen Verbindungstür angekommen und hockte nur wenig später neben dem Krankenbett. „L? Kannst du mich hören?“, flüsterte er und musste sich kurz räuspern, da seine Stimme ihm beim Sprechen wegzubrechen drohte. Von jetzt auf gleich schien seine Müdigkeit wie verflogen und hatte der Anspannung und Nervosität platz gemacht. Bisher war noch nicht klar, ob L durch den kurzzeitigen Herzstillstand irgendwelche Schäden davontragen würde und deshalb machte er sich Sorgen.
„Light“
Vollkommen tonlos formten seine Lippen diese Worte, ohne das sein Körper sich weiter regte. Es sah nicht so aus als wäre L wirklich wach, aber er schien seine Stimme zu hören und zuordnen zu können. Er sollte jetzt unbedingt einen Arzt rufen, aber wo war bloß der verflixte Notknopf?
„Danke“
Wieder nur reine Lippenbewegungen, aber sie ließen ihn in seiner Suche innehalten. L bedanke sich bei ihm. Für seine Rettung? Tief durchatmend ließ er sich erneut neben das Bett sinken und legte seine Hand auf die des Älteren. Sie fühlte sich kalt an, außer an der Stelle, wo die Nadel in seiner Haut steckte. Er hatte eigentlich keinen Dank verdient, nicht für das hier, und doch bestärkte ihn das noch einmal, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
„Ich werde dir jetzt einen Arzt rufen“, flüsterte er und griff mit der freien Hand auf den Nachttisch, wo der Notfallknopf gut sichtbar gelegen hatte.
Beyond war nicht zurückgekommen. Er nicht und L war auch noch im Krankenhaus. Die ganze Nacht über hatte er kein Auge zu bekommen, hatte sich mal wieder vollkommen in die Welt der Spiele geflüchtet und so die beschissene Realität verdrängt. Jetzt jedoch saß er alleine am Küchentisch, fernab von einer Welt lauter Helden und Superschurken, konfrontiert mit der kalten und grausamen Realität. Auch Light hatte sich nicht gemeldet, obwohl er L eigentlich nur ins Krankenhaus begleiten wollte. War das ein gutes Zeichen? Oder doch eher ein schlechtes?
Appetitlos schob er den Teller mit dem Käsebrot von sich weg und stand auf, um sich eine Tasse Kaffee zu kochen. Eigentlich trank er keinen Kaffee, aber heute brauchte er unbedingt etwas von dem koffeinhaltigen Zeug. Zumindest wenn er es irgendwie schaffte, diese blöde Maschine zum Laufen zu bringen. Er hatte sie noch nie wirklich benutzt und eine Gebrauchsanweisung gab es hier natürlich auch nicht. Also fiel die Sache mit dem Kaffee wohl doch flach.
Plötzlich klopfte es an der Wohnungstür. War wohl endlich mal Light, obwohl der Kerl ihn doch auch mal hätte anrufen können. Aber Hauptsache er musste nicht mehr ganz alleine hier sitzen und außerdem würde Light ihm bestimmt auch mit der Bedienung dieses widerspenstigen Geräts, das sich „Kaffeemaschine“ schimpfte, helfen können.
Die große Überraschung kam dann, als er die Tür öffnete und nicht Light, sondern Mello vor ihm stand. Was auch immer er wollte, er hatte gerade absolut keinen Bock auf diesen Betrüger, der einfach so schamlos mit seinen Gefühlen spielte. Er wollte schon die Tür zuschlagen, allerdings hatte der Blonde da schon seinen Fuß dazwischen.
„Hör mal, Matt, ich muss mit dir reden“, trug Mello auch gleich sein Anliegen vor und darauf hatte er noch viel weniger Lust.
„Ich habe aber keine Lust mit dir zu reden, also geh jetzt bitte.“
„Dann werde ich es eben hier erzählen, wo es alle anderen mitbekommen können. Wenn das eher in deinem Interesse liegt?“
Widerwillig gab Matt doch nach und gewährte dem Blonden Zutritt zu der Wohnung. Dieser ging auch zielstrebig und reichlich zufrieden in die kleine Küche und nahm dort auf einem Stuhl platz. Matt folgte ihm etwas langsamer und blieb an dem Küchenschrank gelehnt stehen. Alleine schon der Anblick des Blonden machte ihn sauer, aber riskieren das Mello irgendwas vor den anderen erzählte, wollte er auch nicht. Besonders nicht, weil er nicht genau wusste, was Mello überhaupt von ihm wollte.
„Du hast noch nichts von L gehört, oder?“, erkundigte sich Mello und betrachtete dabei das Käsebrot, wandte den Blick dann aber schnell wieder zu ihm, ließ ihn kurz über die Kücheneinrichtung gleiten und blieb schließlich an dem missglückten Versuch mit dem Kaffee hängen.
„Ach, auf einmal interessiert dich L also?“, meinte Matt mit einem spöttischen Schnauben. „Was sollte dieses Theater gestern? Ich dachte, du wolltest mich nicht sehen? Und wenn es wirklich nur wegen L ist: Nein, ich weiß nichts!“
Mello hatte die Kaffeemaschine nicht mehr eine Sekunde aus den Augen gelassen und stand nun auf. „Nun, um ehrlich zu sein war es nichts weiter als ein Test. Ich wollte herausfinden, wie du reagierst“, tat er das Geschehene mit einem Schulterzucken ab und begann mit geübten Handgriffen Kaffee aufzusetzen.
„Was für ein Test denn bitteschön und wieso ausgerechnet in einer solchen Situation?!“
„Ich wollte wissen, ob du dich im Extremfall für mich oder Light entscheiden würdest. In genau einer solchen Situation zeigt sich nämlich der wahre Charakter eines Menschen. Ich bin schon einmal so blauäugig gewesen und habe mich einfach so auf jemanden eingelassen und du weißt ja ganz genau, zu was das geführt hat. Diesen Fehler wollte ich nicht noch einmal tun“, erklärte ihm Mello in Seelenruhe, während die Kaffeemaschine jetzt brummend ihre Arbeit aufnahm und tatsächlich etwas zu brauen schien, was nach Kaffee aussah.
„Gut, ich habe mich für Light entschieden, also kannst du jetzt genauso gut verschwinden, ich habe nämlich langsam wirklich genug von dir.“ Es war genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich fühlte. Am liebsten würde er Mello nie wieder gehen lassen, schließlich liebte er ihn noch immer, aber er wollte sich wohl davor bewahren, selbst verletzt zu werden. Mello hatte es ja gerade ganz klar gesagt: Er hatte ihn vor die Wahl gestellt und er hatte sich nicht für ihn entschieden. Daran gab es nichts zu rütteln und er bereute seine Entscheidung auch nicht, aber trotzdem wünschte er sich nichts sehnlicher, als mit Mello zusammen sein zu können.
„Weißt du, Matt, ich war von deiner Entscheidung wirklich ein wenig überrascht“, fuhr Mello unbeirrt fort und ein leichtes Grinsen zupfte dabei an seinen Mundwinkeln, bevor er amüsiert den Kopf schüttelte, fast so als würde er sich über ihn lustig machen. „Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass du mich von jetzt auf gleich einfach stehenlassen und deinem Freund zur Hilfe eilen würdest. Das hat mir gezeigt, dass du deine langjährige und tiefe Freundschaft zu Light nicht wegen irgendwelchen egoistischen Dingen einfach so auf´s Spiel setzen würdest und in jeder Lage zu ihm hältst. Für eine solche Entschlossenheit bewundere ich dich wirklich. Früher habe ich mir auch immer einen Freund gewünscht, der mich, egal um was es sich auch handelt, durch dick und dünn begleitet, aber leider ist es auch immer bei dieser Wunschvorstellung geblieben.“
Das klang ja ganz so, als würde Mello jetzt plötzlich auf die Freundschaftsschiene wechseln wollen? Dabei sollte er sich doch ausmalen können, dass das für ihn ein Ding der Unmöglichkeit werden würde und somit außer Frage stand. Entweder ganz oder gar nicht, alles andere würde ihn nur weiter zerfressen, dem war er sich bereits bewusst geworden. „Vergiss es, ich werde ganz sicher nicht dein Freund“, schmetterte Matt die unausgesprochene Bitte hart ab und würde den Blonden am liebsten sofort vor die Tür setzen. Er fühlte sich gerade so elendig, fast noch mehr als vorher sowieso schon. Falls das überhaupt noch möglich war.
„Auch nicht mein fester Freund?“, fragte Mello jetzt schon fast ein wenig zaghaft und legte den Kopf etwas schief. „Würdest du es auch ablehnen, wenn ich dich darum bitten würde es mit mir zu versuchen? Eine Beziehung, meine ich?“ Mello schien ganz plötzlich etwas unsicherer als all die Minuten zuvor zu sein und er glaubte, etwas Hoffnung in den blauen Augen schimmern zu sehen. Und das war der Moment in dem er Begriff: Mello meinte es Ernst!
___________________________
Hallöchen :D
Hat´s bei euch auch den ganzen Tag geschüttet? Wirklich ekeliges Wetter :P
So, L hat überlebt, zumindest bis jetzt :)
Und Mello scheint endlich kapiert zu haben, was er an Matt hat. Aber wird Matt ihm diesen Vertrauensbruch auch verzeihen können?
Und unser lieber Beyond wird sicherlich auch noch eine Rolle spielen. Es bleibt also weiterhin spannend :D
Aus diesem Grund lesen wir uns dann hoffentlich auch am Samstag wieder :)
Eure Blue