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Ein kranker Beastmen

Kurzbeschreibung
GeschichteHumor / P12 / Gen
29.12.2013
29.12.2013
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932
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Da stehst du nun. Vor der Zimmertüre eines menschenhassenden jungen Mannes, der wegen einer einfachen Erkältung nicht einmal ansprechbar ist. Du wusstest gar nicht, dass er überhaupt krank sein konnte. Doch seine Laune scheint nicht die beste zu sein, weshalb man dich vorgeschickt hat. Deinen Tod kann man ja verkraften! Ja, du als einfaches Menschlein, welches sich nicht einmal erklären kann, wie es hier so lange überlebt hat. Du nickst dir selbst zu, bevor du die Hand hebst, um an die Türe zu klopfen. Ein furchtbar genervtes Murren erklingt. Kurz überdrehst du die Augen, dann drückst du die Klinke hinunter und trittst ein. Mit einem überraschten Laut siehst du dich um. Das Zimmer ist riesig.Und unordentlich.

Dein Herz bleibt einen Moment stehen, als du ein heiseres Krächzen vernimmst. Viral lugt um die Ecke eines schmalen Gangs, der wohl zum Bad führt. Feindselig liegt sein Blick auf dir, doch seine Müdigkeit verraten die dunklen Ringe unter seinen Augen. Sein blondes Haar steht wild nach allen Seiten ab und du siehst ihn zum ersten Mal in ganz einfacher Kleidung, die aus einem Hemd und einer weiten Hose besteht. Schuhe trägt er keine, und du kommst nicht um den Gedanken herum, dass ihm pinke Häschen-Pantoffeln jetzt ganz besonders gut stehen würden. Mit Mühe verkneifst du ein Auflachen und lächelst ihm stattdessen entgegen, um freundlich zu wirken.

„Was willst du?“, fragt er schroff und reißt dich so aus deinen Gedanken.

„Äh…ich bin hier, um dir deine Medizin...“, fängst du deine Erklärung an und merkst dabei, wie dumm es sich anhört. „…zu bringen.“

„Brauch ich nicht.“

Mit diesen Worten schlurft er zu seinem Bett und lässt sich dort nieder, dich geflissentlich ignorierend. Er nimmt sich sogar ein Buch und blättert darin, um ja beschäftigt auszusehen. Doch optimistisch wie du bist, schreitest du einfach quer durch den Raum und reißt die Vorhänge beiseite, um das Fenster aufzumachen.

„Frische Luft tut gut, nicht wahr?“, fragst du fröhlich und drehst dich zu Viral um, dem deine Idee anscheinend nicht so gut gefällt.

Perplex starrst du auf die Bettdecke, die den Blonden komplett verdeckt. Seufzend näherst du dich dem Hügel und stupst ihn an. Ja…du bist wirklich lebensmüde.

„Jetzt komm schon, Viral. Nimm die Medizin und dann kannst du dich wieder verkriechen.“

Du willst tatsächlich, dass er wieder gesund wird. Weil du ihn magst. Er fasziniert dich einfach. Seine ganze Art wirkt so furchtbar anziehend auf dich, dass du dich dafür am liebsten ohrfeigen würdest.
 
Wie durch ein Wunder schlägt Viral die Decke zurück und sitzt auch noch aufrecht im Bett. Ziemlich passend, wie du findest. Zufrieden ziehst du drei Packungen aus dem Nichts hervor und stellst sie auf das kleine Kästchen neben dir. Eine von ihnen öffnest du gleich darauf und holst eine braune Flasche heraus. Langsam gibst du etwas von der zähen Flüssigkeit auf den Löffel, den du auch aus deiner Hosentasche gekramt hast, und beobachtest aus dem Augenwinkel Viral, der kaum merklich den Mund verzog.

Mit einem leichten Grinsen stellst du das Fläschchen wieder weg und hältst ihm den Löffel hin.

„Mund auf, Viral.“

Nach anfänglichem Zögern gehorcht er. Vorsichtig näherst du den Löffel  seinem Mund und flößt ihm die Medizin ein. Er ist nicht begeistert. Ganz und gar nicht. Mit einer Mischung aus Husten und Spucken schüttelt er sich und wischt sich mit dem Ärmel quer übers Gesicht. Doch du kennst keine Gnade und folgst sogleich mit einer Plastikspritze, in der etwas gegen den Husten war. Jedoch rechnest du in diesem Moment nicht mit seiner Aggressivität, sodass du dich mit aller aufbringbaren Kraft gegen seine fuchtelnden Arme wehren musst. Er versucht dich, so gut es geht, von sich fernzuhalten. Grimmig schaut ihr euch ein paar Minuten lang an, wartend, dass einer etwas tut.

„Du benimmst dich wie ein kleines Kind, Viral!“

„Das muss ich mir von einem nackten Affen nicht sagen lassen“, gibt Viral nur herablassend zurück.

Ein letztes Mal wirfst du dich nach vorne, knickst dabei dummerweise um und landest direkt auf dem Blonden. Wütend schlägt er nach dir aus und du springst sofort zurück, denn Bekanntschaft mit so einer Wucht möchtest du nicht machen. Leider kannst du nicht verhindern, dass dir eine gewisse Röte in die Wangen geschossen ist, weshalb du mit einem besonders bösen Blick davon ablenken willst.

„Ich gehe!“, verkündest du nach einer spannungsgeladenen Stille. „Verreck meinetwegen!“

Du weißt nicht, wieso du auf einmal so eine Wut verspürst. Vielleicht, weil Viral so blind ist? Weil er sich für etwas Besseres hält? Weil er dich immer nur beleidigt und dich noch nie mit deinem Namen angesprochen hat? Und für seinen Idioten empfindest du so etwas wie Zuneigung! Stolz erhobenen Hauptes gingst du auf die Tür zu, doch noch bevor deine Hand die Klinke berührt, packt ein fester Griff deinen Oberarm. Mit leisem Schlucken siehst du auf die klauenartige Hand, die einen schmerzhaften Druck ausübt.

„Du erlaubst dir was…“, flüstert Viral dir mit seiner typisch zischelnden Stimme ins Ohr.

Grob zwingt er dich mit seiner freien Hand, ihn anzusehen. Die Röte auf deinem Gesicht wird dunkler, als du dich dieser Nähe bewusst wirst. Seine katzenartigen Augen nehmen dich gefangen und du starrst ihn einfach nur an. Das Blut rauscht immer lauter in deinen Ohren, doch dann lässt er dich los und kehrt dir den Rücken. Du reagierst erst ein paar Momente später und ergreifst die Flucht, die Tür fällt hinter dir unangenehm laut ins Schloss.

„Verdammter Viral…“, murmelst du, als du den Gang entlang hastest.
Dein ganzes Gesicht ist feuerrot und du ballst unbewusst die Hände zu Fäusten, doch ein kleines, beschämtes Lächeln kannst du dir nicht verbieten.
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