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Ein Hauch von Weihnachten

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Het
Det. First Grade Carlton Hickman Det. Sgt. Anne- Marie San
24.12.2013
24.12.2013
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Lustlos blickte sich Hickman in seinem Wohnwagen um.
Er hätte aufräumen können für die Feiertage, doch er erwartete weder Besuch, noch schrieb er dem Fest irgendeine große Bedeutung zu.
Alles was darauf hinwies dass morgen Weihnachten war, war ein kleiner batteriebetriebener Plastikbaum, der gerade mal so hoch, wie seine Hand lang war.

Er tippte das grüne Bäumchen an, dessen gelbe LEDs mit letzter Energie aufflackerten.
"Meine Akkus aus der Fernbedienung bekommst du nicht." prophezeite er dem Mini-Weihnachtsbaum, stieß diesen erneut an und er leuchtete wieder heller.
"Geht doch."

Es klopfte an der Tür und Carl erschrak.
Wer kam bei diesem Wetter und dieser späten Stunde noch zu ihm hinaus?

"Herein."

Er stand der Tür gegenüber, hatte die linke Hand an seiner Waffe, die hinter ihm auf der Ablage lag. Anne-Marie huschte herein, beruhigt aber auch verwundert ließ Hickman die Waffe los, lehnte sich locker zurück und versteckte seine rechte Hand unter dem linken Unterarm.

Neugierig sah sein Gast sich um und öffnete den Reißverschluss ihrer weißen Winterjacke.
Carl bereute es jetzt nicht aufgeräumt zu haben. Er lebte im Chaos, in seinem eigenen kleinen Durcheinander.

"Ganz schön warm hier drin. Hätte ich nicht gedacht."  lenkte sie vom eigentlichen Grund ihres Kommens ab.
"Dank einer neumodische Erfindung namens Heizung. Anne-Marie, was machst du denn hier?"
Für einen Moment wirkte es als wüsste sie es selbst nicht genau, bis sich ein vorsichtiges Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete.
"Ich bin durch die Gegend gefahren und verteile Weihnachtsgeschenke."

Einen Tag vor Weihnachten? Durch ganz Europa? fragte er sich im ersten Moment. Schließlich waren alle Teammitglieder über die Feiertage nach Hause gefahren.

"Du hast ein Geschenk für mich?"
Er hatte nicht mal Kaffee da, den er ihr anbieten konnte.
"Ich habe leider gar nichts für dich."

Er griff nach hinten, erfasste das Leder, das neben seiner Waffe lag und wollte seinen Handschuh überziehen.
"Warte, kann ich sie sehen?"
Er hielt inne, steckte den Handschuh in die Hosentasche und sie trat näher, betrachtete seine verletzte Hand.
"Darf ich sie anfassen?"
Er schüttelte leicht den Kopf, mehr aus Verwunderung als zum Zeichen der Verneinung und legte ihre Hand sanft auf seinen Unterarm nahe dem Handgelenk.
"Ab da."
Langsam strich sie seinen Arm aufwärts über seine Schulter bis ihre Fingerspitzen sachte an seinem Hals ruhten.
Mitfühlend sah sie ihn an, erwartungsvoll und auch voller Fragen. Der Ausdruck in ihren Augen schwankte zwischen Überzeugung und Unsicherheit. Hickman tat sich schwer darin eine klare Absicht zu entdecken und räusperte sich.

"Du weißt, du musst mir nichts schenken."
"Ich möchte es."
Sie bugsierte ihn zur nächsten Sitzgelegenheit, er ließ es kommentarlos geschehen, spürte noch immer ihre kühle Hand auf seiner Haut.
"Setz dich."

"Du machst es ja spannend."
"Schließ bitte die Augen."
Er vertraute ihr, nur deshalb tat er es, spürte bald darauf ihren Atem seine Wange streifen.
"Soll ich raten?"
"Nein."

Erst geschah nichts und er war versucht zu blinzeln, bis Carl ihre Lippen auf seinen spürte, wie eine Feder, die ihn im Vorbeischweben leicht berührte. Erschrocken zuckte er zusammen.

Im nächsten Moment hörte er es poltern, die Tür wurde aufgerissen und kalte Luft strömte herein, legte sich frostig wie ein Seil um seine  Fußgelenke und wanderte seine Waden herauf.
Perplex öffnete Carl die Augen.
"Verdammt." fluchte er verärgert über seine Reaktion, sah die Lichter des Weihnachtsbaums blinken und stürmte aus dem Wohnwagen.

Die Schneedecke, die seit ein paar Tagen seine Umgebung bedeckte, glitzerte im Mondlicht.
"Anne-Marie!" rief Hickman laut und eine große Atemwolke bildete sich in der eisigen Luft vor seinem Gesicht.
Schnell blickte er sich um und folgte ihren Fußspuren, nachdem es mittags wieder geschneit hatte war nur sie hier gewesen. Der Schnee knirschte unter jedem seiner Schritte und er sank ein Stück in den glänzenden, weißen Teppich ein.
"Anne-Marie!"
Die Spuren führten hinter einen der anderen Wohnwagen, dort stand sie neben ihrem Auto, trat nervös auf der Stelle und kramte nach ihrem Schlüssel.
"Anne-Marie?" fragte er leise und sie wandte sich zu ihm um.
"Bist du bescheuert? Ohne Jacke hier draußen rumzulaufen?" fuhr sie ihn an.

Er schaute verwirrt an sich herunter. Carl zitterte bereits, dabei hatte er die Kälte nicht bemerkt, seit er den Wohnwagen verlassen hatte.
"Geh sofort wieder rein." befahl Anne-Marie ihm.
"Nur wenn du mitkommst." stellte er klar.
Sie ergriff seine linke Hand, zog ihn zügig in seine Unterkunft zurück.

Er schloss die Tür hinter sich und hörte ihren Reißverschluss.
Hinter sie getreten griff er mit der Linken an den Kragen ihrer Jacke und half ihr heraus.
Anne-Marie drehte sich zu ihm um, wollte sie ihm abnehmen, doch Carl warf sie einfach nach links auf den Boden.

"Du zitterst." hauchte sie ihm entgegen.
Sie nahm seine kalte Hand, legte sie sich an ihre Wange und sah ihm endlich in die Augen.
"Warum bist du weggelaufen?" fragte er leise.
"Ich dachte, es gefällt dir nicht. Ich hatte noch nie ein Händchen für gute Geschenke." sagte sie entschuldigend.
"Wenn das so ist, gebe ich es dir zurück."
Er war dicht an sie heran gerückt um sie zu küssen.

Während sie eng umschlungen Geschenke austauschten, gaben die Batterien des kleinen Weihnachtsbaums vollends den Geist auf und dennoch lag ein Hauch von Weihnachten in der Luft.
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