Ehemaligentreffen
von Durhin
Kurzbeschreibung
Wie der Titel schon sagt, steht ein Ehemaligentreffen für Johnny an. Er ist erst einmal alles andere als erfreut - aber mit der richtigen Begleitung könnte das durchaus ein unvergesslicher Abend werden, oder?! Ich-Perspektive -> Johnny Deathshadow.
GeschichteHumor, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Don Daniel
Johnny Deathshadow
17.11.2013
17.12.2013
6
13.661
17.11.2013
2.953
So, da bin ich wieder :)
Eine neue Story im Gepäck, die mal wieder ein paar Kapitel mehr umfassen könnte - mindestens schonmal zwei xD
Dieses Pairing hat sich übrigens xxAngelyxx gewünscht. Und als treuste Leserin und Freundin kann ich ihr diesen Wunsch selbstverständlich nicht abschlagen ;)
Warnung: Ein bisschen zärtliche Männerliebe kommt drin vor. Und es ist aus Johnnys Sicht geschrieben...
Also: Have Fun!
****************************
Alle Jahre wieder… war Ehemaligentreffen. Ich hasste das. Es gab ja wirklich haufenweise schöne Momente in meinem Leben – die Schulzeit hatte kaum welche davon bereitgehalten. Nicht dass ich schlecht in der Schule gewesen wäre. Oder dass ich unbeliebt war. Nein, ich war nur einfach tierisch froh, dass diese Zeit hinter mir lag.
In der Schule hatte ich schließlich nicht rauchen dürfen. Nicht trinken dürfen. Und Sex auf dem Schulklo war vom Direktor irgendwie auch nicht gern gesehen. Blöder Verein. Ich hatte dort also quasi nur meine Strafe abgesessen und mich hinterher gefreut, dort wegzukommen.
Tja – das war jetzt 10 Jahre her. Und wie das bei so runden Zahlen dann nun mal war, wollte man das feiern. Oder so ähnlich. Den Sinn dahinter hatte ich noch nie so ganz verstanden, das gab ich ehrlich zu.
Aber nun gut: Wenn man mich lieb und herzlich einlud, konnte ich das schlecht abschlagen. Folglich hatte ich zu gesagt. Was ich dabei leider nicht bedacht hatte: Meine Freundin war im Urlaub. Damit hatte ich keine Begleitung.
Was ich noch weniger bedacht hatte, war, dass auch meine Jungs verplant waren. Zumindest Eike, der bei seinen Schwiegereltern den Vorzeige-Schwiegersohn spielen musste, und Maik, der sich mit seiner Freundin ein wenig Kultur reinpfiff und im Musical „König der Löwen“ sein würde.
Das einzig Tolle: Meine Band bestand aus insgesamt vier Jungs. Ergo… war meine Rettung Daniel – er wusste es bloß noch nicht. Als er darum heute ans Handy ging, überfiel ich ihn sogleich: „Daniel, du bist doch mein Freund, oder?“
Und das war er wirklich, denn seine Antwort war bloß: „Gibt’s dafür Bier?“
„Japp.“ „Gut, wann holst du mich ab?“ Ach, ich liebte es, wenn es so schön unkompliziert war. „Morgen Abend 17 Uhr. Und bitte zieh dir was Anständiges an.“
„Oh, was Anständiges kostet aber mindestens zwei Bierchen extra.“ „Meinetwegen spendiere ich dir auch ein Six-Pack extra. Kriegst du das gebacken?“ Die Frage war sinnfrei. Für Bier bekam Daniel alles gebacken – notfalls ließ er dafür sogar die Erde anhalten.
„Logo. Zwei Bierchen als Anzahlung bitte.“
Wären doch alle Verhandlungen heutzutage so einfach.
Das Telefonat hatte insgesamt nicht länger als fünf Minuten gedauert, ich schuldete Daniel damit offiziell zwei Sechserträger Bier und hatte dafür eine zuverlässige Begleitung, mit der ich unter Garantie meinen Spaß haben würde. Spaß im Sinne von: Daniel war für wirklich JEDEN Scheiß zu haben. Da konnte ich mich ja fast schon auf den Abend freuen.
Aber nur fast. Denn bereits am nächsten Tag stand ich murrend vorm Spiegel. Ich wollte da nicht overdressed auflaufen. Aber mit meinem Bühnenoutfit würde ich dort wohl auch kaum einen Krieg gewinnen. Was zog man dann also an? Und überhaupt: Würde es eher warm oder kühl werden? Kamen alle im Smoking?
Prompt fiel mir wieder ein, wieso ich solche Treffen nicht wirklich leiden konnte.
Ich entschied mich für ein schlichtes, dunkelblaues Hemd und eine ordentliche, schwarze Stoffhose dazu. Oben drüber kamen noch eine schwarze Stoffweste und dann der passende Schlips dazu. So sollte ich wohl durchkommen. Die Haare einmal locker durchgekämmt. Fertig.
Jetzt fehlte nur noch „der Mann an meiner Seite“.
Und genau den holte ich nun ab. Nachdem ich geklingelt hatte, stand auch schon zwei Sekunden später ein gestylter und gestriegelter Bassist vor mir. Und der grinste breit: „Zwei Dumme, ein Gedanke, was?!“
Ich möchte betonen: Es war wirklich Zufall, dass wir zum selben Outfit gegriffen hatten: Schwarze Stoffhose, dunkelblaues Hemd, schwarze Weste und Schlips.
Daniel jedenfalls wippte gespielt mit seinen Augenbrauen: „Das Blau passt wundervoll zu deinen Augen.“ Und ich spielte selbstverständlich mit, indem ich verlegen tat. „Du Casanova. Aber denk dran, dass du meine Begleitung bist. Wirf dich bloß nicht da gleich an den nächstbesten anderen Kerl ran!“
Das ließ ihn lachen, während er mir doch tatsächlich voll gentlemanlike den Arm anbot: „Würde ich doch niemals tun! Bereit?!“ Ich nickte. „Gut, dann darfst du mir JETZT endlich verraten, wo du mich überhaupt hin entführst. Und warum in Drei-Teufels-Namen musste ich mich eigentlich so zurecht machen?“
Man verzeihe mir, dass ich schnurrte: „Weil du so nun mal verdammt heiß aussiehst und ich ein paar Leute neidisch machen will.“ Daniel führte mich zurück zum Auto, wobei er fragte: „Und wen?“ „Meine ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler.“ Prompt rieb sich mein Bassist die Hände. „Oh, das wird ein Spaß. Also… wir sind jetzt seit genau 3 Jahren ein Paar, leben in einer gemeinsamen Wohnung in Hamburg und haben zusammen eine Band gegründet. Die zwei anderen Mitglieder sind ebenfalls ein Paar und manchmal tendieren wir zum Vierer.“
Ja, mein Freund genoss es jetzt schon, sich eine Story für uns auszudenken. „Dir ist schon klar, dass, wenn die uns das wirklich glauben sollen, wir dann auch eine dementsprechende Show liefern müssen, oder?“ gab ich zu bedenken.
„War das jemals ein Problem für uns?!“ war die simple Gegenfrage meines Mitfahrers, während ich da eine warme Hand auf meinem Oberschenkel spürte. „Nope, war es noch nie.“ „Siehste. Oder meinste, dass du eingerostet bist und wir erst noch mal wieder üben sollten?“
Klang Daniel dabei anzüglich?! Nö, gar nicht.
„Mir egal. Ich denke, ich krieg das notfalls noch aus dem Stehgreif hin. Wie haben wir uns kennen gelernt?“ Daniel überlegte kurz. „Du warst der DJ auf der Verlobungsfete meines Bruders und ich hab mich da sofort unsterblich in dich verschossen. Aber weil ich so schüchtern war, musste mein Bruder uns verkuppeln.“
„Du und schüchtern“, grinste ich bloß. Die Geschichte gefiel mir. Bei dem Stichwort „unsterblich verknallt“ würden sofort alle Ex-Mitschülerinnen lauter Herzchenaugen kriegen und verträumt an seufzen. Manchmal hatte mein Freund doch wirklich brillante Ideen.
„Hm, wollen wir dann auch die Dramanummer bringen. Dass ich im Laufe des Abends herausfinde, dass du mir mit Eike fremd gehst? Oder soll es lieber Maik sein?“ Sogleich protestierte ich: „Wieso muss ich der Fremdgeher sein?! Immer auf den armen, kleinen Sänger, oder wie???“
„Na gut: Dann kriegt halt der Bassist sie mal wieder alle“, gluckste mein Beifahrer begeistert. „Aber lang bei der Ohrfeige erst ordentlich zu, wenn ich mich durch ein entsprechendes Vorglühen standesgemäß darauf vorbeireiten konnte, ja?!“
„Och, das passiert ganz spontan.“ Ich wusste nun schon, dass ich mich ganz gewaltig am Riemen reißen müssen würde, um nicht schon vorher in schallendes Gelächter auszubrechen. „Und lass bloß nicht wieder den Mafiosi raushängen!“ grinste Daniel nun breit.
Ich tat daraufhin geschockt und erwiderte mit verstellt rauchiger, verkratzter Stimme und einem nicht zu überhörenden, italienischen Akzent: „Luigi, mein Freund… du hast mich sehr enttäuscht. Daher habe ich dir neue Schuhe gekauft… aus Beton… sie sitzen perfecto…!“
Daniel lag auf dem Beifahrersitz vor Lachen. Ich glaub, der hielt sich sogar den Bauch. „Gnade!“ winselte er nach Luft schnappend.
„Na gut, dann nicht die „enttäuschter Pate“-Nummer. Schade.“ Daniel brauchte noch einen Moment, ehe er sich von seinem Lachanfall erholt hatte, dann fragte er neugierig: „Wissen die eigentlich gar nicht, wie es wirklich um dich steht?“
Ich schüttelte entschlossen mit dem Kopf: „Nicht wirklich. Denn vom Gesichtsbuch aus kennen die doch die Bilder von uns. Woher sollen die also die Wahrheit kennen?“ Gute Frage.
Zehn Minuten später fuhren wir auf den Schulparkplatz. Hier herrschte bereits reges Treiben – ein Kommen und teils auch schon wieder ein Gehen. Ich stellte das Auto ab und blickte dann zu Daniel hinüber. Der grinste bloß. „Bereit?“ fragte er mich mit diesem schelmischen Grinsen in den Augen. „Aber so was von.“
Also stiegen wir aus, ich schloss das Auto ab und richtete im Seitenspiegel noch einmal die Krawatte. Korrektur: Ich WOLLTE es, denn schon trat Daniel grinsend an mich heran und erledigte das für mich. „So, komm, mein Schatz, du wirst erwartet!“ und damit bot er mir dann wieder seinen Arm an, den ich selbstverständlich nur zu gern annahm.
Wir fielen aufgrund unserer Klamottenwahl nicht negativ auf – das war schon mal gut. Dafür wurden wir als „Paar“ schief angeguckt. Dazu ließ sich einfach nur noch Folgendes sagen: „Let the show begin!“
„Hallo Johnny!“ wurde ich sehr bald begrüßt. Vor mir stand meine ehemalige Mitschülerin und ehemals gute Freundin Klara. Nettes Mädchen. Und netter Vorbau. Wir waren eine Zeitlang das süßeste Paar des Jahrgangs gewesen. Nun war sie offensichtlich Mutter einer sechsjährigen Tochter und der Macker sah aus wie ihr Ehemann. Dem Ring nach zu urteilen, hatte ich sogleich ins Schwarze getroffen.
„Hi Klara, schön dich zu sehen!“ Das war tatsächlich nicht gelogen. Sie traf ich gerne wieder. Ihre Familie hätte sie auch gern zu Haus lassen können: Kinder waren nervig und der Stecher schaute uns an, als wären wir eine Krankheit.
Das einzig Gute: Es sah definitiv so aus, als hätte Klara in der Beziehung die Hosen an. Deswegen sagte Mr. Big Daddy auch nichts weiter, auch wenn ich deutlich sehen konnte, wie er das Gesicht verzog, als ich seine Frau kurz in den Arm schloss.
„Das ist übrigens mein Mann Kevin…“
Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Daniel sich ganz gewaltig auf die Lippe biss. Hoffentlich hieß das Kind nicht Chantal…
„Und Michelle kennst du auch noch nicht, oder?“ „Nein, ich hatte leider noch nicht das Vergnügen.“ Kevin reichte ich kurz die Hand, Michelle lächelte ich bloß zu. Die fand Daniel ohnehin grad viel interessanter. „Du bist ja groß!“ staunte sie offen.
Okay, dazu sei gesagt: Klara hatte nicht ganz meine Größe und Kevin war fast einen halben Kopf kleiner als sie. Niedliches Gespann.
„Ich hab immer brav meinen Teller leer gemacht und genügend Fruchtzwerge gegessen“, gluckste Daniel. Kevin wollte inzwischen von mir wissen: „Und, Johnny… das ist dein Bruder?“ Das hoffte er vielleicht – aus welchen Gründen auch immer.
„Ähm nein, das ist Daniel, mein Freund.“ Nun machte allerdings auch Klara große Augen. „Freund… von Freund-Freund?!“ bohrte sie nach. „Mein fester Freund, ja.“ Ich lächelte Daniel übertrieben verliebt an. Bisschen schnulzig zwar, aber hey: Wir durften das – wir waren nun offiziell schwul.
Daniel erwiderte das Lächeln und schlang von hinten seine Arme um mich – hach süüüüß. Und während wir so offen turtelten, bekam Klara ihren Mund nicht mehr zu und Kevin hatte auf einmal Stilaugen. Nur Michelle war heillos überfordert. „Mama, was machen die da?“
Immerhin: Klara war klasse, denn die strahlte nun breit: „Die lieben sich – so wie dein Papa und ich!“ Hörte ich den Papa grad etwa würgen?! Und grinste ich deshalb in mich hinein?! Nein, gar nicht.
„Oh, Johnny, schön, dass du auch kommen konntest.“ Trada, da gesellte sich Tobi zu uns – unser allseits geschätzter Schulsprecher. Dessen Anzug war definitiv teurer aus unsere Smockings zusammen und sein wie gelecktes Haarstyling passte ebenso zu ihm. „Hallo Tobi.“ Der stellte sich auch gleich mal ganz brav und mit Händeschütteln Kevin und Daniel vor: „Tobias Heschen. Und ihr seid?“ Klaras Ehegatte murmelte irgendetwas, das sich entfernt nach „Kevin – Ehemann“ anhörte.
„Ich bin Daniel, Johnnys Freund.“ Tobi war übrigens weitaus direkter: „Du bist schwul???“ sackte ihm die Kinnlade herunter. „Auch wenn der fachlich korrekte Ausdruck homosexuell wäre: Kann man durchaus so sagen, ja.“ Hach, der Blick war herrlich. Tobi erinnerte stark an einen Mann, der grad einen Geist gesehen hatte. Oder ein Alien – mit fünf Armen, drei Köpfen und sieben baumelnden Geschlechtsteilen.
Dabei war es doch eigentlich offensichtlich, dass Daniel und ich ein Paar darstellten: Oder kuschelten normale Freunde auf öffentlichen Veranstaltungen derart miteinander? Denn Daniel hatte es ernsthaft fertig gebracht, seine Hände bei mir irgendwie zwischen Weste und Hemd zu schieben. Und verpasste der mir grad am Hals einen Knutschfleck?!?
Die Sau, die Rache würde mein sein.
Während sich alle noch ein wenig an unserem Anblick erheiterten und Daniel sich weiterhin mit meinem Hals vergnügte, wurde anscheinend das Buffet eröffnet. „Komm Schatz, da gibt’s was Ordentliches zu beißen.“, zog ich Daniel mit mir. Er sah etwas enttäuscht auf: „Du schmeckst genauso gut.“ „Ich weiß“, blieb mir bloß zu grinsen.
Das Buffet bestand übrigens aus so Dingen wie Kartoffelsalat, kalte Schnitzel, Schinkenröllchen. Wundervoll, wirklich. Da wusste man mal wieder nicht, was man zuerst nehmen sollte. Zum Glück hatte ich meinen Freund dabei. So nahm der eine die eine Hälfte an Speisen, der andere die andere Hälfte und dann wurde alles einmal probiert. Vielmehr wurde sich eigentlich gegenseitig gefüttert.
Michelle starrte uns dabei übrigens immer noch höchst verwirrt an. Schließlich hüpfte sie auf den Stuhl neben Daniel und zupfte an dessen Ärmel. „Ja, Kleines?“ lächelte der Bassist sie fast schon liebevoll an. „Mama hat gesagt, nur Frauen können Babys kriegen. Wie funktioniert das denn bei euch?“ Uh schlaue Mama. „Leider gar nicht.“ „Aber: Man ist erst mit Kindern eine Familie. Das heißt doch „Mutter, Vater, Kind“.“ Sollten wir jetzt ernsthaft die Kleine aufklären? Ich denke nicht, dass Klara davon so begeistert wäre.
„Weißt du, wir selbst können keine Kinder kriegen, das ist richtig. Aber da draußen gibt es leider auch genügend Kinder, die keine Eltern mehr haben und denen können wir dann helfen.“ Oh ha: Daniel erklärte die Welt. „Willkommen bei der Sendung mit der Maus“. Immerhin: Michelle bekam sicherlich mal eine 1 plus mit Sternchen für Logik: „Aber… dann hat das Kind dann ja zwei Väter!?!“ Daniel lehnte sich zu mir rüber, dabei den Blick immer noch auf die Kleine gerichtet: „Ja, aber zwei wirklich Wundervolle“, schnurrte er doch allen Ernstes. Ähm okay… hatte ich da was verpasst?! Seit wann war bei meinem Bassisten denn bitte der Kinderwunsch so ausgeprägt? Musste ich mir etwa Sorgen machen?
Da ich inzwischen aufgegessen hatte und auch Daniels Teller mehr als leer war, blickte ich sehnsüchtig Richtung Toiletten. Und ich wurde auch sogleich erhört: „Bin dabei!“ Meine Begleitung erhob sich und so dampften wir ab zu den Toiletten.
Und wieder seufzte mein Nebenmann: „Hach, die Kleine ist doch niedlich. Der kann man so schön viel beibringen…!“ Zeit, dem Ganzen mal ein bisschen auf den Grund zu gehen: Ich schlang meine Arme um seine Taille und fragte leise: „Sag mal, willst du mir irgendetwas mitteilen?!“ Sogleich lachte er: „Keine Sorge: Schwanger bin ich nicht!“ „Na, da bin ich aber beruhigt.“
„Na, überleg doch mal, Johnny-Schatz: Die Kleine hat doch jetzt sicherlich noch 20mal mehr Fragen als vorher. Und wen wird sie damit bombardieren?! Die ahnungslosen Eltern. Ich bin mal wieder richtig froh, dass ich keine eigenen Kinder hab.“
Gut gesagt.
Wir erleichterten uns und wollten dann zu den Sitzgelegenheiten zurückkehren. Allerdings… wie in jedem Jahrgang, gab es auch in meinem diese zwei, drei Vollpfosten, die man mit durchschleppen musste und die einfach nur furchtbare Arschlöcher waren.
Und unsere Semester-Arschlöcher waren gerade im Anmarsch und blieben auch schon hämisch grinsend vor mir stehen. „So, so… Klein-Johnny ist also unter die Schwuchteln gegangen!“ Der kleine Kampfzwerg war übrigens Bob. Gut, eigentlich hieß er Bruno – ich war mir nicht mehr so ganz sicher, wie er zu dem wundervollen Spitznamen „Bob“ gefunden hatte, aber ich glaubte, es hatte irgendetwas mit Haaren zu tun.
Gleich daneben mit den roten Haaren und den Unmengen an Sommersprossen, das war Hannes, der aber eigentlich viel lieber „Big H“ genannt wurde. Groß war an ihm allerdings nur das enorme Schwarze Loch in seinem Hirn. Und dann zu seiner Rechten: Bernard „Das Brot“ – zumindest war er dumm wie Brot. Leider war der Gute auch zwei Meter groß und vollbepackt mit Muskeln. Ich hatte einmal von ihm eine gelangt bekommen – das reichte mein Leben lang. Allein wenn ich daran dachte, klingelte es mir immer noch in den Ohren.
Gut, und dieses Dreiergespann stand dort nun also grinsend vor uns. Für einen Moment rutschte mir das Herz in die Hose. Dann allerdings entsann ich mich, dass wir erstens längst keine Schüler mehr waren und vielleicht bestand das Glück, dass auch die drei ein ganz klein wenig erwachsener geworden waren. Aber noch viel besser war, dass wir ja nicht allein im Gebäude waren: Hier würden die drei Halbaffen es wohl kaum wagen, sich mit uns anzulegen. Na ja, zumindest nicht körperlich. Und geistig musste man wirklich keine Angst vor ihnen haben.
Ich schaute also zu Daniel. „Hm, sieht danach aus – jetzt wo du es sagst…!“ Bernard grinste hohl, während er spuckte – das mein ich wortwörtlich: Bernard hatte eine wirklich feuchte Aussprache… - „Stimmt es eigentlich, dass Schwule unheimlich gut schlucken können?!“ Oh sieh an, da hatte aber einer ein paar mehr Schlägereien hinter sich, oder woher kamen die ganzen Goldzähne?!
Noch ehe ich hätte reagieren können, hatte Daniel sich offenbar eine Banane vom Buffet gefischt und schaute Bernard abwägend an. „Könntest recht haben“, meinte er ruhig und dann schob er sich das Ding in guter Bo-Six-Manier einmal quer in den Rachen. Da bekam dann sogar ich Stilaugen. Seit wann hatte mein Freund eigentlich keinen Würgreflex mehr?!
Daniel markierte die Länge und schaute dann Bernard auffordernd an. „Willst du es auch probieren? Dann können wir vergleichen!“
Wollte Bernard selbstverständlich nicht. Bernard wollte lieber angewidert weiter gehen. Big H musste jedoch noch ein „Ist ja eklig!“ loswerden. Na gut: Deutschland ist ein freies Land, daher sei ihm diese Aussage gegönnt.
Ich wartete bloß einen winzig kleinen Moment, dann fuhr ich sanft mit den Fingerspitzen über Daniels Hemd. „Du-u?!“ „Jupp!?!“ hatte ich sogleich seine volle Aufmerksamkeit. „Du hast mich da auf eine Idee gebracht.“
Leider hatte ich Michelle nicht bemerkt. Die quietschte allerdings fröhlich: „Obstsalat!!!“
************************
Wer erfahren möchte, wie es mit unseren beiden Chaoten weiter geht, darf sich gerne mal zu Wort melden ;)
Schwarzleser werden übrigens mit den Dreien zusammen in einen Raum gesperrt und erst wieder herausgelassen, wenn die gelernt haben, sich anständig zu benehmen - was so ziemlich nie sein dürfte.
Reviewer dürfen stattdessen mit den beiden Jungs zusammen ähm... Obstsalat machen xD
Eure Durhin
Eine neue Story im Gepäck, die mal wieder ein paar Kapitel mehr umfassen könnte - mindestens schonmal zwei xD
Dieses Pairing hat sich übrigens xxAngelyxx gewünscht. Und als treuste Leserin und Freundin kann ich ihr diesen Wunsch selbstverständlich nicht abschlagen ;)
Warnung: Ein bisschen zärtliche Männerliebe kommt drin vor. Und es ist aus Johnnys Sicht geschrieben...
Also: Have Fun!
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Alle Jahre wieder… war Ehemaligentreffen. Ich hasste das. Es gab ja wirklich haufenweise schöne Momente in meinem Leben – die Schulzeit hatte kaum welche davon bereitgehalten. Nicht dass ich schlecht in der Schule gewesen wäre. Oder dass ich unbeliebt war. Nein, ich war nur einfach tierisch froh, dass diese Zeit hinter mir lag.
In der Schule hatte ich schließlich nicht rauchen dürfen. Nicht trinken dürfen. Und Sex auf dem Schulklo war vom Direktor irgendwie auch nicht gern gesehen. Blöder Verein. Ich hatte dort also quasi nur meine Strafe abgesessen und mich hinterher gefreut, dort wegzukommen.
Tja – das war jetzt 10 Jahre her. Und wie das bei so runden Zahlen dann nun mal war, wollte man das feiern. Oder so ähnlich. Den Sinn dahinter hatte ich noch nie so ganz verstanden, das gab ich ehrlich zu.
Aber nun gut: Wenn man mich lieb und herzlich einlud, konnte ich das schlecht abschlagen. Folglich hatte ich zu gesagt. Was ich dabei leider nicht bedacht hatte: Meine Freundin war im Urlaub. Damit hatte ich keine Begleitung.
Was ich noch weniger bedacht hatte, war, dass auch meine Jungs verplant waren. Zumindest Eike, der bei seinen Schwiegereltern den Vorzeige-Schwiegersohn spielen musste, und Maik, der sich mit seiner Freundin ein wenig Kultur reinpfiff und im Musical „König der Löwen“ sein würde.
Das einzig Tolle: Meine Band bestand aus insgesamt vier Jungs. Ergo… war meine Rettung Daniel – er wusste es bloß noch nicht. Als er darum heute ans Handy ging, überfiel ich ihn sogleich: „Daniel, du bist doch mein Freund, oder?“
Und das war er wirklich, denn seine Antwort war bloß: „Gibt’s dafür Bier?“
„Japp.“ „Gut, wann holst du mich ab?“ Ach, ich liebte es, wenn es so schön unkompliziert war. „Morgen Abend 17 Uhr. Und bitte zieh dir was Anständiges an.“
„Oh, was Anständiges kostet aber mindestens zwei Bierchen extra.“ „Meinetwegen spendiere ich dir auch ein Six-Pack extra. Kriegst du das gebacken?“ Die Frage war sinnfrei. Für Bier bekam Daniel alles gebacken – notfalls ließ er dafür sogar die Erde anhalten.
„Logo. Zwei Bierchen als Anzahlung bitte.“
Wären doch alle Verhandlungen heutzutage so einfach.
Das Telefonat hatte insgesamt nicht länger als fünf Minuten gedauert, ich schuldete Daniel damit offiziell zwei Sechserträger Bier und hatte dafür eine zuverlässige Begleitung, mit der ich unter Garantie meinen Spaß haben würde. Spaß im Sinne von: Daniel war für wirklich JEDEN Scheiß zu haben. Da konnte ich mich ja fast schon auf den Abend freuen.
Aber nur fast. Denn bereits am nächsten Tag stand ich murrend vorm Spiegel. Ich wollte da nicht overdressed auflaufen. Aber mit meinem Bühnenoutfit würde ich dort wohl auch kaum einen Krieg gewinnen. Was zog man dann also an? Und überhaupt: Würde es eher warm oder kühl werden? Kamen alle im Smoking?
Prompt fiel mir wieder ein, wieso ich solche Treffen nicht wirklich leiden konnte.
Ich entschied mich für ein schlichtes, dunkelblaues Hemd und eine ordentliche, schwarze Stoffhose dazu. Oben drüber kamen noch eine schwarze Stoffweste und dann der passende Schlips dazu. So sollte ich wohl durchkommen. Die Haare einmal locker durchgekämmt. Fertig.
Jetzt fehlte nur noch „der Mann an meiner Seite“.
Und genau den holte ich nun ab. Nachdem ich geklingelt hatte, stand auch schon zwei Sekunden später ein gestylter und gestriegelter Bassist vor mir. Und der grinste breit: „Zwei Dumme, ein Gedanke, was?!“
Ich möchte betonen: Es war wirklich Zufall, dass wir zum selben Outfit gegriffen hatten: Schwarze Stoffhose, dunkelblaues Hemd, schwarze Weste und Schlips.
Daniel jedenfalls wippte gespielt mit seinen Augenbrauen: „Das Blau passt wundervoll zu deinen Augen.“ Und ich spielte selbstverständlich mit, indem ich verlegen tat. „Du Casanova. Aber denk dran, dass du meine Begleitung bist. Wirf dich bloß nicht da gleich an den nächstbesten anderen Kerl ran!“
Das ließ ihn lachen, während er mir doch tatsächlich voll gentlemanlike den Arm anbot: „Würde ich doch niemals tun! Bereit?!“ Ich nickte. „Gut, dann darfst du mir JETZT endlich verraten, wo du mich überhaupt hin entführst. Und warum in Drei-Teufels-Namen musste ich mich eigentlich so zurecht machen?“
Man verzeihe mir, dass ich schnurrte: „Weil du so nun mal verdammt heiß aussiehst und ich ein paar Leute neidisch machen will.“ Daniel führte mich zurück zum Auto, wobei er fragte: „Und wen?“ „Meine ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler.“ Prompt rieb sich mein Bassist die Hände. „Oh, das wird ein Spaß. Also… wir sind jetzt seit genau 3 Jahren ein Paar, leben in einer gemeinsamen Wohnung in Hamburg und haben zusammen eine Band gegründet. Die zwei anderen Mitglieder sind ebenfalls ein Paar und manchmal tendieren wir zum Vierer.“
Ja, mein Freund genoss es jetzt schon, sich eine Story für uns auszudenken. „Dir ist schon klar, dass, wenn die uns das wirklich glauben sollen, wir dann auch eine dementsprechende Show liefern müssen, oder?“ gab ich zu bedenken.
„War das jemals ein Problem für uns?!“ war die simple Gegenfrage meines Mitfahrers, während ich da eine warme Hand auf meinem Oberschenkel spürte. „Nope, war es noch nie.“ „Siehste. Oder meinste, dass du eingerostet bist und wir erst noch mal wieder üben sollten?“
Klang Daniel dabei anzüglich?! Nö, gar nicht.
„Mir egal. Ich denke, ich krieg das notfalls noch aus dem Stehgreif hin. Wie haben wir uns kennen gelernt?“ Daniel überlegte kurz. „Du warst der DJ auf der Verlobungsfete meines Bruders und ich hab mich da sofort unsterblich in dich verschossen. Aber weil ich so schüchtern war, musste mein Bruder uns verkuppeln.“
„Du und schüchtern“, grinste ich bloß. Die Geschichte gefiel mir. Bei dem Stichwort „unsterblich verknallt“ würden sofort alle Ex-Mitschülerinnen lauter Herzchenaugen kriegen und verträumt an seufzen. Manchmal hatte mein Freund doch wirklich brillante Ideen.
„Hm, wollen wir dann auch die Dramanummer bringen. Dass ich im Laufe des Abends herausfinde, dass du mir mit Eike fremd gehst? Oder soll es lieber Maik sein?“ Sogleich protestierte ich: „Wieso muss ich der Fremdgeher sein?! Immer auf den armen, kleinen Sänger, oder wie???“
„Na gut: Dann kriegt halt der Bassist sie mal wieder alle“, gluckste mein Beifahrer begeistert. „Aber lang bei der Ohrfeige erst ordentlich zu, wenn ich mich durch ein entsprechendes Vorglühen standesgemäß darauf vorbeireiten konnte, ja?!“
„Och, das passiert ganz spontan.“ Ich wusste nun schon, dass ich mich ganz gewaltig am Riemen reißen müssen würde, um nicht schon vorher in schallendes Gelächter auszubrechen. „Und lass bloß nicht wieder den Mafiosi raushängen!“ grinste Daniel nun breit.
Ich tat daraufhin geschockt und erwiderte mit verstellt rauchiger, verkratzter Stimme und einem nicht zu überhörenden, italienischen Akzent: „Luigi, mein Freund… du hast mich sehr enttäuscht. Daher habe ich dir neue Schuhe gekauft… aus Beton… sie sitzen perfecto…!“
Daniel lag auf dem Beifahrersitz vor Lachen. Ich glaub, der hielt sich sogar den Bauch. „Gnade!“ winselte er nach Luft schnappend.
„Na gut, dann nicht die „enttäuschter Pate“-Nummer. Schade.“ Daniel brauchte noch einen Moment, ehe er sich von seinem Lachanfall erholt hatte, dann fragte er neugierig: „Wissen die eigentlich gar nicht, wie es wirklich um dich steht?“
Ich schüttelte entschlossen mit dem Kopf: „Nicht wirklich. Denn vom Gesichtsbuch aus kennen die doch die Bilder von uns. Woher sollen die also die Wahrheit kennen?“ Gute Frage.
Zehn Minuten später fuhren wir auf den Schulparkplatz. Hier herrschte bereits reges Treiben – ein Kommen und teils auch schon wieder ein Gehen. Ich stellte das Auto ab und blickte dann zu Daniel hinüber. Der grinste bloß. „Bereit?“ fragte er mich mit diesem schelmischen Grinsen in den Augen. „Aber so was von.“
Also stiegen wir aus, ich schloss das Auto ab und richtete im Seitenspiegel noch einmal die Krawatte. Korrektur: Ich WOLLTE es, denn schon trat Daniel grinsend an mich heran und erledigte das für mich. „So, komm, mein Schatz, du wirst erwartet!“ und damit bot er mir dann wieder seinen Arm an, den ich selbstverständlich nur zu gern annahm.
Wir fielen aufgrund unserer Klamottenwahl nicht negativ auf – das war schon mal gut. Dafür wurden wir als „Paar“ schief angeguckt. Dazu ließ sich einfach nur noch Folgendes sagen: „Let the show begin!“
„Hallo Johnny!“ wurde ich sehr bald begrüßt. Vor mir stand meine ehemalige Mitschülerin und ehemals gute Freundin Klara. Nettes Mädchen. Und netter Vorbau. Wir waren eine Zeitlang das süßeste Paar des Jahrgangs gewesen. Nun war sie offensichtlich Mutter einer sechsjährigen Tochter und der Macker sah aus wie ihr Ehemann. Dem Ring nach zu urteilen, hatte ich sogleich ins Schwarze getroffen.
„Hi Klara, schön dich zu sehen!“ Das war tatsächlich nicht gelogen. Sie traf ich gerne wieder. Ihre Familie hätte sie auch gern zu Haus lassen können: Kinder waren nervig und der Stecher schaute uns an, als wären wir eine Krankheit.
Das einzig Gute: Es sah definitiv so aus, als hätte Klara in der Beziehung die Hosen an. Deswegen sagte Mr. Big Daddy auch nichts weiter, auch wenn ich deutlich sehen konnte, wie er das Gesicht verzog, als ich seine Frau kurz in den Arm schloss.
„Das ist übrigens mein Mann Kevin…“
Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Daniel sich ganz gewaltig auf die Lippe biss. Hoffentlich hieß das Kind nicht Chantal…
„Und Michelle kennst du auch noch nicht, oder?“ „Nein, ich hatte leider noch nicht das Vergnügen.“ Kevin reichte ich kurz die Hand, Michelle lächelte ich bloß zu. Die fand Daniel ohnehin grad viel interessanter. „Du bist ja groß!“ staunte sie offen.
Okay, dazu sei gesagt: Klara hatte nicht ganz meine Größe und Kevin war fast einen halben Kopf kleiner als sie. Niedliches Gespann.
„Ich hab immer brav meinen Teller leer gemacht und genügend Fruchtzwerge gegessen“, gluckste Daniel. Kevin wollte inzwischen von mir wissen: „Und, Johnny… das ist dein Bruder?“ Das hoffte er vielleicht – aus welchen Gründen auch immer.
„Ähm nein, das ist Daniel, mein Freund.“ Nun machte allerdings auch Klara große Augen. „Freund… von Freund-Freund?!“ bohrte sie nach. „Mein fester Freund, ja.“ Ich lächelte Daniel übertrieben verliebt an. Bisschen schnulzig zwar, aber hey: Wir durften das – wir waren nun offiziell schwul.
Daniel erwiderte das Lächeln und schlang von hinten seine Arme um mich – hach süüüüß. Und während wir so offen turtelten, bekam Klara ihren Mund nicht mehr zu und Kevin hatte auf einmal Stilaugen. Nur Michelle war heillos überfordert. „Mama, was machen die da?“
Immerhin: Klara war klasse, denn die strahlte nun breit: „Die lieben sich – so wie dein Papa und ich!“ Hörte ich den Papa grad etwa würgen?! Und grinste ich deshalb in mich hinein?! Nein, gar nicht.
„Oh, Johnny, schön, dass du auch kommen konntest.“ Trada, da gesellte sich Tobi zu uns – unser allseits geschätzter Schulsprecher. Dessen Anzug war definitiv teurer aus unsere Smockings zusammen und sein wie gelecktes Haarstyling passte ebenso zu ihm. „Hallo Tobi.“ Der stellte sich auch gleich mal ganz brav und mit Händeschütteln Kevin und Daniel vor: „Tobias Heschen. Und ihr seid?“ Klaras Ehegatte murmelte irgendetwas, das sich entfernt nach „Kevin – Ehemann“ anhörte.
„Ich bin Daniel, Johnnys Freund.“ Tobi war übrigens weitaus direkter: „Du bist schwul???“ sackte ihm die Kinnlade herunter. „Auch wenn der fachlich korrekte Ausdruck homosexuell wäre: Kann man durchaus so sagen, ja.“ Hach, der Blick war herrlich. Tobi erinnerte stark an einen Mann, der grad einen Geist gesehen hatte. Oder ein Alien – mit fünf Armen, drei Köpfen und sieben baumelnden Geschlechtsteilen.
Dabei war es doch eigentlich offensichtlich, dass Daniel und ich ein Paar darstellten: Oder kuschelten normale Freunde auf öffentlichen Veranstaltungen derart miteinander? Denn Daniel hatte es ernsthaft fertig gebracht, seine Hände bei mir irgendwie zwischen Weste und Hemd zu schieben. Und verpasste der mir grad am Hals einen Knutschfleck?!?
Die Sau, die Rache würde mein sein.
Während sich alle noch ein wenig an unserem Anblick erheiterten und Daniel sich weiterhin mit meinem Hals vergnügte, wurde anscheinend das Buffet eröffnet. „Komm Schatz, da gibt’s was Ordentliches zu beißen.“, zog ich Daniel mit mir. Er sah etwas enttäuscht auf: „Du schmeckst genauso gut.“ „Ich weiß“, blieb mir bloß zu grinsen.
Das Buffet bestand übrigens aus so Dingen wie Kartoffelsalat, kalte Schnitzel, Schinkenröllchen. Wundervoll, wirklich. Da wusste man mal wieder nicht, was man zuerst nehmen sollte. Zum Glück hatte ich meinen Freund dabei. So nahm der eine die eine Hälfte an Speisen, der andere die andere Hälfte und dann wurde alles einmal probiert. Vielmehr wurde sich eigentlich gegenseitig gefüttert.
Michelle starrte uns dabei übrigens immer noch höchst verwirrt an. Schließlich hüpfte sie auf den Stuhl neben Daniel und zupfte an dessen Ärmel. „Ja, Kleines?“ lächelte der Bassist sie fast schon liebevoll an. „Mama hat gesagt, nur Frauen können Babys kriegen. Wie funktioniert das denn bei euch?“ Uh schlaue Mama. „Leider gar nicht.“ „Aber: Man ist erst mit Kindern eine Familie. Das heißt doch „Mutter, Vater, Kind“.“ Sollten wir jetzt ernsthaft die Kleine aufklären? Ich denke nicht, dass Klara davon so begeistert wäre.
„Weißt du, wir selbst können keine Kinder kriegen, das ist richtig. Aber da draußen gibt es leider auch genügend Kinder, die keine Eltern mehr haben und denen können wir dann helfen.“ Oh ha: Daniel erklärte die Welt. „Willkommen bei der Sendung mit der Maus“. Immerhin: Michelle bekam sicherlich mal eine 1 plus mit Sternchen für Logik: „Aber… dann hat das Kind dann ja zwei Väter!?!“ Daniel lehnte sich zu mir rüber, dabei den Blick immer noch auf die Kleine gerichtet: „Ja, aber zwei wirklich Wundervolle“, schnurrte er doch allen Ernstes. Ähm okay… hatte ich da was verpasst?! Seit wann war bei meinem Bassisten denn bitte der Kinderwunsch so ausgeprägt? Musste ich mir etwa Sorgen machen?
Da ich inzwischen aufgegessen hatte und auch Daniels Teller mehr als leer war, blickte ich sehnsüchtig Richtung Toiletten. Und ich wurde auch sogleich erhört: „Bin dabei!“ Meine Begleitung erhob sich und so dampften wir ab zu den Toiletten.
Und wieder seufzte mein Nebenmann: „Hach, die Kleine ist doch niedlich. Der kann man so schön viel beibringen…!“ Zeit, dem Ganzen mal ein bisschen auf den Grund zu gehen: Ich schlang meine Arme um seine Taille und fragte leise: „Sag mal, willst du mir irgendetwas mitteilen?!“ Sogleich lachte er: „Keine Sorge: Schwanger bin ich nicht!“ „Na, da bin ich aber beruhigt.“
„Na, überleg doch mal, Johnny-Schatz: Die Kleine hat doch jetzt sicherlich noch 20mal mehr Fragen als vorher. Und wen wird sie damit bombardieren?! Die ahnungslosen Eltern. Ich bin mal wieder richtig froh, dass ich keine eigenen Kinder hab.“
Gut gesagt.
Wir erleichterten uns und wollten dann zu den Sitzgelegenheiten zurückkehren. Allerdings… wie in jedem Jahrgang, gab es auch in meinem diese zwei, drei Vollpfosten, die man mit durchschleppen musste und die einfach nur furchtbare Arschlöcher waren.
Und unsere Semester-Arschlöcher waren gerade im Anmarsch und blieben auch schon hämisch grinsend vor mir stehen. „So, so… Klein-Johnny ist also unter die Schwuchteln gegangen!“ Der kleine Kampfzwerg war übrigens Bob. Gut, eigentlich hieß er Bruno – ich war mir nicht mehr so ganz sicher, wie er zu dem wundervollen Spitznamen „Bob“ gefunden hatte, aber ich glaubte, es hatte irgendetwas mit Haaren zu tun.
Gleich daneben mit den roten Haaren und den Unmengen an Sommersprossen, das war Hannes, der aber eigentlich viel lieber „Big H“ genannt wurde. Groß war an ihm allerdings nur das enorme Schwarze Loch in seinem Hirn. Und dann zu seiner Rechten: Bernard „Das Brot“ – zumindest war er dumm wie Brot. Leider war der Gute auch zwei Meter groß und vollbepackt mit Muskeln. Ich hatte einmal von ihm eine gelangt bekommen – das reichte mein Leben lang. Allein wenn ich daran dachte, klingelte es mir immer noch in den Ohren.
Gut, und dieses Dreiergespann stand dort nun also grinsend vor uns. Für einen Moment rutschte mir das Herz in die Hose. Dann allerdings entsann ich mich, dass wir erstens längst keine Schüler mehr waren und vielleicht bestand das Glück, dass auch die drei ein ganz klein wenig erwachsener geworden waren. Aber noch viel besser war, dass wir ja nicht allein im Gebäude waren: Hier würden die drei Halbaffen es wohl kaum wagen, sich mit uns anzulegen. Na ja, zumindest nicht körperlich. Und geistig musste man wirklich keine Angst vor ihnen haben.
Ich schaute also zu Daniel. „Hm, sieht danach aus – jetzt wo du es sagst…!“ Bernard grinste hohl, während er spuckte – das mein ich wortwörtlich: Bernard hatte eine wirklich feuchte Aussprache… - „Stimmt es eigentlich, dass Schwule unheimlich gut schlucken können?!“ Oh sieh an, da hatte aber einer ein paar mehr Schlägereien hinter sich, oder woher kamen die ganzen Goldzähne?!
Noch ehe ich hätte reagieren können, hatte Daniel sich offenbar eine Banane vom Buffet gefischt und schaute Bernard abwägend an. „Könntest recht haben“, meinte er ruhig und dann schob er sich das Ding in guter Bo-Six-Manier einmal quer in den Rachen. Da bekam dann sogar ich Stilaugen. Seit wann hatte mein Freund eigentlich keinen Würgreflex mehr?!
Daniel markierte die Länge und schaute dann Bernard auffordernd an. „Willst du es auch probieren? Dann können wir vergleichen!“
Wollte Bernard selbstverständlich nicht. Bernard wollte lieber angewidert weiter gehen. Big H musste jedoch noch ein „Ist ja eklig!“ loswerden. Na gut: Deutschland ist ein freies Land, daher sei ihm diese Aussage gegönnt.
Ich wartete bloß einen winzig kleinen Moment, dann fuhr ich sanft mit den Fingerspitzen über Daniels Hemd. „Du-u?!“ „Jupp!?!“ hatte ich sogleich seine volle Aufmerksamkeit. „Du hast mich da auf eine Idee gebracht.“
Leider hatte ich Michelle nicht bemerkt. Die quietschte allerdings fröhlich: „Obstsalat!!!“
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Wer erfahren möchte, wie es mit unseren beiden Chaoten weiter geht, darf sich gerne mal zu Wort melden ;)
Schwarzleser werden übrigens mit den Dreien zusammen in einen Raum gesperrt und erst wieder herausgelassen, wenn die gelernt haben, sich anständig zu benehmen - was so ziemlich nie sein dürfte.
Reviewer dürfen stattdessen mit den beiden Jungs zusammen ähm... Obstsalat machen xD
Eure Durhin