Lunar Hotel
von claudrick
Kurzbeschreibung
Wem gehört eigentlich der Mond? Dieser Frage muss sich Captain Future stellen, als ihm ein Hotel vor die Mondbasis gestellt werden soll...
KurzgeschichteHumor, Sci-Fi / P12 / Gen
Curtis Newton / Captain Future
Grag
Otto
Prof. Simon Wright
04.11.2013
04.11.2013
1
1.611
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"Captain, sieh mal. Was hat denn das zu bedeuten?" Otho deutete auf das Laser-Fax. "Wenn das stimmt, kriegen wir morgen Besuch."
Future trat an das Gerät und las den Text, der eben eingegangen war. Es handelte sich um eine Mitteilung der "Brody Enterprises", die ihre neu erworbenen Eigentumsrechte auf dem Mond geltend machte, und deshalb zur Besichtigung ihres Grundes in 24 Stunden eine Abordnung schicken würde. Als Rechtsgrundlage war der Beschluss einer New Yorker Behörde beigefügt, von der Future noch nie gehört hatte.
"Das kann sich ja nur um einen Scherz oder einen Irrtum handeln." stellte er ohne Beunruhigung fest. "Der Mond gehört niemandem, er ist Menschheitserbe." Und ohne zu zögern, löschte er die Nachricht.
***
Future saß gerade noch über seinem Frühstück, als Grag hereinstürmte.
"Also, ich glaube, wir kriegen doch Besuch, Captain." rief er aufgeregt. "Draußen im Krater ist ein Raumschiff gelandet mit der Aufschrift "Brody Enterprises". Eine Gruppe von Leuten ist gerade ausgestiegen und kommt auf die Basis zu. Was machen wir jetzt?"
"Ganz ruhig, Grag." beruhigt ihn Future und trank seinen Kaffee aus. "Ich bin mir sicher, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt." Er ließ den letzten Bissen des Donuts liegen, erhob sich und ging dann mit Grag, Otho und Simon zur Schleuse. Die angekommenen Besucher identifizierten sich tatsächlich als eine Gruppe von Architekten und Ingenieuren der "Brody Enterprises Group". Der Schleusenscanner suchte sie routinemäßig nach versteckten Waffen und Krankheitskeimen ab, und schließlich konnten sie eintreten. Die Frauen und Männer nahmen ihre Sauerstoffhelme ab, eine kleine Asiatin mit akkurat geschnittenem Pagenkopf trat vor und streckte Future forsch die Hand entgegen.
"Sie müssen Captain Future sein, ich bin hoch erfreut! Mein Name ist Lan Wang, und ich werde die Innenausstattung des neuen Hotels gestalten. Das hier ist mein Team, allen voran mein Leitender Technischer Ingenieur Steve Mitchell."
Future wollte eben zu einer Frage ansetzen, als ihm Miss Wang schon das Wort abschnitt, die sich etwas unbehaglich umgesehen hatte.
"Ich kann nicht glauben, dass Sie hier leben, Mr. Future." sagte sie und rückte sich ungläubig die ausgefallene Designerbrille zurecht. "Wie können Sie das nur aushalten?" Die Mitglieder der Future-Mannschaft sahen sich verständnislos an.
"Was genau meinen Sie denn?" fragte Professor Simon, und Miss Wang machte mit einem spitzen Schrei einen Satz zurück.
"Um Himmels Willen, was ist das denn?" Sie atmete heftig. "Dieses Ding hat mich zu Tode erschreckt!"
Future und Simon sahen sich an, und ohne Worte wussten sie beide, dass sie dieses Team von Architekten und Ingenieuren so schnell wie möglich wieder loswerden mussten.
"Dieses "Ding" ist Professor Simon Wright." klärte Future Miss Wang leicht verstimmt auf. "Und ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass Professor Simon bereits mehr über Technik und die mathematischen Aspekte der Architektur wieder vergessen hat, als ihr gesamtes Team je lernen wird."
Ein protestierendes Gemurmel erhob sich unter der Besuchergruppe, aber Miss Wang brachte sie mit einer Geste wieder zum Schweigen.
"Nun, das klingt ja bemerkenswert." sagte sie desinteressiert. "Aber deswegen sind wir ja wohl nicht gekommen."
"Weshalb sind Sie denn gekommen?" fragte Otho ungeduldig, dem schon wieder alles zu langsam voran ging.
"Aber das haben wir Ihnen doch gestern angekündigt." erwiderte Miss Wang, indem sie Otho kritisch musterte. "Haben Sie unser Fax nicht bekommen?"
"Na ja... schon." entgegnete Otho. "Wir dachten, das sei ein Scherz."
Lan Wang lachte und drehte sich dabei zu ihrem Team um, das daraufhin auch lachte. Dann drehte sie sich abrupt wieder zur Future-Mannschaft um, und auch ihre Untergegebenen waren sofort wieder still.
"Glauben Sie mir, lieber Captain, "Brody Enterprises" erlaubt sich keine Scherze. In vier Wochen werden wir hier mit dem Bau des "Brody Lunar Hotel" beginnen, und genau genommen brauche ich nur noch ein paar Unterschriften von Ihnen. Und während meine Ingenieure das Gelände vermessen und abstecken, werden wir uns was für die Umgestaltung Ihrer Basis einfallen lassen. Sie griff wieder nach der schmalen Aktenmappe, die sie neben sich abgestellt hatte und machte Anstalten, an Future vorbei die Mondbasis zu besichtigen.
Der Captain war entsetzt. Das konnte doch unmöglich wahr sein!
"Miss Wang, soweit ich weiß, ist der Mond Menschheitserbe, das niemandem explizit gehört. Wie können Sie da irgendwelche Eigentumsrechte geltend machen?"
"Mr. Brody ist ein großzügiger Förderer der Wissenschaften, Mr. Future. Nur durch seine Unterstützung kann das von der Föderation unabhängige Institut für interstellare Rechtsfragen derzeit noch existieren, wenn Sie verstehen was ich meine. Außerdem wird im Hotel eines der modernsten Weltraumteleskope installiert werden. Und die Forschung ist doch im Interesse der ganzen Menschheit, nicht wahr?" Sie lächelte ihn emotionslos an, und obwohl sie so klein war, musste er flott laufen um mit ihrem Stechschritt mithalten zu können. Plötzlich blieb sie stehen und schaute sich um.
"Sind wir jetzt im Kreis gelaufen?" fragte sie erstaunt, als sie sich vor der Schleuse wiederfand, durch die sie herein gekommen war.
"Ja, abgesehen vom Hangar ist die Basis exakt rund." antwortete Future.
"Das gefällt mir." antwortete Miss Wang begeistert. "Ecken können einen wirklich krank machen. Allerdings müssen wir unbedingt noch einmal über die Farben sprechen, Captain. Hier wird man auf Dauer schwermütig!"
Future runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen, wovon die Chinesin sprach.
"Was genau meinen Sie...?"
"Aber Captain, wie sollen sich die Touristen hier denn wohl fühlen, wenn alles so abweisend aussieht? Die Wände hier könnte ich mir gut in einem cremigen Weiß vorstellen, ein paar moderne Bilder mit indirekter Beleuchtung würden den langen Rundgang auflockern, hier und da einen fedrigen Farn..."
Nur ein einziges Wort war in Futures Gedächtnis hängen geblieben. "Touristen???"
Miss Wang blickte ihn überrascht an.
"Aber natürlich, Mr. Future. Selbst wann man von allem nur erdenklichen Luxus umgeben ist, wie das in unserem neuen Hotel der Fall sein wird, werden unsere zahlungskräftigen Kunden doch nicht auf einem trostlosen, grauen Gesteinsbrocken Urlaub machen wollen, ohne die Mondbasis des berühmten Captain Future zu besichtigen." Sie lächelte. Future kochte.
"Miss Wang, wie kommen Sie auf die Idee, dass ich so etwas zulassen könnte? Nicht nur, dass Sie auf eklatante Weise in unsere Privatsphäre eindringen, sie stören unsere Arbeit in einem inakzeptablen Ausmaß und behindern uns bei der Erfüllung wichtiger Regierungsaufträge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Präsident Cashews Interesse ist."
"Könnten Sie sich vorstellen, aus diesem Raum eine kleine Cafeteria zu machen?" Future und Wang waren gerade an der kleinen Küche der Mondbasis angekommen, und es schien, als habe die Innenarchitektin dem Captain überhaupt nicht zugehört.
"Allerdings müsste es neben Kaffee und Donuts doch noch etwas anderes geben." fügte sie mit einem Blick auf Futures Frühstücksreste hinzu. "Vielleicht ein paar makrobiotische Kleinigkeiten?"
Future starrte die kleine Frau ungläubig an.
"Miss Wang, haben Sie mir überhaupt zugehört?"
"Aber sicher doch." entgegnete die Chinesin, während sie die weitere Ausstattung der Küche inspizierte. "Sie wollen mir drohen. Allerdings finde ich die Einrichtung dieser Küche weitaus bedrohlicher. Die Mikrowelle steht in einem sehr ungünstigen Winkel zur Spülmaschine. Das führt zu einem negativen Energiestau. Und von der Farbe der Schränke will ich gar nicht erst reden."
Future war ein Meister der Selbstkontrolle, aber jetzt drohte selbst ihm der Kragen zu platzen.
"Miss Wang, wenn Sie nicht sofort..."
Er wurde unterbrochen von Miss Wangs Kommunikator. Sie holte das Gerät hervor und warf einen kurzen Blick darauf.
"Ah, ich fürchte, wir müssen unser nettes Gespräch ein anderes Mal fortführen, Captain. Steve hat draußen bei der Vermessung offensichtlich ein Problem. Danke für Ihre Koop... Geduld. Bis bald."
Ehe Future noch etwas erwidern konnte, setzte Miss Wang ihren Helm wieder auf, entschwand durch die Schleuse und ließ eine sprachlose Future-Mannschaft stehen.
"Bei der piept es ja wohl!" brachte Otho schließlich hervor.
***
Drei Tage lang hörten sie nichts mehr von der ganzen Angelegenheit. Dann meldete sich unerwartet Joan Landor über den Televisor in Futures Arbeitszimmer.
"Hallo, Curtis! Wie ich hörte, hattest du vor kurzem Besuch?"
"Woher weißt du davon?" fragte Future überrascht.
"Na ja, wir mussten gestern ein paar Verhaftungen in der Geschäftsleitung der "Brody Enterprises" vornehmen. Es ging um Urkundenfälschung und Bestechung in großem Ausmaß. Bei der Prüfung der Dateien und Unterlagen hat Ezella dann entdeckt, dass euch eine Architektengruppe bereits einen Besuch abgestattet hat..." Joan musste sich ein Lachen verkneifen. "...wegen der Errichtung eines Hotels."
"Du lachst, aber diese Innenarchitektin war wirklich nur schwer erträglich." Und beim Gedanken an die kleine Giftspritze stellten sich ihm erneut die Nackenhaare auf.
"Du kannst beruhigt aufatmen, Curtis." sagte Joan. "Das Hotel-Projekt entbehrt jeder rechtlichen Grundlage. Die Geschäftsleitung hat es mit unsauberen Methoden einfach mal versucht und ist zum Glück gescheitert. Auch wenn der Gedanke eines Luxushotels in deiner Nähe ganz interessante Möglichkeiten mit sich gebracht hätte..." Sie zwinkerte ihm zu.
"Joan, such dir das schönste Hotel von New York aus und ich lade dich dorthin ein. Aber der Mond bleibt in erster Linie meiner Arbeit vorbehalten."
Joan lächelte. "Auf dieses Angebot komme ich in jedem Fall zurück." Sie machte Anstalten, die Verbindung zu beenden. "Bis bald. Ich liebe dich."
"Und für deine gute Nachricht heute, liebe ich dich noch mehr." antwortete Future.
Future trat an das Gerät und las den Text, der eben eingegangen war. Es handelte sich um eine Mitteilung der "Brody Enterprises", die ihre neu erworbenen Eigentumsrechte auf dem Mond geltend machte, und deshalb zur Besichtigung ihres Grundes in 24 Stunden eine Abordnung schicken würde. Als Rechtsgrundlage war der Beschluss einer New Yorker Behörde beigefügt, von der Future noch nie gehört hatte.
"Das kann sich ja nur um einen Scherz oder einen Irrtum handeln." stellte er ohne Beunruhigung fest. "Der Mond gehört niemandem, er ist Menschheitserbe." Und ohne zu zögern, löschte er die Nachricht.
***
Future saß gerade noch über seinem Frühstück, als Grag hereinstürmte.
"Also, ich glaube, wir kriegen doch Besuch, Captain." rief er aufgeregt. "Draußen im Krater ist ein Raumschiff gelandet mit der Aufschrift "Brody Enterprises". Eine Gruppe von Leuten ist gerade ausgestiegen und kommt auf die Basis zu. Was machen wir jetzt?"
"Ganz ruhig, Grag." beruhigt ihn Future und trank seinen Kaffee aus. "Ich bin mir sicher, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt." Er ließ den letzten Bissen des Donuts liegen, erhob sich und ging dann mit Grag, Otho und Simon zur Schleuse. Die angekommenen Besucher identifizierten sich tatsächlich als eine Gruppe von Architekten und Ingenieuren der "Brody Enterprises Group". Der Schleusenscanner suchte sie routinemäßig nach versteckten Waffen und Krankheitskeimen ab, und schließlich konnten sie eintreten. Die Frauen und Männer nahmen ihre Sauerstoffhelme ab, eine kleine Asiatin mit akkurat geschnittenem Pagenkopf trat vor und streckte Future forsch die Hand entgegen.
"Sie müssen Captain Future sein, ich bin hoch erfreut! Mein Name ist Lan Wang, und ich werde die Innenausstattung des neuen Hotels gestalten. Das hier ist mein Team, allen voran mein Leitender Technischer Ingenieur Steve Mitchell."
Future wollte eben zu einer Frage ansetzen, als ihm Miss Wang schon das Wort abschnitt, die sich etwas unbehaglich umgesehen hatte.
"Ich kann nicht glauben, dass Sie hier leben, Mr. Future." sagte sie und rückte sich ungläubig die ausgefallene Designerbrille zurecht. "Wie können Sie das nur aushalten?" Die Mitglieder der Future-Mannschaft sahen sich verständnislos an.
"Was genau meinen Sie denn?" fragte Professor Simon, und Miss Wang machte mit einem spitzen Schrei einen Satz zurück.
"Um Himmels Willen, was ist das denn?" Sie atmete heftig. "Dieses Ding hat mich zu Tode erschreckt!"
Future und Simon sahen sich an, und ohne Worte wussten sie beide, dass sie dieses Team von Architekten und Ingenieuren so schnell wie möglich wieder loswerden mussten.
"Dieses "Ding" ist Professor Simon Wright." klärte Future Miss Wang leicht verstimmt auf. "Und ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass Professor Simon bereits mehr über Technik und die mathematischen Aspekte der Architektur wieder vergessen hat, als ihr gesamtes Team je lernen wird."
Ein protestierendes Gemurmel erhob sich unter der Besuchergruppe, aber Miss Wang brachte sie mit einer Geste wieder zum Schweigen.
"Nun, das klingt ja bemerkenswert." sagte sie desinteressiert. "Aber deswegen sind wir ja wohl nicht gekommen."
"Weshalb sind Sie denn gekommen?" fragte Otho ungeduldig, dem schon wieder alles zu langsam voran ging.
"Aber das haben wir Ihnen doch gestern angekündigt." erwiderte Miss Wang, indem sie Otho kritisch musterte. "Haben Sie unser Fax nicht bekommen?"
"Na ja... schon." entgegnete Otho. "Wir dachten, das sei ein Scherz."
Lan Wang lachte und drehte sich dabei zu ihrem Team um, das daraufhin auch lachte. Dann drehte sie sich abrupt wieder zur Future-Mannschaft um, und auch ihre Untergegebenen waren sofort wieder still.
"Glauben Sie mir, lieber Captain, "Brody Enterprises" erlaubt sich keine Scherze. In vier Wochen werden wir hier mit dem Bau des "Brody Lunar Hotel" beginnen, und genau genommen brauche ich nur noch ein paar Unterschriften von Ihnen. Und während meine Ingenieure das Gelände vermessen und abstecken, werden wir uns was für die Umgestaltung Ihrer Basis einfallen lassen. Sie griff wieder nach der schmalen Aktenmappe, die sie neben sich abgestellt hatte und machte Anstalten, an Future vorbei die Mondbasis zu besichtigen.
Der Captain war entsetzt. Das konnte doch unmöglich wahr sein!
"Miss Wang, soweit ich weiß, ist der Mond Menschheitserbe, das niemandem explizit gehört. Wie können Sie da irgendwelche Eigentumsrechte geltend machen?"
"Mr. Brody ist ein großzügiger Förderer der Wissenschaften, Mr. Future. Nur durch seine Unterstützung kann das von der Föderation unabhängige Institut für interstellare Rechtsfragen derzeit noch existieren, wenn Sie verstehen was ich meine. Außerdem wird im Hotel eines der modernsten Weltraumteleskope installiert werden. Und die Forschung ist doch im Interesse der ganzen Menschheit, nicht wahr?" Sie lächelte ihn emotionslos an, und obwohl sie so klein war, musste er flott laufen um mit ihrem Stechschritt mithalten zu können. Plötzlich blieb sie stehen und schaute sich um.
"Sind wir jetzt im Kreis gelaufen?" fragte sie erstaunt, als sie sich vor der Schleuse wiederfand, durch die sie herein gekommen war.
"Ja, abgesehen vom Hangar ist die Basis exakt rund." antwortete Future.
"Das gefällt mir." antwortete Miss Wang begeistert. "Ecken können einen wirklich krank machen. Allerdings müssen wir unbedingt noch einmal über die Farben sprechen, Captain. Hier wird man auf Dauer schwermütig!"
Future runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen, wovon die Chinesin sprach.
"Was genau meinen Sie...?"
"Aber Captain, wie sollen sich die Touristen hier denn wohl fühlen, wenn alles so abweisend aussieht? Die Wände hier könnte ich mir gut in einem cremigen Weiß vorstellen, ein paar moderne Bilder mit indirekter Beleuchtung würden den langen Rundgang auflockern, hier und da einen fedrigen Farn..."
Nur ein einziges Wort war in Futures Gedächtnis hängen geblieben. "Touristen???"
Miss Wang blickte ihn überrascht an.
"Aber natürlich, Mr. Future. Selbst wann man von allem nur erdenklichen Luxus umgeben ist, wie das in unserem neuen Hotel der Fall sein wird, werden unsere zahlungskräftigen Kunden doch nicht auf einem trostlosen, grauen Gesteinsbrocken Urlaub machen wollen, ohne die Mondbasis des berühmten Captain Future zu besichtigen." Sie lächelte. Future kochte.
"Miss Wang, wie kommen Sie auf die Idee, dass ich so etwas zulassen könnte? Nicht nur, dass Sie auf eklatante Weise in unsere Privatsphäre eindringen, sie stören unsere Arbeit in einem inakzeptablen Ausmaß und behindern uns bei der Erfüllung wichtiger Regierungsaufträge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Präsident Cashews Interesse ist."
"Könnten Sie sich vorstellen, aus diesem Raum eine kleine Cafeteria zu machen?" Future und Wang waren gerade an der kleinen Küche der Mondbasis angekommen, und es schien, als habe die Innenarchitektin dem Captain überhaupt nicht zugehört.
"Allerdings müsste es neben Kaffee und Donuts doch noch etwas anderes geben." fügte sie mit einem Blick auf Futures Frühstücksreste hinzu. "Vielleicht ein paar makrobiotische Kleinigkeiten?"
Future starrte die kleine Frau ungläubig an.
"Miss Wang, haben Sie mir überhaupt zugehört?"
"Aber sicher doch." entgegnete die Chinesin, während sie die weitere Ausstattung der Küche inspizierte. "Sie wollen mir drohen. Allerdings finde ich die Einrichtung dieser Küche weitaus bedrohlicher. Die Mikrowelle steht in einem sehr ungünstigen Winkel zur Spülmaschine. Das führt zu einem negativen Energiestau. Und von der Farbe der Schränke will ich gar nicht erst reden."
Future war ein Meister der Selbstkontrolle, aber jetzt drohte selbst ihm der Kragen zu platzen.
"Miss Wang, wenn Sie nicht sofort..."
Er wurde unterbrochen von Miss Wangs Kommunikator. Sie holte das Gerät hervor und warf einen kurzen Blick darauf.
"Ah, ich fürchte, wir müssen unser nettes Gespräch ein anderes Mal fortführen, Captain. Steve hat draußen bei der Vermessung offensichtlich ein Problem. Danke für Ihre Koop... Geduld. Bis bald."
Ehe Future noch etwas erwidern konnte, setzte Miss Wang ihren Helm wieder auf, entschwand durch die Schleuse und ließ eine sprachlose Future-Mannschaft stehen.
"Bei der piept es ja wohl!" brachte Otho schließlich hervor.
***
Drei Tage lang hörten sie nichts mehr von der ganzen Angelegenheit. Dann meldete sich unerwartet Joan Landor über den Televisor in Futures Arbeitszimmer.
"Hallo, Curtis! Wie ich hörte, hattest du vor kurzem Besuch?"
"Woher weißt du davon?" fragte Future überrascht.
"Na ja, wir mussten gestern ein paar Verhaftungen in der Geschäftsleitung der "Brody Enterprises" vornehmen. Es ging um Urkundenfälschung und Bestechung in großem Ausmaß. Bei der Prüfung der Dateien und Unterlagen hat Ezella dann entdeckt, dass euch eine Architektengruppe bereits einen Besuch abgestattet hat..." Joan musste sich ein Lachen verkneifen. "...wegen der Errichtung eines Hotels."
"Du lachst, aber diese Innenarchitektin war wirklich nur schwer erträglich." Und beim Gedanken an die kleine Giftspritze stellten sich ihm erneut die Nackenhaare auf.
"Du kannst beruhigt aufatmen, Curtis." sagte Joan. "Das Hotel-Projekt entbehrt jeder rechtlichen Grundlage. Die Geschäftsleitung hat es mit unsauberen Methoden einfach mal versucht und ist zum Glück gescheitert. Auch wenn der Gedanke eines Luxushotels in deiner Nähe ganz interessante Möglichkeiten mit sich gebracht hätte..." Sie zwinkerte ihm zu.
"Joan, such dir das schönste Hotel von New York aus und ich lade dich dorthin ein. Aber der Mond bleibt in erster Linie meiner Arbeit vorbehalten."
Joan lächelte. "Auf dieses Angebot komme ich in jedem Fall zurück." Sie machte Anstalten, die Verbindung zu beenden. "Bis bald. Ich liebe dich."
"Und für deine gute Nachricht heute, liebe ich dich noch mehr." antwortete Future.