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determination

von Nikko
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Shinichiro Isumi Yoshitaka Waya
06.10.2013
06.10.2013
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Determination



Es ist Shido-Go. Das übliche Programm. Normales Shido-Go bei dem alle Besucher lieber bei einem der bekannteren Spieler sitzen würden und bei dem wie immer jeder nur auf Toya und Shindo achtet. Ja, ganz einfach Shido-Go, und manchmal redet Waya sich ein, er würde sich über diese ungerechte Verteilung von Aufmerksamkeit nicht ärgern. Doch er ist Realist und er kennt die Wahrheit.
„Verzeihung!?“
Es ist eine helle, nach Kinderlachen und Frühling klingende Stimme, die ihn aus seinem neidischen Starren reißt und als Waya auf und in dunkelbraune, warme Augen blickt, scheint es ihm, als würden Schneeglöckchen in seinem Herzen sprießen.

~

Waya fühlt sich wie im siebenten Himmel. Ach was, er ist sich sicher, dass seine aktuelle Gefühlslage noch einige Ebenen über diesem liegt, denn die Zeit mit Hitomi ist einfach wundervoll. Hitomi ist einfach anders als andere Frauen. Sie ist intelligent, hat Verständnis für Wayas Eigenheiten, und wenn er stundenlang über Go reden will, dann lauscht sie nicht nur, sondern schenkt ihm dabei auch ihr umwerfendes Lächeln. Nicht, dass sie selbst schweigsam wäre…
„Ich habe einen Vorschlag“, sagt sie jetzt, als Waya schüchtern nach ihrer Hand greift und ihre Augen blitzen schelmisch. „Wie wäre es, wenn du mich endlich küsst.“

~

Hitomi ist alles, was Waya sich jemals gewünscht geschweige denn verdient hat. Wie kann eine so attraktive und intelligente Frau, sich bloß für einen Versager wie ihn interessieren? Es übersteigt seine Vorstellungen und dennoch, sie tut es, lächelt ihn auf traumhafte Art und Weise an, und lässt ihn vergessen.
Den Neid, die Wut, die Frustration, den Ärger. Alles.
„Du siehst besser aus“, ist das Erste, was Isumi sagt, als Waya ihn vom Flughafen abholt. Dann grinst er verlegen und Waya muss lächeln, denn es ist gut, dass China seinen Freund augenscheinlich nicht sonderlich verändert hat. „Ich meine entspannter. Weniger verbissen.“

~

Mit flinken Schritten läuft Hitomi durch das Geschäft, folgt dabei einer unbekannten Choreografie. Ein strahlendes Lächeln liegt auf ihren Lippen und bei jeder Drehung, wirbeln schwarze Locken fröhlich um sie herum. Die Kunden lieben sie, lassen sich nur zu gerne zum Geld Ausgeben überreden, und Waya kann sie verstehen, ist er dieser Frau doch selbst vollkommen verfallen.
Es gefällt ihm, Hitomi beim Arbeiten zuzusehen und wann immer sie für einen Moment zu ihm blinzelt, fühlt er Stolz durch seinen Körper rauschen. Sie hat sich für ihn entschieden. Nicht für jemand Bekannten oder Wichtigen wie Shindo und Toya sondern für ihn.

~

„Orange oder blau?“, will Hitomi wissen und wirft ihm zwei Kissen gegen den Kopf.
„Hey!“ Waya lacht auf und greift seinerseits nach Munition, um Rache auszuüben. Nach vollendeter Mission zuckt mit den Schultern.
„Was ist dir denn lieber?“ Er selbst wäre für Blau, Orange ist ihre Lieblingsfarbe, weshalb er ihr die Entscheidung lassen möchte. Wenn Hitomi davon träumte, würde er sogar in eine Gartenhütte einziehen – Waya will sie einfach glücklich machen, und darum hat er auch schon der pinken Eieruhr und einer künstlichen Orchidee zugestimmt.
„Dann Orange“, befindet Hitomi und ihr glückliches Gesicht lässt Waya jede Farbe der Welt vergessen.

~

„Mach das verdammte Licht aus“, nuschelt Hitomi, die im Bett liegt, doch Waya schüttelt den Kopf. Morgen ist ein wichtiges Spiel. Er muss lernen.
„Und mach nicht so einen Lärm!“
Diesmal klingt sie lauter und Waya presst die Lippen fest aufeinander, wie als könne er so ihre Stimme ausblenden. Er hat keine Zeit für so etwas. Er muss lernen und das kann er hier eben am Besten.
„Waya!“
Ein frustrierter Aufschrei. Waya zuckt zusammen. Schuldbewusst, denn sie hat Recht, auch wenn er es nicht zugeben will. Ob es wohl richtig gewesen ist, zusammenzuziehen? Augenblicklich ärgert er sich über die Frage.

~

Mit nachdenklichem Blick setzt Waya einen Stein und verharrt dann erneut über dem Kifu. Ein genialer Zug von Weiß, da ist er sich sicher, doch es ist nicht einfach, ausreichend Konzentration aufzubringen, wenn im Hintergrund ein Orkan tobt.
„Und dann“, empört sich Hitomi über einen ihrer Kunden, „behauptet der Kerl, dass es sich um eine Fälschung handelt! Unsere Uhren, eine Fälschung!“
Tief durchatmend versucht Waya die Ruhe zu bewahren, doch das ist nicht einfach, wenn er in jeder verdammten Sekunde, an diese dämliche Niederlage gegen Ochi denken muss.
„Sag, Waya, hörst du mir eigentlich zu?“
„Nein“, gibt er ehrlich zu.

~

Sie streiten. Über Prioritäten, über Beziehungen und wie solche aussehen sollten. Als Hitomi in Tränen ausbricht, will Waya es ihr am Liebsten gleichtun, doch stattdessen nimmt er sie in den Arm, tröstet sie.
Versöhnung. Für kurze Zeit. Dann der nächste Streit, bis man Stunden später wieder zueinander gefunden hat.
„Das ist normal“, findet Shindo bei einem Treffen und kichert. „Du solltest mal Asumi und mich erleben.“
„Das will ich gar nicht“, entgegnet Waya, doch ehe der andere den Seitenhieb kontern kann, mischt Isumi sich ein.
„Du solltest vorsichtig sein.“ Er wirkt ernst, Sorge steht in seinem Blick. „Liebe ist zerbrechlich.“

~

„Wenn du dich entscheiden müsstest“, flüstert Hitomi, „würdest du dann mich oder das Goban wählen?“
Eine merkwürdige Frage, findet Waya, schließlich würde sie gewiss niemals eine solche Entscheidung von ihm verlangen. Hitomi weiß doch, dass er beides liebt, dass er beides nicht aufgeben kann. Sie weiß, dass diese Frage ihn umbringen würde.
„Waya?“
Ihre Stimme hallt einsam durch die Nacht, lässt Waya erstarren. Er soll antworten, begreift er, und ein kalter Schauer durchfährt ihn. Er soll entscheiden!
Go oder Hitomi. Leben oder Liebe.
Als er sich schlafend stellt, weiß er nicht, was sich grauenvoller anfühlt: die Scham oder die Angst.

~

Die Stimmung ist angespannt.
„Ich liebe dich“, murmelt Waya Hitomi oft ins Ohr. So viel häufiger als früher, auch mit mehr Intensität, ganz so als könne er sie auf diese Weise an sich binden. Dann leuchtet etwas in ihren Augen auf, ein Hauch der alten Freude, des vergangenen Strahlens, und sie flüstert die Erwiderung. Es ist falsch, das weiß Waya. Ein Missbrauch der Worte.
„Du solltest dich langsam mal entscheiden“, rät Isumi, als er ihm davon berichtet. „Sie hat es nicht verdient, so gequält zu werden und du auch nicht.“
Waya schüttelt den Kopf, denn er will nicht Realist sein.

~

„Eine Pause“, wiederholt Waya mit gepresster Stimme und Hitomi nickt. Ihre Haare hängen stumpf und glanzlos über ihre Schultern, ihr Blick wirkt matt. „Du verbringst also die nächsten zwei Wochen bei deinen Eltern.“ Wieder eine stumme Bestätigung, begleitet von einsamen Tränen, die schrecklich gemächlich über die blasse Wange rollen. Eine Welle von Schmerz zuckt durch Waya und in seiner Verzweiflung verdrängt er sie durch kalte Wut.
„Fein.“ Er schnaubt. Seine Hände sind zu Fäusten geballt und am Liebsten würde er sie mitten auf das Goban vor ihm schlagen. Stattdessen greift er nach einem Stein.
Die falsche Entscheidung. Er fühlt es.

~

Die Nachricht erreicht ihn mittags. Es ist Hitomis Mutter, die anruft. Weinend. „Ein Autounfall“, ist alles was Waya versteht, dann ist er auch schon auf dem Weg zum Krankenhaus.
Als er angekommen ist, pochen seine Füße vor Schmerzen, er ignoriert es, hetzt die Treppe hinauf.  Ich liebe dich, flüstert es in seinem Kopf. Wenn er ihr diese Worte doch nur noch einmal sagen könnte! Einmal!
Als er das Krankenzimmer betritt, erwarten ihn mitleidige Blicke und leises Schluchzen. Man reicht ihm ein Handtuch. Niemand weiß von dem Streit.
Dann sieht Waya Hitomi und zum ersten Mal ist er es, der weint.

~

Kalter Regen prasselt auf Waya, doch er beachtet ihn nicht, starrt nur die Schlucht hinunter, die so tief ist, dass er unter der Brücke nur Dunkelheit erkennen kann. Er lächelt.
Perfekte Bedingungen.
Klacken ertönt, als er die ersten Steine wirft, vermischt sich mit dem Trommeln des Regens. Eine Entscheidung? Waya kichert, dann folgt die nächste Handvoll. Eine Entscheidung für Hitomi? Das Kichern wird zu einem Lachen. Lauter, verzweifelter.
„Genügt das?“, schreit er und schmeckt den Regen. „Oder willst du noch mehr?“
Das Goban ist schwer, doch er stemmt es hoch. Hysterisches Lachen klingt durch die Nacht, dann ein dumpfer Knall.




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Hallo :)

Hier ist nun mein Beitrag für das Fandom-Turnier. Die Idee habe ich mir vor drei Stunden schnell irgendwoher gekratzt und ja: dementsprechend ist mein ganzer Beitrag wohl eher nicht überzeugend. Was soll's immerhin ist er da! :P
Mir ist diese Runde aber wirklich schwer gefallen, auch wenn ich nicht weiß weshalb.

Die Vorgaben waren übrigens folgende:

Wörter: Brücke, Fälschung, Seitenhieb, Lärm, Vorschlag, Realist
Sowie jeweils von wem anderen ausgesprochen, die Sätze „Du solltest dich langsam mal entscheiden“ und „Mach das verdammte Licht aus!“
Des Weiteren muss ein Charakter hysterisch lachen und Regen vorkommen.
Genre: Humor oder Drama


Für den Manga Hikaru no Go habe ich mich entschieden, weil
a) ich ihn mag (Haha)
b) er im deutschen Bereich leider wahnsinnig vernachlässigt wird
c) okay, ich gebe es zu, es war eine Kurzschlussentscheidung...

Des Weiteren habe ich mich entschieden 13 Drabbles zu machen, weil es sozusagen eine Unglückszahl ist und ich ja auf ein Unglück zusteuern wollte. (Hehe) Irgendwie habe ich allerdings die Befürchtung, dass die Qualität meines Beitrags ein wenig darunter gelitten hat. Naja...

Liebe Grüße

nikko
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