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Just a little bit out of my limit. ♥

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteAllgemein / P18 / Gen
05.10.2013
06.10.2013
2
16.423
 
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Dieses Kapitel
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05.10.2013 6.744
 

Hey Leute! :)

Normalerweise schreib ich ja nur was zu 1D, hab mich aber jetzt mal aufgerafft, für ihre wundervolle, talentierte und begabte Vorband etwas zu schreiben! ♥
Ich liebe die Jungs einfach und joaaa...

Gewidmet ist das Ganze meiner Allerliebsten MysteriousStar, die der größte 5SoS-Fan ist, den ich kenne. :P
Love you, Baby. <33

Und jetzt viel Spaß beim Lesen! :) Hinterlasst gern eure Meinungen, ich beantworte alles so schnell wie möglich! ;*
Liebe Grüße, Shariii xX


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„Ich hasse dich dafür. Das weißt du.“, knurrte ich meiner besten Freundin entgegen und versuchte weiterhin, mich durch die enge Masse zu drücken und dabei nicht zerquetscht zu werden. Hunderte von kreischenden und quietschenden Mädchen versuchten in diesem Moment durch die gleiche Tür zu kommen wie wir. Und das nur wegen fünf bescheuerten Idioten, die auf der Bühne nichts Besseres zu tun hatten, als sich wie kleine Kinder zu benehmen.
„Ach komm schon, du liebst die Vorband! Das ist doch ziemlich ausgeglichen, oder?“, grinste Ruby mir entgegen und piekte mich neckend in die Seite. Ich gab einen gequälten Laut von mir, ehe ich den Mund verzog und sie genervt anstarrte. „Einer von denen ist zufällig mein Bruder, Rube. Ich kann die jeden Tag hören, wenn ich will. Also ist es unfair, dass ich mich jetzt hier mit rein quälen muss.“, gab ich schnippisch zurück und verdrehte die Augen, als ich wieder einmal einen Ellenbogen in meiner Magengrube spürte. „Heul nicht so rum, Mali. Wir werden Spaß haben, vertrau mir!“
Ich starrte sie fassungslos an. Wir wurden hier fast zu Tode gedrückt, von einer riesigen Menge tollwütiger Fangirls, und sie nannte das Spaß?!
„Mali… Komm schon. Wir sind gleich drin!“, lachte Ruby plötzlich und zog mich am Arm hinter sich her. Ich schüttelte mit dem Kopf und sah sie ausdruckslos an. Dann wurde mir jedoch meine Tasche aus der Hand gerissen und mein Blick wanderte automatisch zu der Security-Frau, die ziemlich unbeeindruckt meine Sachen durchwühlte. „Die Creme und die Schminke muss raus.“ „Wie bitte?“, gab ich verwundert zurück und sah sie mit großen Augen an. „Alles raus. Ist verboten.“, antwortete sie kurz und knapp und verzog dabei nicht einmal die Miene. Sie erinnerte mich leicht an diese Mannsweiber, die in Filmen immer die brutalen Mütter im Knast geben. Ihr Damenbart stach auch ziemlich hervor, als sie mich abschätzend musterte und auf die Mülltonne neben mir deutete. „Das ist nur Creme! Was ist daran denn bitte gefährlich oder so?“, fragte ich entsetzt und ignorierte dabei Ruby, die ungeduldig an meinem Ärmel zog und genervt auf mich einredete. „Schmeiß den Scheiß doch einfach weg, Mali. Du kannst das hinterher neu kaufen.“ Auch die Mädchen in der Schlange nach uns wurden jetzt ungeduldig und warfen mir wüste Beschimpfungen an den Kopf. Ich ließ mich jedoch nicht beirren. Zumindest solange, bis Knast-Mutti ein wütendes Schnaufen von sich gab: „Ich hab die Regeln nicht gemacht, Kleines. Und jetzt geh weiter, bevor hier der dritte Weltkrieg ausbricht.“ Ich riss erneut die Augen auf und sah ihr hilflos dabei zu, wie sie mein Schminketui und die kleine Tube aus meiner Tasche nahm und ohne zu zögern in die Tonne warf.
„Das Geld krieg ich von dir, Ruby! Das bist du mir schuldig!“, meckerte ich weiter rum und schlug die Hand meiner besten Freundin auf meiner Schulter weg, die mich wohl eigentlich beruhigen sollte. „Was ist an diesen Kerlen so besonders, dass ich nicht mal Creme mit rein nehmen darf? Ich meine… CREME! Denken die, ich lauf nach vorne und schmier die Bühne damit ein, damit die Jungs ausrutschen, sich auf die Klappe legen und hoffentlich ganz doof aufm Kopf landen?!“ Diesmal war es an mir, wütend zu schnaufen und grummelnd vor mich hin zu stampfen. Ich hatte natürlich keine Ahnung, wo ich hinlief und fand mich ein wenig später vor weiteren dieser Security-Schränke wieder. Von Ruby war keine Spur mehr. „Oh nein.“, brummte ich und machte auf dem Absatz kehrt, da ich auf diese Leute in diesem Moment wirklich überhaupt keine Lust hatte. Ich ging stark davon aus, dass hier der Backstage- Bereich begann, denn die Männer wurden von Tür zu Tür angsteinflößender.
„Mali! Hierher!“, hörte ich auf einmal Rubys Stimme über die Menge hinweg brüllen und sah sie kurz darauf auf mich zulaufen. „Komm endlich, sonst sind die alle vor uns drin und dann haben wir keine guten Plätze mehr!“ Und schon wurde ich wieder an meinem Arm durch die Gegend gezogen.
Ein wenig später stand ich dann auch endlich dort, wo ich eigentlich den Abend verbringen sollte. In der zweiten Reihe, direkt vor der Bühne. Die Aussicht war schon ziemlich genial und ich dachte mir, dass dieser Platz für einen richtigen Fan bestimmt atemberaubend war. Für mich war er jedoch wie jeder andere.

„Ich bin soooo aufgeregt! Endlich seh ich die Jungs mal live! Davon träume ich schon so lange! Kannst du dir das eigentlich vorstellen, Mali? Und dein Bruder hat es möglich gemacht! Oh Gott, ich liebe ihn!“ So ging das Gelaber von Ruby die ganze Zeit lang. Zwei Stunden. Ich dachte ernsthaft darüber nach, mich eventuell heimlich raus zu schleichen oder meiner besten Freundin einfach ein Pflaster auf den Mund zu verpassen, doch irgendwie erschien mir alles als ein bisschen fies. Immerhin war dies ihr Geburtstagsgeschenk und ohne Calum wäre ich garantiert nie an die Tickets gekommen. Also beschloss ich zu bleiben und das Konzert über mich ergehen zu lassen. So schlecht war One Direction ja nun auch wieder nicht. Ich stand halt einfach nur nicht so auf diesen Teenie-Schnulzen-Scheiß. Schon seit klein auf war ich eher der Rock-Typ gewesen und jetzt, wo mein großer Bruder mit seiner Pop-Rock-Band ihren Start als Vor-Act auf einer World-Tour feierte, fühlte ich mich erst recht mehr dahin gezogen. Ruby redete weiter auf mich ein, doch ich hörte ihr gar nicht mehr richtig zu. Es war eh alles das gleiche.
Auf einmal ging endlich das Licht aus und auf der Bühne bewegte sich etwas. Ruby neben mir begann erst zu zittern, dann zu stottern und letztendlich zu kreischen, genau wie die ganzen anderen um uns herum. Ich kam mir vor wie bei einer Zombie-Apokalypse, wenn die große Panik ausbrach. Und das war erst die Vorband. Wie würde das dann bei One Direction werden?!
Ich liebte 5 Seconds of Summer schon immer, seit mein Bruder und seine besten Freunde Luke und Michael die Band gegründet hatten. Und als Ashton kurz darauf noch dazu kam und die vier dann immer in unserem Wohnzimmer probten, waren sie für mich die geborenen Stars. Es war pures Schicksal, dass Louis von One Direction die Jungs auf Youtube entdeckt hatte und sie jetzt mit ihnen um die Welt tourten. Auch wenn ich nicht wirklich mit der neuen Ruhe in unserem Haus klar kam, freute ich mich für Calum. Er hatte Talent und das sollte er auch der ganzen Welt zeigen…
Durch einen lauten Krach wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und im nächsten Moment kloppte Ashton auf seinem Schlagzeug herum, Michael und Luke rissen wie bekloppt an ihren Gitarren und Calum rockte wie immer den Bass. Ihr erster Song war Eighteen, einer der Neuen. Cal hatte mal am Telefon erwähnt, dass er ihn mit Luke zusammen geschrieben hatte, als sie gerade durch England und Irland tourten. Blondie fing dann auch gleich an zu singen und brachte die ganzen Mädchen damit noch mehr zum schreien. Ich konnte absolut nicht verstehen, wieso die alle auf ihn standen. Für mich war er, seit das mit den ganzen Fans anfing, ein eingebildeter, selbstverliebter und arroganter Mistkerl, der dachte, er wäre was Besseres, nur weil tausend hormongesteuerte Teenager mit ihm in die Kiste springen wollten. Also bitte…
„Er ist so heiß! Er ist soooo unglaublich heiß!“ Jetzt fing das Gekreische von Ruby erneut an. Nur dass sie nicht den Idioten von bestem Freund meines Bruders meinte, sondern das andere Blondchen weiter hinten. „Ich liiiiebe Ashton! Ich liebe ihn einfach soooo sehr!“ Ruby war so laut wie noch nie. Ich musste mir ernsthaft das Lachen verkneifen, als sie wirklich anfing vor Glück zu heulen. „Du liebst auch Niall, Louis, Harry, Zayn und Liam soooo sehr, Ruby. Und meinen Bruder ja jetzt auch. Entscheid dich mal.“, kicherte ich an sie gewandt, doch sie beachtete mich überhaupt nicht. Ihr Blick war starr auf die Bühne gerichtet, über die mein Bruder und seine Freunde jetzt fröhlich umher sprangen.
Als der Song beendet war und sich der beste Freund meines Bruders räusperte, schaute ich sofort wieder zu ihm. Dann begann er zu reden begann: „Hi, wir sind 5 Seconds of Summer und das hier ist unser neues Lied, Wherever You Are. Ich hoffe, ihr mögt es.“ In meinem Bauch begann es zu kribbeln. Ich hatte den Song bisher nur einmal gehört, aber er konnte damals irgendwas in mir auslösen. Es war unbeschreiblich, mit wie viel Gefühl sie den Song performten. Luke und Michael stimmten die ersten Töne auf ihren Gitarren an, während ihre Blicke interessiert durch die Menge glitten. Ich fragte mich, ob sie nach jemand bestimmtes Ausschau hielten. Doch meine Gedanken drifteten in eine andere Welt, als Luke zu singen begann und seine himmlische Stimme mit diesem ruhigen Song meine Sinne benebelten. Eins musste man ihm wirklich lassen: Er klang verdammt nochmal wie ein Engel auf Erden!
Im Refrain schloss er die Augen und ich konnte förmlich spüren, wie sehr er beim Singen fühlte. Es waren sein Song, seine Gefühle und seine Gedanken.
Die zweite Strophe begann Calum. Wieder einmal staunte ich über das riesige Talent, dass er von unserer Mutter geerbt hatte. Ich war in diesem Punkt leider weniger gut bestückt, denn musikalisch hatte ich eigentlich so gut wie gar kein Glück. Nicht einmal Triangel spielen bekam ich auf die Reihe. Dafür war ich sportlich ziemlich begabt, was mich hoffentlich irgendwann mal zu den Olympischen Spielen bringen konnte. Ein Lebensziel sollte man sich schließlich immer aufheben.
Ich beobachtete meinen Bruder, wie er mit den anderen zusammen die ganzen begeisterten Fans beobachtete und seine Augen zu leuchten begannen. Das war es, was er sich wünschte, was er immer wollte. In diesem Moment war ich einfach nur glücklich, für ihn.
Beim zweiten Refrain ließ Luke seinen Blick wieder über uns schweifen und er schien jedes Mädchen der ersten drei Reihen abzuchecken. Das war so typisch für ihn. Dabei war er gerademal 17, ein Jahr älter als ich. Es machte mich fast schon wütend, dass er sich so aufspielte. Und ich wusste nicht einmal warum. Eigentlich konnte er mir völlig egal sein. Ich sollte mich nicht um ihn scheren. Aber trotzdem tat ich es und das fraß noch mehr an mir, als dieses ungute Gefühl, dass ich in diesem Moment direkt angestarrt wurde. Von Blondie persönlich.
Sein Blick blieb auffallend an mir hängen und ein leichtes Lächeln schlich auf seine Lippen. Ich wusste nicht, was in diesem Moment mit mir geschah, aber ich erstarrte auf der Stelle und bewegte mich nicht mehr einen Millimeter. Er begann die gefühlvolle Bridge zu singen, mir dabei weiterhin in die Augen schauend. Mein Verstand setzte aus.

You can say we'll be together,
Someday,
But nothing lasts forever,
Nothing stays the same.
So why can't I stop feeling this way?


Ich wusste nicht, was es war. Aber irgendwas an ihm brachte mich dazu, in seine leuchtend blauen Augen zu starren und alles um mich herum auszublenden. Ein kleiner Teil von mir wehrte sich, wollte nicht das zulassen, wofür es bei anderen schon lange zu spät war. Doch er gab auf.
Ich war Luke verfallen. Seinen Augen. Seiner Stimme. Seinem Lächeln. Da war nichts mehr, außer er und ich. Als wenn wir allein in der Arena stehen würden, legte ich meinen Kopf schief und versuchte normal zu atmen. Es fiel mir unglaublich schwer, fühlte sich so an, als wäre der ganze Sauerstoff aus der Luft gewichen.
Wie oft hatte ich in diese Augen geschaut, wenn er bei uns zuhause mit am Tisch saß? Wie oft hatte ich mich schon mit ihm gestritten, wenn er mir mit Calum zusammen meine Puppen klaute? Wie oft war ich schon mit ihm allein gewesen, weil die anderen sich anders beschäftigten?
Ich kannte diesen Jungen, seit ich ein kleines Mädchen war. Nie war mir etwas dergleichen passiert. Doch ausgerechnet jetzt musste es so sein. Sein Blick klebte immer noch an mir, während er ein letztes Mal mit den anderen zusammen den Refrain sang und den Song dann mit einem breiten Grinsen beendete. Mir fielen sofort die Grübchen auf, die leicht auf seinen rosa schimmernden Wangen erschienen. Er sah so unverschämt gut aus…

Ruby riss mich durch einen Stoß in die Seite in die Realität zurück: „Jetzt kommt Heartbreak Girl, Mali! Das ist mein Lieblingssong! Oh mein Gott!“ Ihre Worte drangen nur wage zu mir durch. Ich brauchte ein bisschen, um das gerade erlebte zu verdauen. Schnell brach ich den Blickkontakt zu Luke ab und starrte auf meine Finger, die ich unbewusst vor Verwirrung und Neugier zu kneten begonnen hatte. Sie taten beinahe schon weh, doch ich reagierte kaum drauf. Mein Kopf schüttelte sich wie von allein und ich wollte das alles nicht glauben. Luke hatte mich nicht angestarrt. Er hatte mich nicht angelächelt. Er meinte nicht mich. Ich konnte einfach nicht die Person sein, die er meinte.
Als ich zögerlich meinen Kopf wieder hob und in seine Richtung schaute, zerbrach mir fast das Herz. Er schaute in eine völlig andere Richtung und war mit ganz anderen Leuten und Dingen beschäftigt. Spielte er mit mir oder fand mein Kopf solche Streiche neuerdings ganz lustig?
Als sie Heartbreak Girl spielten, wippte ich begeistert im Takt mit und versuchte so gut es ging, meine wirren Gedanken zu ignorieren. Ich sah die ganze Zeit nur zu Calum, der mich mittlerweile auch entdeckt hatte und jetzt einen so stolzen Blick aufgelegt hatte, dass ich nicht anders konnte, als mit ihm um die Wette zu grinsen. Sobald er lachte, tat ich es auch. Und sobald er weinte, flossen auch bei mir die Tränen. So waren wir schon immer. Vielleicht war genau das das Geheimnis unserer engen Beziehung. Wir konnten uns vertrauen, wussten alles voneinander und unternahmen so gut wie alles zusammen. Nur wenn seine Freunde genervt von mir waren, musste ich zuhause bleiben. Und bei Luke war das die letzten Jahre so gut wie immer so. Ich hasste ihn eigentlich fast schon…

Nach Rubys Lieblingslied kamen noch die neueste Single Try Hard und das Cover von Katy Perry’s Teenage Dream. Ich gab mir wirklich Mühe, nicht wieder zu Luke zu schauen, doch als er nach dem letzten Ton seine Gitarre weg stellte und ein letztes Mal zum Mikro ging, konnte ich dem Drang einfach nicht mehr wiederstehen. Und obwohl ich nicht damit gerechnet hatte, lag sein Blick wieder eindeutig auf mir. Erneut fühlte ich mich beobachtet und von allen Seiten angestarrt, doch das war in dieser Sekunde mein kleinstes Problem. Es war eher Lukes Stimme, die in meinen Ohren wiederhallte: „Danke, Leute! Ihr seid echt genial! Es tut gut, wieder zuhause zu sein! Wir lieben euch, Sydney!“ Das Licht ging aus, doch ich konnte sein Gesicht in den leichten Strahlen der Backstage-Beleuchtung erkennen. Er stand immer noch dort, wartete auf irgendwas. Unser Starren brach nicht ab. Diesmal war ich nicht so weggetreten, aber trotzdem völlig gefesselt von ihm. Es lag nach wie vor dieses Leuchten in seinen Augen, das mich seit neuestem so sehr faszinierte.
Plötzlich zwinkerte er mir zu und deutete mit seinem Kopf in die Richtung des Backstage-Bereiches. Er sah kurz zu der Security, dann wieder zu mir und letztendlich nur noch zu dem Mann von Schrank, vor dem ich vorhin auch schon stand. Er rief ihm irgendetwas zu, das ich nicht verstehen konnte, lächelte mich noch einmal kurz auffordernd an und verschwand dann, wie die anderen auch schon, hinter den großen Eisentüren.
Jetzt ging das Licht wieder an und ich blieb verwirrt zurück. Hatte er mich gerade wirklich aufgefordert, Backstage zu kommen und Ruby hier allein zu lassen? Eigentlich konnte ich das nicht machen. Sie war meine beste Freundin und ich hatte ihr die zwei Tickets fürs Konzert hier geschenkt. So eine schlechte Freundin war ich dann doch nicht. Und da Luke und Calum wahrscheinlich morgen sowieso bei uns zuhause auftauchen würden, könnte er auch dann mit mir reden. Was auch immer er von mir wollte. Die Aktion eben grade hatte mich zwar schon stark verunsichert hatte und ich verspürte das unüberwindbare Bedürfnis, herauszufinden was es mit diesem plötzlichen Gefühlswirrwarr auf sich hatte, doch letzten Endes siegte mein noch immer leicht angeschlagener Verstand.
Allerdings nur so lange, bis meine beste Freundin mich am Arm rüttelte und wild mit den Fingern vor meinem Gesicht herum schnipste: „Erde an Mali! Mr. Hemmings will was von dir, also schwing deinen hübschen Hintern dahin, wo er dich haben will! 1D wolltest du ja sowieso nicht sehen.“ Diesmal war sie diejenige, der ich meine weit aufgerissenen Augen und einen „o“-förmigen Mund schenkte. „Was meinst du denn mit: Er will was von mir?!“, war das einzige, das ich dazu rausbrachte. Ruby verdrehte die Augen und schob mich in Richtung Ausgang. „Keine Ahnung, Mali. Aber dein Bruder ist ja auch da. Den hast du jetzt ganze vier Monate nicht mehr gesehen und ich weiß, dass du ihn vermisst. Also genieß die Zeit. Wir können hier ja sowieso nicht quatschen und ich brauch dich zum Fangirlen nicht. Husch, husch!“ Sie drückte mir ein Küsschen auf die Wange, bevor sie mir noch einen kleinen Schubs gab und sich dann wieder auf ihren Platz stellte. Ich schaute sie noch einige Sekunden verwundert an, bevor sich meine Füße wie von selbst in Bewegung setzten und mich tatsächlich zum Eingang des Backstage-Bereiches brachten. Genau in dem Moment, in dem ich unsicher zu den Security-Typen hoch schaute und mir eine plausible Erklärung einfallen lassen versuchte, warum ich jetzt dort rein musste, kam Luke selbst zur Tür heraus gestolpert: „Sie gehört zu mir, ist schon okay.“ Sein Nuscheln hätte beinahe im andauernden Gekreische der ganzen gestörten Mädchen unter gehen können, doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihn überall hören würde. Egal, wie laut es eigentlich war, seine Stimme würde immer zu mir durchdringen.
„Also eigentlich gehöre ich ja zu Calum.“, stellte ich mit einem ernsten Blick an die Security-Leute gerichtet klar und schlängelte mich anschließend zwischen ihnen hindurch. Luke lachte amüsiert auf und wuschelte mir durch die Haare, ehe er wie selbstverständlich nach meiner Hand griff und mich mit einem erneuten Zwinkern hinter sich her zog. Ich hatte gar keine Zeit, mich ihm zu entziehen, da er gleich auf mich einredete, während ich noch meine Gedanken hinterher hing. Wieso im Himmel durchzuckte mich gerade so ein komisches Gefühl, das meinen Magen zum Kribbeln und meine Haut zum Brennen brachte? Und warum konnte ich nicht anders, als entweder auf unsere verschränkten Finger oder in sein wunderschönes Gesicht zu starren?
Moment. Wunderschön? Mali, was ist los mit dir?
„Danke, dass du gekommen bist. Hab ehrlich gesagt gar nicht mal damit gerechnet.“ Seine Stimme klang irgendwie rau und schüchtern. Das anschließende Räuspern und sein abgewandter Blick bestätigten meine Annahme nur. War das wirklich Luke Robert Hemmings, der gerade neben mir durch die ewig langen Gänge meiner Heimat-Arena schlenderte? Der Luke, dem ich im Sandkasten mit meiner pinken Hello-Kitty-Schaufel regelmäßig einen übergebraten hatte? Ich war wirklich mehr als durcheinander in dieser Nacht…
„Mmh.“, antwortete ich nur, obwohl ich das nicht wirklich als Satz oder so durchgehen lassen würde. Es war mehr ein Laut, der sich unbewusst aus meiner Kehle schlich, obwohl ich eigentlich schweigen wollte. In diesem Moment nagte nur eine unbewusste Sache an mir: Was zur Hölle war hier heute eigentlich los?! Meine Gedanken wurden erneut unterbrochen, als wir vor einer großen Tür stehen blieben, auf der dick und fett 5 Seconds of Summer stand. „Das ist unsere Garderobe und der Aufenthaltsraum. Die Duschen sind gleich nebenan, da geh ich jetzt hin. Du kannst dich ja schon mal aufs Sofa setzen, Mikey und Ash müssten schon fertig sein. Cal kommt bestimmt auch gleich. Und ich werd mich beeilen.“ Als wenn ich darauf bestehen würde, ihn so schnell wie möglich wieder in meiner Nähe zu haben, grinste er mich provokant an und verschwand dann in der Nebentür. Obwohl ich am liebsten gedacht hätte, er wäre ein überheblicher Player und würde mich nur ärgern wollen, musste ich mich elendig damit abfinden, dass ich mich ohne ihn etwas verloren fühlte. Meine Hand, die bis vor einer Sekunde noch in seiner gelegen hatte, war auf einmal total kalt und ich bemerkte nach einer kurzen Zeit selbst, dass ich ihm noch weiter hinterher starrte.
Ich musste dringend herausfinden, was mit mir los war. Andernfalls würde ich heute Nacht garantiert noch "ausversehen" vor einen Bus laufen.

„Maliiiii!“, kreischte Michael sofort, als er mich entdeckte und zog mich zu sich und Ashton auf das kleine Sofa, das direkt vor einem breiten Fernseher platziert war. „Wollt ihr mich verarschen? Keine viertel Stunde von der Bühne runter und ihr zockt erst mal?!“ Fassungslos schaute ich die beiden Jungs an, die nur schwiegen und auf dessen Wangen sich jetzt ein wehmütiger Rosa-Ton abzeichnete. „Na klar, wir haben ja sonst nichts zu tun!“, kam es auf einmal von hinten, mit einer mir sehr vertrauten Stimme. Augenblicklich sprang ich auf und stolperte über die vielen Taschen und Sachen, die auf dem Boden verstreut lagen. „Cal!“, entfuhr es mir mehr wie ein Keuchen. Ohne darauf zu achten, dass er nur seine Boxershorts trug, sein Oberkörper noch total nass war und ich ein weißes T-Shirt anhatte, umarmte ich ihn und verschränkte meine Arme hinter seinem trainierten Rücken. „Hey, Kleine. Wie geht’s dir?“, begrüßte er mich liebevoll und festigte die Umarmung, in dem er mich noch enger an sich drückte. „Wundervoll. Jetzt wieder. Und dir?“ „Ich bin unglaublich glücklich, endlich wieder zuhause zu sein. Auch, wenn wir heute Nacht noch im Hotel pennen. Ich hab dich vermisst.“ „Ich dich auch…“, murmelte ich zurück und kuschelte mein Gesicht in seine nackte Brust. Es tat gut, ihn wieder bei mir zu haben. Telefonieren und Skypen war eben einfach nicht dasselbe.
Leider bemerkte ich erst jetzt seine spärliche Bekleidung und riss mich reflexartig von ihm los. „Iäääh. Jetzt bin ich auch ganz nass…“, quengelte ich und warf meinem Bruder einen gequälten Blick zu. Er jedoch musterte mich kurz und begann dann nur zu lachen. Ein Blick an mir herunter verriet mir auch wieso. Natürlich war mein T-Shirt jetzt so gut wie durchsichtig. „Ich hasse dich, Calum Thomas Hood.“, grummelte ich beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust, um wenigstens das nötigste zu verdecken. „Ich dich auch, Mali Koa. Das weißt du doch.“, grinste er spitzbübisch, streckte mir die Zunge raus und kramte dann in einer Sporttasche herum, bis er ein schwarzes T-Shirt mit gelben Batman-Aufdruck heraus fischte und es mir zuwarf. „Hier, gehört Lucas. Müsste dir passen.“, erklärte er mit einfachen Worten und zog sich dann selbst ein schlicht weißes Tank-Top an, nachdem er mit einem Handtuch über seinen Oberkörper fuhr. Ich schüttelte den Kopf und gab ein enttäuschtes Schnauben von mir. „Warum interessiert dich das jetzt gar nicht? Kannst du nicht wie alle anderen großen Brüder sein?! So beschützerisch und so?“ Zusätzlich zu meiner Aussage verschränkte ich wieder die Arme vor der Brust und schaute ihn streng an. Er zog seine Stirn in Falten und hob fragend eine Augenbraue, als wenn er wirklich nicht wusste, wovon ich redete. „Na Louis von One Direction zum Beispiel. Er hat zu seiner Schwester Lottie gesagt, dass sie sich nicht an Harry ranmachen soll, weil sie zu gut für ihn ist. Warum sagst du sowas nicht zu mir? Stattdessen interessiert es dich überhaupt nicht, dass deine beiden besten Freunde mir grade voll auf die Oberweite glotzen.“ Michael und Ashton wandten sich bei meiner Aussage ganz plötzlich wieder anderen Dingen zu und taten total beschäftigt, während Calum nur ein Seufzen von sich gab, die Augen schloss und sich den Nasenrücken rieb. Ich wusste, wie sehr er es hasste, wenn ich einen auf Schmollen machte, obwohl ich es überhaupt nicht ernst meinte. Das tat ich in diesem Moment wirklich nicht. Ich wollte ihn ärgern, auch wenn es mich schon ein bisschen interessierte, warum er nicht so war. Ich schob es allerdings darauf, dass wir uns einfach so ähnlich waren und er wusste, wie ich zu den Jungs stand. Das neue Durcheinander bei Luke konnte er ja nicht riechen…
Meine dichten, schwarzen Haare hingen wie Zotteln in meinem Gesicht, als ich mich in die enge Nische zwischen zwei Räumen quetschte und das Oberteil wechselte. Die Damen-Toilette war mir eindeutig zu weit weg, aber ich wollte mich auch nicht unbedingt den noch halb pubertierenden Freunden meines Bruders präsentieren. Da nahm ich die kurze unbequeme Zeit gerne in Kauf.
Als ich in den Aufenthaltsraum zurück kam, saßen Mikey und Calum auf dem anderen Sofa und zockten irgendwas, während Ashton immer noch still da saß und auf sein Handy starrte. Wenn mich nicht alles täuschte, war er wieder einmal auf Twitter unterwegs und bedankte sich bei den Fans für den gelungenen Auftritt.
„Ihr wart echt gut heute.“, warf ich in den Raum und schmiss meine Handtasche, die ich zur Sicherheit mit mir genommen hatte, unter den kleinen Couchtisch. Man wusste ja nie, was Jungs in dem Alter mit meinem Tascheninhalt anfingen. Und wissen wollte ich es garantiert auch nicht.
„Wir sind immer gut.“, lachte Ash mir entgegen und sah mich zum ersten Mal heute an. Seine Augen schienen leicht rot und ich war mir ziemlich sicher, dass er geweint haben oder zumindest kurz davor gewesen sein musste. Doch weiter drauf eingehen wollte ich auch nicht, das war schließlich keine meiner Angelegenheiten. Calums Erzählungen nach vermutete ich aber stark, dass es um eine seiner alten Freundinnen ging, auf die er schon seit Ewigkeiten stand und die er ziemlich vermisste.
„Lukey is baaaack!“, brüllte Luke auf einmal hinter mir und erschreckte mich damit halb zu Tode, sodass ich mich panisch umdrehte und halb vom Sofa rutschte. Als ich den Blick wieder auf ihn richtete, blieb mir wortwörtlich die Luft im Halse stecken. Wieder einmal verkrampfte ich jeden Muskel in meinem Körper und konnte nicht anders, als mein Gegenüber anzustarren. Er stand nun direkt vor mir, mit nur einem Handtuch um die Hüften gebunden. Mein Blick war von seinen noch immer leuchtenden Augen gefesselt, ehe ich ihn auf seinen muskulösen Oberkörper abwenden könnte und dort hängen blieb. Er sah verdammt heiß aus. Sein Bizeps und sein Bauch waren trainierter, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er erschien mir als fast schon perfekt.
Ich atmete immer noch nicht, gab keinen Mucks von mir. Bloß meine Augen bewegten sich. Sogar, als er leise lachte und sich umdrehte, um die Cola von einem Tisch zu greifen und sie sich anschließend in den Rachen zu kippen, schaffte ich es gerademal seinen Rücken anzustarren. Sein Kreuz war unglaublich. Und das Zusammenspiel seiner deutlichen Muskeln brachte mich erneut um den Verstand. Ich konnte nicht mehr klar denken, blendete alles um mich herum aus.
Seit wann stellte er diese Dinge mit mir an, die man sonst nur in Büchern las oder in Filmen sah?!
„Himmel auf Erden…“, murmelte ich vor mich hin und schüttelte den Kopf, als ich es endlich schaffte, meine Augen zu schließen und diese unglaublichen Bilder zu verdrängen. Warum musste er auch so unglaublich gut aussehen? Das gehörte verboten!
„Mali? Alles okay bei dir?“, riss mich Ashton aus den Gedanken und zwickte mir leicht in den Oberarm, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu reißen. Plötzlich lagen drei weitere Augenpaare auf mir und ich versuchte krampfhaft, nicht wieder zu Luke zu schauen. Noch einmal würde ich es nicht schaffen, meinen eigenen Arsch zu retten. Und wie auf Kommando fing ausgerechnet er laut an zu lachen und schaute mich fast schon durchdringlich an: „Du brauchst nicht so starren, Mali. Ich weiß auch so, dass ich heiß bin.“
Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott. Ihm war es aufgefallen. Er hatte mich erwischt. Das war sowas von peinlich! Und es war mir in den ganzen Jahren, die wir uns nun schon kannten, nie passiert. Er sollte eigentlich eher so etwas wie ein Bruder für mich sein. Stattdessen begann ich auf einmal, ihn wie diese ganzen Fangirls anzuschmachten und verlor dabei meine Sinne und mein Gehirn. Das war doch nicht mehr ich, die hier in der kleinen Runde saß und von vier Leuten verwundert angeschaut wurde.
In diesem Augenblick war ich mir sicher, dass meine Wangen die Farbe einer Tomate haben mussten, denn sie glühten schon fast und mir traten Tränen in die Augen, die ich krampfhaft versuchte zu verdrängen.
„Mali?“ Ich schaute erschrocken zu meinem Bruder, dessen Stimme auf einmal doch etwas wütend und gereizt klang. „Kann ich kurz mit dir reden? Draußen, allein?“ Sein Blick war so drängend, dass ich nicht einmal auf den Gedanken kam, ihm zu widersprechen. Ich diskutierte bloß mit mir selbst, was ihn auf einmal so beschäftigen konnte. War er jetzt doch so beschützerisch und aufmerksam, wie ich ihn immer wollte?
Ich strauchelte ihm hart schluckend hinterher, unsicher darüber, was jetzt geschehen würde. Und kaum war die Tür hinter uns zugefallen, stieß Calum laut all die Luft aus, die er gerade noch angehalten hatte. Ich konnte ihn nicht fragen, was er von mir wollte. Ich war unfähig zu sprechen. Wenn er sauer oder gereizt war, sollte man nicht mit ihm spaßen. Und eigentlich sollte man ihn dann einfach in Ruhe lassen. Wir hatten uns noch nie richtig gestritten. Ich wollte nicht, dass sich jetzt änderte. Erst recht nicht hier, nicht jetzt. Und nicht wegen, was auch immer ihn grade so auf die Palme brachte!
„Sag mal… Läuft da jetzt doch was? Zwischen dir.. und Luke?“ Er sprach doch sofort aus, was er dachte. Eine eher ungewöhnliche Art für ihn. Normalerweise regte er sich erst tierisch auf und brachte völlig belanglose Argumente, bis er auf den Punkt kam. Diesmal schien es anders zu sein. Als wenn diese Situation irgendwie etwas Besonderes war.
Ich starrte ihn erst schockiert an, bis ich realisierte, dass er auf eine ernste Antwort wartete. Doch die konnte ich ihm nicht geben. Da war irgendwas zwischen mir und seinem besten Freund, das konnte ich vor mir selbst nicht leugnen. Aber er sollte davon besser nichts erfahren. Ich würde für diesen selbstverliebten Idioten garantiert nicht die gute Beziehung zu meinem Bruder gefährden!
Ich versuchte mich an einem gekünstelten Lachen, das anscheinend Wirkung zeigte. „Bist du verrückt? Natürlich nicht! Du weißt, was ich von ihm halte!“ Dazu machte ich noch eine abwinkende Handbewegung, die meinen Bruder endgültig zu überzeugen schien. Seine Gesichtszüge wurden weicher und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Okay gut. Ich dachte schon, du würdest mir irgendwas verheimlichen oder mich anlügen oder so.“ Seine Augen verengten sich noch einmal kurz zu schlitzen und er sah mich wieder so durchdringlich an. Mein Herz setzte für eine Sekunde aus. Kannte er mich immer noch so gut, dass er mich wie ein Buch lesen oder wie einen Glaskasten durchschauen konnte?  Als er mir allerdings schnell einen Kuss auf die Stirn gab und mich wieder in den Aufenthaltsraum zurück zog, atmete ich erleichtert aus und dankte Gott so oft ich konnte.

Luke hatte sich mittlerweile sein graues Nirvana-T-Shirt angezogen und es mit einer einfachen, dunklen Jeans kombiniert. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, als ich ihn so musterte und spürte sofort, wie ich hin und her gerissen war. Da war dieser Drang nach Luke, nach seiner Stimme, seinem Duft, seinem Körper. Aber da war auch diese geschwisterliche Liebe zu Calum, die mir einen Pfahl ins Herz rammte, sobald ich nur zu seinem besten Freund hinschaute. Es war eine absolut beschissene Situation.
Und im nächsten Moment wurde mir auch schon bewusst, wer in dieser Nacht den inneren Kampf gewinnen würde.
Es hätte eine Vorwarnung sein müssen. Ein Zeichen. Ein Hinweis. Aber ich ignorierte es und ließ mich einfach darauf ein, als mich Luke zwischen sich und Ashton aufs Sofa zog und ich an seiner Seite gefangen war. Sein Körper glühte förmlich und zog mich auf eine magische Art und Weise an, als wäre ich das Raubtier und er der Köder. In meinem Bauch breitete sich ein unbeschreibliches Gefühl aus und ich merkte, wie er deutlich zu kribbeln begann. Meine Haut fing an den Stellen, an denen wir uns berührten, an zu brennen und ich hätte schwören können, dass mein Kreislauf und mein Blut leicht in Wallung gerieten, als Luke auch noch seinen Arm um meine Schulter legte und mich an ihn zog.
Ich konnte ihn wieder einfach nur anstarren. Es sah so verboten gut aus, wie seine Haare noch leicht nass und verstrubbelt zu allen Seiten abstanden und ihm damit einen unverschämt heißen Schlafzimmerlook verpassten. Das war nicht fair. Ich wollte ihm gar nicht so verfallen sein, aber wehren konnte ich mich auch nicht. Was sollte man auch schon gegen seine eigenen Gefühle machen?!
Gott sei Dank riss mich Michael in diesem Moment aus meinen Gedanken und ich konnte meinen Blick von Luke lösen: „Hey Mali! Willst du nicht wieder raus gehen und die Jungs von 1D sehen? Du hast schon die halbe Show verpasst und es wär doch doof, wenn du eigentlich so viel dafür bezahlt hast, oder? Die sind echt gut!“ Er grinste dabei so provokant und verspottend, dass ich sofort wusste, dass es hier nicht ums Geld ging. Es ging ihm darum, mich wieder zwischen den ganzen Kreisch-Teenies zu sehen und ebenfalls als eins bezeichnen zu können. Er wollte sich über mich lustig machen. „Nein danke, Mikey. Bin ja eigentlich nur wegen Ruby hier, aber sie meinte ich brauch mir das nicht antun und sollte deswegen herkommen.“, klärte ich den Konflikt grinsend auf und freute mich schon über meine Schlagfertigkeit. Doch Lukes plötzlicher Schmollmund versetzte mir einen Stich ins Herz: „Du bist also nur gekommen, weil deine beste Freundin dich aufgefordert hat? Ich dachte, du wärst von allein gekommen.“ Obwohl es eigentlich dämlich war und ich das wusste, fühlte ich mich auf einmal total schlecht. Ich wollte ihn nicht verletzen. Er sollte wegen mir nicht beleidigt sein müssen. „Ja. Also nein. Also… Ich steh halt einfach nicht so Boy Bands, deshalb bin ich raus. Ich mag euch lieber.“, versuche ich mich rauszureden und begann wieder zu grinsen, als sich auf Lukes Gesicht erneut dieses süße Lächeln schlich und er damit zufrieden zu sein schien. Doch die Freude währte nicht lange, als er sich auf einmal halb auf mich schmiss und begann, mich an den Seiten und am Bauch zu kitzeln. „Luke! Stopp! Ich… Keine… Luft!“, keuchte ich irgendwie mit letzter Kraft und wandt mich unter ihm, wie ein Fisch ohne Wasser. Es war zwecklos. Ich konnte ihm nicht entkommen. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich das auch gar nicht. Ich genoss das Gefühl von seinen Fingern auf meiner Haut. Fast schon hätte ich mich daran gewöhnen können. Doch als ich diesmal meine Augen aufschlug und seine direkt vor meinen fand, stand auf einmal die Welt still. Ich blendete wieder alles aus, bis auf ihn und seine leuchtenden, blauen Augen. Ich war mir sicher, dass es ihm nicht anders erging. Wir hielten beide die Luft an und starrten uns gegenseitig auf die Lippen, ein leichtes Lächeln im Gesicht. War dies nicht immer der Moment, in dem man sich küsste? In dem man alles um sich herum vergaß und sich einfach fallen ließ?  
Ich wollte das nicht. Das war schließlich Luke, der hier über mir hing. Ich hasste ihn doch eigentlich. Ich mochte ihn nicht. Ich hielt ihn für einen abgehobenen Aufreißer.
Das alles zerfiel in dieser Sekunde zu Staub. Seine Augen und sein Lächeln waren das einzige, das noch zählte. Egal, wie sehr er mich immer genervt hatte. Egal, was ich für Geschichten über ihn gehört hatte. Egal, was Calum davon halten würde. Es war in dieser Sekunde passiert. Ich hatte mich wohl oder übel in den besten Freund meines großen Bruders verknallt…
In meinem Kopf ratterte es. Machte er das mit allen Mädchen so? Könnte ich eventuell nur eine von vielen sein, weil er es jetzt gerade nötig hatte? Oder war er doch ganz anders, als ich ihn mir vorstellte? Meinte er es vielleicht wirklich ernst und es ging ihm schon länger so? Hatte er schon lange auf diese Möglichkeit gewartet und war deshalb so froh, wieder hier zu sein und mich zu sehen?
Viel zu viele Fragen schwirrten in meinen Gedanken umher. Ich kam kaum noch klar. Den Fernseher mit dem Rennspiel und das enthusiastische Gebrüll oder das niedergeschlagene Fluchen der Jungs blendete ich völlig aus. Ich konnte nur noch Lukes Hände an meinen Hüften und seinen Blick auf meinem Gesicht spüren. Für einen Moment kam es mir sogar so vor, als wäre er von mir genauso fasziniert, wie ich es von ihm war. Als wenn er mich mit genau dem gleichen Blick ansehen würde. Als wenn er mich ebenso sehr begehren würde.
Meine Muskeln waren verkrampft und mein Herz raste wie bei einem Marathonlauf. Ich konnte mich nicht bewegen, wartete einfach auf irgendwas. Er hatte angefangen, er musste es auch zu Ende bringen. Schnell schloss ich meine Augen und versuchte, langsam weiter zu atmen, was aber gar nicht so einfach war. Ich konnte spüren, dass ihn die Situation auch nicht kalt ließ. Seine Finger auf meiner Haut begannen zu zittern und er atmete hörbar tief ein. Ich hatte Angst davor, was jetzt passieren würde. Einerseits wollte ich ihn in diesem Moment so sehr küssen. Wollte, dass er den Schritt wagte und mich von diesem elendigen Kribbeln und Ziehen in meinem Bauch erlöste. Doch andererseits hasste ich ihn dafür, mich in diese Situation gebracht zu haben. Mein Bruder, dem ich ein indirektes Versprechen gegeben hatte, saß keine zwei Meter von uns entfernt und würde alles mitkriegen. Diese Situation war vielleicht noch ansatzweise normal für ihn. Es sah eben noch so aus, als würde Luke mich nur ärgern.
Genau in dem Moment, als ich schon seinen heißen Atem auf meiner Haut spürte und kurz davor war, verrückt zu werden, ging alles ganz schnell. Während er mir einen federleichten Kuss auf den Mundwinkel drückte, strichen seine Finger ein letztes Mal meine Seite entlang und dann kletterte er auch schon von mir runter und setzte sich neben mich, als wäre überhaupt nichts passiert.
Ich schaute ihn unsicher an, wollte wissen, was das gerade war. Was es für ihn bedeutete. Ich konnte es nicht verhindern, doch mein Herz setzte aus. Wenn er nur mit mir spielte, war das mein Untergang. Ich hatte selbst schuld. Warum hatte ich mich auch drauf eingelassen?!
Fast bereute ich schon alles. Ich biss mir so fest auf die Unterlippe, um jegliche Tränen zu unterdrücken, dass ich Blut schmecken konnte. Es machte mich rasend, dass ich meine Gefühle so wenig unter Kontrolle hatte. Das war ich einfach überhaupt nicht gewöhnt. Und dass es auch noch ausgerechnet Luke sein musste, wegen dem dieses ganze Drama passierte, machte es noch tausendmal schlimmer. Calum würde mich hassen.
Ich versuchte so zu tun, als hätte es diese Situation eben grade nicht gegeben. Als wäre alles wie vorher. Als würde es mir überhaupt nichts bedeuten.
Doch das gekränkte Blitzen in Lukes Augen verriet mir mehr, als mir lieb war. Er befand sich in demselben Zwiespalt wie ich. Cal war sein bester Freund, seit Ewigkeiten. Man krallte sich nicht die kleine Schwester seines besten Freundes. Das war einfach Scheiße. Aber anscheinend hatte auch er dieses Verlangen, dass uns innerlich zerriss. Er wollte mich genauso sehr, wie ich ihn…
In diesem Augenblick wirkte er nur noch halb so selbstsicher wie sonst. Es kam mir so vor, als hätte ich seinen harten Kern durchbrochen und wäre jetzt zu seinem weichen Herzen durchgedrungen. Er musste etwas gutes an sich haben, sonst wäre er nicht der beste Freund meines Bruders. Calum konnte Menschen schon immer einfach richtig einschätzen. Mit seinen Vermutungen über Fremde lag er immer richtig. Sein bester Freund musste einfach ein guter Mensch sein. Und ich war mir sicher, dass Luke eigentlich nicht so war, wie er sich im letzten Jahr immer wieder gegeben hatte!
Unbewusst kuschelte ich mich wieder zwischen die beiden Jungs und lehnte meinen Kopf an Lukes Schulter. Es tat immer noch gut, ihm so nah zu sein, seine Wärme zu spüren. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ich genoss einfach nur den Moment, in dem alles so einfach und unschuldig schien.
Und dann passierte auf einmal etwas, was vermutlich der Auslöser für alles war, was in dieser Nacht noch geschehen sollte.

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2. Teil kommt entweder heute Abend oder morgen. :)
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