Last concert
von LadyShinigami
Kurzbeschreibung
"Ich allein könnte jetzt diesen Song unmöglich ohne Unterstützung tragen. Es schien mir, als rufe jeder Schlag der Sticks eine neue Erinnerung wach. Und es waren verdammt viele Schläge! Und so furchtbar viele Erinnerungen." Es ist das letzte Konzert von Versailles. Vielleicht das Allerletzte... Yuki ist am Boden zerstört, doch was ist, wenn er Hilfe bekommt, die er nie erwartet hätte? (ACHTUNG!!! Das Rating ist nicht zum Spaß da! Don't like, don't read... YukiX???)
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
08.09.2013
08.09.2013
1
10.519
08.09.2013
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Hi, Minna-san! Mir spukte da so eine Idee im Kopf rum... Die wollte einfach ausgearbeitet und zu Papier gebracht werden... Das Pairing ist wahrscheinlich unerwartet und ich bin gespannt, was ihr dazu sagt...
Viel Spaß beim Lesen!
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Last concert – In vino veritas?
„Last song! REVENANT CHOIR!!!!!“
Kamijos Stimme hallte auch ohne Mikrophon bis in die letzten Reihen. Wir hoben die Rosen, die wir alle extra für diesen Augenblick hinter uns liegen hatten hoch in die Luft, versuchten den Himmel zu erreichen. Ich atmete tief durch, als die klare Frauenstimme den Saal erfüllte.
~Aristocrats beautifully attired in a world filled with the smell of roses~
Ich ließ den Blick schweifen. Ja, das waren wir. Hier umgab uns diese andere, so viel schönere Welt, die wir in unseren Liedern zum Leben erweckten. Immer wieder, seit jetzt über fünf Jahren. Eine Welt voller Schönheit, überschäumender Freude, Liebe und Trauer. Ich schluckte. Jetzt bloß nicht anfangen zu heulen! Tränen ließen alles verschwimmen und auch wenn ich mittlerweile bei diesem Song nichts mehr sehen musste, um ihn richtig zu spielen, wollte ich trotzdem freie Sicht haben. Ich konnte einfach den Gedanken nicht ertragen, heute auch nur einen Augenblick etwas zu verpassen.
~There live two clans~
Uuuh, apropos ‚verpassen’... Schnell legte ich die Rose weg und zählte ein. Die Anderen warfen ihre Blumen ins Publikum und schon begann das letzte Lied. Es war mir als trügen die Fans uns auf einer Woge der Begeisterung. Eigentlich ein seltsamer Gedanke, wenn man bedachte, dass ich ja den Rhythmus vorgab. Aber dennoch... ich lächelte leicht. Ich allein könnte jetzt diesen Song unmöglich ohne Unterstützung tragen. Es schien mir, als rufe jeder Schlag der Sticks eine neue Erinnerung wach. Und es waren verdammt viele Schläge! Und so furchtbar viele Erinnerungen.
Bilder aus der Zeit mit Jasmine You. Beinahe war mir, als könne ich das Lachen des verstorbenen Bassisten hören. So viele Nächte hatten wir gemeinsam über den halbfertigen Liedern gesessen, Rhythmen gesucht, gegessen und gelacht.
Dann unser großes Debüt, ‚Ascendead Master’ zusammen mit dem kurzen Film, den wir gedreht hatten.
Kurz nach dem schönsten Ereignis bis dahin, kam auch das allerschlimmste, was ich je hatte erleben müssen. Jasmines bleiches Lächeln, was sich kaum von der blütenweißen Krankenhaus-Bettwäsche abhob, erschien mir. Diese ruhige, beinahe heitere Zuversicht, mit der der Bassist von uns geschieden war, hatte den Weiterbestand der Band überhaupt erst ermöglicht. Und was war nun?
Ich sah nach vorne. Hier standen wir und spielten das letzte Lied. Teru lachte unter Tränen. Der Jüngste konnte sich anscheinend einfach nicht entscheiden, was er fühlen sollte. Der Kleine war ein so emotionaler Mensch, dass man ihn schnell ins Herz schloss. Unser aller kleiner Bruder eben... Der Moment war so schön und gleichzeitig so grausam, da er so schnell vorbei ging.
Hizaki schien sich wieder etwas gefangen zu haben und spielte sich beinahe die Seele aus dem Leib. Aber das war okay. Besser, als sein tränenüberströmtes Gesicht bei ‚Faith & Decision’. Aber auch das verstand ich. Jasmine war einer der besten Freunde des Gitarristen gewesen und nun dieses Lied zu spielen, brachte uns alle an unsere Belastungsgrenzen.
Kamijo hatte kurz ermutigend den Arm um die Schultern des Blonden gelegt. Nun stand er vorne auf dem Podest und sang mit so viel Energie und Gefühl, dass einem das Lied direkt ins Herz schnitt. Wie brachte der es nur fertig, in Menschen solche gewaltigen Emotionen zu wecken? Eigentlich sollte man meinen, ich wäre inzwischen immun gegen die Stimme des Anderen nach so vielen gemeinsamen Proben, doch jetzt... Ich senkte den Kopf, um mich zu sammeln.
Als ich wieder aufsah, fing ich einen Blick aus schwarzen Augen auf. Masashi stand wie so oft nahe neben meinem Drumkit und musterte mich besorgt. Es kam nicht oft vor, dass ich bei diesem letzten Lied nicht ins Publikum sah, lachte und die Anderen anfeuerte. Ich zwang mich zu einem kurzen Grinsen in Richtung des Jüngeren, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Ich wollte den Bassisten nicht verunsichern. Dieses letzte Lied tat zwar weh, aber ich sollte es genießen, schließlich war nicht klar, ob ich das jemals wieder erleben sollte...
Und wir waren hier! NHK Hall!!! Diese riesige Halle war an diesem Abend erfüllt von Rosen, tanzenden Lichtern, Musik und all dem, was Versailles ausmachte. Dieses ungeheure Gemeinschaftsgefühl mit den Fans und den anderen Musikern, meinen Freunden, die schon Brüder für mich waren.
Wir zogen den allerletzten Ton hin. Kamijo stellte alle nochmals vor, Jasmines Bass wurde hochgehalten, es war, als wolle niemand derjenige sein, der zuerst aufhörte. Alle sammelten sich hinten um die Drums und ich sah ihnen nochmals in die Augen, bis wir alle auf ein Zeichen von Kamijo durchatmeten, unsere Instrumente ein allerletztes Mal anschlugen und mit dem Verklingen der letzten Noten uns mental von der Bühne verabschiedeten.
Nacheinander betraten wir die Garderobe. Ja, wir hätten theoretisch jeder unsere eigene haben können, wie auch schon bei vorangegangenen Konzerten, aber heute war es uns so irgendwie angemessener erschienen. Langsam, wie in Trance zogen wir unsere Bühnenoutfits aus und verschwanden nacheinander in den Duschen. Ich brauchte ewig, versuchte mich und meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen, während das warme Wasser auf mich prasselte.
Als ich endlich herauskam, waren die Anderen fast schon wieder fertig angezogen. Schnell streifte ich mir eine Hose und ein T-Shirt über, was ich mir vor dem Konzert schon herausgelegt hatte. Ich hörte, wie Masashi leise auf Kamijo einredete, konnte aber nicht verstehen, worum es ging. Meine Haare trocknete ich nur notdürftig und band sie zusammen, als ich eine kurze Berührung am Arm spürte. Ich hob den Kopf und blickte wieder einmal in die Augen unseres Bassisten. Der nickte kurz in den Raum und ich folgte seinem Blick. Was ich sah, erschreckte mich. Teru, der doch sonst alle Gefühle offen herumtrug, starrte apathisch ins Leere, Kamijo betrachtete mit todtrauriger Miene sein Kostüm und Hizaki versuchte mit leerem Blick seinen Föhn anzuschalten, ohne zu bemerken, dass er ihn vielleicht vorher einstecken sollte.
Ich seufzte kurz, drückte die Hand des Großen und stand auf. Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie Masashi Hizaki den Föhn sanft aus der Hand nahm und ging dann neben Teru in die Hocke. Kamijo würde erst einmal allein klar kommen müssen. Er war schließlich nach mir der zweitälteste. Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Gitarristen vor mir zu und legte eine Hand behutsam auf dessen Arm.
„Teru-kun? Terukichi!“ Endlich sah der Kleine auf. „Was ist denn? Rede bitte mit mir!“
Doch Teru schüttelte nur stumm den Kopf und nahm meine Hand in seine eigenen, um sich daran festzuklammern, wie ein Ertrinkender am Rettungsring. Eine kleine Weile saßen wir einfach nur so da, bis ich spürte, wie etwas auf meinen Handrücken tropfte. Eine Träne! Vorsichtig legte ich einen Finger unter Terus Kinn und hob sein Gesicht an, sodass ich ihm in die Augen blicken konnte. Er weinte!
Stumm zog ich ihn in meine Arme und das schien den Damm zu brechen. Schluchzend klammerte sich der Kleinere an mir fest, während ich ihm immer wieder beruhigend über die Haare strich.
„Es ist nur... Es tut so weh! Als hätte jemand was aus mir rausgeschnitten.“ Die Worte kamen leise, stockend und gedämpft durch das T-Shirt beinahe unverständlich, doch ich hörte sie. Meine Augen füllten sich ebenfalls mit Tränen. Ich konnte den Jüngsten ja so gut verstehen. Ich fühlte schließlich dasselbe. Ärgerlich blinzelte ich sie weg. Ich war der Älteste, ich musste stark sein. Die Anderen verließen sich schließlich auf mich.
Dabei war es manchmal so schwer, sich selbst bekämpfen zu müssen, um den Freunden zu helfen! Gerade die letzten Monate waren hart gewesen mit der Tour, Bergen von Briefen von traurigen Fans, die alle gelesen werden wollten, Masashis Beinverletzung und dann noch die Angst, das für immer zu verlieren, was nun seit über fünf Jahren mein gesamter Lebensinhalt gewesen war.
Zum Glück war da noch Masashi. Der ruhige Bassist, der mir schon durch seine bloße Anwesenheit Zuversicht gab und half, wo er konnte, selbst dann, wenn er selbst nicht einmal mehr stehen konnte. Ich strich Teru wieder durch die Haare.
„Sshh! Alles wird sich wieder einrenken. Du kannst doch trotzdem Lieder schreiben und wir sind ja alle nicht aus der Welt. Ich wohne doch nur zehn Minuten mit dem Auto von dir entfernt. Wir können uns treffen, wann immer wir wollen.“ Ich nahm Terus Kopf zwischen beide Hände, sah ihm in die Augen und zwang mich zu einem schiefen Grinsen. „Ich back dann sogar ’nen Kuchen!“
Teru schniefte und kuschelte sich wieder an mich.
„Deine Kuchen schmecken furchtbar, Yukio!“ Da fand ja jemand seinen Galgenhumor wieder!
„Dann lass ich mir eben von Masashi-kun helfen. Der kann so was.“ Ich gab dem Gitarristen eine Packung Taschentücher, strich ihm nochmals über den Kopf, stand auf und sah zu dem Großen hinüber, der mir mit einem leichten Lächeln zunickte, während er Hizakis Haare föhnte, der auch schon wieder etwas lebendiger aussah. Ich seufzte erleichtert und wandte mich dann Kamijo zu, der immer noch eine imaginäre Falte aus seinem Bühnenjackett strich.
~*~
Es dauerte lange, bis wir alle gehen konnten. In den nächsten Tagen würden wir uns erholen und zuhause bleiben. Dann würden wir weiter sehen. Ich umarmte alle nacheinander. Kamijo drückte mich fest an sich. „Yukio-kun, es war doch richtig, oder?“
Wortlos nickte ich. Ich wusste, was der Sänger meinte und es war wahr. Versailles mussten pausieren. Wir mussten uns weiterentwickeln. Versailles durften nicht nur noch eine Band sein, die alte Lieder spielte und nichts Neues herausbrachte. Dieser Weg, den wir jetzt beschritten, war schwer, aber er war der richtige, wenn wir uns selbst treu bleiben wollten.
Teru würde von Hizaki mitgenommen und zuhause abgesetzt werden und Kamijo fuhr zu seinen Eltern. Ich blieb stehen und winkte ihnen hinterher, bis sie aus meinem Blickfeld verschwanden. Dann ließ ich endlich meine Maske fallen. Tränen schossen mir in die Augen, ich presste eine Hand vor meinen Mund und wandte das Gesicht gen Himmel. Warum musste das ausgerechnet mir passieren?
Warum hatte ich so spät diese Leute gefunden, die für mich zur Familie geworden waren? Wenn wir einfach weitermachen würden wäre das alles kein Problem für mich, aber wenn wir jetzt Pause machten… Wer konnte denn garantieren, dass wir wieder zurückkehrten? Und selbst wenn: Wenn die Pause zu lang wurde, wurde ich zu alt. Und Schlagzeuger waren so viel einfacher zu ersetzen, als die anderen Bandmitglieder. Schließlich standen die nie ganz vorne, waren hinter ihrem Drumkit gut versteckt und dadurch im Gesicht der Band lange nicht so präsent, wie zum Beispiel die Gitarristen.
Mit einem unwilligen Laut schüttelte ich den Kopf. Ich konnte es nicht ausstehen, wenn Menschen sich selbst bemitleideten! Warum tat ich es dann bitte gerade selber? Ich hatte wundervolle Freunde gefunden, einer grandiosen Band angehört und wir hatten Erfolg gehabt! Was konnte ich mir schon mehr wünschen? Ich lächelte bitter. Ja, das war doch fast alles, was ich mir jemals gewünscht hatte. Weshalb dann fühlte ich mich jetzt so leer? Fröstelnd zog ich meine Jacke fester um mich. Bei diesen winterlichen Temperaturen war eine Lederjacke eben nicht das richtige, schon gar nicht dann, wenn es so windig war wie jetzt. Dafür sah sie einfach besser aus. Dass ich mehr daran gedacht hatte, als an das Wetter rächte sich wohl jetzt. Ich musterte meine Schuhspitzen.
Plötzlich ließ der Wind nach und ich spürte, wie sich jemand neben mich stellte.
Masashi! Ich hatte ja völlig vergessen, dass der Bassist die ganze Zeit hinter mir gestanden hatte! Hoffentlich hatte der Große meinen kleinen Gefühlsausbruch nicht bemerkt, aber eigentlich wusste ich, dass ich diese Hoffnung gleich in die Tonne treten konnte. Masashi war zu aufmerksam. Wenn er doch nur wenigstens sensibel genug war, zu spüren, dass er nun am allerbesten nichts sagte…
Tatsächlich! Der Große blieb still, stand einfach nur da und schirmte mich mit seinem Körper vor dem kalten Wind ab. Langsam fiel alle Anspannung von mir ab. Es ging nicht anders. Es schien mir zum ersten Mal nicht mehr so wichtig, stark zu wirken. Dass ich das war, wusste ich ohnehin und was der Andere von mir dachte, nun, das war mir nicht egal, aber auf irgendeine seltsame Art wusste ich, dass der Jüngere sich daran nicht stören würde, sollte ich Schwäche zeigen. Auf dieses ungewohnte Gefühl der Sicherheit vertrauend lehnte ich mich gegen den Anderen und wurde sofort in die Arme geschlossen.
Ich spürte, wie Masashi den Kopf auf meiner Schulter ablegte und meine Augenlider glitten zu. Die Wärme des anderen Körpers an meinem Rücken tat gut und das nicht nur, weil mir kalt war. Sanft legte ich meine Rechte auf die großen Hände des Bassisten, die dieser auf meiner Brust gefaltet hatte und strich langsam mit dem Daumen darüber.
Das hier war so anders als alles, was ich bisher erlebt hatte. Es war so ruhig, so einfach, zart und doch irgendwie … mächtig. Es gab mir Kraft. Nein, nicht „Es“… „Er“. Masashi war das, diese ruhige und doch so starke Präsenz. Ich atmete tief durch und straffte mich. Ohne, dass ich etwas sagen musste, ließ der Jüngere mich los, sodass ich mich zu ihm umdrehen konnte.
„Danke, Masashi-kun.“ Ich grinste schief, als ich in die schwarzen Augen des Anderen sah. „Kommst du so nachhause, oder soll ich dich noch irgendwo absetzen?“ Der Große schüttelte den Kopf.
„Nein, danke. Ich bin mit dem Motorrad da.“
„Dann ist gut.“ Warum fühlte ich jetzt gerade einen kleinen Stich in der Nähe meines Herzens? Egal! Ich zwinkerte kurz. „Fahr vorsichtig und komm heil an! Wir sehen uns, oder?“ Der Bassist lächelte warm und ein kaum wahrnehmbares Funkeln trat in seine Augen.
„Wir sehen uns!“
~*~
Ich zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und beschleunigte meine Schritte. Wie war ich eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, bei diesem Wetter zu Fuß einkaufen zu gehen? Jetzt war ich vom Kopf bis zu den Zehen durchweicht und fror. Na ja, zum Glück war es ja nicht mehr weit bis zu meiner Wohnung. Plötzlich stolperte ich über etwas. Leise fluchend sah ich mich um und mir blieb beinahe das Herz stehen, als ich die Gestalt in dem Hauseingang entdeckte. Diese schwarze Jacke kannte ich sehr gut, hatte sie doch schon so oft neben der meinen an der Garderobe gehangen.
„Masashi-kun?“ Ich ging neben dem Zusammengekauerten in die Hocke und berührte ihn an der Schulter. Der Große zuckte auf und erwiderte erst spät meinen Blick.
„Yukio…“ Nur ganz leise konnte ich das Flüstern vernehmen. Masashis Augen wirkten irgendwie leer, das Funkeln, was sonst in ihnen wohnte, fehlte.
„Ja, ich bin’s. Was machst du hier?“ Der Große zuckte nur mit den Schultern und ich seufzte. „Ist ja egal. Komm erstmal mit zu mir. Du bist ja komplett durchweicht.“
Ich versuchte, den Anderen hochzuziehen, was mir aber erst nach mehreren Anläufen auch gelang. Die Tüten mit den Einkäufen drückte ich Masashi in die Hand, schlang einen Arm um die Taille des Großen und legte dessen Arm um meine Schultern, sodass ich ihn stützen konnte.
Langsam, sehr langsam kamen wir voran. Ich bemerkte, dass Masashi sein Bein nicht belastete und einmal, als der Große stolperte, hörte ich auch ein schmerzerfülltes Zischen. Aber der Jüngere beklagte sich nicht mit einem einzigen Wort, so wie er es immer tat. Er litt lieber stillschweigend und versuchte den Anderen nicht zur Last zu fallen. Ärgerlich runzelte ich die Stirn und umfasste den Bassisten fester, um ihm das Fortkommen zu erleichtern.
Als wir bei dem Haus ankamen, in dem sich meine Wohnung befand, war mir trotz des kalten Regens durch die Anstrengung ziemlich warm geworden. Vorsichtig dirigierte ich den Anderen durch das Treppenhaus und schloss meine Tür auf.
Nachdem die Einkäufe irgendwo abgelegt waren, ließ ich Masashi sich auf einen Küchenstuhl setzen und lief in mein Zimmer, um mich mit fliegenden Händen umzuziehen, Handtücher und ein paar trockene Sachen für den Großen herauszusuchen. Bloß gut, dass ich mir angewöhnt hatte, immer wenigstens Shorts und T-Shirts in der Größe meiner Bandmitglieder zuhause aufzubewahren, für den Fall, dass jemand mal spontan nach einer Probe hier blieb. Innerhalb von Sekunden war ich wieder zur Stelle und begann erst einmal damit, den Bassisten aus den klatschnassen Sachen zu schälen.
Als ich ihn abrubbelte, kehrte langsam wieder Leben in Masashi zurück. Schwach grinste er mich an.
„Sorry, dass ich dir Umstände mache.“ Ich erwiderte das Grinsen und wuschelte dem Großen durch die nassen Haare.
„Blödsinn, ich wusste sowieso nix mit meinem Tag anzufangen. Jetzt hab ich wenigstens nette Gesellschaft. Warum hast du da eigentlich auf der Straße gesessen?“ Ich drückte Masashi die Wechselklamotten in die Hand und machte mich ans Teekochen, was die praktische Nebenwirkung hatte, dass sich Masashi unbeobachtet umziehen konnte, ich aber trotzdem sofort da war, sollte etwas sein.
„Na ja, eigentlich ist das ziemlich peinlich, aber… Na mein Bein hat beim Laufen schon wieder den Geist aufgegeben. Ich habe heute vergessen diesen Haufen an Medikamenten zu schlucken und dann hab ich eben ’nen Krampf bekommen, bin hingeflogen und kam nicht wieder hoch.“ Der Große lachte bitter. „Wer hätte gedacht, dass ich mal wie so ein Penner auf der Straße lieg? Die Horizonterweiterung hatte ich eigentlich nicht gebraucht.“
Ich goss den Tee auf. Masashis Worte waren immer leiser geworden und am Ende war ihm die Stimme ganz weggebrochen. Ich glaubte zu verstehen, was den Großen bewegte. Der nahm seinem Körper das Versagen übel. Auf der Tour hatte er das fast immer perfekt überspielt, hatte eben gesessen und war sooft er konnte nach vorne gekommen und hatte auf unserem letzten Konzert so lange gestanden, dass er danach völlig fertig war. Masashi hatte so viel geübt, trainiert und diverse Ärzte besucht und doch ließ ihn sein Bein im Stich. Es war wirklich frustrierend.
Ich wusste, dass der Jüngere immer laufen ging, wenn er nachdenken wollte. Das war seine Art, mit seinem Innenleben fertig zu werden, aber jetzt war ihm diese Möglichkeit genommen. Ich war froh, dass Masashi in der Nähe meiner Wohnung kollabiert war. So konnte ich vielleicht helfen. Schließlich hatte ich selbst es auch Masashi zu verdanken, dass ich mich jetzt zusammen nehmen konnte und nicht an meinem Kummer über das vorläufige Band-Aus ertrank.
„Komm, wir gehen erstmal in mein Zimmer. Da ist es wärmer, als hier. Hast du eigentlich was gegen einen Grog einzuwenden?“
„Wenn du mir sagst, was das ist, kann ich dir sagen, ob ich was dagegen einzuwenden hab.“ Masashis schiefes Grinsen war zurückgekehrt, auch wenn die Fröhlichkeit noch nicht ganz bis in die schwarzen Augen reichte. Ich grinste erleichtert zurück.
„Ein altes europäisches Rezept gegen Verkühlung. Im Prinzip Tee mit einem Schuss Rum.“
„Klingt trinkbar. Aber warum hab ich geahnt, dass das, was du vorschlägst, eine gewisse Menge Alkohol enthält?“
„Keine Ahnung.“ Ich versuchte mich an einem unschuldigen Gesichtsausdruck, als ich zwei Tassen vorbereitete und dann einen Arm um die Taille des Großen schlang, um diesem zu helfen.
~*~
Ich stellte die Suppenschale neben die von Masashi auf den Boden und schaltete den Fernseher aus. Wir hatten meinen – zum Glück ziemlich großen – Futon ausgebreitet, uns noch mehr Kissen und Decken geholt, ich hatte Nudelsuppe gemacht und wir hatten diese bei einem Film gegessen. Mittlerweile war es wieder schön warm, sodass ich langsam ziemlich schläfrig wurde. Es fühlte sich gut an, hier so mit dem Jüngeren zu sitzen und eigentlich nichts zu machen. Ich lehnte mich zurück und spürte kurz darauf, wie der Große seinen Kopf an meiner Schulter ablegte
„Warum bist du eigentlich bei dem Scheißwetter laufen gegangen? Und das mit den Tabletten… So kenn ich dich eigentlich nicht. Du bist es doch, der uns immer alles hinterher trägt, was wir vergessen.“ Ich spürte, wie der Große tief durchatmete.
„Na ja… Irgendwie wollte ich raus, alleine sein und gleichzeitig wollte ich Menschen sehen. Ich weiß nicht, ob du das verstehst, ich bin nicht so gut beim Reden, aber… Ich bin heute Morgen aufgestanden und hatte nichts zu tun! Das klingt an sich ok, aber ich hab auch in der nächsten Zeit einfach gar nichts zu tun. Ich habe meinen Bass in die Hand genommen und wusste nicht, warum ich spielen sollte.“ Die dunkle Stimme klang so trostlos, wie ich sie noch nie gehört hatte. Ich richtete mich auf uns setzte mich dem Großen gegenüber, um ihm ins Gesicht zu sehen, doch er fuhr fort, als ob er mich nicht bemerkt hätte.
„Ich merke erst jetzt, wie verdammt wichtig die Band ist! Wie sie meinen ganzen Tag bestimmt. Aber jetzt ist da nichts mehr. Warum kapiere ich das beinahe Wichtigste erst jetzt? Außer Bassspielen kann ich nichts Großartiges. Ich fühle mich so nutzlos.“
Was bitte sagte der da? Das waren meine Gefühle, nur wie in einem Spiegel angesehen. Aber er war doch immer der Fels in der Brandung gewesen! Falsch, ich korrigierte mich: Dieser Fels waren wir beide gewesen. Es war irgendwie logisch, das wir ähnlich empfanden.
Masashis Stimme brach weg und ich sah das Glitzern einer Träne, die über seine Wange lief.
Ok, das war genug! Ich rutschte zu ihm und zog ihn an mich. Tröstend fuhr ich mit der Hand durch seine schwarzen Haare und versuchte ihm den Schutz vor der Welt zu geben, den er immer mir gegeben hatte.
„Mensch, du Idiot! Du bist nicht nutzlos. Das stimmt einfach nicht.“ Ich spürte, wie sich auch in meine Augen Tränen schlichen und vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge. „Ich vermisse die Band auch, aber das ist der Preis. Sie wäre niemals so wundervoll geworden, wenn wir nicht zugelassen hätten, dass sie unser Leben wird.“
Eine Weile saßen wir einfach nur da, hielten uns aneinander fest und schwiegen. Schließlich lösten wir uns voneinander und ich stand auf.
„Ich müsste irgendwo noch eine Weinflasche haben. Köpfst du die mit mir?“ Er nickte nur mit dem für ihn so typischen halben Grinsen und bald kehrte ich mit einer Flasche und zwei Gläsern zurück. Er wollte sich erheben, um mir das Zeug abzunehmen, fiel jedoch mit einem unterdrückten Schmerzenslaut wieder hin. Schnell hatte ich alles auf dem Nachttisch abgestellt und kniete mich neben ihn.
„Hey, was ist passiert?“
„Schon wieder nen Krampf. Das geht mir so auf die Nerven!“ Er fluchte unterdrückt und versuchte vorsichtig, das Knie anzuwinkeln, hörte aber schleunigst wieder auf. Ich beobachtete sein schmerzverzerrtes Gesicht und plötzlich kam mir ein Gedanke.
Meine Schwester! Früher hatte ich selbst manchmal Krämpfe vom zu vielen Üben. Sie war Krankenpflegerin und hatte mir beigebracht, was ich tun musste, um möglichst schnell wieder schmerzfrei laufen zu können. Wo hatte ich nur…? Ich sprang auf und lief zu meinem Schrank, um in einer Schublade zu kramen. „Masashi-kun? Ich hab ne Idee. Meine Sis hat mir da mal was von wegen Krämpfen gezeigt. Darf ich das ausprobieren?“ Ich hatte gefunden, was ich gesucht hatte und drehte mich zu dem Großen um, der mich etwas skeptisch und überrascht ansah.
„Von mir aus.“ Er grinste. „Ich begebe mich voll und ganz in deine Hände.“ Ich lachte.
„Na dein Bein wird ausreichen.“ Ich öffnete das Fläschchen mit dem Massageöl, was ich gesucht hatte, rieb mir die Hände ein und ließ mich wieder neben meinem Gast nieder. Vorsichtig begann ich mit den Fingerspitzen die Muskeln zu lockern und tatsächlich, es funktionierte! Masashis Gesicht wandelte sich von angespannt zu einem überraschten Staunen.
„Wahnsinn, Yukio-kun! Richte mal deiner Schwester schöne Grüße aus, sie ist nen Engel.“ Ich grinste und arbeitete noch eine kleine Weile weiter, um sicherzugehen, dass wirklich alles in Ordnung war, trocknete meine Hände, stellte dann die Flasche mit dem Öl auf den Nachttisch und holte den Wein und die Gläser herunter.
~*~
Um es vorweg zu nehmen: Es war nicht bei der einen Flasche geblieben. Ich vertrug schließlich sehr viel und Masashi machte ebenfalls keinen allzu angeheiterten Eindruck. Er wurde nur etwas... nun ja, anhänglicher. Letztendlich legte er seinen Kopf in meinen Schoß. Seltsam... So etwas waren wir alle zwar von Teru gewöhnt, aber von dem Großen? Trotzdem... Irgendwie war es schön. Ok, das klang jetzt extrem schwul, aber... Na ja, bei Teru war es auf jeden Fall anders. Der Kleine war ja im Prinzip mein kleiner Bruder, aber was war das denn eigentlich bei Masashi? Das hier fühlte sich auf einer anderen Ebene gut an. Nicht weniger ehrlich, aber doch irgendwie... na anders eben! Warm und obwohl eigentlich der Große gerade die, nun ja, schutzbedürftige Position einnahm, fühlte doch ich mich geborgen. Ich klopfte mir innerlich zu meinen verwirrten Gedanken auf die Schulter. Na klasse, Yuki, du hast es wieder einmal fertiggebracht, so viel zu trinken, dass nicht einmal du selbst dir noch folgen kannst... Aber die wichtigste Frage blieb: Was war Masashi eigentlich für mich?
Nachdenklich fuhr ich ihm mit den Fingern durch die Haare. Eigentlich doch ein Freund, oder? Aber das waren doch Kamijo, Teru und Hizaki auch und die kannte ich schon bedeutend länger, als Masashi. Warum fühlte ich mich dann hier so warm und beschützt, wie sonst bei keinem von ihnen?
„Warum schaffst du das eigentlich alles so gut, Yukio?“ Die dunkle Stimme klang nicht im Geringsten verwaschen... Wow, nach so viel Alkohol hätte ich das bei dem nicht gedacht. Er konnte sich anscheinend richtig gut zusammen reißen.
„Was schaffe ich?“ Na gut, eigentlich wusste ich, was er wissen wollte, aber erstens wollte ich nicht so leicht antworten und zweitens wollte ich wissen, ob Masashi das selber präzisieren konnte.
„Na ja...“ Jetzt richtete er sich auf und sah mir in die Augen. Irgendetwas war in den seinen, was da sonst nicht so war. Oder war es immer schon da gewesen und ich hatte es nur nie gesehen? Er lehnte sich nahe zu mir, sodass ich den Hauch seines Atems auf der Wange spüren konnte, als er leise weiter sprach. „Du bist immer für uns da, egal, was los ist. Bei dir ist unser fester Ankerplatz. Du beschützt uns, ohne auch nur ein einziges Mal nachzufragen. Warum kannst du das, woher nimmst du die Kraft, noch immer so stark zu sein und nicht zusammenzubrechen? Du bist doch auch nur ein Mensch, wenn auch ein ziemlich besonderer.“
Ich schluckte und fühlte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Das war ja mal jetzt auch wirklich eine nicht ganz alltägliche Situation... Wann kam mir ein Freund auch schon so nahe, dass ich nur den Kopf ein wenig zur Seite drehen müsste um ihn zu küssen?... Stopp! Ganz falsche Richtung, die meine Gedanken da nahmen... Man denkt doch wohl bitte nicht drüber nach, seinen Kumpel abzuknutschen! Auch wenn es verlockend war... Ich versetzte mir eine mentale Ohrfeige. Verlockend? Das war kein Adjektiv, was in dem Zusammenhang angebracht war! Masashi war mein Freund und Freunde findet man nicht „verlockend“! Mal ganz abgesehen davon, dass er ganze elf Jahre jünger war als ich.
Aber was hatte er gesagt? Ich war es doch nicht, der immer ruhig bei uns stand, um uns aufzufangen! Na gut, es kam schon vor, dass die Anderen mich mal um Rat fragten, aber das war doch deshalb, weil ich eben älter war. Ich hatte alleine keine Kraft. Grade in letzter Zeit hielten mich nur noch der Glaube an meine Freunde und mein Wille nicht zu versagen aufrecht!
Während meines Grübelns traf mich etwas verspätet die Erkenntnis, was Masashi noch gesagt hatte. Er meinte ich sei ein besonderer Mensch? Ein warmes Gefühl durchrieselte mich.
Aus einem Impuls heraus wuschelte ich ihm durch die Haare und grinste. Dann schloss ich ihn in die Arme und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
„Ich bin sicherlich nichts Besonderes… Ich bin einfach nur ein Freund. Da ist es doch selbstverständlich, dass ich für euch da bin und ihr gebt mir doch dasselbe zurück!“ Ich zögerte und korrigierte mich. „Nein, ihr gebt mir viel mehr, als ich euch jemals vergelten kann.“ Vielleicht war es der Alkohol, der meine Zunge löste, als ich fortfuhr… „Ich allein hab doch gar keine Kraft. Jedenfalls nicht solche… Aber wenn ich bei euch bin, dann ist alles so viel einfacher. Weißt du, ihr habt alle etwas ganz besonderes an euch, was ihr für mich ausstrahlt… Teru ist zum Beispiel Freude.“ Ich lachte leise. „Warum, das muss ich dir ja nicht erzählen! Kamijo ist Selbstvertrauen. Er hat eine ganz eigene Art, jedem zu vermitteln, dass er etwas wert ist… Er versucht einen nicht aufzubauen, aber er kann nicht verstehen, warum man down sein sollte… und das zeigt er einem dann auch. Für ihn ist jeder Mensch etwas Großartiges und vor allen Dingen einzigartig.“ Ich musste schlucken. Diese Einstellung war eine der fantastischsten Eigenschaften unseres Sängers… „Hizaki ist … na ja, Durchhaltevermögen…“ Nun lachte Masashi. Er strich mir mit einer Hand sanft das Rückgrat entlang. Ich spürte sein Lachen mehr, als dass ich es hörte. „Man könnte es auch Sturheit nennen.“ „Ja, stimmt… Er schafft einfach alles, was er sich vornimmt, eben weil er es sich vorgenommen hat. Er reißt einen mit.“ Ich verstummte.
Was hätten wir nach Jasmines Tod getan, wenn Hizaki nicht gewesen wäre? Wir hätten aufgehört, wären an dem leeren Platz im Probenraum verzweifelt. Aber er schaffte es und zog uns mit. Er schrieb das Lied, was uns allen aus der Seele sprach und uns aufbaute, und lernte den Bass so gut zu spielen, dass die fehlenden Tonspuren aufgenommen werden konnten…
Vielleicht hatte Masashi bemerkt, in welche Richtung meine Gedanken gewandert waren… Er wusste sehr genau, ein wie guter Freund Jasmine You für uns alle gewesen war. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur eine sehr gute Intuition. Jedenfalls zog er mich vorsichtig an sich und fuhr mir mit den Fingern beruhigend durch die Haare. Ich hatte mich schon ewig nicht mehr so geborgen gefühlt, sodass ich jetzt die Augen schloss, um einfach nur die zarten Berührungen genießen zu können.
„Nee, Yukio-kun?“ Ich konnte das Vibrieren in seinem Brustkorb spüren, wenn er sprach. Fasziniert legte ich eine Hand flach darauf. „Yukio-kun, was bin dann ich für dich?“ Ein unsicherer Ton schwang in der dunklen Stimme mit, fast so, als ob die Antwort auf diese Frage überlebensnotwendig wäre… Ich brauchte trotzdem keine Zeit zum Überlegen. Ich wusste die richtige Antwort hierauf auch so.
„Du bist Friede, Ausgeglichenheit… Du scheinst immer in dir zu ruhen, egal, was du tust. Bei dir kann ich nicht anders, als mich wohl zu fühlen. Schon wenn ich nur an dich denke, werde ich automatisch friedlicher. Das heißt jetzt nicht, dass ich nicht trotzdem aufgeregt sein kann, aber diese Aufregung hat dann nichts Bedrohliches mehr. Du vermittelst mir das Gefühl, dass einfach nichts schiefgehen kann, wenn du nur bei mir bist.“ Wieder spürte ich Masashis Lachen unter meiner Hand und musste ebenfalls grinsen.
„Yukio, wenn du das so sagst, klingt es wie ne Liebeserklärung!“ Ich stutzte. Ernsthaft? Ich dachte kurz über meine Worte nach und lächelte. Stimmt, so hatte ich es noch gar nicht gesehen, aber der Große hatte Recht… Das Ganze klang wie eine dieser dämlich-kitschigen Liebeserklärungen in Teenagerfilmen! Aber machte mir das etwas aus? Nein, seltsamerweise nicht das geringste! Ich fühlte mich nur ungewohnt leicht, nun, da ich das mal ausgesprochen hatte.
„Irgendwie hast du Recht, Masashi-kun…“ Ich lachte leise, wandte mein Gesicht leicht nach oben und spürte plötzlich, wie sich warme Lippen sacht auf meine legten.
Ich riss die Augen auf und erstarrte. Was zur …?! Masashi? War der Kerl endgültig betrunken? Und dennoch… die Hände, die so sicher über meinen Rücken strichen, die Lippen, die sich so unendlich zart gegen meine bewegten, die weichen Haarsträhnen unter meinen Fingern… Das alles fühlte sich so gut an!
Moment!!! Wann bitte waren meine Hände in Masashis Nacken gewandert, wie kam es, dass meine Augenlider schon wieder zu flatterten und am wichtigsten: Warum, zum Geier, erwiderte ich den Kuss? Der Junge vor mir war mein Bandkollege! Na ja, jetzt gerade war die Band nicht aktiv, aber das änderte, verdammt nochmal, nichts an der Tatsache, dass Affären mit Bandmitgliedern grundsätzlich ne bescheuerte Idee sind! Außerdem war ich immer noch elf Jahre älter! Und mal ganz davon abgesehen, dass Masashi meiner Meinung nach ziemlich attraktiv war, stand ich eigentlich nicht auf Männer!
Ich riss mich zusammen und schob den Großen abrupt von mir weg. Sofort wich Masashi auf Armlänge zurück und ich konnte sehen, wie ein leicht panischer Ausdruck in seine Augen trat. Bevor ich irgendetwas sagen konnte, begann er schon, sich zu entschuldigen. Die Worte stolperten übereinander, so schnell sprach er.
„Tut mir Leid, Yuki-kun! Ich wollte nicht… Ich dachte… Ach ich weiß auch nicht, was ich dachte! Ich weiß, dass du eine Freundin hattest und nicht schwul bist. Ich wollte dich nicht verärgern! Ich weiß schon, dass ich für dich nur ein Freund bin und ich versuche auch, mich so zu verhalte. Ich verspreche es dir! Normalerweise hab ich mich auch unter Kontrolle! Bitte glaub mir! Ich mein: Ich will dich nicht als Freund verlieren! Auf gar keinen Fall! Du bedeutest mir…“
„Halt den Mund!“ Ich fiel ihm ins Wort. Das war vielleicht nicht sonderlich höflich, aber dafür wirksam… Masashi verstummte sofort und sah mich nur geschockt an. Ich konnte es ihm nicht wirklich verdenken… In der Regel war ich nie so unfreundlich, gerade zu dem Großen. Aber jetzt heiligte der Zweck die Mittel… Fand ich zumindest… und bei dem Geplapper konnte doch kein Mensch denken!
Masashi war…? Aber warum hatte ich nie etwas bemerkt? Ich war doch sonst eigentlich nicht so unaufmerksam! Ich hätte mich grad schlagen können, weil ich etwas so Wichtiges übersehen hatte!
Vielleicht war das der Zeitpunkt, an dem bei mir eine Sicherung durchbrannte… Seltsam eigentlich, dass es gerade dann war… Ich wusste nicht, wie ich nüchtern auf eine solche Offenbarung reagiert hätte, aber angetrunken hatte mein Unterbewusstsein klare Vorteile gegenüber dem Verstand.
Jedenfalls ergriff ich Masashis T-Shirt und zog ihn wieder zu mir, um seinen Kuss gründlich zu kontern. Nach einer Schrecksekunde löste sich auch seine Schockstarre und er ließ zögerlich eine Hand in meinen Nacken wandern. Ich grinste kurz, als ich das sanfte Streicheln dort spürte und fuhr im Gegenzug mit den Fingern vorsichtig über die Wange des Großen.
Keine Ahnung, wie ich auf Masashis Schoß gekommen war, aber ich war glücklich, als ich endlich den Körper des Anderen wieder spüren konnte. Ich löste meine Hand aus dem Shirt des Großen und sah ihn erst einmal nur an. Ein verwirrter, verletzlicher Ausdruck war in seinen Augen, den ich dort noch nie gesehen hatte, und doch funkelten sie wieder, als er meinen Blick fest erwiderte.
Ohne den Blickkontakt zu lösen, ergriff ich seine Hand und verschränkte meine Finger mit den seinen. Mit einem Lächeln hauchte ich einen Kuss auf jede einzelne seiner Fingerspitzen und beobachtete zufrieden, wie sich ein verträumter Ausdruck über das Gesicht des Großen legte.
Ich zog ihn wieder zu mir, legte seine Hand auf meine Brust und strich wieder, diesmal bittend, mit den Lippen über seine, die er mir auch bereitwillig öffnete. Mir war, als würden kleine Blitze aus purer Erregung durch meine Adern schießen, als er mir zaghaft entgegenkam. Ich schlang einen Arm um ihn und so ermutigt wurden unsere Küsse leidenschaftlicher, bis ich mich von seinem Mund löste, um mich leicht die Kinnlinie entlang zu küssen und, als Masashi genießerisch den Kopf zurückbog, mich auch einmal ein wenig an seinem Hals zu vergreifen, dort etwas zu knabbern um ihn sofort wieder mit den Lippen zu besänftigen.
Als ich jedoch auch die Hände unter sein Shirt wandern lassen wollte, ergriff er mit schnellen Bewegungen meine Handgelenke und schob mich so weit von sich, dass er mir in die Augen sehen konnte. Ich ließ es geschehen… Natürlich hätte ich mich befreien können, wenn ich gewollt hätte, aber warum sollte ich? Ich sah ihn nur fragend an.
„Yukio, du … du bist dir sicher damit?“ Sein Tonfall klang fast flehend… „Was auch immer du tust, ich werde es nämlich nicht vergessen können.“ Jetzt verzog er seinen Mund zu dem schiefen Halbgrinsen, dass ich so mögen gelernt hatte und ich verstand. Egal, was ich jetzt tat, ich veränderte unsere Freundschaft. Ich nickte nur, kniete mich vor Masashi auf das Bett und streifte mein Shirt ab, um es beiseite zu werfen.
„Ich bin mir sicher. Ich weiß nicht warum, aber ich war mir noch nie mit etwas sicherer.“ Na ja, vielleicht war es da auch der Alkohol, der aus mir sprach, aber wie sagt man doch so schön? Betrunkene können nicht lügen! Na jedenfalls flog das Shirt des Großen meinem hinterher und ehe ich mich versah, lag ich auf dem Rücken. Hmm, ungewohnte Position für mich, aber nicht schlecht… Gar nicht schlecht! Ich grinste voller Vorfreude. Wie es aussah, war Masashi hinter der Fassade, die er fast immer aufrechterhielt, alles andere, als ruhig!
Und der Anblick, der sich mir nun bot, als er sich über mich beugte, ließ mich ebenfalls nicht wirklich kalt. Ja gut, ich geb’s zu, ich hab ne Schwäche für lange Haare … und für Tattoos …
Ich fuhr ganz sacht die Umrisse des Musters nach, die sich über Masashis Schlüsselbein und Schulter zogen. Na jedenfalls, solange ich sie erreichen konnte… Der Große hatte nämlich anscheinend andere Pläne und fing meine Hände aus der Luft, um sie dann mit einer Hand über meinem Kopf festzuhalten und sich dann seinerseits mit meinem Oberkörper zu beschäftigen… Zuerst streichelte er nur mit der flachen Hand ganz zart darüber, sodass ich die Berührungen fast nur erahnen konnte. Was sollte das denn? Wenn ich nicht schon lange die Ahnung gehabt hätte, dass sich hinter der netten Fassade ein ausgewachsener Sadismus verbirgt, wäre ich jetzt wirklich fassungslos gewesen. Aber so? Ich hatte dummerweise so, wie ich hier lag, keine nennenswerten Kräfte.
„Masashi! Hör auf, mich zu quälen!“ Zum Glück war meine Stimme noch fest… Die betrog mich noch nicht so wie mein Körper, der schon ziemlich genau zeigte, wie mir das alles hier gefiel. Alter Verräter… Masashi grinste jedenfalls nur und beugte sich dann runter, um…
Ach du Schande! Ich keuchte auf. Ich hatte ganz vergessen, wie empfindlich meine Brust war, wenn man es richtig anstellte. Und Masashi war verdammt gut darin, mich daran zu erinnern… Ich mein: Wenn der Kerl geschickte Finger hatte, dann wunderte mich das eher weniger. So als Bassist von Versailles sollte das dann schon sein, aber… eine geschickte Zunge?! Der trainierte das Teil ja nicht mal! Masashi sagte doch wenn es hochkam fünf Sätze pro Tag! Und doch…
Yes! Er ließ endlich meine Hände wieder frei! Na selber schuld, jetzt hatte er sie in den Haaren. Diese schwarzen Strähnen waren aber auch zu anziehend! So schön weich…
Ich lachte atemlos und wand mich unter ihm. Wie brachte der Typ es fertig, mich gleichzeitig in immer größere Erregung zu versetzten und wie beiläufig zu kitzeln? Ich spürte sein Lachen über meine Reaktion an meinem Bauchnabel. Was für eine seltsame Situation… Ich grinste. Das waren wohl Endorphine in Reinform.
Jetzt wanderten die rauen Hände auch noch in meine Shorts… Ja, anständige Hosen hatte ich mir nach dem Regenguss gespart. Ich hatte einfach keine Lust drauf gehabt und nun ja, jetzt zahlte sich das aus… Okay, das fühlte sich so anders an, als alles, was ich bisher kannte! Ich lachte leise. Man, Yuki, du Blitzmerker! Du hast ja auch noch nie mit nem Mann geschlafen… Ganz zu schweigen von diesem hier.
Ach du heilige Scheiße! War dieses jämmerliche Wimmern etwa ich gewesen? Masashi grinste breit, als ich ihn ansah… Scheint so, als wäre ich das tatsächlich gewesen… Aber was hatte ich noch mal über die geschickten Hände von gewissen Bassisten gesagt? Exakt! Und diese Hände hatten gerade meine Shorts hinter dem Shirt hergeworfen und machten sich an gewissen äußerst empfindlichen Körperteilen zu schaffen… Und das federleicht! Dieser Sadist!
Und doch… Das fühlte sich so gut an! Ich schauderte. Mein Grinsen musste mittlerweile schon ziemlich grenzdebil sein… Das zumindest schloss ich aus Masashis leisem Kichern…
Moment! Der Große kicherte?! What the Fuck??? Na warte!
Ich schlug die Augen auf, packte ihn an den Oberarmen und rollte uns herum, sodass nun ich auch mal oben war. So weit kams ja noch, dass ich ihn einfach machen ließ, was er wollte! Ein Glück bloß, dass mein Futon groß genug war, so dass wir nicht auf dem Boden landeten.
Ich nahm mir Zeit, den Anderen erst einmal zu betrachten. Vorsichtig fuhr ich mit den Fingerspitzen über seinen Oberkörper. Meiner Meinung bekamen wir den Großen ja viel zu selten mal Oben ohne zu sehen. Und das nur wegen der Tattoos… Ich lächelte. Na jetzt hatte ich ja das Vergnügen und konnte es auch ausnutzen. Ich blickte auf und bemerkte, wie mich Masashi aus halb geschlossenen Augen beobachtete. Ich beugte mich herunter und strich mit den Lippen über seinen Mund. Und so schwer es mir fiel, ich schaffte es, mich immer zurückzuziehen, wenn er versuchte, den Kuss zu vertiefen. Ich grinste zufrieden, als ich sein frustriertes Seufzen hörte. Geschah ihm aber auch Recht! Wer mich erst so gründlich reizt, soll sich nicht wundern. Ich zog mit der Zunge die Muster seines Tattoos nach. Irgendwie wollte ich sowas schon lange mal machen… Ach ja, erwähnte ich schon, dass die Tätowierung auch über seine Brustwarze ging? Eine seiner Hände, die sich bis jetzt auf meinen Hüften befunden hatten, fuhr vor sein Gesicht, um einen Ton zu unterdrücken. Das abgeschnittene Keuchen hörte ich trotzdem und intensivierte meine Bemühungen. Das Heben und Senken seines Brustkorbes beschleunigte sich und ich küsste mich weiter hinunter, wobei ich jetzt auch mal wieder die Hände zur Hilfe nahm. Es ging ja wohl schließlich nicht an, dass ich hier als einziger vollkommen nackt war!
Als die Situation erst mal berichtigt worden war, krabbelte ich wieder nach oben, um mir einen erneuten Kuss abzuholen. Und ja, einen richtigen! Bis zur Atemlosigkeit! Für kleine Spielchen fehlte mir mittlerweile die Geduld! Und Masashi tat mir den Gefallen. Er kam mir entgegen und zog mich an sich. Okay, wenn er es so wollte… Ich grinste kurz in unseren Kuss und setzte mich dann gut gezielt auf seinen Schoß. Oha… Ich war wohl nicht der einzige, der bald sein Limit erreicht hatte. Wir keuchten auf. Ja, ich war wohl nicht ganz auf die Gefühle gefasst gewesen, die nun von meinem Unterleib durch meinen ganzen Körper jagten…
Ich spürte, wie Masashis Hand an meinem Rücken tiefer glitt und mich noch enger an ihn presste. Gute Idee… Ich stöhnte leise auf und verbarg mein Gesicht an seiner Schulter. Ich war solche intensiven Gefühle nicht gewohnt! Es schien mir, als wären alle meine Nerven auf ein absolutes Maximum gereizt. Und doch… Ich richtete mich nochmals auf und sah dem Großen in die Augen. Sie glühten! Natürlich waren sie logischerweise immer noch schwarz, aber rote Kontaktlinsen hin oder her: so intensiv hatte ich sie noch nie blicken gesehen! Ich griff hinter mich und schob Masashis Hand noch weiter hinunter. Seine Augen weiteten sich überrascht.
„Yukio,“, oh, Shit, war seine Stimme heiß, wenn er so raunte! „wenn wir das machen, werde ich dir wehtun!“
„Mir doch egal! Ich will das jetzt!“ Meine Stimme war nicht viel mehr als ein Zischen. Als ich den zweifelnden Gesichtsausdruck des Anderen sah, strich ich ihm mit der freien Hand durch die Haare.
„Außerdem weiß ich, dass du aufpassen und die Schmerzen so gering halten wirst, wie möglich.“ Jep, ich hatte ihn! Vertrauen ist eben doch alles! Er grinste schief.
„Dann zweckentfremden wir das Massageöl deiner netten Schwester?“ Ich nickte und grinste.
„Sehr richtig! Und ich geh davon aus, dass du ebenfalls gesund bist, ich hab nämlich keine Ahnung, wo oder ob ich in meiner Wohnung überhaupt Kondome hab.“ Er nickte, drehte uns erneut, holte das Fläschchen von meinem Nachttisch und öffnete es.
Zu sagen, dass ich nicht nervös gewesen wäre, wäre glatt gelogen… Ich hatte Schiss, aber irgendwie… Was ich vorher zu Masashi gesagt hatte, stimmte. Ich vertraute ihm. Er würde ja wohl wissen, was er tat. Auch wenn das hier tatsächlich absolutes Neuland für mich war.
Nun ließ sich Masashi nach einem sanften Kuss zwischen meinen Beinen nieder.
„Sag aber bitte sofort Stopp, wenn du es nicht mehr aushalten kannst! Ich höre dann auf.“ Ich nickte und lächelte. Das war ja mal wieder Masashi, wie er leibt und lebt… Immer auf das Wohl des Anderen bedacht. „Mach ich.“
Ich spürte zuerst, wie er eine warme Hand wieder an meine Hüfte legte und dann einen glitschigen Finger an meinem Eingang.
„Entspann dich, Yukio.“ Ein leises Raunen… Wenn der wüsste, wie sexy er so klang… Ich versuchte es und der Finger glitt in mich. Ein seltsames Gefühl war das. Nicht unbedingt unangenehm, aber seltsam wie nur was.
„Geht’s?“ „Ja, ist nur komisch.“ Ich hörte ein etwas atemloses leises Lachen. „Ja, das ist es wohl. Ich nehme jetzt den zweiten Finger dazu.“
Wie sollte der denn noch passen? Ich fühlte mich jetzt schon… gefüllt… Und doch, irgendwie war da plötzlich noch mehr in mir. Ich keuchte auf. Das tat weh! Ich merkte, wie Masashi kurz innehielt.
„Versuch locker zu lassen, Yukio. Dann wird es besser.“ Shit, ich würde ja gerne gehorchen, aber das war… schwer. Aber es musste doch gehen! Ich wollte jetzt nicht aufhören! Ich schaffte es auch tatsächlich, mich zu entspannen… Gelobt sei der eiserne Wille! Ich hörte den Großen leise aufatmen und spürte, wie er begann, die Finger in mir zu bewegen. Mit der anderen Hand stellte er meine Beine auf und bedeutete mir wortlos, das eine Knie auf die Brust hochzuziehen. Ich tat es. Er würde schon wissen, weshalb. Tatsächlich! Die Finger glitten nun leichter und der Schmerz verschwand fast vollständig. Es fühlte sich gut an.
„Mach weiter!“ „Bist du sicher?“ Oha, der Stimme nach zu urteilen war Masashi bald nicht mehr fähig, sich zurückzuhalten… „Ja, verdammt! Mach endlich!“
Der dritte Finger… und augenblicklich bereute ich meine Aufforderung. Scheiße, wie hatte ich Idiot denken können, ich wäre bereit dafür? Ich biss mir auf die Lippe, zog das andere Bein ebenfalls an und versuchte mich erneut zu entspannen. Es funktionierte nicht! Ok, das war jetzt richtig frustrierend! Es hatte doch auch schon vorher geklappt! Masashi musste meine Qual bemerkt haben. Jedenfalls hielt er inne, beugte sich vor, streichelte und küsste mich sanft.
„Ganz ruhig, Yukio. Ich bins nur.“ Er murmelte mehr sinnloses Zeug und tatsächlich: Diese liebevolle und zarte Behandlung war alles, was ich brauchte. Plötzlich schien es so einfach. Die drei Finger taten zwar immer noch ein bisschen weh, aber ich konnte mich entspannen. Masashi intensivierte den Kuss und jetzt machte es schon wieder ziemlich Spaß, als er seine Hand behutsam bewegte und mich vorsichtig dehnte. Vor allem: Ich wusste, welche Kraft unser Bassist in den Fingern hatte. Dass er trotzdem meinetwegen so sanft war machte mich glücklicher, als ich es beschreiben könnte. Warum das so war konnte ich in dem Moment nicht wirklich begreifen, aber, dass es so war, war schon genug. Ich seufzte wohlig auf.
Bald tat mir nichts mehr weh und ich genoss die langsamen Bewegungen in mir. Ich stellte die Beine wieder auf und reckte mich dem Großen entgegen. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und zog ihn an mich, um ihn wieder zu küssen. Er kam mir enthusiastisch entgegen, strich mit der Zunge über meine Unterlippe und riss sich erst von mir los, als wir beide nach Atem ringen mussten. Dann sah er mich stumm an. Ich spürte seinen Blick über mich schweifen und sofort reagierte mein Körper darauf. Ich keuchte leise auf und schloss die Augen, als er mir seine Finger entzog. Die plötzliche Leere machte mir zu schaffen, wie ich es gar nicht für möglich gehalten hatte, nachdem die Vorbereitung so hart gewesen war.
„Yukio?“ Die Frage war rau und ich verstand. Hastig nickte ich, hörte, wie Masashi erneut das Öl verwendete und fühlte, wie er mich näher an sich zog und wieder eine Hand an meiner Hüfte platzierte. Langsam fing ich an, die Berührung dieser warmen, leicht rauen Hände zu lieben…
Und dann spürte ich, wie etwas anderes als die Finger in mich eindrang. Am Anfang war es noch ganz gut, doch dann… Er glitt immer tiefer und tiefer in mich. Die Finger, so weh sie auch getan haben mögen, waren ein schlechter Witz dagegen gewesen. Es schien mir, als würde ich entzwei gerissen. Ich stöhnte schmerzvoll auf und sofort hielt der Große wieder inne, ließ mir Zeit und hielt mich fest. Na mittlerweile hatte ich Übung im entspannen… Und dennoch: Die Anstrengung, die mir hier abverlangt wurde, war heftig! Masashi half mir, küsste und beruhigte mich und bald ging es auch wieder besser. Ich nickte ihm zu. Vielleicht wurde es ja besser, wenn er sich etwas bewegte? Das konnte ich jetzt gerade aushalten, ohne zu schreien…
Tatsächlich… Der Große zog sich zurück, um dann erneut einen Vorstoß zu wagen und…
keine Ahnung, wie er das machte, aber plötzlich sah ich Sterne. Ich keuchte auf. Das war mehr, als ich je gefühlt hatte. Ich bäumte mich ihm entgegen und er stieß wieder zu. Diesmal etwas tiefer. Und wieder erschauerte ich unter den Empfindungen. Ich schlang beide Beine um ihn, um noch mehr von ihm in mich aufzunehmen. Das hier war so gut! Er hielt mich fest, stieß immer schneller und tiefer in mich und traf immer häufiger den Punkt. Vergessen waren sämtliche Schmerzen. Ein Schauer nach dem anderen lief über meinen Körper und ich merkte, dass der Große auch nicht besser dran war. Ich schlug die Augen auf und begegnete seinem Blick.
Es lag solche Intensität darin, dass ich mich nicht mehr losreißen konnte.
Seine Bewegungen in mir, die sanften Berührungen, als seine Hände über meinen Körper strichen und dieser Blick… Es war so viel! Ich konnte mich kaum noch zusammen nehmen, aber ich wollte noch nicht aufhören! Ich wollte nicht, dass alles schon wieder vorbei war, wollte dieses unglaubliche Gefühl noch länger auskosten…
„Yukio.“ Ich warf mit einem Keuchen den Kopf in den Nacken. Die heisere dunkle Stimme, die meinen Namen raunte war nun endgültig zu viel des Guten. Das war es dann wohl mit meiner Selbstbeherrschung… Ich klammerte mich an den Großen, als er mich über die Klippe trieb.
Es schien mir, als explodierte der Himmel und alles in mir krampfte sich zusammen. Nur Augenblicke später spürte ich, wie Masashi mir mit einem leisen Stöhnen hinterhersprang.
Schwer atmend kamen wir halb aufeinander zu liegen. Normalerweise hätte mich sein Gewicht wohl gestört, aber jetzt? Mit einem trägen Grinsen strich ich durch seine schwarzen Haare, als er sich auf einen Ellenbogen aufrichtete und mich besorgt musterte.
„Wie geht es dir?“ Na der war ja putzig. Erst sein Bestes tun, um mich um den Verstand zu bringen und dann fragen, wie es mir ging… Ich lächelte und gähnte. „Ich bin fertig. Und mir geht’s grad ziemlich genial.“ Er lachte leise und richtete sich auf, um Taschentücher von meinem Nachttisch zu holen.
Ich murrte unwillig, als mich ein kalter Luftzug streifte. Ich fühlte mich ohne ihn plötzlich so… offen und ungeschützt. Schnell war er wieder bei mir und küsste mich sanft, ehe er uns reinigte und dann auf wackeligen Beinen zum Mülleimer tappte. Ich lächelte wieder versöhnt und zog die Decke, die wir wohl aus dem Bett geschoben hatten, über mich. So war das Ganze schon besser. Als der Große zurückkam hob ich eine Seite an und er krabbelte wieder zu mir und rückte eng an mich. Ich grinste müde und schloss meine Arme um ihn.
Was heißt besser? So war die Situation ziemlich perfekt. Ich fühlte mich so vollständig, wie seit Ewigkeiten nicht mehr.
~*~
Als ich die Augen aufschlug, ging es mir blendend. Verwundert runzelte ich die Stirn. Normalerweise hatte ich doch Kopfschmerzen, wenn ich am Abend zuvor so viel gesoffen hatte… Ich starrte eine Weile an die Zimmerdecke, bis mir der angenehm warme Körper auffiel, der an mich geschmiegt in meinem Bett lag.
Ein angenehm warmer und definitiv nicht weiblicher Körper!
Das vollständige Ausmaß der letzten Nacht fiel mir ein und ich schloss gequält wieder die Augen. Na klasse! Jetzt hatte ich Kopfschmerzen… Vorsichtig sah ich mich um. Was ich erblickte ließ mich allerdings unwillkürlich lächeln. Masashi schlief noch. Sein Kopf lag auf meiner Brust und einen Arm hatte er besitzergreifend um meine Mitte geschlungen.
Moment! Ich lächelte und es machte mir nichts aus, dass ein nackter Mann in meinem Bett lag, der auch noch mein Bandkollege war und mit dem ich geschlafen hatte? Na meine Meinung, dass ich hetero war, würde ich wohl nochmals überdenken müssen…
Vorsichtig, um den Großen nicht zu wecken schlüpfte ich unter der Bettdecke hervor und zog Shorts aus einer Schublade, um dann aus dem Zimmer zu schleichen. Ich räumte stumm die Einkäufe vom Vortag in die Schränke und stellte die Kaffeemaschine an. Was sollte ich denn jetzt machen? Dass ich wohl offensichtlich eine andere sexuelle Orientierung hatte, als ich vorher angenommen hatte, war da noch das kleinste Problem…
Ich vergrub mit einem Aufseufzen das Gesicht in den Händen. Ich hatte mit Masashi geschlafen! Mit einem Typen, der elf Jahre jünger war, der mein Kollege war! Und ich hatte damit eine wundervolle Freundschaft ins Aus manövriert… Ich verfluchte lautlos die Sicherheit betrunkener Menschen, die mich dazu getrieben hatte.
Und trotzdem… irgendwie… Ich dachte an das Gefühl zurück, mit dem ich eingeschlafen war. Dieser Frieden, den ich so lange nicht mehr gespürt hatte und nach dem ich mich sehnte. Und dennoch war es falsch! Ich füllte zwei Tassen mit Kaffee und trug sie ins Wohnzimmer, welches an mein Zimmer grenzte. Als ich die Tassen auf dem Tisch abstellte, öffnete sich die Tür und ein verschlafener Masashi kam heraus. Er lächelte, doch als er meinen Gesichtsausdruck sah, verwandelte dieses Lächeln sich schnell in ein besorgtes Stirnrunzeln.
„Yukio? Was ist?“ „Wir müssen reden.“ Er nahm die Tasse an, die ich ihm hinhielt und setzte sich auf die Kante eines der Sessel. In seinem Blick lagen Sorge und ein gewisser Fatalismus.
„Die letzte Nacht war ein Fehler.“ Autsch, meine Eröffnungen waren schon mal taktvoller gewesen… Masashi zuckte wie unter einem Schlag zusammen, begehrte aber trotzdem auf.
„Warum? Yuki, ich habe mir das schon lange gewünscht! Ich liebe dich.“ Warum, um Himmels Willen, kapierte dieser Idiot nicht, dass er es mit solchen Geständnissen nicht einfacher machte?
„Verdammt, du kannst mich nicht lieben!“ Ärger hatte sich in meine Stimme geschlichen. „Ich bin über zehn Jahre älter als du! Wir sind Freunde und Arbeitskollegen! Es ist einfach falsch!“ Nun erschien auch zwischen seinen Augenbrauen eine kleine Falte und Ungeduld schlich sich in seine Stimme.
„Mensch, was ist daran falsch, dich zu lieben? Du siehst eben extrem gut aus, bist ein begnadeter Drummer und ich kann dich sehr gut leiden. Irgendwann wurden daraus dann mehr, als freundschaftliche Gefühle. Was ist daran nicht zu verstehen?“ Wieso kapierte der nicht, worauf ich hinauswollte?
„Ich will, verdammt noch mal, nicht, dass unsere Freundschaft kaputt geht!“
„Unsere Freundschaft wird sich aber so oder so nach letzter Nacht ändern! Warum können wir nicht wenigstens eine Beziehung ausprobieren?“ Jetzt lag auch noch Verzweiflung in seine Stimme, als er aufsprang und mich am Arm packte. Ich riss mich los.
„Ich will keine idiotische Beziehung ‚ausprobieren‘! Ich will dich bei mir haben und, verdammt noch mal, nie wieder loslassen!“ Yay, manchmal sollte man wohl sein Hirn einschalten, bevor man etwas sagte…
Jedenfalls zog Masashi mich in eine Umarmung, dass ich dachte, er wollte mir alle Knochen brechen und hielt mich fest, bis ich mich etwas beruhigt und aufgehört hatte, mich zu wehren. Dann hörte ich wieder seine leise Stimme.
„Mann, Yukio, das ist es doch, wovon ich schon ewig träume!“ Er legte einen Finger unter mein Kinn, brachte mich dazu, zu ihm aufzuschauen und küsste mich unendlich zart und langsam. Ein Kuss wie ein Versprechen. Ein Versprechen, was so viel beinhaltete, dass keiner von uns es so richtig begreifen konnte. Als wir uns wieder voneinander lösten nickte ich nur leicht.
„Dann haben wir also eine Übereinkunft. Du bleibst bei mir und ich halte dich fest.“ Der Große grinste und nickte. Ich sah einen verdächtigen Schimmer in seinen Augen und lächelte ebenfalls. Ich reckte mich hoch und hauchte jeweils einen Kuss auf seine Augenlider.
„Nee, Yukio, muss ich immer ganz nah bleiben, oder darf ich duschen gehen?“ Er grinste breit, als er mich ansah. „Du kannst natürlich auch mitkommen…“ Ich lachte, holte ein Handtuch aus einem Schrank und warf es nach ihm.
„Vergiss es, du Perversling! Mein Hintern tut weh und du bist schuld!“ Er fing den Stoff mit Leichtigkeit aus der Luft.
„Hey, wer hat mich überredet?“
„Halt den Schnabel und geh endlich duschen, damit ich auch kann!“ Er lachte auf und verschwand im Bad.
Pfeifend machte ich mich daran, den Frühstückstisch zu decken. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich debil grinsend Löcher in die Luft starrte und vor mich hin träumte. Jedem, der mir noch gestern gesagt hätte, dass Masashi heute mein Freund –in romantischer Hinsicht- sein würde, hätte ich einen Vogel gezeigt und ihn ausgelacht. Aber jetzt? Scheiße, war ich glücklich!
Plötzlich klingelte es. Wer zum Geier kam so früh zu mir? Ich warf einen Blick auf den Kalender und fluchte erstmal herzhaft. Heute war der erste Urlaubstag meiner Schwester! Und sie hatte mir schon angekündigt, dass sie vorbeikommen wollte…
Ich lief zur Tür und öffnete, um sofort meine grinsende Schwester am Hals hängen zu haben.
„Ohayo!!! Hi, Yu-kun! Ich dachte mir, ich komm nen bisschen eher, um noch was vom Frühstück abzubekommen.“ Ich befreite mich aus der Umklammerung und zog meine Schwester mit mir in den Flur meiner Wohnung. So toll fand ich das nämlich nicht, in Boxershorts im Treppenhaus zu stehen!
„Jaa, ich hätte es mir denken können… Grüß dich, Mi-nee.“
„Und, was gibt’s?“ Sie schnupperte. „Sag mal, hattest du schon wieder Krämpfe?“ Ich bemühte mich um einen nichtssagenden Gesichtsausdruck.
„Nee, warum?“ „Weil du nach dem Massageöl riechst, was ich dir mal mitgebracht habe.“ Sie runzelte inquisitorisch die Stirn und musterte mich prüfend, als Masashi aus dem Badezimmer kam. Ebenfalls in Shorts mit nem Handtuch um die Schultern…
„Yukio? Die Dusche ist jetzt frei. Ich hab mir mal eben dein Duschzeug ausgeliehen.“ Dann bemerkte er meine Schwester und stockte. Sie ließ einen Blick über den Großen wandern und sah mich dann mit einer fragend erhobenen Augenbraue an. Ich schluckte und begann die Vorstellung.
„Ähm, ja... Masashi, das ist Mitsuki, meine ältere Schwester, Mi-nee, das ist Masashi, ein…“, ich wechselte einen Blick mit Masashi und atmete innerlich auf, als der zustimmend die Augenlider senkte. „… ein Freund.“ Meine Schwester grinste und sah von einem zum anderen, bis sie lachend in die Hände klatschte.
„Oh, Man, seid ihr süß! Yu-kun, du wirst ja richtig rot!“ Dann beugte sie sich zu mir und flüsterte nur noch. „Yu-kun, vielleicht solltest du dir doch mal angewöhnen, Etikette zu lesen, eh du einfach ausprobierst.“ „Warum?“ Sie kicherte. „Weil auf dem Öl, was ich dir geschenkt hab steht: ‚auch als Gleitmittel verwendbar‘“ Na wunderbar, jetzt machte ich wohl jeder Tomate heftig Konkurrenz! Warum konnte meine Schwester auch nicht mal so tun, als hätte ich sie täuschen können?
Schon wieder hörte ich die Haustür klappen und Hizakis Stimme.
„Hallo? Yuki-kun? Hast du Masashi irgendwo gesehen? Ich war grad in seiner Wohnung, aber da ist er nicht!“ Da bog unser Gitarrist auch schon schnellen Schrittes um die Ecke und erblickte unsere kleine Versammlung. Er ließ den Blick kurz schweifen und sah dann Masashi an.
„Gott sei Dank, da bist du ja. Ich wollte dir eine Frage stellen…“ Schon wurde er von Teru unterbrochen, der an seiner Seite aufgetaucht war.
„Mann, Hi-chan, musst du so rennen? Ich komm ja gar nicht mehr mit!“ Dann erfasste auch er die Menschen und wandte sich daraufhin an mich.
„Yu-kun? Warum läuft Masashi bei dir halbnackt in der Wohnung rum?“ Dann erst schien er zu realisieren, dass mein Kleidungsstil wohl auch eher nicht förmlich zu nennen war und setzte hinterher. „Und warum hast du auch fast nichts an?“
Na wenigstens war ich nicht mehr der einzige, der kurzzeitig die Farbe reifer Radieschen annahm. Masashi war bei den Worten unseres Band-Babys schnell nachgezogen. Meine Schwester allerdings starb fast an unterdrücktem Gelächter und Hizaki grinste ebenfalls breit. Ich druckste etwas herum, brach dann aber doch ab, um meine Lage nicht noch prekärer zu machen und floh mit einem „Ich geh mal eben T-Shirts holen, Kaffee steht in der Küche.“.
Als ich wiederkam und Masashi ein Shirt von mir zuwarf, was ungefähr seine Größe hatte, hatten die Gitarristen und meine Schwester schon den Tisch fertig gedeckt und vertilgten ihren Teil des -Gott sei Dank- reichlich geplanten Frühstücks. Ich setzte mich auf den freien Platz zwischen Masashi und Hizaki und machte mich stumm über meinen Teller her. Bei der Anzahl von Leuten musste man sich ja echt ranhalten, um etwas abzubekommen.
Als ich wieder aufsah, bemerkte ich, wie Hizaki mich musterte. Ich sah ihn fragend an und er lächelte.
„Ich wollte Masashi und dich nur beglückwünschen. Ich dachte schon ihr blickt’s nie…“ Ich verschluckte mich an meinem Kaffee, Masashi klopfte mir hilfreich den Rücken und meine Schwester hatte mittlerweile Schluckauf vom Lachen. Warum zum Geier hatten es alle bemerkt, bevor ich es überhaupt in Erwägung gezogen hatte, ob zwischen mir und Masashi mehr sein könnte, als Freundschaft? Na okay, vielleicht nicht ganz alle…
Teru jedenfalls sah Hizaki verwundert an. „Wieso beglückwünschen? Die hatten doch beide nicht Geburtstag! Und ich versteh immer noch nicht, was so lustig daran ist, dass ich gefragt habe warum die beiden nur Shorts anhatten." Meine Schwester erstickte fast an einem erneuten Lachanfall und Hizaki seufzte nur, als er Teru durch die Haare wuschelte.
„Weißt du, Terukichi, das erklären wir dir, wenn du mal erwachsen bist…“ Dann wandte er sich wieder an uns. „Weswegen ich eigentlich gekommen bin: Ich war doch ab und zu mit Kaya-chan im Studio in letzter Zeit und da hab ich jemanden kennengelernt… Er heißt Zin und wir haben uns gedacht, dass wir gerne zusammen eine Band gründen würden. Na ja, er singt ziemlich gut, Kamijo-kun fand die Idee auch toll und da dachte ich, ich könnte das mal ausprobieren…
Teru-kun macht auch mit als zweite Gitarre. Jetzt bräuchten wir nur noch Drums und Bass und zwar sehr gute. Na und ich dachte mir, ich frag euch zwei einfach mal, was ihr davon haltet, mit in die Band einzusteigen. Was haltet ihr von ‚Jupiter‘ als Namen?“
Meine Augen waren immer größer geworden, während der Blonde gesprochen hatte. Ernsthaft? Eine Band? Wieder zusammen Musik machen? Ich grinste so breit, dass es fast schon weh tat und nickte begeistert, bevor ich Hizaki um den Hals fiel.
„Natürlich machen wir mit! Auf jeden Fall! Das wird klasse!“ Meine Schwester räusperte sich.
„Sag mal, Yu-kun, was hältst du davon, Masashi-san erstmal selber zu fragen?“ Ich grinste sie an. „Nee, da halte ich nichts von!“ Ich ergriff die Hand des Großen und verschränkte unsere Finger.
„Er hat schließlich versprochen, dass er bei mir bleibt.“ Ein liebevolles Glitzern lag in Masashis Augen, als er sich zu mir hinüberbeugte und mich küsste. Einfach so, vor der versammelten Mannschaft. Es war uns so egal! Wir hatte die Musik wieder, unsere Freunde waren wieder da und vor allem hatten wir nach all der Traurigkeit etwas gewonnen, was so viel kostbarer war, als alle Schätze: das „Wir“! Und das würde uns keiner mehr nehmen können.
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Na ja, also ich bin wie gesagt auf jeden Fall extrem gespannt, was ihr davon haltet... Es würde mich sehr freuen, wenn ihr ein Review dalassen könntet, egal ob ihr den Oneshot gut fandet oder schlecht! Auch wenn ich natürlich sehr hoffe, dass das erstere der Fall ist... ;)
LG LadyShinigami
Viel Spaß beim Lesen!
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Last concert – In vino veritas?
„Last song! REVENANT CHOIR!!!!!“
Kamijos Stimme hallte auch ohne Mikrophon bis in die letzten Reihen. Wir hoben die Rosen, die wir alle extra für diesen Augenblick hinter uns liegen hatten hoch in die Luft, versuchten den Himmel zu erreichen. Ich atmete tief durch, als die klare Frauenstimme den Saal erfüllte.
~Aristocrats beautifully attired in a world filled with the smell of roses~
Ich ließ den Blick schweifen. Ja, das waren wir. Hier umgab uns diese andere, so viel schönere Welt, die wir in unseren Liedern zum Leben erweckten. Immer wieder, seit jetzt über fünf Jahren. Eine Welt voller Schönheit, überschäumender Freude, Liebe und Trauer. Ich schluckte. Jetzt bloß nicht anfangen zu heulen! Tränen ließen alles verschwimmen und auch wenn ich mittlerweile bei diesem Song nichts mehr sehen musste, um ihn richtig zu spielen, wollte ich trotzdem freie Sicht haben. Ich konnte einfach den Gedanken nicht ertragen, heute auch nur einen Augenblick etwas zu verpassen.
~There live two clans~
Uuuh, apropos ‚verpassen’... Schnell legte ich die Rose weg und zählte ein. Die Anderen warfen ihre Blumen ins Publikum und schon begann das letzte Lied. Es war mir als trügen die Fans uns auf einer Woge der Begeisterung. Eigentlich ein seltsamer Gedanke, wenn man bedachte, dass ich ja den Rhythmus vorgab. Aber dennoch... ich lächelte leicht. Ich allein könnte jetzt diesen Song unmöglich ohne Unterstützung tragen. Es schien mir, als rufe jeder Schlag der Sticks eine neue Erinnerung wach. Und es waren verdammt viele Schläge! Und so furchtbar viele Erinnerungen.
Bilder aus der Zeit mit Jasmine You. Beinahe war mir, als könne ich das Lachen des verstorbenen Bassisten hören. So viele Nächte hatten wir gemeinsam über den halbfertigen Liedern gesessen, Rhythmen gesucht, gegessen und gelacht.
Dann unser großes Debüt, ‚Ascendead Master’ zusammen mit dem kurzen Film, den wir gedreht hatten.
Kurz nach dem schönsten Ereignis bis dahin, kam auch das allerschlimmste, was ich je hatte erleben müssen. Jasmines bleiches Lächeln, was sich kaum von der blütenweißen Krankenhaus-Bettwäsche abhob, erschien mir. Diese ruhige, beinahe heitere Zuversicht, mit der der Bassist von uns geschieden war, hatte den Weiterbestand der Band überhaupt erst ermöglicht. Und was war nun?
Ich sah nach vorne. Hier standen wir und spielten das letzte Lied. Teru lachte unter Tränen. Der Jüngste konnte sich anscheinend einfach nicht entscheiden, was er fühlen sollte. Der Kleine war ein so emotionaler Mensch, dass man ihn schnell ins Herz schloss. Unser aller kleiner Bruder eben... Der Moment war so schön und gleichzeitig so grausam, da er so schnell vorbei ging.
Hizaki schien sich wieder etwas gefangen zu haben und spielte sich beinahe die Seele aus dem Leib. Aber das war okay. Besser, als sein tränenüberströmtes Gesicht bei ‚Faith & Decision’. Aber auch das verstand ich. Jasmine war einer der besten Freunde des Gitarristen gewesen und nun dieses Lied zu spielen, brachte uns alle an unsere Belastungsgrenzen.
Kamijo hatte kurz ermutigend den Arm um die Schultern des Blonden gelegt. Nun stand er vorne auf dem Podest und sang mit so viel Energie und Gefühl, dass einem das Lied direkt ins Herz schnitt. Wie brachte der es nur fertig, in Menschen solche gewaltigen Emotionen zu wecken? Eigentlich sollte man meinen, ich wäre inzwischen immun gegen die Stimme des Anderen nach so vielen gemeinsamen Proben, doch jetzt... Ich senkte den Kopf, um mich zu sammeln.
Als ich wieder aufsah, fing ich einen Blick aus schwarzen Augen auf. Masashi stand wie so oft nahe neben meinem Drumkit und musterte mich besorgt. Es kam nicht oft vor, dass ich bei diesem letzten Lied nicht ins Publikum sah, lachte und die Anderen anfeuerte. Ich zwang mich zu einem kurzen Grinsen in Richtung des Jüngeren, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Ich wollte den Bassisten nicht verunsichern. Dieses letzte Lied tat zwar weh, aber ich sollte es genießen, schließlich war nicht klar, ob ich das jemals wieder erleben sollte...
Und wir waren hier! NHK Hall!!! Diese riesige Halle war an diesem Abend erfüllt von Rosen, tanzenden Lichtern, Musik und all dem, was Versailles ausmachte. Dieses ungeheure Gemeinschaftsgefühl mit den Fans und den anderen Musikern, meinen Freunden, die schon Brüder für mich waren.
Wir zogen den allerletzten Ton hin. Kamijo stellte alle nochmals vor, Jasmines Bass wurde hochgehalten, es war, als wolle niemand derjenige sein, der zuerst aufhörte. Alle sammelten sich hinten um die Drums und ich sah ihnen nochmals in die Augen, bis wir alle auf ein Zeichen von Kamijo durchatmeten, unsere Instrumente ein allerletztes Mal anschlugen und mit dem Verklingen der letzten Noten uns mental von der Bühne verabschiedeten.
Nacheinander betraten wir die Garderobe. Ja, wir hätten theoretisch jeder unsere eigene haben können, wie auch schon bei vorangegangenen Konzerten, aber heute war es uns so irgendwie angemessener erschienen. Langsam, wie in Trance zogen wir unsere Bühnenoutfits aus und verschwanden nacheinander in den Duschen. Ich brauchte ewig, versuchte mich und meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen, während das warme Wasser auf mich prasselte.
Als ich endlich herauskam, waren die Anderen fast schon wieder fertig angezogen. Schnell streifte ich mir eine Hose und ein T-Shirt über, was ich mir vor dem Konzert schon herausgelegt hatte. Ich hörte, wie Masashi leise auf Kamijo einredete, konnte aber nicht verstehen, worum es ging. Meine Haare trocknete ich nur notdürftig und band sie zusammen, als ich eine kurze Berührung am Arm spürte. Ich hob den Kopf und blickte wieder einmal in die Augen unseres Bassisten. Der nickte kurz in den Raum und ich folgte seinem Blick. Was ich sah, erschreckte mich. Teru, der doch sonst alle Gefühle offen herumtrug, starrte apathisch ins Leere, Kamijo betrachtete mit todtrauriger Miene sein Kostüm und Hizaki versuchte mit leerem Blick seinen Föhn anzuschalten, ohne zu bemerken, dass er ihn vielleicht vorher einstecken sollte.
Ich seufzte kurz, drückte die Hand des Großen und stand auf. Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie Masashi Hizaki den Föhn sanft aus der Hand nahm und ging dann neben Teru in die Hocke. Kamijo würde erst einmal allein klar kommen müssen. Er war schließlich nach mir der zweitälteste. Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Gitarristen vor mir zu und legte eine Hand behutsam auf dessen Arm.
„Teru-kun? Terukichi!“ Endlich sah der Kleine auf. „Was ist denn? Rede bitte mit mir!“
Doch Teru schüttelte nur stumm den Kopf und nahm meine Hand in seine eigenen, um sich daran festzuklammern, wie ein Ertrinkender am Rettungsring. Eine kleine Weile saßen wir einfach nur so da, bis ich spürte, wie etwas auf meinen Handrücken tropfte. Eine Träne! Vorsichtig legte ich einen Finger unter Terus Kinn und hob sein Gesicht an, sodass ich ihm in die Augen blicken konnte. Er weinte!
Stumm zog ich ihn in meine Arme und das schien den Damm zu brechen. Schluchzend klammerte sich der Kleinere an mir fest, während ich ihm immer wieder beruhigend über die Haare strich.
„Es ist nur... Es tut so weh! Als hätte jemand was aus mir rausgeschnitten.“ Die Worte kamen leise, stockend und gedämpft durch das T-Shirt beinahe unverständlich, doch ich hörte sie. Meine Augen füllten sich ebenfalls mit Tränen. Ich konnte den Jüngsten ja so gut verstehen. Ich fühlte schließlich dasselbe. Ärgerlich blinzelte ich sie weg. Ich war der Älteste, ich musste stark sein. Die Anderen verließen sich schließlich auf mich.
Dabei war es manchmal so schwer, sich selbst bekämpfen zu müssen, um den Freunden zu helfen! Gerade die letzten Monate waren hart gewesen mit der Tour, Bergen von Briefen von traurigen Fans, die alle gelesen werden wollten, Masashis Beinverletzung und dann noch die Angst, das für immer zu verlieren, was nun seit über fünf Jahren mein gesamter Lebensinhalt gewesen war.
Zum Glück war da noch Masashi. Der ruhige Bassist, der mir schon durch seine bloße Anwesenheit Zuversicht gab und half, wo er konnte, selbst dann, wenn er selbst nicht einmal mehr stehen konnte. Ich strich Teru wieder durch die Haare.
„Sshh! Alles wird sich wieder einrenken. Du kannst doch trotzdem Lieder schreiben und wir sind ja alle nicht aus der Welt. Ich wohne doch nur zehn Minuten mit dem Auto von dir entfernt. Wir können uns treffen, wann immer wir wollen.“ Ich nahm Terus Kopf zwischen beide Hände, sah ihm in die Augen und zwang mich zu einem schiefen Grinsen. „Ich back dann sogar ’nen Kuchen!“
Teru schniefte und kuschelte sich wieder an mich.
„Deine Kuchen schmecken furchtbar, Yukio!“ Da fand ja jemand seinen Galgenhumor wieder!
„Dann lass ich mir eben von Masashi-kun helfen. Der kann so was.“ Ich gab dem Gitarristen eine Packung Taschentücher, strich ihm nochmals über den Kopf, stand auf und sah zu dem Großen hinüber, der mir mit einem leichten Lächeln zunickte, während er Hizakis Haare föhnte, der auch schon wieder etwas lebendiger aussah. Ich seufzte erleichtert und wandte mich dann Kamijo zu, der immer noch eine imaginäre Falte aus seinem Bühnenjackett strich.
~*~
Es dauerte lange, bis wir alle gehen konnten. In den nächsten Tagen würden wir uns erholen und zuhause bleiben. Dann würden wir weiter sehen. Ich umarmte alle nacheinander. Kamijo drückte mich fest an sich. „Yukio-kun, es war doch richtig, oder?“
Wortlos nickte ich. Ich wusste, was der Sänger meinte und es war wahr. Versailles mussten pausieren. Wir mussten uns weiterentwickeln. Versailles durften nicht nur noch eine Band sein, die alte Lieder spielte und nichts Neues herausbrachte. Dieser Weg, den wir jetzt beschritten, war schwer, aber er war der richtige, wenn wir uns selbst treu bleiben wollten.
Teru würde von Hizaki mitgenommen und zuhause abgesetzt werden und Kamijo fuhr zu seinen Eltern. Ich blieb stehen und winkte ihnen hinterher, bis sie aus meinem Blickfeld verschwanden. Dann ließ ich endlich meine Maske fallen. Tränen schossen mir in die Augen, ich presste eine Hand vor meinen Mund und wandte das Gesicht gen Himmel. Warum musste das ausgerechnet mir passieren?
Warum hatte ich so spät diese Leute gefunden, die für mich zur Familie geworden waren? Wenn wir einfach weitermachen würden wäre das alles kein Problem für mich, aber wenn wir jetzt Pause machten… Wer konnte denn garantieren, dass wir wieder zurückkehrten? Und selbst wenn: Wenn die Pause zu lang wurde, wurde ich zu alt. Und Schlagzeuger waren so viel einfacher zu ersetzen, als die anderen Bandmitglieder. Schließlich standen die nie ganz vorne, waren hinter ihrem Drumkit gut versteckt und dadurch im Gesicht der Band lange nicht so präsent, wie zum Beispiel die Gitarristen.
Mit einem unwilligen Laut schüttelte ich den Kopf. Ich konnte es nicht ausstehen, wenn Menschen sich selbst bemitleideten! Warum tat ich es dann bitte gerade selber? Ich hatte wundervolle Freunde gefunden, einer grandiosen Band angehört und wir hatten Erfolg gehabt! Was konnte ich mir schon mehr wünschen? Ich lächelte bitter. Ja, das war doch fast alles, was ich mir jemals gewünscht hatte. Weshalb dann fühlte ich mich jetzt so leer? Fröstelnd zog ich meine Jacke fester um mich. Bei diesen winterlichen Temperaturen war eine Lederjacke eben nicht das richtige, schon gar nicht dann, wenn es so windig war wie jetzt. Dafür sah sie einfach besser aus. Dass ich mehr daran gedacht hatte, als an das Wetter rächte sich wohl jetzt. Ich musterte meine Schuhspitzen.
Plötzlich ließ der Wind nach und ich spürte, wie sich jemand neben mich stellte.
Masashi! Ich hatte ja völlig vergessen, dass der Bassist die ganze Zeit hinter mir gestanden hatte! Hoffentlich hatte der Große meinen kleinen Gefühlsausbruch nicht bemerkt, aber eigentlich wusste ich, dass ich diese Hoffnung gleich in die Tonne treten konnte. Masashi war zu aufmerksam. Wenn er doch nur wenigstens sensibel genug war, zu spüren, dass er nun am allerbesten nichts sagte…
Tatsächlich! Der Große blieb still, stand einfach nur da und schirmte mich mit seinem Körper vor dem kalten Wind ab. Langsam fiel alle Anspannung von mir ab. Es ging nicht anders. Es schien mir zum ersten Mal nicht mehr so wichtig, stark zu wirken. Dass ich das war, wusste ich ohnehin und was der Andere von mir dachte, nun, das war mir nicht egal, aber auf irgendeine seltsame Art wusste ich, dass der Jüngere sich daran nicht stören würde, sollte ich Schwäche zeigen. Auf dieses ungewohnte Gefühl der Sicherheit vertrauend lehnte ich mich gegen den Anderen und wurde sofort in die Arme geschlossen.
Ich spürte, wie Masashi den Kopf auf meiner Schulter ablegte und meine Augenlider glitten zu. Die Wärme des anderen Körpers an meinem Rücken tat gut und das nicht nur, weil mir kalt war. Sanft legte ich meine Rechte auf die großen Hände des Bassisten, die dieser auf meiner Brust gefaltet hatte und strich langsam mit dem Daumen darüber.
Das hier war so anders als alles, was ich bisher erlebt hatte. Es war so ruhig, so einfach, zart und doch irgendwie … mächtig. Es gab mir Kraft. Nein, nicht „Es“… „Er“. Masashi war das, diese ruhige und doch so starke Präsenz. Ich atmete tief durch und straffte mich. Ohne, dass ich etwas sagen musste, ließ der Jüngere mich los, sodass ich mich zu ihm umdrehen konnte.
„Danke, Masashi-kun.“ Ich grinste schief, als ich in die schwarzen Augen des Anderen sah. „Kommst du so nachhause, oder soll ich dich noch irgendwo absetzen?“ Der Große schüttelte den Kopf.
„Nein, danke. Ich bin mit dem Motorrad da.“
„Dann ist gut.“ Warum fühlte ich jetzt gerade einen kleinen Stich in der Nähe meines Herzens? Egal! Ich zwinkerte kurz. „Fahr vorsichtig und komm heil an! Wir sehen uns, oder?“ Der Bassist lächelte warm und ein kaum wahrnehmbares Funkeln trat in seine Augen.
„Wir sehen uns!“
~*~
Ich zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und beschleunigte meine Schritte. Wie war ich eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, bei diesem Wetter zu Fuß einkaufen zu gehen? Jetzt war ich vom Kopf bis zu den Zehen durchweicht und fror. Na ja, zum Glück war es ja nicht mehr weit bis zu meiner Wohnung. Plötzlich stolperte ich über etwas. Leise fluchend sah ich mich um und mir blieb beinahe das Herz stehen, als ich die Gestalt in dem Hauseingang entdeckte. Diese schwarze Jacke kannte ich sehr gut, hatte sie doch schon so oft neben der meinen an der Garderobe gehangen.
„Masashi-kun?“ Ich ging neben dem Zusammengekauerten in die Hocke und berührte ihn an der Schulter. Der Große zuckte auf und erwiderte erst spät meinen Blick.
„Yukio…“ Nur ganz leise konnte ich das Flüstern vernehmen. Masashis Augen wirkten irgendwie leer, das Funkeln, was sonst in ihnen wohnte, fehlte.
„Ja, ich bin’s. Was machst du hier?“ Der Große zuckte nur mit den Schultern und ich seufzte. „Ist ja egal. Komm erstmal mit zu mir. Du bist ja komplett durchweicht.“
Ich versuchte, den Anderen hochzuziehen, was mir aber erst nach mehreren Anläufen auch gelang. Die Tüten mit den Einkäufen drückte ich Masashi in die Hand, schlang einen Arm um die Taille des Großen und legte dessen Arm um meine Schultern, sodass ich ihn stützen konnte.
Langsam, sehr langsam kamen wir voran. Ich bemerkte, dass Masashi sein Bein nicht belastete und einmal, als der Große stolperte, hörte ich auch ein schmerzerfülltes Zischen. Aber der Jüngere beklagte sich nicht mit einem einzigen Wort, so wie er es immer tat. Er litt lieber stillschweigend und versuchte den Anderen nicht zur Last zu fallen. Ärgerlich runzelte ich die Stirn und umfasste den Bassisten fester, um ihm das Fortkommen zu erleichtern.
Als wir bei dem Haus ankamen, in dem sich meine Wohnung befand, war mir trotz des kalten Regens durch die Anstrengung ziemlich warm geworden. Vorsichtig dirigierte ich den Anderen durch das Treppenhaus und schloss meine Tür auf.
Nachdem die Einkäufe irgendwo abgelegt waren, ließ ich Masashi sich auf einen Küchenstuhl setzen und lief in mein Zimmer, um mich mit fliegenden Händen umzuziehen, Handtücher und ein paar trockene Sachen für den Großen herauszusuchen. Bloß gut, dass ich mir angewöhnt hatte, immer wenigstens Shorts und T-Shirts in der Größe meiner Bandmitglieder zuhause aufzubewahren, für den Fall, dass jemand mal spontan nach einer Probe hier blieb. Innerhalb von Sekunden war ich wieder zur Stelle und begann erst einmal damit, den Bassisten aus den klatschnassen Sachen zu schälen.
Als ich ihn abrubbelte, kehrte langsam wieder Leben in Masashi zurück. Schwach grinste er mich an.
„Sorry, dass ich dir Umstände mache.“ Ich erwiderte das Grinsen und wuschelte dem Großen durch die nassen Haare.
„Blödsinn, ich wusste sowieso nix mit meinem Tag anzufangen. Jetzt hab ich wenigstens nette Gesellschaft. Warum hast du da eigentlich auf der Straße gesessen?“ Ich drückte Masashi die Wechselklamotten in die Hand und machte mich ans Teekochen, was die praktische Nebenwirkung hatte, dass sich Masashi unbeobachtet umziehen konnte, ich aber trotzdem sofort da war, sollte etwas sein.
„Na ja, eigentlich ist das ziemlich peinlich, aber… Na mein Bein hat beim Laufen schon wieder den Geist aufgegeben. Ich habe heute vergessen diesen Haufen an Medikamenten zu schlucken und dann hab ich eben ’nen Krampf bekommen, bin hingeflogen und kam nicht wieder hoch.“ Der Große lachte bitter. „Wer hätte gedacht, dass ich mal wie so ein Penner auf der Straße lieg? Die Horizonterweiterung hatte ich eigentlich nicht gebraucht.“
Ich goss den Tee auf. Masashis Worte waren immer leiser geworden und am Ende war ihm die Stimme ganz weggebrochen. Ich glaubte zu verstehen, was den Großen bewegte. Der nahm seinem Körper das Versagen übel. Auf der Tour hatte er das fast immer perfekt überspielt, hatte eben gesessen und war sooft er konnte nach vorne gekommen und hatte auf unserem letzten Konzert so lange gestanden, dass er danach völlig fertig war. Masashi hatte so viel geübt, trainiert und diverse Ärzte besucht und doch ließ ihn sein Bein im Stich. Es war wirklich frustrierend.
Ich wusste, dass der Jüngere immer laufen ging, wenn er nachdenken wollte. Das war seine Art, mit seinem Innenleben fertig zu werden, aber jetzt war ihm diese Möglichkeit genommen. Ich war froh, dass Masashi in der Nähe meiner Wohnung kollabiert war. So konnte ich vielleicht helfen. Schließlich hatte ich selbst es auch Masashi zu verdanken, dass ich mich jetzt zusammen nehmen konnte und nicht an meinem Kummer über das vorläufige Band-Aus ertrank.
„Komm, wir gehen erstmal in mein Zimmer. Da ist es wärmer, als hier. Hast du eigentlich was gegen einen Grog einzuwenden?“
„Wenn du mir sagst, was das ist, kann ich dir sagen, ob ich was dagegen einzuwenden hab.“ Masashis schiefes Grinsen war zurückgekehrt, auch wenn die Fröhlichkeit noch nicht ganz bis in die schwarzen Augen reichte. Ich grinste erleichtert zurück.
„Ein altes europäisches Rezept gegen Verkühlung. Im Prinzip Tee mit einem Schuss Rum.“
„Klingt trinkbar. Aber warum hab ich geahnt, dass das, was du vorschlägst, eine gewisse Menge Alkohol enthält?“
„Keine Ahnung.“ Ich versuchte mich an einem unschuldigen Gesichtsausdruck, als ich zwei Tassen vorbereitete und dann einen Arm um die Taille des Großen schlang, um diesem zu helfen.
~*~
Ich stellte die Suppenschale neben die von Masashi auf den Boden und schaltete den Fernseher aus. Wir hatten meinen – zum Glück ziemlich großen – Futon ausgebreitet, uns noch mehr Kissen und Decken geholt, ich hatte Nudelsuppe gemacht und wir hatten diese bei einem Film gegessen. Mittlerweile war es wieder schön warm, sodass ich langsam ziemlich schläfrig wurde. Es fühlte sich gut an, hier so mit dem Jüngeren zu sitzen und eigentlich nichts zu machen. Ich lehnte mich zurück und spürte kurz darauf, wie der Große seinen Kopf an meiner Schulter ablegte
„Warum bist du eigentlich bei dem Scheißwetter laufen gegangen? Und das mit den Tabletten… So kenn ich dich eigentlich nicht. Du bist es doch, der uns immer alles hinterher trägt, was wir vergessen.“ Ich spürte, wie der Große tief durchatmete.
„Na ja… Irgendwie wollte ich raus, alleine sein und gleichzeitig wollte ich Menschen sehen. Ich weiß nicht, ob du das verstehst, ich bin nicht so gut beim Reden, aber… Ich bin heute Morgen aufgestanden und hatte nichts zu tun! Das klingt an sich ok, aber ich hab auch in der nächsten Zeit einfach gar nichts zu tun. Ich habe meinen Bass in die Hand genommen und wusste nicht, warum ich spielen sollte.“ Die dunkle Stimme klang so trostlos, wie ich sie noch nie gehört hatte. Ich richtete mich auf uns setzte mich dem Großen gegenüber, um ihm ins Gesicht zu sehen, doch er fuhr fort, als ob er mich nicht bemerkt hätte.
„Ich merke erst jetzt, wie verdammt wichtig die Band ist! Wie sie meinen ganzen Tag bestimmt. Aber jetzt ist da nichts mehr. Warum kapiere ich das beinahe Wichtigste erst jetzt? Außer Bassspielen kann ich nichts Großartiges. Ich fühle mich so nutzlos.“
Was bitte sagte der da? Das waren meine Gefühle, nur wie in einem Spiegel angesehen. Aber er war doch immer der Fels in der Brandung gewesen! Falsch, ich korrigierte mich: Dieser Fels waren wir beide gewesen. Es war irgendwie logisch, das wir ähnlich empfanden.
Masashis Stimme brach weg und ich sah das Glitzern einer Träne, die über seine Wange lief.
Ok, das war genug! Ich rutschte zu ihm und zog ihn an mich. Tröstend fuhr ich mit der Hand durch seine schwarzen Haare und versuchte ihm den Schutz vor der Welt zu geben, den er immer mir gegeben hatte.
„Mensch, du Idiot! Du bist nicht nutzlos. Das stimmt einfach nicht.“ Ich spürte, wie sich auch in meine Augen Tränen schlichen und vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge. „Ich vermisse die Band auch, aber das ist der Preis. Sie wäre niemals so wundervoll geworden, wenn wir nicht zugelassen hätten, dass sie unser Leben wird.“
Eine Weile saßen wir einfach nur da, hielten uns aneinander fest und schwiegen. Schließlich lösten wir uns voneinander und ich stand auf.
„Ich müsste irgendwo noch eine Weinflasche haben. Köpfst du die mit mir?“ Er nickte nur mit dem für ihn so typischen halben Grinsen und bald kehrte ich mit einer Flasche und zwei Gläsern zurück. Er wollte sich erheben, um mir das Zeug abzunehmen, fiel jedoch mit einem unterdrückten Schmerzenslaut wieder hin. Schnell hatte ich alles auf dem Nachttisch abgestellt und kniete mich neben ihn.
„Hey, was ist passiert?“
„Schon wieder nen Krampf. Das geht mir so auf die Nerven!“ Er fluchte unterdrückt und versuchte vorsichtig, das Knie anzuwinkeln, hörte aber schleunigst wieder auf. Ich beobachtete sein schmerzverzerrtes Gesicht und plötzlich kam mir ein Gedanke.
Meine Schwester! Früher hatte ich selbst manchmal Krämpfe vom zu vielen Üben. Sie war Krankenpflegerin und hatte mir beigebracht, was ich tun musste, um möglichst schnell wieder schmerzfrei laufen zu können. Wo hatte ich nur…? Ich sprang auf und lief zu meinem Schrank, um in einer Schublade zu kramen. „Masashi-kun? Ich hab ne Idee. Meine Sis hat mir da mal was von wegen Krämpfen gezeigt. Darf ich das ausprobieren?“ Ich hatte gefunden, was ich gesucht hatte und drehte mich zu dem Großen um, der mich etwas skeptisch und überrascht ansah.
„Von mir aus.“ Er grinste. „Ich begebe mich voll und ganz in deine Hände.“ Ich lachte.
„Na dein Bein wird ausreichen.“ Ich öffnete das Fläschchen mit dem Massageöl, was ich gesucht hatte, rieb mir die Hände ein und ließ mich wieder neben meinem Gast nieder. Vorsichtig begann ich mit den Fingerspitzen die Muskeln zu lockern und tatsächlich, es funktionierte! Masashis Gesicht wandelte sich von angespannt zu einem überraschten Staunen.
„Wahnsinn, Yukio-kun! Richte mal deiner Schwester schöne Grüße aus, sie ist nen Engel.“ Ich grinste und arbeitete noch eine kleine Weile weiter, um sicherzugehen, dass wirklich alles in Ordnung war, trocknete meine Hände, stellte dann die Flasche mit dem Öl auf den Nachttisch und holte den Wein und die Gläser herunter.
~*~
Um es vorweg zu nehmen: Es war nicht bei der einen Flasche geblieben. Ich vertrug schließlich sehr viel und Masashi machte ebenfalls keinen allzu angeheiterten Eindruck. Er wurde nur etwas... nun ja, anhänglicher. Letztendlich legte er seinen Kopf in meinen Schoß. Seltsam... So etwas waren wir alle zwar von Teru gewöhnt, aber von dem Großen? Trotzdem... Irgendwie war es schön. Ok, das klang jetzt extrem schwul, aber... Na ja, bei Teru war es auf jeden Fall anders. Der Kleine war ja im Prinzip mein kleiner Bruder, aber was war das denn eigentlich bei Masashi? Das hier fühlte sich auf einer anderen Ebene gut an. Nicht weniger ehrlich, aber doch irgendwie... na anders eben! Warm und obwohl eigentlich der Große gerade die, nun ja, schutzbedürftige Position einnahm, fühlte doch ich mich geborgen. Ich klopfte mir innerlich zu meinen verwirrten Gedanken auf die Schulter. Na klasse, Yuki, du hast es wieder einmal fertiggebracht, so viel zu trinken, dass nicht einmal du selbst dir noch folgen kannst... Aber die wichtigste Frage blieb: Was war Masashi eigentlich für mich?
Nachdenklich fuhr ich ihm mit den Fingern durch die Haare. Eigentlich doch ein Freund, oder? Aber das waren doch Kamijo, Teru und Hizaki auch und die kannte ich schon bedeutend länger, als Masashi. Warum fühlte ich mich dann hier so warm und beschützt, wie sonst bei keinem von ihnen?
„Warum schaffst du das eigentlich alles so gut, Yukio?“ Die dunkle Stimme klang nicht im Geringsten verwaschen... Wow, nach so viel Alkohol hätte ich das bei dem nicht gedacht. Er konnte sich anscheinend richtig gut zusammen reißen.
„Was schaffe ich?“ Na gut, eigentlich wusste ich, was er wissen wollte, aber erstens wollte ich nicht so leicht antworten und zweitens wollte ich wissen, ob Masashi das selber präzisieren konnte.
„Na ja...“ Jetzt richtete er sich auf und sah mir in die Augen. Irgendetwas war in den seinen, was da sonst nicht so war. Oder war es immer schon da gewesen und ich hatte es nur nie gesehen? Er lehnte sich nahe zu mir, sodass ich den Hauch seines Atems auf der Wange spüren konnte, als er leise weiter sprach. „Du bist immer für uns da, egal, was los ist. Bei dir ist unser fester Ankerplatz. Du beschützt uns, ohne auch nur ein einziges Mal nachzufragen. Warum kannst du das, woher nimmst du die Kraft, noch immer so stark zu sein und nicht zusammenzubrechen? Du bist doch auch nur ein Mensch, wenn auch ein ziemlich besonderer.“
Ich schluckte und fühlte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Das war ja mal jetzt auch wirklich eine nicht ganz alltägliche Situation... Wann kam mir ein Freund auch schon so nahe, dass ich nur den Kopf ein wenig zur Seite drehen müsste um ihn zu küssen?... Stopp! Ganz falsche Richtung, die meine Gedanken da nahmen... Man denkt doch wohl bitte nicht drüber nach, seinen Kumpel abzuknutschen! Auch wenn es verlockend war... Ich versetzte mir eine mentale Ohrfeige. Verlockend? Das war kein Adjektiv, was in dem Zusammenhang angebracht war! Masashi war mein Freund und Freunde findet man nicht „verlockend“! Mal ganz abgesehen davon, dass er ganze elf Jahre jünger war als ich.
Aber was hatte er gesagt? Ich war es doch nicht, der immer ruhig bei uns stand, um uns aufzufangen! Na gut, es kam schon vor, dass die Anderen mich mal um Rat fragten, aber das war doch deshalb, weil ich eben älter war. Ich hatte alleine keine Kraft. Grade in letzter Zeit hielten mich nur noch der Glaube an meine Freunde und mein Wille nicht zu versagen aufrecht!
Während meines Grübelns traf mich etwas verspätet die Erkenntnis, was Masashi noch gesagt hatte. Er meinte ich sei ein besonderer Mensch? Ein warmes Gefühl durchrieselte mich.
Aus einem Impuls heraus wuschelte ich ihm durch die Haare und grinste. Dann schloss ich ihn in die Arme und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
„Ich bin sicherlich nichts Besonderes… Ich bin einfach nur ein Freund. Da ist es doch selbstverständlich, dass ich für euch da bin und ihr gebt mir doch dasselbe zurück!“ Ich zögerte und korrigierte mich. „Nein, ihr gebt mir viel mehr, als ich euch jemals vergelten kann.“ Vielleicht war es der Alkohol, der meine Zunge löste, als ich fortfuhr… „Ich allein hab doch gar keine Kraft. Jedenfalls nicht solche… Aber wenn ich bei euch bin, dann ist alles so viel einfacher. Weißt du, ihr habt alle etwas ganz besonderes an euch, was ihr für mich ausstrahlt… Teru ist zum Beispiel Freude.“ Ich lachte leise. „Warum, das muss ich dir ja nicht erzählen! Kamijo ist Selbstvertrauen. Er hat eine ganz eigene Art, jedem zu vermitteln, dass er etwas wert ist… Er versucht einen nicht aufzubauen, aber er kann nicht verstehen, warum man down sein sollte… und das zeigt er einem dann auch. Für ihn ist jeder Mensch etwas Großartiges und vor allen Dingen einzigartig.“ Ich musste schlucken. Diese Einstellung war eine der fantastischsten Eigenschaften unseres Sängers… „Hizaki ist … na ja, Durchhaltevermögen…“ Nun lachte Masashi. Er strich mir mit einer Hand sanft das Rückgrat entlang. Ich spürte sein Lachen mehr, als dass ich es hörte. „Man könnte es auch Sturheit nennen.“ „Ja, stimmt… Er schafft einfach alles, was er sich vornimmt, eben weil er es sich vorgenommen hat. Er reißt einen mit.“ Ich verstummte.
Was hätten wir nach Jasmines Tod getan, wenn Hizaki nicht gewesen wäre? Wir hätten aufgehört, wären an dem leeren Platz im Probenraum verzweifelt. Aber er schaffte es und zog uns mit. Er schrieb das Lied, was uns allen aus der Seele sprach und uns aufbaute, und lernte den Bass so gut zu spielen, dass die fehlenden Tonspuren aufgenommen werden konnten…
Vielleicht hatte Masashi bemerkt, in welche Richtung meine Gedanken gewandert waren… Er wusste sehr genau, ein wie guter Freund Jasmine You für uns alle gewesen war. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur eine sehr gute Intuition. Jedenfalls zog er mich vorsichtig an sich und fuhr mir mit den Fingern beruhigend durch die Haare. Ich hatte mich schon ewig nicht mehr so geborgen gefühlt, sodass ich jetzt die Augen schloss, um einfach nur die zarten Berührungen genießen zu können.
„Nee, Yukio-kun?“ Ich konnte das Vibrieren in seinem Brustkorb spüren, wenn er sprach. Fasziniert legte ich eine Hand flach darauf. „Yukio-kun, was bin dann ich für dich?“ Ein unsicherer Ton schwang in der dunklen Stimme mit, fast so, als ob die Antwort auf diese Frage überlebensnotwendig wäre… Ich brauchte trotzdem keine Zeit zum Überlegen. Ich wusste die richtige Antwort hierauf auch so.
„Du bist Friede, Ausgeglichenheit… Du scheinst immer in dir zu ruhen, egal, was du tust. Bei dir kann ich nicht anders, als mich wohl zu fühlen. Schon wenn ich nur an dich denke, werde ich automatisch friedlicher. Das heißt jetzt nicht, dass ich nicht trotzdem aufgeregt sein kann, aber diese Aufregung hat dann nichts Bedrohliches mehr. Du vermittelst mir das Gefühl, dass einfach nichts schiefgehen kann, wenn du nur bei mir bist.“ Wieder spürte ich Masashis Lachen unter meiner Hand und musste ebenfalls grinsen.
„Yukio, wenn du das so sagst, klingt es wie ne Liebeserklärung!“ Ich stutzte. Ernsthaft? Ich dachte kurz über meine Worte nach und lächelte. Stimmt, so hatte ich es noch gar nicht gesehen, aber der Große hatte Recht… Das Ganze klang wie eine dieser dämlich-kitschigen Liebeserklärungen in Teenagerfilmen! Aber machte mir das etwas aus? Nein, seltsamerweise nicht das geringste! Ich fühlte mich nur ungewohnt leicht, nun, da ich das mal ausgesprochen hatte.
„Irgendwie hast du Recht, Masashi-kun…“ Ich lachte leise, wandte mein Gesicht leicht nach oben und spürte plötzlich, wie sich warme Lippen sacht auf meine legten.
Ich riss die Augen auf und erstarrte. Was zur …?! Masashi? War der Kerl endgültig betrunken? Und dennoch… die Hände, die so sicher über meinen Rücken strichen, die Lippen, die sich so unendlich zart gegen meine bewegten, die weichen Haarsträhnen unter meinen Fingern… Das alles fühlte sich so gut an!
Moment!!! Wann bitte waren meine Hände in Masashis Nacken gewandert, wie kam es, dass meine Augenlider schon wieder zu flatterten und am wichtigsten: Warum, zum Geier, erwiderte ich den Kuss? Der Junge vor mir war mein Bandkollege! Na ja, jetzt gerade war die Band nicht aktiv, aber das änderte, verdammt nochmal, nichts an der Tatsache, dass Affären mit Bandmitgliedern grundsätzlich ne bescheuerte Idee sind! Außerdem war ich immer noch elf Jahre älter! Und mal ganz davon abgesehen, dass Masashi meiner Meinung nach ziemlich attraktiv war, stand ich eigentlich nicht auf Männer!
Ich riss mich zusammen und schob den Großen abrupt von mir weg. Sofort wich Masashi auf Armlänge zurück und ich konnte sehen, wie ein leicht panischer Ausdruck in seine Augen trat. Bevor ich irgendetwas sagen konnte, begann er schon, sich zu entschuldigen. Die Worte stolperten übereinander, so schnell sprach er.
„Tut mir Leid, Yuki-kun! Ich wollte nicht… Ich dachte… Ach ich weiß auch nicht, was ich dachte! Ich weiß, dass du eine Freundin hattest und nicht schwul bist. Ich wollte dich nicht verärgern! Ich weiß schon, dass ich für dich nur ein Freund bin und ich versuche auch, mich so zu verhalte. Ich verspreche es dir! Normalerweise hab ich mich auch unter Kontrolle! Bitte glaub mir! Ich mein: Ich will dich nicht als Freund verlieren! Auf gar keinen Fall! Du bedeutest mir…“
„Halt den Mund!“ Ich fiel ihm ins Wort. Das war vielleicht nicht sonderlich höflich, aber dafür wirksam… Masashi verstummte sofort und sah mich nur geschockt an. Ich konnte es ihm nicht wirklich verdenken… In der Regel war ich nie so unfreundlich, gerade zu dem Großen. Aber jetzt heiligte der Zweck die Mittel… Fand ich zumindest… und bei dem Geplapper konnte doch kein Mensch denken!
Masashi war…? Aber warum hatte ich nie etwas bemerkt? Ich war doch sonst eigentlich nicht so unaufmerksam! Ich hätte mich grad schlagen können, weil ich etwas so Wichtiges übersehen hatte!
Vielleicht war das der Zeitpunkt, an dem bei mir eine Sicherung durchbrannte… Seltsam eigentlich, dass es gerade dann war… Ich wusste nicht, wie ich nüchtern auf eine solche Offenbarung reagiert hätte, aber angetrunken hatte mein Unterbewusstsein klare Vorteile gegenüber dem Verstand.
Jedenfalls ergriff ich Masashis T-Shirt und zog ihn wieder zu mir, um seinen Kuss gründlich zu kontern. Nach einer Schrecksekunde löste sich auch seine Schockstarre und er ließ zögerlich eine Hand in meinen Nacken wandern. Ich grinste kurz, als ich das sanfte Streicheln dort spürte und fuhr im Gegenzug mit den Fingern vorsichtig über die Wange des Großen.
Keine Ahnung, wie ich auf Masashis Schoß gekommen war, aber ich war glücklich, als ich endlich den Körper des Anderen wieder spüren konnte. Ich löste meine Hand aus dem Shirt des Großen und sah ihn erst einmal nur an. Ein verwirrter, verletzlicher Ausdruck war in seinen Augen, den ich dort noch nie gesehen hatte, und doch funkelten sie wieder, als er meinen Blick fest erwiderte.
Ohne den Blickkontakt zu lösen, ergriff ich seine Hand und verschränkte meine Finger mit den seinen. Mit einem Lächeln hauchte ich einen Kuss auf jede einzelne seiner Fingerspitzen und beobachtete zufrieden, wie sich ein verträumter Ausdruck über das Gesicht des Großen legte.
Ich zog ihn wieder zu mir, legte seine Hand auf meine Brust und strich wieder, diesmal bittend, mit den Lippen über seine, die er mir auch bereitwillig öffnete. Mir war, als würden kleine Blitze aus purer Erregung durch meine Adern schießen, als er mir zaghaft entgegenkam. Ich schlang einen Arm um ihn und so ermutigt wurden unsere Küsse leidenschaftlicher, bis ich mich von seinem Mund löste, um mich leicht die Kinnlinie entlang zu küssen und, als Masashi genießerisch den Kopf zurückbog, mich auch einmal ein wenig an seinem Hals zu vergreifen, dort etwas zu knabbern um ihn sofort wieder mit den Lippen zu besänftigen.
Als ich jedoch auch die Hände unter sein Shirt wandern lassen wollte, ergriff er mit schnellen Bewegungen meine Handgelenke und schob mich so weit von sich, dass er mir in die Augen sehen konnte. Ich ließ es geschehen… Natürlich hätte ich mich befreien können, wenn ich gewollt hätte, aber warum sollte ich? Ich sah ihn nur fragend an.
„Yukio, du … du bist dir sicher damit?“ Sein Tonfall klang fast flehend… „Was auch immer du tust, ich werde es nämlich nicht vergessen können.“ Jetzt verzog er seinen Mund zu dem schiefen Halbgrinsen, dass ich so mögen gelernt hatte und ich verstand. Egal, was ich jetzt tat, ich veränderte unsere Freundschaft. Ich nickte nur, kniete mich vor Masashi auf das Bett und streifte mein Shirt ab, um es beiseite zu werfen.
„Ich bin mir sicher. Ich weiß nicht warum, aber ich war mir noch nie mit etwas sicherer.“ Na ja, vielleicht war es da auch der Alkohol, der aus mir sprach, aber wie sagt man doch so schön? Betrunkene können nicht lügen! Na jedenfalls flog das Shirt des Großen meinem hinterher und ehe ich mich versah, lag ich auf dem Rücken. Hmm, ungewohnte Position für mich, aber nicht schlecht… Gar nicht schlecht! Ich grinste voller Vorfreude. Wie es aussah, war Masashi hinter der Fassade, die er fast immer aufrechterhielt, alles andere, als ruhig!
Und der Anblick, der sich mir nun bot, als er sich über mich beugte, ließ mich ebenfalls nicht wirklich kalt. Ja gut, ich geb’s zu, ich hab ne Schwäche für lange Haare … und für Tattoos …
Ich fuhr ganz sacht die Umrisse des Musters nach, die sich über Masashis Schlüsselbein und Schulter zogen. Na jedenfalls, solange ich sie erreichen konnte… Der Große hatte nämlich anscheinend andere Pläne und fing meine Hände aus der Luft, um sie dann mit einer Hand über meinem Kopf festzuhalten und sich dann seinerseits mit meinem Oberkörper zu beschäftigen… Zuerst streichelte er nur mit der flachen Hand ganz zart darüber, sodass ich die Berührungen fast nur erahnen konnte. Was sollte das denn? Wenn ich nicht schon lange die Ahnung gehabt hätte, dass sich hinter der netten Fassade ein ausgewachsener Sadismus verbirgt, wäre ich jetzt wirklich fassungslos gewesen. Aber so? Ich hatte dummerweise so, wie ich hier lag, keine nennenswerten Kräfte.
„Masashi! Hör auf, mich zu quälen!“ Zum Glück war meine Stimme noch fest… Die betrog mich noch nicht so wie mein Körper, der schon ziemlich genau zeigte, wie mir das alles hier gefiel. Alter Verräter… Masashi grinste jedenfalls nur und beugte sich dann runter, um…
Ach du Schande! Ich keuchte auf. Ich hatte ganz vergessen, wie empfindlich meine Brust war, wenn man es richtig anstellte. Und Masashi war verdammt gut darin, mich daran zu erinnern… Ich mein: Wenn der Kerl geschickte Finger hatte, dann wunderte mich das eher weniger. So als Bassist von Versailles sollte das dann schon sein, aber… eine geschickte Zunge?! Der trainierte das Teil ja nicht mal! Masashi sagte doch wenn es hochkam fünf Sätze pro Tag! Und doch…
Yes! Er ließ endlich meine Hände wieder frei! Na selber schuld, jetzt hatte er sie in den Haaren. Diese schwarzen Strähnen waren aber auch zu anziehend! So schön weich…
Ich lachte atemlos und wand mich unter ihm. Wie brachte der Typ es fertig, mich gleichzeitig in immer größere Erregung zu versetzten und wie beiläufig zu kitzeln? Ich spürte sein Lachen über meine Reaktion an meinem Bauchnabel. Was für eine seltsame Situation… Ich grinste. Das waren wohl Endorphine in Reinform.
Jetzt wanderten die rauen Hände auch noch in meine Shorts… Ja, anständige Hosen hatte ich mir nach dem Regenguss gespart. Ich hatte einfach keine Lust drauf gehabt und nun ja, jetzt zahlte sich das aus… Okay, das fühlte sich so anders an, als alles, was ich bisher kannte! Ich lachte leise. Man, Yuki, du Blitzmerker! Du hast ja auch noch nie mit nem Mann geschlafen… Ganz zu schweigen von diesem hier.
Ach du heilige Scheiße! War dieses jämmerliche Wimmern etwa ich gewesen? Masashi grinste breit, als ich ihn ansah… Scheint so, als wäre ich das tatsächlich gewesen… Aber was hatte ich noch mal über die geschickten Hände von gewissen Bassisten gesagt? Exakt! Und diese Hände hatten gerade meine Shorts hinter dem Shirt hergeworfen und machten sich an gewissen äußerst empfindlichen Körperteilen zu schaffen… Und das federleicht! Dieser Sadist!
Und doch… Das fühlte sich so gut an! Ich schauderte. Mein Grinsen musste mittlerweile schon ziemlich grenzdebil sein… Das zumindest schloss ich aus Masashis leisem Kichern…
Moment! Der Große kicherte?! What the Fuck??? Na warte!
Ich schlug die Augen auf, packte ihn an den Oberarmen und rollte uns herum, sodass nun ich auch mal oben war. So weit kams ja noch, dass ich ihn einfach machen ließ, was er wollte! Ein Glück bloß, dass mein Futon groß genug war, so dass wir nicht auf dem Boden landeten.
Ich nahm mir Zeit, den Anderen erst einmal zu betrachten. Vorsichtig fuhr ich mit den Fingerspitzen über seinen Oberkörper. Meiner Meinung bekamen wir den Großen ja viel zu selten mal Oben ohne zu sehen. Und das nur wegen der Tattoos… Ich lächelte. Na jetzt hatte ich ja das Vergnügen und konnte es auch ausnutzen. Ich blickte auf und bemerkte, wie mich Masashi aus halb geschlossenen Augen beobachtete. Ich beugte mich herunter und strich mit den Lippen über seinen Mund. Und so schwer es mir fiel, ich schaffte es, mich immer zurückzuziehen, wenn er versuchte, den Kuss zu vertiefen. Ich grinste zufrieden, als ich sein frustriertes Seufzen hörte. Geschah ihm aber auch Recht! Wer mich erst so gründlich reizt, soll sich nicht wundern. Ich zog mit der Zunge die Muster seines Tattoos nach. Irgendwie wollte ich sowas schon lange mal machen… Ach ja, erwähnte ich schon, dass die Tätowierung auch über seine Brustwarze ging? Eine seiner Hände, die sich bis jetzt auf meinen Hüften befunden hatten, fuhr vor sein Gesicht, um einen Ton zu unterdrücken. Das abgeschnittene Keuchen hörte ich trotzdem und intensivierte meine Bemühungen. Das Heben und Senken seines Brustkorbes beschleunigte sich und ich küsste mich weiter hinunter, wobei ich jetzt auch mal wieder die Hände zur Hilfe nahm. Es ging ja wohl schließlich nicht an, dass ich hier als einziger vollkommen nackt war!
Als die Situation erst mal berichtigt worden war, krabbelte ich wieder nach oben, um mir einen erneuten Kuss abzuholen. Und ja, einen richtigen! Bis zur Atemlosigkeit! Für kleine Spielchen fehlte mir mittlerweile die Geduld! Und Masashi tat mir den Gefallen. Er kam mir entgegen und zog mich an sich. Okay, wenn er es so wollte… Ich grinste kurz in unseren Kuss und setzte mich dann gut gezielt auf seinen Schoß. Oha… Ich war wohl nicht der einzige, der bald sein Limit erreicht hatte. Wir keuchten auf. Ja, ich war wohl nicht ganz auf die Gefühle gefasst gewesen, die nun von meinem Unterleib durch meinen ganzen Körper jagten…
Ich spürte, wie Masashis Hand an meinem Rücken tiefer glitt und mich noch enger an ihn presste. Gute Idee… Ich stöhnte leise auf und verbarg mein Gesicht an seiner Schulter. Ich war solche intensiven Gefühle nicht gewohnt! Es schien mir, als wären alle meine Nerven auf ein absolutes Maximum gereizt. Und doch… Ich richtete mich nochmals auf und sah dem Großen in die Augen. Sie glühten! Natürlich waren sie logischerweise immer noch schwarz, aber rote Kontaktlinsen hin oder her: so intensiv hatte ich sie noch nie blicken gesehen! Ich griff hinter mich und schob Masashis Hand noch weiter hinunter. Seine Augen weiteten sich überrascht.
„Yukio,“, oh, Shit, war seine Stimme heiß, wenn er so raunte! „wenn wir das machen, werde ich dir wehtun!“
„Mir doch egal! Ich will das jetzt!“ Meine Stimme war nicht viel mehr als ein Zischen. Als ich den zweifelnden Gesichtsausdruck des Anderen sah, strich ich ihm mit der freien Hand durch die Haare.
„Außerdem weiß ich, dass du aufpassen und die Schmerzen so gering halten wirst, wie möglich.“ Jep, ich hatte ihn! Vertrauen ist eben doch alles! Er grinste schief.
„Dann zweckentfremden wir das Massageöl deiner netten Schwester?“ Ich nickte und grinste.
„Sehr richtig! Und ich geh davon aus, dass du ebenfalls gesund bist, ich hab nämlich keine Ahnung, wo oder ob ich in meiner Wohnung überhaupt Kondome hab.“ Er nickte, drehte uns erneut, holte das Fläschchen von meinem Nachttisch und öffnete es.
Zu sagen, dass ich nicht nervös gewesen wäre, wäre glatt gelogen… Ich hatte Schiss, aber irgendwie… Was ich vorher zu Masashi gesagt hatte, stimmte. Ich vertraute ihm. Er würde ja wohl wissen, was er tat. Auch wenn das hier tatsächlich absolutes Neuland für mich war.
Nun ließ sich Masashi nach einem sanften Kuss zwischen meinen Beinen nieder.
„Sag aber bitte sofort Stopp, wenn du es nicht mehr aushalten kannst! Ich höre dann auf.“ Ich nickte und lächelte. Das war ja mal wieder Masashi, wie er leibt und lebt… Immer auf das Wohl des Anderen bedacht. „Mach ich.“
Ich spürte zuerst, wie er eine warme Hand wieder an meine Hüfte legte und dann einen glitschigen Finger an meinem Eingang.
„Entspann dich, Yukio.“ Ein leises Raunen… Wenn der wüsste, wie sexy er so klang… Ich versuchte es und der Finger glitt in mich. Ein seltsames Gefühl war das. Nicht unbedingt unangenehm, aber seltsam wie nur was.
„Geht’s?“ „Ja, ist nur komisch.“ Ich hörte ein etwas atemloses leises Lachen. „Ja, das ist es wohl. Ich nehme jetzt den zweiten Finger dazu.“
Wie sollte der denn noch passen? Ich fühlte mich jetzt schon… gefüllt… Und doch, irgendwie war da plötzlich noch mehr in mir. Ich keuchte auf. Das tat weh! Ich merkte, wie Masashi kurz innehielt.
„Versuch locker zu lassen, Yukio. Dann wird es besser.“ Shit, ich würde ja gerne gehorchen, aber das war… schwer. Aber es musste doch gehen! Ich wollte jetzt nicht aufhören! Ich schaffte es auch tatsächlich, mich zu entspannen… Gelobt sei der eiserne Wille! Ich hörte den Großen leise aufatmen und spürte, wie er begann, die Finger in mir zu bewegen. Mit der anderen Hand stellte er meine Beine auf und bedeutete mir wortlos, das eine Knie auf die Brust hochzuziehen. Ich tat es. Er würde schon wissen, weshalb. Tatsächlich! Die Finger glitten nun leichter und der Schmerz verschwand fast vollständig. Es fühlte sich gut an.
„Mach weiter!“ „Bist du sicher?“ Oha, der Stimme nach zu urteilen war Masashi bald nicht mehr fähig, sich zurückzuhalten… „Ja, verdammt! Mach endlich!“
Der dritte Finger… und augenblicklich bereute ich meine Aufforderung. Scheiße, wie hatte ich Idiot denken können, ich wäre bereit dafür? Ich biss mir auf die Lippe, zog das andere Bein ebenfalls an und versuchte mich erneut zu entspannen. Es funktionierte nicht! Ok, das war jetzt richtig frustrierend! Es hatte doch auch schon vorher geklappt! Masashi musste meine Qual bemerkt haben. Jedenfalls hielt er inne, beugte sich vor, streichelte und küsste mich sanft.
„Ganz ruhig, Yukio. Ich bins nur.“ Er murmelte mehr sinnloses Zeug und tatsächlich: Diese liebevolle und zarte Behandlung war alles, was ich brauchte. Plötzlich schien es so einfach. Die drei Finger taten zwar immer noch ein bisschen weh, aber ich konnte mich entspannen. Masashi intensivierte den Kuss und jetzt machte es schon wieder ziemlich Spaß, als er seine Hand behutsam bewegte und mich vorsichtig dehnte. Vor allem: Ich wusste, welche Kraft unser Bassist in den Fingern hatte. Dass er trotzdem meinetwegen so sanft war machte mich glücklicher, als ich es beschreiben könnte. Warum das so war konnte ich in dem Moment nicht wirklich begreifen, aber, dass es so war, war schon genug. Ich seufzte wohlig auf.
Bald tat mir nichts mehr weh und ich genoss die langsamen Bewegungen in mir. Ich stellte die Beine wieder auf und reckte mich dem Großen entgegen. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und zog ihn an mich, um ihn wieder zu küssen. Er kam mir enthusiastisch entgegen, strich mit der Zunge über meine Unterlippe und riss sich erst von mir los, als wir beide nach Atem ringen mussten. Dann sah er mich stumm an. Ich spürte seinen Blick über mich schweifen und sofort reagierte mein Körper darauf. Ich keuchte leise auf und schloss die Augen, als er mir seine Finger entzog. Die plötzliche Leere machte mir zu schaffen, wie ich es gar nicht für möglich gehalten hatte, nachdem die Vorbereitung so hart gewesen war.
„Yukio?“ Die Frage war rau und ich verstand. Hastig nickte ich, hörte, wie Masashi erneut das Öl verwendete und fühlte, wie er mich näher an sich zog und wieder eine Hand an meiner Hüfte platzierte. Langsam fing ich an, die Berührung dieser warmen, leicht rauen Hände zu lieben…
Und dann spürte ich, wie etwas anderes als die Finger in mich eindrang. Am Anfang war es noch ganz gut, doch dann… Er glitt immer tiefer und tiefer in mich. Die Finger, so weh sie auch getan haben mögen, waren ein schlechter Witz dagegen gewesen. Es schien mir, als würde ich entzwei gerissen. Ich stöhnte schmerzvoll auf und sofort hielt der Große wieder inne, ließ mir Zeit und hielt mich fest. Na mittlerweile hatte ich Übung im entspannen… Und dennoch: Die Anstrengung, die mir hier abverlangt wurde, war heftig! Masashi half mir, küsste und beruhigte mich und bald ging es auch wieder besser. Ich nickte ihm zu. Vielleicht wurde es ja besser, wenn er sich etwas bewegte? Das konnte ich jetzt gerade aushalten, ohne zu schreien…
Tatsächlich… Der Große zog sich zurück, um dann erneut einen Vorstoß zu wagen und…
keine Ahnung, wie er das machte, aber plötzlich sah ich Sterne. Ich keuchte auf. Das war mehr, als ich je gefühlt hatte. Ich bäumte mich ihm entgegen und er stieß wieder zu. Diesmal etwas tiefer. Und wieder erschauerte ich unter den Empfindungen. Ich schlang beide Beine um ihn, um noch mehr von ihm in mich aufzunehmen. Das hier war so gut! Er hielt mich fest, stieß immer schneller und tiefer in mich und traf immer häufiger den Punkt. Vergessen waren sämtliche Schmerzen. Ein Schauer nach dem anderen lief über meinen Körper und ich merkte, dass der Große auch nicht besser dran war. Ich schlug die Augen auf und begegnete seinem Blick.
Es lag solche Intensität darin, dass ich mich nicht mehr losreißen konnte.
Seine Bewegungen in mir, die sanften Berührungen, als seine Hände über meinen Körper strichen und dieser Blick… Es war so viel! Ich konnte mich kaum noch zusammen nehmen, aber ich wollte noch nicht aufhören! Ich wollte nicht, dass alles schon wieder vorbei war, wollte dieses unglaubliche Gefühl noch länger auskosten…
„Yukio.“ Ich warf mit einem Keuchen den Kopf in den Nacken. Die heisere dunkle Stimme, die meinen Namen raunte war nun endgültig zu viel des Guten. Das war es dann wohl mit meiner Selbstbeherrschung… Ich klammerte mich an den Großen, als er mich über die Klippe trieb.
Es schien mir, als explodierte der Himmel und alles in mir krampfte sich zusammen. Nur Augenblicke später spürte ich, wie Masashi mir mit einem leisen Stöhnen hinterhersprang.
Schwer atmend kamen wir halb aufeinander zu liegen. Normalerweise hätte mich sein Gewicht wohl gestört, aber jetzt? Mit einem trägen Grinsen strich ich durch seine schwarzen Haare, als er sich auf einen Ellenbogen aufrichtete und mich besorgt musterte.
„Wie geht es dir?“ Na der war ja putzig. Erst sein Bestes tun, um mich um den Verstand zu bringen und dann fragen, wie es mir ging… Ich lächelte und gähnte. „Ich bin fertig. Und mir geht’s grad ziemlich genial.“ Er lachte leise und richtete sich auf, um Taschentücher von meinem Nachttisch zu holen.
Ich murrte unwillig, als mich ein kalter Luftzug streifte. Ich fühlte mich ohne ihn plötzlich so… offen und ungeschützt. Schnell war er wieder bei mir und küsste mich sanft, ehe er uns reinigte und dann auf wackeligen Beinen zum Mülleimer tappte. Ich lächelte wieder versöhnt und zog die Decke, die wir wohl aus dem Bett geschoben hatten, über mich. So war das Ganze schon besser. Als der Große zurückkam hob ich eine Seite an und er krabbelte wieder zu mir und rückte eng an mich. Ich grinste müde und schloss meine Arme um ihn.
Was heißt besser? So war die Situation ziemlich perfekt. Ich fühlte mich so vollständig, wie seit Ewigkeiten nicht mehr.
~*~
Als ich die Augen aufschlug, ging es mir blendend. Verwundert runzelte ich die Stirn. Normalerweise hatte ich doch Kopfschmerzen, wenn ich am Abend zuvor so viel gesoffen hatte… Ich starrte eine Weile an die Zimmerdecke, bis mir der angenehm warme Körper auffiel, der an mich geschmiegt in meinem Bett lag.
Ein angenehm warmer und definitiv nicht weiblicher Körper!
Das vollständige Ausmaß der letzten Nacht fiel mir ein und ich schloss gequält wieder die Augen. Na klasse! Jetzt hatte ich Kopfschmerzen… Vorsichtig sah ich mich um. Was ich erblickte ließ mich allerdings unwillkürlich lächeln. Masashi schlief noch. Sein Kopf lag auf meiner Brust und einen Arm hatte er besitzergreifend um meine Mitte geschlungen.
Moment! Ich lächelte und es machte mir nichts aus, dass ein nackter Mann in meinem Bett lag, der auch noch mein Bandkollege war und mit dem ich geschlafen hatte? Na meine Meinung, dass ich hetero war, würde ich wohl nochmals überdenken müssen…
Vorsichtig, um den Großen nicht zu wecken schlüpfte ich unter der Bettdecke hervor und zog Shorts aus einer Schublade, um dann aus dem Zimmer zu schleichen. Ich räumte stumm die Einkäufe vom Vortag in die Schränke und stellte die Kaffeemaschine an. Was sollte ich denn jetzt machen? Dass ich wohl offensichtlich eine andere sexuelle Orientierung hatte, als ich vorher angenommen hatte, war da noch das kleinste Problem…
Ich vergrub mit einem Aufseufzen das Gesicht in den Händen. Ich hatte mit Masashi geschlafen! Mit einem Typen, der elf Jahre jünger war, der mein Kollege war! Und ich hatte damit eine wundervolle Freundschaft ins Aus manövriert… Ich verfluchte lautlos die Sicherheit betrunkener Menschen, die mich dazu getrieben hatte.
Und trotzdem… irgendwie… Ich dachte an das Gefühl zurück, mit dem ich eingeschlafen war. Dieser Frieden, den ich so lange nicht mehr gespürt hatte und nach dem ich mich sehnte. Und dennoch war es falsch! Ich füllte zwei Tassen mit Kaffee und trug sie ins Wohnzimmer, welches an mein Zimmer grenzte. Als ich die Tassen auf dem Tisch abstellte, öffnete sich die Tür und ein verschlafener Masashi kam heraus. Er lächelte, doch als er meinen Gesichtsausdruck sah, verwandelte dieses Lächeln sich schnell in ein besorgtes Stirnrunzeln.
„Yukio? Was ist?“ „Wir müssen reden.“ Er nahm die Tasse an, die ich ihm hinhielt und setzte sich auf die Kante eines der Sessel. In seinem Blick lagen Sorge und ein gewisser Fatalismus.
„Die letzte Nacht war ein Fehler.“ Autsch, meine Eröffnungen waren schon mal taktvoller gewesen… Masashi zuckte wie unter einem Schlag zusammen, begehrte aber trotzdem auf.
„Warum? Yuki, ich habe mir das schon lange gewünscht! Ich liebe dich.“ Warum, um Himmels Willen, kapierte dieser Idiot nicht, dass er es mit solchen Geständnissen nicht einfacher machte?
„Verdammt, du kannst mich nicht lieben!“ Ärger hatte sich in meine Stimme geschlichen. „Ich bin über zehn Jahre älter als du! Wir sind Freunde und Arbeitskollegen! Es ist einfach falsch!“ Nun erschien auch zwischen seinen Augenbrauen eine kleine Falte und Ungeduld schlich sich in seine Stimme.
„Mensch, was ist daran falsch, dich zu lieben? Du siehst eben extrem gut aus, bist ein begnadeter Drummer und ich kann dich sehr gut leiden. Irgendwann wurden daraus dann mehr, als freundschaftliche Gefühle. Was ist daran nicht zu verstehen?“ Wieso kapierte der nicht, worauf ich hinauswollte?
„Ich will, verdammt noch mal, nicht, dass unsere Freundschaft kaputt geht!“
„Unsere Freundschaft wird sich aber so oder so nach letzter Nacht ändern! Warum können wir nicht wenigstens eine Beziehung ausprobieren?“ Jetzt lag auch noch Verzweiflung in seine Stimme, als er aufsprang und mich am Arm packte. Ich riss mich los.
„Ich will keine idiotische Beziehung ‚ausprobieren‘! Ich will dich bei mir haben und, verdammt noch mal, nie wieder loslassen!“ Yay, manchmal sollte man wohl sein Hirn einschalten, bevor man etwas sagte…
Jedenfalls zog Masashi mich in eine Umarmung, dass ich dachte, er wollte mir alle Knochen brechen und hielt mich fest, bis ich mich etwas beruhigt und aufgehört hatte, mich zu wehren. Dann hörte ich wieder seine leise Stimme.
„Mann, Yukio, das ist es doch, wovon ich schon ewig träume!“ Er legte einen Finger unter mein Kinn, brachte mich dazu, zu ihm aufzuschauen und küsste mich unendlich zart und langsam. Ein Kuss wie ein Versprechen. Ein Versprechen, was so viel beinhaltete, dass keiner von uns es so richtig begreifen konnte. Als wir uns wieder voneinander lösten nickte ich nur leicht.
„Dann haben wir also eine Übereinkunft. Du bleibst bei mir und ich halte dich fest.“ Der Große grinste und nickte. Ich sah einen verdächtigen Schimmer in seinen Augen und lächelte ebenfalls. Ich reckte mich hoch und hauchte jeweils einen Kuss auf seine Augenlider.
„Nee, Yukio, muss ich immer ganz nah bleiben, oder darf ich duschen gehen?“ Er grinste breit, als er mich ansah. „Du kannst natürlich auch mitkommen…“ Ich lachte, holte ein Handtuch aus einem Schrank und warf es nach ihm.
„Vergiss es, du Perversling! Mein Hintern tut weh und du bist schuld!“ Er fing den Stoff mit Leichtigkeit aus der Luft.
„Hey, wer hat mich überredet?“
„Halt den Schnabel und geh endlich duschen, damit ich auch kann!“ Er lachte auf und verschwand im Bad.
Pfeifend machte ich mich daran, den Frühstückstisch zu decken. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich debil grinsend Löcher in die Luft starrte und vor mich hin träumte. Jedem, der mir noch gestern gesagt hätte, dass Masashi heute mein Freund –in romantischer Hinsicht- sein würde, hätte ich einen Vogel gezeigt und ihn ausgelacht. Aber jetzt? Scheiße, war ich glücklich!
Plötzlich klingelte es. Wer zum Geier kam so früh zu mir? Ich warf einen Blick auf den Kalender und fluchte erstmal herzhaft. Heute war der erste Urlaubstag meiner Schwester! Und sie hatte mir schon angekündigt, dass sie vorbeikommen wollte…
Ich lief zur Tür und öffnete, um sofort meine grinsende Schwester am Hals hängen zu haben.
„Ohayo!!! Hi, Yu-kun! Ich dachte mir, ich komm nen bisschen eher, um noch was vom Frühstück abzubekommen.“ Ich befreite mich aus der Umklammerung und zog meine Schwester mit mir in den Flur meiner Wohnung. So toll fand ich das nämlich nicht, in Boxershorts im Treppenhaus zu stehen!
„Jaa, ich hätte es mir denken können… Grüß dich, Mi-nee.“
„Und, was gibt’s?“ Sie schnupperte. „Sag mal, hattest du schon wieder Krämpfe?“ Ich bemühte mich um einen nichtssagenden Gesichtsausdruck.
„Nee, warum?“ „Weil du nach dem Massageöl riechst, was ich dir mal mitgebracht habe.“ Sie runzelte inquisitorisch die Stirn und musterte mich prüfend, als Masashi aus dem Badezimmer kam. Ebenfalls in Shorts mit nem Handtuch um die Schultern…
„Yukio? Die Dusche ist jetzt frei. Ich hab mir mal eben dein Duschzeug ausgeliehen.“ Dann bemerkte er meine Schwester und stockte. Sie ließ einen Blick über den Großen wandern und sah mich dann mit einer fragend erhobenen Augenbraue an. Ich schluckte und begann die Vorstellung.
„Ähm, ja... Masashi, das ist Mitsuki, meine ältere Schwester, Mi-nee, das ist Masashi, ein…“, ich wechselte einen Blick mit Masashi und atmete innerlich auf, als der zustimmend die Augenlider senkte. „… ein Freund.“ Meine Schwester grinste und sah von einem zum anderen, bis sie lachend in die Hände klatschte.
„Oh, Man, seid ihr süß! Yu-kun, du wirst ja richtig rot!“ Dann beugte sie sich zu mir und flüsterte nur noch. „Yu-kun, vielleicht solltest du dir doch mal angewöhnen, Etikette zu lesen, eh du einfach ausprobierst.“ „Warum?“ Sie kicherte. „Weil auf dem Öl, was ich dir geschenkt hab steht: ‚auch als Gleitmittel verwendbar‘“ Na wunderbar, jetzt machte ich wohl jeder Tomate heftig Konkurrenz! Warum konnte meine Schwester auch nicht mal so tun, als hätte ich sie täuschen können?
Schon wieder hörte ich die Haustür klappen und Hizakis Stimme.
„Hallo? Yuki-kun? Hast du Masashi irgendwo gesehen? Ich war grad in seiner Wohnung, aber da ist er nicht!“ Da bog unser Gitarrist auch schon schnellen Schrittes um die Ecke und erblickte unsere kleine Versammlung. Er ließ den Blick kurz schweifen und sah dann Masashi an.
„Gott sei Dank, da bist du ja. Ich wollte dir eine Frage stellen…“ Schon wurde er von Teru unterbrochen, der an seiner Seite aufgetaucht war.
„Mann, Hi-chan, musst du so rennen? Ich komm ja gar nicht mehr mit!“ Dann erfasste auch er die Menschen und wandte sich daraufhin an mich.
„Yu-kun? Warum läuft Masashi bei dir halbnackt in der Wohnung rum?“ Dann erst schien er zu realisieren, dass mein Kleidungsstil wohl auch eher nicht förmlich zu nennen war und setzte hinterher. „Und warum hast du auch fast nichts an?“
Na wenigstens war ich nicht mehr der einzige, der kurzzeitig die Farbe reifer Radieschen annahm. Masashi war bei den Worten unseres Band-Babys schnell nachgezogen. Meine Schwester allerdings starb fast an unterdrücktem Gelächter und Hizaki grinste ebenfalls breit. Ich druckste etwas herum, brach dann aber doch ab, um meine Lage nicht noch prekärer zu machen und floh mit einem „Ich geh mal eben T-Shirts holen, Kaffee steht in der Küche.“.
Als ich wiederkam und Masashi ein Shirt von mir zuwarf, was ungefähr seine Größe hatte, hatten die Gitarristen und meine Schwester schon den Tisch fertig gedeckt und vertilgten ihren Teil des -Gott sei Dank- reichlich geplanten Frühstücks. Ich setzte mich auf den freien Platz zwischen Masashi und Hizaki und machte mich stumm über meinen Teller her. Bei der Anzahl von Leuten musste man sich ja echt ranhalten, um etwas abzubekommen.
Als ich wieder aufsah, bemerkte ich, wie Hizaki mich musterte. Ich sah ihn fragend an und er lächelte.
„Ich wollte Masashi und dich nur beglückwünschen. Ich dachte schon ihr blickt’s nie…“ Ich verschluckte mich an meinem Kaffee, Masashi klopfte mir hilfreich den Rücken und meine Schwester hatte mittlerweile Schluckauf vom Lachen. Warum zum Geier hatten es alle bemerkt, bevor ich es überhaupt in Erwägung gezogen hatte, ob zwischen mir und Masashi mehr sein könnte, als Freundschaft? Na okay, vielleicht nicht ganz alle…
Teru jedenfalls sah Hizaki verwundert an. „Wieso beglückwünschen? Die hatten doch beide nicht Geburtstag! Und ich versteh immer noch nicht, was so lustig daran ist, dass ich gefragt habe warum die beiden nur Shorts anhatten." Meine Schwester erstickte fast an einem erneuten Lachanfall und Hizaki seufzte nur, als er Teru durch die Haare wuschelte.
„Weißt du, Terukichi, das erklären wir dir, wenn du mal erwachsen bist…“ Dann wandte er sich wieder an uns. „Weswegen ich eigentlich gekommen bin: Ich war doch ab und zu mit Kaya-chan im Studio in letzter Zeit und da hab ich jemanden kennengelernt… Er heißt Zin und wir haben uns gedacht, dass wir gerne zusammen eine Band gründen würden. Na ja, er singt ziemlich gut, Kamijo-kun fand die Idee auch toll und da dachte ich, ich könnte das mal ausprobieren…
Teru-kun macht auch mit als zweite Gitarre. Jetzt bräuchten wir nur noch Drums und Bass und zwar sehr gute. Na und ich dachte mir, ich frag euch zwei einfach mal, was ihr davon haltet, mit in die Band einzusteigen. Was haltet ihr von ‚Jupiter‘ als Namen?“
Meine Augen waren immer größer geworden, während der Blonde gesprochen hatte. Ernsthaft? Eine Band? Wieder zusammen Musik machen? Ich grinste so breit, dass es fast schon weh tat und nickte begeistert, bevor ich Hizaki um den Hals fiel.
„Natürlich machen wir mit! Auf jeden Fall! Das wird klasse!“ Meine Schwester räusperte sich.
„Sag mal, Yu-kun, was hältst du davon, Masashi-san erstmal selber zu fragen?“ Ich grinste sie an. „Nee, da halte ich nichts von!“ Ich ergriff die Hand des Großen und verschränkte unsere Finger.
„Er hat schließlich versprochen, dass er bei mir bleibt.“ Ein liebevolles Glitzern lag in Masashis Augen, als er sich zu mir hinüberbeugte und mich küsste. Einfach so, vor der versammelten Mannschaft. Es war uns so egal! Wir hatte die Musik wieder, unsere Freunde waren wieder da und vor allem hatten wir nach all der Traurigkeit etwas gewonnen, was so viel kostbarer war, als alle Schätze: das „Wir“! Und das würde uns keiner mehr nehmen können.
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Na ja, also ich bin wie gesagt auf jeden Fall extrem gespannt, was ihr davon haltet... Es würde mich sehr freuen, wenn ihr ein Review dalassen könntet, egal ob ihr den Oneshot gut fandet oder schlecht! Auch wenn ich natürlich sehr hoffe, dass das erstere der Fall ist... ;)
LG LadyShinigami