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Kurzbeschreibung
GeschichteSci-Fi, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Botschafter Soval Hoshi Sato
11.08.2013
31.08.2013
18
114.512
5
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Dieses Kapitel
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11.08.2013 5.992
 
Kapitel 7:

Die Nacht war kurz, sehr kurz, dennoch fühlte sich Hoshi erstaunlich ausgeruht. Ja sie war sogar richtig vergnügt, als sie die sanitäre Einheit betrat, aber sie war allein. Soval war wohl schon fertig, denn von ihm war nichts mehr zu sehen. Sie hatte es aber auch nicht anders erwartet. Doch als sie zu seinem Waschplatz sah, entdeckte sie seine Kette auf der Ablage. Offenbar war er doch noch nicht erwacht. Soval würde es schließlich nie versäumen seine Kette anzuziehen. Hatte der Herr Vulkanier also verschlafen? Sie musste unweigerlich grinsen. Prosecco würde er wohl so schnell nicht mehr anrühren, wenn er diese Wirkung auf ihn hatte. Hoshi kam ihren hygienischen Notwendigkeiten nach und begann sich anzukleiden. Sollte sie fertig sein und Soval war immer noch nicht erwacht, würde sie ihn wecken gehen, doch in dem Moment, als sie ihr Oberteil überstreifen wollte, betrat er den Waschraum. Erfreut weitete er die Augen. Am frühen Morgen von einer so schönen Frau im Bustier begrüßt zu werden, war auch für einen Vulkanier äußerst angenehm. Hoshi hingegen störte es herzlich wenig, dass ihr Kollege sie darin sah. Ihr Bikinioberteil war knapper geschnitten. Nur als Soval angetan zu grinsen begann, hatte sie eine passende Antwort schon parat, noch bevor er den Mund aufmachte. »Was auch immer Sie gerade sagen wollten, lassen Sie es!«
Er lachte und begab sich zu seinem Waschbecken. »Waren wir gestern Abend nicht beim „Du“?«
Hoshi verrollte die Augen. Sie hoffte inständig, dass er es vergessen hatte, doch dafür war Soval selbst gut beschwipst noch zu viel Vulkanier. Außerdem war es sinnlos ihn in diesem Zustand davon zu überzeugen, dass eine so persönliche Anrede weniger dienlich war. Sie hatte es am Abend zuvor schon versucht und war kläglich gescheitert, also konnte sie es auch jetzt lassen. Soval wirkte nach Außen zwar sehr klar und gefestigt, doch er war es schon lange nicht mehr. Vielleicht für ein oder zwei Stunden nach intensivem Meditieren, doch es ließ sehr schnell nach. Die sonst so alltägliche Logik verschwand merklich. Hoshi gab nach und hoffte, dass es bald ein Ende fand. »Ich versuche dran zu denken.«, murrte sie in die andere Richtung.
Er zog sein Oberteil aus und begann sich zu kämmen. »Das bezweifle ich, du versuchst es zu umgehen.« Sie fühlte sich ertappt, definitiv. Soval hielt sich den Kopf. »Uhhm, sollte ich je wieder auf den Gedanken kommen Alkohol trinken zu wollen, fessele mich.« Hoshi lachte. Er hatte lediglich zwei Gläser Prosecco, doch sie hatten auf ihn eine Wirkung, wie auf andere eine ganze Flasche. »Ich weiß, dass ich Alkohol nicht vertrage und der kleine Umtrunk mit Commander Shran vor ein paar Jahren, hätte mir damals schon eine Lehre sein sollen.« Er begann sich die Zähne zu putzen.
Hoshi blickte ihn amüsiert an. Ein Vulkanier der zweimal den gleichen Fehler begann?, dachte sie. Erstaunlich! Eine neckende Bemerkung dahingehend konnte sie sich jetzt nicht mehr verkneifen. »Mach dir nichts draus. Ist nur menschlich«, bemerkte sie schelmisch, in der sicheren Gewissheit, dass sie damit sehr genau traf.
Soval blickte sprachlos auf und nahm langsam die Zahnbürste aus dem Mund, dann warf er ihr einen Blick zu, der sie auf der Stelle hätte töten müssen. »Du Biest!« Treffer! Ging es Hoshi durch den Kopf und sie begann zu kichern. Soval sagte nichts darauf, er spülte den Mund aus und trocknete das Gesicht, dann trat er hinter sie und nahm sie von hinten fest in den Arm, wobei er mit einer Hand unter ihr Top strich und diese auf ihren nackten Bauch legte.
Hoshi wurde es heiß und kalt gleichzeitig und augenblicklich bereute sie ihre große Klappe gestern Abend. »Soval nein!« schrie sie in Panik auf und wollte sich aus seiner Umarmung befreien, doch er war schneller. Seine Arme hielten sie fest und innig, aber dennoch sehr, sehr zärtlich. Sie hielt den Atem an… zu zärtlich.
»Schhh, keine Angst«, sagte er leise in ihr Ohr und küsste zart ihren Nacken. »Ich tu dir nicht weh.« Damit vergrub er sein Gesicht in ihren Haaren. Es duftete herrlich und er sog begierig dieses wunderbare Aroma ein, dann schloss er die Arme etwas fester um ihren Oberkörper.
Hoshi entspannte sich jedoch nicht, auch wenn sie zugeben musste, dass seine Berührungen wundervoll waren. Ihr Widerstand schwand von Minute zu Minute... nein, sekündlich! Sie spürte seinen nackten Oberkörper, die Wärme, die er ausstrahlte und seinen dezenten, maskulinen Duft - und sie verging fast vor Verlangen. »Du hast gestern nicht mehr meditiert, richtig?« fragte sie atemlos und versuchte ihre aufkommenden Gefühle zu unterdrücken. Sie hoffte nur, dass er es nicht bemerkte, so wie sonst, sondern von seinen eigenen Gefühlen überfordert war.
»Nein, ich habe nicht mehr meditiert«, sagte er unter unzähligen Küssen. »Aber dafür habe ich unglaublich schön geträumt.«, hauchte er in ihr Ohr und schmiegte sich fest an.
Das konnte sie sich lebhaft vorstellen, aber sie musste widerstehen und so neigte sie den Kopf weg. Weg von seinen verlockenden, sinnlichen Lippen. Es war fast schon mit körperlichen Schmerzen verbunden sich zu widersetzen. Doch sie durfte die Situation nicht eskalieren lassen. Soval konnte momentan nichts dafür, aber er würde es später noch weitaus mehr bereuen, als den Alkohol. Das wusste sie  »Gehst du bitte zuerst meditieren?«
»Heißt das, ich darf hier später weitermachen.« Er biss ihr zart ins Ohrläppchen und sein schneller, zitternder Atem sagte ihr, dass er sehr erregt war.
»Soval, geh bitte!« Mit ihrer Beherrschung war es nahezu endgültig vorbei. Hoshi wusste, wenn er jetzt nicht ging, gab es für sie beide kein Zurück mehr. Sie löste sich aus seiner Umarmung und zog ihr Top wieder gerade. »Sir! Gehen Sie meditieren, verdammt!« schimpfte sie nun und Soval straffte etwas resigniert seine Gestallt. »Bitte, wir …« Sie brach ab und sah in die andere Richtung. Wenn sie ihn jetzt vor sich stehen sah, so vor Erregung zitternd, wissend um seine von Leidenschaft geschwängerte Lust, würde sie eventuell doch schwach werden.
Soval versuchte seinen Atem zu normalisieren, um seine Emotionen zu beherrschen. Es gelang nicht gut, aber wenigstens etwas, dann verließ er den Waschraum in Richtung seiner Unterkunft.

Hoshi blickte ihm lange hinterher, selbst dann noch, als er schon längst nicht mehr zu sehen war. Verdammt wie anziehend war dieser Mann eigentlich noch. Sie hatte sich zwar furchtbar erschrocken, aber dennoch war dieser Augenblick der mit Abstand erotischste Moment ihres Lebens. Ja, sie war richtiggehend verärgert, dass sie ihn davon abhielt weiter zu gehen. Sie verfluchte ihre gute Erziehung und ihr Versprechen ihm gegenüber und … verdammt, warum hatte sie es nicht geschehen lassen. Er war so zärtlich und so sinnlich und es war so schön ihn so von Leidenschaft erfüllt zu erleben, von ihm in den Armen gehalten zu werden. Diese zarten Küsse, seine wundervollen Lippen, sein Duft. Ihr Körper bebte vor Verlangen und sie hatte dennoch „Nein“ gesagt. Sie war verrückt! Ja, sie war völlig verrückt! Ein weiteres Mal würde sie nicht widerstehen, das wusste sie. Diese Gefühle würde sie das nächste Mal auskosten und sie hoffte inständig, dass es ein nächstes Mal gab.

Knappe zwei Stunden später war Hoshi wieder an ihrem Arbeitsplatz in der Höhle und sie hatte sich wieder gefasst. Soval hatte sie seit der intensiven Begegnung im Waschraum noch nicht gesehen und er schien seine Unterkunft auch noch nicht verlassen zu haben. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass er jetzt sehr, sehr intensiv an sich arbeiten musste, um sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Bestimmt war es schwieriger als am Tag zuvor, als er ihr gegenüber so unangenehm reagierte. Sie wünschte ihm nur, dass seine Meditation hilfreich war. Denn diese Emotionen konnte er auf Dauer auch nicht aushalten, das grenzte ja fast an Folter. Sie wusste schließlich von was sie sprach, denn sie war davon absolut nicht unberührt geblieben, aber ihre Emotionen waren wieder einigermaßen normal … was in ihrer beider Situation als normal zählte.  

Sie hörte ein Geräusch hinter sich am Eingang und als sie hin blickte sah sie Soval. Er trug ein Padd in der Hand und wirkte so verlegen wie nie zuvor. Offenbar war seine Meditation erfolgreich. »Geht’s wieder?« fragte sie und blickte ihn aufmunternd an. Mal sehen ob er sie jetzt wenigstens wieder siezte.
Doch diese Hoffnung zerschlug er direkt. »Deine Sorge ist sehr liebenswürdig.« Ein eher scheues Lächeln umspielte seine Lippen. »Ja, es geht wieder.« Er wählte also immer noch die persönlichere Anrede. Sie seufzte innerlich, denn dann blieb ihr momentan auch nichts anderes übrig. Sie würde ihn emotional wahrscheinlich zu sehr belasten, wenn sie jetzt auf eine formellere Anrede bestehen würde. Er hatte mit sich schon genug zu tun. »Es wird jetzt nur von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde schwerer«, erklärte er dann. »Lange habe ich nicht mehr bis zum Höhepunkt.«
Hoshi verließ das Wasser um die Energiezelle des Padds zu wechseln. »Aber dann hast du es doch bald geschafft, dass ist doch auch gut«, versuchte sie ihn etwas aufzumuntern, doch es fruchtete nicht.
Es war ihm furchtbar peinlich, dass er so unbeherrscht war und alles nur weil er seine Meditation unterlassen hatte. Seine Zudringlichkeit wäre vertretbar gewesen, wenn er seiner Pflicht wenigstens nachgekommen wäre, doch er legte sich lieber schlafen, obwohl er wusste, dass dies für Hoshi sehr riskant werden konnte. »Ich habe dich heute Morgen in arge Bedrängnis gebracht, verzeih bitte. Es wird nicht wieder vorkommen, dass ich meine Meditation vernachlässige.«
Hoshi lehnte sich an die Höhlenwand. »Darum wäre ich dir wirklich sehr dankbar, denn noch einmal will ich so eine Situation nicht durchstehen müssen. Verstehe, das nicht falsch, aber meine Emotionen sind mittlerweile auch sehr intensiv und ich befürchte, dass ich es nicht noch einmal schaffe dir zu widerstehen. … « … und außerdem sind deine Berührungen viel zu sinnlich!, dachte sie den Satz zu Ende. Das wusste sie zwar erst seit heute morgen, doch es war nun mal ein weiterer, nicht unwesentlicher Faktor.
Sovals Verständnis hatte sie jedenfalls, denn er fühlte sehr ähnlich. »Das glaube ich dir nur allzu gerne und ich würde diese Entscheidung auch definitiv mittragen. Es wäre für uns beide äußerst riskant, solch intensive Emotionen über ein bestimmtes Maß hinaus aushalten zu müssen und offengestanden weiß ich nicht, wie ich mich heute Morgen noch einmal in den Griff bekommen habe, es war überaus, knapp! Wirklich.«
Hoshi verschränkte die Arme. »Ja, allerdings, das war es. Sei froh, dass ich dir unangenehme Peinlichkeiten ersparen wollte, sonst ...« Den Rest ließ sie besser offen.
Doch Soval sah sie fragend an. »Was sonst? Hättest du nachgegeben?« Hoshi senkte den Blick. Sie wusste schon warum sie das nicht aussprach. »Hoshi« Soval klang vorwurfsvoll. »Du bist doch nicht mein Gewissen. Du hättest für meinen Fehler heute Morgen weder gerade stehen, noch leid ertragen müssen. Diese Bürde wiegt ein wenig zu schwer für deine Schultern.« Mit anderen Worten: Sie hätte getrost nachgeben dürfen. Hoshi seufzte schwer. Wunderbar, das sagte er jetzt … sie hätte ihn Ohrfeigen können. »Dennoch danke ich dir. Du hast mich vor dieser Peinlichkeit gerettet …« Er holte das Padd hervor, welches er mitgebracht hatte. »… und damit das so bleibt, habe ich hier einen Plan aufgestellt, wie wir uns in den nächsten drei Wochen am besten aus dem Weg gehen und uns gegenüber verhalten. Lediglich für Donnerstag, wenn der Frachter anlegt, werden wir zusammen sein.« Er gab ihr das Padd. »Bist du damit einverstanden?«
Hoshi überflog den Plan und nickte. »Ja natürlich bin ich einverstanden.« Sie blätterte durch die einzelnen Tage. Der Zeitplan war so angelegt, dass Soval grundsätzlich vor Hoshi Waschraum oder Kombüse benutzte. So war sicher gestellt, dass er nicht zu intensiv ihren Pheromonen ausgesetzt wurde. Denn dann war es auch für ihn wieder leichter sein mentales, wie körperliches Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. »Was ist mit Sonntag?« Es war nichts eingetragen und das verwirrte sie.
»Wenn ich die Signale meines Körpers richtig deute, erwarte ich Sonntag den Höhepunkt. Ich werde sehr wahrscheinlich den ganzen Tag in meiner Unterkunft verbringen und meditieren, so wie die darauffolgenden vier bis fünf Tage auch. Du kannst dich also frei bewegen. Wenn mein Zustand sich wieder bessert, greift für zwei Wochen noch der Plan hier und dann können wir wieder ganz normal miteinander umgehen.«
Seufzend ließ sich Hoshi ins Wasser gleiten. »Das ist alles äußerst kompliziert.«
Doch Soval wirkte sehr zuversichtlich. »Die erste große Hürde haben wir ja fast, wenn der Höhepunkt überstanden ist, ist der Rest ein Kinderspiel, dann greift auch meine Meditation wieder im vollem Umfang.«
»Na ja.« Hoshi hob anerkennend die Brauen. »Ich bewundere, wie gut deine mentalen Kräfte dennoch funktionieren.«
Er schüttelte den Kopf, denn das wirkte nur nach Außen so. Innerlich brannte sein Körper vor Verlangen. »Der Schein trügt«, sagte er kurz. »Meine Emotionen liegen so dicht unter der Oberfläche, dass ich sie kaum zu verbergen vermag und darum werde ich die Höhle jetzt auch verlassen. Bitte halte dich an den zeitlichen Ablauf, er ist immens wichtig.«
Sie nickte. »Ja versprochen«, dann sah sie zu ihm. »Viel Glück!«
»Danke, ich kann es gebrauchen.« Er wandte sich ab und ging. Hoshi wurde bewusst, dass sie ihn für die nächsten drei Wochen, fast sogar vier Wochen so gut wie nie zu Gesicht bekommen würde. Wunderbar, jetzt war sie dennoch alleine, obwohl er in unmittelbarer Nähe war. Sie atmete tief ein. Die Sehnsucht nach ihm würde schlimmer werden, als das Alleinsein und wieder rügte sie sich dafür, heute Morgen so diszipliniert gewesen zu sein.

Mit Wehmut sah sie ihm hinterher, solange das noch möglich war und sie fühlte ihr Verlangen sehr deutlich. Es ließ sie ins Schwärmen kommen und eine kleine, stetig wachsende Verliebtheit zeichnete sich ab. Es war für ihr Alter bestimmt nicht mehr angemessen, aber es war dennoch schön über ihn nachzudenken. Seine Augen, seine vollen Lippen und vor allem sein trainierter Oberkörper. Er war ein unglaublich anziehender Mann. Bereits auf der Enterprise kam sie mit ihrer Kollegin regelmäßig ins Schwärmen, aber da erschien es ihr noch legitim, schließlich war sie damals noch gut zehn Jahre jünger. Hoshi war schon immer sehr angetan von seiner Erscheinung, denn Soval stählte seinen Körper und das bekam sie spätestens dann zu spüren, wenn er sie in Suus Mahna trainierte. Sie seufzte, die sonntäglichen Trainingsstunden würden wohl für die nächsten Wochen ausfallen, dabei war es so wundervoll mit ihm zu trainieren. Den Titel des Meisters trug er nämlich absolut zu Recht! Sie hatte es selten erlebt, dass jemand mit einer solchen Präzision und einer solchen Koordination, Hingabe und Stärke seine Lektionen verfolgte oder Katas lief. Selbst im Karate, einem Sport, den er erst seit ein paar Wochen ausübte, zeigte er ein beispielloses Können von Körperbeherrschung und Anmut.

Soval legte sehr viel Wert auf seine Erscheinung, und sowohl seine Kleidung, als auch sein Äußeres waren stets gepflegt. Auch wenn er meist früher aufstand als sie, so bekam sie morgens dennoch einiges mit. Rasur und Haare waren ihm äußerst wichtig, Hände, Fingernägel …sie musste lächeln, denn in manchen Dingen war er weitaus sorgfältiger als eine Frau. Er pflegte sich gewissenhaft, ohne aber dabei Eitel oder arrogant zu wirken. Und sie fragte sich, ob sie ihm früher, als sie ihn noch als arrogant betitelte, nicht sogar unrecht tat. Personen seines Standes zeigten neben einer absolut makellosen Erscheinung, meist auch ein sehr dominantes Auftreten, das oblag alleine ihrem hohen Rang, gleichzeitig präsentierten sie sich ebenso diszipliniert, wie distanziert und Hoshi musste sich eingestehen, dass ihr Soval alleine schon aufgrund dessen sehr hochmütig vorkam. Natürlich waren das alles Vorurteile und wenn man es unter diesem Punkt sah, traf es wohl auf nahezu alle Vulkanier zu. Aber Soval war irgendwie speziell. Er war zwar Botschafter auf der Erde und sollte als Berater der Sternenflotte zur Seite stehen, doch manchmal hatte sie das Gefühl, er wollte dem ganzen Raumfahrtprogramm einen Riegel vorschieben. Sie konnte die Begebenheiten nicht mehr zählen, in denen er Admiral Forrest und die Sternenflotte überzeugen wollte, doch besser wieder zurück zu kehren und noch zwanzig Jahre zu warten. Der einzige Vulkanier den sie in der Zeit zu schätzen lernte und welcher stets der Enterprise half, war T'Pol. Sie war zuerst nur als „Anstandsdame“ mit an Bord genommen worden, auf Sovals Anordnung hin, blieb aber dann endgültig. Dennoch war sie damit Anfangs jedem lästig. Hoshi sowieso. Doch gerade ihr war es zu verdanken, dass die Enterprise ihre Missionen fortsetzen konnte, denn sie setzte sich über die Maßen für Archer ein, selbst als es sie ihren Posten beim Oberkommando kostete. Soval zeigte dafür kein Verständnis und er ließ es sie spüren wie sehr sie ihn enttäuschte. Er hatte sie ausgebildet, weil sie ursprünglich einen diplomatischen Posten begleiten sollte, doch die Arbeit auf einem Raumschiff, noch dazu unter Archers Kommando, war für sie, wie sie es nannte, höchst befriedigend. Diese Aussage allerdings war Zündstoff für neue Diskussionen und auch einigen infamen Seitenhieben aus Sovals Richtung. Die Wortgefechte, die sie manchmal mit ihm austrug waren zwar stets im höchsten Maße diszipliniert und rhetorisch mustergültig ausformuliert, aber einfach zu köstlich mit anzuhören. Hoshi freute sich immer wie ein kleines Kind, wenn sie Zeuge einer solchen Debatte wurde.

Als Admiral Forrest allerdings bei einem Attentat den Tod fand, änderte sich vieles, allen voran Soval, denn er hatte Forrest sein Leben zu verdanken. Jahre zuvor sagte Archer einmal zu ihm, er sei zu lange auf der Erde gewesen und damit behielt er recht. Im Laufe seiner Karriere als Botschafter hatte Soval sich an die Menschen gewöhnt und im Grunde mochte er sie sogar sehr. Natürlich gab er das nie offen zu, zumal er auch dem Oberkommando immer loyal ergeben war. Als aber dieses Unglück passierte, kehrte er selbst diesem den Rücken. Er unterstützte lieber die Menschen und er half damit einen Krieg zu verhindern, den Vulkan beinahe begonnen hätte und in den die Sternenflotte unweigerlich mit hineingezogen worden wäre. Seitdem hatte er auch Hoshis tiefsten Respekt. Und in ihren Augen war das auch der Grund, warum Soval den Glauben wechselte. Nicht, weil er ihn für den Richtigeren hielt, sondern weil er das Vertrauen in seinen alten Glauben verloren hatte und die verbitterte Logik, die diesem entsprang, nicht mehr gut heißen konnte. Außerdem vermochte er so die Emotionen zu leben, die ihm sonst verwehrt wurden. Emotionen, die er auf der Erde schätzen und lieben lernte.

Hoshi seufzte wehmütig, als sie an die Enterprise zurück dachte. Es war eine sehr aufregende Zeit, voller wunderbarer Eindrücke und einzigartiger Erlebnisse, aber auch voller Gefahren. Sie wollte diese Zeit nicht mehr missen, denn sie war über die Maßen Charakterbildend und sie hatte sehr davon profitiert, doch noch einmal erleben wollte sie diese auch nicht. Es war mehrfach verdammt knapp und die Enterprise stand sehr oft vor der totalen Vernichtung und das war nicht mal alles. Krankheiten, fremde Lebensformen, unbekannte Raumgebiete. Sie hatte es sich damals viel anders vorgestellt und es grenzte an ein Wunder, dass sie es doch zehn Jahre ausgehalten hatte trotz der Widrigkeiten, die ihr widerfahren waren. Sie holte ihr Padd und scannte weiter. Nüchtern betrachtet war der Auftrag hier auch nicht viel besser, denn wieder stand sie unter dem Einfluss einer anderen Spezies und wirklich zur Wehr setzen konnte sie sich nicht. Zu dumm aber auch, dass sie ihre Gedanken nicht mal mit Sylvie teilen konnte, denn was sie momentan bewegte fiel unter das Schweigeversprechen, welches sie Soval gegeben hatte und das würde sie unter keinen Umständen brechen. Es wäre niederträchtig, würde sie diese Informationen an dritte weiter geben. Nicht nur, dass ihr dieser Mann vertraute, sie konnte jetzt verstehen warum sich Vulkanier so schwer taten mit anderen darüber zu reden. Außenstehenden den Verlust ihrer Kontrolle, dem Kern ihres Seins, zu offenbaren war nahezu unmöglich für die Leidtragenden und einen Vulkanier so von Emotionen beherrscht, ja fast schon willenlos zu sehen, war nicht nur für den Betroffenen äußerst schwer zu verkraften, für Außenstehende war es kaum nachvollziehbar. Hoshi kannte nun beide Seiten, die, die es nicht verstehen konnte und machtlos daneben stand und die, die von unkontrollierbaren Gefühlen heimgesucht wurde und ihnen erliegen war. Sie wusste in etwa wie sich Soval fühlte, denn sie durchlitt, und man konnte durchaus von Leiden sprechen, die gleichen Emotionen. Es war nur verständlich, ja geradezu logisch, dass man diese Angelegenheit für sich regeln und niemand anderem kundtun wollte.

Sie versuchte sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Diese Gefühle, die in ihr Aufkamen, diese fast schon brennende Lust. Noch nie zuvor hatte sie so etwas gespürt und noch nie zuvor waren ihre Empfindungen so intensiv, so anders. Doch wie echt waren sie? Tatsache war, ohne Sovals Einfluss, würde sie so auch nicht fühlen, aber das, was sie letztendlich spürte waren dennoch echte Emotionen und die schrien danach erfüllt zu werden. Doch was, wenn dem wirklich so geschah, wie würde sie Soval dann gegenüber treten, wenn sein Pon Farr vorüber war und auch ihre Gefühle wieder nachließen? Begegnete sie ihm dann vielleicht sogar mit Scham? Ohne seinen Zustand wären sie sich schließlich nie so nahe gekommen. Vielleicht sollte sie es wirklich besser vermeiden mit ihm intim zu werden, denn die Zeit hinterher machte ihr Angst. Sie stimmte Soval zu, dass es klüger war zu widerstehen, hinterher war die Scham einfach zu groß. Sie kannte sich und sie wusste, dass sie sich das ewig vorhalten würde.


Drei Tage waren mittlerweile vergangen und Hoshi war erstaunt wie gut es ihr ging. Sie war Sovals Pheromonen nicht mehr in dem Maße ausgesetzt wie vorher und sie fühlte sich wie neu geboren. Keine brennende Leidenschaft, keine Sehnsüchte, sie fühlte sich, als könnte sie Bäume ausreißen.
Heute Mittag würden zum ersten Mal Vorräte gebracht werden und dabei hieß es Haltung bewahren, wenigstens solange die vulkanische Frachtercrew hier war. Sicher würden sie sich einiges hier anschauen, aber dann auch recht bald wieder verschwinden. Zwei Stunden hatte Soval veranschlagt, das wäre so üblich. Er hatte lediglich die Bitte an Hoshi, sich nicht all zu lange in der Nähe der Crew aufzuhalten, weil sie zu viele Pheromone ausschüttete und das die Mannschaft verwirren konnte. Außerdem konnte es mit Sovals Versetzung enden, wenn bekannt wurde, dass einer der beiden in irgendeiner Form sexuell beeinflusst wäre.

Sie saß in der Kombüse, als die Tür aufging und Soval mit zwei ihr unbekannten Vulkaniern herein trat. Sie schluckte, denn so früh hatte sie jetzt doch nicht mit den Herren gerechnet, es war ja noch nicht mal Mittagszeit. Selbst Soval schien etwas verwirrt zu sein, dass sie schon da waren, denn er griff statt seiner halbleeren Teetasse, die noch auf dem Tisch stand, Hoshis volle Kaffeetasse und noch bevor sie etwas sagen konnte trank er daran. Hoshi beobachtete ihn, während er trank und sich dabei mit den Vulkaniern unterhielt. Keine Miene verzog er, gar nichts! Sie war erstaunt, unglaublich erstaunt. Er überspielte seinen Ekel so gekonnt, dass selbst den Vulkaniern nichts auffiel und die hätten es eher gemerkt als sie, das wusste sie. Er begann die beiden Vulkanier und Hoshi einander vorzustellen. »Das sind Captain Keron und Commander Tarras. Meine Kollegin Miss Hoshi Sato.« Die beiden Männer neigten kurz den Kopf, schienen aber sonst nicht an Hoshi interessiert zu sein, was ihr aber ganz recht war. So musste sie sich nämlich nicht mit ihnen abgeben. Soval hatte die Männer dazu gebracht die Kombüse wieder zu verlassen und war in Richtung der Höhlen gegangen. Gott sei Dank!, dachte Hoshi und übersetzte derweil weiter. Die Situation hatte sie überstanden und außer zum Abschied würde sie die zwei wohl nicht mehr sehen. Es klopfte, hatte da wer etwas vergessen?
»Herein?« Jetzt war sie gespannt. Hoffentlich war es keiner der Frachterpiloten, denn die machten ihr irgendwie Angst. Wahrscheinlich weil sie wusste, dass sie äußerst verlockend auf die Männerwelt wirkte und sie sich, wenn überhaupt, nur einem bestimmten Vulkanier hier hingeben würde und der arbeitete definitiv nicht auf dem Frachter. Doch wer sollte es sonst sein.
Eine noch sehr junge vulkanische Frau reckte den Kopf zur Tür herein. »T'nar jaral«, sagte sie leise auf Vulkanisch.
Hoshi begann zu lächeln. »Ich grüße Sie auch«, antwortete sie nahezu akzentfrei. »Was führt Sie zu mir?«
»Die Neugierde. Ich finde solche Camps äußerst faszinierend. Darf ich mich zu ihnen gesellen?« Sie war offenbar noch sehr, sehr jung, wahrscheinlich noch keine zwanzig.
»Gerne«, Hoshi bot ihr einen Platz an. »Haben sie schon einmal in einem solchen Camp leben können?«
»Nein, leider nicht. Ich wurde auf dem Frachter geboren und ich bin dort auch aufgewachsen, wie mein Vater und meine Mutter auch. Ich hatte mich draußen etwas umgesehen, aber es wird langsam sehr heiß. Die Außentemperatur liegt momentan bei fast sechzig Grad. Im Shuttle, so schätze ich, herrschen bestimmt schon über achtzig.«
»Wurde die Fracht schon abgeladen?« Denn wenn es so heiß wurde, konnten die Vorräte sehr schnell verderben.
Doch die junge Frau ahnte vorauf Hoshi hinaus wollte. »Sie lagern in einem speziellen Kühlraum, keine Sorge.« Hoshi schmunzelte. Vulkanier durfte man nie unterschätzen, sie hatten einfach eine sehr empathische Ader. »Aber wir können gerne schon einen Teil ausladen.«
»In der angehenden Mittagshitze ist das nicht allzu ratsam, es sei den sie haben gekühlte Behälter.« Sie stand auf und holte sich einen neuen Kaffee. »Wir dachten sie kommen erst gegen Abend.«
»Ja das hatten wir auch vor, doch wir haben noch einen anderen Auftrag erhalten und da sie sowieso hier sind, war es nahezu egal zu welcher Tagezeit wir kommen.«
Ja, die Überlegung war sehr logisch, das musste Hoshi ihr zugute halten, doch es hatte seinen Grund warum Soval auf Abends bestand, weil es mittags einfach zu unerträglich war. Nun, jetzt war es auch nicht mehr zu ändern. Sie streckte der jungen Vulkanierin eine Hand entgegen. »Ich bin übrigens Hoshi und wie ist ihr Name?«
Die junge Frau nahm ihre Hand. »T'ara und ja, wir haben spezielle Kühlbehälter zum Ausladen, sonst hätten wir erst gar nicht herkommen brauchen.«
Es war immer wieder bewundernswert wie gut Vulkanier zwischen den Zeilen lesen konnten. Hoshi war beeindruckt. »Nun dann ziehe ich mir Sonnenschutzkleidung an und helfe Ihnen die ersten Vorräte auszuladen.«

Gesagt, getan und wenige Minuten später trugen beide die ersten Kisten zur Kombüse. Die Hitze war unerträglich und Hoshi hatte nach fast vierzig Minuten schon zwei Liter Wasser getrunken, um ihrem Durst entgegen zu wirken, doch es ging nicht mehr. Die Sonne stand jetzt im Zenit und sie dorrte gnadenlos alles aus, was auch nur einen Tropfen Wasser in sich trug. Sogar T'ara hatte schon eine Flasche Wasser geleert.
»Okay!« Hoshi kapitulierte. »Das ist definitiv die letzte Kiste. Den Rest müssen die Männer machen.« Im selben Moment nahm ihr jemand die Kiste weg und stellte sie in den Frachter zurück. Dann packte sie dieser Jemand am Oberarm und zog sie hinter das Shuttle in den Schatten. Es war Soval und er sah ungeheuer ärgerlich aus. »Wenn du dich unbedingt umbringen willst, dann mach so weiter!« zischte er leise und sah sich um, weil es von den beiden Piloten keiner mitbekommen sollte. »Geh dich lauwarm abduschen, nimm dir einiges an Wasser mit in deine Unterkunft und dann hüte das Bett. Ich hoffe du hast dir nicht schon zu sehr geschadet, sonst habe ich heute Abend eine tote oder zumindest sehr kranke Kollegin zu beklagen.«
Hoshi legte den Kopf schief. Also die Aussage empfand sie um einiges überspitzt. Es war ihr zwar gut warm und sie schwitzte auch gehörig, aber sie war wenigstens so vernünftig genügend Flüssigkeit mit sich zuführen, also brauchte er gar nicht so überbesorgt tun. »Soval, jetzt werd’ mal nicht so dramatisch!«
Er nahm sie an den Oberarmen. »Nein, aber realistisch!« schnaubte er und wusste nicht wie er seine Angst noch verbergen sollte. »Hoshi, auch wenn es dir momentan gut geht, du trocknest schneller aus, als du deinem Körper Wasser zuführen kannst und so was ist hochgradig gefährlich! In so einer Umgebung wie dieser hier spürst du die Dehydration erst, wenn es fast schon zu spät ist.« Er holte tief Luft und beruhigte sich auch wieder etwas, dann nahm er sie in den Arm. »Bitte setze dein Leben nicht so leichtfertig aufs Spiel, ja?« flüsterte er nun und strich ihr über die Wange. »Ich habe Angst um dich und ich brauche dich. Befolge bitte meine Ratschläge, ich sehe heute Abend noch mal nach dir.« Sie nickte und er küsste sie zart auf die Stirn, dann ließ er sie los.

Hoshi suchte umgehend die Dusche auf, während Soval, zusammen mit T'ara und den beiden Piloten, die restlichen Kisten hinein zu trug. Heute Abend würde er sie noch einmal besuchen und er betete, dass es ihr dann gut ging. Er würde sich das niemals verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen würde, denn er hatte sie hier her gebracht und er fühlte sich für sie auch verantwortlich.

Sie tat wie ihr geheißen. Sie duschte kühl, packte sich einige Flaschen Wasser ein und verkrümelte sich ins Bett. Sie fühlte sich zwar gut, aber sie wollte Soval nicht noch mehr verärgern. Er hatte bereits genug mit sich selbst zu tun, sollte er sich nicht auch noch Sorgen um sie machen. Sie lächelte, als sie an die Situation am Shuttle zurückdachte. Soval war erneut zärtlich zu ihr geworden, doch diesmal ganz ohne ihr Zutun. Offenbar konnte er sich in ihrer Gegenwart nicht mehr richtig unter Kontrolle halten. Hoshi biss sich angetan auf die Unterlippe - interessant, wie würde es dann erst werden, wenn er sie heute Abend noch mal aufsuchen wollte? Sie beide, allein? Sie wusste genau: Ein Blick oder eine Berührung von ihm und sie war Wachs in seinen Händen. Daher war es gut möglich, dass sie die anschließende Nacht sogar gemeinsam verbrachten. Die Chancen standen sehr günstig und ihre guten Vorsätzen oder die Angst im Nachhinein von Scham zerfressen zu werden, waren wie weggeblasen. Seit er sie vorhin im Arm hatte, fühlte sie nur noch Sehnsucht und den unbedingten Wunsch ihm zu gehören. Ihr war es egal wie sie zu den Gefühlen für ihn kam, sie wollte sie nur leben. Ungeachtet der schamvollen, negativen Konsequenzen, die sich später vielleicht noch ergeben könnten. Mit diesem wundervollen Gedanken schlief sie ein und sie wurde auch erst wach, als sie Sovals Hand auf ihrem Rücken spürte. Sie wandte sich langsam um und blinzelte ihn erfreut an. Tatsächlich, er war noch mal zu ihr gekommen, doch er schien voller Sorge.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er sanft.
Sie wollte sich aufsetzten, doch als sie Sterne sah und es ihr schwindlig wurde, legte sie sich gleich wieder hin. »Mir ist schwindlig … und Kopfweh habe ich auch«, sagte sie völlig überrascht. »Aber wieso?«
»Nachwirkungen deiner Aktion von heute Mittag. Das Kopfweh hast du wegen dem Salzverlusst deines Körpers. Kommt vom übermäßigen Schwitzen.« Er sah neben ihr Bett und entdeckte mehrere leere Flaschen. »Ich sehe du hast fleißig getrunken, schön. So vernünftig warst du wenigstens.« Hoshi blickte verwirrt auf die leeren Flaschen. Wann hatte sie diese augetrunken? Sie hatte doch die ganze Zeit geschlafen. Aber offenbar war sie so erschöpft gewesen, dass sie es einfach nicht registriert hatte, wenn sie zum Trinken erwachte. Nun, wenigstens konnte Soval nichts beanstanden, das war noch am wichtigsten. Er hielt ein Briefchen mit einer Flüssigkeit hoch und öffnete es. »Wenn dein Kopfweh weggehen soll, musst du das hier zu dir nehmen. Es ist eine isotonische Lösung, die deinem Körper die Mineralien wieder zuführt, die er durch das Schwitzen verloren hat.« Er gab ihr das Briefchen und sie trank den Inhalt etwas widerwillig. Es schien auch nicht besonders zu schmecken und offenbar wusste sie das schon.
»Igitt!« kommentierte sie Sovals notwendige Maßnahme. »Wenn das Zeug wenigstens noch schmecken würde.«
»Dann würdest du wahrscheinlich noch mehr solcher Dummheiten begehen.«, mahnte er und sah sie eindringlich an.
»Tut mir leid, ich dachte wirklich, die Schutzkleidung hilft.« Das war sowieso ein Rätsel. Warum überhaut Schutzkleidung, wenn sie sich dennoch in Gefahr begeben hatte.
»Die Kleidung schützt lediglich deine Haut vor zu intensiver Sonneneinstrahlung, aber dich nicht vor dem Austrocknen, vor allem nicht während solchschweißtreibender Arbeit. Außerdem war von Aufenthalt im Freien die Rede, nicht von arbeiten. Himmel mach so was Unvernünftiges nie wieder, hörst du?«
Hoshi nickte. Es tat ihr furchtbar leid, dass er sich so um sie sorgen musste. Sie wollte ihm doch eine Hilfe sein … und sie wollte heute Nacht die Frau an seiner Seite sein … aber so wie sie sich jetzt fühlte reichte es nicht einmal für einen leidenschaftlichen Kuss und Soval schien das auch zu wissen. Er saß zwar bei ihr, aber er wirkte dennoch sehr distanziert. Offenbar schlug seine Meditation schon viel besser an, als noch vor ein paar Tagen. Ob das wirklich nur das Fehlen ihrer Pheromone war?
»Du hast dich gut im Griff, oder meine ich das bloß?«
»Es geht«, seufzte er. »Heute Mittag war ich kurzzeitig ziemlich erschöpft, doch jetzt geht es wieder. Ich werde nur nicht all zu lange bleiben können, denn meine mentale Disziplin hält in deiner Gegenwart nicht sehr lange. Bei den Männern waren es immerhin fast drei Stunden.«
Hoshi erbleichte. »Waren die so lange geblieben?«
Soval hob die Brauen und nickte. Sie spürte deutlich wie sehr ihm das missfallen hatte. Natürlich, es war verdammt anstrengend in seinem Zustand über so lange Zeit konzentriert zu bleiben. Und dann auch noch der Vorfall mit ihr. Langsam erkannte sie, dass hier nicht nur ihr Leben auf dem Spiel gestanden hatte, sondern auch Sovals Arbeit. Mit ihrer unbedachten, dummen Aktion brachte sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihn und seinen Posten in der Akademie in Gefahr. Zumindest hätte er sehr leicht im Misskredit fallen können, wenn bekannt wurde, dass er trotz Pon Farr mit einer Menschenfrau arbeitete. Es wäre auf Vulkan, vor allem aber in der Wissenschaftsakademie, sicher gar nicht gut aufgenommen worden. Die Spekulationen hierzu wollte sie gar nicht erst fortführen.
»T'ara hat dich aber nicht beeinflusst oder?« Er hob nur vielsagend die Brauen. Hoshi wurde bleich. »Du hast mit ihr…« Nicht nur, dass sie gerade schockiert war, wie schnell er gegenüber einer vulkanischen Frau schwach wurde, sie spürte doch tatsächlich so was wie Eifersucht in sich aufkommen.
Doch Soval konnte ihr diese Sorge nehmen. »Nein, sie hatte überhaupt keine Wirkung auf mich.«, beruhigte er sie und ein freches Schmunzeln umspielte seine Lippen. Natürlich war ihm ihre Eifersucht aufgefallen, aber auch das war ganz normal, denn jede andere Frau war für sie eine Rivalin, so wie er jeden anderen Mann als Rivalen empfand. Mit ein Grund warum er nicht wollte, dass Hoshi sich bei den beiden Männern aufhielt. »Die einzige Frau, auf die mein Körper momentan reagiert, bist du«, sagte er dann und hob auffallend verführerisch eine Braue.
Hoshi gab ihm einen Stoß. »Hör auf! Das sagst du nur, weil du mich schockieren magst.« Es wäre ja noch mal so schlimm, wenn sich die Natur bereits entschieden hätte und nur noch Katz und Maus mit ihnen spielte. Sie hoffte inständig, dass es nicht so war. »Wie sollte denn so was gehen? Ich bin nicht die Einzige, das … das kann nicht sein!«
Doch sein bestätigendes Nicken nahm ihr jede Hoffnung. »Oh, das geht schon, ist aber recht kompliziert«, erklärte er dann und sie mochte es gar nicht mehr genau wissen. Sie hatte das Gefühl je mehr sie wusste, desto weniger Auswege blieben ihr. »Sagen wir einfach«, führte er seine Ausführungen fort. »Mein Körper prägt sich während des Pon Farrs auf eine bestimmte Frau.«
»Und … die bin dieses Mal ich?« Das machte ihr doch etwas Angst.
»Ganz recht«, bestätigte er ihre schlimmsten Befürchtungen. »Egal wer da jetzt noch kommt, die einzige Frau mit der ich das Pon Farr auflösen könnte, wärst du. Nur du! Mein Körper hat dich sozusagen ausgesucht und als möglichen Geschlechtspartner akzeptiert.«
Hoshi fühlte sich geradezu in eine Ecke gedrängt, denn sie sah hier kein Schlupfloch mehr. »Habe ich denn überhaupt eine Chance dir zu „entkommen“?« Sie setzte es mit den Fingern in Anführungszeichen.
Er lachte leise. »Sicher, wenn wir uns an unsere Regeln halten und darum ist es jetzt auch besser, wenn ich dich wieder verlasse. Ich bin ja froh, dass es dir gut geht. Bleibe morgen noch der Sonne fern. Samstag kannst du dann wieder in den Höhlen arbeiten.« Er stand auf. »Mich wirst du jetzt erst mal nicht mehr zu Gesicht bekommen. Doch für alle Fälle bin ich in meiner Unterkunft.« Damit verließ er ihre Wohneinheit. Hoshi kam sich schrecklich alleine vor. Sie vermisste ihn schon, obwohl er erst gegangen war.
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