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Fremde Zeichen

Kurzbeschreibung
GeschichteSci-Fi, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Botschafter Soval Hoshi Sato
11.08.2013
31.08.2013
18
114.512
5
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Dieses Kapitel
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11.08.2013 3.028
 
Kapitel 6:

Die ersten paar Tage nutzen Hoshi und Soval, um die Höhle zu kartographieren und sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Doch zu ihrer Enttäuschung fand sich außer dem Höhlensystem nichts wirklich Interessantes. Mit Ausnahme der kleinen Echsen vielleicht, die meist ohne Vorwarnung aufsprangen und das Weite suchten. Nicht nur Hoshi erschrak sich jedes Mal vor diesen Tieren, auch Soval, der normalerweise nicht schreckhaft war, wich zurück, wenn eine größere Gruppe dieser Tiere gleichzeitig davon jagte. Meist saßen sie regungslos an den Berghängen und sonnten sich. Keine Bewegung, nicht der kleinste Anhaltspunkt, dass da überhaupt etwas Lebendiges war. Sie integrierten sich vor allem farblich so gut in die Landschaft, dass sie nahezu mit ihr verschmolzen. Kam man ihnen aber zu nahe, wechselten sie in sekundenschnelle ihre Farbe von bräunlich nach rot-violett und verschwanden mit lautem Zischen in einer, für die Größe der Tiere, mächtigen Staubwolke. Die Echsen waren nur etwa dreißig Zentimeter groß, aber ihr Schwanz hatte eine beachtliche Länge. Soval schätzte zirka sechzig Zentimeter. Während der Flucht schlugen sie damit so heftig auf den Sand, dass er in alle Richtungen aufgewirbelt wurde. Ein kleiner Orkan fegte dann immer hinter den Echsen her und man konnte nur schwer erkennen wohin sie verschwanden.

Die kleinen Echsen waren auch während des Abendessens noch Thema ihrer Unterhaltung. Beide fanden es gleichermaßen amüsant, wie sehr man sich doch vor etwas völlig harmlosen ängstigen konnte und Hoshi begann zu erzählen wie lange es dauerte bis sie mit Brasiliens Insektenwelt zurecht gekommen war und wie sehr sie sich anfangs sogar vor großen Nachtfaltern gefürchtet hatte.
Soval war diesbezüglich etwas irritiert. »Man sollte meinen, dass Schmetterlinge sich im Allgemeinen großer Beliebtheit erfreuen.«
»Die Tagfalter auf jeden Fall, bei den Nachtfaltern ist das aber meist nicht so. Sie sind häufig gedrungener in ihrer Körpergestallt und farblich nur wenig ansprechend, Brauntöne eben … obwohl, es gibt schon sehr, sehr hübsche Kerlchen. Die Nachtfalter allerdings, die wir in Brasilien haben, bestechen aber auch durch andere Merkmale, denn sie können mitunter mehr als nur handtellergroß werden und wenn einem so ein Tier entgegen fliegt geht man automatisch in Deckung.«
Soval blickte etwas erstaunt auf. »So große Exemplare sind mir in unserer Siedlung auf der Erde nicht begegnet.«
»Das liegt daran.« Hoshi trank einen Schluck und stellte die Musik ein wenig an. »Das liegt daran, dass ihr Lebensraum auf den tropischen Regenwald beschränkt ist. In amerikanischen Gefilden kommen so große Tiere nur sehr selten bis gar nicht vor.«
»Ja, sehr schade.« Soval nahm den letzten Bissen seines Salates. »Ich wollte morgen mit den Aufzeichnungen beginnen, denn die Karte über unser Höhlensystem ist nun fertig gestellt. Die Höhle ist sicher.«
»Oh, dann hat die letzte Sondierung doch was gebracht?« Soval nickte. »Und wo lag der Fehler?«
»In der Felswand selbst. In etwa zwei Metern Tiefe ist dort ein Durchgang zu einer kleineren Halle. Das Gerät war darauf nicht eingestellt und hatte deswegen falsche Anzeigen geliefert.«
Ohne genaue Sondierungen, wollte Soval nicht dauerhaft in der Höhle arbeiten. Es war zu gefährlich, da nicht bekannt war wie stabil die Höhle und die darüberliegenden Felsschichten nun waren. Nur allzu leicht hätte etwas einstürzen können. Doch geologisch gesehen war alles stabil. Hoshi war sehr glücklich darüber, denn es gab noch zahlreiche Inschriften entlang der Wasserlinie. Vor allem aber in dem Bereich, den das Gerät heute Mittag nicht richtig sondiert hatte. Außerdem konnte sie es kaum erwarten endlich ins Wasser zu steigen. Darauf brannte sie schon seit dem ersten Betreten der Höhlen.
»Dann schätze ich mal, dass ich morgen im Bikini arbeiten darf?« Helle Vorfreude zeigte sich in ihrem Gesicht.
»Nun, ich fürchte das können Sie«, gab Soval zurück und Hoshi freute sich innerlich wie ein kleines Kind, ganz im Gegensatz zu Soval, wie es zumindest den Anschein hatte.
»Sie hören sich nicht so begeistert an, fürchten Sie etwa das Wasser?« Sie ahnte, dass er sich darum drücken würde, allein schon weil es in der Natur der Sache lag sich beim Schwimmen doch eher freizügig zeigen zu müssen, aber sie irrte.
»Keineswegs«, ließ sich Soval vernehmen. »Ich habe mir meinen Taucheranzug schon bereit gelegt.«
Hoshi entgleisten für einen Moment die Gesichtszüge. »Taucheranzug? Soval, das ist nicht ihr Ernst?«
»Aber selbstverständlich ist es das!« verteidigte er sich. »So kann man viel effektiver und ungehinderter arbeiten, außerdem kühlt man nicht so schnell aus.«
Nun ja, die Logik war nicht von der Hand zu weisen, aber man konnte auch mit Kanonen auf Spatzen schießen. »Also bitte, Soval.« Sie blickte ihn fassungslos an, denn das wollte ihr einfach nicht in den Kopf. »Die Gänge sind durchschnittlich eins fünfzig tief, allenfalls zwei Meter! Bei aller Liebe, aber wenn überhaupt nötig, reichen Brille und Schnorchel völlig, finden sie nicht.« Ein langer, eindringlicher Blick durchbohrte ihn fast. Langsam begann er zu schmunzeln und genauso langsam wechselte Hoshis Blick von fassungslos zu entrüstet. Dann hatte sie den Braten gerochen. »Sie wollten mich reinlegen!« stellte sie nun völlig entsetzt fest und Sovals Grinsen wuchs in die Breite. Sie konnte es gerade gar nicht glauben. War das vor ihr wirklich Soval? Dass er mal lachte oder andere Emotionen zeigte, das wusste sie ja und das war für ihn wohl auch nichts ungewöhnliches, aber das? »Sie haben mich wirklich reingelegt?« Sie wollte es immer noch nicht glauben.
»Das habe ich, in der Tat«, gab er zu und schenkte ihr einen versöhnenden Blick. »Bitte verzeihen Sie. Offengestanden wollte ich nur wissen wie viel Unsinn Sie glauben, nur weil ihn ein Vulkanier erzählt.« Er klang wieder völlig nüchtern … wie ein Vulkanier eben.
Hoshi stützte ärgerlich die Hände in die Seiten. »Sie können froh sein, dass ich nichts zum Werfen habe. Sylvia hätte jetzt ein Kissen am Schädel!«
Soval lächelte etwas verunsichert, denn er wusste nicht, in wie weit er Hoshi tatsächlich verärgert hatte. Dazu hatte er nämlich zu wenig Erfahrung mit Menschen. »Sie verzeihen mir dennoch diese kleine Narretei?«
Hoshi grinste frech. »Aber nur, weil Sie so charmant lächeln können.« Sie hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund. »Nein, das habe ich jetzt nicht gesagt.«, flüsterte sie und drehte sich beschämt weg. Soval hätte darauf gerne etwas erwidert, doch als er spürte wie unwohl sie sich gerade fühlte, ließ er es. Ein Kommentar seinerseits würde ihren Zustand nur noch verstärken, das wusste er. Genauso wie er wusste, dass ihr das einfach nur so „rausgerutscht“ war, wie die Menschen zu sagen pflegten. Doch es war grundehrlich und darum schmeichelte ihm dieses Kompliment ungemein. Er besaß also ein „charmantes“ Lächeln. Eine vulkanische Frau hätte das niemals zu ihm gesagt.
Hoshi war immer noch peinlich berührt und Soval hätte das gerne geändert, doch gerade als er sie etwas aufmuntern wollte, erhob sie sich. »Ich bin müde, wird Zeit sich aufs Ohr zu hauen.«
Soval sah ihr fassungslos nach. »Und das hilft?«
»Was?«
»Sich aufs Ohr zu hauen«, wiederholte er ihren Wortlaut und sah sie beinahe entsetzte an.
»Ja sicher, schlafen ist doch ….« Sie stützte die Hände in die Seiten. »Sie wollen mich schon wieder reinlegen, hab ich recht?« Diesmal klang ihre Stimme aber richtig verärgert, das erkannte auch Soval.
Er hob abwehrend beide Hände. »Ich versichere Ihnen, ich habe nicht die geringste Ahnung von was Sie reden. Mir erschließt sich nur nicht der Sinn darin, sich selbst zu züchtigen, wenn man erschöpft ist und Schlaf benötigt.«
»Sie meinen das wirklich ernst?« Hoshi zweifelte immer noch, doch Sovals bestürzter Gesichtsausdruck, ließ keinen anderen Schluss zu. Er wusste wirklich nicht von was sie gerade sprach. Als ihr das klar wurde begann sie zu lachen. Zuerst leise, dann aber immer lauter. Sie versuchte es zwar zu unterdrücken, aber der Gedanke daran, dass sich Soval wohl gerade vorgestellt hatte, wie sie auf ihrem Bett saß und sich Ohrfeigte, ließ sich nicht mehr aus ihrem Kopf verbannen und je deutlicher das Bild in ihrem Innern wurde, desto lauter wurde auch ihr Lachen. Soval hob nur die Brauen und verschränkte sehr langsam die Arme. Natürlich bemerkte Hoshi, dass er sich gerade ärgerte, aber da musste er nun durch. Beschweren konnte er sich schließlich nicht, denn sie hatte ihm eben noch ein Kompliment gemacht, auf das er sie wahrscheinlich in zehn Jahren noch ansprechen würde ... und dass sie mit Sicherheit auch dann noch ärgerte. Vulkanier vergaßen ja nichts. »Verzeihen Sie, dass ich so lachen musste«, sagte sie dann und versuchte sich etwas zu beruhigen. »Ihr Vulkanier seid ja manchmal so was von entzückend.« Sie gluckste kurz und erklärte es dann. »Das war eine Redewendung, Soval, und die besagt lediglich, dass man sich jetzt schlafen legen möchte. Mit „hauen“ ist nicht schlagen im wörtlichen Sinn gemeint, sondern „hin hauen“ … „hin legen“ … „Sich aufs Ohr legen“, vielleicht ist das etwas bildhafter. Damit Sie verstehen, was damit gemeint war.«
»Glauben Sie mir, das andere war bildhaft genug.« Er beugte sich zu ihr rüber. »Ich habe mir gerade vorgestellt, wie Sie sich ohrfeigen.«
Mit Hoshis Beherrschung war es erneut vorbei, denn genau das hatte auch sie sich vorgestellt. »Ich weiß!« lachte sie los. Soval verstand ihre Erheiterung und teilte sie auch, doch mehr als ein zartes Lächeln war momentan nicht drin, denn es war ihm peinlich Hoshis Aussage missverstanden zu haben. Über die Menschen hatte er wohl, trotz seiner jahrelangen Erfahrung, noch viel zu lernen. Manche Dinge erschlossen sich ihm noch nicht, manches würde sich ihm vielleicht auch nie erschließen.

Nachdem sie sich beruhigt hatte, verließ Hoshi aber dennoch den Aufenthaltraum, denn sie wollte noch duschen und dann ihrer Freundin noch einen Brief schreiben. Es war bereits empfindlich kalt und Duschen war so spät keine Freude mehr. Entsprechend durchgefroren verließ sie die Dusche und mummelte sich in ihr Thermobett und ihre warme Bettdecke.


Allerliebste Sylvia,
eigentlich wollte ich Dir schreiben, wie wunderbar es ist hier ist und dass wir jeden Tag etwas neues, Aufregendes entdecken, aber ganz ehrlich … in dieser Öde hier wächst fast nichts und lebt auch fast nichts, außer unseren kleinen, roten Springteufelchen, die plötzlich ganz unerwartet aufspringen und dann in einer riesen Staubwolke verschwinden. Die kleinen Echsen, jagen uns regelmäßig einen gehörigen Schrecken ein. Na ja, wir gewöhnen uns schon noch dran ^^
Jaaa, wie sieht es momentan aus? Unser Alltag ist recht regelmäßig: Aufstehen, Morgentoilette, Soval ist da meist schon fertig und wartet im Aufenthaltsraum auf mich, es sei denn er rasiert sich noch, dann frühstücken wir gemeinsam und gehen zur Höhle. Er kartographiert, während ich die ersten Aufzeichnungen anfertige. Mittagessen, meist kochen wir zusammen, obwohl ich das auch sehr gerne Soval überlasse, weil er wirklich spitzenmäßig kocht, holla! Und wenn es schnell gehen muss, dann muss auch mal der Synthetisierer ran. Über die Mittagszeit machen wir das, was man so an Haushaltsarbeiten kennt. Hauptsache wir müssen nicht raus. Die Kombüse mit Aufenthaltsraum und Arbeitsraum, ist ja alles in einem Zelt bringt immer Soval auf Vordermann und er kümmert sich auch ums Gewächshaus. Nachdem ich auch unsere dritte und letzte Tomatenpflanze gekillt habe, sind wir übereingekommen, dass ich doch nicht so ganz über den grünen Daumen verfüge. Dafür kümmere ich mich um die Wäsche und um unsere sanitäre Einheit. Ist mir auch lieber, denn es wäre mir unangenehm, wenn er den WC-Mülleimer leert und meine gebrauchten Hygieneartikel wegräumen müsste, oder noch schlimmer: zu Gesicht bekommt!. Ich weiß was du sagen willst, aber für mich ist das dennoch nicht normal! Danach geht’s in der Höhle weiter. Ist schon eine Sisyphosarbeit, da wir jeden Buchstaben einzeln einscannen und in die Matrix übertragen müssen. Den Rest aber macht dann mein Programm. Es deutet und stellt Vergleiche zu anderen Buchstaben her, so können wir das Programm mit der Zeit sogar auf Handschriften trainieren. Irgendwann einmal wird es genügen, wenn man das Programm Aufzeichnungen scannen lässt und es übersetzt simultan in unsere oder jede beliebige Sprache. Sicher, das ist noch Zukunftsmusik, aber wenn ich lange genug entwickele, könnte ich das wirklich schaffen. Beim Kir'Shara, so hat mir Soval erzählt, ist es mittlerweile so. Da fallen allenfalls nur noch einzelne Buchstaben raus. Oh, Sylvie, ich kann es kaum erwarten, die ersten Übersetzungen dieser Inschriften hier in den Händen zu halten, das wird einmalig!

Die Höhle hat Soval jetzt übrigens endgültig zu Ende kartographiert, was bedeutet, morgen darf ich ins Wasser! Jippiiii!!! Da warte ich ja schon so lange drauf. Soval hat mir allerdings immer noch nicht mitgeteilt, ob er auch ins Wasser steigt. Im Gegenteil, er wollte mir einreden, dass er im Taucheranzug hinein ginge. Aber natürlich! Ich glaube immer noch, dass er kneift, der zeigt sich niemals in normaler Badekleidung, jede Wette. Aber morgen weiß ich mehr und wenn dem so ist erfährst du es als erste. Dann schick ich Dir ein Bild mit, damit Du was zum träumen hast! Hehe! Aber tröste Dich, ich darf auch nur kucken und nicht anfassen
.

Allerdings, heute Abend ist mir was passiert, ich glaube dafür schäme ich mich in zehn Jahren noch. Rutscht mir doch tatsächlich raus, dass ich sein Lächeln charmant finde. Sylvie wirklich, ich weiß nicht mal warum ich das gesagt habe. Das war schneller draußen, als ich es denken konnte. Himmel, war mir das vielleicht peinlich! Aber, ich muss ihm zu Gute halten, dass er darauf nichts erwidert hatte. Ich war so schon im Erdboden versunken, aber wenn er darauf eine Bemerkung fallen gelassen hätte, wäre ich vermutlich abgereist. Nur falls Du Dich jetzt fragst, ob er denn tatsächlich so ein charmantes Lächeln besitzt, na ja …schau dir das Bild im Anhang an! Der Herr morgens in der Kombüse … mit offenem Haar! Ich muss zu meiner Schande gestehen, er kann nicht nur charmant lächeln, er kann sich auch ungemein charmant geben ... und er sieht so gut aus!!! Ich werde noch ein Fan von diesem Mann und vor allem von seinem feinen Sinn für Humor. Er kann sogar über sich selbst lachen und das ist ein wundervoller Charakterzug!

Ich schwärme gerade, stimmts? Oh Mann, ich darf nichts schreiben, wenn ich so müde bin, da kommt nur Käse dabei raus.
Also sage ich Gute Nacht und hau mich aufs Ohr.

Grüße an alle!
Bis denne, Deine Hoshi!

PS: Morgen habe ich sicher ein paar Bilder, wenn nicht von Soval, dann wenigstens von mir bei der Arbeit.


Konzentration, Stille und innere Einkehr. Soval atmete gleichmäßig und tief. Sein Geist, seine Gedanken, alles fand Ruhe, fand Erholung. Aus dem Chaos wurde Harmonie, welche sich in seinem Innern ausbreitete und sich um sein Gemüt legte wie ein schützender Mantel. Die Auswirkungen des Pon Farrs zeigten sich bereits sehr deutlich, doch er war völlig ausgeglichen und er fühlte, dass er noch immer die volle Kontrolle über das Ungleichgewicht in seinen Emotionen hatte. Diesmal sah er Hoshi vor seinem inneren Auge. Es war nicht ungewöhnlich, schließlich verbrachte er bereits zwei Wochen mit ihr und es gab mit ihr gemeinsam genügend Situationen, die sein Geist noch nicht einzuordnen wusste. Die Meditation konnte dabei eine beachtliche Hilfe darstellen. Zu schade, dass Menschen diese Art der Alltagsbewältigung kaum erwogen. Es könnte auch ihrem ruhelosen Geist Frieden bringen. Hoshi würde sicherlich davon profitieren, vor allem in Angstsituationen. Doch momentan war es zu gefährlich sie im Meditieren anzuleiten, weil Sovals Zustand dabei nur allzu leicht auf sie übertragen werden konnte. Eine intime Begegnung zwischen ihm und ihr wäre dann unumgänglich, da sie dem neurologischen Ungleichgewicht völlig schutzlos ausgeliefert wäre und sogar daran sterben könnte. Es wurde zwar noch nie beschrieben, ob eine sogenannte Paarungsverschmelzung auch mit weiblichen Angehörigen einer anderen Spezies möglich war, zumal sich sehr wahrscheinlich auch alle Wissenschaftler Vulkans angewidert wegdrehen würden, müssten sie so etwas in Betracht ziehen, doch Soval war davon überzeugt! Er fürchtete sogar, dass sein Pon Farr bereits geringe Auswirkungen auf sie zeigte, gerade weil sie ihm heute völlig ungewollt ein Kompliment machte, doch das konnte auch ihre etwas impulsivere Art sein. Aber selbst wenn, wäre der Effekt noch lange nicht so schlimm, wie es bei einer vulkanischen Frau oder eben bei einer Paarungsverschmelzung der Fall wäre. Hoshi hätte es daher sehr einfach gegen dieses Verlangen anzugehen. Abstand und ein freier Kopf wäre dann das einzige, was sie voneinander bräuchten.
Soval ließ die Kerze etwas sinken. Noch immer sah er Hoshi vor sich und er bemerkte, dass sie eine sehr schöne Frau war, wenn auch von einer anderen Spezies. Die vollen Lippen und die Mandelförmigen Augen waren Besonderheiten, die er von vulkanischen Frauen nicht kannte. Auch wenn für Vulkanier körperliche Attribute kaum eine Rolle spielten, da sie bereits im Kindesalter einander versprochen wurden, hatten viele Männer einen Sinn für die Schönheit einer Frau. Soval war heute noch dankbar darum, wie schön seine Frau T'Lal war. Und er wusste noch wie heute, wie viel Liebe er ihr in der Nacht schenkte, in welcher sie gemeinsam ihren Treueschwur erfüllten. Es war wunderschön, voll sinnlich, inniger Leidenschaft! Eine tiefgehende Emotion durchflutete ihn, und ein unstillbares Verlangen breitete sich langsam in seinem Innern aus und erfüllte seine Körpermitte mit heißem Begehren. Er öffnete die Augen und blickte erschrocken in die Kerze. T'Lal war das falsche Bild, denn es brachte seine Konzentration durcheinander. Wie konnte er nur so dumm sein und an diese Begegnung, diese brennenden Emotionen zurückdenken. Würde er den Gedanken aufrechterhalten, würde er eine Gefahr für Hoshi darstellen, das war ihm absolut bewusst, denn sein Körper schien sie als potenzielle Gefährtin durchaus zu akzeptieren. Nicht, dass ihn das erschreckte, denn damit hatte er schon gerechnet, doch so würde er ihren Reizen absolut unterliegen und sie vielleicht sogar ernsthaft bedrängen. Gegenüber einer Menschenfrau hatte er sich zwar absolut unter Kontrolle, jedoch nicht mit diesen Erinnerungen. Sie waren viel zu intensiv, als dass er sie zulassen durfte. Er beruhigte sein Verlangen und begann seinen Atem zu normalisieren, dann blickte er wieder in die Flamme. Tiefe, gleichmäßige Atemzüge, Ruhe und Konzentration. Die Lust in seinem Innern verebbte langsam, mit jedem Atemzug wurde sie weniger und Minuten später hatte er sich wieder völlig unter Kontrolle. Das durfte ihm nicht wieder passieren, denn wenn dies während des Höhepunktes geschah, konnte er für absolute Kontrolle nicht mehr garantieren. Er schloss die Augen wieder und sein Geist übernahm das allabendliche Ritual von alleine. Seine Gedanken wurden frei, sein Geist leicht. Völlige Kontrolle, das war der Zustand den er anstrebte und mit dem er letztendlich zu Bett ging. Ein tiefer, traumloser Schlaf erwartete ihn und am nächsten Morgen würde er nichts mehr spüren von den Umtrieben seines Geistes.
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