Fremde Zeichen
von Angie Sakartis
Kurzbeschreibung
Im Jahre 2163 weden in einer Höhle auf dem Planeten Ran'Kashar vulkanische Schriftzeichen entdecket. Soval, der seinen Posten als Botschafter aufgegeben hat um die Übersetzungen des Kir'Sharas zu leiten, untersucht zusammen mit der Exolinguistin Hoshi Sato diese Inschriften. Hoshi merkt jedoch bald, dass die Schriften in der Höhle nicht die einzigen Zeichen sind, die sie zu übersetzen hat, denn die vulkanische Biologie konfrontiert sie mit (An)Zeichen für die es keinen Universalübersetzer gibt....
GeschichteSci-Fi, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Botschafter Soval
Hoshi Sato
11.08.2013
31.08.2013
18
114.512
5
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11.08.2013
2.952
Kapitel 5:
Es war nicht so heiß wie auf Vulkan, es war heißer. Die Sonne brannte auf Ran'Kashar erbarmungslos alles nieder, was auch nur ansatzweise den Versuch startete hier zu gedeihen. Das bisschen Grün, das man sehen konnte, war ein Flechtenartiger, dürrer Bewuchs auf den schattigeren Seiten der Felsen, welcher als Lebensgrundlage den morgendlichen Tau aufnahm. Doch selbst im Schatten herrschten noch über vierzig Grad und in der prallen Sonne konnte man Spiegeleier auf den Felsen braten. Es war unerträglich und Hoshi war sehr dankbar darum, nach dem Rundgang und der ersten Höhlenbesichtigung, auf der Laderampe arbeiten zu dürfen, denn dort war die Luft wenigstens noch etwas klimatisiert. Auch wenn dreißig Grad immer noch sehr hoch waren, es wirkte kühl gegen dieses Wabbern da draußen.
Soval ließ sich erschöpft neben ihr auf eine Kiste fallen. Man sah ihm die Anstrengung deutlich an und es standen ihm dicke Schweißperlen auf der Stirn. Mit einem Seufzen wischte er sie weg und holte tief Luft. »Tut das gut!« stöhnte er außer Atem. »Hier brennt die Luft wenigstens nicht in den Lungen. Hoshi sie müssen da draußen sehr vorsichtig sein. Die Hitze ist extrem gefährlich für sie.«
»Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Soval…« Sie hielt ihm ein feuchtes Tuch hin und er nahm es dankbar an sich. » … aber ich passe schon auf mich auf.« Sie beobachtete ihn, wie er sich mit dem kühlen Tuch über das Gesicht und den Nacken wischte. »Das ich das mal erleben darf: Ein Vulkanier, der schwitzt.« Soval schenkte ihr einen fragenden Blick, reden war ihm momentan zu anstrengend. »Na«, begann Hoshi, als sie erkannte, dass er auf eine Antwort wartete. »T'Pol erzählte mir einmal, dass Vulkanier so gut wie nie schwitzen.«
»Wenn es warm genug ist, läuft auch bei uns der Schweiß, so fortgeschritten ist unsere Spezies nun auch wieder nicht.« Vor allem nicht, wenn man in das Pon Farr eintritt, aber das dachte er sich nur. Er atmete noch ein paar Mal tief durch, mit dem Tuch auf der Stirn, dann erhob er sich und ging wieder raus.
»Möchten sie nichts trinken?«, rief Hoshi ihm nach, doch er lief nur kopfschüttelnd weiter. Dazu war jetzt keine Zeit.
Fast zwei Stunden später waren zumindest schon mal die Wohnmodule, samt Kombüse und sanitären Einrichtungen errichtet. Fehlten nur noch die Lagereinheit und das Gewächshaus. Hoshi und Soval richteten sich schon mal häuslich ein, während die restliche Mannschaft die fehlenden Komponenten errichtete. Sobald diese dann stehen würden, wären die beiden relativ unabhängig. Ein Schlauchsystem, welches Grundwasser aus den Höhlen pumpte sorgte im Camp und im Gewächshaus für fließendes Wasser. Es war lebensnotwendig. Die Männer achteten darauf, dass das Wasser nicht aus dem Höhlensystem entnommen wurde, in welchem die Untersuchungen stattfanden. Denn für manche Inschriften genauer in Augenschein zu nehmen, war es nötig das Wasser zu betreten und von diesem Wasser wollte bestimmt keiner mehr was trinken. Ein spezieller Filter sorgte dafür, dass alle Keime und Verunreinigungen herausgefiltert und somit beseitigt wurden. Die Gesundheit der beiden ging vor und darum durfte nichts dem Zufall überlassen werden. Hoshi sowie Soval wurden lange vor der Mission ausreichend geschult, um im Notfall, lebensrettend eingreifen zu können. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass Hoshi explizit auf Vulkanier geschult wurde und Soval auf Menschen. So war sichergestellt, dass jeder dem anderen bestmöglich helfen konnte. Für kritische Situationen, aber auch zur Nachrichtenübermittlung, verfügte das Camp über einen Subraumtransmitter. So war es möglich mit der Erde, beziehungsweise mit Vulkan immer in Kontakt zu stehen.
In den Modulen war das Klima wenigstens erträglich, denn die Bespannung der Zelte hatte eine spezielle Beschichtung, die die Wärme ebenso draußen ließ, wie die Kälte. Doch Soval warnte, die Nächte waren trotzdem noch sehr, sehr kalt. Dieser Planet, sei ein Planet der Gegensätze. Tagsüber unerträgliche Hitze, nachts Minustemperaturen im zweistelligen Bereich. Hoshi fröstelte und wusste jetzt, warum sie ein speziell isoliertes Bett mit Thermodecke für die nächsten drei Monate ihr Eigen nennen durfte.
Ihr Wohnmodul war baugleich mit dem Sovals. Innerhalb der Aluminiumstruktur im vorderen Teil befand sich auf einer Seite ein Spind für Kleider und Persönliches, auf der anderen Seite eine Sitzgelegenheit mit Tisch. Im hinteren Teil war ein Bett welches mit der Umrandung der Zeltform genau angepasst war, daneben stand ein kleines Tischchen. Die anderen beiden Module waren für das leibliche Wohl, die Arbeit und die körperliche Hygiene gedacht. Im Aufenthaltsbereich des einen Moduls war eine kleine Kombüse mit Nahrungsmittelsynthetisierer und integrierter, elektronischer Kochplatte, gleichzeitig diente der hintere Teil des Zeltes als Untersuchungs- und Arbeitsbereich. Das Modul mit den sanitären Einrichtungen verfügte über Dusche WC, und Umkleide. Zudem hatte jeder sein eigens Waschbecken mit einer Ablage für persönliche Hygieneartikel oder Schmuck. Zwischen den Modulen waren Gitterstege verlegt, damit man wenigstens bequem von einem Zelt ins Andere gelangte. Auch wenn der Platz sehr knapp bemessen war, so war dennoch an alles gedacht worden. Sie hatten beide die Möglichkeit Zeit miteinander zu verbringen, wenn sie das wünschten. Es hatte aber auch jeder sein eigenes Reich und damit die Chance sich etwas zurück zu ziehen. Auf die Nerven würden sie sich jedenfalls nicht fallen, das war schon mal sicher.
Das Camp lag in einer Senke direkt vor dem Gebirge mit den Höhlen. Es waren nur rund einhundert Meter bis zum Eingang und der Weg dorthin war geprägt durch Sand und loses Geröll, ganz so wie sich auch der restliche Planet darstellte. Doch die einhundert Meter zu dieser Höhle konnten sehr lang werden, besonders dann, wenn die Sonne im Zenit stand. In den Mittagsstunden machten sogar die Vulkanier eine Pause, weil es unerträglich war zu dieser Zeit, besser gesagt bei diesem Sonnenstand, zu arbeiten. Soval appellierte währenddessen eindringlich an Hoshis Vernunft, sich in den Mittagstunden auf keinen Fall draußen aufzuhalten, denn es war viel zu gefährlich für sie. Es war ja schon riskant genug für ihn und er war in einem solchen Klima aufgewachsen.
Nachdem sie fast drei Stunden pausiert hatten um der Mittagshitze zu entgehen, liefen die Aufbauarbeiten am Nachmittag kontinuierlich weiter. Hoshi hatte ihr Quartier bereits eingerichtet und begann nun im hydroponischem Gewächshaus die ersten Gemüsepflänzchen einzusetzen. Einige der Pflanzen waren auch schon um einiges größer, damit sie relativ bald schon erste Erträge abernten konnten, schließlich brauchten manche Pflanzen allein um Früchte tragen zu können schon die Zeit, die sie auf dem Planeten verbringen würden. Das Gewächshaus war so gestaltet, dass es der übermäßigen Hitze stand halten konnte und nur das Licht ins Innere ließ. Ansonsten wären die Pflänzchen verbrannt, denn selbst für vulkanisches Gemüse war die Sonneneinstrahlung zu stark. Hoshi seufzte beim Einpflanzen, denn die nächsten Monate würde sie sich wohl nur vegetarisch ernähren, allein schon, weil alle Vulkanier Vegetarier waren und es hier auch sehr problematisch wäre Fleisch haltbar zu machen, sofern man es nicht trocknen wollte. Hoshi war jetzt nicht der übermäßige Fleischesser, aber ein wenig Fisch oder Hühnchen, war schon einmal drin und darauf freute sie sich auch immer sehr, aber darauf würde sie jetzt erst einmal verzichten müssen. Nicht einmal die Nahrungsmittelsynthetisierer verfügten über replizierbares Fleisch, es waren ja vulkanische Geräte.
Soval betrat das Gewächshaus und war recht angetan von dem was sie bereits eingepflanzt hatte. Er dachte es würde mehr Zeit in Anspruch nehmen.
»Ich sehe Sie kommen gut voran. Schön, dann liegen wir trotz der langen Pause noch im Zeitplan.«
Hoshi wischte sich den Schweiß von der Stirn. Denn trotz allem war es hier drinnen auch ziemlich heiß. »Naja, ich glaube nicht, dass ich heute alles eingepflanzt bekomme, aber morgen werde ich ganz sicher fertig.«
»Bestimmt.« Er sah sie an und bemerkte ihre Erschöpfung. »Vielleicht machen Sie noch mal Pause und trinken was«, schlug er vor.
»Ja, trinken tu ich noch was…« Sie griff nach ihrer Flasche. »…aber die beiden Steige pflanze ich noch zu Ende, dann habe ich morgen nur noch die sechs da hinten.« Sie wies mit dem Daumen hinter sich und trank einige kräftige Schlucke aus der Flasche.
»Übertreiben Sie es bitte nicht. Ich brauche Sie.« Er klang tatsächlich sehr besorgt. Vor allem, weil er nicht gedacht hatte, dass es hier so extrem heiß sein würde. Die Aufzeichnungen meldeten zwar hohe Temperaturen, doch was das tatsächlich hieß, wurde einem erst bewusst, wenn man einen Tag hier verbracht hatte. Menschen hatten auf Vulkan schon Schwierigkeiten mit der Hitze, doch hier war es durchschnittlich zehn bis fünfzehn Grad heißer und das konnte sehr schnell lebensgefährlich werden. Er musste sich eingestehen, dass es eine Fehlentscheidung war Hoshi hierher zu bringen und wenn er früher gewusst, wie unwirtlich sechzig bis fünfundsechzig Grad Tageshöchsttemperatur sein konnten, hätte er sie niemals mitgenommen. Er fühlte sich ihr und besonders ihrer Sicherheit gegenüber verpflichtet, denn er hatte sie überredet mit ihm zu kommen. Wenn ihr etwas zustoßen sollte, würde er sich das niemals verzeihen.
Hoshi schenkte ihm einen dankbaren Blick. Sie spürte, auch ohne dass er es aussprach, dass er sich für sie verantwortlich fühlte. »Ihre Fürsorge ist wirklich rührend, Soval. Doch seien Sie unbesorgt, ich passe auf mich auf, versprochen.«
»Das erwarte ich auch! Ich kann nämlich sehr unangenehm werden, sollten ich bemerken, dass Sie Ihr Leben fahrlässig aufs Spiel setzen.«
Sie lachte. »Seien Sie versichert, dafür hänge ich zu sehr dran.«
Die Einstellung schien Soval wenigstens etwas zu beruhigen. »Gut.« sagte er kurz. »Wir müssen heute Abend noch einige Dinge besprechen. Darum möchte ich, dass Sie mich in meinem Quartier aufsuchen, wenn wir wieder auf das Schiff zurückgekehrt sind.« Er beugte sich vor. »Nachdem Sie sich frisch gemacht haben natürlich«, sagte er dann.
Hoshi schien nicht begeistert. »Und das muss nach Feierabend sein?«
Er lächelte. »Ich koche uns auch Tee.« Natürlich war ihm bewusst, dass Hoshi nach so einem anstrengenden Tag nicht viel Ambitionen zeigte auch noch nach Feierabend, wie sie es nannte, tätig zu werden, doch diese Besprechung war nötig bevor sie auf den Planeten zurückkehrten und dann drei Monate blieben.
»Okay…«, seufzte sie. Von wegen einfach „Nein“ sagen, ging es ihr durch den Kopf, als sie Soval hinterher blickte, wie er das Gewächshaus verließ.
Soval fühlte sich seltsam und er wusste nicht warum. Sein Geist war aufgewühlt und seine Konzentration schwand etwas. Er empfand eine gewisse Erregung, etwas dass er, seit er in das Pon Farr eingetreten war, noch nicht gefühlt hatte. Es war ihm nicht einmal möglich genau zu deuten um welcherlei Erregung es sich handelte. Freudige Erregung, Aufregung, Ungeduld, vielleicht sogar Besorgnis, weil er so lange mit Hoshi alleine sein würde? Er wusste es nicht, was er allerdings definitiv wusste war, dass es keinesfalls sexuelle Erregung war, da war er sich absolut sicher! Eine Menschenfrau hätte nämlich niemals diese Wirkung auf ihn, nicht einmal während des Höhepunktes seines Zustandes. Es musste ein anderer Grund vorliegen und vielleicht war es tatsächlich nur seine eigene geistige, wie körperliche Erschöpfung, die ihm die Kontrolle entgleiten ließ. Er war sich sicher, dass wenn er heute Abend etwas länger meditierte, sein emotionales Gleichgewicht wieder hergestellt war.
Der Abend war schneller gekommen, als sie dachten und es sollte vorerst der Letzte an Bord der Ka'Lir sein. Hoshi und Soval saßen wie verabredet bei einer Tasse Tee zusammen. Grund der Einladung war allerdings nicht der nette Plausch, sondern die Aufgabe zusammen eine Liste an Richtlinien festzulegen, die einzig und allein ihrer beider Sicherheit angedacht waren. Die besonderen Umstände, vor allem die klimatischen Bedingungen hier, erforderten eine solche Vorgehensweise. Diese notwendigen Richtlinien, waren ein kleines Konstrukt für einen geregelten, und vor allem sicheren Alltag. Beide mussten sich daran orientieren und aus diesem Grund gab es auch für keinen Sonderrechte, sie galten sowohl für Hoshi als auch für Soval im gleichen Maß. Dennoch war Hoshi nicht so angetan von diesen Regelungen. Sie spürte sehr deutlich, dass Soval diese Vorgehensweise nur wählte, damit er sicher sein konnte, dass sie keine Dummheiten anstellen würde. Außerdem konnte er darauf zurück zu greifen, um ihr eine Sache eventuell auszureden. Offenbar hatte er die Gegebenheiten des Planeten etwas unterschätzt und wollte jetzt auf alle Fälle sicher stellen, dass Hoshi nichts zustoßen würde. Sie musste schon ein wenig schmunzeln darüber, denn sie fand es rührend wie sehr er sich um sie sorgte. Dementsprechend locker formulierte sie den Brief an ihre Freundin Sylvia:
Hey du,
das ist jetzt das erste Mal, dass ich dir schreibe. Ich habe es ja versprochen. Wir sind heute auf Ran'Kashar angekommen. Ich kann dir sagen, die Hölle könnte nicht heißer sein. Zu den Mittagszeiten, haben wir ungelogen knappe 65°C. Ein Backofen! Sogar den Vulkaniern war es zu heiß, so heiß, dass sie nicht nur pausierten, nein Soval hat geschwitzt!!! Ich wollte das selbst nicht glauben, doch ich sah es mit eigenen Augen. Dicke Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
Ich darf mich während der Mittagszeit überhaupt nicht draußen blicken lassen und wenn dann nur in Schutzkleidung und mit ausreichend Flüssigkeit, Anordnung von Soval. Ich glaube er hat gewaltig Angst um mich, weil es hier so verdammt heiß ist.
Heute Abend haben wir noch einen kleinen Regelkatalog zusammengestellt, der eigentlich einzig und allein zu meiner Sicherheit beträgt. Er hat es zwar so verpackt, als wären das auch für ihn sehr große Opfer, weil er sich ja an die gleichen Regeln halten muss, aber wenn man zwischen den Zeilen liest, hat der Herr Vulkanier einfach nur sehr große Sorgen, dass mir was zustoßen könnte. Keiner von uns darf zum Beispiel ohne Karte los, vor allem nicht in der Höhle, wir geben dem anderen Bescheid, wenn man irgendwohin geht und wer alleine in der Höhle arbeitet, meldet sich alle 30 Minuten, ob alles in Ordnung ist. Mal schauen, ob ich das nicht auf ne Stunde anheben kann ^^
Soval ist ja so was von nett! Wirklich! Ich hätte das niemals gedacht, dennoch habe ich manchmal das Gefühl mein Vater sitzt mir im Nacken. Nun ja, damit kann ich leben. Vielleicht findet er mich auch ein wenig zu leichtfertig im Umgang mit den Elementen hier. Kann schon sein. Er ist sowieso ganz anders, als ich befürchtet hatte und natürlich auch noch kenne … zum Glück! Er kann laut (!) lachen und er kann auch deutlich Ärger zeigen aber, er ist auch immer noch Vulkanier, definitiv! Ich gestehe, Anfangs hatte ich nicht wirklich eine Ahnung, was es heißt mit einem Syrraniten zusammen zu arbeiten … okay, ich glaube, das weiß ich auch erst wirklich, wenn ich wieder zurück bin. Egal! Ich wusste aber, dass sie sich emotionaler geben. Aber bei diesem Mann habe ich die Befürchtung, dass sich hinter seinen spitzen vulkanischen Ohren und dem noch immer rasiermesserscharfen, vulkanischen Verstand, ein ausgesprochenes Schlitzohr versteckt. Frag mich nicht warum, ist nur so ein Gefühl.
Wir waren am Morgen übrigens zu Allererst in den Höhlen drüben. Ich habe dir Bilder vom Eingang aus gemacht, einmal links, einmal rechts (andere folgen noch, versprochen!). Wie du sehen kannst, die Kavernen ziehen sich noch über hundert Meter in beide Richtungen. Du das ist ja sooooo schön dort. Die Gänge sind zur Hälfte mit absolut glasklarem Wasser gefüllt und das Wasser ist an der tiefsten Stelle etwa nur 3,5 Meter tief. Im Durchschnitt hat es so um 1 – 1,5 Meter. Man kann also fast überall stehen uuuund, und das ist das Beste, man darf darin auch schwimmen, definitiv keine ekligen Höhlenbewohner. Die Kavernen sind unbewohnt und wenn du einmal vor und zurück schwimmst hast du schon mehr als 500 Meter. Es ist atemberaubend und du brachst nahezu kein Licht. Über dem Wasser sind teilweise Öffnungen in den Felsen, die auch Licht und Wärme herein lassen. Das Wasser hat je nach Lichteinfall zwischen 15 und 25°C, das hört sich doch gut an, nicht? Eine Strömung gibt es nicht, genauso wenig wie Tropfsteine. Ich muss Soval mal fragen warum, denn irgendwie fehlen sie mir. An manchen Stellen sieht man richtig, wie die Sonne ins Wasser scheint, an anderen Stellen ist es aber auch die zu dem Zeitpunkt schon angebrachte Beleuchtung. Du siehst selbst, das Wasser ist nicht sehr tief und ich kann es kaum erwarten, da hinein zu hüpfen … mal sehen ob sich Soval auch dazu hernieder lässt, oder ob er sich geniert und kneift. Er muss sich dann ja in Badekleidung zeigen und ob er sich das traut, so halb nackt vor einem Menschen, noch dazu vor einer Menschenfrau? Ich hege Zweifel.
Sylvie, ich muss jetzt Schluss machen. Heute war schon ein verdammt langer und anstrengender Tag und morgen wird nicht besser. Ich melde mich wieder in einer Woche, dann gibt es sicher noch mehr Interessantes zu berichten.
Machs gut und Grüße an die Kollegen und meine nächsten Schüler.
Bis dann, Hoshi!
Sie sandte den Brief gleich weg und hoffe, dass Sylvia so bald wie möglich antwortete. Der Kontakt zur Erde war ihr schon auf der Enterprise sehr wichtig gewesen. Wann immer es möglich war versuchte sie Briefe und andere persönliche Neuigkeiten, von ihr oder ihren Kollegen, zur Erde zu leiten. Oft auch über viele Umwege, wie andere Schiffe oder Händler, doch irgendwie kamen die Briefe immer an. Durch die mittlerweile installierten Subraumbarken war das nun kein Problem mehr und sie konnte alles selbsttätig zur Erde senden. Es ging auch sehr viel schneller. Ein Stück Freiheit mehr im weiten, kalten Weltraum.
Sie ging nun langsam zu Bett denn sie war sehr, sehr erschöpft und darum auch entsprechend müde. Der Tag hatte definitiv seine Spuren hinterlassen, obwohl sie gestehen musste, dass sie es auch sehr aufregend fand. Vor allem die wundervollen Höhlen. Bilder konnten dieser herrlichen Pracht gar nicht gerecht werden. Und so fand sie es fast schade, dass Sylvia diese beeindruckenden, unterirdischen Wasserläufe nicht selbst sehen konnte. Sogar Soval schien von dem Anblick sehr fasziniert zu sein. Er stand minutenlang völlig regungslos da und sah einfach nur über das Wasser. Es würde bestimmt phantastisch werden, an diesem einzigartigen Ort zu arbeiten. Sie löschte das Licht und zog die Decke über die Schultern. Zeit zum Schlafen - es war die letzte Nacht an Bord.
Es war nicht so heiß wie auf Vulkan, es war heißer. Die Sonne brannte auf Ran'Kashar erbarmungslos alles nieder, was auch nur ansatzweise den Versuch startete hier zu gedeihen. Das bisschen Grün, das man sehen konnte, war ein Flechtenartiger, dürrer Bewuchs auf den schattigeren Seiten der Felsen, welcher als Lebensgrundlage den morgendlichen Tau aufnahm. Doch selbst im Schatten herrschten noch über vierzig Grad und in der prallen Sonne konnte man Spiegeleier auf den Felsen braten. Es war unerträglich und Hoshi war sehr dankbar darum, nach dem Rundgang und der ersten Höhlenbesichtigung, auf der Laderampe arbeiten zu dürfen, denn dort war die Luft wenigstens noch etwas klimatisiert. Auch wenn dreißig Grad immer noch sehr hoch waren, es wirkte kühl gegen dieses Wabbern da draußen.
Soval ließ sich erschöpft neben ihr auf eine Kiste fallen. Man sah ihm die Anstrengung deutlich an und es standen ihm dicke Schweißperlen auf der Stirn. Mit einem Seufzen wischte er sie weg und holte tief Luft. »Tut das gut!« stöhnte er außer Atem. »Hier brennt die Luft wenigstens nicht in den Lungen. Hoshi sie müssen da draußen sehr vorsichtig sein. Die Hitze ist extrem gefährlich für sie.«
»Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Soval…« Sie hielt ihm ein feuchtes Tuch hin und er nahm es dankbar an sich. » … aber ich passe schon auf mich auf.« Sie beobachtete ihn, wie er sich mit dem kühlen Tuch über das Gesicht und den Nacken wischte. »Das ich das mal erleben darf: Ein Vulkanier, der schwitzt.« Soval schenkte ihr einen fragenden Blick, reden war ihm momentan zu anstrengend. »Na«, begann Hoshi, als sie erkannte, dass er auf eine Antwort wartete. »T'Pol erzählte mir einmal, dass Vulkanier so gut wie nie schwitzen.«
»Wenn es warm genug ist, läuft auch bei uns der Schweiß, so fortgeschritten ist unsere Spezies nun auch wieder nicht.« Vor allem nicht, wenn man in das Pon Farr eintritt, aber das dachte er sich nur. Er atmete noch ein paar Mal tief durch, mit dem Tuch auf der Stirn, dann erhob er sich und ging wieder raus.
»Möchten sie nichts trinken?«, rief Hoshi ihm nach, doch er lief nur kopfschüttelnd weiter. Dazu war jetzt keine Zeit.
Fast zwei Stunden später waren zumindest schon mal die Wohnmodule, samt Kombüse und sanitären Einrichtungen errichtet. Fehlten nur noch die Lagereinheit und das Gewächshaus. Hoshi und Soval richteten sich schon mal häuslich ein, während die restliche Mannschaft die fehlenden Komponenten errichtete. Sobald diese dann stehen würden, wären die beiden relativ unabhängig. Ein Schlauchsystem, welches Grundwasser aus den Höhlen pumpte sorgte im Camp und im Gewächshaus für fließendes Wasser. Es war lebensnotwendig. Die Männer achteten darauf, dass das Wasser nicht aus dem Höhlensystem entnommen wurde, in welchem die Untersuchungen stattfanden. Denn für manche Inschriften genauer in Augenschein zu nehmen, war es nötig das Wasser zu betreten und von diesem Wasser wollte bestimmt keiner mehr was trinken. Ein spezieller Filter sorgte dafür, dass alle Keime und Verunreinigungen herausgefiltert und somit beseitigt wurden. Die Gesundheit der beiden ging vor und darum durfte nichts dem Zufall überlassen werden. Hoshi sowie Soval wurden lange vor der Mission ausreichend geschult, um im Notfall, lebensrettend eingreifen zu können. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass Hoshi explizit auf Vulkanier geschult wurde und Soval auf Menschen. So war sichergestellt, dass jeder dem anderen bestmöglich helfen konnte. Für kritische Situationen, aber auch zur Nachrichtenübermittlung, verfügte das Camp über einen Subraumtransmitter. So war es möglich mit der Erde, beziehungsweise mit Vulkan immer in Kontakt zu stehen.
In den Modulen war das Klima wenigstens erträglich, denn die Bespannung der Zelte hatte eine spezielle Beschichtung, die die Wärme ebenso draußen ließ, wie die Kälte. Doch Soval warnte, die Nächte waren trotzdem noch sehr, sehr kalt. Dieser Planet, sei ein Planet der Gegensätze. Tagsüber unerträgliche Hitze, nachts Minustemperaturen im zweistelligen Bereich. Hoshi fröstelte und wusste jetzt, warum sie ein speziell isoliertes Bett mit Thermodecke für die nächsten drei Monate ihr Eigen nennen durfte.
Ihr Wohnmodul war baugleich mit dem Sovals. Innerhalb der Aluminiumstruktur im vorderen Teil befand sich auf einer Seite ein Spind für Kleider und Persönliches, auf der anderen Seite eine Sitzgelegenheit mit Tisch. Im hinteren Teil war ein Bett welches mit der Umrandung der Zeltform genau angepasst war, daneben stand ein kleines Tischchen. Die anderen beiden Module waren für das leibliche Wohl, die Arbeit und die körperliche Hygiene gedacht. Im Aufenthaltsbereich des einen Moduls war eine kleine Kombüse mit Nahrungsmittelsynthetisierer und integrierter, elektronischer Kochplatte, gleichzeitig diente der hintere Teil des Zeltes als Untersuchungs- und Arbeitsbereich. Das Modul mit den sanitären Einrichtungen verfügte über Dusche WC, und Umkleide. Zudem hatte jeder sein eigens Waschbecken mit einer Ablage für persönliche Hygieneartikel oder Schmuck. Zwischen den Modulen waren Gitterstege verlegt, damit man wenigstens bequem von einem Zelt ins Andere gelangte. Auch wenn der Platz sehr knapp bemessen war, so war dennoch an alles gedacht worden. Sie hatten beide die Möglichkeit Zeit miteinander zu verbringen, wenn sie das wünschten. Es hatte aber auch jeder sein eigenes Reich und damit die Chance sich etwas zurück zu ziehen. Auf die Nerven würden sie sich jedenfalls nicht fallen, das war schon mal sicher.
Das Camp lag in einer Senke direkt vor dem Gebirge mit den Höhlen. Es waren nur rund einhundert Meter bis zum Eingang und der Weg dorthin war geprägt durch Sand und loses Geröll, ganz so wie sich auch der restliche Planet darstellte. Doch die einhundert Meter zu dieser Höhle konnten sehr lang werden, besonders dann, wenn die Sonne im Zenit stand. In den Mittagsstunden machten sogar die Vulkanier eine Pause, weil es unerträglich war zu dieser Zeit, besser gesagt bei diesem Sonnenstand, zu arbeiten. Soval appellierte währenddessen eindringlich an Hoshis Vernunft, sich in den Mittagstunden auf keinen Fall draußen aufzuhalten, denn es war viel zu gefährlich für sie. Es war ja schon riskant genug für ihn und er war in einem solchen Klima aufgewachsen.
Nachdem sie fast drei Stunden pausiert hatten um der Mittagshitze zu entgehen, liefen die Aufbauarbeiten am Nachmittag kontinuierlich weiter. Hoshi hatte ihr Quartier bereits eingerichtet und begann nun im hydroponischem Gewächshaus die ersten Gemüsepflänzchen einzusetzen. Einige der Pflanzen waren auch schon um einiges größer, damit sie relativ bald schon erste Erträge abernten konnten, schließlich brauchten manche Pflanzen allein um Früchte tragen zu können schon die Zeit, die sie auf dem Planeten verbringen würden. Das Gewächshaus war so gestaltet, dass es der übermäßigen Hitze stand halten konnte und nur das Licht ins Innere ließ. Ansonsten wären die Pflänzchen verbrannt, denn selbst für vulkanisches Gemüse war die Sonneneinstrahlung zu stark. Hoshi seufzte beim Einpflanzen, denn die nächsten Monate würde sie sich wohl nur vegetarisch ernähren, allein schon, weil alle Vulkanier Vegetarier waren und es hier auch sehr problematisch wäre Fleisch haltbar zu machen, sofern man es nicht trocknen wollte. Hoshi war jetzt nicht der übermäßige Fleischesser, aber ein wenig Fisch oder Hühnchen, war schon einmal drin und darauf freute sie sich auch immer sehr, aber darauf würde sie jetzt erst einmal verzichten müssen. Nicht einmal die Nahrungsmittelsynthetisierer verfügten über replizierbares Fleisch, es waren ja vulkanische Geräte.
Soval betrat das Gewächshaus und war recht angetan von dem was sie bereits eingepflanzt hatte. Er dachte es würde mehr Zeit in Anspruch nehmen.
»Ich sehe Sie kommen gut voran. Schön, dann liegen wir trotz der langen Pause noch im Zeitplan.«
Hoshi wischte sich den Schweiß von der Stirn. Denn trotz allem war es hier drinnen auch ziemlich heiß. »Naja, ich glaube nicht, dass ich heute alles eingepflanzt bekomme, aber morgen werde ich ganz sicher fertig.«
»Bestimmt.« Er sah sie an und bemerkte ihre Erschöpfung. »Vielleicht machen Sie noch mal Pause und trinken was«, schlug er vor.
»Ja, trinken tu ich noch was…« Sie griff nach ihrer Flasche. »…aber die beiden Steige pflanze ich noch zu Ende, dann habe ich morgen nur noch die sechs da hinten.« Sie wies mit dem Daumen hinter sich und trank einige kräftige Schlucke aus der Flasche.
»Übertreiben Sie es bitte nicht. Ich brauche Sie.« Er klang tatsächlich sehr besorgt. Vor allem, weil er nicht gedacht hatte, dass es hier so extrem heiß sein würde. Die Aufzeichnungen meldeten zwar hohe Temperaturen, doch was das tatsächlich hieß, wurde einem erst bewusst, wenn man einen Tag hier verbracht hatte. Menschen hatten auf Vulkan schon Schwierigkeiten mit der Hitze, doch hier war es durchschnittlich zehn bis fünfzehn Grad heißer und das konnte sehr schnell lebensgefährlich werden. Er musste sich eingestehen, dass es eine Fehlentscheidung war Hoshi hierher zu bringen und wenn er früher gewusst, wie unwirtlich sechzig bis fünfundsechzig Grad Tageshöchsttemperatur sein konnten, hätte er sie niemals mitgenommen. Er fühlte sich ihr und besonders ihrer Sicherheit gegenüber verpflichtet, denn er hatte sie überredet mit ihm zu kommen. Wenn ihr etwas zustoßen sollte, würde er sich das niemals verzeihen.
Hoshi schenkte ihm einen dankbaren Blick. Sie spürte, auch ohne dass er es aussprach, dass er sich für sie verantwortlich fühlte. »Ihre Fürsorge ist wirklich rührend, Soval. Doch seien Sie unbesorgt, ich passe auf mich auf, versprochen.«
»Das erwarte ich auch! Ich kann nämlich sehr unangenehm werden, sollten ich bemerken, dass Sie Ihr Leben fahrlässig aufs Spiel setzen.«
Sie lachte. »Seien Sie versichert, dafür hänge ich zu sehr dran.«
Die Einstellung schien Soval wenigstens etwas zu beruhigen. »Gut.« sagte er kurz. »Wir müssen heute Abend noch einige Dinge besprechen. Darum möchte ich, dass Sie mich in meinem Quartier aufsuchen, wenn wir wieder auf das Schiff zurückgekehrt sind.« Er beugte sich vor. »Nachdem Sie sich frisch gemacht haben natürlich«, sagte er dann.
Hoshi schien nicht begeistert. »Und das muss nach Feierabend sein?«
Er lächelte. »Ich koche uns auch Tee.« Natürlich war ihm bewusst, dass Hoshi nach so einem anstrengenden Tag nicht viel Ambitionen zeigte auch noch nach Feierabend, wie sie es nannte, tätig zu werden, doch diese Besprechung war nötig bevor sie auf den Planeten zurückkehrten und dann drei Monate blieben.
»Okay…«, seufzte sie. Von wegen einfach „Nein“ sagen, ging es ihr durch den Kopf, als sie Soval hinterher blickte, wie er das Gewächshaus verließ.
Soval fühlte sich seltsam und er wusste nicht warum. Sein Geist war aufgewühlt und seine Konzentration schwand etwas. Er empfand eine gewisse Erregung, etwas dass er, seit er in das Pon Farr eingetreten war, noch nicht gefühlt hatte. Es war ihm nicht einmal möglich genau zu deuten um welcherlei Erregung es sich handelte. Freudige Erregung, Aufregung, Ungeduld, vielleicht sogar Besorgnis, weil er so lange mit Hoshi alleine sein würde? Er wusste es nicht, was er allerdings definitiv wusste war, dass es keinesfalls sexuelle Erregung war, da war er sich absolut sicher! Eine Menschenfrau hätte nämlich niemals diese Wirkung auf ihn, nicht einmal während des Höhepunktes seines Zustandes. Es musste ein anderer Grund vorliegen und vielleicht war es tatsächlich nur seine eigene geistige, wie körperliche Erschöpfung, die ihm die Kontrolle entgleiten ließ. Er war sich sicher, dass wenn er heute Abend etwas länger meditierte, sein emotionales Gleichgewicht wieder hergestellt war.
Der Abend war schneller gekommen, als sie dachten und es sollte vorerst der Letzte an Bord der Ka'Lir sein. Hoshi und Soval saßen wie verabredet bei einer Tasse Tee zusammen. Grund der Einladung war allerdings nicht der nette Plausch, sondern die Aufgabe zusammen eine Liste an Richtlinien festzulegen, die einzig und allein ihrer beider Sicherheit angedacht waren. Die besonderen Umstände, vor allem die klimatischen Bedingungen hier, erforderten eine solche Vorgehensweise. Diese notwendigen Richtlinien, waren ein kleines Konstrukt für einen geregelten, und vor allem sicheren Alltag. Beide mussten sich daran orientieren und aus diesem Grund gab es auch für keinen Sonderrechte, sie galten sowohl für Hoshi als auch für Soval im gleichen Maß. Dennoch war Hoshi nicht so angetan von diesen Regelungen. Sie spürte sehr deutlich, dass Soval diese Vorgehensweise nur wählte, damit er sicher sein konnte, dass sie keine Dummheiten anstellen würde. Außerdem konnte er darauf zurück zu greifen, um ihr eine Sache eventuell auszureden. Offenbar hatte er die Gegebenheiten des Planeten etwas unterschätzt und wollte jetzt auf alle Fälle sicher stellen, dass Hoshi nichts zustoßen würde. Sie musste schon ein wenig schmunzeln darüber, denn sie fand es rührend wie sehr er sich um sie sorgte. Dementsprechend locker formulierte sie den Brief an ihre Freundin Sylvia:
Hey du,
das ist jetzt das erste Mal, dass ich dir schreibe. Ich habe es ja versprochen. Wir sind heute auf Ran'Kashar angekommen. Ich kann dir sagen, die Hölle könnte nicht heißer sein. Zu den Mittagszeiten, haben wir ungelogen knappe 65°C. Ein Backofen! Sogar den Vulkaniern war es zu heiß, so heiß, dass sie nicht nur pausierten, nein Soval hat geschwitzt!!! Ich wollte das selbst nicht glauben, doch ich sah es mit eigenen Augen. Dicke Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
Ich darf mich während der Mittagszeit überhaupt nicht draußen blicken lassen und wenn dann nur in Schutzkleidung und mit ausreichend Flüssigkeit, Anordnung von Soval. Ich glaube er hat gewaltig Angst um mich, weil es hier so verdammt heiß ist.
Heute Abend haben wir noch einen kleinen Regelkatalog zusammengestellt, der eigentlich einzig und allein zu meiner Sicherheit beträgt. Er hat es zwar so verpackt, als wären das auch für ihn sehr große Opfer, weil er sich ja an die gleichen Regeln halten muss, aber wenn man zwischen den Zeilen liest, hat der Herr Vulkanier einfach nur sehr große Sorgen, dass mir was zustoßen könnte. Keiner von uns darf zum Beispiel ohne Karte los, vor allem nicht in der Höhle, wir geben dem anderen Bescheid, wenn man irgendwohin geht und wer alleine in der Höhle arbeitet, meldet sich alle 30 Minuten, ob alles in Ordnung ist. Mal schauen, ob ich das nicht auf ne Stunde anheben kann ^^
Soval ist ja so was von nett! Wirklich! Ich hätte das niemals gedacht, dennoch habe ich manchmal das Gefühl mein Vater sitzt mir im Nacken. Nun ja, damit kann ich leben. Vielleicht findet er mich auch ein wenig zu leichtfertig im Umgang mit den Elementen hier. Kann schon sein. Er ist sowieso ganz anders, als ich befürchtet hatte und natürlich auch noch kenne … zum Glück! Er kann laut (!) lachen und er kann auch deutlich Ärger zeigen aber, er ist auch immer noch Vulkanier, definitiv! Ich gestehe, Anfangs hatte ich nicht wirklich eine Ahnung, was es heißt mit einem Syrraniten zusammen zu arbeiten … okay, ich glaube, das weiß ich auch erst wirklich, wenn ich wieder zurück bin. Egal! Ich wusste aber, dass sie sich emotionaler geben. Aber bei diesem Mann habe ich die Befürchtung, dass sich hinter seinen spitzen vulkanischen Ohren und dem noch immer rasiermesserscharfen, vulkanischen Verstand, ein ausgesprochenes Schlitzohr versteckt. Frag mich nicht warum, ist nur so ein Gefühl.
Wir waren am Morgen übrigens zu Allererst in den Höhlen drüben. Ich habe dir Bilder vom Eingang aus gemacht, einmal links, einmal rechts (andere folgen noch, versprochen!). Wie du sehen kannst, die Kavernen ziehen sich noch über hundert Meter in beide Richtungen. Du das ist ja sooooo schön dort. Die Gänge sind zur Hälfte mit absolut glasklarem Wasser gefüllt und das Wasser ist an der tiefsten Stelle etwa nur 3,5 Meter tief. Im Durchschnitt hat es so um 1 – 1,5 Meter. Man kann also fast überall stehen uuuund, und das ist das Beste, man darf darin auch schwimmen, definitiv keine ekligen Höhlenbewohner. Die Kavernen sind unbewohnt und wenn du einmal vor und zurück schwimmst hast du schon mehr als 500 Meter. Es ist atemberaubend und du brachst nahezu kein Licht. Über dem Wasser sind teilweise Öffnungen in den Felsen, die auch Licht und Wärme herein lassen. Das Wasser hat je nach Lichteinfall zwischen 15 und 25°C, das hört sich doch gut an, nicht? Eine Strömung gibt es nicht, genauso wenig wie Tropfsteine. Ich muss Soval mal fragen warum, denn irgendwie fehlen sie mir. An manchen Stellen sieht man richtig, wie die Sonne ins Wasser scheint, an anderen Stellen ist es aber auch die zu dem Zeitpunkt schon angebrachte Beleuchtung. Du siehst selbst, das Wasser ist nicht sehr tief und ich kann es kaum erwarten, da hinein zu hüpfen … mal sehen ob sich Soval auch dazu hernieder lässt, oder ob er sich geniert und kneift. Er muss sich dann ja in Badekleidung zeigen und ob er sich das traut, so halb nackt vor einem Menschen, noch dazu vor einer Menschenfrau? Ich hege Zweifel.
Sylvie, ich muss jetzt Schluss machen. Heute war schon ein verdammt langer und anstrengender Tag und morgen wird nicht besser. Ich melde mich wieder in einer Woche, dann gibt es sicher noch mehr Interessantes zu berichten.
Machs gut und Grüße an die Kollegen und meine nächsten Schüler.
Bis dann, Hoshi!
Sie sandte den Brief gleich weg und hoffe, dass Sylvia so bald wie möglich antwortete. Der Kontakt zur Erde war ihr schon auf der Enterprise sehr wichtig gewesen. Wann immer es möglich war versuchte sie Briefe und andere persönliche Neuigkeiten, von ihr oder ihren Kollegen, zur Erde zu leiten. Oft auch über viele Umwege, wie andere Schiffe oder Händler, doch irgendwie kamen die Briefe immer an. Durch die mittlerweile installierten Subraumbarken war das nun kein Problem mehr und sie konnte alles selbsttätig zur Erde senden. Es ging auch sehr viel schneller. Ein Stück Freiheit mehr im weiten, kalten Weltraum.
Sie ging nun langsam zu Bett denn sie war sehr, sehr erschöpft und darum auch entsprechend müde. Der Tag hatte definitiv seine Spuren hinterlassen, obwohl sie gestehen musste, dass sie es auch sehr aufregend fand. Vor allem die wundervollen Höhlen. Bilder konnten dieser herrlichen Pracht gar nicht gerecht werden. Und so fand sie es fast schade, dass Sylvia diese beeindruckenden, unterirdischen Wasserläufe nicht selbst sehen konnte. Sogar Soval schien von dem Anblick sehr fasziniert zu sein. Er stand minutenlang völlig regungslos da und sah einfach nur über das Wasser. Es würde bestimmt phantastisch werden, an diesem einzigartigen Ort zu arbeiten. Sie löschte das Licht und zog die Decke über die Schultern. Zeit zum Schlafen - es war die letzte Nacht an Bord.