Emma

Es war frühmorgens und in ein paar Stunden würde ich fliegen! Ja, fliegen, nach Singapur!
Seit Wochen hatten Ally, Jackie und ich diesen Tag geplant und nun war es soweit. Endlich würde ich sie wieder  sehen, und zwar real, nicht über Videochat.
Und Josh war wieder aus Amerika zurückgekehrt…Josh…Ich freute mich schon auf Josh. Seit Jackie mir erzählt hatte, dass er zurück war, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Seit unserem Kuss vor über einem Jahr vermisste ich ihn wie verrückt. Und dass wir videochatteten half auch nur ein wenig. Und apropos Liebe: Nicholas fragte jede Woche min. dreimal nach Jackie...
„Wann geht dein Flug?", fragte mich Ally.  Wir beide chatteten gerade über Video und auch sie würde heute fliegen. Doch im Gegensatz zu mir war sie ausgeschlafen.
Ich schaute auf die Uhr. „Hm, in vier Stunden! Ich bin jetzt schon total aufgeregt! Ich hab meinen Koffer bestimmt fünfmal umgeräumt!" Ally lachte. „Das sieht dir ähnlich. Wahrscheinlich hast du eher zu viel als zu wenig eingeräumt!" „Ja, und du nur ein Pferd und Dan!" , konterte ich geschickt.
Ally streckte mir die Zunge raus. Seit ein paar Wochen trafen sich Ally und Dan, doch mehr war zwischen ihnen noch nicht passiert. Noch nicht.
„Wieviel Uhr ist es bei dir?", fragte ich, während ich hektisch einen Schuh anzog.  ,,2 Uhr nachmittags. Um 19 Uhr geht mein Flug, also erst in 5 Stunden-"
„Hast du schon gepackt?", unterbrach ich sie. „Verdammt, Ally!“, sagte ich, als ich  ihren schuldbewussten Blick sah. „Sorry. Reg dich ab, ich werde es schon schaffen“, nuschelte sie.
„Ich bin seit 2 Stunden wach, und packe, und du hast noch nicht mal angefangen! Ich würde am liebsten ins Bett fallen. Es ist.....sieben Uhr morgens...!", stöhnte ich, schloss theatralisch die Augen und ließ mich aufs Bett fallen.
„Du hast Sorgen! Ich musste noch die Pferde satteln und die ganzen Touristen herumführen!“, sagte Ally beleidigt. „Dafür hattest du Dan in deiner Nähe!“, grinste ich und Ally machte entgeistert den Mund auf.
„Emma?", rief mein Vater von unten. „Ich komme, Papa!", rief ich. „Wir sehen uns in Singapur!", sagte ich voller Vorfreude. „Guten Flug, du blöde Kuh!", lachte Ally und ich klappte meinen Laptop zu und packte ihn in meinen Koffer.
„Okay", seufzte ich, „Ciao Hamburg, hallo Singapur!" Langsam schleppte ich meinen Koffer die Treppe runter, wobei ich fast über Strudel fiel. „Oh Gott, Strudel!" Winselnd rannte er ins Wohnzimmer und rollte sich heulend in seinen Korb rein.
„Bereit, Schätzchen?", fragte mein Vater und nahm mir den Koffer ab. „Aber so was von!", sagte ich und ich drehte mich kurz um. Noch einmal kurz die Wohnung angucken. Das alles würde mir fehlen. Doch mir fehlte auch Singapur.
Ich streichelte Strudel über seinen langen Rücken, dann ging ich meinem Vater hinterher und stieg ins Auto.