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Die Bürde der schwarzen Magier I - Der Spion

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P18 / Mix
Ceryni Hoher Lord Akkarin Lord Dannyl Lord Dorrien Lord Rothen Sonea
27.06.2013
27.01.2015
60
658.584
119
Alle Kapitel
425 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
27.06.2013 9.650
 
Outtakes (Teil 1)



So, hier kommen endlich die versprochenen Bonusszenen, die ich euch für Anfang Oktober versprochen hatte. Da es so viele Szenen geworden sind, habe ich zwei Kapitel daraus gemacht. Außerdem enthält der zweite Teil einige Leserwünsche, mit denen ich selbst noch nicht hundertprozentig zufrieden bin und da es Leserwünsche sind, würde ich zunächst damit zufrieden sein wollen. Aber sie sind in Arbeit!

Die letzte Szene in diesem Kapitel ist ein reiner Lemon, zwar kein Leserwunsch, aber durch ein Review inspiriert. Und sie ist ziemlich ooc, denn sonst wäre es nur der halbe Spaß.

Dieses und das nächste Kapitel enthalten Szenen, die ich im Laufe des Schreibprozesses irgendwann einmal aus der Handlung rausgenommen habe, weil sie mir nicht mehr passend erschienen oder mir eine Idee für eine Alternative kam.

Die meisten Szenen sind älter und wenig überarbeitet. Die Sprechweise der Charaktere ist grauenhaft und jetzt versteht ihr sicher, warum ich für das erste Buch so lange gebraucht habe. Vielleicht fällt es euch auch weniger auf als mir, ich betrachte es jedoch als satirischen Einblick in meinen Schreibprozess. (Zumindest aus meiner kritischen Sicht)


Viel Spaß damit!
[


Die Gilde der Seifenopern (Kapitel 1)



Kurzbeschreibung: Die allererste Version dieses Kapitels (ja, ich habe sie aufgehoben). Sie ist grauenhaft und erinnert mehr an eine Seifenoper als alles andere.
Warnung: OOC-ness, Fluff, Kleinmädchenphantasien, allgemein schlechter Stil

Ungeduldig schritt Sonea in Rothens Wohnzimmer auf und ab. Ihre schwarze Robe wehte hinter ihr her jedes Mal, wenn sie sich umdrehte. „Wann kann ich ihn endlich sehen?“, fragte sie herrisch. „Ich will zu ihm!“

Rothen saß entspannt bei einer Tasse Sumi in einem Sessel und betrachtete sie lächelnd. Ihr Gesicht wirkte blass und angespannt, was von der Farbe ihrer Robe nur noch betont wurde. „Hab Geduld“, antwortete er. „Die Heiler werden dich bestimmt bald zu ihm lassen.“

„Aber ich möchte ihn jetzt sehen! Wie lange wird es noch dauern, bis sie mich endlich zu ihm lassen?“ Sonea hatte das Zimmer erneut durchquert und sah ihren ehemaligen Mentor finster an. „Seit einer Woche warte ich darauf. Ich kann nicht richtig schlafen, ich kann nichts essen, ich will endlich zu ihm!“

„Du wirst Akkarin aber erst besuchen können, wenn er aufwacht“, sagte Rothen geduldig. Er wünschte, er könnte irgendetwas tun, was sie aufmuntern oder ablenken könnte. Da sie das Gelände der Universität bis auf weiteres nicht verlassen durfte, hatte er ihr einen kleinen Spaziergang durch den Wald vorgeschlagen. Doch Sonea war in einer Stimmung, in der sie sich weigerte, auch nur irgendetwas anderes tun zu wollen. Sie war viel zu besorgt und verängstigt, um sich ablenken zu lassen.

„Was, wenn er niemals wieder aufwacht?“, fragte sie nun zum wiederholten Mal. Nachdem sie zum dreiundzwanzigsten Mal diese Frage gestellt hatte, hatte Rothen aufgehört, mitzuzählen. „Vielleicht wollen sie ja gar nicht, dass er wieder aufwacht, weil sie zu viel Angst vor ihm haben. Oder vielleicht ist er auch schon längst wach, aber sie lassen mich nicht zu ihm, weil sie in der lächerlichen Angst leben, dass wir sie alle vernichten würden.“ Sie, das war die Gilde, die Sonea wieder zu ihrem Feind erklärt hatte. Rothen konnte verstehen, warum sie so dachte. Sie hatte Angst, die Gilde könne sie und Akkarin erneut in die Verbannung schicken oder ihnen gar noch Schlimmeres antun. Vergeblich hatte Rothen sie in den letzten Tagen zu überzeugen versucht, dass dies höchstwahrscheinlich nicht geschehen würde, aber Sonea hatte sich geweigert, ihm zu glauben. Vielleicht würde sie ihre Meinung ändern, wenn sie Akkarin endlich besuchen durfte.

„Wenn er aufwacht, wirst du sofort eine Nachricht erhalten“, versuchte Rothen sie zu beruhigen. Er hatte Lady Vinara gebeten, ihm unverzüglich Bescheid zu geben. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, die Heilerin davon zu überzeugen, dass Sonea ihn als Erste besuchen durfte, ohne den wahren Grund dafür zu nennen. Sonea hatte ihn gebeten, niemandem von ihrer Beziehung mit Akkarin zu erzählen, da sie nicht wusste, ob er das wollen würde.

***


Es klopfte an der Tür. „Herein!“, rief Rothen und ließ die Tür aufschwingen.

Ein Diener trat ein und verneigte sich. „Mylord, ich habe eine Nachricht von Lady Vinara“, sagte er und überreichte Rothen ein zusammengefaltetes Pergament.

Sonea war schon fast an der Tür, als Rothen sagte: „Er ist wach, du kannst ihn jetzt besuchen.“ Er erhob sich. „Komm, ich begleite dich.“

Den Weg zum Heilerquartier legte Sonea beinahe im Laufschritt zurück. Rothen hatte Mühe, mit ihr mitzuhalten. Lady Vinara erwartete sie bereits. „Akkarin hat bereits nach dir gefragt“, sagte sie und musterte Sonea neugierig. „Ich bringe dich zu ihm.“

Sonea und Rothen folgten der Heilerin durch einen Flur. Schließlich blieb sie vor einer Tür stehen, vor welcher zwei Krieger, die noch ziemlich jung schienen, postiert waren. „Warum wird er bewacht?“, fragte Sonea besorgt.

„Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, die Lord Balkan angeordnet hat“, antwortete Lady Vinara.

Ungläubig schüttelte Sonea den Kopf. Hatten sie es denn noch immer nicht begriffen?

„Du hast fünf Minuten“, erklärte die Heilerin.

„So wenig?“, fragte Sonea. Sie wollte nicht undankbar erscheinen, denn sie wollte Akkarin auf jeden Fall sehen, aber fünf Minuten waren wirklich wenig.

„Es gibt auch noch andere, die ihn sehen wollen und er muss sich noch schonen“, antwortete Lady Vinara knapp.

„Ich werde ihn ganz bestimmt nicht aufregen“, versicherte Sonea. Zumindest nahm sie an, dass Akkarin sich über ihre Gesellschaft bei weitem mehr freuen würde, als über die der anderen Besucher.

Lady Vinara sah sie misstrauisch an und Sonea wusste nicht, was sie noch sagen sollte, ohne sich zu verraten. „Ich habe bereits eingewilligt, dass du ihn als Erste besuchen darfst“, sagte sie.

„Bitte, Lady Vinara, es würde Sonea sehr viel bedeuten“, meldete sich Rothen zu Wort und Sonea sah ihn erstaunt an. „Sie macht sich solche Vorwürfe, weil sie glaubt, es wäre ihre Schuld, dass er verletzt wurde und überhaupt hier liegen muss. In den letzten Tagen hat sie deswegen kaum etwas gegessen oder geschlafen.“

Lady Vinaras Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher. „Also gut“, willigte sie ein. „Zehn Minuten, aber keine Sekunde länger.“ Sie bedeutete den Wachen, zur Seite zu treten und öffnete die Tür mit einer Bewegung ihrer Hand.

„Vielen Dank, Mylady“, sagte Sonea.

„Ich werde draußen auf dich warten“, versprach Rothen und lächelte ihr aufmunternd zu.

Ein wenig beklommen folgte Sonea der Heilerin in das Krankenzimmer. Ihre Freude war plötzlich in Furcht umgeschlafen. Es war das erste Mal, dass sie ihn sah, seit … seit …

„Hier ist Besuch für Euch“, hörte sie Lady Vinara sagen, doch es klang wie aus weiter Ferne. Zögernd trat Sonea neben sie.

Akkarin lag in einem Bett, dessen Decken und Kissen mit dem weißen Bezug, der für die Heilerquartiere üblich war, bezogen war. Er wirkte noch blasser als sonst, doch Sonea stellte erfreut fest, dass er lächelte, als sein Blick auf sie fiel. „Hallo Sonea“, sagte er.

Und plötzlich wusste sie nicht, wie sie sich ihm gegenüber in dieser Situation verhalten sollte. Sie hatten nie darüber gesprochen, was aus ihnen werden würde, wenn sie wieder zurück in der Gilde waren.

„Lady Vinara, lasst uns bitte allein“, sagte Akkarin, als habe er ihre Gedanken erraten.

„In Ordnung“, antwortete sie. „In zehn Minuten komme ich wieder und Ihr bleibt liegen!“ Sie bedachte Akkarin mit einem strengen Blick und verließ dann das Krankenzimmer.

Nachdem Sonea und Akkarin alleine waren, entstand eine merkwürdige Stille, in der sie einander nur ansahen. „Möchtest du dich nicht setzen?“ brach Akkarin schließlich das Schweigen.

„Ja, gerne“, antwortete Sonea und machte Anstalten, einen der Sessel, die am Fenster standen, zum Bett schweben zu lassen.

„Sonea, was machst du da?“, fragte er. Er setzte sich auf und rückte ein Stück zur Seite. „Wir haben nicht viel Zeit. Komm her.“

Ach, das hat er gemeint!, dachte Sonea und kam sich ein wenig albern vor. Sie setzte sich auf die Bettkante. Akkarin nahm ihre Hände in die seinen und Sonea war kein bisschen überrascht, dass sich seine Hände kühl anfühlten.

„Wie fühlst du dich?“, fragte sie.

„Es ging mir schon besser“, antwortete er. „Aber ich muss zugeben, dass es mir auch schon weitaus schlechter ging. Doch was ist mit dir? Du siehst blass aus. Man behandelt dich doch gut, oder?“

Sonea nickte. „Momentan bin ich bei Rothen untergebracht. Er sorgt wirklich gut für mich.“

Akkarin betrachtete sie mit besorgt gerunzelter Stirn. „Irgendetwas scheint aber trotzdem nicht in Ordnung zu sein. Du siehst blass aus.“

„Ich habe nicht besonders gut geschlafen, das ist alles“, antwortete sie und hoffte, dass er nicht weiter fragte. Sie wusste nicht, wie er darauf reagieren würde, wenn er erführe, wie viel Angst sie in den letzten Tagen um ihn gehabt hatte.

„Nun, das war wohl zu erwarten gewesen“, meinte er und lächelte das schiefe Halblächeln, das sie so an ihm liebte und mit einem Mal schien das Eis in ihrem Herzen zu brechen. Sonea konnte die Tränen, mit denen sich ihre Augen füllten, nicht aufhalten.

„Du hast mir so gefehlt“, flüsterte sie mit erstickter Stimme und schlang die Arme um ihn. „Ich hatte solche Angst, du würdest nie wieder aufwachen.“

„Jetzt hast du mich ja wieder“, erwiderte Akkarin sanft und strich über ihren Rücken.

„Versprich mir, dass du mir nie wieder so einen Schrecken einjagst“, verlangte sie und sah ihn an.

Akkarin strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Sonea, du weißt, dass ich das nicht kann“, sagte er und sah ihr in die Augen. „Aber ich verspreche dir, dass es in nächster Zeit nicht mehr vorkommen wird.“

„Immerhin in das ein Anfang“, meinte sie und versuchte zu lächeln.

„Ja.“ Er musterte sie kurz mit durchdringendem Blick, dann legte er eine Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich, um sie zu küssen. Erfreut stellte Sonea fest, dass seine Küsse noch immer so sanft und fordernd waren, wie sie sie in Erinnerung hatte und ihr wurde plötzlich bewusst, wie sehr sie ihn vermisst hatte.

Während sie sich küssten, ließ Akkarin sich zurück in die Kissen fallen.

„Lady Vinara hat gesagt, du musst dich schonen“, ermahnte sie ihn. „Und ich darf dich nicht aufregen.“

„Hast du etwas gerade unanständige Gedanken?“, fragte er. „Dafür hat sie uns nicht genug Zeit gegeben.“

„Ich? Niemals!“ rief sie und kuschelte sich an ihn.

Akkarin lachte leise. „Du warst noch nie besonders gut im Lügen“, bemerkte er und strich über ihr Haar.

Wenn es nach ihr gehen würde, dann hätte dieser Augenblick ewig dauern können. Doch Sonea war sich nur allzu bewusst, dass Lady Vinara bald wiederkommen würde. „Akkarin, es gibt da etwas, was ich dir unbedingt sagen muss“, begann sie und bereitete sich innerlich auf die Worte vor, die sie ihm schon längst hatte sagen wollen.

„Was denn, Sonea?“, fragte er. „Ich hoffe doch, es ist nichts Schlimmes.“

„Nein“, entgegnete sie. „Eher im Gegenteil. Ich wollte es dir schon viel früher sagen.“

Sie richtete sich auf, um ihn besser anzusehen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals und sie hätte nie für möglich gehalten, dass es so schwer sein würde, eine so unumstößliche Wahrheit auszusprechen. Sie hatte es Rothen erzählt, sie hatte es oft genug im Stillen für sich wiederholt und sie hatte es Akkarin sogar gesagt, als sie versucht hatte, ihn zu retten und wo sie sicher gewesen war, dass er es nicht mitbekam. Doch das hier, war etwas völlig anderes.

„Setz dich bitte wieder auf“, bat sie ihn.

„Also ist es offenbar etwas Wichtiges“, stellte er fest.

Sonea nickte, brachte jedoch kein Wort hervor und kam sich dafür zugleich ziemlich töricht vor. Warum musste sie ausgerechnet jetzt wieder Angst vor Akkarin bekommen?

„Nun?“ Er blickte sie fragend an.

Sonea holte tief Luft und sah in seine Augen. „Akkarin, ich liebe dich.“

„Ich weiß“, antwortete er und Sonea stellte fest, dass er lächelte.

„Dann konntest du mich hören?“, fragte sie überrascht.

„Ja. Eigentlich wusste ich es schon vorher. Aber ich bin froh, dass du es mir gesagt hast.“

„Was wird nun aus uns?“, wollte sie wissen.

„Das weiß ich nicht“, antwortete er. „Hast du irgendjemandem von uns erzählt?“

Sonea schüttelte den Kopf. „Nur Rothen. Aber ich habe ihn gebeten, es für sich zu behalten, weil ich nicht wusste, ob dir das recht ist. Er schien es sowieso schon zu wissen.“

„Es wäre mir lieber, wenn zunächst niemand sonst davon erfährt“, sagte Akkarin.

„Ich finde es nicht gut, wenn wir einander verleugnen“, wandte sie in.

„Mir gefällt es auch nicht, aber wissen nicht, was die Gilde mit uns vorhat. Es könnte zu Schwierigkeiten führen. Hast du schon irgendetwas gehört, was mit uns geschehen soll?“

„Rothen meinte, dass sie uns wieder aufnehmen wollen, auch wenn sie noch über die Bedingungen streiten. Rothen ist jetzt übrigens Leiter der alchemistischen Studien. Er hat jetzt viel mehr Einfluss als früher. Aber ich kann nicht wirklich glauben, dass sie uns so ohne weiteres wieder aufnehmen. Erst recht nicht, nachdem ich die Wachen draußen vor der Tür gesehen habe.“

„Ah, die Wachen sind wirklich unser kleinstes Problem.“ Akkarin machte eine wegwerfende Handbewegung. „Sie sind so voller Furcht, ich könnte plötzlich zwischen ihnen auftauchen und sie überwältigen, dass sie kaum Widerstand leisten würden, wenn ich es wirklich versuchen wollte.“

Sonea sah ihn verwirrt an. „Woher weißt du das?“, fragte sie.

„Ich kann ihre Gedanken hören“, antwortete er, als wenn es das Natürlichstes auf der ganzen Welt wäre. „Sie waren es, die mich schließlich aufgeweckt haben.“

„Wie ist das möglich?“, wollte sie wissen. Er hatte doch nur noch seine eigenen Kräfte.

„Darauf habe ich keine Antwort, Sonea.“ Ein geistesabwesender Ausdruck trat auf Akkarins Züge. Sonea vermutete, dass er den Gedanken der beiden Krieger lauschte. „Wenn es nicht so schwer wäre, ihre Gedanken auszuhalten, dann wäre es sogar recht amüsant.“ Er lachte leise.

„Warum? Was sagen sie?“ So sehr sie sich auch anstrengte, sie empfing rein gar nichts von den Wachen vor der Tür.

„Seit deiner Ankunft sind sie gerade zu in heller Panik.“

„Das ist doch wirklich lächerlich“, meinte Sonea und wusste nicht, ob sie lachen oder Mitleid mit den Wachen haben sollte.

„Was gibt es sonst noch an Neuigkeiten?“

Sonea seufzte. Er würde alles andere als begeistert sein. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte sie vorsichtig.

„Ja. Es muss sein.“

„Es hat sich ziemlich viel verändert. Lord Osen ist der neue Administrator, Lord Garrel ist jetzt das Oberhaupt der Krieger und Lord Sarrin ist in den Ruhestand gegangen.“ Sie holte tief Luft, bevor sie fortfuhr. „Und Lord Balkan ist der neue Hohe Lord.“

„Balkan ist eine gute Wahl“, meinte Akkarin.

„Es macht dir nichts aus?“, fragte sie.

„Nun mir ist durchaus bewusst, dass ich für dieses Amt nicht mehr in Frage komme“, erwiderte er ruhig. „Er wird seine Aufgabe gewiss gut machen.“

Sonea fragte sich, ob er wirklich so gelassen ob dieser Neuigkeit war. „Er trägt weiße Roben“, fügte sie hinzu.

Akkarins Mundwinkel zuckten. „Also wenn das nicht eine interessante Veränderung ist.“

Wenigstens war es ihr gelungen, ihn zu erheitern. „Was meinst du, sollen wir tun?“, fragte sie und wurde wieder ernst.

„Wenn die Gilde uns wirklich zurück will, dann sollten wir bleiben“, antwortete er. „Sie werden uns brauchen und hier sind wir in Sicherheit. Außerdem möchte ich, dass du deine Ausbildung zu Ende machst, sofern sie dich wieder am Unterricht teilnehmen lassen.“

Das möchte ich auch, dachte sie. „Und wenn sie das nicht wollen?“

„Dann werde ich sie schon irgendwie davon überzeugen“, entgegnete er und sie fragte sie, wie er das wohl anstellen wollte.

„Sollten wir vielleicht nicht lieber ...?“ freiwillig wieder gehen, wollte sie fragen und brach ab, weil Akkarins Blick schon wieder ins Leere abgewandert war.

„Lady Vinara ist unterwegs“, erklärte er. „Wir sollten uns jetzt lieber verabschieden.“

Sonea versuchte gar nicht erst, ihn zu fragen, woher er das nun wieder wusste. Sie umarmte Akkarin und wollte sich von ihm lösen, doch er hielt sie fest, um sie noch einmal zu küssen. „Was soll ich machen, wenn mir jemand etwas anmerkt und mich deswegen zur Rede stellt?“, fragte sie dann und stand auf, um etwas Abstand zwischen sich und Akkarin zu bringen, bevor Lady Vinara kam. „Ich kann meine Gefühle nicht so gut verbergen, wie du.“

„Dann gib einfach zu, dass du in mich verliebt bist. Nach allem, was passiert ist, wird das die meisten wohl kaum verwundern.“

Sonea starrte ihn an, als wäre er nicht mehr ganz bei Trost. „Das ist doch nicht dein Ernst!“, rief sie. „Dann werden sie doch sicher weitere Fragen stellen.“

„Ich bin sicher, dir wird etwas einfallen“, meinte Akkarin. „Aber ich will nicht, dass du lügst. Das wäre nicht sehr ehrenhaft, Sonea.“

Die Tür ging auf und Lady Vinara trat ein. Ihr Blick verfinsterte sich, als sie Akkarin noch immer aufrecht sitzend im Bett sah. „Ihr sollt Euch doch ausruhen“, sagte sie streng.

„Jawohl, Mylady“, antwortete er unterwürfig und ließ sich wieder in die Kissen sinken, doch Sonea sah, dass seine Augen blitzten. Sie unterdrückte ein Grinsen.

Lady Vinara wirkte ein wenig sauertöpfisch, als sie sich zu Sonea wandte. „Sonea, du kommst bitte noch mit in mein Büro. Ich würde dir gerne noch einige Fragen stellen. Also verabschiede dich jetzt bitte von Akkarin.“

„Auf Wiedersehen, Akkarin“, sagte Sonea und verneigte sich, wobei sie sich ein wenig seltsam vorkam. „Ich komme Euch morgen wieder besuchen.“

„Ich freue mich jetzt schon darauf“, erwiderte er.

„Freut Euch lieber nicht zu sehr, das würde Euch nur zu sehr anstrengen“, sagte Lady Vinara trocken. Sie legte Sonea eine Hand auf die Schulter und schob sie sanft zur Tür. „Komm Sonea.“

Im Hinausgehen warf Sonea noch einen letzten Blick über die Schulter zu Akkarin, der ihr aufmunternd zulächelte. Als sie an den beiden Wachen vorbeikam, bedachte sie diese mit einem finsteren Blick und lächelte befriedigt, als einer von ihnen sichtlich nervös wurde.

„Lord Rothen wartet noch immer auf mich“, sagte Sonea, als sie der Heilerin zu ihrem Büro folgte.

„Es wird nicht lange dauern“, meinte Lady Vinara. Sie öffnete die Tür zu ihrem Büro und bedeutete Sonea, auf einem Stuhl Platz zu nehmen.

Sonea setzte sich ein wenig unbehaglich. „Worum geht es?“, wollte sie wissen.

Lady Vinara setzte sich ihr gegenüber und beugte sich zu Sonea. „Es geht um zwei Dinge, die dich und Akkarin betreffen.“

Das Gefühl des Unbehagens verstärkte sich. Sonea versuchte ruhig zu bleiben und sah die Heilerin erwartungsvoll an.

„Zunächst einmal möchte ich, dass du mir erklärst, wie es dir gelungen ist, ihn zurückzuholen“, begann Lady Vinara. „Soweit ich weiß, hat dies bisher noch niemand vollbracht.“

Eigentlich hatte Sonea ein anderes Thema erwartet, doch besonders angenehm war dieses Thema ebenfalls nicht. „Es war ziemlich kompliziert und eigentlich wusste ich gar nicht richtig, was ich tun sollte“, begann sie. „Meine Erinnerung daran ist ziemlich verschwommen und ich möchte auch eigentlich nicht mehr daran denken.“ Sie schauderte, als sie daran zurückdachte, an die ganze Verzweiflung und all den Schmerz den sie verspürt hatte und wie verzweifelt sie sich an die Hoffnung geklammert hatte, dass sie vielleicht doch Erfolg haben könnte.

„Sonea, ich habe vollstes Verständnis dafür, dass dies eine schlimme Erfahrung für dich war“, sagte Lady Vinara mitfühlend. „Aber es ist wichtig. Nicht nur ich, auch die anderen Heiler würden gerne erfahren, wie du es gemacht hast. Es könnte viele Leben retten.“

„Ich verstehe“, sagte Sonea langsam. Natürlich wollte sie, dass auch andere davon einen Nutzen hatten. Sie hatte geglaubt, sie hätte Akkarin verloren und sie wünschte nicht einmal ihrem schlimmsten Feind eine solche Erfahrung. „Ich werde mein Bestes versuchen.“

„Wenn es für dich einfacher ist, dann kannst du mir auch einen Bericht schreiben“, schlug Lady Vinara vor. „Du kannst dir ein paar Tage damit Zeit lassen. Meinst du fünf Tage reichen?“

Sonea nickte, obwohl sie glaubte, dass keine Zeit der Welt genug wäre, bis sie bereit war, das noch einmal durchzumachen. „Danke, Mylady. War das alles?“

„Nein.“ Die Heilerin beugte sich in ihrem Sessel vor und sah Sonea eindringlich an. „Du bist jetzt eine Frau, Sonea. Zwar ist deine Ausbildung noch nicht beendet, doch du bist schon lange kein Kind mehr. Und das ist auch anderen klar.“

Sonea wusste, was nun kommen würde. Irgendwie hatte sie es die ganze Zeit über geahnt. Dennoch fragte sie mit höchst unschuldiger Miene: „Wie meint Ihr das?“

„Sonea, du kannst vielleicht anderen etwas vormachen, aber für mich sind deine Gefühle für Akkarin offensichtlich“, erklärte Lady Vinara.

Sonea verschlug es die Sprache. Sie fühlte sich erwischt. War es denn wirklich so offensichtlich?

„Ich habe mir so etwas bereits bei eurer Anhörung gedacht“, fuhr die Heilerin fort. „Inzwischen gibt es jedoch keinen Zweifel.“

„Bei allem Respekt, Lady Vinara, aber das ist meine Sache“, sagte Sonea mit brüchiger Stimme.

Zu ihrer Überraschung lächelte die Heilerin. „Ich möchte wirklich nicht wissen, was dich dazu gebracht hat, dich in Akkarin zu verlieben. Ihr wart lange Zeit ganz auf euch gestellt und dabei sind genug Dinge geschehen, die euch einander näher gebracht haben. Aber du kannst gewiss sein, dein Geheimnis ist bei mir sicher.“

Wunderbar, dachte Sonea und ärgerte sich über ihre eigene Undankbarkeit. „Danke“, sagte sie eine Spur zu heftig.

Lady Vinara nickte. „Eine Sache möchte ich jedoch wissen: Hat Akkarin jemals versucht, sich dir unsittlich zu nähern oder irgendetwas getan, das du nicht wolltest?“

Sonea versuchte verzweifelt ein Lachen zu unterdrücken, als sie feststellte, dass sie diese Frage durchaus beantworten konnte, ohne lügen zu müssen. Alles, was Akkarin mit ihr getan hatte, hatte sie genauso gewollt und für sie war es keineswegs unsittlich oder unanständig gewesen. „Nein“, sagte sie und sah der anderen Frau in die Augen.

„Gut.“ Lady Vinara schien zufrieden. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Ich muss hoffentlich nicht erwähnen, dass intime Beziehungen zwischen Mentor und Novize verboten sind. Natürlich habe ich noch keine genauen Informationen, was mit euch beiden geschehen wird. Doch wie ich vorhin bereits sagte, du bist kein Kind mehr. Akkarin wird das auch nicht entgangen sein. Und nur für den Fall, dass er dir gegenüber irgendwann einmal vielleicht seine Beherrschung verliert, sollte ich dir ein paar Dinge erklären ...“

„Das war ja so was von demütigend!“, rief Sonea, als sie und Rothen das Heilerquartier verließen. Mit großen Schritten stapfte sie in Richtung der Magierquartiere, die Hände in den Taschen ihrer Robe zu Fäusten geballt.

„Was hat er jetzt schon wieder angestellt?“, fragte Rothen, der Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten.

Sonea hielt inne und wandte sich zu Rothen um. „Doch nicht Akkarin!“, rief sie. Ein paar Heiler, die an ihnen vorbei kamen, sahen sie mit einer Mischung aus Erstaunen und Verunsicherung an. „Nein, sie war es!“

„Lady Vinara? Was hat sie getan?“

„Sie hat ...“ Sonea schnappte erregt nach Luft. „Wenn ich nur daran denke, könnte ich im Erdboden versinken!“

„Ah, ich verstehe.“ Rothen kicherte. „So etwas ist niemals angenehm. Aber du kannst mir glauben, es war längst überfällig.“

„Wie könnt Ihr so etwas sagen! Ihr wisst doch gar nicht ...“

Rothen lächelte. „Sonea, ich kenne dich lange genug, um mir den Rest zu denken, wenn du mir etwas erzählst.“

Sie sah ihn an, ihr Blick war wild.

„Es ist in Ordnung“, beruhigte er sie. „Ich halte dich für vernünftig genug, um einzusehen, dass du nicht so an ihm hängen würdest, wenn er nicht anständig zu dir wäre.“

Soneas Miene wurde ein wenig sanfter.

„Komm, wir gehen ein wenig spazieren, dann kannst du dein hitziges Gemüt abkühlen“, schlug Rothen vor. „Und du kannst mir alles von deinem Besuch bei Akkarin und deinem Gespräch mit Lady Vinara erzählen, ohne dass wir Zuhörer haben. Ist das ein Angebot?“

Sonea nickte. „Danke, Rothen.“

Nachdem sie die Gebäude der Universität hinter sich gelassen und den Weg in den Wald eingeschlagen hatten, erzählte Sonea Rothen alles, was ihr im Heilerquartier widerfahren war. Sogar ihre Bedenken bezüglich der Geheimhaltung ihrer Beziehung mit Akkarin vertraute sie Rothen an.

„Nun, ich denke, dass es vorerst wirklich besser ist, wenn ihr eure Beziehung für euch behaltet“, meinte Rothen. „Wenn die Gilde euch beide wieder aufnimmt, wird sie genug damit zu tun haben, dass ihr zwei schwarze Magier seid. Es könnte eurer Integrität erheblichen Schaden zufügen.“

„Aber für Euch ist das doch kein Problem, nicht wahr?“, fragte Sonea.

Rothen schüttelte den Kopf. „Für mich nicht, aber für viele andere Magier. Besonders, was die älteren angeht.“

Und wenn es herauskommt, dann sind wir trotzdem erledigt, dachte sie. „Akkarin hat gesagt, er würde sich einen Plan überlegen, wie wir trotzdem zusammen sein können“, sagte sie.

„Es würde mich wundern, wenn er das nicht tut.“

Inzwischen waren sie bei den Residenzen angelangt. Die waren Häuser fernab von den Quartieren der Magier, in denen diejenigen der Magier untergebracht wurden, die schon sehr alt waren. Von den meisten Residenzen waren nur noch Ruinen übrig, weil wenn ein Magier starb, die in seinem Körper verbleibende Energie freigesetzt wurde und alles in seiner Umgebung vernichtete. Vor ihnen teilten sich nun die Bäume und gaben den Blick auf ein imposantes Haus frei, welches im Stil der Häuser im Inneren Ring gebaut war. Es sah verlassen aus, war jedoch unbeschädigt. „Sind wir noch in der Gilde?“, fragte Sonea überrascht.

„Ja, das ist die Arran-Residenz“, antwortete Rothen. „Zurzeit ist es die einzige Residenz, die unbewohnt, aber dennoch intakt ist.“

„Warum?“, fragte sie.

„Weil es Lord Iven, der dort bis zu seinem Tod gelebt hat, irgendwie gelungen sein muss, sich zu erschöpfen, bevor er starb.“

Sonea schauderte. „Können wir bitte über etwas anderes reden?“

„Natürlich“, erwiderte Rothen sanft. Er hatte nicht daran gedacht, dass Sonea auf dieses Thema vielleicht empfindlich reagieren könnte. „Möchtest du es dir ansehen?“

„Gerne“, antwortete sie.

Sie gingen zur Eingangstür, die jedoch verschlossen war. „Es muss versiegelt worden sein“, meinte Rothen. „Wir werden uns wohl mit einem Blick durch die Fenster begnügen müssen.“

Er folgte Sonea, die bereits an der Hauswand entlang gelaufen war und durch ein Fenster spähte. „Es sieht alles sehr groß aus. Die Möbel sind jedoch alle mit Tüchern bedeckt.“

„Damit sie nicht verstauben. Gefällt es dir?“

Sonea nickte. „Es ist ein sehr schönes Haus. Der Architekt, der es gebaut hast, muss wirklich begabt gewesen sein.“

„Das Haus Arend ist ziemlich wohlhabend. Lord Iven konnte es sich wohl leisten.“

Sie hatten das Haus nun zur Hälfte umrundet. Auf der Rückseite befand sich eine Veranda mit hohen Fenstern, die bis zum Boden reichten. Das Gras dahinter war hoch und wogte im Wind hin und her. Der Garten machte einen ziemlich verwilderten Eindruck. „Es gibt sogar Pachi-Bäume!“, rief Sonea begeistert. „Schade, sie scheinen noch nicht reif zu sein.“ Plötzlich fiel ihr auf, wie hungrig sie war.

Rothen lächelte. „Wenn du hungrig bist, dann sollten wir vielleicht besser wieder zurückgehen.“




„Ein Kater, der ist lustig …“ und Nachhilfe vom eigenen Mentor (Zwischen Kapitel 10 und 11)


Kurzbeschreibung: Spielt am Tag nach dem Bankett. Zwei Uralt-Szenen, die ich nicht einmal im ersten Draft drinhaben wollte.
Warnung: OOC-ness, sich nicht altersgemäß verhaltende Charaktere , Kleinmädchenphantasien, schlechter Stil

Als Sonea erwachte, war es bereits heller Tag. Entsetzt fuhr sie hoch. Ein fürchterlicher Schmerz explodierte in ihrem Kopf und stöhnte gequält. Von den großen Fenstern her erklang ein leises Lachen. Geblendet vom hellen Tageslicht brauchte Sonea eine Weile, um zu erkennen, dass Akkarin dort in einem Sessel saß.

„Guten morgen“, sagte er.

„Morgen“, brummte Sonea. Sie fragte sich, wie lange er schon dort saß. „Was ist so lustig?“

„Ich hatte dich gewarnt, nicht so viel zu trinken“, antwortete er.

„Hab ich doch gar nicht.“

„Offenbar doch“, widersprach er noch immer amüsiert über ihr Befinden.

„Es war ein langer Abend“, wandte sie ein. „Und ich finde dich im Augenblick ziemlich ungehobelt.“

Akkarin erhob sich und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. „Da musst du leider durch“, meinte er und strich über ihr Haar. „Aber ich lache nicht mehr, versprochen.“

Sonea zog unter der Bettdecke die Knie an die Brust und umschlang sie mit ihren Armen. Erst jetzt fiel sie auf, dass sie ihr dunkelblaues seidenes Nachthemd trug. „Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wie wir nach Hause gefahren sind“, sagte sie.

„Du hast geschlafen“, erklärte Akkarin. „Ich habe dich nach Hause getragen. Nachdem du dich auf die Frau mit der Turmfrisur gestürzt hast, hielt ich es für das Beste, dich in Tiefschlaf zu versetzen.“

„Das ist nicht wahr!“, rief Sonea.

Akkarins Mundwinkel zuckten. „Das stimmt“, gab er zu.

„Du hast versprochen, mich nicht mehr zu ärgern“, erinnerte sie ihn.

„Ich habe nur versprochen, dich nicht mehr auszulachen, weil du gerade deinen ersten Kater hast“, widersprach er. „Nicht mehr und nicht weniger.“

„Du bist gemein!“

„Das ist mir egal“, entgegnete er.

Sonea betrachtete ihn unwillig. Wahrscheinlich würde sie nun den ganzen Tag seine herablassenden Witze ertragen müssen. Sie konnte ihm förmlich ansehen, wie sehr er es genoss, dass sie in einer Situation war, in der sie nicht viel gegen ihn ausrichten konnte. Sie schwor sich, es ihm bei der nächsten Gelegenheit in der Arena heimzuzahlen. Doch im Augenblick fühlte sie sich viel zu elend, um sich Akkarin auch nur ernsthaft zu widersetzen. Ihr Kopf drohte zu zerspringen und von irgendwo in ihrem Magen stieg eine merkwürdige Übelkeit auf.

„Tut mir leid, dass ich dich gestern vernachlässigt habe“, sagte Akkarin schließlich. „Es wäre viel einfacher, wenn wir ...“

Er brach ab, doch Sonea bemerkte es nicht. Sie sprang auf und rannte ins Bad, wo sie sich übergab.

Als sie zurückkam, fühlte sie sich ein wenig besser. Sie hatte sich frisch gemacht und Kopfschmerzen und Übelkeit so gut es ging mit Magie vertrieben. Akkarin war auf den Balkon getreten und sah hinunter in den Garten.

„Sag nichts“, sagte Sonea finster und stellte sich neben ihn.

Statt einer Antwort legte Akkarin ihr einen Arm um die Schultern. Sonea nahm das stillschweigend zur Kenntnis. Sie sah hinunter in den Garten. Das Gras war hochgewuchert und von der Sommerhitze gelb verfärbt. Alles wirkte ziemlich unordentlich, als wäre der Garten seit Jahren vernachlässigt worden. Die Pachi an den Bäumen waren inzwischen reif geworden.

„Habe ich mich gestern sehr daneben benommen?“, fragte sie.

„Nein. Du warst nur ein wenig betrunken. Das war teilweise ziemlich amüsant.“

Sie schnaubte.

„Wenigstens hattest du deinen Spaß“, bemerkte sie ein wenig grantig.

***


Sonea saß unter einem Pachi-Baum und ging ihre Notizen über Heilkräuter für ihre Prüfung durch. Nach einem späten Frühstück war sie hinaus in den Garten gegangen, um dort zu lernen. Es war einer der letzten warmen Tage vor dem Winter, und wenn sie schon lernen musste, dann konnte sie das ebenso gut draußen erledigen.

Zwischendurch war Takan erschienen, um ihr etwas zu Trinken zu bringen und um sie zu fragen, ob er ihr nicht Tisch und Stuhl nach draußen stellen sollte, was sie jedoch abgelehnt hatte. Sie war so vertieft in ihre Arbeit, dass sie gar nicht bemerkte, wie schnell die Zeit verging. Sie achtete auch nicht darauf, als sich Schritte näherten. Erst als vor ihren Augen der Saum einer schwarzen Robe auftauchte, sah sie auf.

Akkarin.

„Möchtest du nicht langsam für heute Schluss machen?“, fragte er. „Es wird bald dunkel und in einer halben Stunde gibt es Abendessen.“

„Oh, ist es schon so spät?“ entgegnete sie. Überrascht stellte sie fest, dass die Sonne bereits hinter den Bäumen versunken war. „Aber ich muss doch noch so viel machen.“

Akkarin runzelte besorgt die Stirn. „Findest du nicht, dass du für heute schon genug gelernt hast?“

„Nein“, antwortete sie. „In ungefähr einer Woche fangen meine Prüfungen an und ich habe gestern Abend schon genug Zeit verloren und heute auch, weil ich so lange geschlafen habe.“

Akkarin ließ sich ihr gegenüber im hohen Gras nieder. „Sonea, du hast wirklich schon genug gelernt“, sagte er. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber ich habe den Eindruck, dass du dich wegen der Prüfungen verrückt machst. Nach allem, was ich von deinen Lehrern gehört habe, besteht kein Anlass zur Sorge, du könntest die Prüfungen nicht bestehen. - im Gegenteil. Also was ist los?“

Sonea seufzte und ließ ihre Notizen sinken. „Es ist so viel, was ich nachholen muss neben dem Stoff von diesem Halbjahr“, antwortete sie und nach einer kleinen Pause fügte sie leise hinzu: „Und ich habe Angst, dass ich den Erwartungen die alle an mich stellen, nicht gerecht werde und dass manch einer vielleicht auf die Idee kommt, dass an den Gerüchten über uns doch etwas wahr sein könnte und du mich nur ablenkst.“

„Sonea, du weißt dass das Unsinn ist“, erwiderte Akkarin sanft. „Ich verstehe, dass deine Angst deinen Verstand lähmt, doch du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass du keine Angst haben brauchst.“

„Danke“, sagte sie und wusste, dass er das nicht nur sagte, um sie zu beruhigen oder weil sein eigener Verstand auf Grund seiner Gefühle vernebelt war. Akkarin war in der Lage zwischen ihrer Beziehung und ihrer Ausbildung zu differenzieren und etwas anderes hatte sie auch niemals erwartet.

„Heute Abend wirst du nicht mehr lernen“, erklärte er dann.

„Aber ich muss das hier noch auswendig lernen“, widersprach sie und wedelte mit ihren Notizen.

„Sonea, das war ein Befehl.“

„Aber ...“

„Kein aber.“ Akkarins Stimme war streng.

Sonea seufzte, weil sie wusste, dass sie ihn nicht dazu bewegen können würde, dass er seine Meinung änderte. „Darf ich mich wenigstens noch vergewissern, dass ich nicht alles vergessen habe?“

„Das kann ich auch machen“, entgegnete er. „Gib mir bitte deine Notizen. Ich werde dich abfragen.“

„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst!", rief Sonea.

„Wieso nicht? Schließlich bin ich dein Mentor. Ich muss mich doch ab und zu von deinem Leistungsstand überzeugen.“

Sonea schnaubte. „Dann tu, was du nicht lassen kannst“, sagte sie und reichte ihm die Notizen.

„Etwas mehr Respekt bitte.“ Er räusperte sich und richtete sich ein wenig auf. „Ah, das kann ja kein Mensch lesen! Schreibst du immer so?“

Sonea funkelte ihn wütend an. „Gib mir sofort meine Notizen zurück! Du machst dich doch nur über mich lustig.“ Sie wollte die Hand nach ihren Notizen ausstrecken, doch Akkarin sprang auf und hielt sie so, dass sie außerhalb ihrer Reichweite waren. Verärgert stellte Sonea fest, dass er lachte.

„Wenn ich im Unterricht mitschreibe, dann sieht das eben so aus!“ verteidigte sie sich. „Ich bin durchaus in der Lage, leserlich zu schreiben.“




„Ich bin doch nicht Veila“ und andere Beziehungsprobleme (Kapitel 13)


Kurzbeschreibung: Sonea kommt nicht mit Akkarins Verhalten nach ihrem Angriff auf Regin klar und stellt darauf hin gleich ihre Beziehung in Frage. Eine Uralt-Szene, die ich inzwischen ersetzt habe.
Warnung: OOC-ness, sich nicht altersgemäß verhaltende Charaktere, schlechter Stil

An diesem Abend kehrte Sonea erst sehr spät in die Arran-Residenz zurück. Der Unterricht in Kriegskunst hatte sie zutiefst verunsichert. Eigentlich war es weniger der Unterricht an sich gewesen, als Akkarins Verhalten ihr gegenüber. Ihr war bewusst gewesen, dass er in Gegenwart anderer weniger nett zu ihr sein würde, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass er so unterkühlt sein würde. Sie wusste nicht, was es zu bedeuten hatte und sie fürchtete sich davor, es herauszufinden. Deswegen hatte sie es so lange wie möglich hinausgezögert, nach Hause zu gehen. Doch nachdem die Bibliothek geschlossen worden war, blieb ihr nichts anderes mehr übrig.

Als sie vor der Eingangstür stand, hatte sie noch immer nicht entschieden, wie sie sich Akkarin gegenüber verhalten sollte. Für gewöhnlich stellte sie ihn einfach zur Rede, wenn sie etwas störte und das hätte sie heute auch getan, wenn sie nur nicht so viel Angst davor gehabt hätte, er könne aufhören, sie zu lieben. Doch diese Angst schien momentan alles zu beherrschen und sie verstand nicht, woher diese Angst auf einmal kam.

Vielleicht war es besser, zunächst selbst auf Distanz zu gehen. Sonea holte einmal tief Luft und berührte dann die Tür, die sofort aufschwang.

Akkarin saß in einem Sessel, die Fingerspitzen aneinandergelegt. Ob er nachdenklich oder verärgert war, konnte Sonea nicht sagen. „Guten Abend, Lord Akkarin“, sagte sie und verneigte sich.

„Sonea!“, rief er und erhob sich. „Wo warst du solange?“

„Ich war noch in der Bibliothek und habe gelernt“, antwortete sie und sah zu Boden. „Ich bitte um Verzeihung, weil ich Euch keine Nachricht geschickt habe.“

„Nun, ich nehme an, die Bibliothek hat soeben geschlossen“, sagte Akkarin und traf damit den Grund, weswegen sie gekommen war. „Wärst du jetzt nicht aufgetaucht, hätte ich nach dir gesucht.“ Er kam auf sie zu und fasste sie sanft an den Schultern.

„Ich wollte nicht, dass Ihr Euch Sorgen macht“, erklärte sie schwach.

„Sonea, sieh mich bitte an, wenn du mit mir sprichst.“

Sonea hob den Kopf und sah in seine Augen. Sie spürte, wie ihr Widerstand bröckelte.

„Sonea, was ist los?“, fragte er.

„Ich dachte, du würdest vielleicht mehr Abstand von mir wollen“, antwortete sie.

„Wie kommst du denn darauf?“

„Weil du heute in der Arena so abweisend warst. Nicht, dass ich es nicht verdiente, schließlich habe ich dich enttäuscht ...“

„Das ist richtig. Du hast mich enttäuscht. Jedoch nicht persönlich, sondern als meine Novizin“, stellte Akkarin richtig. „An deiner Stelle hätte ich wahrscheinlich dasselbe tun wollen. Nur hätte ich vorher noch einmal darüber nachgedacht. Es ist nicht so, als wenn ich kein Verständnis für deine Situation hätte.“

„Wirklich?“, fragte sie unsicher.

„Ja“, antwortete er und zog sie in seine Arme. „Im Übrigen bin ich mit Schuld an allem, was passiert ist.“

„Aber warum warst du dann heute trotzdem so abweisend, wenn du nicht böse auf mich bist?“

„Ich dachte, das hätten wir bereits geklärt“, entgegnete Akkarin. „Du weißt, für andere muss ich der strenge Mentor sein, der das Fehlverhalten seiner Novizin nicht duldet.“

„Du warst auch abweisend, als du die Gedankenrede benutzt hast“, erinnerte sie ihn. „Und da konnte uns niemand hören. Du hattest mich zwar vorgewarnt, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so schlimm sein würde.“ Es hatte sie verletzt und sie war überrascht, wie verletzlich sie geworden war.

„Sonea, hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel Konzentration es mich kostet, in deiner Gegenwart so zu tun, als würdest du mir nichts bedeuten?“, fragte er sanft. „Wenn ich dem auch nur einmal nachgebe, gefährdet das die gesamte Fassade, die ich aufrechterhalten muss.“

„Oh“, machte sie. „Das wusste ich wirklich nicht“, sagte Sonea. Sie hatte immer geglaubt, es würde ihm leicht fallen, so zu tun, als würde er sie nicht lieben, weil er seine Gefühle für gewöhnlich gut verbarg. Die Tatsache, dass es ihm jedoch so schwer fiel, erfüllte sie jedoch mit wilder Freude.

„Und du darfst mich nicht mehr so ansehen, wenn wir in der Universität sind“, fuhr er ein wenig strenger fort.

„Wie sehe ich dich denn an?“, fragte sie.

„Als würdest du mich auf der Stelle ausziehen wollen“, antwortete er.

„Das ist doch gar nicht wahr!“, protestierte sie. „Ich bin doch nicht Veila.“

„Wer bitte ist Veila?“

„Oh, niemand“, antwortete sie schnell. Wenn er Veila gar nicht kannte, war das in jedem Fall besser für sie.

„Nun, ich finde auch ohne deine Hilfe heraus, wer Veila ist“, entgegnete Akkarin ungerührt. „Was es auch immer mit ihr auf sich hat, versuch einfach ihr nicht nachzueifern und jegliche Gedanken daran über mich herzufallen beiseitezuschieben.“

Das wird sich schwer abstellen lassen, dachte Sonea. „Wenn ich es dir damit leichter machen kann, werde ich das versuchen“, versprach sie und lehnte sich an ihn. „Es ist nur alles so kompliziert geworden.“

„Wir sind beide zu leichtsinnig geworden“, sagte er. „Aber ich verspreche dir, dass es auch wieder einfacher werden wird. Hab nur ein wenig Geduld.“

Sonea kam nicht umhin, ihm zu glauben, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie alles wieder besser werden sollte. Sie vertraute darauf, dass Akkarin eine Lösung finden würde. So wie er es immer tat.




Unmögliche Situationen (Kapitel 14)


Kurzbeschreibung: Spielt an dem Abend, nachdem Sonea und Trassia Akkarin in der Universität begegnet sind. Uralt-Version. Sonea versucht Akkarin zur Rede zu stellen, weil er sie bei ihrer Begegnung so streng behandelt hat.
Warnung: OOC-ness, sich nicht altersgemäß verhaltende Charaktere, schlechter Stil

„Komm nicht näher!“, rief Sonea aufgebracht. Sie war gerade nach Hause gekommen und stand in der Eingangshalle. „Zumindest nicht, bis ich losgeworden bin, was ich dir sagen muss.“

Akkarin blieb stehen und betrachtete sie mit einiger Verwirrung. „Was musst du mir sagen?“, fragte er unbeeindruckt von ihrer Aufgebrachtheit.

„Dass du nicht so mit mir umgehen kannst, wie du es heute Mittag getan hast“, antwortete sie. Selbst nach einer Stunde in der Arena und allen anderen Anstrengungen, die sie hinter sich hatte, war sie noch leicht verärgert. „Du wolltest, dass ich dich da draußen nicht mehr so ansehe, wie ich es wohl immer tue und du weißt ganz genau, dass ich es nicht abstellen kann. Und trotzdem zwingst du mich dazu. Das war nicht besonders nett von dir! Es war demütigend und ziemlich gemein.“

„Sonea...“ Er machte einen Schritt auf sie zu, um sie zu besänftigen, doch sie wich zurück.

„Keinen Schritt weiter“, drohte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn er ihr zu nahe kam, dann würde sie wieder weich werden und sie musste das hier erst ausdiskutieren, bevor sie ihn an sich heranlassen durfte.

Akkarin blieb erneut stehen. „Sonea, dir ist doch hoffentlich bewusst, dass jeder der uns heute gesehen hat, dich für respektlos halten könnte. Angesichts der Ereignisse in den letzten Tagen ist das inakzeptabel“, sagte er ruhig. „Dabei spielt es keine Rolle, warum du dich so verhältst oder ob ich den Grund dafür kenne. Es geht nur darum, wie wir auf andere wirken. Und davon hängt vielleicht mehr ab, als du dir vielleicht vorstellen kannst.“

„Das verstehe ich“, erwiderte sie. „Aber jeder, der uns gesehen hat, weiß jetzt auch von meinen Gefühlen für dich. Und irgendwann werden sie herausfinden, dass ich deine Geliebte bin.“

„Dass du mich liebst, ist ein unausgesprochenes Geheimnis“, entgegnete er. „Und sag bitte nicht dieses Wort.“

„Welches Wort?“

„Geliebte. Für mich bist du weitaus mehr als das.“

Sonea schwieg ein wenig betreten. Aber was war sie denn dann für ihn?

„Im Übrigen ist es nicht unbedingt von Nachteil, wenn die anderen von deinen Gefühlen für mich wissen“, fuhr er fort. „Den meisten sollte klar sein, dass du mir somit bereitwilliger gehorchst. Das erleichtert unsere Situation.“

„Du gibst also zu, dass du meine Gefühle schamlos ausnutzt, um deinen Willen durchzusetzen“, warf sie ihm vor.

„Ja“, gab er zu. „Und ich tue es wirklich nicht gern.“

„Für dich ist es viel einfacher. Du hast deine Gefühle weitaus besser unter Kontrolle, als ich es jemals könnte. Und du bist eindeutig in der besseren Position als ich.“

„Sonea, es tut mir wirklich leid, dass du unter dieser Situation leidest. Doch ich kann nicht viel dagegen tun.“

„Du könntest zum Beispiel damit aufhören, mir in der Universität ständig über den Weg zu laufen“, schlug sie vor. „Denn wir geraten dann jedes Mal in die unmöglichsten Situationen.“

„Aber ich muss beinahe jeden Tag in die Universität“, entgegnete Akkarin. „Dass wir uns begegnen, wird sich nur schwer vermeiden lassen.“

„Nicht, wenn du die Flure meidest, auf denen ich Unterricht habe.“

„Und dann beendet einer deiner Lehrer den Unterricht früher, oder die Stunde fällt aus und wir sehen uns doch. Das ist keine Lösung. Ebensowenig wie wenn ich dich ignorieren würde.“

„Dann wäre ich tödlich beleidigt!“, rief Sonea empört.

„Das dachte ich mir schon.“

Sie wollte ihm glauben, aber so einfach konnte sie es ihm nicht machen. „Findest du nicht, dass das ein bisschen unglaubwürdig klingt?“ entgegnete sie. „Ich meine, würdest du dir glauben?“

Akkarin runzelte nachdenklich die Stirn. „Komm bitte her“, sagte er dann.

„Nein. Wir sind noch nicht fertig.“

„Sonea bitte. Mir ist gerade eingefallen, wie ich dich überzeugen kann.“

„Also schön“, gab sie nach. „Aber du wirst nichts Unanständiges tun.“

„Bin ich jemals unanständig zu dir gewesen?“, fragte er unschuldig.

Sonea warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ja, schon oft“, antwortete sie und blieb vor ihm stehen. „Eigentlich andauernd.“

„Weil du es so willst“, erwiderte er sanft. Dann wurde er wieder ernst. „Schließ bitte deine Augen.“



Eine Novizin muss gehorchen (Kapitel 15)


Kurzbeschreibung: Was wäre passiert, wenn Akkarin sich nach Soneas Rückkehr in die Arran-Residenz von seiner dunklen Seite hätte beherrschen lassen? Für alle, die schon immer wollten, dass es zwischen unseren beiden Lieblingsschwarzmagiern so richtig zur Sache geht.
Warnung: OOC-ness, gelegentliches Fehlen von Logik und jede Menge nicht ganz einvernehmlicher und überaus wütender Sex und Spuren von Comic-Sprache

Diese Szene ist kein Leserwunsch, aber aus einem Review inspiriert

Als Sonea das Novizenquartier verließ, wurde ihr Herz schwer. Ihr graute davor, Akkarin in wenigen Minuten gegenüberzutreten. Sie hatte seine Entschuldigung angenommen, aber sie hatte ihm noch nicht vollständig verziehen. Dafür hatte er sie zu sehr verletzt. Der Kuss mit Regin hatte alles verkompliziert und sie wusste nicht, wie sie sich nun Akkarin gegenüber verhalten sollte. Sollte sie vorerst auf Distanz gehen? Sollte sie vielleicht sofort zu Bett gehen und so tun als würde sie schlafen, wenn er ins Schlafzimmer kam? Oder sollte in ihrem Studierzimmer schlafen, bis sie sich wieder beruhigt hatte? Vielleicht, so überlegte sie, war Letzteres sogar das Beste. Aber sie konnte auch weiterhin in ihrem gemeinsamen Bett schlafen und ihn dabei auf Distanz halten.

Sonea seufzte. Bin ich überhaupt stark genug, um das zu ertragen?

Viel zu schnell hatte sie die Arran-Residenz erreicht. Ihre Hoffnungen, unbemerkt das Haus zu betreten, wurden noch auf der Türschwelle durch eine schwarzgewandete Gestalt, die in der Eingangshalle auf und ab schritt, zunichtegemacht.

„Guten Abend, Lord Akkarin“, sagte sie und verneigte sich.

„Sonea“, sagte er und war mit wenigen Schritten bei ihr. „Wo warst du so lange? Die Novizenbibliothek hat längst geschlossen!“

„Ich hatte noch etwas zu erledigen“, antwortete sie. „Ich bitte um Verzeihung.“

Er hob sanft ihr Kinn, um sie zu küssen, doch sie drehte den Kopf zur Seite.

„Du bist noch wütend“, stellte er fest.

„Natürlich bin ich das“, entgegnete sie heftig.

Akkarin seufzte. „Sonea, ich habe mich bereits bei dir entschuldigt. Wie lange willst du mir noch zürnen?“

„So lange, wie es braucht, um nicht mehr wütend zu sein“, gab sie zurück. Sie wollte ihm nicht weh tun. Aber sie musste ihn spüren lassen, dass er es zu weit getrieben hatte. „Bis dahin werdet Ihr nichts als mein Mentor sein. Und jetzt gehe ich schlafen. Gute Nacht, Lord Akkarin.“

Sie wandte sich zur Treppe und dachte dabei intensiv an das Bett in ihrem Studierzimmer. Als sie die erste Stufe erklomm, stieß sie gegen eine Barriere aus Magie.

„Du wirst nicht in deinem Studierzimmer schlafen“, sagte Akkarin bestimmt. „Das ist ein Befehl.“

Einen Augenblick schwankte sie zwischen Entsetzen über den Missbrauch seiner Funktion als Mentor und diebischer Freude. Er würde sehr bald spüren, was er davon hatte. Rasch verbarg sie ihre Gedanken jedoch.

„Wie Ihr wünscht“, sagte sie kühl. „Aber kommt nicht auf die Idee, mich anzurühren.“

Akkarin musterte sie abschätzig. „So wie du im Augenblick bist, verlangt es mir nicht danach“, bemerkte er. Er runzelte die Stirn. „Wobei der Gedanke, dich auf diese Weise zu bändigen, durchaus reizvoll ist.“

Sonea spürte, wie ihr Zorn zurückkehrte. „Es würde Euch nicht gefallen.“ Sie wandte sich ab. „Und jetzt lasst mich durch“, befahl sie.

„Nein.“ Mit einem Mal war Akkarin hinter ihr. Ein Arm um schlang ihre Taille, während der andere ihr Haar zur Seite strich. „Ich entscheide, was mir gefällt.“

Seine Stimme jagte ihr einen Schauer den Rücken hinab. Dennoch war Sonea fest entschlossen, ihm nicht nachzugeben. Ihre Gedanken vor ihm abschirmend wendete sie einen der Tricks an, die Cery ihr einst gezeigt hatte. Obwohl sie sich der Sinnlosigkeit dieser Aktion bewusst war, musste sie es versuchen. Ohne Magie war es die letzte verbleibende Möglichkeit, gegen ihn zu rebellieren.

„Lass das“, knurrte Akkarin und Sonea spürte, wie seine Magie ihre Arme fixierte. „Du willst in mir nichts als deinen Mentor sehen? Dann erwarte ich, dass du mir gehorchst.“

„Und ich erwarte, dass Ihr Eure Aufsichtspflicht nicht verletzt“, brachte sie spürend, wie ihr Puls sich beschleunigte, hervor.

Akkarin lachte leise. „Das kommt darauf an, wie man Aufsichtspflicht definiert.“

Natürlich! Das war wieder einmal typisch für ihn! In jeder anderen Situation wäre Sonea versucht gewesen, seine Definition von Aufsichtspflicht herauszufinden. Jetzt hätte sie ihn jedoch am liebsten zu Asche verbrannt.

„Ich werde mich bei Jerrik über Euch beschweren“, zischte sie.

„Das wirst du nicht. Du würdest deine Entscheidung bereuen, sobald du mir nicht mehr zürnst.“

Er hatte ein Argument, erkannte Sonea. Doch sie war zu wütend, um sich geschlagen zugeben. „Das wird nicht passieren“, gab sie zurück. „Was das angeht, hast du deine Chance verspielt, als du vorgeschlagen hast, ich sollte so tun, als wären Regin und ich ein Paar. Das kann nicht dein Ernst gewesen sein!“

Akkarin drehte sie unsanft zu sich herum. „Dafür ist mir das hier umso ernster.“ Seine Hand schloss sich um ihren Nacken, dann beugte er sich vor und küsste sie besitzergreifend.

Einen Schauer der Erregung beiseiteschiebend, biss Sonea in seine Lippe. Akkarin ließ von ihr ab, seine Finger gruben sich in ihre Wangen und hinderten sie daran ihre Kiefer zu schließen. Dann küsste er sie erneut. Dieses Mal sehr viel roher.

Obwohl sich ob seiner Grobheit etwas in Soneas Schoß zusammenzog, versuchte sie, ihn von sich zu schieben. Akkarin drängte sie gegen das Treppengeländer und setzte sie darauf. Seine Hand schob ihre Robe empor und strich fordernd über den empfindlichen Bereich zwischen ihren Schenkeln. Spürend, wie das Verlangen in ihr zum Leben erwachte, presste Sonea die Lippen zusammen und schirmte ihre Gedanken vor ihm ab, in der Hoffnung, er würde nicht bemerken, wie erregt sie war.

Nein, dachte sie verzweifelt. Ich will das jetzt nicht empfinden. Er soll nicht denken, er könnte so leicht seinen Willen bekommen. In diesem Augenblick hasste sie Akkarin. Hasste ihn, weil er sich so respektlos ihr gegenüber verhalten hatte und weil es ihm gelang, trotz ihres Zorns dieses übermächtige Verlangen in ihr auszulösen.

Und irgendwie verhielt er sich noch immer respektlos.

Den Kopf in den Nacken gelegt brachte Sonea ihn dazu, sich tiefer zu ihr hinabzubeugen. Ihre Hände strichen über seinen Rücken. Akkarin schob sich dichter an sie heran, bis sie seine Erregung spüren konnte. Sie bekam ein Stück seiner Robe zu fassen, zerriss es und grub ihre Fingernägel tief in seinen Rücken.

Akkarin entfuhr ein leises Grollen. „Mach das nicht noch einmal“, knurrte er.

Er packte ihre Handgelenke so fest, dass es schmerzte. In einer verzweifelten Anstrengung versuchte Sonea, sich zu befreien. „Au!“, entfuhr es ihr. „Du tust mir weh!“

Akkarin lachte nur. „Du tust dir selbst weh.“

„Das wäre nicht nötig, würdest du mich einfach loslassen.“

„Damit du mich wieder kratzen kannst?“

„Glaub mir, Kratzen ist noch harmlos, gegen das, was ich dir gerade alles antun will“, zischte Sonea. „Du wirst schon noch sehen, was du davon hast!“

Akkarin betrachtete sie erheitert. „Wenn ich mit dir fertig bin, eine gehorsamere Novizin.“

Mit diesen Worten hob er sie hoch und warf sie sich über die Schulter. Unter Soneas Protest stieg er mit ihr die Treppe hinauf. „Du verdammter Mistkopf!“, rief sie und schlug mit ihren Fäusten auf seinen Rücken ein. „Wie kannst du es wagen?“

Er setzte sie ab. Einen langen Moment starrte er in ihre Augen. Doch anstatt von ihr zu lassen, presste seine Magie ihre Arme und Beine zusammen, dann warf er sie sich erneut über die Schulter.

„Beleidigungen, Tritte und Schläge werden es nicht besser machen“, sagte er, während er sie den Flur entlang zu den privaten Räumen trug. „Du willst meine Novizin sein? Dann verhalte dich auch so.“

„Wenn du dich wie mein Mentor verhältst.“

„Ich bin dein Mentor. Und als solcher ist es meine Pflicht, dich zu erziehen.“

Sie erreichten das Schlafzimmer, die Tür fiel hinter ihnen mit einem endgültigen Klicken ins Schloss, dann warf Akkarin sie aufs Bett.

Sonea keuchte auf, als sie unsanft in die Kissen sank, noch immer durch seine Magie gefesselt. Sie wusste, was nun folgen würde. Und sie wusste, wie es enden würde. Doch diese Genugtuung wollte sie ihm nicht geben.

Akkarin blieb vor ihr stehen und betrachtete sie mit ausdrucksloser Miene. „Muss ich dich gefügig machen oder wirst du mir freiwillig gehorchen?“

„Niemals!“, schleuderte sie ihm entgegen.

„Dann erwarte nicht, dass ich Rücksicht nehme.“

„Mach doch“, provozierte Sonea ihn. „Unterwirf mich deinem Willen. Du wirst keine Freude an mir haben.“

Die magischen Fesseln fielen von ihr ab. Sofort sprang Sonea auf, doch bevor sie sich auf Akkarin stürzen konnte, bekam er ihre Handgelenke zu fassen. Seine Augen verengten sich, dann zerriss ein Geräusch die Stille, das Sonea an eine ähnliche Situation erinnerte. Nur, mit dem Unterschied, dass sie ihm damals freiwillig gehorcht hatte.

Sich zu ihren beiden Seiten auf die Bettkante kniend streifte Akkarin die Fetzen ihrer Robe von ihren Schultern, dann drückte er sie zurück in die Kissen, die Hände über ihrem Kopf fixiert. Seine Lippen streiften ihren Hals, saugten an den Spitzen ihrer Brüste und reizten die empfindliche Stelle in ihrem Schoß, bis Sonea sich wand. Sie hasste ihn, weil er sich derart über ihren Willen hinwegsetzte, obwohl sie noch immer wütend war. Und sie hasste sich, weil sie sich von ihrem Körper betrogen fühlte. Als er zwei seiner Finger in sie hineinschob, konnte sie ihr Stöhnen nicht mehr unterdrücken und hasste ihn und sich auch dafür, bis das Verlangen in ihr so groß wurde, dass auch das keine Rolle mehr spielte.

„Nicht“, flüsterte sie, als er plötzlich aufhörte.

„Wirst du mir gehorchen?“

„Nein.“

„Dann mache ich auch nicht weiter.“ Seine Finger strichen über ihren Schoß, wie um sie daran zu erinnern, was sie aufgab.

Sonea spürte, wie ihr Zorn zurückkehrte. „Wundervoll!“, fauchte sie. „Denn eigentlich hasse ich dich dafür gerade zu sehr!“

Langsam und bedächtig zog Akkarin seine Robe aus. Darunter trug er nichts außer einer langen schwarzen Hose. Sonea beobachtete, wie er die Schürung öffnete und sich dann ohne sich die Mühe machend, die Hose auszuziehen über sie beugte. Wütend schloss sie ihre Schenkel, doch er drückte sie grob auseinander und fixierte sie mit Magie. Dann stieß er in sie hinein. Sonea sog scharf die Luft ein und presste unwillkürlich die Lippen zusammen.

„Hasst du mich auch dafür zu sehr?“, raunte er an ihrem Ohr.

„Ja“, hauchte sie. „Sehr sogar.“

Mit einem leisen Lachen begann Akkarin sich in ihr zu regen, während seine Lippen über ihren Hals streiften und sich schließlich dort festsaugten. Sonea stöhnte gequält auf, sah sich jedoch unfähig, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Ihr Protest ging indes in ihrem Stöhnen unter, als seine Bewegungen schneller wurden. Noch nie hatte sie sich ihm derart ausgeliefert gefühlt, und obwohl alles in ihr danach verlangte, ihn ihren Zorn spüren zu lassen, hatte es sich selten besser angefühlt.

Akkarin löste ihre Fesseln, hob sie hoch und trug sie zur Wand. Als er sie gegen den kühlen Stein presste, grub Sonea ihre Fingernägel in seine Brust und zog sie über seine Haut, um ihm ihren Unwillen zu zeigen. Eine unsichtbare Kraft riss ihre Arme zurück und fixierte sie an der Wand. Entsetzt keuchte Sonea auf. „Hör auf dich mir zu widersetzen“, knurrte er, während er sie roh und grob nahm. „Ich habe dir gesagt, du sollst das lassen.“

„So sehr kannst du mich gar nicht zähmen.“

„Wir werden sehen“, erwiderte er erheitert.

Und dann war seine Präsenz in ihr, brachte sie mit seinem rohen Verlangen um den Verstand und zeigte ihr, dass sie ihm gehörte. Wie berauscht gab Sonea sich ihm hin, bis ihr plötzlich eine Idee kam.

Jetzt oder nie!

Ihren Willen nach ihm ausstreckend griff sie nach seiner Magie und nahm sie in sich auf. Realisierend, was gerade geschah, ließ Akkarin sie los. Sonea zögerte nicht und warf ihn mit einem Kraftschlag in den Kleiderschrank. Holz zersplitterte und Putz rieselte von der Decke. Sie kam auf die Beine und schritt auf ihn zu.

„Versuch doch, mich zu zähmen“, provozierte sie ihn.

Akkarin erhob sich. Seine Augen verengten sich und dann wurde Sonea zurück gegen die Wand geschleudert. Seine Magie fixierte sie dort und sie war unfähig, sich zu befreien, weil sie nicht genug Kraft von ihm hatte nehmen können, um sich ernsthaft gegen ihn durchzusetzen.

Mit seinem juwelenbesetzten Dolch schritt er auf sie zu und zog die Klinge über ihr Handgelenk. Sofort heilte Sonea sich. Akkarin schnitt sie erneut, dieses Mal weniger sanft und sie heilte sich erneut. „Wir können dieses Spiel gerne fortsetzen, bis deine Arme voll Narben sind und du dich erschöpft hast“, sagte er.

Statt einer Antwort griff Sonea erneut an. Dieses Mal war er jedoch vorbereitet. Ihr Kraftschlag prallte wirkungslos von seinem Schild ab, die Magie wurde gestreut und zerschmetterte den Spiegel über der Kommode.

Akkarins Schild glitt über sie und er zog die Klinge erneut über ihr Handgelenk. Erneut versuchte Sonea sich zu heilen, doch irgendetwas durchbrach ihre Konzentration und dann wurde sie träge. Er nimmt meine Magie!, dachte sie fassungslos. Dieser Mistkopf nimmt tatsächlich meine Magie!

Doch zugleich erfüllte sie diese neue Form des Ausgeliefertseins mit einer ungeahnten Erregung, gegen die sie sich nicht wehren konnte. Mit einem Mal fürchtete sie ihn mehr denn je.

Als sie sich ihrer Umgebung wieder bewusst wurde, kniete sie auf allen Vieren auf dem Bett, fixiert von Akkarins Magie.

„Wirst du mir jetzt gehorchen?“

Die Autorität in seiner Stimme jagte Sonea einen Schauer den Rücken hinab und machte es unmöglich, sich ihr zu widersetzen.

„Ja, Lord Akkarin“, brachte sie hervor.

„Gut.“

„Aber ich bin immer noch wütend.“

„Das macht nichts“, sagte er mit einem leisen Lachen und stieß in sie hinein. Als seine Hand zwischen Soneas Beinen verschwand, kehrte das Verlangen zurück und ihr blieb nichts anderes übrig, als sich ihm und seinen fordernden Fingern hinzugeben, bis die Erregung schließlich aus ihr herausbrach.

Eine halbe Stunde später lagen sie auf ihrem Bett, das als einziges von der Möblierung übriggeblieben war. Zwischen den Trümmern des Kleiderschrankes und der zerstörten Kommode lagen die Fetzen ihrer Roben. Sonea fühlte sich wund und zerschunden und fragte sich, ob sie jemals wieder schmerzfrei gehen können wurde. Ihre Handgelenke waren blau und purpurfarben, wo seine Hände sie umklammert hatten, und auch ihre Oberschenkel hatten einige Blutergüsse abbekommen. Akkarins Brust und Rücken waren voll blutiger Kratzer, wo sie ihre Fingernägel in seine Haut gegraben hatte. Obwohl Sonea ihn am liebsten noch immer zu Asche verbrannt hätte, glaubte sie, noch nie so befriedigt worden zu sein.

„Statt Kriegskunst heute Nachmittag hätten wir sofort Sex haben sollen“, sagte sie.

„Wenn wir uns das nächste Mal streiten.“

„Das hat dir gefallen, nicht wahr?“

„Und dein Körper hat dich Lügen gestraft.“

Sonea schnaubte. „Das ändert nichts an der Situation.“

„Nein. Aber komm nicht auf die Idee, absichtlich mit mir zu streiten.“

Sonea lachte trocken. „Nein, danke. Das heute hat mir gereicht.“

Akkarin ließ seinen Blick durch das Schlafzimmer schweifen. „Was wohl Takan morgen früh hierzu sagen wird?“

„Will ich das wissen?“, murmelte Sonea.

„Ich glaube nicht.“
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