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Die Bürde der schwarzen Magier I - Der Spion

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P18 / Mix
Ceryni Hoher Lord Akkarin Lord Dannyl Lord Dorrien Lord Rothen Sonea
27.06.2013
27.01.2015
60
658.584
118
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Dieses Kapitel
8 Reviews
 
27.06.2013 14.625
 
So, ihr Lieben! Jetzt habt ihr es fast geschafft. Nach diesem Kapitel kommt nur noch der Epilog und dann geht es mit Teil 2 „Die zwei Könige“ weiter.

Die Rede, die Merin hält, wurde übrigens von einem bekannten Film inspiriert. Vielleicht kommt ihr ja drauf ;)

Mein Dank gilt dieses Mal zwei wunderbaren Personen: ela fürs Fehlerfinden und baronesse für das tolle Sachakanisch. Die Übersetzung findet ihr hinter dem Link und noch einmal am Ende des Kapitels.

Viel Spaß beim Lesen!






***






Kapitel 55 – Bis zum bitteren Ende



Der von dünnen Wolken bedeckte Himmel im Osten leuchtete in einem unheilvollen Rot, als wüsste er bereits, dass ein Tag des Blutvergießens bevorstand. Der Mond, der über den Bergen im Westen hing, war von einer blasseren Variante derselben Farbe, die jedoch allmählich dunkler wurde, je mehr er sich dem Horizont näherte.

Sonea schauderte in der Morgenbrise, die über die Hügelkuppe strich. Sie lag auf dem Bauch und ließ ihren Blick über die Ettkriti-Ebene schweifen. Der kühle Boden unter ihr ließ sie noch mehr frösteln, doch sie sah davon ab, einen Wärmeschild zu errichten, darauf bedacht, ihre Magie für etwas sehr viel Wichtigeres aufzubewahren.

Dasselbe galt für das Überwinden ihrer Müdigkeit, doch Sonea war sicher, diese würde sehr bald wie weggewischt sein.

„Zweihundertfünfzig Sachakaner und noch kein einziger in Sicht“, murmelte sie.

„Es ist noch früh“, sagte Akkarin neben ihr. „Du kannst es wohl kaum erwarten, es ihnen zu zeigen?“

Sie wandte den Kopf. „Sehe ich aus, als wäre ich scharf darauf?“, fragte sie unwirsch.

Er lachte leise. „Allein dein Anblick wird sie das Fürchten lehren.“

Sonea schnaubte. Dachte er, es würde ihr die Nervosität nehmen, wenn er sie neckte?

„Ich will einfach nur, dass dieses Warten endlich vorbei ist“, sagte sie, während sie versuchte, ihre Furcht niederzukämpfen.

Akkarin betrachtete sie nachdenklich. „Lass uns zurückgehen. Lord Gerin wird uns warnen, wenn sich in der Ebene etwas regt.“

Sonea nickte. Sie krochen den Hügel hinab, bis sie weit genug hinter der Kuppe waren, um aufstehen zu können, ohne von der Ebene aus gesehen zu werden.

Akkarins kühle Hand schloss sich um ihre, als sie zurück zum Zeltlager schritten. „Moji m’ize sachaka-zocha yichise ekisi?

Sonea zuckte die Schultern. Sprachen waren nicht ihr Ding, wie sie zu ihrem Verdruß in den vergangenen Monaten gelernt hatte. Von den Lektionen, die Akkarin ihr gegeben hatte, war nicht viel hängengeblieben. Und das alles lag nun eine gefühlte Ewigkeit zurück.

Nima-nivu“, antwortete sie. „Nuta voro m’ize?“

Ahama“, erwiderte er in einem Anflug von Erheiterung.

„Wozu soll das wichtig sein?“, fragte sie. Die Sachakaner würden auch so wissen, dass sie sie töten wollte, wenn sie ihr gegenüberstanden.

„Man kann nie wissen, wozu es nützlich ist.“

Sie erreichten Lager. Inzwischen waren die ersten Magier aufgewacht und saßen Sumi trinkend vor ihren Zelten. Die meisten nickten nur müde, als sie an ihnen vorbei schritten. Von den höheren Magiern waren nur Lady Vinara und Balkan zu sehen, die sich vor dem Zelt der Heilerin leise unterhielten. Als sie die beiden schwarzen Magier erblickten, grüßten sie seltsam respektvoll, was Sonea verstörte.

Während Akkarin im Zelt verschwand, wartete Sonea draußen und sog die klare Morgenluft in tiefen Zügen ein. Sie erblickte Regin, der schlaftrunken aus dem Zelt seines Onkels stolperte, und winkte ihm. Wenig später folgten ihm Garrel, Peakin und Vorel.

Akkarin kehrte mit zwei dampfenden Bechern zurück und reichte Sonea den besser riechenden. Dann schritten sie zu den höheren Magiern. Sie begrüßten einander und nippten dann wortlos an ihren morgendlichen Getränken.

Es geschah, als Sonea etwa die Hälfte ihres Raka getrunken hatte.

- In das Lager der Sachakaner kommt Bewegung, hörte sie Lord Gerins Stimme durch das Blutjuwel, das Akkarin dem Späher mitgegeben hatte.

Durch Soneas Verbindung zu Akkarin, waren die Gedanken des Kriegers nicht so deutlich, wie wenn sie das Blutjuwel kontrollieren würde. Ein verschwommenes Bild der Ebene, auf die sie wenig zuvor herabgeblickt hatte, nur einige Meilen weiter östlich, blitzte in ihrem Geist auf. Etwas Großes, Schwarzes bewegte sich und kam allmählich näher. Als Sonea genauer hinsah, erkannte sie, dass es Menschen waren. Menschen auf Pferden, Menschen auf Karren und Menschen zu Fuß.

- Zieht Euch vorsichtig zurück und kommt dann auf dem schnellsten Weg zum Lager, sandte Akkarin.

- Ich bin unterwegs.

Das Bild der Ebene verschwand, als Gerin den Hügel hinab kroch. Dann erhob er sich und drehte sich um und Sonea spürte sein Entsetzen, jedoch nicht durch sein Blutjuwel, sondern durch eine Gedankenübertragung.

Vor Lord Gerin stand ein großer, breitschultriger Mann mit einem Teint, dessen Goldbraun Sonea im vergangenen Jahr fürchten gelernt hatte.

Ein Sachakaner.

Dann geschah alles ganz schnell.

Gerin riss einen Schild hoch, als der Sachakaner angriff. Die Wucht des Kraftschlags war so groß, dass der Krieger augenblicklich mehr Magie in seinen Schild gab. Er versuchte vergeblich, den darauffolgenden Angriff abzuwehren, und antwortete mit den bekannten Tricks, einen stärkeren Magier zu besiegen, die indes wirkungslos vom Schild seines Gegners abprallten. Der nächste Angriff des Sachakaners zerschmetterte Gerins Verteidigung.

Ein Messer blitzte auf. Es folgten Schmerzen und Todesangst.

Dann war es still.

Sonea rang nach Luft. Erst allmählich realisierte sie, dass es nicht sie selbst gewesen war, die gerade ihr Leben gelassen hatte. Als sie in die Gesichter der anderen Magier las sie darin blankes Entsetzen. Etwas heißes, feuchtes auf ihren Beinen spürend, starrte an sich hinab. Ihre Robe und ihre Stiefel waren mit verschüttetem Raka bedeckt. Sie würde sich noch einmal umziehen müssen.

„Es ist soweit“, sagte Akkarin. „Sie wissen jetzt, dass wir hier sind.“ Er wandte sich zu den höheren Magiern. „Sagt allen, sie mögen sich bereitmachen und sich für eine letzte Besprechung hinter dem Zelt des Königs versammeln.“

„Zu Befehl, Lord Akkarin“, erwiderten sie, ohne zu zögern und mit seltsamer Einigkeit.

Akkarin sah zu Sonea. „Komm“, sagte er. „Kümmern wir uns um die letzten Vorbereitungen.“


***


Mit einem Aufschrei fuhr Dorrien hoch. Gehetzt und schwer atmend blickte er sich in seinem Zelt um. Den entsetzten Blicken der anderen Heiler und der beiden Novizen nach zu urteilen, hatten sie seinen Traum mitbekommen. Hatte er geschrien?

Draußen erklangen gedämpfte Rufe. Jemand steckte den Kopf ins Zelt und rief: „Aufstehen, die Sachakaner kommen!“

Und da wusste Dorrien mit absoluter Sicherheit, dass es kein Traum gewesen war. Ihm gefror das Blut in den Adern.

Es war soweit.

Rasch schlug er seine Decken zurück und verließ mit den anderen das Zelt. Seine Robe war zerknittert, weil er darin geschlafen hatte, doch das war in diesem Moment seine geringste Sorge.

Krieger eilten von Zelt zu Zelt und weckten diejenigen, die noch schliefen. Dorrien bekam einen von ihnen am Ärmel zu fassen, als dieser direkt an ihm vorbei lief.

„Wie viel Zeit haben wir noch?“

„Etwa eine Stunde. Geht hinter die Zelte der höheren Magier und wartet dort bei Eurem Gruppenführer.“

Bevor Dorrien ihm für die Auskunft danken konnte, war der Krieger weitergehastet. Er hielt einen Moment inne, um sich zu sammeln, und sah sich um. Aus einem benachbarten Zelt traten gerade Lady Indria und ihre Novizin. Auch ihnen stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

„Lord Dorrien!“, rief Indria. „Wisst Ihr, was passiert ist?“

„Ich weiß auch nicht mehr als Ihr“, antwortete Dorrien. „Aber ich glaube, sie haben unseren Späher erwischt.“ Er wies zu den Zelten der höheren Magier. „Wir sollen uns dort drüben versammeln.“

Lady Indria nickte. „Dann dauert es also nicht mehr lange.“

Dorrien schüttelte den Kopf. „Eine Stunde ungefähr.“

Die junge Frau und ihre Novizin tauschten einen entschlossenen Blick. „Gehen wir.“

Verstört von dem, was er in den Augen der beiden Frauen gesehen hatte und folgte Dorrien ihnen zu den Zelten der höheren Magier.

„Reserve oder Kämpfer?“, fragte Indria, nachdem er sie eingeholt hatte. Die Stimmung im Lager wirkte auf Dorrien noch panischer, wie als am vergangenen Nachmittag die Sachakanerinnen eingetroffen waren. Das alles erschien ihm seltsam unwirklich und er musste sich zwingen, die Ruhe zu bewahren.

„Kämpfer“, antwortete er. „Und Ihr?“

„Reserve. Allerdings würden Trassia und ich inzwischen lieber kämpfen.“ Die junge Heilerin hob die Schultern. „Wozu heilen, wenn niemand mehr übrig ist, den man heilen kann?“

„Da ist etwas Wahres dran“, murmelte Dorrien. „Wenn wir heute sterben, können wir uns wenigstens nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben, um die Sachakaner aufzuhalten.“

Vor den Zelten der höheren Magier hatte sich bereits eine größere Gruppe von Magiern und Novizen versammelt.

„Wir gehen zu unserem Gruppenführer“, sagte Indria. „Ich wünsche Euch viel Glück, Dorrien.“

Dorrien zwang sich zu einem Lächeln. „Ich Euch beiden auch.“

Kopfschüttelnd sah er ihnen nach. Warum waren es immer die Frauen, die, so sanftmütig sie auf den ersten Blick schienen, tapferer und entschlossener als so mancher Krieger waren? Manchmal fragte Dorrien sich, wie es wäre, würden Novizen nicht auf Grund ihres Geschlechts zu einer bestimmten Disziplin gedrängt, sondern könnten sich wirklich frei entscheiden.

Sich zwischen den anderen Magiern umblickend machte Dorrien sich auf die Suche nach seinem eigenen Gruppenleiter. Er grüßte den Krieger und nickte den beiden Alchemisten zu, die sich bereits dort eingefunden hatten und die aussahen, als hätten sie gerade erst ihren Abschluss gemacht. Während der größere der beiden Kyralier sein musste, konnte sich Dorrien nicht entscheiden, ob der andere ebenfalls Kyralier oder Elyner war. Vielleicht war er auch beides.

Dorrien hatte noch keine Gelegenheit gehabt, seine Gruppe und ihre Dynamik näher kennenzulernen, da er erst am Fort zu ihnen gestoßen war. Auf dem Weg durch die Ödländer war er bei den Magiern seiner Disziplin geblieben, um unangenehmen Begegnungen aus dem Weg zu gehen. Am Nordpass hatte man ihm nur gesagt, unter wessen Führung er kämpfen würde, und dass er als Heiler seine Magie dem gemeinsamen Schild zufügen würde, wozu es zu seiner Erleichterung keiner Vorbereitung bedurft hatte.

„Wir kennen uns noch nicht, glaube ich“, sagte der Alchemist, der zweifelsohne Kyralier war. „Mein Name ist Lord Genel. Das hier ist mein Freund Lord Jarend.“

„Sehr erfreut“, erwiderte Dorrien. „Ich bin Lord Dorrien.“

„Euer Vater hat uns in unserem letzten Jahr unterrichtet. Er ist ein hervorragender Lehrer.“

Dorrien lächelte schief. „Ja, das ist er wohl. Meinen Glückwunsch zu Eurem Abschluss.“

Die beiden Alchemisten strahlten. „Danke“, sagte Lord Genel.

„Wollen wir hoffen, dass das harte Lernen uns an diesem Tag zu irgendetwas nütze sein wird“, fügte sein Freund hinzu.

Dorrien bemerkte den Eifer in den Augen der beiden jungen Männer. Er war sicher, das würde es nicht, doch er schwieg, um ihre Moral nicht zu brechen. „Ich bin sicher, das wird es.“

Wenig später waren sämtliche Magier hinter den Zelten versammelt, redeten aufgeregt durcheinander und spekulierten wild über die genauen Umstände, unter denen der Späher den Tod gefunden hatte. Die schwarzen Magierinnen, die die Verräter als Verstärkung gesandt hatten, standen ein wenig abseits und beobachteten die aufgeregten Magier mit einer Miene, als wären sie einen Stall aufgescheuchter Rassook.

Dann verstummten alle.


***


Sonea streifte ihre schmutzige Robe ab und zog eine frische aus ihrem Kleidersack. Ironischerweise war es die Letzte. Obwohl sie sie zusammengerollt transportiert hatte, war sie ein wenig zerknittert, doch das machte jetzt auch keinen Unterschied mehr. Ein leises Seufzen ausstoßend schlüpfte sie hinein.

Akkarin war derweil damit beschäftigt, ihre Speichersteine einer letzten Prüfung zu unterziehen. Er füllte je zwei in zwei kleine Lederbeutel und legte noch einen von den wilden hinzu. Die übrigen steckte er in einen gesonderten Beutel.

„Verteile du die Blutringe“, sagte er und reichte Sonea die Schatulle, in der sich die Ringe befanden, die sie am Nordpass angefertigt hatten. „Ich werde die Speichersteine ausgeben.“

Er zog eine kleine Schatulle aus seinem Kleidersack und holte seinen Blutring heraus. Seit sie die Ringe gemacht hatten, hatte er ihn erst zwei Mal getragen. Bei der Schlacht von Imardin und während ihrer Jagd auf Savara und den aus dem Gefängnis geflohenen Spion Ikaro. Zu anderen Gelegenheiten, wie in der Arena oder auf dem Weg zur Ettkriti-Ebene, hatten sie immer über Soneas Blutjuwel kommuniziert. Früher hätte sie das verletzt, doch sie hatte begriffen, dass Akkarin sich auf Grund seiner früheren Erfahrungen in Sachaka schwer damit tat, sich anderen zu öffnen, und dass seine Verschlossenheit nicht immer nur daher rührte, möglichst wenig von seinen Absichten preiszugeben.

Und was sie betraf, so gefiel es Sonea, wenn er mysteriös, verschlossen und ehrfurchtgebietend war. Rückblickend auf das vergangene Jahr musste sie indes feststellen, dass Akkarin sich ihr gegenüber zu öffnen begonnen hatte, was den Raum für Konflikte verringerte und den Umgang mit ihm erleichterte.

Soneas Herz wurde schwer, als sie daran zurückdachte, wie sie begonnen hatte, genau diese Eigenschaften zu mögen und wie sich ihr Verhältnis durch ihre aufkeimende Liebe verändert hatte. Seit jener Zeit war viel geschehen. Vieles davon hätte sie sich einst nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorgestellt. Sie fand, dass es das wert gewesen war, selbst wenn es hier und heute enden sollte.

Aber es gab etwas, das sie nicht konnte.

Ob wir in diesem Krieg sterben, hängt nicht davon ab, ob wir verheiratet sind oder nicht. Aber ich werde nur mit dir als meiner Frau in diesen Krieg ziehen.

Es war unerfreulich, aber sie musste es tun.

„Akkarin.“

Er sah auf. Sein Blick war so durchdringend, dass Sonea ihm nicht lange standhalten konnte.

„Ich bin mehr als dankbar und glücklich, dass ich für zwei Wochen deine Frau sein durfte.“ Während sie sprach, blickte sie auf ihre Hände. Es war auch so schon schwer genug zu ertragen. „Aber ich kann nicht als deine Frau mit dir kämpfen. Als deine Novizin, ja. Aber nicht als deine Frau.“

Sie zog den Ehering von ihrem Finger und legte ihn in die kleine Schatulle. Dann nahm sie die Kette ab, die Akkarin ihr zur Hochzeit geschenkt hatte, und legte sie dazu.

„Sonea, sieh mich an.“ Seine Stimme war sanft, aber voll Autorität.

Sonea gehorchte, ohne zu zögern. Selbst im Sitzen überragte er sie noch, wie sie schaudernd feststellte.

„Du bist auch ohne den Ring meine Frau.“

Sie verspürte eine ungeahnte Erleichterung ob seiner Worte. Sie hatte schon gefürchtet, er würde denken, sie wolle überhaupt nicht mehr mit ihm verheiratet sein.

„Aber es wird mir leichter fallen zu kämpfen, wenn ich nicht ständig daran erinnert werde“, wandte sie ein.

Akkarin beugte sich zu ihr hinab und küsste sie lange und zärtlich.

„Ich liebe dich“, flüsterte sie, als er von ihr abließ.

„Sonea, ich …“, begann er, doch sie legte einen Finger auf seine Lippen.

„Nicht. Sag es mir, wenn alles vorbei ist.“

Er hob fragend die Augenbrauen. „Was soll das nützen, Sonea?“

„Du hast es mir beim letzten Mal verboten. Jetzt bin ich an der Reihe.“

Akkarin bedachte sie mit dem Halblächeln, das sie so sehr an ihm liebte und das ihr das Herz zerriss. Er beugte sich erneut zu ihr, um sie ein letztes Mal zu küssen.

„Komm“, sagte er dann und nahm ihre Hand. „Es wird Zeit.“

Gemeinsam verließen sie das Zelt und traten auf den Platz hinter dem Lager, wo ihre Streitmacht sie erwartete.


***


Dannyl hielt den Atem an, als Akkarin und Sonea aus ihrem Zelt traten. Sie hielten sich an den Händen, doch nichts daran erinnerte an ein sich liebendes Paar. Akkarins Züge waren undurchdringlich und hart, die Soneas entschlossen und gefasst. Die beiden schwarzen Magier schritten durch die Menge, die sich schweigend vor ihnen teilte, und nahmen ihre Plätze an der Seite von König Merin und dem Hohen Lord ein.

„Heute ist ein denkwürdiger Tag“, eröffnete der König seine Rede. Seine Stimme hallte unverstärkt, aber für jedermann hörbar, über das Lager. „Heute wird die Magiergilde von Kyralia Geschichte schreiben. Denn heute werden wir für unsere Freiheit und unsere Unabhängigkeit kämpfen. Und wir werden sie verteidigen, ungeachtet unserer Herkunft, oder der Form der Magie, die wir praktizieren. Denn es kommt nicht darauf an, welcher Waffen wir uns bemächtigen, sondern nur darauf, wie wir diese einsetzen, um das zu bewahren, was uns lieb und teuer ist.

„Dies ist eine bittere Lektion, die wir alle im vergangenen Jahr lernen mussten. Doch ohne sie würden wir heute nicht hier stehen, um die Werte der Verbündeten Länder zu verteidigen. Heute werden wir für den Erhalt unserer Zivilisation und unserer Kultur kämpfen. Wir werden uns nicht wie der Harrel in unserem Bau verkriechen, darauf hoffend, dass der Sturm vorüberzieht. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere zivilisierte Welt untergeht. Wir werden uns nicht ergeben, sondern kämpfend sterben. Denn heute ist der Tag, an dem weder Kyralia, noch Elyne, noch ein irgendein anderes Verbündetes Land zu einem Ort von Tyrannei und Verzweiflung werden wird. Heute ist der Tag, an dem wir uns erheben und laut erklären: Kyralia gehört uns und nichts und niemand wird es uns wegnehmen!“

Der König stieß seine Faust in die Luft. „Für Kyralia! Für die Verbündeten Länder! Für die Freiheit!“

Der Sturm der Begeisterung, der ausgelöst von seinen Worten unter den Magiern ausbrach, war ohrenbetäubend. Merins Rede war so bewegend gewesen, dass Dannyl nicht anders konnte, als mit einzustimmen. All die Monate seit der Schlacht von Imardin hatte er diesem Ziel geopfert. Wenn er hier und heute starb, dann konnte er diese Welt in dem Wissen verlassen, das Richtige getan zu haben. Er dachte an Tayend, doch in diesem Augenblick spürte er kein Bedauern, sondern nur Erleichterung. Selbst, wenn dieser Ort der letzte war, den er je betreten hatte, würde er seinem Gefährten durch sein Opfer eine sicherere Zukunft gewährt haben.

Oder es zumindest versucht haben.

Nachdem der Jubel verebbt war, rief Akkarin die Gruppenführer zu sich. Er und Sonea händigten jedem einen Blutring und einen Speicherstein aus. Lord Peakin verteilte derweil die Beutel mit den Schildsenkern an die Alchemisten.

Neugierig warf Dannyl einen Blick in seinen Beutel. Die Phiolen, die er mit Rothen entsprechend ihres Inhalts gekennzeichnet hatte, waren ordentlich in vier Fächer sortiert. Er entdeckte Rot für Feuersturm, Gelb für Blitzschlag, Weiß für Sakans Atem und Schwarz für die Schildfaust, wie sie den Schildsenker getauft hatten, dessen magnetische Eigenschaften eine magische Barriere wie ein Kraftschlag verformten. Als sie auf die Idee gekommen waren, die Phiolen zu markieren, hatten sie überlegt, jedem Alchemisten nur eine Sorte Schildsenker zu geben. Lord Sarrin hatte sie indes darauf hingewiesen, dass dies es den Sachakanern erleichtern könnte, sich auf die unbekannten Waffen einzustellen.

Als Dannyl wieder aufsah, war der Hohe Lord gerade dabei, jedem Gruppenführer eine schwarze Robe auszuhändigen, welche die Krieger und Lady Vinara, die ihre eigene Gruppe koordinierte, über ihre eigenen Roben zogen. Wie so manch anderes Detail dieses Feldzuges war dies in der Gilde lange diskutiert worden, was bei Dannyl selbst jetzt noch für Erheiterung sorgte. Schließlich waren die höheren Magier übereingekommen, es sei zumindest einen Versuch wert, die Sachakaner auf diese Weise dazu zu bewegen, ihre Magie zu verschwenden, und sie davon abzuhalten, sich auf Akkarin und Sonea zu fixieren. Möglicherweise würden die Sachakaner sogar denken, die Gilde hätte weitere schwarze Magier ausgebildet, weil sie nicht wussten, dass die Gruppenführer im Besitz von Speichersteinen waren. Obwohl Dannyl sicher war, ihre Feinde würden die List früher oder später durchschauen, bereitete ihm der Gedanke an dieses Versteckspiel diebische Freude.

Balkan war der Letzte, der sich seine schwarze Robe überzog und Blutring und Speicherstein erhielt.

„So fühlt man sich also als Hoher Lord“, bemerkte er.

Einige Magier lachten nervös. Selbst Dannyl konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Tatsächlich fand er, Balkan hatte nie so sehr wie jetzt wie das Oberhaupt der Gilde ausgesehen.

Zuletzt erhielten die Heiler, die als Reserve und zum Versorgen der Verletzten zurückblieben, ein Blutjuwel und einen Speicherstein. Dann bat Akkarin Zalava zu sich.

„In diesem Beutel befinden sich die Speichersteine, von denen ich gestern Abend sprach“, sagte er. „Sie dürfen nur innerhalb der Schlucht eingesetzt werden. Geht vorsichtig damit um.“

Zalava nickte ernst. „Ihr könnt Euch auf uns verlassen“, sagte sie und nahm die Speichersteine entgegen.

„Ich habe nichts anderes erwartet“, erwiderte der schwarze Magier.

Dannyl erschauderte. Plötzlich verstand er mehr denn je, warum Akkarin noch immer die Loyalität so vieler Magier besaß. In den Monaten, die Dannyl in Elyne und Sachaka verbracht hatte, waren die Furcht und das Misstrauen, das die Gilde dem schwarzen Magier auch nach der Schlacht von Imardin noch entgegengebracht hatte, wieder in Respekt und Ergebenheit umgeschlagen. Und auch Dannyl erkannte, dass seine jahrelange Furcht sich in soeben endgültig genau das verwandelt hatte.

Wenigstens haben sie sich darauf besonnen, bevor es zu spät ist, fuhr es ihm durch den Kopf.

Nachdem alle Gruppen ihre Ausrüstung erhalten hatten, stiegen König Merin und seine beiden Begleiter auf ihre Pferde und führten die Magier hinunter in die Ebene.


***


„Euer Majestät, seid Ihr sicher, dass Ihr das tun wollt?“ Lord Roldens Augen waren von Furcht erfüllt, als er die Frage stellte. Die Farbe war indes bereits aus seinem Gesicht gewichen, als der Späher den Tod gefunden hatte.

Merin betrachtete den jüngeren seiner beiden magischen Berater verärgert. Ihm war wohl bewusst, dass weder seine Paraderüstung, deren Sinn rein symbolischer Natur war, noch Roldens Magie ihn schützen würde. „Ich habe nicht entschieden, die Gilde in diesen Krieg zu führen, nur um jetzt den Schwanz einzuziehen, wie ein Yeel, den man geschlagen hat“, sagte er.

„Euer Vorhaben ist gefährlich“, wandte sein Berater ein. „Ich würde empfehlen, Euch zurückzuhalten, zum Lager zurückzukehren und von nun an alles der Führung der Gilde zu überlassen …“

„ … über die ich das letzte Wort habe“, schnitt Merin ihm das Wort ab. Er wusste, was Rolden sagen würde, doch er wollte es nicht hören. Für ihn stand außer Frage, Balkan oder Akkarin zu diesem rhetorischen Schlagabtausch mitzunehmen. Die Sachakaner sollten die Gesichter der wichtigsten Magier der Gilde nicht bereits erblicken, bevor die Schlacht überhaupt begann.

„Euer Majestät, bei allem Respekt …“

„Rolden“, knurrte Merin. „Ich werde das hier tun, egal wie Ihr darüber denkt. Wenn dieser sachakanische Bastard so etwas wie Anstand besitzt, wird er mich nicht anrühren. Ich will kein Wort mehr darüber hören.“ Er warf einen Blick zum Hohen Lord und seinem Vorgänger. „Auch nicht von Euch.“

„Ja, Euer Majestät“, erwiderten die beiden Männer. Balkans Antwort klang zähneknirschend, aber auch Akkarin schien sich seinem Befehl nur unwillig zu fügen. Doch das war dem König egal, solange sie sich überhaupt fügten und keine Diskussion anfingen.

Rolden sah aus, als wolle er protestieren, hielt sich zu Merins Erleichterung jedoch zurück. Der König hatte dringendere Sorgen als den Ungehorsam seiner Untergebenen. Und er wollte den Mann, der so versessen darauf war, ihm sein Land zu nehmen, persönlich kennenlernen. Einige von Marikas Motiven waren gar nicht so unedel, denn neben Rache für die Niederlage im letzten Krieg sein Gegner Wohlstand und Frieden für die Bewohner seines Landes – Ziele, die jeder gute Herrscher verfolgte.

Aber er wollte sie auf dem falschen Weg erreichen.

Was nützten Wohlstand und Frieden, wenn sie den Konflikt ihrer beiden Länder noch verschlimmerten?

Wahrscheinlich ist der Konflikt für Marika beendet, wenn Kyralia besiegt und die Gilde ausgelöscht ist, fuhr es Merin durch den Kopf. Aber die Bevölkerung würde sich erinnern. Irgendwann würden sie sich gegen die Unterdrückungsherrschaft der Sachakaner erheben, so wie sie es schon einmal getan hatten.

Ein Teil von Merin hegte noch immer die Hoffnung, der sachakanische König würde Vernunft annehmen und von einem Angriff absehen, wenn auch sie verschwindend war. Der Versuch, den Krieg auf diplomatischem Wege zu verhindern, war gescheitert. Aber Merin war es seinem Land schuldig, es zumindest zu versuchen. Dann würde er sich hinterher nicht vorwerfen müssen, nicht alles in seiner Macht stehende versucht zu haben, um Kyralia vor dem Untergang zu bewahren.

Er blickte zur Furt, hinter der die Armee seines Widersachers allmählich vorrückte. Hinter Merin hatten die Gildenmagier ihre Stellungen bezogen. Einige Verräter hatten sich unter sie gemischt, während die anderen in der kleinen Schlucht in den Hügeln lauerten. Der König hoffte, er würde weit genug fort sein, wenn einer dieser Speichersteine explodierte. Lord Rolden war in alldem sein einziger Schutz. Merin hatte es kategorisch abgelehnt, dass die Gilde ihre Ressourcen auf ihn verwendete.

„Die in den für meinen Schutz vorgesehenen Speicherstein enthaltene Magie könnte über Sieg oder Niederlage entscheiden“, hatte Merin erklärt. „Ich nehme meinen Tod bereitwillig in Kauf, wenn Kyralia dafür seine Freiheit behält. Und ich will darüber keine Diskussionen mehr hören.“

Dem alten und dem neuen Hohen Lord war nichts anderes übriggeblieben, als seine Entscheidung, wenn auch widerwillig, zu akzeptieren. Merin hatte jedoch den Blutring an sich genommen, den Akkarin ihm gegeben hatte. So würde er während der Schlacht über die Geschehnisse auf dem Laufenden sein.

Merin lächelte unwillkürlich, als er an diese Diskussion zurückdachte. Er konnte sich wirklich glücklich schätzen, seine Armee in so fähigen und loyalen Händen zu wissen. Es gab ihm die Gewissheit, dass die Gilde auch ohne ihn fortbestehen würde. Seit der Schlacht von Imardin hatte er alles in die richtigen Wege geleitet. Den Rest würde die Gilde selbst vollbringen, sollte sie diesen Tag überleben.

Er wandte sich zu seinen Beratern. „Lord Rolden, Captain Arin, wenn Ihr mir bitte folgen möget.“

Die beiden Männer bestiegen ihre Pferde und nahmen ihre Positionen zu seinen beiden Seiten ein. Dann ritten sie zur Furt.

Nachdem sie etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, machte Merin eine Veränderung in der Bewegung der gegnerischen Streitmacht aus. Während die Mehrheit der Sachakaner zum Stillstand gekommen war, bewegten sich drei Reiter auf ihre Seite der Furt zu.

Nicht weit vom Ufer entfernt zügelte Merin sein Pferd. Die anderen Reiter es ihm gleich, so als wäre der Fluss eine Grenze, deren Überschreiten den Krieg nicht mehr aufhalten würde. Als Merin die drei Reiter auf der anderen Seite der Furt näher betrachtete, runzelte er die Stirn. Irgendetwas an ihren Gesichtern war seltsam. Er blinzelte, dann begriff er, dass ihre Gesichter entweder halb oder vollständig von seltsamen Masken bedeckt waren.

Was wollen sie damit bezwecken?

Er nahm einen tiefen Atemzug. „Ich bin König Merin, Sohn von Terrel!“, rief er über die Furt. „Das hier sind meine Berater Lord Rolden und Captain Arin und wir fordern Euch auf, den Krieg gegen Kyralia für beendet zu erklären und Euch zurückzuziehen. Wenn Ihr Euch dazu bereit erklärt, werden wir Euch verschonen.“

Er brauchte nicht lange auf die Antwort warten.

„Ich bin König Marika, Sohn von Vareka und Erbe des Großen Sachakanischen Imperiums.“ Die Stimme war tief und hart und hatte einen fremdländischen Akzent. „Das hier sind meine Kriegsmeister Kachiro und Yirako und ich sage Euch, wir werden uns nicht zurückziehen. Ihr befindet Euch widerrechtlich auf meinem Territorium. Ergebt und unterwerft Euch oder sterbt. Es ist mir gleich, wie Ihr entscheidet, denn noch ehe dieser Tag zu Ende ist, werden die Gildenmagier vernichtet sein und Kyralia und Elyne werden uns gehören.“

Das werden wir ja sehen, dachte Merin grimmig.

„Dann lasse ich hiermit Euch, Marika, Sohn von Vareka und Erbe des Großen Sachakanischen Imperiums wissen, dass wir uns nicht ergeben werden! Wir werden kämpfen und wir werden nicht aufhören, bis auch die letzten Überreste Eures Imperiums untergegangen sind.“

Marikas Lachen hallte über die Furt. „Tapfere Worte für einen Nichtmagier. Doch Ihr habt meinen Respekt, weil Ihr Euch aus Eurem Versteck gewagt habt.“

Merin beschlich das Gefühl, dass sein Gegner sich über ihn lustig machte.

„Marika, Sohn von Vareka“, rief er. „Das hier ist mein letztes Angebot: Erklärt den Krieg für beendet und nehmt Friedensverhandlungen mit uns auf und wir werden diese Angelegenheit vergessen.“

„Das heißt, Ihr werdet Euch uns nicht freiwillig unterwerfen?“

Was denkst du, wer du bist? „Nein, das werden wir nicht!“, antwortete Merin.

„Wie Ihr wünscht“, erwiderte der sachakanische König. „Dann werden wir Euch zwingen.“

„Nur zu“, forderte Merin ihn heraus. Er wendete sein Pferd und nickte seinen Beratern zu. „Reiten wir zurück. Es ist alles gesagt.“

Er wartete auf einen Angriff, doch es kam keiner. Vielleicht besaß Marika doch so etwas wie Anstand. Dennoch wagte der König es nicht zurückzublicken, sondern hielt hocherhobenen Hauptes auf seine eigene Streitmacht zu.


***


Sonea beobachtete, wie der König und seine beiden Begleiter zu ihnen zurückkehrten. Mit einem Mal empfand sie eine ungeahnte Mischung aus Bewunderung und Respekt für diesen Mann, weil er es gewagt hatte, seinem Gegner auf diese altmodische Weise gegenüberzutreten. Etwas Ähnliches hatte Merin bei der Invasion der Ichani getan, doch damals hatte er sich nur acht schwarzen Magiern gegenübergefunden. Verglichen mit der Armee auf der anderen Seite der Furt erschien Sonea die Bedrohung von damals wie ein dummer Scherz. Es hatte sie beeindruckt, dass der König weder Furcht noch Unsicherheit vor seinen Feinden gezeigt hatte. Seine grimmige Entschlossenheit war nahezu ansteckend und sie hatte das Gefühl, den Herrscher Kyralias in den letzten beiden Wochen erst richtig kennengelernt zu haben. Sofern man einen Mann wie Merin überhaupt jemals wirklich kennenlernen konnte.

Inzwischen war die Sonne aufgegangen und warf ein diffuses Licht durch die dünnen Wolken am östlichen Himmel. Für Sonea war dies so unwirklich wie alles an diesem Tag. Angefangen von ihrer plötzlichen Sympathie für den König, bis zu der Tatsache, dass nur eine Meile entfernt eine ganze Armee schwarzer Magier darauf wartete, sie auszulöschen.

Auf der anderen Seite der Furt regte sich das feindliche Heer. Nicht mehr lange und es würde sich zeigen, ob der Trick mit den Phiolen erfolgreich war.

Als Merin die höheren Magier erreichte, zügelte er sein Pferd und stieg ab.

„Euer Majestät, wie Euer Gespräch gelaufen?“, fragte Balkan.

Merin warf einen Blick zurück zur Furt. „Wie zu erwarten. Ich habe ihm angeboten, den Konflikt friedlich zu lösen, woraufhin er unsere Unterwerfung gefordert hat.“ Ein unerwartet finsteres Lächeln huschte über seine Miene. „Er hat mir keine Wahl gelassen“, fügte er ironisch hinzu, dann wurde er jedoch wieder ernst. „Er hatte zwei Begleiter, Kachiro und Yirako, die er als seine Kriegsmeister bezeichnet hat. Lord Akkarin, sagen Euch diese Namen etwas?“

„Kachiro ist ein mächtiger Ashaki aus der Stadt und ein enger Vertrauter Marikas“, antwortete Akkarin. „Er hat Marikas Magier unterwiesen, damit sie organisiert gegen uns antreten können. Yirako ist ein Ichani, der einen nicht geringen Teil des Nordwestens des Landes für sich beansprucht. In den vergangenen Jahren hat er mehrere Anhänger um sich geschart. Marika hat ihn zu seinem Verbündeten gemacht, um ihn später nicht als Feind zu haben.“

„Hätte ich das gewusst, hätte ich versucht, sie über die Furt zu locken.“

Akkarin lächelte humorlos. „Vielleicht hättet Ihr das.“

Sonea war der Unterhaltung nur halb gefolgt. Die ersten Sachakaner hatten die Furt erreicht. Sie fächerten aus, bis ihre vorderste Reihe mehr als dreimal so breit wie die Straße war.

„Es geht los“, murmelte sie. Eine seltsame Ruhe überkam sie. Jetzt hieß es töten und getötet werden.

An alle Gruppen, sandte Akkarin. Haltet Euch bereit, einen Schild zu errichten. Greift nach Belieben an, sobald sie in Reichweite sind.

„Viel Erfolg“, wünschte Merin ihm und Sonea. Er steckte seinen Blutring an, dann stieg er wieder auf sein Pferd und ritt an den Gruppen vorbei, wobei er bei jeder kurz hielt, um ihnen dasselbe zu wünschen. Dann zogen er und seine Begleiter sich zur in den Hügeln wartenden Reserve zurück.

Mit wachsender Nervosität sah Sonea zu, wie die ersten Sachakaner die Furt überquerten. Sie griff in den Beutel an ihrem Gürtel und zog einen Speicherstein heraus, bereit seine Energie anzuzapfen. Akkarin holte einen seiner eigenen Speichersteine hervor und umschloss ihn mit seiner Hand. Sonea hoffte, dass sie weit genug von der Furt entfernt waren, um nicht zu viel Magie zu verschwenden, wenn die Schildsenker ihre zerstörerische Wirkung unter den Füßen ihrer Feinde entfalteten.

„Vielleicht hätten wir die Phiolen auch zu den Seiten der Straße vergaben sollen“, murmelte sie.

„Das hätte zu einer Verschwendung unserer Ressourcen führen können“, erwiderte Akkarin. „Doch unsere List genügt, um ein Loch in ihre Formation zu reißen. Sie werden ihre Schilde noch nicht errichtet haben, weil sie nicht mit einem Hinterhalt rechnen.“

Sonea nickte.

Plötzlich zerriss ein blendend heller Blitz die Ebene, gefolgt von einer Welle aus Hitze und Magie. Sonea reagierte instinktiv und errichtete einen Schild um sich und Akkarin.

„Das war er der Erste“, hörte sie ihn murmeln.

Unter den Magiern brach Jubel aus.

Es folgte eine Vielzahl weiterer Explosionen von ähnlicher Wucht in so kurzen Abständen, dass es Sonea unmöglich war, sie zu zählen. Aus der Ferne glaubte sie, die Luft vibrieren zu sehen, als die Sachakaner begriffen, was geschehen war, und sich mit Schilden schützten. Und als sie genauer hinsah, war sie sicher, dass drüben in der Furt mehr verkohlte Körper lagen, als Explosionen stattgefunden hatten. Viel mehr.

Schaudernd richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf diejenigen Gegner, die noch am Leben waren und die nun, wenn auch in einer etwas ungeordneten Formation, sehr rasch näher kamen.

Für ihren Geschmack waren es noch immer zu viele.

„Wir werden erst die Speichersteine aufbrauchen“, teilte Akkarin ihr leise mit. „Und wir bleiben unter dem gemeinsamen Schild, bis ich etwas anderes sage.“

„Ja, Lord Akkarin“, erwiderte Sonea.

Es ist nicht so viel anders als in der Arena, redete sie sich ein. Nur, dass unsere jetzigen Gegner sehr viel stärker und gewillt sind, uns zu töten.

Schneller, als Sonea lieb war, hatten die ersten Sachakaner sie erreicht. Wie die Gilde bildeten sie Gruppen, die zwar kleiner und weniger organisiert schienen, die aber dennoch in ihrer Stärke nicht zu unterschätzen waren.

„Ichani“, sagte Akkarin mit einem Blick auf ihre Gegner. „Savara hatte recht.“

Sonea lächelte grimmig. „Dann tun wir Marika doch den Gefallen und schaffen sie ihm aus dem Weg.“

Akkarins Mundwinkel zuckten. „Wie ich vorhin sagte, du wirst die Sachakaner noch das Fürchten lehren.“

Ohne ihre Antwort abzuwarten, schlug er los. Noch bevor die Gruppe, die er als Ziel ausgesucht hatte, auf seinen Angriff reagieren konnte, folgten die anderen Gruppenführer seinem Beispiel und griffen ihrerseits Sachakaner in ihrer unmittelbaren Nähe an. Bald war die Luft erfüllt von roten und blauen Blitzen und den spektakulären Effekten, wenn eine von Rothens Phiolen auf einen gegnerischen Schild traf.

Während Sonea ihren gemeinsamen Schild hielt, beobachtete sie, wie die anderen Magier sich mit den Sachakanern duellierten. Die wenigsten sahen die Schildsenker kommen und erlitten einen beinahe Zusammenbruch ihrer Verteidigung, die durch die Zusammenarbeit in ihren Gruppen jedoch rasch wieder aufgebaut wurde.

Es dauerte jedoch nicht lange, bis Balkans Gruppe einen Teilerfolg erzielte und der erste Sachakaner fiel. Die anderen beiden Magier in seiner Gruppe stoben auseinander und wurden nacheinander durch Schildsenker und gezielte Hitzeschläge erledigt. Der Tod kam für sie so überraschend, dass ihnen keine Gelegenheit blieb, ihre verbleibende Magie aufzubrauchen und sie in Flammen aufgingen.

Was für eine Verschwendung, dachte Sonea. Sie hätten diese Magie gut gebrauchen können, doch sie und Akkarin waren zu weit entfernt, als dass sie die sterbenden Magier rechtzeitig erreicht hätten.

Angespornt von Balkans Erfolg hatten auch die übrigen Gruppen ihre ersten Gegner nach einigen Startschwierigkeiten getötet. Lady Vinaras Mund war zu einer dünnen Linie zusammengepresst, als sie einem Sachakaner den Garaus machte. Sie war die einzige Heilerin, die eine Gruppe anführte, und mit ihrem strengen Gesichtsausdruck und der schwarzen Robe wirkte sie wie ein finsterer Rächer inmitten der Alchemisten, die Feuersturm- und Blitzschlag-Phiolen warfen. Sonea lächelte unwillkürlich und wandte sich wieder ihrem Zweierteam zu.

Akkarin war bereits dabei, die zweite Gruppe Ichani anzugreifen und das vollkommen ohne Rothens Schildsenker.

„Sie würden uns vorsichtiger und damit weniger flexibel machen“, hatte er gesagt, als Sonea ihn gefragt hatte, warum sie ohne Schildsenker kämpfen würden. „Zudem wäre es mir lieber gewesen, dies mit dir im Unterricht zu üben, doch dazu war nicht mehr genug Zeit.“

Insgeheim war Sonea das recht. Sie taten nichts anderes als das, was sie monatelang in der Arena geübt hatten, und sie war zu beeindruckt davon, wie Akkarin die Sachakaner mit bloßer Magie tötete, dass sie nicht einmal neidisch war, weil sie nur den Schild hielt. Es vermittelte ihr ein Gefühl von Sicherheit inmitten des Chaos der Schlacht.

„Wir sollten tauschen“, sagte er, als ihre zweite Gruppe fiel. „Noch sind es nur Ichani, amüsier dich ein wenig mit ihnen. Ihre Strategie ist für sachakanische Verhältnisse überraschend gut, aber nichts, womit du nicht fertig werden könntest. Die Ashaki werden weitaus gefährlicher sein.“

Sonea warf ihm einen feixenden Blick zu. „Wie Ihr befiehlt, Lord Akkarin.“

Sie sah sich um und brauchte nicht lange suchen, als drei Sachakaner direkt auf sie zuhielten. Sie spürte, wie Akkarin ihren Schild übernahm und dann zog sie ihr gesamtes Register von Tricks, die sie für den Kampf gegen einen stärkeren Magier gelernt hatte.


***


Als Kriegsmeister Harko zum Aufbruch aufrief, ließen Savara und ihre „Sklaven“ sich Zeit damit, den Karren zu beladen. So waren sie die Letzten, die das Tal verließen und auf die Straße zurückkehrten. Der Morgen war klar und die Sicht über die Berge hätte nicht besser sein können. Savara beunruhigte das jedoch, weil sie so von weitem zu sehen waren.

Auf der Straße warteten bereits zwei vertraute Gestalten mitsamt Gepäck und Sklaven. Die eine machte ein finsteres Gesicht, als sie Savara erblickte.

„Da bist du ja endlich“, schnarrte Malira. „Was hast du getrieben, dass du so lange gebraucht hast?“

Savara lenkte ihr Pferd auf die Straße. „Wasserschläuche aufgefüllt.“

„Es heißt, in Kyralia gibt es auch Wasser“, sagte die Ichani.

„Das mag sein, aber bis wir dort sind, wird es noch ein paar Stunden dauern.“ Savara hob die Schultern. „Und meine Pferde und meine Sklaven sind durstig.“ Sie lenkte ihr Pferd auf die Straße, der Karren ihrer Begleiter folgte. „Kommt“, sagte sie, Maliras säuerliche Miene ignorierend, „wir sollten zumindest dafür sorgen, dass wir den Anschluss nicht verlieren.“

Maliras Augen verengten sich gefährlich. „Du weißt doch etwas, das du uns vorenthältst.“

„Und was soll das sein?“, fragte Savara kühl.

„Vielleicht geheime Informationen über einen Hinterhalt der Gildenmagier am Südpass?“

Savara stieß einen betont resignierten Seufzer aus. Langsam und bedächtig wandte sie sich im Sattel zu der anderen Frau um. „Ich habe euch gestern alles gesagt, was ich weiß. Mein Informant ist kein Freund von Details.“

„Das sagst du.“ Malira betrachtete sie abschätzig. „Wir werden sehr bald sehen, ob du uns alles gesagt hat. Und wenn nicht, werde ich dafür sorgen, dass du es bereust.“

Arlava zischte wütend. „Wir sind kurz davor, in einen Hinterhalt zu tappen und ihr habt nichts Besseres zu tun, als euch zu streiten“, knurrte sie. „Macht weiter so und ich werde mir noch einmal überlegen, ob ich wirklich bereit bin, einer von euch den Hals zu retten.“

Zu Savaras Erleichterung verstummte Malira. Auch ohne diese unsinnige Ablenkung kam es einer Herausforderung gleich, die Umgebung unauffällig im Auge zu behalten. Der Südpass war nur noch wenige Wegstunden entfernt und bis dorthin bot die Beschaffenheit des Geländes genügend Gelegenheiten für einen Hinterhalt. Irgendwo auf dem Weg dorthin würde was auch immer passieren. Akkarin wusste über ihr Vorhaben Bescheid. Savara hoffte, seine Gilde würde nicht in ihre Pläne intervenieren.

Etwa eine Stunde lang ritten sie bergauf, und während sie höher und höher stiegen, stieg auch die Sonne dem Zenit entgegen. Weiter vorne glitten die anderen Magier aus den Sätteln ihrer Pferde und gingen zu Fuß weiter, als der Weg steiler wurde. Savara und ihre Begleiterinnen zogen es jedoch vor, zu reiten, um auf eine plötzliche Flucht vorbereitet zu sein.

Zu beiden Seiten wurden die Felswände allmählich höher. Ein ungutes Gefühl beschlich Savara und sie bedeutete Arlava und Malira, sich mit ihr zurückfallen zu lassen. Wäre das hier nicht der perfekte Ort für einen Hinterhalt?

„Wir sollten jetzt vorsichtig sein“, murmelte sie. „Am besten wir …“

Bevor sie den Satz zu Ende bringen konnte, explodierte die Welt um sie herum in grellem Weiß. Instinktiv riss sie einen Schild hoch, ihr Pferd bäumte sich auf und warf sie ab. Schreie erklangen und etwas, das wie das Grollen eines Donners durch die Schlucht hallte. Spürend, wie ihr Schild von einem Hagel von Felsen getroffen wurde, gab Savara mehr ihrer Kraft hinein. Mehrere Wellen von Magie rasten über sie hinweg und zerrten an ihrem Schild, während sie sich so klein wie möglich machten, um die Schildfläche zu verringern.

Dann hörte es plötzlich auf.

Savara öffnete die Augen und sah sich entsetzt um. Helle Flecken tanzten vor ihren Augen und störten ihre Sicht. Ärgerlich blinzelte sie sie fort. In dem sich lichtenden Staub breitete sich ein Bild des Grauens aus. Ein großes Stück der Wand über ihr war abgebrochen und auf die Straße gestürzt. Der Teil der Straße, der zum Pass hinauf führte, sah indes nicht besser aus. Unter den Felsbrocken lagen die verkohlten Überreste von Magiern, Karren, Pferden und Sklaven. Den wenigen Magiern, die noch aufrecht standen, standen Verwirrung und Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Savara drehte sich zu ihrem Karren um. Zu ihrer Erleichterung waren ihre Begleiter unversehrt, weil ihr Schild die Wellen der Explosion abgehalten hatte.

„Los, bringt euch in Sicherheit!“, zischte die den vier Kyraliern zu.

Ihre Begleiter zögerten.

„Lauft!“, befahl Savara. „Ich finde euch später.“

Kal, Ina und die anderen beiden Männer gehorchten verstört. Nachdem sie vom Karren geklettert waren, richtete Savara den Blick wieder auf das Chaos, das sich vor ihr ausbreitete.

Neben ihr richtete Malira sich stöhnend auf. „Was ist passiert?“

Savara zuckte die Schultern. „Ein Überraschungsangriff der Kyralier?“

Nur allmählich begriff sie, was geschehen war. Irgendwie war es den Gildenmagiern gelungen, die Schlucht zu zerstören. Die Explosion hatte einige Magier unvorbereitet getroffen und die durch ihren Tod freigesetzte Magie hatte alles Lebendige, das sich nicht durch einen starken Schild schützen konnte, mit in den Tod gerissen und weitere Verwüstung angerichtet.

Aber wo waren dann die Gildenmagier? Warum griffen sie die Überlebenden nicht an?

„Ich gehe nachsehen, was da los ist.“ Bevor Savara reagieren konnte, erhob Malira sich und rannte tiefer in die Schlucht, wobei sie leichtfüßig umgestürzten Karren auswich und über Felstrümmer sprang.

„Uh-oh!“

Savara fuhr herum. Zuerst konnte sie nicht sehen, woher das Geräusch kam, doch dann entdeckte sie Arlava und ihr Pferd begraben unter einem großen Stück Fels und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Das Gesicht der Ichani war blutverschmiert von einer Platzwunde, aus der unermüdlich Blut sickerte. Außer ihrem Kopf war nur noch die untere Hälfte ihrer Beine zu sehen.

„Arlava!“ Savara eilte an die Seite der anderen Frau und ging neben ihr in die Hocke. „Kannst du dich bewegen?“

„Nein“, presste die Ichani hervor.

„Warte, ich helfe dir, den Felsen hochzuheben.“

„Nicht.“ In Arlavas Stimme lag eine Entschlossenheit, die Savara mit dunkler Vorahnung erfüllte. Sie tat einen gequälten Atemzug. „ … zu spät. Diese Gildenmagier haben mich erwischt.“

„Du hattest noch gar keine Chance, es ihnen zu zeigen“, entgegnete Savara, unfähig zu begreifen. „Oder Harko.“

„Dakira, mach du das für mich … räche mich … nimm meine Kraft, bevor sie mich zerstört.“

Savara fühlte sich elend. Entgegen all ihren Vorsätzen war Arlava so etwas wie eine Freundin für sie geworden. Sie wusste, es war richtig zu tun, was die Ichani von ihr verlangte, doch es fühlte sich trotzdem an, als würde sie sie töten. Einen Fluch unterdrückend blinzelte Savara die Tränen fort, die sich in ihre Augen stahlen. Das war unprofessionell.

„Ich werde dich rächen“, versprach sie. „Und ich werde tun, was ich kann, um den Ashaki in deinem Namen eine Lektion zu erteilen.“

Arlava lächelte. „Danke.“

Sich über die Ichani beugend legte Savara eine Hand auf die Platzwunde auf Arlavas Stirn und nahm ihre Kraft in sich auf. Als sie fertig war, hatten die Züge der Ichani sich entspannt.

Savara seufzte, erhob sich und rannte in die Schlucht, auf der Suche nach Malira. Auf ihrem Weg prüfte sie, ob die unter den Felsbrocken begrabenen Magier tot waren, und nahm ihre Kraft, wenn sie noch lebten.

Sie fand die Ichani zweihundert Schritt weiter, wo sie zusammen mit den übrigen Überlebenden auf etwas starrte, das einst die Straße gewesen war.

„Die Schlucht ist vollständig blockiert“, sagte sie. „Hier kommen wir nicht weiter.“

Entsetzt betrachtete Savara das Bild der Verwüstung vor ihren Augen. Die komplette Schlucht war verschwunden. Vor ihr türmten sich halbgeschmolzene und schwelende Gesteinstrümmer bis in den Himmel. Wie um alles in der Welt hatten die Gildenmagier das gemacht? Hatten sie sich selbst geopfert?

Was auch immer das verursacht hatte, Savara erkannte, sie hatte gut daran getan, am Ende des Zuges gewesen zu sein. Jene, die weiter vorne geritten waren, hatten weniger Glück gehabt. Soweit Savara sagen konnte, hatten die Gildenmagier mindestens die Hälfte von Harkos Leuten erwischt.

„Arlava ist tot“, teilte sie der Ichani mit.

Malira bedachte sie mit einem abschätzenden Seitenblick, dann berührte sie Savaras Arm.

Fangen wir an, solange sie noch verwirrt sind.

Savara lächelte grimmig. Sich umblickend entdeckte sie mehrere Ichani in der Nähe. Das war gut.

Einen tiefen Atemzug nehmend erhob sie ihre Stimme.

„Lang lebe das Sachakanische Imperium!“

Es war eine alberne Losung und doch verhöhnte sie damit jene, die sie zu bekämpfen suchten.

„Lang lebe das Sachakanische Imperium!“, antworteten die Ichani von überall. Schilde wurden errichtet und dann war die Luft erfüllt von tödlicher Magie. Die Ashaki wussten nicht, wie ihnen geschah, doch ihre Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

„Da drüben ist Harko“, murmelte Savara. „Nehmen wir ihn uns vor.“

Maliras Gesicht verzog sich zu einer bösartigen Fratze. „Eine gute Idee!“

Über Felsen und Trümmer springend eilten sie auf Marikas Kriegsmeister zu. Magie streifte ihre Schilde, doch sie achteten nicht darauf. Ihre Aufmerksamkeit galt einzig dem Ashaki, der ein erklärter Hasser der Ichani war. Und auch wenn Savara sich nicht als Ichani sah, so verachtete sie Harko mehr als alle anderen Ashaki, mit denen sie das Vergnügen gehabt hatte. Marika mochte nicht vorausgeahnt haben, dass die Gildenmagier am Südpass einen Hinterhalt planten, doch es war offensichtlich, dass Harko sich freudig dem Willen seines Königs gebeugt hatte, als dieser entschieden hatte, die Ichani hierher zu führen. Trotz der Genialität dieser Idee, mit der Marika Savara in die Hände gespielt hatte, machte Harko das zu einem verachtenswerten Individuum.

„Wir machen es wie abgesprochen“, sagte sie.

„Wenn er uns durchschaut, machen wir es auf meine Weise“, entgegnete Malira.

Savara erwiderte nichts darauf, sondern griff nach der Hand der Ichani. Dann werden wir diese jämmerlichen Ashaki nun mit ihren eigenen Waffen schlagen, dachte sie grimmig. Malira übernahm den Schild, dann griff Savara nach ihrer eigenen Magie und formte sie zu einem Feuerschlag, den sie geradewegs auf Harko richtete.

„Jetzt bekommst du, was du verdienst, du dreckiger Ashaki“, knurrte sie.

Malira lachte schnarrend. „Machen wir ihn fertig.“

Zu Savaras Erleichterung war Malira damit zufrieden, den Schild zu halten. Sie hoffte, die Ichani würde sich auf diese Weise schneller erschöpfen und hielt sich zugleich bereit, ihren eigenen Schild zu errichten, sollte diese auf die Idee kommen, sie zu hintergehen.

Harko erwiderte ihren Angriff mit Kraftschlag. Savara konterte, froh, weil sie und Malira nicht die einzigen waren, die sich auf Marikas Kriegsmeister gestürzt hatten. Ein Ichani hatte sich ihrem Beispiel angeschlossen und Savara konnte sehen, wie eine weitere Zweiergruppe ihre aus Ashaki bestehenden Gegner in Harkos Richtung trieb.

„Unser Plan scheint aufzugehen“, bemerkte Malira erfreut.

Savara attackierte Harko mit einem weiteren Feuerschlag. Kurz bevor dieser auf Harkos Schild traf, streckte sie ihren Willen aus und verwandelte ihn in zwei schwächere Feuerschläge, die für einen gewöhnlichen Magier dennoch tödlich gewesen wären, und die von zwei Seiten in den Schild einschlugen. Der Ichani nutzte die Gelegenheit, um Harkos Rückseite mit einem Kraftschlag zu schwächen. Der Ashaki fluchte.

„Sieht ganz so aus“, stimmte Savara erfreut zu. „Aber ich frage mich, warum die Gildenmagier nicht angreifen.“

„Vielleicht warten sie ab, wer von uns übrigbleibt“, überlegte Malira. „Du hast sie doch getroffen, sie sind doch ein ziemlich feiges Pack, richtig?“

Savara öffnete den Mund, um etwas darauf zu erwidern, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, als eine Salve von Angriffen von oben in ihren Schild einschlug. Sie fluchte und sah nach oben.

Eine Gruppe von Frauen schwebte von den Überbleibseln der Felswände herab und sandte einen tödlichen Hagel von Feuerschlägen voraus. Als sie den Boden erreichten, entdeckte Savara unter ihnen mehrere, die ihr bekannt waren.

„Verräter!“, zischte sie. „Sie machen uns alles kaputt!“

Doch innerlich jubelte sie. Anscheinend war ihr Besuch bei Asara doch nicht völlig umsonst gewesen.


***


Akkarin hatte recht behalten. Die Ashaki, die auf die trotz ihres Trainings mehr oder weniger schlecht organisieren Ichani folgten, waren die weitaus ernstzunehmenderen Gegner. Die Schwächeren kamen in überraschend gut funktionierenden Gruppen, die stärkeren einzeln. Noch immer fielen Sachakaner, doch die Kämpfe dauerten jetzt länger und zwei Gruppen der Gilde hatten sich erschöpft und waren von der Reserve ersetzt worden. Eine Gruppe war von mehreren Sachakanern zugleich angegriffen und getötet worden. Die beiden Gruppen, die ihr zur Hilfe geeilt waren, hatten mehrere Magier verloren und sich zusammengeschlossen. Bemessen an der Übermacht ihrer Gegner und der Zeit, die die Schlacht bereits andauerte, waren die Verluste der Gilde gering.

Sonea plagte sich schon seit einer geraumen Weile mit ihrem Gegner, einem hochgewachsenen Ashaki. Es war ihr mehrmals gelungen, ihn auszutricksen und dazu zu verleiten, seine Kraft zu verschwenden, doch allmählich beschlich sie das Gefühl, er schöpfe von einem unendlichen Quell der Magie. Er wurde einfach nicht müde.

Sie fluchte, als ein Kraftschlag ihren Schild erschütterte. Die Magie ihres ersten Speichersteins war nahezu aufgebraucht. Sie hoffte, sie würde noch reichen, um diesen Magier zu bezwingen.

Sich konzentrierend attackierte sie den Ashaki mit Feuerschlag. Als dieser den Schild ihres Gegners fast erreicht hatte, streckte sie ihren Willen aus und verwandelte den Feuerschlag in einen Regen schwacher Betäubungsschläge. Hinter seiner Maske, die die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte, stieß der Ashaki etwas aus, das wie ein Fluch auf Sachakanisch klang.

Sonea lächelte grimmig und verdoppelte ihre Angriffe, während ihr eigener Schild unter einer erneuten Attacke ihres Gegners bebte … und hielt.

„Wir müssen sparsamer mit unserer Magie umgehen“, murmelte Akkarin. „Die nächsten Angriffe werde ich mit Schildmanipulationen abwehren. Nutze seine Verwirrung, um seinen Schild zu schwächen.“

„Ja, Lord Akkarin“, erwiderte sie ebenso leise, während sie den Sachakaner mit doppelten Kraftschlägen attackierte.

Die Antwort ihres Gegners war so brutal, wie sie einfallslos war. Sonea unterdrückte ein Grinsen, als Akkarin ihren gemeinsamen Schild an genau den richtigen Stellen nach innen zog und den Hagel von Feuerschlägen auf den Ashaki zurückwarf. Sie zögerte nicht und griff mit Gedankenschlag an.

Sonea ließ ihrem Gegner keine Zeit sich von dem mentalen Angriff zu erholen und sandte einen zweiten Gedankenschlag hinterher. Der Schild des Ashaki brach zusammen. Sonea griff erneut nach ihrer Magie und gab ihm mit einem Kraftschlag den Rest. Der Ashaki stürzte zu Boden.

Er hatte sie bis zum Ende glauben lassen, stärker zu sein.

Ein Triumphgefühl brach über sie herein. Ihren Dolch ziehend eilte sie zu der leblosen Gestalt des Mannes, Akkarin dicht hinter ihr, darauf bedacht, die Fläche ihres gemeinsamen Schildes möglichst klein zu halten. Sonea bückte sich und fuhr mit der Klinge über das Handgelenk des Sachakaners, um seine verbleibende Magie aufzunehmen.

„Gut gemacht“, sagte Akkarin und half ihr auf.

Sie sah zu ihm hoch und strahlte, dann wandte sie sich jedoch ab, weil es töricht gewesen wäre, ihre Umgebung nicht im Auge zu behalten.

„Es wird Zeit, unsere Strategie zu ändern“, murmelte er.

„Was hast du vor?“

Seine Antwort erfolgte per Blutjuwel.

- Balkan, Vinara, Garrel und Vorel! Kümmert Euch um Kachiro und Yirako, zwei Gruppen je Gegner. Sonea und ich versuchen, den König unschädlich zu machen.

- Seid Ihr sicher, dass Ihr das alleine schafft?, fragte Balkan.

- Ja, kam Akkarins Antwort, ohne zu zögern.

- Verstanden.

Sonea erstarrte.

- Wir sollen ihren König töten?, fragte sie durch ihren Ring.

- Marika ist der stärkste Magier Sachakas. Wenn wir ihn töten, wird das die Moral seiner Leute brechen.

Oder diese werden auf Rache sinnen … Einen König zu töten, selbst wenn er nicht einem Verbündeten Land angehörte und ein Barbar war, würde auch während einer Schlacht nicht ungestraft bleiben, dessen war Sonea sicher.

Doch die Frage, die sich ihr am meisten aufdrängte, war eine andere: Waren sie und Akkarin überhaupt stark genug, um den mächtigsten Magier ihrer Feinde zu töten?

- Das ist vollkommen lebensmüde, sandte sie.

- Nicht mehr als es ist, überhaupt zu kämpfen, erwiderte Akkarin. Sonea, ich erwarte, dass du mir nicht widersprichst. Denk an dein Versprechen von gestern Nacht.

- Ja, Lord Akkarin, sandte sie resigniert.

Sie hatte ihre Worte nicht vergessen. Sie wusste, es konnte sie beide das Leben kosten, wenn sie sich nicht daran hielt.

Und sie wollte eine Wiederholung der Schlacht von Imardin um jeden Preis vermeiden.

Aber sie wusste auch, dass sie beide ihr Leben für die Gilde opfern würden, wenn es keinen anderen Weg gab, die Sachakaner aufzuhalten.

„Nimm die verbleibende Energie deines Speichersteins in dir auf“, wies Akkarin sie an. „Halte den zweiten bereit und übernimm den Schild.“

Während Akkarin seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen ließ, führte Sonea seine Anweisungen aus. Dann sah auch sie sich um. Der sachakanische König und seine beiden Begleiter waren zu weit fort gewesen, um sie genauer zu betrachten, als Merin mit ihnen gesprochen hatte, aber Sonea war sicher, sie würde sie wiedererkennen.


***


Der Alchemist in Dannyl hatte sich noch nie so sehr amüsiert. Nicht etwa, weil er Spaß am Töten gehabt hätte. Es war diese kindliche Freude, die jeder dieser Disziplin nachgehende Magier verspürte, wenn er etwas explodieren lassen konnte. Er empfand einen unbändigen Stolz für Rothen und dessen Novizen, den Dannyl kaum ein Jahr zuvor im Keller eines Dems Kontrolle gelehrt hatte, für ihre spektakuläre Erfindung. Ohne Dannyls Einsatz bei der Anhörung der Rebellen hätte die Gilde Farand niemals aufgenommen und nie erfahren, welche Bereicherung er für sie war.

Und jetzt warf Dannyl seine und Rothens Kreationen auf die Schilde der Sachakaner.

Und damit war er nicht allein. Überall warfen Alchemisten die kleinen Phiolen auf ihre Gegner und erfüllten das Schlachtfeld mit Blitzen, Flammen und Nebeln. Für Dannyl war dieser Anblick schöner als das kunstvollste Feuerwerk.

Ein Teil von ihm fragte sich derweil, wie es wohl wäre, hätte man ihn in die kleine Schlucht geschickt, um die Speichersteine mit den verunreinigten Kristallstrukturen zu zerstören. Etwa eine halbe Stunde zuvor war es Zalavas Leuten gelungen, eine kleine Gruppe von Sachakanern dorthin zu locken. Wenig später waren grelle Blitze aus der Schlucht zum Himmel geschossen und die Erde hatte gebebt. Zu Dannyls Erleichterung waren Zalavas Leute jedoch alle wohlbehalten zum Schlachtfeld zurückgekehrt. Er hatte Vorel sagen hören, dass die Schlucht völlig verwüstet, ihre Umgebung jedoch unversehrt geblieben war, weil die Speichersteine mit nur einer geringen Menge von Magie aufgeladen gewesen waren.

Seine Gruppe hatte sich mit der von Lady Vinara koordiniert und konzentrierte sich auf Marikas Kriegsmeister Kachiro. Seit sie dazu den Befehl erhalten hatten, verspürte Dannyl eine nagende Unruhe. Irgendetwas an diesem Namen kam ihm bekannt vor, doch so angestrengt er auch versuchte, sich zu erinnern, wollte es ihm nicht mehr einfallen.

„Dannyl“, erklang Vorels Stimme leise und unterbrach damit sein Grübeln. „Jetzt.“

Dannyl nickte und zog wahllos eine Phiole aus seinem Beutel. Er streckte seinen Willen aus und warf sie getarnt durch einen Betäubungsschlag auf Kachiros Schild. Ein weißer Nebel hüllte den Sachakaner ein und Vorel und die Krieger verstärkten ihre Angriffe.

Ah, Sakans Atem, bemerkte er anerkennend. Es erfüllte ihn mit einer gewissen Selbstgefälligkeit, dass Rothen damit einverstanden gewesen war, diese spezielle Variante, nach dem angeblich in den Bergen zu Sachaka hausenden Geist, zu benennen.

„Der ist zäh“, murmelte Vorel. „Dannyl, Elben greift ihn mit mehreren Phiolen zugleich an. Wir müssen durch seine Verteidigung kommen, egal was es kostet.“

Dannyl und der Alchemist neben ihm zogen mehrere Phiolen aus ihren Beuteln. Inzwischen waren die Sachakaner darauf eingestellt, dass nicht alle Betäubungsschläge so wirkungslos waren wie angenommen, und verstärkten ihre Schilde oder antworteten mit Betäubungsschlägen ihrerseits und zerstörten die Phiolen, bevor diese ihren Schild erreichten.

„Wir sollten uns auf eine Sorte einigen“, sagte Elben. „Es könnte sonst sein, dass sie einander abschwächen.“

„Das denke ich auch“, stimmte Dannyl zu. „Welches ist Euer Lieblings-Schildsenker?“

„Blitzschlag.“

Dannyl grinste. Er hatte sich nie besonders gut mit Elben verstanden, weil er einer von Ferguns Freunden gewesen war. Im Augenblick arbeiteten sie jedoch zusammen, als wären sie alte Kollegen.

„Meiner auch.“

Er wählte drei Phiolen aus und steckte den Rest zurück in seinen Beutel. Auf Vorels Kommando warfen sie die kleinen Glasfläschchen auf Kachiros Schild. Nur einen Augenblick später zuckte ein Inferno aus Blitzen über den Schild des Ashaki. Vorel und die Krieger in Dannyls Gruppe schossen Kraftschläge in das Gewitter und Vinara und ihre Krieger fielen mit ein.

Als die Entladungen verebbten, war von Kachiro nicht viel mehr übrig als ein Haufen verkohlter Überreste. Die Magier unter Vorels und Vinaras Kommando jubelten.

Dannyl atmete tief durch und ließ seinen Blick über das Schlachtfeld wandern. Weiter hinten in den Reihen der Sachakaner blitzte zwischen den Kämpfenden und den Effekten der Phiolen etwas Blaugoldenes auf. Und dann fiel ihm wieder ein, woher er den Namen Kachiro kannte. Er war ihm mit Kito auf dem Markt von Arvice begegnet, wo der Ashaki mit zwei anderen darüber diskutiert hatte, wie Marika die Sachakaner gegen die Gilde einen konnte. Einer dieser Ashaki war von den anderen mit dem Namen Harko angesprochen worden und hatte erklärt, dem König seine Unterstützung zu verweigern, sollte dieser sich mit den Ichani verbünden. Dannyl verwettete seine Schildsenker darauf, dass ebendieser Harko nun mit jenen Ichani auf dem Weg zum Südpass war, wo die Gilde einen Hinterhalt geplant hatte.

Der Mann, der in der Diskussion der Ashaki damals auf dem Markt wie eine Art Anführer auf Dannyl gewirkt hatte, war von den anderen Kachiro genannt worden. Dannyl erinnerte sich, aus den Worten seiner Begleiter herausgehört zu haben, dass dieser Mann Marikas engster Berater war. Dass Marikas Kriegsmeister ebenfalls Kachiro hieß, konnte kein Zufall sein …

Eines wusste Dannyl jedoch mit absoluter Sicherheit. Der Mann, den sie gerade mit so viel Mühe erledigt hatten, war nicht jener Kachiro gewesen. Denn diesen hätte er auf der Stelle wiedererkannt.

Aber wenn das nicht Kachiro gewesen war, dann waren die beiden, die sich als Yirako und König Marika ausgegeben hatten, vielleicht auch nicht, was sie vorgaben zu sein.

„Wir wurden hereingelegt“, sagte er. „Ich bin Kachiro in Arvice begegnet. Die Statur des Mannes, den wir gerade getötet haben, entspricht der eines durchschnittlichen Sachakaners. Kachiro hingegen ist auffallend hager und sehnig.“ Er machte eine Pause und begegnete Vorels Blick. „Es fiel mir gerade erst wieder ein. Es tut mir leid.“

Lord Vorel runzelte die Stirn. „Botschafter Dannyl, seid Ihr sicher?“

„Absolut. Fragt Lord Akkarin, ob er von unserer Spionin weiß, wie er sich bevorzugt kleidet. Ich wette, es ist Blau und Gold.“

Vorels Blick glitt ins Leere. „Er hat es bestätigt“, sagte er nach einer Weile.

„Aber wenn das nicht Kachiro war, was ist dann mit den beiden anderen?“, fragte Elben verwirrt.

„Ich kenne Yirako nicht“, antwortete Dannyl. „Aber ich …“, er blickte zu dem Mann, mit dem Akkarin und Sonea sich ein erbittertes Duell lieferten. Er trug eine Maske, wie die meisten Sachakaner und war hochgewachsen und breitschultrig. Jetzt, wo Dannyl ihn aus der Nähe sah, war er sicher, diesen Mann nicht zu kennen. Er hatte Marika nur auf seinem Thron sitzend gesehen, doch dieser Mann schien irgendwie kleiner. „… kann Euch sagen, dass dieser Mann sehr wahrscheinlich nicht der König von Sachaka ist.“


***


Sonea zuckte zusammen, als Akkarin einen derben Fluch ausstieß. Auch sie hatte es durch ihren Blutring gehört. Der Mann, gegen den sie kämpften, war nicht König Marika. Was auch immer das für ein Spiel war, das die Sachakaner mit ihnen spielten, es war ihnen gelungen, sie zu verwirren. Akkarin hatte Marika nur hin und wieder durch Savaras Blutjuwel beobachtet. Doch Savara hatte den König von Sachaka meist nur aus der Ferne gesehen. Hinter den Masken sahen alle Sachakaner zudem irgendwie gleich aus. Sie alle waren groß, breitschultrig und mächtig.

- Savara!, hörte sie Akkarin rufen. Ist das Marika?

Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete.

- Ich glaube nicht.

- Was soll das heißen?

- Er könnte es sein, aber auch nicht. Es ist schwer zu sagen.

Akkarins Verärgerung war für Sonea nahezu spürbar.

- Was ist mit diesen?, fragte er und sandte Bilder anderer Sachakaner, die in der Nähe waren.

- Keiner von denen. Sie klang verärgert. Das heißt, ich bin mir nicht sicher. Fragt mich jetzt nicht. Ich muss um mein eigenes Überleben kämpfen, nachdem Euer kleiner Hinterhalt geglückt ist.

Die Verbindung brach ab. Akkarin projizierte seinen Zorn in den Angriff auf ihren Gegner.

- Ich hätte es wissen müssen.

- Dass das nicht Marika ist?, fragte sie.

- Dass die Sachakaner versuchen würden, uns zu täuschen. Ich frage mich, ob der Bastard überhaupt hier ist.

Sonea hatte ein gewisses Verständnis für Savara. Sie kämpfte in ihrer eigenen Schlacht am Südpass und durch ihre Masken waren die Sachakaner kaum voneinander zu unterscheiden.

- Aber so töten wir eben einen anderen, sandte sie. Mit jedem Ashaki, den Marika heute verliert, wird die Eroberung Kyralias in weitere Ferne rücken. Außerdem wissen wir jetzt, dass dieser hier wahrscheinlich nicht so stark ist, wie wir zunächst dachten. Wir haben immer noch den wilden Speicherstein, den wir uns für ihren König aufheben können.

Neben ihr entspannte Akkarin sich kaum merklich.

- Du hast recht, sandte er schließlich. Doch dieses Versteckspiel behagt mir nicht. Es ist, als ob sie uns in eine bestimmte Richtung führen wollen, um uns dann den vernichtenden Schlag zu erteilen.

Sonea drückte seine Hand kurz und manipulierte ihren Schild, als der falsche Marika sie attackierte. Der Angriff wurde ungedämpft auf ihn zurückgeworfen und sie verlor nur eine minimale Menge an Magie. Seit sie gegen die besser organisierten Ashaki kämpften und ihre ersten Speichersteine leer waren, wandten sie und Akkarin diese Methode immer öfter an, um Magie zu sparen. Mehrmals war Sonea jedoch zu langsam gewesen, als sie versucht hatte, einen Hitzeschlag auf ihren Gegner zurückzuwerfen, wobei sie ungewollt Magie verloren hatte. Verglichen mit der in ihren Speichersteinen enthaltenen Energie war die Menge gering gewesen, doch Sonea war nicht glücklich darüber, weil diese Magie über Leben und Tod entscheiden konnte.

Dann geschahen mehrere Dinge fast gleichzeitig. Der Schild des Sachakaners brach zusammen. Sonea griff ihn mit Betäubungsschlägen an, bevor er sich davon erholen konnte. Akkarin warf ihn mit einem Kraftschlag zu Boden, wo er ihn mit einer Barriere aus Magie fesselte. Er zog sein Messer und stürzte nach vorne, bereit, seine Kraft zu nehmen. Sonea hastete hinter ihm her und konzentrierte sich darauf, den Schild um sie beide zu halten.

Während Akkarin mit dem falschen König beschäftigt war, blickte sie sich um. Der Mann, den sie für Ichani Yirako gehalten hatten, wurde noch immer von Balkans und Garrels Gruppen attackiert. Noch während sie hinsah, griff der Sachakaner Garrel mit einem Hagel Hitzeschläge an. Aus ihrer Perspektive konnte Sonea sehen, dass die Angriffe gedoppelt waren. Sie öffnete den Mund, um eine Warnung zu schreien, doch es war bereits zu spät.

Die zweite Welle durchbrach den Schild direkt vor Garrel und er und der Krieger neben ihm brachen zusammen. Sonea konnte noch sehen, wie grüne Ärmel sie auffingen und zu Boden gleiten ließen, dann schloss sich die Lücke, als ein anderer Krieger übernahm.

„Nein!“

Regin kämpfte sich zwischen den Magiern durch, die erfolglos versuchten, ihn zurückzuhalten.

„Das war mein Onkel, du dreckiger Bastard!“

Zu ihrem Entsetzen sah Sonea, dass er einen Beutel mit Schildsenkern in der Hand hielt. Er griff hinein und begann den Sachakaner wie wild mit Phiolen zu bewerfen, während er ihn zugleich mit einem Feuerschlag nach dem anderen attackierte. Keine der Phiolen erreichte ihr Ziel und zerplatzte wirkungslos auf halbem Weg zu dem falschen Yirako. Der Sachakaner lachte und streckte Regin mit einem gezielten Kraftschlag nieder.

Akkarin griff nach Soneas Hand und zerrte sie zu den beiden Gruppen, während er den falschen Yirako mit brutaler Stärke angriff. Wie betäubt folgte Sonea ihm und zwang sich, den Schild aufrecht zu halten, während Zorn und Trauer in ihr tobten.

Aus einer anderen Richtung drangen weitere Schreie. Wie im Traum wandte sie den Kopf und sah Trassia zwischen den Kämpfenden hindurchrennen, gefolgt von ihrer Mentorin und Dorrien. Außerhalb ihrer Gruppen waren sie den Angriffen der Sachakaner nahezu schutzlos ausgeliefert. Mit angehaltenem Atem beobachtete Sonea, wie sie Kraft- und Feuerschlägen auswichen. Ihre Schilde glühten, wo die Angriffe sie streiften.

Und mit einem Mal hatte sich die Schlacht, die bisher überraschend gut gelaufen war, in einen Albtraum verwandelt.

Ich schwöre, meinen Freunden zu helfen, sollten sie während der Schlacht in Schwierigkeiten geraten. Und ich schwöre, meinen Freunden Schwierigkeiten zu bereiten, sollten sie währenddessen etwas Törichtes wagen.

Sie hatten etwas Törichtes getan und jetzt waren sie in Schwierigkeiten. Sonea musste ihnen helfen. Aber später, wenn das hier vorbei war, dann würde sie ihnen deswegen noch Schwierigkeiten bereiten.

Oh, und wie sie das würde!

„Ich muss zu ihnen“, sagte sie. „Wenn ich sie nicht beschütze, werden sie sterben.“

„Und du mit ihnen.“ Akkarins Stimme war hart und bestimmt. „Im Krieg ist kein Platz für Privatangelegenheiten. Willst du alles noch schlimmer machen, als es bereits ist, Sonea?“

„Sie sind meine Freunde, ich muss ihnen helfen“, protestierte Sonea. Sie verstand, warum er sie nicht gehenlassen wollte, aber seine Beharrlichkeit ärgerte sie. Er war während der Schlacht von Imardin alleine losgezogen, um seinen besten Freund zu retten. Konnte er das denn nicht verstehen? „Ich würde dasselbe für dich tun. Und ich weiß, du würdest es auch, wäre es jemand, an dem dir etwas liegt.“

Akkarin musterte sie einen langen Moment durchdringend. Dann seufzte er und gab ihr seinen letzten Speicherstein.

„Nimm die Magie, die darin ist“, sagte er.

„Und was ist mir dir?“

„Sonea, ich habe noch genug übrig. Beeil dich und du wirst kaum etwas davon brauchen, bis du wieder hier bist.“

Sonea griff in den Beutel an ihrer Robe und zog den wilden Speicherstein heraus.

„Dann nimm diesen“, sagte sie. „Du weißt besser, wie man ihn benutzt, als ich.“

Akkarin nahm den Stein ohne einen Kommentar und steckte ihn weg.

- An alle Gruppen, sandte er. Sonea macht einen Alleingang. Gebt ihr Deckung, wenn sie in der Nähe ist.

- Lord Akkarin, wir geben Euch solange Deckung, antworteten Balkan und Lady Vinara gleichzeitig.,

„Du hast sie gehört, mir wird nichts passieren.“

Sonea betrachtete ihn furchterfüllt, sich des Risikos, das sie einging, wohlbewusst. „Pass trotzdem auf.“

„Geh!“, befahl er.

Sie wirbelte herum und rannte davon. Im Laufen absorbierte sie die Magie des Speichersteins, den er ihr gegeben hatte. Dasselbe tat sie mit dem ihren. Es konnte nicht schaden, wenn sie beide Hände frei hatte.

Auf ihrem Weg wich sie wiederholt Angriffen aus. Einige Sachakaner schienen sich in den Kopf gesetzt zu haben, sie anstatt ihrer eigentlichen Gegner anzugreifen, doch Sonea achtete nicht auf sie. Nach einem kurzen Sprint zwischen den Kämpfenden hindurch hatte sie Trassia erreicht.

„Trassia!“, fuhr sie ihre Freundin an, während sie ihren Schild um sie beide erweiterte. „Was soll das werden?“

„Regin“, brachte sie hervor. „Ich muss zu ihm!“

Dorrien und Lady Indria eilten herbei und fassten ihre aufgebrachte Freundin an den Armen.

Hilflos strampelte Trassia in den Armen der beiden Heiler. „Ich muss zu ihm!“, wiederholte sie außer sich.

„Trassia“, sagte Sonea sanft. „Geh mit Dorrien und Lady Indria zurück zu deiner Gruppe. Es ist zu gefährlich.“

„Aber Regin …“ Trassia begann zu weinen.

„ … hat sich sicher nur erschöpft“, erwiderte Sonea und hoffte, dass dem wirklich so war. „Du kannst ihm jetzt nicht helfen. Wenn du etwas für ihn tun willst, dann kämpfe weiter mit den anderen und versuche, am Leben zu bleiben. Es ist auch für sie gefährlich, wenn plötzlich ein Schildträger fehlt.“

„Sie steht unter Schock“, sagte Dorrien. „Jemand muss sie von hier fortbringen.“

Rasch ging Sonea die Möglichkeiten durch, die sie hatte. Alleine waren Dorrien und Lady Indria verwundbar. Aber wenn sie sie soweit begleitete, dass sie hinter die Kampflinie kamen, konnten sie es zur Reserve schaffen. Und es würde sie weniger von ihrer eigenen Magie kosten, als ihre Freunde zurück zu ihrer Gruppe zu eskortieren.

Sie richtete ihren Willen auf den Ring an ihrer linken Hand.

- Akkarin! Sag den Gruppen von Dorrien und Lady Indria, sie sollen sich zusammenschließen. Dorrien, Trassia und Indria werden so schnell nicht zu ihnen zurückkommen können.

- Ich gebe es weiter.

„Also gut“, sagte sie zu Dorrien. „Ich gebe euch Deckung bis …“

Etwas schlug hart in ihren Schild. Sonea fuhr herum und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Eine Gruppe von Sachakanern war dabei, das Feld zwischen ihr und Akkarin aufzufüllen. Als hätten sie die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass wir uns trennen ... Sie musste so schnell wie möglich zurück.

Einer der Neuankömmlinge hielt direkt auf sie zu. Die Luft flimmerte und ein nahezu transparenter Kraftschlag erschütterte Soneas Schild. Sonea erstarrte. Sie würde ihre Freunde nicht in Sicherheit bringen können, solange sie diesen Gegner nicht besiegt hatte. Er würde ihnen folgen und sie weiterhin angreifen. Auf diese Weise würde sie ihre Freunde nicht beschützen können.

Die Gruppe, die ihr am nächsten war, begann den Sachakaner zu attackieren. Sonea entdeckte Veila unter ihnen, mit grimmiger Miene eine Phiole nach der anderen werfend. Für einige lange Augenblicke war der Schild des Sachakaners in ein Inferno gehüllt.

Sonea zögerte nicht. „Lauft!“, befahl sie Dorrien und den beiden Frauen. „Verschwindet, bevor er wieder freie Sicht hat!“

Dorrien musterte sie einen langen Moment mit seinen blauen Augen. Dann nahm er je eine der beiden Frauen bei der Hand und rannte in Richtung der Hügel.

Als sie fort waren, nahm Sonea einen tiefen Atemzug. Dann stellte sie sich ihrem Gegner.


***


Mit Lady Indria und ihrer Novizin rannte Dorrien zurück zu den Hügeln, wo die Reserve in einer sicheren Entfernung und vor den Blicken der Sachakaner verborgen wartete. Während Trassia leise weinte, war Lady Indria in Schweigen gefallen.

„Schnell!“, keuchte er, als sie die Reserve erreichten. „Drei Leute müssen Gravels und Kerrins Gruppen unterstützen. Außerdem sind Garrel und Regin zusammengebrochen.“

„Es sind schon Heiler unterwegs“, informierte ihn Lord Kiano. Er musterte die beiden Frauen. „Schock?“

Dorrien nickte. „Zumindest Trassia.“

„Dann kümmert Euch um sie“, wies der Vindo ihn an. Er trat zu der jungen Heilerin und fasste sie behutsam am Arm. „Indria?“, fragte er. „Geht es Euch gut?“

Sie nickte. „Ich muss zurück.“

„Ihr geht heute nirgendwo mehr hin“, widersprach Kiano.

„Aber wir müssen unserer Gruppe helfen“, protestierte Indria. „Wir waren keine Stunde draußen.“

„Ihr und Eure Novizin werdet hierbleiben und Euch ausruhen“, erklärte der Heiler streng. „Wenn Ihr wollt, kümmert Ihr Euch um die Verletzten. Einige haben Brandwunden erlitten.“ Er wandte sich ab und wählte drei Heiler aus, um sie zu den Kämpfenden zu schicken.

„Lord Kiano hat recht“, sagte Dorrien sanft. „Ruht Euch aus.“

Lady Indria nickte schwach. Sie seufzte und setzte sich auf den staubigen Boden. Mit einem Mal wurde Dorriens Mitgefühl überwältigend. Für ihren anfänglichen Kampfgeist hatten sie und ihre Novizin einen hohen Preis gezahlt.

„So viel Tod und Zerstörung“, murmelte sie. „Vielleicht war es ein Fehler, mitzukommen.“

„Aber es steht doch gar nicht so schlecht für uns.“ Dorrien lächelte zuversichtlich. „Und das ist auch Euer Verdienst.“

Sie nickte zögernd und starrte dann auf den Sand zwischen ihren Stiefeln.

Dorrien tätschelte ihren Arm und wandte sich ihrer Novizin zu. Stumme Tränen rannen über Trassias Wangen. Einem plötzlichen Impuls folgend legte er einen Arm um ihre Schultern.

„Versuche ganz tief durchzuatmen“, sagte er.

Sie gehorchte.

„Es ist alles in Ordnung, kleine Trassia. Du bist jetzt in Sicherheit. Die anderen Magier werden die Schlacht für uns gewinnen.“

Statt ruhiger zu werden, begann sie zu schluchzen. „Die Sachakaner haben die ersten von uns getötet. Regin …“ Der Rest ging in einem Weinkrampf unter.

Dorrien erinnerte sich, wie sie die Beherrschung verloren hatte, als Garrels Neffe begonnen hatte, den Mörder seines Onkels zu attackieren und von seinem Gegner niedergestreckt worden war. Eine ähnliche Reaktion hatte er schon einmal erlebt. Auf den Stufen vor der Universität.

Schaudernd schob er die Erinnerung beiseite.

„Ist Regin dein Freund?“

Trassia tat einen tiefen Atemzug. „Wir haben geschworen, einander zu helfen, sollte einer von uns in Schwierigkeiten geraten“, schluchzte sie. „Aber ich konnte nichts tun. Ich war zu weit weg.“

„Manchmal kann man eben nichts tun“, versuchte Dorrien sie zu trösten. Regin war selbst schuld. Seine Aktion war äußerst töricht gewesen. Aber das konnte er Trassia unmöglich sagen.

„Anfangs war ich froh, in der Reserve zu sein“, sagte Trassia. „Ich hatte Angst, zu kämpfen. Doch als die Sachakaner angriffen, wollte ich unbedingt dabei sein. Ich war so froh, als wir für eine der gefallenen Gruppen in die Schlacht durften.“ Sie wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. „Und trotzdem konnte ich Regin nicht retten.“

„Ich bin sicher, der Angriff hat ihn nur erschöpft“, sagte Dorrien um Zuversicht bemüht. „Er ist doch angeblich sehr stark, oder ist das nur ein Gerücht?“

Sie schüttelte den Kopf. „Von den Novizen ist nur Sonea stärker.“

„Sonea ist stärker als jeder andere Magier“, erwiderte Dorrien, eine plötzliche Bewunderung verspürend. „Bis auf eine Ausnahme vielleicht.“

Trassia lachte unter Tränen. „Da könntet Ihr recht haben.“

Dorrien strich kurz über Trassias Haar und trat dann zu Lord Kiano. „Wie steht es um die Sicherheit der Reserve?“, fragte er leise.

„Bis jetzt sind noch keine Sachakaner hier aufgetaucht“, antwortete der Heiler. „Entweder ihnen ist der Austausch von Magiern entgangen, was ich persönlich bezweifle, oder sie heben sich uns für später auf.“ Er lächelte ironisch und machte eine Bewegung zum Lazarettzelt. „Diese Magier hier werden für sie keine Herausforderung sein. Zur Sicherheit hat Lord Akkarin mir einen Speicherstein gegeben.“

„Braucht Ihr Hilfe?“

Der Vindo schüttelte den Kopf. „Die meisten hier leiden an magischer Erschöpfung oder sind bereits tot. Die übrigen Verletzungen habe ich unter Kontrolle.“ Er legte Dorrien eine Hand auf den Arm. „Ruht Euch aus“, sagte er ungewöhnlich sanft. „Aber seid nicht im Weg.“

Dorrien nickte und kehrte zu den beiden jungen Frauen zurück. Als er näherkam, hob Trassia den Kopf.

„Was meinst du, kleine Trassia?“, fragte er lächelnd. „Wollen wir uns ein Stück vorwagen, damit wir dem Kampf besser zusehen können?“

Sie sah zögernd zu ihm auf.

„Ich passe auch auf, dass dir nichts passiert“, fügte er hinzu.

„Also gut“, willigte sie ein. Sie ging neben ihrer Mentorin in die Hocke. „Wollt Ihr mitkommen, Mylady?“

Lady Indria schüttelte den Kopf. „Für heute habe ich genug Grauen gesehen. Ich kümmere mich um Regin, wenn die Heiler ihn herbringen.“

Trassia schien erleichtert. „Vielen Dank, Mylady.“

Dorrien griff nach Trassias Hand und führte sie ein Stück zurück in die Ebene, wo Gildenmagier und Sachakaner sich noch immer erbittert bekämpften. Eine Gruppe Heiler eilte an ihnen vorbei mit Tragen, auf denen Regin und sein Onkel lagen. Bei ihrem Anblick weiteten sich Trassias Augen und auch der letzte Rest von Farbe wich aus ihrem Gesicht. Weitere Heiler brachten Magier mit Brandwunden, unter Schock stehende Novizen oder trugen andere, die entweder tot oder erschöpft waren.

Schließlich erreichten sie eine Stelle, von der aus sie einen guten Überblick über das Schlachtfeld hatten. Aber was Dorrien dort sah, konnte nicht sein. In den wenigen Minuten, die er fortgewesen war, hatte sich die Dynamik der Schlacht völlig verändert.


***


- Sonea, wo bist du?

Sie projizierte ein Bild von ihrer Umgebung in den Ring.

- Komm zurück!

Der Befehl war eindeutig, doch Sonea war nicht sicher, ob sie ihn befolgen konnte.

- Ich bin unterwegs, sandte sie. Aber hast du die Sachakaner, die dazu gekommen sind, gesehen?

- Das habe ich. Die anderen Magier werden dir Deckung geben. Wenn du dich geschickt anstellst, kannst du es zu mir schaffen, ohne zu viel von deiner Magie zu verbrauchen.

Sonea warf einen Blick zu dem Sachakaner, den Veilas Gruppe noch immer attackierte, um ihn von ihr abzulenken. Mit einem Frösteln erkannte sie, dass er in nur wenigen Augenblicken die Schildträger an den Rand ihrer Erschöpfung getrieben hatte.

Entweder er hat bis jetzt noch gar nicht gekämpft oder er ist außergewöhnlich stark, fuhr es Sonea durch den Kopf. Angesichts ihrer verbleibenden Magie war beides beunruhigend. Die Gegner, gegen die sie in der letzten Stunde gekämpft hatten, waren für ihren Geschmack allesamt zu stark gewesen.

„Lauf!“, rief Veila ihr zu.

Sonea fiel aus ihrer Schockstarre und begann zu rennen. Sie war noch nicht weit gekommen, als etwas ihren Schild erschütterte. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass von Veilas Gruppe nur noch sie selbst und ein Heiler aus Lan übrig waren und den Sachakaner mit vereinten Kräften angriffen. Dessen Aufmerksamkeit war nun indes einzig auf Sonea gerichtet.

„Lauf!“, wiederholte ihre ehemalige Rivalin. „Du musst überleben! Ihr beide …“

Ihr Schild brach zusammen, dann ging ihr Körper in Flammen auf, als der Sachakaner sie mit einem gezielten Feuerschlag angriff. Der Heiler folgte wenige Augenblicke später.

Soneas Entsetzen über Veilas sinnlosen Tod hielt genauso lange an, wie der Sachakaner brauchte, um sich ihr vollständig zuzuwenden. Ihr Schild erbebte unter einem Hagel von Hitzeschlägen, deren Anzahl zu groß war, als dass sie jeden einzelnen auf ihren Gegner zurückwerfen konnte.

Und mit einem Mal wusste sie, sie würde nicht weit kommen, wenn sie versuchte, davonzulaufen.

Ihre Kraftreserven überprüfend stellte Sonea fest, dass sie noch mehr als genug Magie zur Verfügung hatte, um ihren Gegner zu bezwingen. Wahrscheinlich täuschte er seine Stärke nur vor, so wie andere Gegner, die sie an diesem Tag bereits besiegt hatte.

Also schön, dachte sie. Ich werde dir zeigen, was ich davon halte, dass du meine Freunde abschlachtest.

- Meine Rückkehr wird sich etwas verzögern, sandte sie an Akkarin. Ich habe hier noch etwas zu erledigen.

Er ließ sich mit seiner Antwort so viel Zeit, dass sie glaubte, er sei verärgert.

- In Ordnung, sandte er dann. Ich komme in deine Richtung.

Froh, weil er sie gewähren ließ, wandte Sonea sich wieder ihrem Gegner zu. Anscheinend war er ein Freund von brutaler Stärke, denn seine nächsten Angriffe waren nicht weniger heftig, als die vorherigen.

Sonea lächelte grimmig. Sie würde dafür sorgen, dass er sich erschöpfte.

Sie sandte eine Reihe doppelter Feuerschläge, die der Sachakaner unbeeindruckt abwehrte. Verärgert versuchte sie es mit Gedankenschlag, doch die Konzentration ihres Gegners war ungebrochen. Der Kraftschlag, der als Antwort zusammen mit einem Gedankenschlag seinerseits folgte, war so heftig, dass Sonea ihren Schild nur mit aller Mühe aufrechterhalten konnte. Mit wachsender Besorgnis stellte sie fast, dass sein Angriff sie erschreckend viel ihrer Magie gekostet hatte.

Einen Fluch unterdrückend verstärkte sie ihre Verteidigung, während sie einen Trick nach dem anderen einsetzte, um den Sachakaner dazu zu bringen, seine Magie zu verschwenden.

Doch als die Angriffe immer heftiger wurden, begann sie zum ersten Mal an diesem Tag ernsthaft zu fürchten, es dieses Mal vielleicht nicht zu schaffen.


***


„Dann sind es jetzt nur noch wir zwei.“

Savara erstarrte. Mit aller Ruhe, die sie aufbringen konnte, wandte sie sich um und stellte sich ihrer Rivalin. Die Augen der Ichani funkelten gefährlich. Es gab keinen Zweifel, die Stunde, ihr Versprechen einzulösen, war gekommen.

„Sieht ganz so aus“, erwiderte Savara.

Die anderen Ichani waren damit beschäftigt, einander, die Ashaki oder die Verräter zu bekämpfen. Letzteren war Savara nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen, weil sie ihre ehemaligen Schwestern nicht töten wollte. In dem nach dem Einsturz der Schlucht entstandenen Chaos war ihr das nicht schwergefallen. Harko war erledigt, niemand achtete auf sie. Sie würden dieses Duell in aller Ruhe kämpfen können.

Savara lächelte kalt und errichtete einen Schild.

„Das hier wird erst enden, wenn einer von uns tot ist“, sagte Malira.

Savara nickte. Genauso würde es enden.

„Bringen wir es hinter uns.“

Malira eröffnete das Duell mit einem Hagel Feuerschläge, die stark waren, aber Savaras Schild kaum schwächten. Savara antwortete auf dieselbe Weise, wobei sie die Reaktion der anderen Frau genau beobachtete.

Wie sie nach der letzten Stunde überhaupt noch Magie übrig hatten, erschien Savara wie ein Wunder. Tatsächlich hatten sie jedoch weniger als erwartet verbraucht, als sie Harko gemeinsam mit einigen anderen Ichani getötet hatten.

Marikas Kriegsmeister war an der Spitze des Trupps in die Schlucht geritten, er musste am meisten von der Wucht der Zerstörung abbekommen haben. Im Nachhinein war Savara zu dem Schluss gekommen, dass er sich den gesamten Aufstieg über mit einem Schild geschützt hatte. Das hatte ihm sein Überleben gesichert, ihn jedoch so weit geschwächt, dass Savara und alle, die weiter hinten geritten waren, ihn mühelos töten konnten.

Malira war indes eine andere Angelegenheit. Sie waren beide am Ende des Trupps geritten und hatten ihre Magie gleichermaßen verbraucht, um die Ashaki zu bekämpfen. Malira hatte nur zwei Sklaven, an denen sie sich stärken konnte, sie musste schwächer sein. Und wenn sie keine Magie mehr übrig hatten, dann würden sie mit ihren Messern weitermachen. Spätestens dann würde die Ichani unterliegen. Es gab niemand, den Savara im Kampf mit dem Messer bisher nicht besiegt hatte.

Aber wollte sie es überhaupt so weit kommen lassen?

Nach allem, was Savara erlebt hatte, seit die Große Mutter sie nach Kyralia gesandt hatte, um Ashaki Ikaro aufzuspüren, verspürte sie keine Lust mehr auf raffinierte Spielchen. Sie wollte die Sache mit Malira schnell beenden.

„Du hast keine Chance gegen mich“, provozierte sie die andere Frau.

Malira zischte wütend. „Das werden wir ja sehen.“

Erbarmungslos attackierte Savara ihre Gegnerin mit einer Salve von Kraftschlägen. Die Ichani zischte wütend und konterte auf dieselbe Art. Doch es dauerte nicht lange, bis Maliras Angriffe schwächer wurden.

Ein grimmiges Triumphgefühl verspürend griff Savara mit Gedankenschlag an. Maliras Schild schwächelte und Savara nutzte die Gelegenheit, um eine Reihe von Feuerschlägen mit steigender Intensität hinterherzuschicken.

Als sich der Schild der Ichani auflöste, lähmte Savara ihre Gegnerin mit mehreren Betäubungsschlägen. Malira brach zusammen und schrie und krümmte sich, als Savaras Magie jeden Muskel im Körper der Ichani zum Zucken brachte, doch Savara verlor keine Zeit. Mit gezücktem Dolch stürzte sie sich auf die Ichani. Ein rascher Schnitt an ihrem Hals und Savara hatte die verbleibende Magie ihrer Rivalin absorbiert.

Erleichterung brach über sie herein.

Es war vorbei.

„Ich habe dir gesagt, dass du keine Chance gegen mich haben wirst“, sagte Savara zu dem leblosen Körper unter ihr. „Du bist nichts als Ichani-Abschaum.“

Sie steckte ihr Messer zurück in ihren Gürtel und stand auf.

„Savara.“

Bei dem Klang ihres richtigen Namens wandte sie sich um. Asara stand vor ihr, ihren Dolch in einer Hand.

„Flieh“, sagte sie. „Meine Schwestern sind dabei, alle Überlebenden zu vernichten. Sie werden auch dich töten, wenn sie dich finden. Du bist jetzt eine Ichani.“

„Asara, ich …“, begann Savara. Sie wollte ihrer Freundin sagen, dass sie noch einmal zur Zuflucht musste, um die Großen Mutter um Verzeihung zu bitten, doch sie ahnte, wenn sie blieb, würden ihre Schwestern keine Ausnahme machen.

„Flieh“, wiederholte Asara. „Ich werde für mich behalten, dass ich dich gehenließ und du noch am Leben bist. Aber lass dich nie wieder bei einer von uns blicken.“

Etwas in Savaras Brust zog sich schmerzvoll zusammen. Das war es dann also gewesen. Sie würde nie wieder nach Hause zurückkehren dürfen, sie würde bei ihrem Volk nicht mehr willkommen sein. Sie hatte gehofft, dieser Auftrag würde etwas von dem, was sie getan hatte, wiedergutmachen, aber sie hatte sich geirrt.

Sie war unwiderruflich eine Ausgestoßene. Eine Ichani.

„Leb wohl, Asara“, sagte sie.

Ohne die Erwiderung der anderen Frau abzuwarten, nahm sie die Beine in die Hand und begann zu rennen.


***


Die Mittagssonne schien warm auf die Bank aus Marmor, die im Garten nahe dem Heilerquartier stand. Ein paar Insekten summten träge zwischen den Blumen und die Vögel im nahen Wald zwitscherten.

Cery ließ seinen Blick über den gepflegten Park mit den akkurat geschnittenen Hecken schweifen. Zu einer Zeit, in der er die Magier noch für schlecht gehalten hatte, hätte er etwas so friedvolles auf ihrem Territorium nicht erwartet. Doch die Zeiten hatten sich geändert.

Mit einem tiefen Atemzug sog er den angenehmen Duft der Blumen in sich hinein. Dann wandte er den Kopf zu der jungen Frau an seiner Seite.

Nenia hatte ihre Augen geschlossen und ihr Gesichtsausdruck war ausgesprochen friedvoll. Einzelne Strähnen ihres langen, dunklen Haares flatterten sanft im Wind und ihre Wangen waren leicht gerötet. Ihre Lippen waren zu einem leichten Lächeln verzogen, dem Cery nur mit Mühe widerstehen konnte.

Da Nenia sich darüber beklagt hatte, die ganze Zeit im Bett liegen zu müssen, hatte Lord Telano ihr erlaubt, für die Dauer von Cerys Besuch aufzustehen und in den Park zu gehen. Er hatte jedoch die Bedingung gestellt, dass sie in Sichtweite des Heilerquartiers blieben und dass Cery seine „Frau“ sofort zurückbrachte, sollte sie sich nicht gut fühlen.

„Es ist so lieb von dir, dass du mich jeden Tag besuchst, Ceryni“, sagte sie.

„Ich kann dich doch nicht mit den Magiern allein lassen“, erwiderte Cery lächelnd.

„Oh, sie sind gar nicht so übel“, erwiderte sie. „Ein paar sind richtig nett zu mir. Sag Ceryni, wie viel hast du ihnen dafür bezahlt?“

Cery lachte. „Nur meine Steuern.“

Für Nenia aber auch für viele andere Hüttenleute war es noch immer schwer zu glauben, dass sie für die Dienste eines Heilers kein Geld mehr bezahlen mussten. Dabei war das eine der vielen Verbesserungen, die der König seit der Schlacht von Imardin in die Wege geleitet hatte. Cery fand es indes nur fair, dass die Heiler kein Geld mehr für ihre Dienste verlangen durften, da sie bereits ein ordentliches Gehalt aus den Steuern der kyralischen Bevölkerung erhielten.

Nenia kicherte. Verzückt streckte Cery seine Hand aus, um mit seinem Zeigefinger über den Rücken ihrer Nase zu streichen.

Sonea hat recht, sie ist wirklich hinreißend, fuhr es ihm durch den Kopf und er beugte sich vor.

„Cery, was wird das?“ Nenia öffnete die Augen und sah ihn an. Für die Dauer eines Augenblicks schien sie zu erschrecken, weil er ihr so nahe war. Dann veränderte sich ihr Ausdruck, als Cery seine Lippen auf ihre drückte.

Nenia japste überrascht nach Luft. Cery legte beide Hände auf ihre Wangen und küsste sie erneut. Ihre kühlen Hände berührten seine Wangen, als sie seinen Kuss erwiderte. Cery schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie näher. Das Gefühl, das sich in ihm ausbreitete, war berauschend. Es war lange her, das er sie zuletzt so geküsst hatte und er hatte völlig vergessen, wie herrlich weich ihre Lippen waren.

Plötzlich versteifte sie sich und stieß ihn zurück.

Cery betrachtete sie mit einer Mischung aus Verwirrung und Enttäuschung. „Tut mir leid“, sagte er . „Ich wollt’ nicht …“

Doch als er Nenias Gesichtsausdruck sah, hielt er entsetzt inne. Alle Farbe war aus ihren Wangen gewichen und sie hatte sich nach vorne gekrümmt, eine Hand auf ihren Bauch gepresst.

„Nenia, was ist los?“, fragte er. „Ist dir wieder schlecht?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Irgendwas stimmt nicht. Ich hab’ Schmerzen.“

Die plötzliche Furcht nahm Cery den Atem. „Ich bring’ dich zurück“, sagte er.

Er streckte eine Hand nach ihr aus und zog sie auf die Beine. Nenia keuchte auf und ihre Beine knickten ein. Cery fing sie auf, dann hob er sie hoch und trug sie zurück zum Heilerquartier.

Drinnen war es kühl und schattig. Nach der Helligkeit im Park brauchten Cerys Augen eine Weile, um sich an das Dämmerlicht der Eingangshalle zu gewöhnen.

„Lord Telano!“ Cerys Stimme zerriss die Stimme der verlassenen Flure und hallte laut von den Wänden wider. „Ich brauche Hilfe!“

Eine Tür ging auf und ein Heiler trat heraus. „Was ist passiert?“

„Ich weiß nicht“, antwortete Cery. „Sie’s zusammengebrochen, weil sie Schmerzen hat.“

Stiefelschritte erklangen von irgendwo auf dem Flur und kamen näher. Dann erschien Lord Telano. Er stellte Cery dieselbe Frage, wie der Heiler zuvor. Noch während er sprach, konnte er sehen, wie die Miene des Vindo immer ernster wurde.

„Sie muss in ein Behandlungszimmer“, sagte er. „Kommt mit.“

Cery und der andere Heiler folgten ihm. Nach einigen Schritten stieß Lord Telano die Tür zu einem fensterlosen Raum auf der Innenseite des Erdgeschosses auf.

„Legt sie dort auf die Liege“, wies er Cery an.

Cery nickte und trat zu der Liege. Vorsichtig legte er Nenia darauf ab. Als er sie loslassen wollte, öffnete sie die Augen.

„Cery“, flüsterte sie. „Lass mich nicht allein.“

„Das werde ich nicht“, versprach er.

Lord Telano war auf die andere Seite der Liege getreten und hatte bereits begonnen, Nenia zu untersuchen. Cery beobachtete ihn dabei mit größer werdender Besorgnis. Das lange Schweigen ließ ihn das Schlimmste befürchten.

Endlich beendete der Heiler seine Untersuchung. „Es ist, wie ich befürchtet habe, Captain“, teilte er Cery mit. „Die Wehen haben verfrüht eingesetzt.“

„Was heißt das?“, verlangte Cery zu wissen.

„Dass sie eine Fehlgeburt haben wird.“

„Wird …“, Cery schluckte und sammelte sich einen Moment, „… wird sie es schaffen?“

Der Heiler blickte ihn ernst an. „Das kann ich nicht sagen. Doch wir werden unser Möglichstes tun, um das zu garantieren.“ Er machte eine Pause und fuhr dann fort. „Captain Ceryni, ich verstehe Eure Sorge, aber ich muss Euch jetzt bitten, den Raum zu verlassen.“

Cery zögerte. Gerade noch hatte er Nenia versprochen, genau das nicht zu tun.

„Wartet draußen und lasst uns unsere Arbeit tun.“

„Tu, was er sagt“, wisperte Nenia.

„Bist du sicher, dass ich dich allein lassen kann?“, fragte Cery.

„Ja.“ Nenia rang sich ein Lächeln ab. „Mach dir keine Sorgen. Das wird schon wieder.“

Aber Cery konnte nicht aufhören, sich zu sorgen. Er küsste Nenia auf die Stirn.

Dann trat er auf den Flur, die Türen zum Behandlungszimmer schlossen sich hinter ihm und er war mit seinen Ängsten allein.

***


Sachakanisch - Kyralisch


Moji m’ize sachaka-zocha yichise ekisi? – Wie ist dein Sachakanisch heute?“
Nima-nivu. Nuta voro m’ize? –„Mittelmäßig. Und deines?“
Ahama. – „Fließend.“
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