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Auch Eichhörnchen brauchen Freunde

von Vindur
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P6 / Gen
26.06.2013
26.06.2013
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Es war einmal ein kleines Eichhörnchen. Es lebte in einem großen Wald. Das kleine Eichhörnchen hatte eine Besonderheit, es hatte schneeweißes Fell. Es war das einzige seiner Art im Wald, das diese Fellfarbe trug.

Das Eichhörnchen war sehr traurig. Vor kurzem musste sein Freund in einen größeren Baum in einen anderen Wald umziehen. Das machte es betrübt. Nun hatte es niemanden mehr, der mit ihr auf den Bäumen herum kletterte, nach Nüssen suchte und mit ihm umher tollte. Seit Tagen ließ es den Kopf hängen.

Eines Tages entschloss es sich dazu, sich aufzumachen, den Baum hinunter zu klettern und sich auf die Suche nach neuen Spielgefährten und Freunden zu machen.
Es verließ ihren Kobel, hüpfte von Ast zu Ast und schwupp di wupp, war es am Boden angekommen.
Das Eichhörnchen war schon ziemlich gut im Klettern.

Nun huschte das kleine Eichhörnchen durch den Wald und suchte nach jemandem mit dem es sich anfreunden konnte. Sie huschte durch Wiesen, deren Gräser so hoch waren, dass sie ihr an der Nase kitzelten. Vorbei an großen Bäumen, die sie schon alle erklommen hatte. Das Eichhörnchen wusste, dass es alle Bäumen im Wald erklimmen musste, damit es die Auszeichnung zum Guten Kletterer erhielt.

Als die Pfoten des Eichhörnchens die Äste des Busches zur Seite schoben, sah es einen hochgewachsenen Hirsch. Es rannte auf den Hirsch los, blieb vor ihm stehen und fragte den Hirsch: “Hallo Hirsch. Sag mal, hast du nicht Lust mit mir zu spielen? Auf Bäume zu klettern und Nüsse für den Winter zu sammeln?“

Der Hirsch sah verdutz nach unten. Er legte den Kopf zur Seite, musterte das Eichhörnchen und antwortete dann: “Liebes Eichhörnchen, hast du niemand anderen deiner Art, der mit dir spielen kann?“

Das Eichhörnchen wurde wieder sehr traurig, blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe niemanden. Mein Freund musste in einen anderen Baum ziehen. Jetzt bin ich alleine.“

Dem Hirsch gefiel das gar nicht. Er stupste das kleine Eichhörnchen sanft mit seinem Geweih und bot ihr an, sich auf seinem Kopf zu setzten. Das kleine Eichhörnchen kletterte und huschte das verzweigte Geweih hoch und setzte sich auf den Kopf des Hirsches.
„Liebes Eichhörnchen“, sprach der Hirsch mit imposanter Stimme. „Ich würde liebend gerne mit dir Zeit verbringen. Doch kann ich weder auf Bäume klettern, noch kann ich schnell durchs Unterholz huschen.“
Der Hirsch ging in Richtung eines großen, freien Feldes. Dort standen kaum Bäume. Es blühten nur viele Sonnenblumen. „Sieh nur, hier ist mein Gebiet. Hier habe ich Nahrung, denn Nüsse schmecken mir nicht. Meine ganze Familie lebt hier und wir verbringen sehr viel Zeit damit, den Acker zu erkunden.“ Das Eichhörnchen sah sich um und sah weit und breit nur Sonnenblumen. „Das ist kein idealer Ort für mich“, dachte sich das Hörnchen.
„Ich bringe dich nun zurück in den Wald, dort wirst du dich wieder wohler fühlen“, sagte der Hirsch.

Im Wald angekommen huschte sie von dem Hirsch und suchte weiter. Nachdem sich das Eichhörnchen verabschiedet hatte, tapste es mit hängendem Kopf weiter. Es bahnte sich einen Weg durch das Unterholz und kam auf eine große Lichtung, wo es nach frischen Blumen duftete. Das weiße Eichhörnchen ging zu einer schönen, großen Blume und roch daran. Sie duftete so gut, dass das Eichhörnchen die Augen schloss, um den Geruch zu genießen.
Plötzlich hörte sie ein Summen. Sie schlug die Augen auf und sah, dass eine Biene auf ihrer Nasenspitze saß. Das Eichhörnchen schüttelte sich.
„Hallo, wer bist du denn?“, wollte die Biene wissen. „Ich bin das weiße Eichhörnchen und auf der Suche nach jemandem, der mit mir spielt, Nüsse für den Winter sammelt und durch Baumkronen huscht. Willst du das nicht mit mir machen?“ Die Biene summte und brummte um das Eichhörnchen herum. „Ich kann nicht“, summte die Biene. „Ich muss Honig sammeln und meiner Königin dienen. Die wäre nicht glücklich darüber, wenn eine ihrer Arbeiterinnen fehlen würde. Ich muss die Blumen bestäuben und sorge dafür, dass sie blühen. Die Bienenkönigin erwartet von mir, dass ich den guten Nektar aus jeder Blume sammle und ihn zu unserem Bienenstock bringe, damit wir daraus Honig machen können. Denn Honig schmeckt total gut. Außerdem kann ich mit meinen Flügeln fliegen, ich muss nicht über Bäume huschen“, antwortete die Biene.

Die Biene flog wieder auf die Nase des Eichhörnchens und gab ihr einen Tipp. „Wenn du weiter in diese Richtung gehst, kommst du zu einem Teich“ sagte die Biene und zeigte ihm den Weg. „Da findest du sicher irgendwen, der etwas mit dir unternehmen möchte.“
Das Eichhörnchen bedankte sich abermals, zog seinen gesenkten, buschigen Schwanz hinter sich her und tapste weiter voran.

Es kam wie versprochen an dem Teich an und sah ins Wasser. In dem Teich schwammen ganz viele verschiedene Fischarten. Es waren bunte, große, kleine, dicke und dünne Fische zu sehen.
Vor lauter Durst trank das Eichhörnchen etwas Wasser.  
Einer der Fische tauchte auf und fragte das Eichhörnchen: “Hallo, was machst du da?“
Das Eichhörnchen war verdutzt, wusste es doch, dass alle Tiere trinken mussten wenn sie durstig waren. „Ich trinke Wasser, weil ich Durst habe“, antwortete das Eichhörnchen. „Musst du nichts trinken? Ich habe gehört, jedes Tier muss trinken, sonst verdurstet es“, fügte sie hinzu.
Der Fisch war verwundert. Er kannte das Wort trinken nicht.
„Sag mal, Fisch, willst du nicht aus dem Teich kommen, mit mir auf Bäume klettern und Nüsse für den Winter sammeln?“
Der Fisch schüttelte den Kopf. „Nein das geht nicht. Ich kann nicht aus dem Wasser raus, sonst ist es um mich geschehen. Ohne das Wasser kann ich nicht Atmen. So gerne ich auch etwas mit dir unternehmen würde, aber ich kann weder die Luft atmen, noch habe ich Arme mit denen ich auf einen Baum klettern kann. Ich habe Flossen. Sie sind ideal zum Schwimmen, doch zum Klettern taugen sie nichts.“ Der Fisch streckte seine Flossen aus dem Wasser und klopfte sie zweimal zusammen.
„Verstehe“, sagte das Eichhörnchen, zog die Ohren nach unten und schlich davon. Der Fisch rief ihm nach zu: “Lass den Kopf nicht hängen, weißes Eichhörnchen, du wirst schon jemanden finden, der dich glücklich macht.“
Es machte „plopp“ und der Fisch war untergetaucht.

Verzweifelt streifte das Hörnchen durch den Wald. Es schaute sich um, nach links, nach rechts, nach oben und nach unten, doch es fand niemanden mehr, den es ansprechen konnte.

Das weiße Eichhörnchen lehnte sich seufzend gegen einen großen, dicken Baum. Sein Stamm war mit Moos bewachsen und seine Wurzeln gruben sich tief im Erdreich.
Im Stamm des Baumes waren viele Löcher zu sehen, denn er war schon alt. Das Eichhörnchen senkte den Kopf und seufzte noch einmal.
Es krachte und stöhnte und zerrte und zurrte auf einmal um das Eichhörnchen herum. „Wer seufzt denn da so in meiner Gegenwart?“, rumorte der alte, große Baum.
Seine Stimme war tief und erschrak das Eichhörnchen zuerst. „Du brauchst keine Angst zu haben“, meinte der alte Baum. „Ich werde dir schon nichts tun. Du hast aber für deine Art eine sehr seltene Farbe. Du bist das erste Eichhörnchen das ich sehe, welches ein weißes Fell hat. Also liebes Eichhörnchen, willst du mir nicht erzählen, was dir auf den Herzen liegt?“

Aber es seufzte nur und meinte: “Großer, alter Baum. Es macht doch keinen Unterschied. Ich suche schon den ganzen Tag nach jemandem der mit mir herumtobt, auf Bäume klettert und Nüsse für den Winter sammelt. Dich zu fragen hat wenig Sinn. Ich sehe ja, du kannst mit mir nicht herum toben, genau so wenig wie der Fisch im Teich, denn du bist tief im Boden verwurzelt. Auch wirst du mit mir nie auf Bäume klettern, genau so wenig wie die Biene, denn du bist doch selbst ein Baum. Noch weniger wirst du mit mir Nüsse für den Winter sammeln, genau so wenig wie der prachtvolle Hirsch, denn du ernährst dich nicht von Nüssen. Also werde ich jetzt weiter gehen und jemanden suchen, der mit mir die Zeit verbringen will.“

Niedergeschlagen stand das Eichhörnchen auf und wollte gehen.  Der alte Baum aber legte einen seiner großen Äste um das Tier und hielt es zurück. „Liebes Eichhörnchen, da hast du natürlich recht, dass ich dir dabei nicht behilflich seien kann. Ich bin hier gewachsen und werde hier bleiben. Es ist unmöglich von hier wegzugehen. Aber ich kann dir helfen jemanden zu finden, der mit die spielen will. Denn die Biene, der Fisch und der Hirsch waren nicht gerade die optimalen Partner für dein Vorhaben.“

Das Eichhörnchen wurde hellhörig und Spitze seine buschigen Ohren. „Du kannst mir helfen? Wie denn?“
Der Baum hob das Eichhörnchen mit seinem Ast in die Höhe und sagte ihm: “Siehst du die all die Löcher in meinem Stamm? Die haben sich mit der Zeit gebildet.“

Voller Aufregung drehte sich das Eichhörnchen herum und sah noch weitere Löcher in dem großen Stamm des Baumes. Der Baum hob einen zweiten Ast und klopfte gegen seinen Stamm. Nach kurzer Zeit tauchten viele Eichhörnchen, Ratten, Mäuse und Hamster aus dem Baum auf und begutachteten das weiße Eichhörnchen. Dieses machte vor Freude einen Luftsprung. So viele Eichhörnchen hatte es noch nie gesehen.

Alle beschnupperten den Neuankömmling und bewunderten es für sein schönes Fell.
Es war ein reges Treiben. Aus jedem Baumloch kamen Tiere heraus, die um die Äste wuselten.
Die Eichhörnchen fragten den Neuankömmling: “Willst du mit uns herumtollen? Auf Bäume klettern und Nüsse für den Winter suchen?“

Ganz wild vor Freude hüpfte das weiße Eichhörnchen auf dem Ast auf und ab, denn es hatte jetzt endlich ganz viele Freunde gefunden mit denen es spielen konnte. Die ganze Suche hatte sich doch gelohnt. Sie umarmte den großen, alten Baum herzlich und dankte ihm, dass er sie nicht gehen ließ.

So wuselte nun das schöne, liebe, weiße Eichhörnchen Tag für Tag hunderte Male den Baum auf und ab, tollte mit den anderen Nagetieren herum und sammelte Nüsse für den Winter.
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