Normal.?
von Aenia
Kurzbeschreibung
Ein ganz stinknormales Mädchen, das ganz stinknormal aussieht, will ein ganz stinknormales Leben führen. Aber wie das immer so ist, kommt es nie so, wie man es gern will. Ob das nun schlecht ist oder nicht, wird sich erst zeigen. Nur leider dauert das "sich zeigen" bei Lydia sehr lange. Genaugenommen um die 11 Jahre. Und 10 Jahre lang hat sie die Illusion des "Normalen" sogar fast aufrecht erhalten können. Doch dann steht da Logan vor ihrer Tür und will seine 10-jährige Tochter sehen. (Ein Neuversuch der Kurzbeschreibung- liegt mir echt nicht besonders. ;D)
GeschichteDrama / P12 / Gen
02.06.2013
31.05.2014
37
96.983
1
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Dieses Kapitel
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02.06.2013
3.830
Ich danke euch, für das fleißige Lesen, muss euch jedoch um etwas bitten. Reviews! ;D
Ich würde gern wissen, wie ihr das findet, was ich schreibe.
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"Du hast was?" fragte Lydia, die vor ihm mit einem Baby auf dem Arm stand. Sie wippte es auf und ab, während es quängelte und weinte. Sie runzelte die Stirn, während sie ihn fragend ansah.
"Ich habe von uns geträumt. Keine Sorge- leg dich wieder schlafen, ok?" Er setzte sich auf und rieb sich durch das Gesicht. Er fühlte sich fehl am Platz. Er hatte das Gefühl, nicht in dieses Haus zu gehören- es wirkte zu klein, zu eng. Er sah zum Fenster und sah nach draußen. Die Sonne kroch gerade hinter einem Nachbarhaus hervor und tunkte die Umgebung in ein Organge. Er runzelte die Stirn und fragte sich, wann er das letzte Mal einen Sonnenaufgang gesehen hatte.
"Du hast geschrieen, Logan. Ich werde jetzt nicht wieder schlafen gehen. Was hast du denn geträumt." Sie sah ihn vorwurfsvoll an und kam zu ihm hinüber. Er befand sich am anderen Ende des Zimmers und doch war sie mit nur drei Schritten bei ihm. Das Haus war nicht gut. Nicht gut für sie. Sie musste mit Theodora hier raus. Er sah Lydia an und dann die kleine Tochter. Seine arme, kleine Tochter. Sie sah ihn mit unschuldigen Augen an und streckte weinend die Arme nach ihm aus, doch Lydia drehte sie in ihren Armen, sodass Theodora ihn nicht mehr ansehen konnte. Er sehnte sich nach seiner Tochter und gleichzeitig hatte er Angst vor ihr. Oder eher gesagt vor sich selbst. Was er alles falsch machen würde.
Er überlegte einen Moment, ob er es Lydia erzählen sollte, oder lieber doch nicht. Seinen Traum, der sich anfühlte, wie Wochen. Es waren genau diese Probleme, über die sie schon die ganze Zeit über reden wollten. Vor den Themen sie jedoch trotzdem ausgewichen waren. Er war zwar erst 3 Tage hier, doch langsam mussten sie anfangen zu reden. Dora wurde entführt, er selbst lag im Koma und konnte nichts tun um sie zu schützen. Er selbst war Schuld an alle dem! Dora hatte Depressionen, tat sich selbst weh und er musste dabei zu sehen, konnte ihr nicht helfen. Er hatte ja keine Beziehung zu ihr aufbauen können, weil er nie für sie da gewesen war. 10 Jahre lang nicht. Er bekam eine Gänsehaut und musste sich zusammenreißen, um die Gefühle aus seinem Traum nicht zu sehr an sich heran zu lassen. Das war ja alles nur ein Traum gewesen. Aber warum hatte sich das dann alles so verdammt echt angefühlt?
"Also?" Lydia sah ihn auffordernd an. Seine Lydia. 10 Jahre älter, sah sie immer noch so gut aus, wie jetzt. Er schmunzelte über den Gedanken, ihr das zu versprechen- ihr ins Gesicht sagen zu können, dass sie keine Angst um ihr Aussehen haben musste, dass sie in 10 Jahren noch immer wunderschön sein würde. Er starrte in ihre blauen, wachen Augen und verlor sich für einen Moment darin.
"Logan!"
"Hm?!" er schreckte auf.
"Was hast du denn nun geträumt." sagte sie etwas ungeduldig. Er entschied sich seiner Meinung nach, für das Richtige- er schüttelte den Kopf und sagte: "Ich bin nur eine Schlucht runtergefallen."
Lydia lachte herzlich und sagte: "So einen Traum hatte ich das letzte mal mit 13, Logan. Du bist jeeetzt..."
"Alt.." beendete er lachend. Er ging auf sie zu und küsste sie: "Und du bist auch nur knapp 4 Jahre älter als 13."
Sie löste sich grinsend von ihm und sagte: "Ich habe Frühstück gemacht. Vielleicht gehts dir dann besser."
Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war gerade mal 6 Uhr morgens. Er seufzte: "Es ist verdammt früh, Lydi."
Sie grinste ihn an: "Daran wirst du dich gewöhnen müssen, wenn wir zusammen bleiben wollen."
Er starrte sie an, unfähig, etwas zu erwidern. Aus irgendeinem Grund, WUSSTE er, dass er sie verlassen würde.
Sie streckte ihm nur frech die Zunge raus und schlurfte in ihren Plüschhausschuhen in die Küche hinüber. Er lief hinteher und merkte, dass er noch etwas torkelte. Ein Duft von frischgebackenen Brötchen und Kaffee stieß ihm in die Nase. Ein müdes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
"Du bist einfach wundervoll.." murmelte er und setzte sich in der viel zu engen Küche auf die Bank. Er bekam ein genauso müdes Lächeln zurück und ein: "Ich liebe dich auch.."
Während sie Theordora stillte, schlürfte er an seinem Kaffee und starrte seine Tochter an. Er runzelte die Stirn, stellte die Tasse ab und lehnte sich zurück.
-Du bist nicht meine Tochter..meine Tochter ist 11 Jahre alt. Das da ist nicht meine Tochter.-
Er hob seine Hand und betrachtete sie. Nichts außergewönliches war auf den ersten Blick zu sehen, doch sie schien ihm fremd.
"Träume ich?" fragte er in den Raum hinein, ohne aufzusehen.
"Was?" hörte er seine Freundin fragen. Er sah auf und blickte in ihr belustigtes Gesicht: "Logan- du schläfst wahrscheinlich noch so halb." lachte sie, "Alles ist in Ordnung. Du bist gesund und munter im Jahre 2013." Sie lachte wieder, und murmelte noch irgendetwas von "Zurück in die Zukunft", doch er war längst wieder in seinen Gedanken versunken.
-2013.- Er sah auf und starrte aus dem Fenster. Die Sonne kroch hervor und sorgte für das erwachen der Vögel und Pflanzen. Ganz hinten in einem Nachbarhaus flackerte ein Licht auf und eine alte Dame brachte mit krummen Rücken den Müll raus.
"Deine Familie.." begann er, machte jedoch eine Pause. Er wusste nicht so recht, wie er es sagen sollte.
"Ja?" fragte Lydia freundlich.
"Ich glaube.." er brach wieder ab. Das war einfach zu falsch. Zu wirr. Er befand sich hier im Jetzt. Er träumte nicht. Die Dora, die 11 war, die von ihm vernachlässigt wurde- diese Theodora war ein Traum gewesen. Er würde es doch niemals dazu kommen lassen, dass ihr sowas geschieht. Seiner kleinen Prinzessin wird niemals etwas passieren, weil er auf sie Acht geben würde. Auf sie und Lydia. Er fuhr sich durch das Gesicht. Er konnte es spüren. Seine rauen Hände, die über seinen Dreitagebart fuhren. Seine müden Augen, die brannten. Seine Kopfschmerzen, die noch immer nicht vergangen waren, seit er mit dem Flugzeug hier ankam. Sein Kopf hätte vielleicht eine Chance gehabt, wenn Dora nachts nicht geschrieen hätte. Ja- er hatte Erinnerungen an vergangene Tage, jetzt, in dieser Zeit. Wäre das in einem Traum möglich? Körperlich zu fühlen? Zu denken? Sich zu erinnern?
Lydia gähnte und seufzte. Ihr Gesicht war noch immer nicht ganz verheilt und er wusste, dass dieser Kerl dafür bestraft werden würde. Von ihm. Aber warum wusste er es? Es war nicht in dem Sinne wissen, wie: Ich habe vor, dies und das zu tun- sondern er konnte mit Gewissheit sagen, dass er einen Mann krankenhasureif schlagen würde. Er bekam eine Gansehaut bei dem Gedanken. Und ihm wurde schlecht, als ein Bild durch seine Gedanken zuckte. Ein Bild seiner völlig blutverschmierten Händen. Wie konnte er dieses Bild im Kopf haben, ohne es schon erlebt zu haben?
Er seufzte und ließ seinen Kopf auf den Tisch fallen.
"Logan? Geh doch wieder schlafen, ich komm schon zurecht."
Er fuhr hoch und starrte sie an.
"Was?" lachte sie, "Du bist heut morgen aber komisch drauf."
Er schüttelte den Kopf: "Nein, ich kann nicht schlafen gehen. Da träume ich, Lydia! Ich kann nicht wieder träumen.."
Sie runzelte die Stirn: "Warum?" sie hob Dora etwas hoch und klopfte ihr sachte auf den Rücken, "Was hast du denn so Schlimmes geträumt?"
Er schüttelte wieder den Kopf: "Ich..nein. Ich.." Er sah sie an, sah ihr müdes Gesicht, sah ihr lächeln, als sie Dora auf ihren Schoß setzte und hörte ihr lachen, als Dora quiekte. Er konnte ihr das nicht sagen. Nein. "Mein Kopf würde platzen." sagte er stattdessen.
Sie sah von Dora auf und runzelte belustigt die Stirn: "Du komischer Kerl." lachte sie. Doch er konnte nicht mit lachen. Er war hoffnungslos verwirrt. Er stand auf- er wusste nicht warum- er tat es einfach. Als würden sich seine Beine von allein bewegen.
"Wo willst du denn hin? Du hast gar nichts gegessen, Logan!" rief sie, als er seine Jacke vom Haken nahm. Er warf sie sich über und griff in seine Taschen. Die Zigaretten waren da.
Lydia kam mit Dora auf dem Arm zu ihm hinüber und sah ihn besorgt an: "Mit dir stimmt was nicht, Logan. Ich möchte nicht, dass du raus gehst. Es ist vor allem noch so früh."
"Und gerade deswegen muss ich raus." sagte er, bevor er es gedacht hatte. Verwundert über seine Antwort, runzelte er die Stirn. Auch sie sah verwirrt aus. Er schüttelte den Kopf, als wolle er die Verwirrung über sich selbst einfach davonwerfen wollen. Er lächelte sie an und gab ihr einen Kuss. Eine unglaubliche Trauer durchfuhr ihn, die er sich nicht erklären konnte. Es war ja kein Abschied für immer. Er wollte nur raus. Nur...er wusste selbst nicht wohin.
Theodora fing an zu weinen.
"Ooo..meine kleine Prinzessin." murmelte er und nahm sie auf den Arm. Sofort hörte sie auf zu weinen. Während er mit seiner Hand über ihren kleinen Kopf fuhr, sah sie ihn aus blauen Augen an. Das blau wirkte unnatürlich strahlend und grell- fast unangenehm. Ihr fast vorwurfsvolles Gesicht, hatte übertriebene Mimik, die eigentlich nur erwachsenen vorbehalten war. Er meinte sogar zu sehen, dass sie ihre Augenbrauen ein wenig zusammenzog. Ihre kleinen Finger krallte sich in sein dunkles T-shirt und schienen ihn nicht loslassen zu wollen. Und wieder hatte er das Gefühl, ein anderes Kind anzusehen und nicht seines.
Er sah auf, doch Lydia schien das alles nicht zu bemerken. Sie lächelte friedlich vor sich hin, während sie sich gegen den Türrahmen lehnte und ihre Arme um sich schlang. Sie sah auf und auch ihre Augen schienen auf einmal unnatürlich krass zu strahlen. Es waren nicht ihre Augen. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Mit wem verbrachte er da den Morgen?
"Kannst du sie nicht gleich mitnehmen? Wenn du schon raus willst?" fragte sie ihn.
"Hm.." er sah wieder auf Dora hinab, die ihn immernoch vorwurfsvoll ansah- das kleine Kind.
-Ich befinde mich eindeutig in einem Traum, oder nicht?- Aus irgendeinem Grund, wusste er, das Dora fehl am Platz sein würde- dort wo er hin wollte. Er sah auf, doch Lydia befand sich schon in der Küche. Es schien weniger eine Frage gewesen zu sein, sondern eher ein Befehl. Er seufzte, aber begann Dora vorzubereiten und schließlich schob er sie in einem blauen Kinderwagen durch den frühen morgen. Gegen all seine Prioritäten, steckte er sich eine Zigarette an und paffte ein paar Züge- er brauchte es jetzt. Einen Moment für freie Gedanken. Die Zigarette half ihm dabei, fand er. Doch seine Tochter, oder das Mädchen, was in dem Kinderwagen lag, schien etwas dagegen zu haben. Sie fing an zu schreien, doch es war nicht leidend, sondern meckernd.
"Hmpf, wie du willst. Ich mach sie ja schon aus." brummte er und ließ die Ziagrette auf den Boden fallen, um sie auszutreten. Sofort hörte sie auf zu schreien. Er gluckste und beugte sich zu ihr hinunter: "Was bist du denn für eine, hm? Fängst du grad an MICH zu erziehen, ja?"
Die Kleine fing an zu kichern und zu glucksen, als würde sie ihm zustimmen.
"Du bist ein unmögliches Kind." lachte er und schob den Wagen weiter, "Und du hast recht.." murmelte er. Er blieb an einer Kreuzung stehen. Nach links ging es in einen Wald und rechts in die Stadt.
"Hm..." er sah Theodora an und fragte sie: "Wo willst du hin, hm?"
Sie sah ihn nur mit großen Augen an. Er lachte auf: "Ach ja, du kannst ja gar nicht reden."
Er machte sich auf den Weg in die Stadt. Es war kaum jemand auf den Straßen. Nur ein paar Autos fuhren auf der Hauptstraße- vermutlich die, die Arbeiten mussten. Er runzelte die Stirn- das war eine komische Stadt. Er kannte das alles eigentlich etwas anders. Er brauchte eine Weile, um sich an Deutschland zu gewöhnen.
Ein Grölen unterbrach seine Gedanken und er blieb stehen. Er sah sich um und fand dann den ursprung den Geräusches. Unglaubliche Wut stieg in ihm auf, als er den taumelnden Kerl aus der Bar stolpern sah. Er sah zu Theodora hinunter- sie schlief. Also entschloss er sich, zu ihm zu gehen. Mal ein Machtwort mit ihm zu wechseln. Er lief zu ihm hinüber.
"Ey!" rief er. Er quatschte gerade eine Frau an, die ihn angewiedert wegstieß und veruschte davon zu kommen. Er sah sich um und starrte ihn an. Er deutete mit dem Kopf auf eine Schmale Gasse zwischen zwei Häusern. Obwohl der Mistkerl betrunken war, schien er zu verstehen und torkelte vorraus. Die Frau kam lächelnd auf ihn zu: "Dankesehr. Der Mann ist wirklich unmöglich. Und dabei ist er Lehrer!" sagte sie mit weit aufgerrissenen Augen.
"Kein Problem." sagte er und lächelte sie freundlich an. Sie sah ihn mit schrägem Kopf an. Sie betrachtete ihn von oben bis unten und blieb am Kinderwagen hängen.
"Sie sind nicht von hier, richtig?" fragte sie schließlich. Er stutzte, nickte dann aber. Sie fuhr fort: "Wenn ich sie wäre, würde ich den Kerl einfach seinen Rausch ausschlafen lassen." Sie deutete auf den Kinderwagen und lief davon. Er sah ihr noch einen Moment lang nach, aber ignorierte ihre indirekte Mahnung und folgte dem Kerl in die Gasse. Er schob den Kinderwagen nach ganz hinten- es war eine Sackgasse -und stellte ihn fest. Er zog den Schirm so tief, wie es ging und ging dann zu dem Kerl hinüber.
"Sie wissen schon, dass sie Lehrer sind?" Logan verschränkte die Arme.
Er zuckte mit den Schultern und fuhr sich durch seine dunklen fettigen Haare. Logan riss ihm die Bierflasche aus der Hand und schmiss sie wutentbrannt an die Mauer.
"Eeey..Junge..das wollte ich noch.."
Doch Logan ließ ihn nicht zu Ende lallen, sondern packte ihn am Pullover und presste ihn an die Wand.
"Wie können sie so mit einer Schülerin umgehen.." presste er hervor.
"Junge..ich weiß nicht.."
"Lydia!" schrie Logan, "Sie heißt Lydia! Sie wollten mit ihr ausgehen, sie nicht mit ihnen und da haben sie sie geschlagen!"
Der Kerl starrte ihn an. Seine Angst war im ins Gesicht geschrieben.
"Sie sind 40 und sie ist 16. Was haben sie sich dabei gedacht. Noch dazu, ist sie ihre Schülerin und eine MUTTER!" schrie er und konnte sich nicht mehr zurückhalten- er schlug dem Kerl ins Gesicht.
"Es tut mir Leid!" wimmerte dieser und ging zu Boden. Er hielt sich seine blutende Nase: "Du hast mir die Nase gebrochen!" rief er heulend. Logan grinste und trat ihm in den Magen. Er war nicht mehr er selbst. Seine Gliedmaßen gehorchten ihm nicht mehr. Er handelte ohne zu denken, seine Gedanken waren leer. Er trat immer und immer wieder auf den Mann ein. Schlug ihm mehrmals ins Gesicht.
Erst als er Theodora schreien hörte, schreckte er auf. Er fiel ein paar Schritte zurück und starrte zuerst den am Boden liegenden, wimmernden Kerl an und dann seine eigenen Hände. Rot vor Blut. Ihm wurde unglaublich schlecht.
-Was hast du getan?!-
Er wischte sich das Blut an seinen Sachen ab und lief zu Theodora hinüber, er versuchte sie zu beruhigen, als er Polizeisirenen hörte.
-Was?! Wie lange hab ich denn auf ihn eingeschlagen?!- Er wusste nicht, was er tun sollte. Abhauen wäre Schwachsinn- das würde nichts bringen. Stattdessen ließ er sich an die Wand fallen und rutschte auf den Boden. Er wartete, bis die Polizisten kamen, er ließ sich fesseln, er gab ihnen die Nummer von Doras Mutter und befand sich schließlich in einer Zelle im Polizeigebäube.
Seine Unterarme auf die Knie gestützt und mit hängendem Kopf saß er auf einer kalten Bank. Er war nicht direkt im Gefängnis, sondern ersteinmal in einer Zelle mitten im Geschehen weggesperrt. Beamte rannten gestresst umher und unentwegt klingelte ein Telefon. Er richtete sich auf, schloss seine Augen und begann, seine Schläfen zu massieren. Sein Kopf dröhnte und er hatte das Gefühl, er würde gleich platzen. Er konzentrierte sich auf sich selbst.
-Mein Name ist Logan Wade Lerman. Ich wurde in Beverly Hills geboren, dass liegt im Bundesstaat Kalifornien. Ich habe eine Familie. Wir sind jüdisch. Ich bin Schauspieler.-
Die Geräusche wurden allmählig leiser, seine Kopfschmerzen ließen jedoch nicht nach. Er machte weiter.
-Dean ist mein bester Freund. Er hat eine band. Ich habe Lydia kennengelernt. Ihre beste Freundin heißt Elise. Wir haben uns auf der Straße kennengelernt, als ich sie anrempelte und ihr meine Nummer gab. Es lief kompliziert. Wir haben eine Tochter und sie heißt Elise.-
Die Geräusche waren vollkommen verschwunden.
-Heute ist der...der...wir haben das Jahr...fuck.-
Er öffnete die Augen und sofort prallten wieder alle Laute auf ihn ein. Er schüttelte den Kopf und seufzte. Was ist nur mit ihm los?
"Ey! Junge!" rief eine raue Männerstimme. Er sah auf und blickte in ein speckiges Gesicht.
"Was?" fragte Logan müde.
Der Polizist öffnete die Tür und machte eine freilassende Geste: "Du kannst gehen."
Logan stutze: "Was? Warum?"
"Du wurdest nicht angeklagt und jetzt hau ab, bevor wir es uns anders überlegen!" rief der Mann aus. logan beeilte sich aus dem Gebäude zu kommen. Draußen atmete er tief ein und aus. Er sah sich um und war immernoch verwirrt. Das Atmen hatte gar nichts gebracht.
Er sah sich noch ein mal um. Er wusste gar nicht, wie er zurück kommen sollte.
"Logan!" rief jemand. Wieder drehte er sich um sich selbst. Er konnte niemanden entdecken. Jetzt war er vollkommen verrückt geworden.
"Logan, hier!" schrie jemand. Und da entdeckte er sie. Lydia stand an ihrem Auto und winkte ihm zu. Er lächelte. Wenigstens sie hatte er. Er beeilte sich, auf sie zu zu gehen, umarmte sie und gab ihr einen Kuss, doch sie drückte ihn von sich weg.
"Was ist?" fragte er stirnrunzelnd.
"Du warst im Gefängnis." sagte sie tonlos und sah ihn vorwurfsvoll an, "Du hast Dora alleingelassen, Logan."
Er schüttelte heftig den Kopf: "NEIN!" rief er, "Ich hab dafür gesorgt, dass sie zu fir kommt! Außerdem war ich nicht im GEfängsnis..nicht wirklich."
"Steig einfach ein." murrte sie und ging um das Auto herum. Sie stiegen ein und fuhren los. Auf der Rückbank schlie Theodora. Er seufzte zufrieden und sank in dem Sitz zusammen.
"Hier bin ich richtig." murmelte er.
"Was?!" rief Lydia genervt.
"Ich habe gesagt, dass ich mich hier richtig fühle."
"Was du wieder für einen Scheiß redest! Hier wirst du dich die nächsten Stunden so gar nicht richtig am Platz fühlen! Oh nein! Glaub mir, dafür sorge ich! Wie kommst du dazu.."
Er unterbrach sie: "Ich hab es für dich getan ok?!" schrie er.
"Zieh mich da bloß nicht rein, Logan! Untersteh dich!"
"Willst du gar nicht wissen, wo du reingezogen wurdest?" er starrte sie wütend an.
"Nein, Logan. Das war ganz sicher nichts gutes. Wärst du sonst im Gefängsnis gelandet?"
Er biss auf seine Unterlippe und zwang sich, nicht auszurasten, während sie zu ihr nach Hause fuhren. Er wollte Dora aus dem Auto holen, doch Lydia stieß ihn weg und tat es selbst.
"Was ist dein Problem?!" rief er.
"DU bist mein Problem! Du kannst kein Vater sein! Nein! Du bist noch viel zu...unreif!"
"Ich und unreif?! Ich wollte dir ein Haus kaufen und ein Vater sein! Ich wollte mich um euch kümmern! UND DU NENNST MICH UNREIF?!"
"Du wolltest uns ein Haus kaufen?" ihre Augen blitzen auf und sie lächelte begierig. Er starrte sie entgeistert an: "Das ist das einzige, was dich interessiert." murmelte er, "WER BIST DU?!"
"Lydia!" rief sie, "Und ich schätz mal du bist Logan. Und- ach Logan- darf ich dir Theodora vorstellen? Deine Tochter, die du wahrscheinlich traumatiesiert hast!"
"HALTS MAUL!" schrie er und knallte sie Tür zu. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Dora gar nicht schrie. Sie blieb stumm und beobachtete alles stumm und interessiert. Er beugte sich zu ihr hinunter: "Was ist mit dir, hä?! Du BABY! Willst du gar nicht weinen, weil deine Eltern streiten?!"
Sie reagierte nicht, aber Lydia drehte sie von ihm weg und rief: "Was bist du für ein Psychopat?! Du willst dein Kind zum heulen bringen?!"
"Das ist aber nicht mein Kind!"
Sie sah ihn entgeistert an: "Ich glaube nicht, mit jemand anderem geschlafen zu haben."
Er atmete hektisch und sein Herz raste. Er schrie auf und hielt sich seinen puckernden Kopf.
"Was ist mit dir los?!"
Er schüttelte nur den Kopf. Er konnte nicht denken, es war zu voll. Zu durcheinander.
"Brauchst du Hilfe, Logan?"
"NEIN- nein..." er sah sie an, "Wie heißt du?"
"Lydia?" sie schien verwirrt zu sein.
"Ganz sicher?" fragte er verzweifelt.
"Ja, Logan!"
"Ich..ich..ich träume doch!" rief er, "Ich hätte das heute niemals getan, in Echt. Und du hättest mich nicht so behandelt! Du hättest nachgefragt! Du wärst nicht sofort so sauer und festgefahren gewesen! Ich kenne dich doch! Und..und.." er deutete auf Dora: "Das da ist so wie so sau gruselig."
"Logan..." ihre Augen wurden feucht, "Das ist deine Tochter und nicht "das da". Sie ist nicht.."
"Oooh doch! Welches normale Baby hätte nicht geschrieen!? Welches normale Baby hat Mimik und unterhält sich mit mir!?"
"Was? Sie hat was? Logan- du bist verwirrt. Du hast Schlafmangel oderso."
"Wo hast du mir das Lied gezeigt, das deine Gefühle besser beschreibt, als alles andere?"
"Was?!" rief sie und runzelte die Stirn. Er packte sie an den Oberarmen: "WO?!" schrie er ihr ins Gesicht.
Sie schüttelte den Kopf: "Ich..ich weiß es nicht."
Auch er schüttelte den Kopf: "Falsche Antwort.." murmelte er. -Meine echte Lydia würde diesen Moment niemals vergessen.-
Als hätte er sie immer dabei gehabt, zog er eine Waffe hervor und zielte grinsend auf Lydias Stirn: "Sag gute Nacht." lachte er.
Ich würde gern wissen, wie ihr das findet, was ich schreibe.
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"Du hast was?" fragte Lydia, die vor ihm mit einem Baby auf dem Arm stand. Sie wippte es auf und ab, während es quängelte und weinte. Sie runzelte die Stirn, während sie ihn fragend ansah.
"Ich habe von uns geträumt. Keine Sorge- leg dich wieder schlafen, ok?" Er setzte sich auf und rieb sich durch das Gesicht. Er fühlte sich fehl am Platz. Er hatte das Gefühl, nicht in dieses Haus zu gehören- es wirkte zu klein, zu eng. Er sah zum Fenster und sah nach draußen. Die Sonne kroch gerade hinter einem Nachbarhaus hervor und tunkte die Umgebung in ein Organge. Er runzelte die Stirn und fragte sich, wann er das letzte Mal einen Sonnenaufgang gesehen hatte.
"Du hast geschrieen, Logan. Ich werde jetzt nicht wieder schlafen gehen. Was hast du denn geträumt." Sie sah ihn vorwurfsvoll an und kam zu ihm hinüber. Er befand sich am anderen Ende des Zimmers und doch war sie mit nur drei Schritten bei ihm. Das Haus war nicht gut. Nicht gut für sie. Sie musste mit Theodora hier raus. Er sah Lydia an und dann die kleine Tochter. Seine arme, kleine Tochter. Sie sah ihn mit unschuldigen Augen an und streckte weinend die Arme nach ihm aus, doch Lydia drehte sie in ihren Armen, sodass Theodora ihn nicht mehr ansehen konnte. Er sehnte sich nach seiner Tochter und gleichzeitig hatte er Angst vor ihr. Oder eher gesagt vor sich selbst. Was er alles falsch machen würde.
Er überlegte einen Moment, ob er es Lydia erzählen sollte, oder lieber doch nicht. Seinen Traum, der sich anfühlte, wie Wochen. Es waren genau diese Probleme, über die sie schon die ganze Zeit über reden wollten. Vor den Themen sie jedoch trotzdem ausgewichen waren. Er war zwar erst 3 Tage hier, doch langsam mussten sie anfangen zu reden. Dora wurde entführt, er selbst lag im Koma und konnte nichts tun um sie zu schützen. Er selbst war Schuld an alle dem! Dora hatte Depressionen, tat sich selbst weh und er musste dabei zu sehen, konnte ihr nicht helfen. Er hatte ja keine Beziehung zu ihr aufbauen können, weil er nie für sie da gewesen war. 10 Jahre lang nicht. Er bekam eine Gänsehaut und musste sich zusammenreißen, um die Gefühle aus seinem Traum nicht zu sehr an sich heran zu lassen. Das war ja alles nur ein Traum gewesen. Aber warum hatte sich das dann alles so verdammt echt angefühlt?
"Also?" Lydia sah ihn auffordernd an. Seine Lydia. 10 Jahre älter, sah sie immer noch so gut aus, wie jetzt. Er schmunzelte über den Gedanken, ihr das zu versprechen- ihr ins Gesicht sagen zu können, dass sie keine Angst um ihr Aussehen haben musste, dass sie in 10 Jahren noch immer wunderschön sein würde. Er starrte in ihre blauen, wachen Augen und verlor sich für einen Moment darin.
"Logan!"
"Hm?!" er schreckte auf.
"Was hast du denn nun geträumt." sagte sie etwas ungeduldig. Er entschied sich seiner Meinung nach, für das Richtige- er schüttelte den Kopf und sagte: "Ich bin nur eine Schlucht runtergefallen."
Lydia lachte herzlich und sagte: "So einen Traum hatte ich das letzte mal mit 13, Logan. Du bist jeeetzt..."
"Alt.." beendete er lachend. Er ging auf sie zu und küsste sie: "Und du bist auch nur knapp 4 Jahre älter als 13."
Sie löste sich grinsend von ihm und sagte: "Ich habe Frühstück gemacht. Vielleicht gehts dir dann besser."
Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war gerade mal 6 Uhr morgens. Er seufzte: "Es ist verdammt früh, Lydi."
Sie grinste ihn an: "Daran wirst du dich gewöhnen müssen, wenn wir zusammen bleiben wollen."
Er starrte sie an, unfähig, etwas zu erwidern. Aus irgendeinem Grund, WUSSTE er, dass er sie verlassen würde.
Sie streckte ihm nur frech die Zunge raus und schlurfte in ihren Plüschhausschuhen in die Küche hinüber. Er lief hinteher und merkte, dass er noch etwas torkelte. Ein Duft von frischgebackenen Brötchen und Kaffee stieß ihm in die Nase. Ein müdes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
"Du bist einfach wundervoll.." murmelte er und setzte sich in der viel zu engen Küche auf die Bank. Er bekam ein genauso müdes Lächeln zurück und ein: "Ich liebe dich auch.."
Während sie Theordora stillte, schlürfte er an seinem Kaffee und starrte seine Tochter an. Er runzelte die Stirn, stellte die Tasse ab und lehnte sich zurück.
-Du bist nicht meine Tochter..meine Tochter ist 11 Jahre alt. Das da ist nicht meine Tochter.-
Er hob seine Hand und betrachtete sie. Nichts außergewönliches war auf den ersten Blick zu sehen, doch sie schien ihm fremd.
"Träume ich?" fragte er in den Raum hinein, ohne aufzusehen.
"Was?" hörte er seine Freundin fragen. Er sah auf und blickte in ihr belustigtes Gesicht: "Logan- du schläfst wahrscheinlich noch so halb." lachte sie, "Alles ist in Ordnung. Du bist gesund und munter im Jahre 2013." Sie lachte wieder, und murmelte noch irgendetwas von "Zurück in die Zukunft", doch er war längst wieder in seinen Gedanken versunken.
-2013.- Er sah auf und starrte aus dem Fenster. Die Sonne kroch hervor und sorgte für das erwachen der Vögel und Pflanzen. Ganz hinten in einem Nachbarhaus flackerte ein Licht auf und eine alte Dame brachte mit krummen Rücken den Müll raus.
"Deine Familie.." begann er, machte jedoch eine Pause. Er wusste nicht so recht, wie er es sagen sollte.
"Ja?" fragte Lydia freundlich.
"Ich glaube.." er brach wieder ab. Das war einfach zu falsch. Zu wirr. Er befand sich hier im Jetzt. Er träumte nicht. Die Dora, die 11 war, die von ihm vernachlässigt wurde- diese Theodora war ein Traum gewesen. Er würde es doch niemals dazu kommen lassen, dass ihr sowas geschieht. Seiner kleinen Prinzessin wird niemals etwas passieren, weil er auf sie Acht geben würde. Auf sie und Lydia. Er fuhr sich durch das Gesicht. Er konnte es spüren. Seine rauen Hände, die über seinen Dreitagebart fuhren. Seine müden Augen, die brannten. Seine Kopfschmerzen, die noch immer nicht vergangen waren, seit er mit dem Flugzeug hier ankam. Sein Kopf hätte vielleicht eine Chance gehabt, wenn Dora nachts nicht geschrieen hätte. Ja- er hatte Erinnerungen an vergangene Tage, jetzt, in dieser Zeit. Wäre das in einem Traum möglich? Körperlich zu fühlen? Zu denken? Sich zu erinnern?
Lydia gähnte und seufzte. Ihr Gesicht war noch immer nicht ganz verheilt und er wusste, dass dieser Kerl dafür bestraft werden würde. Von ihm. Aber warum wusste er es? Es war nicht in dem Sinne wissen, wie: Ich habe vor, dies und das zu tun- sondern er konnte mit Gewissheit sagen, dass er einen Mann krankenhasureif schlagen würde. Er bekam eine Gansehaut bei dem Gedanken. Und ihm wurde schlecht, als ein Bild durch seine Gedanken zuckte. Ein Bild seiner völlig blutverschmierten Händen. Wie konnte er dieses Bild im Kopf haben, ohne es schon erlebt zu haben?
Er seufzte und ließ seinen Kopf auf den Tisch fallen.
"Logan? Geh doch wieder schlafen, ich komm schon zurecht."
Er fuhr hoch und starrte sie an.
"Was?" lachte sie, "Du bist heut morgen aber komisch drauf."
Er schüttelte den Kopf: "Nein, ich kann nicht schlafen gehen. Da träume ich, Lydia! Ich kann nicht wieder träumen.."
Sie runzelte die Stirn: "Warum?" sie hob Dora etwas hoch und klopfte ihr sachte auf den Rücken, "Was hast du denn so Schlimmes geträumt?"
Er schüttelte wieder den Kopf: "Ich..nein. Ich.." Er sah sie an, sah ihr müdes Gesicht, sah ihr lächeln, als sie Dora auf ihren Schoß setzte und hörte ihr lachen, als Dora quiekte. Er konnte ihr das nicht sagen. Nein. "Mein Kopf würde platzen." sagte er stattdessen.
Sie sah von Dora auf und runzelte belustigt die Stirn: "Du komischer Kerl." lachte sie. Doch er konnte nicht mit lachen. Er war hoffnungslos verwirrt. Er stand auf- er wusste nicht warum- er tat es einfach. Als würden sich seine Beine von allein bewegen.
"Wo willst du denn hin? Du hast gar nichts gegessen, Logan!" rief sie, als er seine Jacke vom Haken nahm. Er warf sie sich über und griff in seine Taschen. Die Zigaretten waren da.
Lydia kam mit Dora auf dem Arm zu ihm hinüber und sah ihn besorgt an: "Mit dir stimmt was nicht, Logan. Ich möchte nicht, dass du raus gehst. Es ist vor allem noch so früh."
"Und gerade deswegen muss ich raus." sagte er, bevor er es gedacht hatte. Verwundert über seine Antwort, runzelte er die Stirn. Auch sie sah verwirrt aus. Er schüttelte den Kopf, als wolle er die Verwirrung über sich selbst einfach davonwerfen wollen. Er lächelte sie an und gab ihr einen Kuss. Eine unglaubliche Trauer durchfuhr ihn, die er sich nicht erklären konnte. Es war ja kein Abschied für immer. Er wollte nur raus. Nur...er wusste selbst nicht wohin.
Theodora fing an zu weinen.
"Ooo..meine kleine Prinzessin." murmelte er und nahm sie auf den Arm. Sofort hörte sie auf zu weinen. Während er mit seiner Hand über ihren kleinen Kopf fuhr, sah sie ihn aus blauen Augen an. Das blau wirkte unnatürlich strahlend und grell- fast unangenehm. Ihr fast vorwurfsvolles Gesicht, hatte übertriebene Mimik, die eigentlich nur erwachsenen vorbehalten war. Er meinte sogar zu sehen, dass sie ihre Augenbrauen ein wenig zusammenzog. Ihre kleinen Finger krallte sich in sein dunkles T-shirt und schienen ihn nicht loslassen zu wollen. Und wieder hatte er das Gefühl, ein anderes Kind anzusehen und nicht seines.
Er sah auf, doch Lydia schien das alles nicht zu bemerken. Sie lächelte friedlich vor sich hin, während sie sich gegen den Türrahmen lehnte und ihre Arme um sich schlang. Sie sah auf und auch ihre Augen schienen auf einmal unnatürlich krass zu strahlen. Es waren nicht ihre Augen. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Mit wem verbrachte er da den Morgen?
"Kannst du sie nicht gleich mitnehmen? Wenn du schon raus willst?" fragte sie ihn.
"Hm.." er sah wieder auf Dora hinab, die ihn immernoch vorwurfsvoll ansah- das kleine Kind.
-Ich befinde mich eindeutig in einem Traum, oder nicht?- Aus irgendeinem Grund, wusste er, das Dora fehl am Platz sein würde- dort wo er hin wollte. Er sah auf, doch Lydia befand sich schon in der Küche. Es schien weniger eine Frage gewesen zu sein, sondern eher ein Befehl. Er seufzte, aber begann Dora vorzubereiten und schließlich schob er sie in einem blauen Kinderwagen durch den frühen morgen. Gegen all seine Prioritäten, steckte er sich eine Zigarette an und paffte ein paar Züge- er brauchte es jetzt. Einen Moment für freie Gedanken. Die Zigarette half ihm dabei, fand er. Doch seine Tochter, oder das Mädchen, was in dem Kinderwagen lag, schien etwas dagegen zu haben. Sie fing an zu schreien, doch es war nicht leidend, sondern meckernd.
"Hmpf, wie du willst. Ich mach sie ja schon aus." brummte er und ließ die Ziagrette auf den Boden fallen, um sie auszutreten. Sofort hörte sie auf zu schreien. Er gluckste und beugte sich zu ihr hinunter: "Was bist du denn für eine, hm? Fängst du grad an MICH zu erziehen, ja?"
Die Kleine fing an zu kichern und zu glucksen, als würde sie ihm zustimmen.
"Du bist ein unmögliches Kind." lachte er und schob den Wagen weiter, "Und du hast recht.." murmelte er. Er blieb an einer Kreuzung stehen. Nach links ging es in einen Wald und rechts in die Stadt.
"Hm..." er sah Theodora an und fragte sie: "Wo willst du hin, hm?"
Sie sah ihn nur mit großen Augen an. Er lachte auf: "Ach ja, du kannst ja gar nicht reden."
Er machte sich auf den Weg in die Stadt. Es war kaum jemand auf den Straßen. Nur ein paar Autos fuhren auf der Hauptstraße- vermutlich die, die Arbeiten mussten. Er runzelte die Stirn- das war eine komische Stadt. Er kannte das alles eigentlich etwas anders. Er brauchte eine Weile, um sich an Deutschland zu gewöhnen.
Ein Grölen unterbrach seine Gedanken und er blieb stehen. Er sah sich um und fand dann den ursprung den Geräusches. Unglaubliche Wut stieg in ihm auf, als er den taumelnden Kerl aus der Bar stolpern sah. Er sah zu Theodora hinunter- sie schlief. Also entschloss er sich, zu ihm zu gehen. Mal ein Machtwort mit ihm zu wechseln. Er lief zu ihm hinüber.
"Ey!" rief er. Er quatschte gerade eine Frau an, die ihn angewiedert wegstieß und veruschte davon zu kommen. Er sah sich um und starrte ihn an. Er deutete mit dem Kopf auf eine Schmale Gasse zwischen zwei Häusern. Obwohl der Mistkerl betrunken war, schien er zu verstehen und torkelte vorraus. Die Frau kam lächelnd auf ihn zu: "Dankesehr. Der Mann ist wirklich unmöglich. Und dabei ist er Lehrer!" sagte sie mit weit aufgerrissenen Augen.
"Kein Problem." sagte er und lächelte sie freundlich an. Sie sah ihn mit schrägem Kopf an. Sie betrachtete ihn von oben bis unten und blieb am Kinderwagen hängen.
"Sie sind nicht von hier, richtig?" fragte sie schließlich. Er stutzte, nickte dann aber. Sie fuhr fort: "Wenn ich sie wäre, würde ich den Kerl einfach seinen Rausch ausschlafen lassen." Sie deutete auf den Kinderwagen und lief davon. Er sah ihr noch einen Moment lang nach, aber ignorierte ihre indirekte Mahnung und folgte dem Kerl in die Gasse. Er schob den Kinderwagen nach ganz hinten- es war eine Sackgasse -und stellte ihn fest. Er zog den Schirm so tief, wie es ging und ging dann zu dem Kerl hinüber.
"Sie wissen schon, dass sie Lehrer sind?" Logan verschränkte die Arme.
Er zuckte mit den Schultern und fuhr sich durch seine dunklen fettigen Haare. Logan riss ihm die Bierflasche aus der Hand und schmiss sie wutentbrannt an die Mauer.
"Eeey..Junge..das wollte ich noch.."
Doch Logan ließ ihn nicht zu Ende lallen, sondern packte ihn am Pullover und presste ihn an die Wand.
"Wie können sie so mit einer Schülerin umgehen.." presste er hervor.
"Junge..ich weiß nicht.."
"Lydia!" schrie Logan, "Sie heißt Lydia! Sie wollten mit ihr ausgehen, sie nicht mit ihnen und da haben sie sie geschlagen!"
Der Kerl starrte ihn an. Seine Angst war im ins Gesicht geschrieben.
"Sie sind 40 und sie ist 16. Was haben sie sich dabei gedacht. Noch dazu, ist sie ihre Schülerin und eine MUTTER!" schrie er und konnte sich nicht mehr zurückhalten- er schlug dem Kerl ins Gesicht.
"Es tut mir Leid!" wimmerte dieser und ging zu Boden. Er hielt sich seine blutende Nase: "Du hast mir die Nase gebrochen!" rief er heulend. Logan grinste und trat ihm in den Magen. Er war nicht mehr er selbst. Seine Gliedmaßen gehorchten ihm nicht mehr. Er handelte ohne zu denken, seine Gedanken waren leer. Er trat immer und immer wieder auf den Mann ein. Schlug ihm mehrmals ins Gesicht.
Erst als er Theodora schreien hörte, schreckte er auf. Er fiel ein paar Schritte zurück und starrte zuerst den am Boden liegenden, wimmernden Kerl an und dann seine eigenen Hände. Rot vor Blut. Ihm wurde unglaublich schlecht.
-Was hast du getan?!-
Er wischte sich das Blut an seinen Sachen ab und lief zu Theodora hinüber, er versuchte sie zu beruhigen, als er Polizeisirenen hörte.
-Was?! Wie lange hab ich denn auf ihn eingeschlagen?!- Er wusste nicht, was er tun sollte. Abhauen wäre Schwachsinn- das würde nichts bringen. Stattdessen ließ er sich an die Wand fallen und rutschte auf den Boden. Er wartete, bis die Polizisten kamen, er ließ sich fesseln, er gab ihnen die Nummer von Doras Mutter und befand sich schließlich in einer Zelle im Polizeigebäube.
Seine Unterarme auf die Knie gestützt und mit hängendem Kopf saß er auf einer kalten Bank. Er war nicht direkt im Gefängnis, sondern ersteinmal in einer Zelle mitten im Geschehen weggesperrt. Beamte rannten gestresst umher und unentwegt klingelte ein Telefon. Er richtete sich auf, schloss seine Augen und begann, seine Schläfen zu massieren. Sein Kopf dröhnte und er hatte das Gefühl, er würde gleich platzen. Er konzentrierte sich auf sich selbst.
-Mein Name ist Logan Wade Lerman. Ich wurde in Beverly Hills geboren, dass liegt im Bundesstaat Kalifornien. Ich habe eine Familie. Wir sind jüdisch. Ich bin Schauspieler.-
Die Geräusche wurden allmählig leiser, seine Kopfschmerzen ließen jedoch nicht nach. Er machte weiter.
-Dean ist mein bester Freund. Er hat eine band. Ich habe Lydia kennengelernt. Ihre beste Freundin heißt Elise. Wir haben uns auf der Straße kennengelernt, als ich sie anrempelte und ihr meine Nummer gab. Es lief kompliziert. Wir haben eine Tochter und sie heißt Elise.-
Die Geräusche waren vollkommen verschwunden.
-Heute ist der...der...wir haben das Jahr...fuck.-
Er öffnete die Augen und sofort prallten wieder alle Laute auf ihn ein. Er schüttelte den Kopf und seufzte. Was ist nur mit ihm los?
"Ey! Junge!" rief eine raue Männerstimme. Er sah auf und blickte in ein speckiges Gesicht.
"Was?" fragte Logan müde.
Der Polizist öffnete die Tür und machte eine freilassende Geste: "Du kannst gehen."
Logan stutze: "Was? Warum?"
"Du wurdest nicht angeklagt und jetzt hau ab, bevor wir es uns anders überlegen!" rief der Mann aus. logan beeilte sich aus dem Gebäude zu kommen. Draußen atmete er tief ein und aus. Er sah sich um und war immernoch verwirrt. Das Atmen hatte gar nichts gebracht.
Er sah sich noch ein mal um. Er wusste gar nicht, wie er zurück kommen sollte.
"Logan!" rief jemand. Wieder drehte er sich um sich selbst. Er konnte niemanden entdecken. Jetzt war er vollkommen verrückt geworden.
"Logan, hier!" schrie jemand. Und da entdeckte er sie. Lydia stand an ihrem Auto und winkte ihm zu. Er lächelte. Wenigstens sie hatte er. Er beeilte sich, auf sie zu zu gehen, umarmte sie und gab ihr einen Kuss, doch sie drückte ihn von sich weg.
"Was ist?" fragte er stirnrunzelnd.
"Du warst im Gefängnis." sagte sie tonlos und sah ihn vorwurfsvoll an, "Du hast Dora alleingelassen, Logan."
Er schüttelte heftig den Kopf: "NEIN!" rief er, "Ich hab dafür gesorgt, dass sie zu fir kommt! Außerdem war ich nicht im GEfängsnis..nicht wirklich."
"Steig einfach ein." murrte sie und ging um das Auto herum. Sie stiegen ein und fuhren los. Auf der Rückbank schlie Theodora. Er seufzte zufrieden und sank in dem Sitz zusammen.
"Hier bin ich richtig." murmelte er.
"Was?!" rief Lydia genervt.
"Ich habe gesagt, dass ich mich hier richtig fühle."
"Was du wieder für einen Scheiß redest! Hier wirst du dich die nächsten Stunden so gar nicht richtig am Platz fühlen! Oh nein! Glaub mir, dafür sorge ich! Wie kommst du dazu.."
Er unterbrach sie: "Ich hab es für dich getan ok?!" schrie er.
"Zieh mich da bloß nicht rein, Logan! Untersteh dich!"
"Willst du gar nicht wissen, wo du reingezogen wurdest?" er starrte sie wütend an.
"Nein, Logan. Das war ganz sicher nichts gutes. Wärst du sonst im Gefängsnis gelandet?"
Er biss auf seine Unterlippe und zwang sich, nicht auszurasten, während sie zu ihr nach Hause fuhren. Er wollte Dora aus dem Auto holen, doch Lydia stieß ihn weg und tat es selbst.
"Was ist dein Problem?!" rief er.
"DU bist mein Problem! Du kannst kein Vater sein! Nein! Du bist noch viel zu...unreif!"
"Ich und unreif?! Ich wollte dir ein Haus kaufen und ein Vater sein! Ich wollte mich um euch kümmern! UND DU NENNST MICH UNREIF?!"
"Du wolltest uns ein Haus kaufen?" ihre Augen blitzen auf und sie lächelte begierig. Er starrte sie entgeistert an: "Das ist das einzige, was dich interessiert." murmelte er, "WER BIST DU?!"
"Lydia!" rief sie, "Und ich schätz mal du bist Logan. Und- ach Logan- darf ich dir Theodora vorstellen? Deine Tochter, die du wahrscheinlich traumatiesiert hast!"
"HALTS MAUL!" schrie er und knallte sie Tür zu. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Dora gar nicht schrie. Sie blieb stumm und beobachtete alles stumm und interessiert. Er beugte sich zu ihr hinunter: "Was ist mit dir, hä?! Du BABY! Willst du gar nicht weinen, weil deine Eltern streiten?!"
Sie reagierte nicht, aber Lydia drehte sie von ihm weg und rief: "Was bist du für ein Psychopat?! Du willst dein Kind zum heulen bringen?!"
"Das ist aber nicht mein Kind!"
Sie sah ihn entgeistert an: "Ich glaube nicht, mit jemand anderem geschlafen zu haben."
Er atmete hektisch und sein Herz raste. Er schrie auf und hielt sich seinen puckernden Kopf.
"Was ist mit dir los?!"
Er schüttelte nur den Kopf. Er konnte nicht denken, es war zu voll. Zu durcheinander.
"Brauchst du Hilfe, Logan?"
"NEIN- nein..." er sah sie an, "Wie heißt du?"
"Lydia?" sie schien verwirrt zu sein.
"Ganz sicher?" fragte er verzweifelt.
"Ja, Logan!"
"Ich..ich..ich träume doch!" rief er, "Ich hätte das heute niemals getan, in Echt. Und du hättest mich nicht so behandelt! Du hättest nachgefragt! Du wärst nicht sofort so sauer und festgefahren gewesen! Ich kenne dich doch! Und..und.." er deutete auf Dora: "Das da ist so wie so sau gruselig."
"Logan..." ihre Augen wurden feucht, "Das ist deine Tochter und nicht "das da". Sie ist nicht.."
"Oooh doch! Welches normale Baby hätte nicht geschrieen!? Welches normale Baby hat Mimik und unterhält sich mit mir!?"
"Was? Sie hat was? Logan- du bist verwirrt. Du hast Schlafmangel oderso."
"Wo hast du mir das Lied gezeigt, das deine Gefühle besser beschreibt, als alles andere?"
"Was?!" rief sie und runzelte die Stirn. Er packte sie an den Oberarmen: "WO?!" schrie er ihr ins Gesicht.
Sie schüttelte den Kopf: "Ich..ich weiß es nicht."
Auch er schüttelte den Kopf: "Falsche Antwort.." murmelte er. -Meine echte Lydia würde diesen Moment niemals vergessen.-
Als hätte er sie immer dabei gehabt, zog er eine Waffe hervor und zielte grinsend auf Lydias Stirn: "Sag gute Nacht." lachte er.