Normal.?
von Aenia
Kurzbeschreibung
Ein ganz stinknormales Mädchen, das ganz stinknormal aussieht, will ein ganz stinknormales Leben führen. Aber wie das immer so ist, kommt es nie so, wie man es gern will. Ob das nun schlecht ist oder nicht, wird sich erst zeigen. Nur leider dauert das "sich zeigen" bei Lydia sehr lange. Genaugenommen um die 11 Jahre. Und 10 Jahre lang hat sie die Illusion des "Normalen" sogar fast aufrecht erhalten können. Doch dann steht da Logan vor ihrer Tür und will seine 10-jährige Tochter sehen. (Ein Neuversuch der Kurzbeschreibung- liegt mir echt nicht besonders. ;D)
GeschichteDrama / P12 / Gen
02.06.2013
31.05.2014
37
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Dieses Kapitel
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02.06.2013
1.587
Einführungskapitel in die Gegenwart. Wieder in der Ich-Perspektive.
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Ich saß schon seit 2 Wochen in dem Zimmer. Tag und Nacht. Ließ seine Hand nicht los und hoffte die ganze Zeit über auf ein Lebenszeichen, also ein Zeichen von ihm- aber nichts. Ich schnaufte und legte so gut ich konnte meinen Kopf auf seine Beine, denn ich saß im Rollstuhl. Ich kam nicht sehr dicht an ihn heran. Das Piepen dröhnte mitlerweile in meinen Ohren, aber wenn es nicht da wäre, wäre ich verloren. Das stetige Piepen war meine einzige Hoffnung! Etwas, an das ich mich klammern konnte. Etwas, was mich vor dem Ertrinken rettete. Obwohl es nur Maschinen waren.
Ich bließ mir die Strähnen aus dem Gesicht und stöhnte.
"Was soll ich dir schon erzählen.." begann ich. "Ich sitze hier. Mein eines Bein eingegipst- aber das weißt du ja schon. Das andere Bein wurde ja nur angeschossen..also..naja, ist ne Fleischwunde."
Ich hob kurz meinen Kopf und sah in sein Gesicht, aber keine Regung. Ich erzählte es jeden Tag und hoffte, er würde irgendwann mal fragen: "Oh verdammt- gehts dir gut?" Aber nichts, wie immer. Stöhnend ließ ich meinen Kopf wieder auf seine Beine fallen.
"Weißt du. Es hat ganz schön weh getan. Hat sich durchgezogen.." ich deutete auf meinen linken Oberschenkel- die Fleischwunde- und deutete nach unten, während ich weiter erzählte. Als könnte er es sehen: "Hat hier Oben begonnen, siehst du? Und zog sich bis zum Knöchel!"
Jetzt deutete ich auf mein anderes Bein: "Tja..und hier dran kann ich mich gar nicht erinnern. Hat das Schienbein zerschmettert. Vielleicht ist es Verdrängung oderso.." ich grinste, "Aber das ist gar nicht so schlecht! Ist nicht cool, alles noch mal zu fühlen, weißt du?"
Ich sah ihn an, das war schon Routine.
"Ich fass es nicht!" ich legte meine andere Hand auch auf seine, "Weißt du, woran ich mich gerade erinnert hab?! Ich dacht, dass hätt ich auch verdrängt, weil es ja so weh getan hat! Die Wochen, nach dem ich dich allein gelassen hab.." ich lachte wieder, "..die waren echt unglaublich scheiße! Ich dachte mir immer: Alter scheiße! Was hast du da bloß angestellt?! Aber hey...es ging ja um Dora, richtig? Ich hab doch das richtige getan, oder Logan? Logan?"
Ich rüttelte an seinem Arm: "Ach egal. Ist ja auch Vergangenheit, oder? Ist dir schon aufgefallen, dass ich iiirgendwie spreche, als wär ich wieder 16?" Ich lachte laut los, "Seltsam, nicht wahr?! So krass man...Ich raff es nicht, alter. Wie kann es sein, dass ich hier sitze und mit mir selbst rede und trotzdem glücklich bin? Wahrscheinlich verdränge ich irgendwas. Hab ich auch das Gefühl, dass es so ist. Vielleicht..nein. ich komm nicht drauf! Iiist ja auch egal, oder?"
Sein Gesicht war so kalt und steif, wie die letzten 14 Tage.
"Hm..Naja...wie gesagt. Hab ichs schon gesagt? Ich weiß es nicht. Ich sags einfach nochmal: Es tut mir Leid, Logan. Alles! Was ich dir angetan habe..dass du jetzt hier liegst. So..so..tot und doch lebend. Das ist ja alles meine Schuld. Meine Schuld. Ich hätts anders machen sollen, oder? Ich meine...naja. Auf jeden Fall, sind wir nicht besonders..."
Ich wurde unterbrochen. Elise kam in das Zimmer.
"Hey!" ich lächelte sie an. Sie sah müde und fertig aus. Trotzdem lächelte sie zurück: "Dacht mir, dass ich dich hier finde."
"Wo sonst!" ich zog mich in ihre Umarmung hoch. "Was gibts?"
Sie zuckte mit den Schultern: "Ich wollte dir Gesellschaft leisten.." sie lächelte mich müde an und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.
"Ja..kannst uns Gesellschaft leisten. Hab grad mit ihm geredet!" Ich lachte wieder, "Aber das ist nicht so wichtig. Kommst grad von..."
"Von zu Hause, Lydia..Hab gelernt."
"Oh, ja. Stimmt! Wie gehts deinen Kindern? Die kannst du doch mal mitbringen..und dein Mann auch. Logan würde sich freuen.."
Sie sah mich nachdenklich an und warf Logan einen kurzen Blick zu "Ja..mal schauen. Aber die haben wieder Schule, weißt du? Und sie sind ja noch klein.."
"Wie auch immer. Mach, was du für richtig hältst. Und? Was gibts Neues?" Ich lächelte sie an.
Sie runzelte die Stirn und fragte: "Was genau meinst du?"
Ich zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung! Klatsch und Tratsch! Wer mit wem gefögelt hat. Wer sich in Schulden stürzt, weil er ein neues Haus baut? Irgendwas wird doch los sein, in unserem Dorf, oder?"
Sie starrte mich nur an.
"Was? Nun los..erzähl!"
Sie schüttelte den Kopf: "Nein, nein...so weit ich weiß, gibts...in der Sache...keine Neuigkeiten."
"Ooch! Das ist aber Schade! Klatsch und Tratsch vertreibt so gut die lange Weile! Hast du denn was anderes zu erzählen?"
"Nein..nein, Lydi. Ich bin eigentlich hier, um von dir was zu hören."
"Was denn schon? Ich sitz Tag und Nacht hier und rede mit mir selbst." ich musste lachen. "Mehr gibts nicht zu erzählen."
"Nein?" hakte sie nach.
"Nein.." ich war verwirrt, "Was verschweigst du mir?"
"Ich verschweige dir nichts..."
"Essen!" rief eine Schwester in den Raum. Das tat sie nur, weil ich kein Zeitgefühl hatte und auch keine Uhr hatte.
"Warte..warte." sagte ich, als Elise mich schon wegschieben wollte, "Ich wollte doch Logan noch was sagen...was war es bloß..Ach ja!" ich lachte und stieß ihm schelmisch gegen die Beine: "Wir sind wohl keine besonders guten Eltern, was? Aber bald. wenn du aufwachst und ich den bescheuerten Rollstuhl los bin, können wir zurück zu Dora. Nach Hause."
Ich spürte, wie mir Elise von hinten die Hände auf meine Schultern legte. Sie sagte: "Lydia. Ich erzähl dir das mitlerweile jeden Tag. Und jeden Tag, ist es das Schlimmste, was ich dir antun kann, aber...Lydia- Theodora wurde entführt."
Meine Hand krampfte sich in das Bettlaken, während mein mitlerweile stetiges Grinsen verschwand. Meine Erinnerungen kehrten wieder und taten so weh, dass ich es kaum aushielt. Ich legte meinen Kopf auf das Bett und verschränkte meine Hände in meinem Nacken, während ich versuchte, nicht in Tränen auszubrechen. Aber es ging nicht anders. Sie flossen trotzdem. Die Tatsache, dass Logan im Koma lag- schrecklich. Dass Theodora entführt wurde- furchtbar. Aber am schlimmsten, war die Tatsache, dass ich jeden Tag vergaß, in welcher widerwertigen Situation sich meine eigene Tochter befand! Ich verfluchte mich selbst und schrie. Als Elise mir eine Hand auf den Rücken legte, konnte ich mich fassen und setzte mich auf.
"Es tut mir Leid.." hauchte sie und ihre Stimme klang zittrig. Ich schüttelte den Kopf.
"Haben sie schon etwas neues?" fragte ich, während sie mich rausschob.
"Ich weiß es nicht. Sie haben mit dir geredet."
"Ich kann mich nicht mehr dran erinnern.."
"Ich weiß..ich hab gehofft, dass du dich dran erinnerst."
"Tu ich nicht."
Sie schob mich an den Tisch und ich zog die Bremsen. Wenigstens das wollte ich allein machen. Sie setzte sich mir gegenüber und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. Als sie mich wieder ansah, konnte ich ihre rotunterlaufenen Augen sehen.
"Was möchtest du essen?"
"Ich hab kein Hunger..." sagte ich und es stimmte.
"Du musst." und damit stand sie auf und verschwand.
Ich starrte meine Suppe an und konnte mich nicht dazu aufraffen, etwas zu essen.
"Theodora ist tot, richtig?" fragte ich schließlich. Auch Elise hatte ihr Essen kaum angerührt. Sie antwortete nicht.
"Sie ist zwei Wochen schon weg und es kam noch kein Anruf, in dem diese Schlampe irgendein Lösegeld verlangt hat. Und sie glaubt, Logan ist tot. Warum sollte sie also Dora am Leben lassen?"
"Hör jetzt bloß nicht auf, zu hoffen, Lydia. Sie ist noch am Leben."
"Das glaubst du doch selber nicht!"
"Doch! Doch das glaube ich! Weil ich es muss! Und du solltest es auch mal versuchen. Jetzt iss deine Suppe."
"Iss du dein Hackbraten."
"Ich habe jetzt keine Lust, mich mit dir zu streiten, Lydia! Und die Kraft dazu, habe ich erst recht nicht!"
"Ich will mit den Polizisten reden, die sich um Doras Entführung kümmern."
"Wenn du deine Suppe aufgegessen hast, werd ich tun, was ich kann."
Ich funkelte sie an. Aber ich hatte verloren! Ganz eindeutig. Missmutig löffelte ich den Teller leer und hatte das Gefühl, sie würde gleich wieder oben raus kommen. Auch Elise hat die Hälfte ihres Hackbratens gegessen. Mehr jedoch nicht.
"Ich will jetzt mit ihnen reden."
"Gut.." sagte Elise und rollte mich aus dem Raum, "Du musst aber n Moment warten."
"Mach ich."
Sie ließ mich wieder vor Logan stehen. Doch dieses Mal, hatte ich weder das Bedürfnis, mit ihm zu reden, noch seine Hand zu halten. Ich starrte nur in sein Gesicht und wartete. Ich wartete mindestens eine Stunde, als die Tür endlich aufging. Doch da kam kein Polizist auf mich zu, auch nicht Elise oder ihr Mann oder sonst wer, den ich in letzter Zeit gesehen hatte.
"Dean?"
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Ich saß schon seit 2 Wochen in dem Zimmer. Tag und Nacht. Ließ seine Hand nicht los und hoffte die ganze Zeit über auf ein Lebenszeichen, also ein Zeichen von ihm- aber nichts. Ich schnaufte und legte so gut ich konnte meinen Kopf auf seine Beine, denn ich saß im Rollstuhl. Ich kam nicht sehr dicht an ihn heran. Das Piepen dröhnte mitlerweile in meinen Ohren, aber wenn es nicht da wäre, wäre ich verloren. Das stetige Piepen war meine einzige Hoffnung! Etwas, an das ich mich klammern konnte. Etwas, was mich vor dem Ertrinken rettete. Obwohl es nur Maschinen waren.
Ich bließ mir die Strähnen aus dem Gesicht und stöhnte.
"Was soll ich dir schon erzählen.." begann ich. "Ich sitze hier. Mein eines Bein eingegipst- aber das weißt du ja schon. Das andere Bein wurde ja nur angeschossen..also..naja, ist ne Fleischwunde."
Ich hob kurz meinen Kopf und sah in sein Gesicht, aber keine Regung. Ich erzählte es jeden Tag und hoffte, er würde irgendwann mal fragen: "Oh verdammt- gehts dir gut?" Aber nichts, wie immer. Stöhnend ließ ich meinen Kopf wieder auf seine Beine fallen.
"Weißt du. Es hat ganz schön weh getan. Hat sich durchgezogen.." ich deutete auf meinen linken Oberschenkel- die Fleischwunde- und deutete nach unten, während ich weiter erzählte. Als könnte er es sehen: "Hat hier Oben begonnen, siehst du? Und zog sich bis zum Knöchel!"
Jetzt deutete ich auf mein anderes Bein: "Tja..und hier dran kann ich mich gar nicht erinnern. Hat das Schienbein zerschmettert. Vielleicht ist es Verdrängung oderso.." ich grinste, "Aber das ist gar nicht so schlecht! Ist nicht cool, alles noch mal zu fühlen, weißt du?"
Ich sah ihn an, das war schon Routine.
"Ich fass es nicht!" ich legte meine andere Hand auch auf seine, "Weißt du, woran ich mich gerade erinnert hab?! Ich dacht, dass hätt ich auch verdrängt, weil es ja so weh getan hat! Die Wochen, nach dem ich dich allein gelassen hab.." ich lachte wieder, "..die waren echt unglaublich scheiße! Ich dachte mir immer: Alter scheiße! Was hast du da bloß angestellt?! Aber hey...es ging ja um Dora, richtig? Ich hab doch das richtige getan, oder Logan? Logan?"
Ich rüttelte an seinem Arm: "Ach egal. Ist ja auch Vergangenheit, oder? Ist dir schon aufgefallen, dass ich iiirgendwie spreche, als wär ich wieder 16?" Ich lachte laut los, "Seltsam, nicht wahr?! So krass man...Ich raff es nicht, alter. Wie kann es sein, dass ich hier sitze und mit mir selbst rede und trotzdem glücklich bin? Wahrscheinlich verdränge ich irgendwas. Hab ich auch das Gefühl, dass es so ist. Vielleicht..nein. ich komm nicht drauf! Iiist ja auch egal, oder?"
Sein Gesicht war so kalt und steif, wie die letzten 14 Tage.
"Hm..Naja...wie gesagt. Hab ichs schon gesagt? Ich weiß es nicht. Ich sags einfach nochmal: Es tut mir Leid, Logan. Alles! Was ich dir angetan habe..dass du jetzt hier liegst. So..so..tot und doch lebend. Das ist ja alles meine Schuld. Meine Schuld. Ich hätts anders machen sollen, oder? Ich meine...naja. Auf jeden Fall, sind wir nicht besonders..."
Ich wurde unterbrochen. Elise kam in das Zimmer.
"Hey!" ich lächelte sie an. Sie sah müde und fertig aus. Trotzdem lächelte sie zurück: "Dacht mir, dass ich dich hier finde."
"Wo sonst!" ich zog mich in ihre Umarmung hoch. "Was gibts?"
Sie zuckte mit den Schultern: "Ich wollte dir Gesellschaft leisten.." sie lächelte mich müde an und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.
"Ja..kannst uns Gesellschaft leisten. Hab grad mit ihm geredet!" Ich lachte wieder, "Aber das ist nicht so wichtig. Kommst grad von..."
"Von zu Hause, Lydia..Hab gelernt."
"Oh, ja. Stimmt! Wie gehts deinen Kindern? Die kannst du doch mal mitbringen..und dein Mann auch. Logan würde sich freuen.."
Sie sah mich nachdenklich an und warf Logan einen kurzen Blick zu "Ja..mal schauen. Aber die haben wieder Schule, weißt du? Und sie sind ja noch klein.."
"Wie auch immer. Mach, was du für richtig hältst. Und? Was gibts Neues?" Ich lächelte sie an.
Sie runzelte die Stirn und fragte: "Was genau meinst du?"
Ich zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung! Klatsch und Tratsch! Wer mit wem gefögelt hat. Wer sich in Schulden stürzt, weil er ein neues Haus baut? Irgendwas wird doch los sein, in unserem Dorf, oder?"
Sie starrte mich nur an.
"Was? Nun los..erzähl!"
Sie schüttelte den Kopf: "Nein, nein...so weit ich weiß, gibts...in der Sache...keine Neuigkeiten."
"Ooch! Das ist aber Schade! Klatsch und Tratsch vertreibt so gut die lange Weile! Hast du denn was anderes zu erzählen?"
"Nein..nein, Lydi. Ich bin eigentlich hier, um von dir was zu hören."
"Was denn schon? Ich sitz Tag und Nacht hier und rede mit mir selbst." ich musste lachen. "Mehr gibts nicht zu erzählen."
"Nein?" hakte sie nach.
"Nein.." ich war verwirrt, "Was verschweigst du mir?"
"Ich verschweige dir nichts..."
"Essen!" rief eine Schwester in den Raum. Das tat sie nur, weil ich kein Zeitgefühl hatte und auch keine Uhr hatte.
"Warte..warte." sagte ich, als Elise mich schon wegschieben wollte, "Ich wollte doch Logan noch was sagen...was war es bloß..Ach ja!" ich lachte und stieß ihm schelmisch gegen die Beine: "Wir sind wohl keine besonders guten Eltern, was? Aber bald. wenn du aufwachst und ich den bescheuerten Rollstuhl los bin, können wir zurück zu Dora. Nach Hause."
Ich spürte, wie mir Elise von hinten die Hände auf meine Schultern legte. Sie sagte: "Lydia. Ich erzähl dir das mitlerweile jeden Tag. Und jeden Tag, ist es das Schlimmste, was ich dir antun kann, aber...Lydia- Theodora wurde entführt."
Meine Hand krampfte sich in das Bettlaken, während mein mitlerweile stetiges Grinsen verschwand. Meine Erinnerungen kehrten wieder und taten so weh, dass ich es kaum aushielt. Ich legte meinen Kopf auf das Bett und verschränkte meine Hände in meinem Nacken, während ich versuchte, nicht in Tränen auszubrechen. Aber es ging nicht anders. Sie flossen trotzdem. Die Tatsache, dass Logan im Koma lag- schrecklich. Dass Theodora entführt wurde- furchtbar. Aber am schlimmsten, war die Tatsache, dass ich jeden Tag vergaß, in welcher widerwertigen Situation sich meine eigene Tochter befand! Ich verfluchte mich selbst und schrie. Als Elise mir eine Hand auf den Rücken legte, konnte ich mich fassen und setzte mich auf.
"Es tut mir Leid.." hauchte sie und ihre Stimme klang zittrig. Ich schüttelte den Kopf.
"Haben sie schon etwas neues?" fragte ich, während sie mich rausschob.
"Ich weiß es nicht. Sie haben mit dir geredet."
"Ich kann mich nicht mehr dran erinnern.."
"Ich weiß..ich hab gehofft, dass du dich dran erinnerst."
"Tu ich nicht."
Sie schob mich an den Tisch und ich zog die Bremsen. Wenigstens das wollte ich allein machen. Sie setzte sich mir gegenüber und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. Als sie mich wieder ansah, konnte ich ihre rotunterlaufenen Augen sehen.
"Was möchtest du essen?"
"Ich hab kein Hunger..." sagte ich und es stimmte.
"Du musst." und damit stand sie auf und verschwand.
Ich starrte meine Suppe an und konnte mich nicht dazu aufraffen, etwas zu essen.
"Theodora ist tot, richtig?" fragte ich schließlich. Auch Elise hatte ihr Essen kaum angerührt. Sie antwortete nicht.
"Sie ist zwei Wochen schon weg und es kam noch kein Anruf, in dem diese Schlampe irgendein Lösegeld verlangt hat. Und sie glaubt, Logan ist tot. Warum sollte sie also Dora am Leben lassen?"
"Hör jetzt bloß nicht auf, zu hoffen, Lydia. Sie ist noch am Leben."
"Das glaubst du doch selber nicht!"
"Doch! Doch das glaube ich! Weil ich es muss! Und du solltest es auch mal versuchen. Jetzt iss deine Suppe."
"Iss du dein Hackbraten."
"Ich habe jetzt keine Lust, mich mit dir zu streiten, Lydia! Und die Kraft dazu, habe ich erst recht nicht!"
"Ich will mit den Polizisten reden, die sich um Doras Entführung kümmern."
"Wenn du deine Suppe aufgegessen hast, werd ich tun, was ich kann."
Ich funkelte sie an. Aber ich hatte verloren! Ganz eindeutig. Missmutig löffelte ich den Teller leer und hatte das Gefühl, sie würde gleich wieder oben raus kommen. Auch Elise hat die Hälfte ihres Hackbratens gegessen. Mehr jedoch nicht.
"Ich will jetzt mit ihnen reden."
"Gut.." sagte Elise und rollte mich aus dem Raum, "Du musst aber n Moment warten."
"Mach ich."
Sie ließ mich wieder vor Logan stehen. Doch dieses Mal, hatte ich weder das Bedürfnis, mit ihm zu reden, noch seine Hand zu halten. Ich starrte nur in sein Gesicht und wartete. Ich wartete mindestens eine Stunde, als die Tür endlich aufging. Doch da kam kein Polizist auf mich zu, auch nicht Elise oder ihr Mann oder sonst wer, den ich in letzter Zeit gesehen hatte.
"Dean?"