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Normal.?

von Aenia
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P12 / Gen
02.06.2013
31.05.2014
37
96.983
1
Alle Kapitel
33 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
02.06.2013 3.913
 
Sooo liebe Leute. Das Kapitel hat mich beim Schreiben ziemlich mitgenommen. Ich hoffe, wenn ihr es gelesen habt, versteht ihr, was ich meine! ;D Ich wünsche euch recht viel Spaß!

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Ein Tropfen fiel auf das beschriebene Briefpapier. Er beobachtete, wie die scharze Tinte verschwamm und das Wort unkenntlich machte. Er kannte das Wort. Es war nur ein Wort und es brannte wie Feuer in seinem Magen: Tschüss. Ein kleines Wort, was unglaubliches Gewicht hatte. Langsam weichte die Träne das Papier auf und bahnte sich, Dank Schwerkraft, einen Weg zum Boden. Er presste die Lippen aufeinander und versuchte seine zitternden Hände still zu halten, während er den Brief zum 3. Mal durchlaß. Schließlich hatte er seine Hände nicht mehr unter Kontrolle und der Brief fiel ihm aus der Hand. Er schloss seine Augen knetete seine Hände.
"Logan?"
Er stieß zischend die Luft aus, bückte sich hastig und griff nach dem Brief. Da sein Fuß auf dem Brief stand, als er gleichzeitg daran riss, fehlte nun eine Ecke des Briefes. Wütend schnaufte er, während noch mehr Tränen die saubere Schrift auf dem Brief unlesbar machten. Ihm entfuhr ein Schrei und er packte den Brief und zerknüllte ihn. Jemand fasste ihm von hinten auf die Schultern, während er voll und ganz in Tränen ausbrach.
"Ist sie...los?" Fragte Sam.
"Hmpff.." machte er. Sie griff nach dem geknüllten etwas und er ließ es ihm aus der Hand nehmen. Eine Weile war es still. Er konnte nur seinen Atem hören. Er rauschte durch seine Lungen und brannte in seinem Hals.
"Logan...." sagte Sam mitfühlend. Er stand auf und ging, ohne sie anzusehen, aus dem Zimmer.
"Logan? Wo willst du hin?" rief sie.
"Weg!" schrie er und rannte die Treppe hinunter.
"Wo denn hin?!"
"WEG!!" er sprintete aus dem Haus, riss die Wagentür auf, ließ sich fallen und knallte sie zu. Mit 180 km/h raste er die Autobahn entlang. Der Motor jaulte auf, als er einen weißen Kombi überholte. Der Fahrer hupte empört. Er streckte seinen Arm aus dem offenen Fenster und zeigte den Finger. Erst, als er so weit vorn war, dass der Fahrer ihn nur noch als schwarzen kleinen Punkt irgendwo am Horizont identifizieren konnte, zog er seinen , vom kalten Wind tauben Arm, wieder rein. Er konnte den Flughafen schon erkennen, als gleichzeitig vor ihm eine lange Schlange von Autos auftauchte.
"FUCK!" er schlug mit den Händen auf das Lenkrad und machte eine Vollbremsung. Wütend drückte er auf die Hupe, während seine Wangen immer wieder nass wurden.
"Scheiße...nein." er legte seinen Kopf auf das Lenkrad, wobei er einen andauernden lauten nervigen Ton verursachte. Er verschwand, als er den Kopf hob.
"Nein.." er flehte. "Fahrt doch! Los!!" er starrte zum Flughafen hinüber und dann öffnete er einfach die Tür. Er ließ sie offen stehen, er ließ sein Auto zurück und rannte los. Er rannte die Teerstraße entlang, während er aufgeregte Stimmen hörte und die Hupen in seinen Ohren dröhnten. Keuchend und völlig durchgeschwitzt, blieb er ungefähr nach 15 Minuten vor der Ursache des Staus stehen. Ein Unfall. Ein LKW lag auf der Seite und ein Kleinwagen stand etwas zerbeult hinter einem weiteren, stehendem LKW. Blaulicht störte seine Sicht und ein Polizist stellte sich ihm in den Weg.
"Ey, ey...wo wollen sie denn hin?"
"Zum.." er sog Luft in seine brennenden Lungen,"..Flughafen, der ist gleich da!" Er hob den Arm und zeigte mit der zitternden Hand auf das riesige Gebäude, was höchstens 300 Meter entfernt in den Himmel ragte.
Der Polizist schüttelte den Kopf und drückte ihn mit der Hand auf seiner Brust zurück.
"Bitte...das ist wichtig!"
"Nein, Junge! Die wollen hier alle zum Flughafen. Hier kommt keine durch."
"Ja, genau!" rief ein anderer von hinten. Er verkniff sich eine Bemerkung und redete weiter auf den Polizisten ein: "Sie brauchen mich doch nur kurz.."
"Hast du mich nicht verstanden!?" der Polizist wurde agressiv. Er knirschte mit den Zähnen und tat etwas, was er noch nie getan hatte und auch nie wieder tun würde: "Ich bin Logan Lerman! Schauspieler!"
Der Polizist brach in Lachen aus und meinte mit hochgezogenen Augenbrauen: "Ach ja? Wirklich? Na dann.." Er machte eine Geste, die Logan den Weg freigeben sollte. Der Polizist lachte wieder und sagte: "Schauspieler....und ich bin der President der WELT.." Der Polizist drehte sich kopfschüttelnd um und ging, während zwei jung aussehende Polizisten seinen Platz ersetzten.
"Verdammt!" Er drehte sich um und rannte wieder zurück, an lauter lachenden und Sprüche klopfenden Männern. Er ignorierte sie und blieb ein Stück vom Unfallplatz entfernt stehen, so weit weg, dass die Polizisten ihn nicht mehr als ihn identlifizieren konnten, und stieg über die Leitplanke ins Dickkicht. Er bahnte sich einen Weg durch die Bäume und Büsche und holte sich einige Kratzer. Schließlich trat er auf eine große Wiesenfläche. Er sah sich um und stellte erschrocken fest, dass er im Wald ein Stück zurück gelaufen war. Hastig drehte er sich um und sprintete durch die kniehohe Wiese, den Blick die ganze Zeit auf den Flughafen gerichtet.
Als er endlich im Gebäude war, war es schon zu spät. Er sah den Flieger durch die großen Fenster hindurch starten. Verzweiflung stieg in ihm auf. Er ließ seinen Kopf gegen die Scheibe fallen, während er Tropfen auf den Boden fallen sah. Es war zu spät! Sie waren weg! Sie und sein ungeborenes Kind.
http://www.youtube.com/watch?v=ywB70Bd2KBU&feature=player_detailpage
"Logan! Logan Lerman!"
Er schloss seine Augen und versuchte sich zusammen zu reißen. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und drehte sich zu ihnen um. Da kamen sie angerannt. Kreischten und schmissen sich an seinen Hals. Sie wollten Fotos und er zwang sich zu einem Lächeln. Seine Hand flog über Papier und hinterließ eine krakelige Unterschrift. Sie sagten ihm, sie liebten ihn, sagten, er sei großartig, einfach toll. Aber das war nicht annähernd so befriedigend, als würde es ihm Lydia sagen. Während sie ihm die Haare aus der Stirn strich und ihn zärtlich küsste. Während seine Hand auf ihrem Bauch lag und sie ihm versprach, dass alles gut werden würde. Sie hatte gelogen. Sie hatte ihn angelogen.
Er bahnte sich einen Weg durch die Menge erst nach 1 Stunde erreichte er die Stelle, wo sein Auto gestanden hatte. Der Stau war immer noch da. Er steckte sich die Hände in die Hosentaschen und lief, den Blick nach unten und der Kaputze tief ins Gesicht gezogen, Richtung Stadt.
Sam sammelte ihn nach einer halben Stunde ein.
"Logan..das wird alles wieder. Du musst nur geduldig sein. Irgendwann..."
Er hörte gar nicht mehr zu. Irgendwann kam nie wieder. Er drehte die Musik so laut, dass Sam wohl mitbekam, dass er keine Lust zum Reden hatte. Er starrte aus dem Fenster, unfähig irgendwas zu denken. Keine Lust über irgendetwas nachzudenken..
"Soll ich noch mit reinkommen?"
"Nein.." sagte er und ließ die Tür zufallen. Er sah zu, wie Sam davon fuhr. Er ging mit dumpfen Schritten zu seinem Haus. Er schloss die Tür auf und blieb in der Mitte seines Wohnzimmers stehen. Es drehte sich. Alles drehte sich um ihn herum. Menschen füllten den Raum. Lärmende Menschen. Laute Musik dröhnte in seinen Ohren.
http://www.youtube.com/watch?v=fgCOUO-s8nY&feature=player_detailpage
Dean legte ihm den Arm über, Mädchen redeten mit ihm, Selena lachte laut, während sie ihm etwas neues einschenkte. Lydia...Lydia weinte während sie sich zusammen im Takt bewegten. Die Menge verblasste. Die Musik wurde leiser. Nur sie war noch da. Ihre Hände in seinem Nacken, ihre warme Stirn auf seiner Brust. Ihr Duft in seiner Nase. Dann zerfiel alles. Sie löste sich in seinen Armen auf, die Menge verschwand, das Zimmer war wieder so leer wie vorher. Soo leer. So still. So furchtbar und unsagbar still. Er konnte nur seinen eigenen, verzweifelten, flehenden Schrei hören. -Alles wird gut, Logan. Ich liebe dich...- Es hallte immer und immer wieder in seinem Kopf. Sein Atem war kaum noch vorhanden, dafür aber sein Herz. Es schlug und schlug und drohte fast zu zerplatzen.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=cbTXqKBIQ40
Dean kam herein. Er stand immernoch dort, die Finger um die Schlüssel geklammert.
"Du solltest dich hinsetzen, Alter..Wie lange stehst du schon hier? Es sind jetzt 3 Tage, Mann!" Dean führte ihn zum Sofa. "
"Hast duüberhaupt was getrunken? Gegessen?"
Dean stellte ihm ein Glas Wasser hin und ließ sich neben ihm auf das Sofa fallen.
"Na? Wie wärs, mit nem geilen Horrorfilm?" Dean stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite.
Als Dean ging, stand noch immer das volle Glas Wasser vor ihm. -Trink was, alter..- hörte er ihn immer wieder sagen. -Es wird alles gut, Mann.-
Alles gut..
Alles wird gut...
Gut......
Selena kam herein und stellte einen frischen Blumenstraus auf seinen Tisch. Er konnte sich nicht erinnern, dass da jemals einer gestanden hatte, aber Selena hatte eindeutig einen völlig ausgetrockneten Blumenstraus in der Hand.
"Warst du schon mal hier?"
"Ja, Logan...vor einer Woche. Ich mach dir einen Tee."
Alles wird gut...
"Ich geh jetzt Logan.." sagte Sam.
"Logan!" rief seine Mutter fröhlich.
Sam weckte ihn und half ihm aus dem Bett. Schmerzen. Trauer...Schmerzen.
"Hey, Mann! Hab n richtig geilen Film bei!"
"Sind die Blumen nicht schön? Logan? Sie sind doch schön, oder?"
"Du solltest ausgehen..komm, ich nehm dich mit." sagte sein Bruder.
Ein Drink..
Fünf Drinks...
100 Drinks..
"Ich mach mir Sorgen, Logan. Das geht jetzt schon seit Wochen so."
Er zuckte mit den Schultern und kippte sich den nächsten Drink hinter. Auf dem Weg nach Hause füllte er seine Lungen mit Rauch. Alles drehte sich..Leere. Kein Schmerz. Leere.
"Alter! Bleib zu Hause, Mann!" Dean drückte ihn zurück ins Haus. "So kannst nicht weiter machen! Irgendwann stirbst du mir noch weg."
Er zuckte mit den Schultern.
Schmerzen. Sie kehrten wieder. Lähmten ihn.
"Logan!" schrie Selena entsetzt. Sie half ihm vom Boden hoch.
"Hab nur geschlafen.." sagte er.
"Auf dem Boden?!"
Er zuckte mit den Schultern..
Seine Tochter dürfte mitlerweile auf der Welt sein. Unbeantwortete Anrufe. Arbeit. Schmerz.
"Logan.."
"Was?"
"Du solltest deine Tochter sehen."
"Ok..wann?"
"Nächste Woche? Montag?"
"Gut."
"Ich hole dich ab, Logan."
"Gut."
"Logan."
"Ja?"
"Ich liebe dich Logan. Es tut mir Leid."
"Gut."
...
...
...
"Ich muss los. Fährst du mich zum Flughafen, Sam?"
"Wo willst du denn hin?"
"Ich sehe meine Tochter.."
...
...
..
Er hatte das Gefühl, dass er schon ewig wartete. Die Sonne schien grell und seine Augen hatten sich noch immer nicht darauf eingestellt. Die Mittagshitze wurde von der riesigen Betonfläche reflektiert und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er stand an ein fremdes Auto gelehnt, die Hände in den Hosentaschen und der Blick in die Ferne auf ein weites, braunes Feld gesprenkelt mit lila und blauen Blumen gerichtet. Im Hintergrund dröhnten die Motoren, wenn ein Flieger landete oder abhob und in unbestimmte Länder oder Kontinente flog. Er befand sich in Deutschland. Schon eine ganze halbe Stunde, wobei er wahrscheinlich nur 5 Minuten hier draußen stand und wartete, aber es kam ihm vor wie Stunden.
Wie sollte er sich verhalten? Sie umarmen? Sie .. küssen? Hallo sagen oder gar guten Tag? Und was ist mit Theodora. Seine Tochter. Sie muss noch ganz klein sein und er hatte nur ein Bild von ihr gesehen, trotzdem war er gespannt, wie sie aussehen würde. Es war seine Tochter. Seine Gene steckten in diesem kleinen Ding- vielleicht hatte sie so blonde Haare wie Lydia, möglich ist’s. Auf dem Bild, dass er von Lydia bekommen hatte, sind sie beide im Krankenhaus zu sehen, kurz nach der Geburt. Vielleicht waren Doras Haare noch nass und schienen deswegen so dunkel zu sein oder die Lichtverhältnisse ließen ihre Augen so klar und stechend blau aussehen, dass er nicht anders konnte, als sich selbst darin zu sehen. Vielleicht spielten seine Augen ihm einen Streich! Aber das würde er gleich beantwortet kriegen. Wenn sie hier auftauchen. Beide.
Seine Gedanken kreisten um den Moment, in dem sie sich das erste Mal begegneten. War er sich nicht sicher gewesen, sie würde eine perfekte Freundin abgeben? Nur eine Freundin? Und dann kam alles ganz anders. Das unscheinbare Mädchen wurde schwanger. Sie war 16 und er schwängerte sie. Doch anstatt sie sich gefürchtet hätte, freute sie sich und was sollte er anderes tun, als sich auch zu freuen? Er hatte sich wirklich gefreut, nicht nur deswegen, weil er sich so sicher war, dass sie eine gute, nein, perfekte Mutter abgeben würde. Er war sich sicher, dass sein Kind auch einen guten Vater haben würde. Dass sie heiraten würden und in ein kleines Häuschen am Strand ziehen würden. Er wusste, dass er sie vielleicht nicht so oft sehen würde, wie er es gern gehabt hätte, aber er war davon überzeugt, dass es nicht anders sein würde. Er hatte sogar schon an Geschwister gedacht. Und dann reiste sie ab. Hinterließ einen Brief, nichts weiter. Und machte deutlich, dass seine Wünsche niemals in Erfüllung gehen würden. Er konnte es ihr nicht verdenken, er hätte genauso gehandelt. Glaubte er zumindest. Er wollte auch eine schöne Kindheit für seine Tochter und wäre er „normal“ aufgewachsen, dann hätte er sicher auch gewollt, dass sein Kind „normal“ aufwächst.
Gerade, als seine Gedanken abrupt zu einem dunklen Augenblick wechselten, ein Augenblick so schwarz wie die Nacht, entdeckte er sie.
http://www.youtube.com/watch?v=J1GMVWB-Bno&feature=player_detailpage
Ganz hinten auf dem Parkplatz. Sie waren weit weg, aber er war sich sicher, das sie es waren. Lydias blonde Haare wehten in alle Richtungen, genauso wie ihr Sommerkleidchen. Sie trug eine Sonnenbrille auf der Nase und mit einem Tuch um den Bauch..ja...war das seine Tochter? Ihm stockte der Atem, er wusste nicht, was er denken sollte. War es Freude in seinem Bauch oder Übelkeit? Seit langem wusste er gar nicht mehr, wie sich Freude anfühlte. Wie konnte sich in einem Moment alles so krass ändern? War es die Sehnsucht zur Nähe von Lydia und Theodora, die ihn einen Schritt nach vorn gehen ließ, oder wollte er sich nur sicher sein, dass er nicht die falsche Mutter mit dem falschen Kind begaffte. Als sie näher kam, war er sich ganz sicher. Das war sie. Schöner denn je. Vor ihrem Bauch zappelten in einen weißen Strampler steckende Beinchen und er sah hinter dem bräunlichen Stoff, der perfekt zum hellen Kleid passte, etwas schwarzes aufblitzen. Theodora.
Er konnte sich gar nicht darauf vorbereiten, nicht durchgehen, was er sagen sollte, als sie bereits vor ihm stand. Sie hielt eine Hand am Rücken von Theodora und setzte mit der anderen ihre Brille ab. Ihre Augen blitzten im Sonnenlicht auf und ihr Mund verzog sich zu einen breitem Grinsen. Er stand regungslos da. Was sollte er sagen?!
Sie brach das Schweigen: „Hey Freund..“ sagte sie und schmunzelte. Auch er musste grinsen.
„Hey Freundin.“ Sagte er und küsste sie. Es fühlte sich so vertraut an. Als wären die letzten Wochen Gesichte. Als hätte sie ihm nie das Herz gebrochen.
„Hast dich lange nicht blicken lassen...“ sagte Lydia und ihre Augen blitzten neckisch auf. Er wollte sich gerade wehren, als er es bemerkte. Er fragte sich, warum er es nicht gleich gesehen hatte und schämte sich ein wenig dafür. Auf ihrer linken Wange konnte er etwas bläuliches sehen und ihre Unterlippe war auf der selben Seite aufgesprungen. Er fasste ihr unters Kinn und besah sich ihre Verletzungen.
„Wer war das.“ Sagte er und war fest entschlossen diesen Kerl krankenhausreif zu prügeln. Wer wagt es, seine Freundin anzufassen?! Wer wagt es, eine Mutter zu schinden?!
Sie wehrte seine Hand ab und sah ihn durchdringend an. Er verstand- Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt.
„Später..“ sagte er und küsste sie auf die Stirn, als er etwas erfreut aufquieken hörte. Erschrocken ging er einen Schritt zurück. Lydia kicherte. Sie hob ein kleines Etwas aus der Schlinge vor ihrem Bauch und drehte es so, dass er es sehen konnte.
„Theodora? Das ist Logan. Dein Papa. Logan? Das ist Theodora. Deine Tochter.“
Ihm stockte der Atem, als er sie nochmals quieken hörte. Sie steckte in einem ärmellosen, weißen Strampler und sah ihn fröhlich an. Ihre dunklen Haare lockten sich auf ihrem kleinen Kopf. Lydia streckte ihm das kleine so zerbrechliche Wesen hin. Er nahm sie wackelig entgegen und legte sie in seine Arme. Er sah ihr in die Augen und war sich ganz sicher- das war seine Tochter. Ein plötzlicher Instinkt, ließ ihn das kleine Baby an sich drücken. Sie quiekte wieder und legte ihren kleinen warmen Kopf auf seine Brust.
„Mein Gott..“ hauchte er, überwältigt von Gefühlen. Tränen sammelten sich in seinen Augen und als er endlich seinen Blick von seiner Tochter losreißen konnte, sah er, dass auch Lydia den Tränen nah war.
„Sie hat deine Augen..“ sagte sie mit wackeliger Stimme.
„Meine Augen...“ flüsterte er und sah wieder auf Theodora.
„Und deine Nase!“ sagte sie etwas lauter und sie klang, als würde sie gleich in Freudentränen ausbrechen.
„Und meine Nase..“ wiederholte er und eine Träne tropfte auf die Kleine herab.
Eine Weile blieben sie schweigend so stehen. Dann band Lydia das Tuch von ihrem Bauch und legte es ihm gekonnt um. Sie half ihm, Theodora hinein zu verfrachten und nahm seine Hand. Gemeinsam liefen sie in die Richtung, von wo aus er sie kommen sehen hat. Sie kamen an ein paar Jugendlichen vorbei. Mit Piercings und Zigaretten. Er sah sie drohend an und schlang seine Arme beschützend um Dora. Lydia lachte und sagte: "Logan..sie ist noch ein baby, glaubst du wirklich, die Kerle wollen JETZT mit ihr ausgehen und Motorrad fahren? Reiß dich zusammen.."
Sie stiegen in ein kleines rotes Auto und fuhren los. Ohne dass er Theodora, die in einem Kindersitz vorn auf dem Beifahrersitz lag, aus den Augen ließ, fragte er: „Du kannst Auto fahren?“
„Jap...“ sagte sie nur.
„Und das Auto? Wo hast du das her?“
Sie lachte und sagte: „Das ist nicht meins..kann ich mir nicht leisten. Ich hab’s von meinem Bruder ausgeborgt.“
Er konnte sich wage daran erinnern, dass sie einmal erzählt hat, wie er sie morgens immer zur Schule gefahren hatte und sie eine halbe Stunde die schrecklichste Musik aushalten musste.
„Hatte er nicht ein Grünes?“
„Nein..es war blau. Aber es ging kaputt und da musste er sich ein neues anschaffen.“
„Hm...“ machte er und beugte sich nach vorn, sodass er über den Beifahrersitz hinweg, nach den winzigen Händen von Theodora greifen konnte. Sofort schlossen sich die klitzekleinen Finger um seinen Daumen. Sie reichten nicht einmal herum. Er musste grinsen und sofort setzte sie mit ein.
„Gut, dass ihr euch so gut versteht!“ sagte Lydia lachend.
„Ja...“ und sofort spürte er einen dumpfen Schlag im Magen. Er wollte nicht wieder weg. Er wollte für immer bei ihr bleiben. Sie nie verlassen! Aber er wusste, dass das nicht ging. Und wenn er das Thema ansprechen würde, würde es nur wieder in einem Streit enden. Er lehnte sich zurück und starrte aus dem Fenster. Sie fuhren gerade durch Dörfer und da es im Auto so furchtbar heiß war, drehte er das Fenster mit einer altmodischen Kurbel auf. Bis zum Anschlag. Seine Haare wehten ihm ums Gesicht und er fühlte sich so wohl wie lange nicht mehr. Er lehnte sich zur anderen Seite herüber und drehte auch das Fenster auf. Dann das Beifahrerfenster und Lydia drehte auch ihres herunter. Als er die Augen schloss, stellte er sich vor, auf einer Blumenwiese zu liegen. Neben sich Lydia und auf seinem Bauch die kichernde Dora.
„Ich mach etwas Musik an, ja? Ich hab da was Passendes.“
Sie kramte aus einem offenem Fach in der Mitte eine Kassette heraus und ein countymusikähnliches Gedudel ertönte.
http://www.youtube.com/watch?v=bIMzLgA2Z50&feature=player_detailpage
Und wie sie vorausgesagt hatte, passte es perfekt zur Stimmung. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und sang leise mit.
Sie kamen bei ihr an. Es war ein kleines Haus. Sie lebte noch immer bei ihren Eltern. In diesem Moment beschloss er, etwas zu unternehmen. Ihr unter die Arme zu greifen.
Sie führte ihn herein.
"Du kannst dich schon mal in die Küche setzen, ich komme gleich, ja?" sagte sie.
Er stellte seinen Koffer in einem Schlafzimmer ab und setzte sich. Es war eine kleine Küche, nichts besonderes.
Gerade, als er sich entspannen wollte, hörte er Theodora aufjaulen.
"Doraaa...das bringt doch nichts! Heulen hilft dir nicht weiter!"
Er stutzte. War das da gerade wirklich Lydia? Die liebevolle, sensible Lydia, die ihre Tochter anmeckerte, weil sie, wie ganz normale Babys es tun, schrie?! Er stand auf und ging dem Geschrei entgegen. Sie stand vor einer Komode und wechselte wohl gerade sie Windel. Er umfasste Lydia von hinten und küsste sie auf die Wange: "Schon gut, ich mach das." sagte er. Sie gähnte und sagte: "Danke.."
"Geh schlafen.." sagte Logan. Ihre müden Augen sagten danke und sie küsste ihn auf den Mund.
"So...Dora.. Wolln wir mal sehn."
Er hatte das noch nie gemacht! Und trotzdem lief es recht gut! Er küsste seiner kleinen Tochter auf den nackten Bauch und grinste sie an. Sie hörte auf zu weinen und quikte jetzt. Er beschloss, sie nicht anzuziehen. Draußen war es warm und sie schien sich ohne Sachen wohler zu fühlen. Er nahm sie auf den Arm und drehte sich. Sie quikte vergnügt. Er ging zu Lydia, die sich auf dem Sofa langgemacht hatte und deckte sie zu. Dann ging er mit Theodora durchs Haus.
"So..hier wohnst du, ja?"
Sie starrte ihn nur mit ihren großen, blauen Kulleraugen an. Er stupste sie an der Nase und sie grinste wieder. Ja. Er war glücklich. Er war wieder glücklich. Vor einem Spiegel in einem Schlafzimmer, blieb er stehen. Er betrachtete sich und seine Tochter auf dem Arm. Kurzer Hand holter er sein handy heraus und setzte sich mit Theodora auf den Boden. Er setzte sie auf seinen Schoß und kitzelte sie mit dem Mund am Hals. Es entstand ein wunderschönes Foto. Theodora hob ihre Hände, wobei eine seine Wange berührte. Ihre Augen waren geschlossen, aber ihr Mund zu einem Lachen geöffnet. Er selbst war nicht sehr gut zu sehen, aber das spielte keine Rolle! Er stellte das Foto als Hintergrundbild ein.
In diesem Moment hätte ihn nichts traurig gemacht! Nicht einmal, wenn Lydia ihn wieder verlassen würde. Er war glücklich! Und er wünschte sich, dass es ab hier einfach weitergehen würde. Er wünschte sich, dass sie jetzt für immer eine Familie sein könnten. Zusammen. Das dieser Tag nie enden würde.
"Logan?"
Er sah sich um. Es war niemand da. Verwirrt sah er zu Dora hinab, aber die war mit ihrem Spigelbild beschäftigt.
"Logan! Wach auf! Bitte! Tu mir das nicht an!"
Er hörte lautes Piepen und spürte, wie jemand seine Hand hielt. Um ihn herum war alles schwarz, er konnte nichts sehen.
"Er liegt im Koma, Lydia. Er wird so schnell nicht aufwachen."
Er stutzte. WAS?!!!!!!!
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