Normal.?
von Aenia
Kurzbeschreibung
Ein ganz stinknormales Mädchen, das ganz stinknormal aussieht, will ein ganz stinknormales Leben führen. Aber wie das immer so ist, kommt es nie so, wie man es gern will. Ob das nun schlecht ist oder nicht, wird sich erst zeigen. Nur leider dauert das "sich zeigen" bei Lydia sehr lange. Genaugenommen um die 11 Jahre. Und 10 Jahre lang hat sie die Illusion des "Normalen" sogar fast aufrecht erhalten können. Doch dann steht da Logan vor ihrer Tür und will seine 10-jährige Tochter sehen. (Ein Neuversuch der Kurzbeschreibung- liegt mir echt nicht besonders. ;D)
GeschichteDrama / P12 / Gen
02.06.2013
31.05.2014
37
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02.06.2013
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"Was soll ich anziehen, verdammt?!"
Er riss ein weiteres T-shirt aus dem Schrank.
"Nein.." Es flog nach hinten auf sein Bett- zu den anderen T-shirts.
Ein weiteres: "Nein.."
"Nein...nein...nein!" Stöhnend ließ er sich auf sein Bett fallen. -Ob sie auch solche Schwierigkeiten hat?- fragte er sich. Er sah auf seine Uhr: "Ach du scheiße!" Dann sah er an sich hinunter und in den Spiegel. Er zuckte mit den Schultern: -Geht doch..ganz normal eben..-
Dann rannte er aus seinem Zimmer.
"Ah! Fuck!" Er fiel die Treppe hinunter. Als er endlich unten ankam, dröhnte sein Schädel und in seinem Rücken stach es, als würde ihn ein Pfeil durchbohren.
"Gott..." stöhnte er und blieb eine Weile liegen, bis sich sein Rücken beruhigt hatte. Dann wagte er es, sich aufzusetzten. Ihm wurde schwindelig-hastig untersuchte er seinen Kopf. Kein Blut-gut. Er eilte los, riss im Vorbeigehen seine Jacke vom Haken- es war kühler heute- und die Schlüssel fürs Haus und sein Auto aus der Schale neben der Tür und machte sich so schnell wie möglich auf in die Stadt. Als er schon im Auto saß, prüfte er noch einmal, ob er denn auch sein Geld dabei hatte- alles da. Er lächelte erleichtert und drückte aufs Gas.
Er fuhr schon 10 Minuten, als sein handy klingelte. Er steckte es in eine Halterung und drückte auf den Lautsprecher: "Logan?"
"Wer denn sonst, Sam.."
"Ah..gut." Und dann legte sie los. Plapperte irgendetwas von Terminen, die unbedingt einzuhalten wären, plapperte etwas von seiner Mutter und plapperte und plapperte.
"Sam?" unterbrach er sie nach 5 Minuten, "Ich kann gerade nicht, ok?"
"Was meinst du, du kannst nicht. Das ist wichtig!"
"Sicherlich, aber du kannst mir das bestimmt auch noch morgen erzählen."
Sie blieb ruhig und er beschimpfte einen silbernen Audi, der ihn mit mindestens 160 Sachen haarscharf überholte.
"Verfluchter Mistkerl!"
"Was?" fragte Sam etwas empört. Er verdrehte die Augen und sagte: "Seit wann beschimpfe ich dich....als Kerl?"
"Äh..."
"Naja..also? Was ist nun?" fragte er etwas genervt. Er bog in die nächste Straße ein und für lange Gespräche war keine Zeit. Gleich würde er ankommen.
"Ja..meinetwegen. Morgen geht auch. Aber dann wirklich.."
"Jaja.." er hatte seinen Finger schon auf dem roten Knopf, als sie fragte: "Was ist denn so wichtig?"
Er schnaufte: "Musst du unbedingt alles wissen, was ich tue?"
"Ja." und das "Ja" kam so bestimmt und so sicher, dass er wusste, das eine Widerrede sinnlos war.
"Ich treff mich mit Lydia."
"Ach!" sagte sie erstaunt.
"Was?"
"Nichts..nichts. Ich hab damit bloß nicht gerechnet. Also du..mit einer 16-jährigen, die du kaum kennst.."
"Es ist kein Date in dem Sinne- ok?" sagte er aufgebracht und seine Hände klammerten sich um das Lenkrad.
"Schon gut! Schon gut..na dann wünsch ich dir viel Spaß!"
"Danke.." sagte er und legte, ohne Tschüss zu sagen, auf. Das sah ihm eigentlich nicht ähnlich, aber er hatte kein Bock mehr. Jeder hatte etwas gegen sie zu sagen. Ihn nervte das. Er wusste nicht, wo das Problem war. Und außerdem war er ziemlich aufgeregt- und auch das sah ihm eigentlich nicht ähnlich und deswegen verwirrte es ihn so. Schließlich kam er nach 20 Minuten Fahrt an. Er sah sich auf der Straße um und stieg dann aus. Eilig bog er in ein Gasse ein, um nicht entdeckt zu werden. Er öffnete eine rostige Tür mit der Inschrift "Bierkrug". Nicht unbedingt einladend und es sah auch nicht aus, als würde er sich darin wohlfüllen. Aber der Eindruck täuschte, als er in den Raum eintrat. Er kam aus dem Staunen nicht raus, zu mal er was ganz Anderes erwartet hatte. Und er verstand ganz und gar nicht, warum dieses Restaurant "Bierkrug" hieß. Vielleicht sollte es unerwünschte Gäste fernhalten, sowie die Gasse, die mit Mülltonnen vollgestellt war und stank.
-Zum Glück habe ich den Tipp von Selena befolgt..-dachte er. Und ging ein paar Schritte in den Saal, denn hinter ihm wollte ein Pärchen auch hinein.
Der Raum war riesig und konnte schon fast als Saal bezeichnet werden. Von der hohen Decke hing in der Mitte ein prächtiger Kronleuchter herunter, auf dem dutzende echte Kerzen brannten. Der Kronleuchter war auch die größte Lichtquelle im Raum..nein Saal. Es befanden sich zwar keine Fenster in dem Saal, aber dennoch wirkte er einladend und hell. An den Wänden waren lauter niedliche kleine, viereckige Tischchen aufgebaut. Nur für zwei oder höchstens drei Perosnen gedacht. Wobei die vorderen Tischchen wohl eher für den Nachmittag gedacht waren, um gemütlich einen Kaffe zu schlürfen und sich in den großen, weichen, hellen Sesseln zurückzulehnen. Und die Hinteren mehr für ein Dinner gedacht schienen, denn nur darauf waren weiße Tischdecken ausgebreitet und auf jedem Tischchen befand sich ein Blumenstraus, wobei bei den ganz Hinteren statt einem Blumenstraus eine Kerze stand. Weiter in den Raum hinein standen große Runde Tische, wo bis zu 10 Mann ohne Probleme herumpassten. Auch darauf befanden sich Blumensträuße- jedoch sehr viel größere, als auf den kleinen Tischchen. Die Stühle waren hochlehnig, genau wie bei den hinteren kleinen Tischen und aus Holz mit geschnitzten Lehnen. Die Kissen darauf hatten die selbe Farbe, wie die Sesselbezüge. An den Wänden entlang, befanden sich über jedem Tischchen eine kleine, altmodische Lampe, die man in kleinen, alten Städten in Großversion kennt. Und über den großen runden Tischen hingen Miniaturausgaben des riesigen Kronleuchters in der Mitte. Unter diesem war platz zum Tanzen, was auch das Pakett verriet. Ansonsten konnte man den alten Dielenboden sehen, der aussah, als stammte er aus dem letzten Jahrhundert. Ihm Gegenüber- ganz am Ende, befand sich ein lange Theke und dahinter standen mindestens 5 Angestellte und kümmerten sich um die sehr edel und reich aussehenden Gäste und gaben ihnen die gewünschten Getränke, die nicht auf der Speisekarte standen. Zu beiden Seiten der Theke bafand sich eine Tür, woraus eilig weitere Angestellte heraushetzten. Entweder trugen sie ein Tablett mit hohen, schlanken Gläsern, die sie in die Menge trugen, die sich um die Tanzfläche versammelt hatten und redeten, bis entweder ein Tisch frei wurde oder der Rest ihrer Gesellschaft eintraf. Oder sie trugen Teller mit Essen zu verschiedenen Tischen. Die vorderen Tische waren zu seinem Erstaunen auch belegt, obwohl es abends war- aber die Sessel taugten wohl auch für einen gemütlichen Abend zu zweit. Leise Musik dudelte und auf der Tanzfläche befanden sich sogar schon drei Pärchen, die elegant über den Boden gleiteten und aussahen, als würden sie fliegen.
Insgesammt schien dieses Restaurant perfekt für Geheimtreffen- wie welche von seiner Sorte- und private Feiern zu sein, die keine große Aufmerksamkeit wollten. Es schien nobel zu sein und ausschließlich für Insider bekannt zu sein. Und er war froh, nun einer dieser Insider zu sein.
Es war kurz vor 8 am Abend. Er war nicht zu spät und auch nicht viel zu früh.
"Guten Abend, Sir." sagte ein Mann in einem schwarzem Anzug, einem weißem Hemd darunter und einer eleganten Fliege. Der Mann lächelte, doch es schien aufgesetzt zu sein. Logan lächelte trotzdem freundlich zurück und neigte leicht den Kopf zum Gruß. Er fühlte sich wie ein Adeliger, obwohl er dazu eindeutig underdressed war - er hatte nur eine schwarze Röhrenjeans an und ein helles Basic-t-shirt-, aber der Mann vor ihm, schien ihn dafür nicht zu verurteilen. Stattdessen grinste er ihn an und fragte: "Dürfte ich sie zu ihrem Tisch begleiten?" fragte der Mann mit einer extrem höflichen Stimme. Er hob eine seiner hinter seinem Rücken liegenden Hand und deutete in den Saal.
Logan runzelte die Stirn, aber sagte: "Gern."
Er fragte sich, woher der Mann wusste, zu welchem Tisch er ihn begleiten sollte, ohne das Logan ihm verraten hatte, wie er heißt.
Der Mann führte ihn zu einem Tisch mit einer Kerze darauf und sagte: "Irgendwelche Wünsche, Mr. Lerman?"
Logan setzte sich und stutzte, obwohl es ihn nicht sehr überraschte, dass der Mann ihn erkannt hatte. Aber er glaubte, dass sie das wohl mit jedem Gast taten- das machte das Restaurant noch exclusiver.
"Nein Danke, Sir." sagte Logan, der sich von der Höflichkeit angesteckt fühlte, "Ich warte auf meine Begleitung."
Der Mann lächelte und neigte seinen Kopf: "Natürlich, Sir. Darf ich ihnen trotzdem ein Glas Sekt anbieten?"
"Ein Glas Wasser, das reicht. Danke." gab er nach. Der Mann verschwand, nachdem er die lange, dünne, weiße Kerze angezündet hatte, die in einer Glasschale gefüllt mit weiß gefäbtem Sand stand.
Er trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herum, während er sich im Raum umsah und jedes Mal an der Tür hängen blieb. Er war sich sicher, dass hier noch andere Prominente waren, oder Leute, die man kannte, aber das interessierte ihn nich. Er nuckelte an seinem Glas Wasser. Dann sah er auf sein handy. Es war bereits viertel 9. -Wo bleibt sie denn?!-
Er zuckte zusammen, als der Mann von vorhin vor ihm auftauchte, als wäre er von der Decke gefallen: "Ist alles zu ihrer Zufriedenheit?"
Er sah dem Mann in die Augen und hätte beinahe gesagt: -Nein, verdammt! Ist es nicht! Sie kommt nicht und ich bin beinahe am Platzen!- Aber er sagte: "Ja..ja..alles ok."
"Sicher, Sir? Sie wirken.."
"Ja doch! Mir gehts gut!" sagte er etwas barsch.
Der Mann nickte und verschwand.
-Verdammt..- dachte er und fühlte sich etwas schuldig, dass er ihn so angeschrien hatte, aber er hatte nun wirklich größere Probleme! Er knetete seine Hände und starrte auf die Tür.
Sein Herz blieb stehen, als sich eine kleine Gestalt in den Raum schob.
-Sie ist da!!- jauchzte es in ihm. Sie wirkte etwas hilflos und war kreidebleich. Ihre Haare lagen glatt und wellig auf ihrer Schulter. Sie trug ein Kleid- eins von der Sorte ihrer ersten Begegnung. Es war schlicht und fiel unter ihrer Brust wie ein Wasserfall nach unten. Es war tief dunkelblau und die Spitze an ihrem Ausschnitt war hell. Sie trug eine schlichte, silberne Kette mit einem Anhänger -er konnte nicht erkennen, was es war-, der oberhalb ihrer Brust auf der Haut ruhte. An ihrem Handgelenk baumelte ein Silberkettchen. Ein Lächeln strich über seine Lippen. Sie sah sich verwirrt um und schien ihn zu suchen- er wollte schon aufstehen, als ein Mann im Anzug auf sie zuging. Er redete mit ihr und sie lächelte zurück. Als er in seine Richtung deutete, trafen sich ihre Blicke und in seinem Magen regte sich etwas, von dem er dachte, dass es gleich platzen würde. Sie lächelte sachte, aber ihre Augen sahen traurig aus. Er runzelte die Stirn und als er nicht zurücklächelte -er war zu bschäftigt, herauszufinden, was ihr fehlte- , senkten sich ihre Mundwinkel wieder und sie sah nun völlig traurig aus. Er formte mit den Lippen: "Was?!"
Aber sie sah wieder den Mann an und setzte ein gespieltes Lächeln auf. Sie redeten kurz miteinander und dann ging die Tür nocheinmal auf. Elise tauchte hinter ihr auf und stellte sich neben sie. Was sie angehabt hatte, hatte er schon wieder vergessen, denn etwas anderes lenkte ihn ab: Warum zum Teufel hat sie Elise mitgebracht?! Er wollte doch mit ihr reden! Das war jetzt gestrichen. Er versuchte nicht ganz so missmutig auszusehen, wie er sich fühlte, als sie auf ihn zukamen. Er hatte zwar nichts gegen Elise, aber er hatte sich schließlich nicht mit ihr verabredet. Er verstand Lydias Lage jedoch und versuchte sich damit abzufinden. Es war ja nicht so, dass sie heute das letzte mal in Amerika war, oder?
Elise nahm sich Lydias Arm und es sah eher so aus, als würde sie Lydia unterstützen wollen, anstatt sich gemütlich unterzuhaken. Lydias Blick zu folge, schien es jedoch nicht zu helfen, sondern nur zu verschlimmern. Abgesehen von ihrem Gesichtsausdruck, sah sie wirklich wunderschön aus. Und ihr Kleid war wenigsten passend, nicht wie seine Kleidung. Obwohl es genauso gut an einen Strand gepasst hätte oder zum shoppen geeignet wäre. Sie hatte ihre Sache gut gemacht, im Gegenteil zu ihm und er fragte sich, wie viel Zeit sie wohl dafür geopfert hatte, sich das Kleid auszusuchen. Als sie näher kam, erkannte er, dass sie außer Wimperntusche auch einen feinen Lidstrich aufgetragen hatte. Es war sehr, wirklich sehr schlicht gehalten und außer das hatte sie auch keine Schminke aufgetragen, nicht mal Make-up, aber sofort erkannte er den Unterschied. Ihre Augen wirkten noch größer! Jedoch hat es an ihrer Schönheit nichts geändert- das blau war immernoch so blau, wie vorher. Ohne Schminke, würden ihre Augen auch schön sein, aber es machte ja nichts, dass sie sie betonte, oder?
Er stand auf, als sie sie schließlich erreichten. Sie standen sich nur gegenüber und er wusste nicht, was er tun sollte.
Umarmen? - nein, zu früh.
Die Hand schütteln? - nah, das war zu blöd.
Also steckte er nervös seine Hände in seine Hosentaschen und sagte lächelnd: "Hi, ähm...du siehst gut aus."
Es hüpfte in seiner Brust, als er mitbekam, dass er sie zum Lächeln gebracht hatte. Wenn auch nur ein kleines, unscheinbares, ganz kurzes- es war ein echtes! Sie setzten sich und der Mann mit der Fliege- übrigens der Selbe, der ihn hierher geführt hatte. Er fragte sich, wie er gewusst hatte, dass sie seine Begleitung war.- und fragte die Mädchen: "Darf ich ihnen etwas bringen?"
Elise wollte schon anworten, als Lydia dazwischen platzte: "Batida de coco kirsch!..ähm..danke."
Er konnte es nicht lassen, sie anzustarren. Der Fliegenmann jedoch sah sie freundlich an und nickte- ob er wusste, dass er ihr nichts geben durfte, weil sie erst 16 war? Dann sah er zu Elise, die sich ein Wasser bestellte.
"Ich bringe ihnen sofort die Karten."
"Danke.." sagte er und nickte. Der Fliegenmann verschwand und er saß nun allein mit Lydia am Tisch. Na gut- Elise war auch da. Er saß ihr gegenüber und sah ihr in die Augen, während sie traurig zurückblickten. Aber sie wichen seinem Blick nicht aus. Er fragte sich, warum sie wohl so traurig war. Hatte sie eine schlechte Zensur bekommen oder hatte sie was Falsches gegessen. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass Elise da war, aber das glaubte er nicht. Vielleicht musste sie bald wieder zurück nach Deutschland und wollte eigentlich hier bleiben. Egal was es war, er hoffte, dass nicht immer noch er der Grund war.
Er riss ein weiteres T-shirt aus dem Schrank.
"Nein.." Es flog nach hinten auf sein Bett- zu den anderen T-shirts.
Ein weiteres: "Nein.."
"Nein...nein...nein!" Stöhnend ließ er sich auf sein Bett fallen. -Ob sie auch solche Schwierigkeiten hat?- fragte er sich. Er sah auf seine Uhr: "Ach du scheiße!" Dann sah er an sich hinunter und in den Spiegel. Er zuckte mit den Schultern: -Geht doch..ganz normal eben..-
Dann rannte er aus seinem Zimmer.
"Ah! Fuck!" Er fiel die Treppe hinunter. Als er endlich unten ankam, dröhnte sein Schädel und in seinem Rücken stach es, als würde ihn ein Pfeil durchbohren.
"Gott..." stöhnte er und blieb eine Weile liegen, bis sich sein Rücken beruhigt hatte. Dann wagte er es, sich aufzusetzten. Ihm wurde schwindelig-hastig untersuchte er seinen Kopf. Kein Blut-gut. Er eilte los, riss im Vorbeigehen seine Jacke vom Haken- es war kühler heute- und die Schlüssel fürs Haus und sein Auto aus der Schale neben der Tür und machte sich so schnell wie möglich auf in die Stadt. Als er schon im Auto saß, prüfte er noch einmal, ob er denn auch sein Geld dabei hatte- alles da. Er lächelte erleichtert und drückte aufs Gas.
Er fuhr schon 10 Minuten, als sein handy klingelte. Er steckte es in eine Halterung und drückte auf den Lautsprecher: "Logan?"
"Wer denn sonst, Sam.."
"Ah..gut." Und dann legte sie los. Plapperte irgendetwas von Terminen, die unbedingt einzuhalten wären, plapperte etwas von seiner Mutter und plapperte und plapperte.
"Sam?" unterbrach er sie nach 5 Minuten, "Ich kann gerade nicht, ok?"
"Was meinst du, du kannst nicht. Das ist wichtig!"
"Sicherlich, aber du kannst mir das bestimmt auch noch morgen erzählen."
Sie blieb ruhig und er beschimpfte einen silbernen Audi, der ihn mit mindestens 160 Sachen haarscharf überholte.
"Verfluchter Mistkerl!"
"Was?" fragte Sam etwas empört. Er verdrehte die Augen und sagte: "Seit wann beschimpfe ich dich....als Kerl?"
"Äh..."
"Naja..also? Was ist nun?" fragte er etwas genervt. Er bog in die nächste Straße ein und für lange Gespräche war keine Zeit. Gleich würde er ankommen.
"Ja..meinetwegen. Morgen geht auch. Aber dann wirklich.."
"Jaja.." er hatte seinen Finger schon auf dem roten Knopf, als sie fragte: "Was ist denn so wichtig?"
Er schnaufte: "Musst du unbedingt alles wissen, was ich tue?"
"Ja." und das "Ja" kam so bestimmt und so sicher, dass er wusste, das eine Widerrede sinnlos war.
"Ich treff mich mit Lydia."
"Ach!" sagte sie erstaunt.
"Was?"
"Nichts..nichts. Ich hab damit bloß nicht gerechnet. Also du..mit einer 16-jährigen, die du kaum kennst.."
"Es ist kein Date in dem Sinne- ok?" sagte er aufgebracht und seine Hände klammerten sich um das Lenkrad.
"Schon gut! Schon gut..na dann wünsch ich dir viel Spaß!"
"Danke.." sagte er und legte, ohne Tschüss zu sagen, auf. Das sah ihm eigentlich nicht ähnlich, aber er hatte kein Bock mehr. Jeder hatte etwas gegen sie zu sagen. Ihn nervte das. Er wusste nicht, wo das Problem war. Und außerdem war er ziemlich aufgeregt- und auch das sah ihm eigentlich nicht ähnlich und deswegen verwirrte es ihn so. Schließlich kam er nach 20 Minuten Fahrt an. Er sah sich auf der Straße um und stieg dann aus. Eilig bog er in ein Gasse ein, um nicht entdeckt zu werden. Er öffnete eine rostige Tür mit der Inschrift "Bierkrug". Nicht unbedingt einladend und es sah auch nicht aus, als würde er sich darin wohlfüllen. Aber der Eindruck täuschte, als er in den Raum eintrat. Er kam aus dem Staunen nicht raus, zu mal er was ganz Anderes erwartet hatte. Und er verstand ganz und gar nicht, warum dieses Restaurant "Bierkrug" hieß. Vielleicht sollte es unerwünschte Gäste fernhalten, sowie die Gasse, die mit Mülltonnen vollgestellt war und stank.
-Zum Glück habe ich den Tipp von Selena befolgt..-dachte er. Und ging ein paar Schritte in den Saal, denn hinter ihm wollte ein Pärchen auch hinein.
Der Raum war riesig und konnte schon fast als Saal bezeichnet werden. Von der hohen Decke hing in der Mitte ein prächtiger Kronleuchter herunter, auf dem dutzende echte Kerzen brannten. Der Kronleuchter war auch die größte Lichtquelle im Raum..nein Saal. Es befanden sich zwar keine Fenster in dem Saal, aber dennoch wirkte er einladend und hell. An den Wänden waren lauter niedliche kleine, viereckige Tischchen aufgebaut. Nur für zwei oder höchstens drei Perosnen gedacht. Wobei die vorderen Tischchen wohl eher für den Nachmittag gedacht waren, um gemütlich einen Kaffe zu schlürfen und sich in den großen, weichen, hellen Sesseln zurückzulehnen. Und die Hinteren mehr für ein Dinner gedacht schienen, denn nur darauf waren weiße Tischdecken ausgebreitet und auf jedem Tischchen befand sich ein Blumenstraus, wobei bei den ganz Hinteren statt einem Blumenstraus eine Kerze stand. Weiter in den Raum hinein standen große Runde Tische, wo bis zu 10 Mann ohne Probleme herumpassten. Auch darauf befanden sich Blumensträuße- jedoch sehr viel größere, als auf den kleinen Tischchen. Die Stühle waren hochlehnig, genau wie bei den hinteren kleinen Tischen und aus Holz mit geschnitzten Lehnen. Die Kissen darauf hatten die selbe Farbe, wie die Sesselbezüge. An den Wänden entlang, befanden sich über jedem Tischchen eine kleine, altmodische Lampe, die man in kleinen, alten Städten in Großversion kennt. Und über den großen runden Tischen hingen Miniaturausgaben des riesigen Kronleuchters in der Mitte. Unter diesem war platz zum Tanzen, was auch das Pakett verriet. Ansonsten konnte man den alten Dielenboden sehen, der aussah, als stammte er aus dem letzten Jahrhundert. Ihm Gegenüber- ganz am Ende, befand sich ein lange Theke und dahinter standen mindestens 5 Angestellte und kümmerten sich um die sehr edel und reich aussehenden Gäste und gaben ihnen die gewünschten Getränke, die nicht auf der Speisekarte standen. Zu beiden Seiten der Theke bafand sich eine Tür, woraus eilig weitere Angestellte heraushetzten. Entweder trugen sie ein Tablett mit hohen, schlanken Gläsern, die sie in die Menge trugen, die sich um die Tanzfläche versammelt hatten und redeten, bis entweder ein Tisch frei wurde oder der Rest ihrer Gesellschaft eintraf. Oder sie trugen Teller mit Essen zu verschiedenen Tischen. Die vorderen Tische waren zu seinem Erstaunen auch belegt, obwohl es abends war- aber die Sessel taugten wohl auch für einen gemütlichen Abend zu zweit. Leise Musik dudelte und auf der Tanzfläche befanden sich sogar schon drei Pärchen, die elegant über den Boden gleiteten und aussahen, als würden sie fliegen.
Insgesammt schien dieses Restaurant perfekt für Geheimtreffen- wie welche von seiner Sorte- und private Feiern zu sein, die keine große Aufmerksamkeit wollten. Es schien nobel zu sein und ausschließlich für Insider bekannt zu sein. Und er war froh, nun einer dieser Insider zu sein.
Es war kurz vor 8 am Abend. Er war nicht zu spät und auch nicht viel zu früh.
"Guten Abend, Sir." sagte ein Mann in einem schwarzem Anzug, einem weißem Hemd darunter und einer eleganten Fliege. Der Mann lächelte, doch es schien aufgesetzt zu sein. Logan lächelte trotzdem freundlich zurück und neigte leicht den Kopf zum Gruß. Er fühlte sich wie ein Adeliger, obwohl er dazu eindeutig underdressed war - er hatte nur eine schwarze Röhrenjeans an und ein helles Basic-t-shirt-, aber der Mann vor ihm, schien ihn dafür nicht zu verurteilen. Stattdessen grinste er ihn an und fragte: "Dürfte ich sie zu ihrem Tisch begleiten?" fragte der Mann mit einer extrem höflichen Stimme. Er hob eine seiner hinter seinem Rücken liegenden Hand und deutete in den Saal.
Logan runzelte die Stirn, aber sagte: "Gern."
Er fragte sich, woher der Mann wusste, zu welchem Tisch er ihn begleiten sollte, ohne das Logan ihm verraten hatte, wie er heißt.
Der Mann führte ihn zu einem Tisch mit einer Kerze darauf und sagte: "Irgendwelche Wünsche, Mr. Lerman?"
Logan setzte sich und stutzte, obwohl es ihn nicht sehr überraschte, dass der Mann ihn erkannt hatte. Aber er glaubte, dass sie das wohl mit jedem Gast taten- das machte das Restaurant noch exclusiver.
"Nein Danke, Sir." sagte Logan, der sich von der Höflichkeit angesteckt fühlte, "Ich warte auf meine Begleitung."
Der Mann lächelte und neigte seinen Kopf: "Natürlich, Sir. Darf ich ihnen trotzdem ein Glas Sekt anbieten?"
"Ein Glas Wasser, das reicht. Danke." gab er nach. Der Mann verschwand, nachdem er die lange, dünne, weiße Kerze angezündet hatte, die in einer Glasschale gefüllt mit weiß gefäbtem Sand stand.
Er trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herum, während er sich im Raum umsah und jedes Mal an der Tür hängen blieb. Er war sich sicher, dass hier noch andere Prominente waren, oder Leute, die man kannte, aber das interessierte ihn nich. Er nuckelte an seinem Glas Wasser. Dann sah er auf sein handy. Es war bereits viertel 9. -Wo bleibt sie denn?!-
Er zuckte zusammen, als der Mann von vorhin vor ihm auftauchte, als wäre er von der Decke gefallen: "Ist alles zu ihrer Zufriedenheit?"
Er sah dem Mann in die Augen und hätte beinahe gesagt: -Nein, verdammt! Ist es nicht! Sie kommt nicht und ich bin beinahe am Platzen!- Aber er sagte: "Ja..ja..alles ok."
"Sicher, Sir? Sie wirken.."
"Ja doch! Mir gehts gut!" sagte er etwas barsch.
Der Mann nickte und verschwand.
-Verdammt..- dachte er und fühlte sich etwas schuldig, dass er ihn so angeschrien hatte, aber er hatte nun wirklich größere Probleme! Er knetete seine Hände und starrte auf die Tür.
Sein Herz blieb stehen, als sich eine kleine Gestalt in den Raum schob.
-Sie ist da!!- jauchzte es in ihm. Sie wirkte etwas hilflos und war kreidebleich. Ihre Haare lagen glatt und wellig auf ihrer Schulter. Sie trug ein Kleid- eins von der Sorte ihrer ersten Begegnung. Es war schlicht und fiel unter ihrer Brust wie ein Wasserfall nach unten. Es war tief dunkelblau und die Spitze an ihrem Ausschnitt war hell. Sie trug eine schlichte, silberne Kette mit einem Anhänger -er konnte nicht erkennen, was es war-, der oberhalb ihrer Brust auf der Haut ruhte. An ihrem Handgelenk baumelte ein Silberkettchen. Ein Lächeln strich über seine Lippen. Sie sah sich verwirrt um und schien ihn zu suchen- er wollte schon aufstehen, als ein Mann im Anzug auf sie zuging. Er redete mit ihr und sie lächelte zurück. Als er in seine Richtung deutete, trafen sich ihre Blicke und in seinem Magen regte sich etwas, von dem er dachte, dass es gleich platzen würde. Sie lächelte sachte, aber ihre Augen sahen traurig aus. Er runzelte die Stirn und als er nicht zurücklächelte -er war zu bschäftigt, herauszufinden, was ihr fehlte- , senkten sich ihre Mundwinkel wieder und sie sah nun völlig traurig aus. Er formte mit den Lippen: "Was?!"
Aber sie sah wieder den Mann an und setzte ein gespieltes Lächeln auf. Sie redeten kurz miteinander und dann ging die Tür nocheinmal auf. Elise tauchte hinter ihr auf und stellte sich neben sie. Was sie angehabt hatte, hatte er schon wieder vergessen, denn etwas anderes lenkte ihn ab: Warum zum Teufel hat sie Elise mitgebracht?! Er wollte doch mit ihr reden! Das war jetzt gestrichen. Er versuchte nicht ganz so missmutig auszusehen, wie er sich fühlte, als sie auf ihn zukamen. Er hatte zwar nichts gegen Elise, aber er hatte sich schließlich nicht mit ihr verabredet. Er verstand Lydias Lage jedoch und versuchte sich damit abzufinden. Es war ja nicht so, dass sie heute das letzte mal in Amerika war, oder?
Elise nahm sich Lydias Arm und es sah eher so aus, als würde sie Lydia unterstützen wollen, anstatt sich gemütlich unterzuhaken. Lydias Blick zu folge, schien es jedoch nicht zu helfen, sondern nur zu verschlimmern. Abgesehen von ihrem Gesichtsausdruck, sah sie wirklich wunderschön aus. Und ihr Kleid war wenigsten passend, nicht wie seine Kleidung. Obwohl es genauso gut an einen Strand gepasst hätte oder zum shoppen geeignet wäre. Sie hatte ihre Sache gut gemacht, im Gegenteil zu ihm und er fragte sich, wie viel Zeit sie wohl dafür geopfert hatte, sich das Kleid auszusuchen. Als sie näher kam, erkannte er, dass sie außer Wimperntusche auch einen feinen Lidstrich aufgetragen hatte. Es war sehr, wirklich sehr schlicht gehalten und außer das hatte sie auch keine Schminke aufgetragen, nicht mal Make-up, aber sofort erkannte er den Unterschied. Ihre Augen wirkten noch größer! Jedoch hat es an ihrer Schönheit nichts geändert- das blau war immernoch so blau, wie vorher. Ohne Schminke, würden ihre Augen auch schön sein, aber es machte ja nichts, dass sie sie betonte, oder?
Er stand auf, als sie sie schließlich erreichten. Sie standen sich nur gegenüber und er wusste nicht, was er tun sollte.
Umarmen? - nein, zu früh.
Die Hand schütteln? - nah, das war zu blöd.
Also steckte er nervös seine Hände in seine Hosentaschen und sagte lächelnd: "Hi, ähm...du siehst gut aus."
Es hüpfte in seiner Brust, als er mitbekam, dass er sie zum Lächeln gebracht hatte. Wenn auch nur ein kleines, unscheinbares, ganz kurzes- es war ein echtes! Sie setzten sich und der Mann mit der Fliege- übrigens der Selbe, der ihn hierher geführt hatte. Er fragte sich, wie er gewusst hatte, dass sie seine Begleitung war.- und fragte die Mädchen: "Darf ich ihnen etwas bringen?"
Elise wollte schon anworten, als Lydia dazwischen platzte: "Batida de coco kirsch!..ähm..danke."
Er konnte es nicht lassen, sie anzustarren. Der Fliegenmann jedoch sah sie freundlich an und nickte- ob er wusste, dass er ihr nichts geben durfte, weil sie erst 16 war? Dann sah er zu Elise, die sich ein Wasser bestellte.
"Ich bringe ihnen sofort die Karten."
"Danke.." sagte er und nickte. Der Fliegenmann verschwand und er saß nun allein mit Lydia am Tisch. Na gut- Elise war auch da. Er saß ihr gegenüber und sah ihr in die Augen, während sie traurig zurückblickten. Aber sie wichen seinem Blick nicht aus. Er fragte sich, warum sie wohl so traurig war. Hatte sie eine schlechte Zensur bekommen oder hatte sie was Falsches gegessen. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass Elise da war, aber das glaubte er nicht. Vielleicht musste sie bald wieder zurück nach Deutschland und wollte eigentlich hier bleiben. Egal was es war, er hoffte, dass nicht immer noch er der Grund war.