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Elementare Reise

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P16 / Gen
Kirby Knuckle Joe Magolor Marx Meta-Knight
26.03.2013
12.08.2015
50
63.086
4
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26.03.2013 1.236
 
„Dann gute Nacht, meine Liebe.“ Chiaki löste sich nur ungern aus der Umarmung, die ihn mit seiner geliebten Mia verband. Doch das Mädchen lächelte nur sanft und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, bevor sie in ihrem Zimmer verschwand. Chiaki seufzte und machte sich auf den Weg in sein eigenes Zimmer. Auf halber Strecke trabte Miu an ihm vorbei. Sie sah müde und erschöpft aus und der Kaitoianer befürchtete schon das Schlimmste. Die weiße Flauschkugel verschwand jedoch lediglich in ihrem Raum, was Chiaki etwas beruhigte. Die Niveanerin hatte ohnehin nicht danach ausgesehen, als hätte sie bereits ihren Nachwuchs bekommen. Sie kam wahrscheinlich gerade aus dem Badezimmer oder so. Der 18-jährige ging also ruhig weiter und betrat seinen Schlafraum. Er schloss die Tür hinter sich, wechselte seine Kleidung und setzte sich auf sein Bett. Er hielt seinen Kampfstab in den Händen und betrachtete ihn gedankenverloren. Da vielen ihm die kleinen Kerben ins Auge, die das TAC, welches ihm den Stab gestohlen hatte, mit seinen Krallen hinterlassen haben musste. Irgendwie kam ihm dieses Ereignis schon so weit entfernt vor, obwohl er wusste dass es nur ein paar Monate sein konnten. Es war auf Atmos gewesen, wo sie dann auch Genta kennengelernt und aufgelesen hatten. Chiaki lächelte bei dem Gedanken an den Atmoriana. Er mochte ihn eigentlich ganz gerne und er bewunderte den Jüngeren sogar etwas. Für den Orangerothaarigen schien es, als hätte der Andere vor nichts Angst. Eine Tatsache, die er von sich selbst nicht behaupten konnte. Als Chiaki zu diesem Gedanken kam wurde ihm auf einmal kurz schwindelig. Er fasste sich an die Stirn, stellte seinen Stab neben dem Bett ab und legte sich langgestreckt hin. //Vielleicht wäre es besser, wenn ich jetzt schlafe…//, dachte er und schloss die Augen. Der Kaitoianer kam nicht einmal dazu sich zuzudecken, so schnell, wie ihn der Schlaf überrannte.

Chiaki schreckte auf, als er mit dem Kopf auf etwas hartem aufkam. Er hielt sich Selbigen und schaute sich mit großen Augen um. Um ihn herum war alles in ein dämmriges Licht getaucht. Er konnte verschieden große Steine erkennen, die alle wild durcheinander lagen. Der Kaitoianer blickte nach unten und erkannte, dass er mit dem Kopf auf einem sandfarbenen Steinboden aufgekommen war. Aber wie kam er bloß hier her? Der junge Mann stand langsam auf und ließ seinen Blick weiter über die Steine schweifen. Er begriff allmählich, dass er sich mitten in einer Ruine befand. Hier und da waren noch Torbögen, Teile von Mauern oder Treppen zu erkennen und irgendwie kam ihm das alles bekannt vor. Der Grünäugige setzte sich langsam in Bewegung. Seine Schritte hallten unangenehm laut wieder, was wohl daran lag, dass es sonst kein einziges Geräusch gab. Und je weiter er ging, desto größer wurde das drückende Gefühl, dass er diesen Ort kennen müsste. Nachdem Chiaki einige Zeit durch die Gegend gewandert war erreichte er eine sehr dicke Säule, die noch gut erhalten war. Der Grünäugige blieb stehen und besah sich den steinernen Zylinder genauer. Auf ihm waren einige Symbole und Bilder und… Chiaki erstarrte. Er wusste jetzt, wo er sich befand. Aber das konnte nicht sein! Er stand mitten in den Trümmern des Klosters, in dem er einige Jahre lang gelebt und gelernt hatte. Der Orangehaarige sank langsam auf die Knie. Was war hier passiert? Und wo waren seine Freunde? In den smaragdgrünen Augen des 18-jährigen sammelten sich erste Tränen. Ein eisiger Luftzug fuhr über ihn hinweg und ließ ihn aufschauen. Nur mit Mühe blinzelte der Kaitoianer sich das Wasser aus den Augen und er wünschte fast sofort, es gelassen zu haben. Einige Meter von ihm entfernt stand eine weibliche Person, die den jungen Mann stark an seine Mia erinnerte. Nur mit dem Unterschied, das ihr gesamter Körper schneeweiß war. Es war zu erkennen, dass sie sogar stellenweise transparent war. Panik machte sich im Herzen des Windkriegers breit. Ein Geist! Er versuchte verzweifelt ruhig zu bleiben, aber es gelang ihm nicht, sein Zittern zu unterdrücken. Das Mädchen begann, sich mit geschlossenen Augen auf ihn zu zu bewegen. Wie erwartet berührte sie den Boden unter sich nicht und verursachte auch keinerlei Geräusche.

Das Geistermädchen kam immer näher und öffnete schließlich die Augen. Nur einen Spalt breit, doch es reichte aus, um den Kaitoianer zur Flucht anzutreiben. Es ging hierbei nicht nur darum, dass er wirklich Angst vor Gespenstern hatte. Es war vielmehr ein scharfes Stechen in der Brust, welches der 18-jährige als Warnung auffasste. Er rannte so schnell er konnte, stolperte wiederholt über größere Trümmer und stieß sich immer wieder an scharfen Gesteinskanten, sodass ihm schon ein wenig Blut an den Armen entlang floss. Doch Chiaki bemerkte das gar nicht. Er hastete weiter, bis sein Weg schließlich abrupt in einer Sackgasse endete. Der Grünäugige blickte sich panisch um und bemerkte erst jetzt die Schnittwunden an seinen Armen. Er musste hier weg. Und das so schnell wie möglich. Er besah sich die Mauer, vor der er stehen geblieben war, genauer. Sie war eigentlich nicht sehr hoch. Also mobilisierte Chiaki noch einmal seine letzten Kräfte und sprang an der Steinwand hoch. Er schaffte es nach mehreren Versuchen, sich an der Kante festzuhalten und wollte sich gerade hochziehen, als er einen Fehler machte. Er schaute hinter sich. Dort stand bereits das Geistermädchen, wieder im Begriff, die Augen zu öffnen. Chiaki durchzog ein heftiges Zittern und er hätte beinahe den Mauerrand losgelassen, doch er biss die Zähne zusammen und zog sich mühsam hoch. //Vielleicht bin ich auf der anderen Seite sicher! Vielleicht…//

Der Blick des jungen Mannes weitete sich. Sein Herz blieb für einen Moment stehen und er realisierte nur langsam, dass er verloren war. Ihm wurde augenblicklich schlecht. Vor ihm hatte sich ein rotbraunes Meer aufgetan, dessen Ende nicht zu erkennen war. Die Masse schien zähflüssig zu sein und schlug hier und da träge Wellen. Die Brühe dampfte ein wenig und verströmte einen unbeschreiblichen Gestank. Der Windkrieger ahnte durchaus, um was es sich bei dieser dunklen Masse handelte, aber er wollte erst gar nicht genauer darüber nachdenken. Sein erhoffter Fluchtweg existierte nicht. Das war alles, was jetzt zählte. Langsam drehte er sich auf der schmalen Mauer um und schaute direkt in das Gesicht des Geistes. Er war verloren, konnte weder nach vorne noch nach hinten und zur Seite auch nicht. Denn als Chiaki nach links schaute zeigte sich, dass nun alles um dieses Stückchen Gestein herum unter der stinkenden Masse verschwunden war. Ein kurzes Stechen im Kopf veranlasste den Orangehaarigen dazu, wieder nach vorn zu blicken. Direkt in die weit aufgerissenen Augen seiner Verfolgerin.

Es waren keine Pupillen zu sehen. Der Blick des Mädchens war stechend. Stechend rot. Eine Farbe, die in höchstem Maße warnte, den jungen Mann aufs tiefste ängstigte und sich erbarmungslos in seine Seele brannte. Der Kaitoianer versuchte sich zu bewegen, aber es gelang ihm nicht. Er konnte diesem Blick nicht entfliehen. Plötzlich durchzog ein heftiger Schmerz die Beine des 18-jährigen. Ein Schmerz, als hätte ihm jemand in die Beine geschossen. Er schrie auf, verlor das Gleichgewicht und fiel. Er stürzte nach hinten in Richtung der furchtbaren Brühe… Doch er fiel nicht hinein. Tiefe Schwärze umgab ihn und er schwebte einfach darin herum. Nirgends war ein Boden oder auch nur ein Funken Licht zu erkennen. Chiaki brummte furchtbar der Schädel und immer wieder flackerte das Bild der stechend roten Augen vor seinem Verstand auf. Doch dann hörte er etwas. Etwas, das ihn tief in seinem Herzen berührte. „Chiaki! Bitte wach doch auf!“
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