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Gegenstrom

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / Gen
20.03.2013
17.07.2013
13
10.808
1
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20.03.2013 661
 
(Rays Tagebuch)

Ich ging an Deck um frische Luft zu schnappen, dabei zündete ich mir genüsslich einen Zigarillo an. Meine Gedanken schwenkten zum Restaurant zurück, bei dem ich eben mit Antonia zu Abend gegessen hatte. Als ich so am Tisch saß, bildete ich mir ein… aber unmöglich, denn wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Braddock und seine Jules gemeinsam an einem Tisch ihr Dinner genossen. Auf demselben Kreuzer wie Antonia und ich. Ich schüttelte den Kopf. Der Gedanke, dass diese beiden Cops an Bord sein könnten, fröstelte mich innerlich. Antonia hatte die beiden im Restaurant nicht erblickt und sie müsste es ja nicht wissen. Seit Tagen waren wir schon unterwegs und bekamen Sam, und auch Jules, nicht zu Gesicht. Vielleicht würde Antonia nie auf Sam treffen. Dieses Schiff war verdammt groß!

Nochmals zog ich bedächtig an meinem glühenden Glimmstängel und genoss die frische Abendluft. Ich befand mich an einer höheren Ebene des Schiffdecks, dadurch konnte ich nach unten sehen und abendliche Spaziergänger beobachten. Etwa wie ein verliebtes Paar zur Reling schlenderte. Es war ein Blondschopf und seine kleine Freundin im Cocktailkleid. Natürlich. Passte wie die Faust aufs Auge. Aus meiner Kehle erklang ein grummelnd genervter Laut.
Sam führte Jules an der Hand zur Reling, stellte sich schließlich hinter sie. Er senkte sanft sein Kinn auf ihren Kopf. Zärtlich rieb er ihre nackten Oberarme, während sie lächelte und ihre kleine Handtasche festhielt. Sie drehte sich zu ihm um, gab ihm einen Kuss und flüsterte etwas in sein Ohr. Er strich ihr sanft um den Bauch, nochmal ein kurzer Abschiedskuss und dann ging Sam zurück unter Deck. Jules blieb stehen und blickte zum Ozean hinaus.
Ich zog ein letztes Mal an meinem Zigarillo, steckte ihn bei einem nahestehenden Blumentopf in die Erde und wollte schon gehen als ich etwas Irritierendes sah. Ein weiterer, abendlicher Spaziergänger war aufgetaucht, der sich prompt und gemütlich neben Jules zur Reling gesellte. Dunkles Hemd, aufgekrempelte Ärmel und dunkle leicht gekrauste Haare. Charles!
C.B. war hier, hier auf diesem Schiff.
Langsam schien mir der Kreuzer dann doch verdammt eng.

Er war auch an Bord, und ganz bestimmt wegen Antonia und mir. Aber wieso, was wollte er von Julianna Callaghan? Zufall? Ich hielt den Atem an und fragte mich ob Jules denn wusste wie Charles Bleek aussah.

Charles redete mit Jules, sie nickte, er redete freundlich weiter. Jules, diese skeptische kleine SRU-Lady, lächelte kurz. Ich begriff mein Leben nicht mehr. Meine Beine versteiften sich, meine Hände hielten sich krampfhaft am Geländer fest. Am liebsten wäre ich hinuntergesprungen, hätte ihn am Hals gepackt und über Bord geworfen.
Es schien als hätte sich Jules auf das Gespräch völlig eingelassen und keine Ahnung von ihrem dunklen Gegenüber zu haben. Aber dann war Schluss. Jules konnte mehr als gekonnt verschleiern, dass sie wusste wen sie vor sich hatte. Kurzzeitig fragte ich mich, ob man solche Fähigkeiten bei der SRU erlernte. Ihre Schauspielerei war astrein. Nur ein einziges Detail hatte sie verraten, und nur ich konnte es von hier oben sehen. Als Charles ihr etwas von ihrem Träger wischte, griff sie mit der anderen Hand nach hinten, erfasste aber bloß die Reling. Es war als ob sie ihrem Gegenüber nicht trauen würde, und instinktiv nach einer Waffe greifen wollte. Schnell ließ sie wieder los, doch es reichte um mich in Kenntnis über Jules‘ Wissensstand zu setzen.
Gekonnt verabschiedete sie sich, freundlich aber bestimmt, und folgte ihrem Blondschopf zurück ins Innere des Kreuzers. Diese kleine, standhafte Frau verwunderte mich immer wieder.

Es kitzelte mich in den Fingerspitzen, zu erfahren was die beiden geredet hatten. Und was C.B bloß vor hatte.. seine Blutlinie war berüchtigt für alles Mögliche, nur enger Kontakt zur Bullerei stand nicht auf der Liste. Rache, und über Jules zu uns ran kommen? Wollte er noch immer Sam Schaden zufügen, weil seine letzte Aktionen nicht geklappt haben? Oder es war bloßer Zufall. Ohne Antworten musste ich mich in die Kabine zurückziehen, Antonia erfuhr erst mal nichts davon.
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