Ein Ende wie der Anfang
von Moji Scribe
Kurzbeschreibung
Für ein Schiff wie die Enterprise scheint die neue Mission beinahe eine Farce zu sein. Doch ehe sich Captain Jonathan Archer versieht, ist er mit einer Situation konfrontiert, in der vieles auf dem Spiel steht.
GeschichteSci-Fi, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Charles Tucker III
Jonathan Archer
18.03.2013
23.07.2013
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25.739
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18.03.2013
2.422
Ideologien trennen uns. Träume und Ängste bringen uns einander näher.
- Eugene Ionescu
Jonathan Archer kannte Bilder von der Kolonie, deren Gründung vor beinahe zwei Jahren umstritten gewesen war. Doch ihre Bewohner und Befürworter hatten ihren Kopf aufrecht gehalten und jedem Kritiker bewiesen, dass sie eine Daseinsberechtigung besaßen. Es sähte Wut in dem Captain der Enterprise, als er durch die Sichtscheibe seines Schutzanzuges die Shillouetten der teilweise zerstörten Gebäude betrachtete, die der graue Dunst nicht gänzlich verdeckt hatte. Was, fragte er sich, waren all die Anstrengung wert gewesen, wenn die Willkür einer Person alles vernichtete, das aus Träumen und Wünschen gewachsen war?
Seine Mission war es, die Leute aus der Quarantänezone zu holen, bevor die Sternenflotte sie als Kollateralschaden betrachtete und sie zu weiteren Opfern dieses schrecklichen Zwischenfalls machten. Admiral Forrest schien jede andere Einheit als besser geeignet zu erachten, den Vorfall aufzuklären, die nicht persönlich in die Vorfälle involviert war. Archer konnte nur hoffte, dass sie die Person, die all dies verursacht hatte, ergreifen konnten, bevor der Geheimdienst, oder wen auch immer sein Vorgesetzter entsandte, hier eintraf.
Seine Mannschaft an Bord der Enterprise war instruiert worden, den Orbitz des Planeten fortlaufend zu beobachten. Wenn jemand entkommen wollte, hatten sie die Erlaubnis alles zu unternehmen, um das Schiff, Shuttle oder was auch immer es sein würde, festzuhalten. Jonathans Gesichtszüge spannten sich an, als er dem Drahtziehe innerlich drohte, dass er ihnen nicht entkommen würde.
"Captain." Jonathan wandte sich um, als er die Stimme seines Waffenoffiziers hinter sich hörte. Lieutenant Reed hatte sich mehrfach gegen die Teilnahme des Kommandanten am Außenteam ausgesprochen, bis Archer seinen Widerspruch ins Logbuch eingetragen hatte. Es war in seiner Position essentiell, dass er die Sicherheit des Captains befürwortete. Doch der britische Offizier ahnte nicht, dass es Archer nicht nur um die Menschen ging. Ein Teil seiner selbst war hier unten auf der Kolonie und beinahe hätte er akzeptieren müssen, dass dessen Existenz erloschen war. Konfrontiert mit der Angst des Verlusts hätte er keinen Augenblick länger tatenlos auf der Brücke sitzen bleiben können. Es mochte unvernünftig sein, doch wer konnte von sich behaupten rational zu handeln, wenn die Person, die man liebte, in Gefahr war.
"Was gibt es Reed?", fragte Archer und entspannte seine Gesichtszüge etwas.
"Wir haben die Identifizierung der Personen abgeschlossen. Doktor Phlox hat mit seinen Untersuchungen begonnen", begann Reed mit einer Statusmeldung, bevor er sich selbst unterbrach und an Archer vorbei auf die Kolonie blickte: "Eine einfache Explosion hätte ausgereicht um alles zu verwüsten."
"Das war es nicht, was erreicht werden sollte. Verwüstung hätte dem, der dies verursacht hat, keine Befriedigung gegeben, Reed. Wenn unsere Vermutungen zutreffen, haben die Menschen auf dieser Kolonie die Warnungen immer wieder ignoriert. Er oder sie hat eine qualvolle Hinrichtung inszeniert, die keinen Platz für Gnade beinhaltete. Vielleicht war es ein Fehler, dass es überhaupt Überlebende gibt." Einen kurzen Moment blickten die beiden Männer schweigend in die Ferne, bevor Archer sich wieder auf das Hier und Jetzt besann. "Wo befindet sich Commander Tucker?", fragte er.
"Im Inneren der Halle." Malcolm nickte mit seinem Kopf in die Richtung des Eingangs. "Er repariert mit den Ersatzteilen und Werkzeug die durchgebrannten Kommunikationsrelays, damit wir eine bessere Verbindung zur Kolonie haben."
"Danke, Malcolm." Archer klopfte dem Waffenoffizier auf die Schulter und ging dann an ihm vorbei. Mit den Blicken suchte er bereits den Blondschopf im hektischen Treiben der Abflughalle. Er sah ihn an der östlichen Außenwand vor einer Konsole hocken und arbeiten. Bevor er sich ihm weiter nährte, blieb Jonathan auf halben Weg bei seinem Chefmediziner stehen. Der Denobulaner sprach mit ruhiger Stimme auf die beiden verängstigten Frauen ein, die vor ihm auf zwei Kisten saßen.
"Gibt es Neuigkeiten, Doktor?", erkundigte sich der Captain und wartete geduldig, bis der Arzt die Nadel, mit der er das Blut von seinem Patienten abnahm, aus dessen Arm entfernt hatte. Er sagte leise etwas zu seinem Assistenten und entferne sich dann einige Schritte, um Archers Frage zu beantworten.
"Polyintoxikation", sagte er und schüttelte im nächsten Augenblick den Kopf. "Ich kann noch nicht genau sagen, aus welchen Bestandteilen das Gift besteht. Ich denke, ich muss Sie nicht darauf hinweisen, dass es sich um einen chemischen Kampfstoff handelt, der wahrscheinlich dazu entwickelt wurde, Individuen hinzurichten."
Jonathan nickte. "Aber Sie haben bereits Vermutungen?", hakte er nach.
Phlox sah sich kurz zu seinem Assistenten und den Patienten um, um sicherzugehen, dass sie außer Hörweite waren. "Dyphenylarsinchlorid würde die Reizung der Atemwege erklären, in Verbindung mit anderen chemischen Substanzen könnte es für die Schwielen auf der Haut der Menschen verantwortlich sein. Aber es könnte auch ein eigener Erregerstamm sein. Eine wirklich verlässliche Antwort kann ich Ihnen erst geben, wenn wir zurück auf der Enterprise sind", antwortete der Denobulaner ernst.
"Waren Sie schon bei Commander Tucker?", Archer wechselte das Thema, um den Druck von den Schultern des Arztes zu nehmen, die er auf ihm abgelegt hatte. Er nickte in die Richtung des Ingenieurs, der halb in die Konsole vor ihm gelehnt war. Für einen kurzen Augenblick erlaubte Jonathan sich, seine Blicke sanft über ihn gleiten zu lassen, bevor er sich wieder Phlox zuwandte.
"Nein, Commander Tucker hatte darauf bestanden, dass wir uns zuerst um die Bewohner der Kolonie kümmern. Aber es geht ihm nicht viel besser als ihnen." Den letzten Teil seines Satzes fügte der Arzt leise hinzu. "Er hustet Blut, was man gut an seinem Mundschutz sehen konnte. Wir haben es ausgetauscht und nehmen es zur Untersuchung mit an Bord. Viel Zeit bleibt ihnen allen nicht mehr, wenn wir den Prozess nicht zügig stoppen können." Der Denobulaner schüttelte leicht den Kopf.
"Ich habe vollestes Vertrauen in Sie Doktor, tun sie was sie können", ermutigte Archer ihn und ein Stück weit auch sich selbst. Der Zustand seines Freundes bereitete ihm Sorgen. "Ich werde erst einmal nach Tucker schauen. Wenn etwas ist, geben Sie mir bitte Bescheid."
"Natürlich Captain", nickte der Mann und wandte sich wieder den beiden Patienten zu, die vollkommen verängstigt auf zwei Kisten saßen. "Keine Sorge, ehe Sie sich versehen, wird alles wieder gut", hörte Archer Phlox sagen und lächelte grimmig. Natürlich würde alles gut werden und jeder würde diesen Ort verlassen können. Auf den einen oder anderen Weg.
Mit jedem Schritt, den er näher auf Trip zuging, schlug das Herz des Captains einen Takt schneller. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte der ältere Mann beinahe über sich selbst gelacht, als er sich davon abhalten musste, die letzten Meter zu laufen. Stattdessen trat er hinter Tucker und wartete, bis der blonde Ingenieur seinen Kopf aus dem Gewirr aus Kabeln zog, als er bemerkte, dass er nicht mehr alleine war.
"Captn'!" Trip versuchte zu Lächeln, als sein Körper sich unter dem Reizhustenanfall krümmte. Jonathan tat es in der Seele weh, seinen Freund so zu sehen und am liebsten hätte er ihn in den Arm genommen, ihm über den Rücken gestreichelt und ihm zugeflüstert, dass alles in Ordnung kommen würde. Doch er blieb in seiner Rolle als Kommandant und wahrte den Schein, dass der Mann vor ihm nicht mehr war als sein zweiter Offizier.
"Alles in Ordnung?", fragte er leise und ging in die Hocke, um mit Trip auf Augenhöhe zu sein.
Tucker hob die Augenbrauen und hatte noch immer die Hand über seinem Mundschutz gelegt, als er ein letztes Mal hustete. "Ging mir niemals besser." Er blinzelte die Tränen aus den Augenwinkeln, als er langsam wieder normal Luft holen konnte.
Mehrere Augenblicke sahen sich die beiden Freunde in die Augen, ohne dass ein Wort über ihre Lippen kam. Jon wollte ihm so viel sagen, auf dem Flug zur Kolonie hatte er jedes Wort sorgfältig durchdacht, doch nun, da er vor ihm saß, schien nichts davon auch nur noch die geringste Bedeutung zu haben.
Verzweiflung, Hoffnung, Angst, Sehnsucht - alle Gefühle, die er in seinem Herzen mit sich trug, blickten aus den blauen Augen vor ihm wie durch einen Spiegel auf ihn zurück. Für einen kurzen Augenblick verlor die Zeit ihre Bedeutung, als Jonathans Herz stehen zu bleiben schien. Unfähig dem Blick der Erkenntnis seines Gegenübers weiter standzuhalten, wagte er es nicht wegzusehen.
Intuitiv griff Archer nach der Hand des jüngeren Mannes und versuchte sich daran zu erinnern, wie sich die raue Haut seiner tüchtigen Hände anfühlte, die er durch das dicke Material des Schutzanzuges nicht spüren konnte. Sanft drückte Jon sie und wollte Trip aufmunternd anlächeln, doch er wusste, dass es ebenfalls die Trauer und Verzweiflung verdeutlichte, die er innerlich empfand und seinen besten Freund ebenfalls zu erfüllen schien.
Vor den Blicken der anderen verborgen, wandte Tucker seine Hand so, dass er Archers in seiner halten konnte. "Wir bekommen das schon hin", sagte der Ingenieur und ließ offen, worauf er sich genau bezog. Dem Kommandanten wurde das Herz schwer, als er in Betracht zog, dass all das, was er verborgen gehalten hatte, schon immer ein gemeinsamer Wunsch gewesen war.
Archer spürte, wie der blonde Mann seine Hand festhielt und fühlte sich zum ersten Mal, seit dem all dies begonnen hatte, dazu fähig zu lächeln. "Wie geht es dir?"
Mit einem Seufzen zuckte Tucker mit den Schultern und wandte den Blick ab. Er sah schlecht aus, bleich und ausgezerrt. "Gab schon bessere Zeiten. Aber noch atme ich und ich fände es toll, wenn ich das noch immer tun würde, wenn ihr mit dem Gegenmittel kommt", versuchte er zu scherzen, doch die Worte kamen voller Bitterkeit über seine Lippen.
"Wir tun unser bestes." Jon hatte die Hand gehoben und wollte durch das zerzauste, blonde Haar streichen - doch er zögerte, was Trip bemerkte und lächelte. Sein Chefingenieur nahm ihm die Entscheidung ab und überwand den professionellen Abstand zwischen ihnen beiden und zog Archer in eine innige Umarmung. Einen Moment zögerte sein Captain noch, bevor die Geste Erwiderung fand. "Ich werde dich nach Hause holen", flüsterte er Trip zu.
"Daran habe ich niemals gezweifelt." Noch einmal drückte er Jonathan an sich, so weit es sein Schutzanzug zuließ und ließ ihn dann wieder los, um keine Unnötige Aufmerksamkeit auf sie beide zu ziehen.
Im Schneidersitz hatte sich Archer neben ihn gesetzt, als Tucker sich wieder an die Arbeit machte. Sie redeten leise miteinander, auch wenn alle andere Personen außer Hörweite der Offiziere waren. Ihnen beiden blieb nicht viel Zeit, um sich auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Die vierundzwanzig Stunden Frist, die T'Pol ihnen im Gespräch mit der Obrigkeit erwirkt hatte, rann mit jedem Augenblick wie Körner durch eine Sanduhr. Sie sahen sich einer Gefahr gegenüber, die Ihnen noch gänzlich Unbekannt war. Ein Großteil ihrer Bemühungen verlagerte sich auf einen Impfstoff, um die Menschen aus der Quarantänezone zu holen, doch keiner konnte ihnen zusichern, dass die Person, die für all dies verantwortlich war, nicht noch immer am Leben war. Und sich vielleicht in ihrer unmittelbaren Nähe befand.
"Ich werde Reed anweisen einige Waffen des Außenteams hier zu lassen", sagte Archer, nachdem er sorgfältig darüber nachgedacht hatte.
Tucker griff nach einem Schraubenzieher und blickte kurz über seine Schulter hinweg. "Damit wir uns etwas zum Essen schießen können, falls ihr es nicht bis zum Abendessen schafft?"
"Gut, dass du deinen Humor noch nicht verloren hast." Jon verdrehte die Augen und wurde dann wieder ernst. "Nein, weil ich mich frage, ob wir wirklich davon ausgehen sollten, dass der Urheber tot ist."
"Bist du dir sicher, dass es sich nur um einen handelt?" Trip griff nach einem Stück Stoff, um sich die Hände abzuwischen, als er sich von der Konsole zurückzog. "Außerdem gibt es außer mir nur noch eine weitere Person in der Gruppe, die mit einer Waffe umgehen kann und ich bin mir nicht sicher wieviel Erfahrung er im Umgang damit überhaupt hat." Er nickte auf den noch jungen Mann, der am Eingang der Halle stand und mit Reed sprach. Auch jetzt noch wirkte seine Haltung unsicher und verängstigt.
"Dann wird er zwei hierlassen, damit ihr euch verteidigen könnt."
"Ich bezweifel, dass jemand, der so einen so feigen Angriff plant, seinen Opfern im Nachinein gegenüber treten wird." Trip lachte humorlos auf.
"In Relation zum Anfang, seid ihr nur noch eine kleine Gruppe", gab Archer zu bedenken und zog die Stirn kraus. "Schaden kann es nicht", fügte er dann in einen Tonfall hinzu, der deutlich machte, dass seine Entscheidung bereits getroffen war.
"Nein, das auf keinen Fall." Trip stand auf und verzog das Gesicht etwas. Er versuchte die Schmerzen, die er empfand, vor seinem Freund zu verbergen. John akzeptierte Trips Entscheidung und fragtenicht nach, beobachtete ihn aber kritisch. Der Ingenieur drückte auf eine Taste. "Tucker an Enterprise."
[Schön Ihre Stimme zu hören, Commander], erklang Ensign Satos Stimme und ließ das Lächeln vermuten, das sie gerade auf den Lippen trug. [Ist Captain Archer bei Ihnen?]
Der Captain stand ebenfalls auf. "Was gibt es Hoshi?"
[Captain, wir haben eine Nachricht der Sternenflotte empfangen. Wir haben noch nicht darauf reagiert, da wir offiziell nicht in der Lage dazu sind. Aber wie es scheint, haben Sie bereits ein weiteres Schiff gestartet, dass uns laut T'Pol in dreizehn Stunden erreichen wird], erklärte die Kommunikationsoffizierin.
Jon zog die Stirn kraus. Diese neue Information verringerte ihr Zeitfenster auf nicht einmal mehr dreizehn Stunden. "Danke Hoshi. Wo befindet sich T'Pol?"
[Sie hat die Brücke verlassen, um ein Labor für die Untersuchung vorzubereiten. Soll ich Sie auf die Brücke holen?]
"Nein." Archer dachte kurz nach und wiederholte sich noch einmal mit mehr Überzeugung in seiner Stimme: "Nein, das ist nicht nötig.Wir werden bald wieder an Bord sein. Archer out."
Es tat Archer in der Seele weh, doch um seinen Chefingenieur vor diesem Ort zu retten, musste er ihn erneut zurücklassen. In weniger als dreizehn Stunden würde die Verstärkung der Sternenflotte hier sein und die Namen aller hier würden auf die eine oder andere Art auf den Verlustlisten erscheinen. Keine höhere Autorität würde es riskieren, für das Überleben einer handvoll Menschen, eine potenziell tödliche Infektion mit nach Hause zubringen.
Archer blickte auf Trip, dessen sichtbare Hautstellen mit dunkel gefärbten Schwielen übersäht waren, die der Ingenieur teilweise verbunden hielt, um nicht daran zu kratzen. Die Pest war vielleicht der beste Vergleich zu der Infektion, welche die Leute in sich trugen.
- Eugene Ionescu
Jonathan Archer kannte Bilder von der Kolonie, deren Gründung vor beinahe zwei Jahren umstritten gewesen war. Doch ihre Bewohner und Befürworter hatten ihren Kopf aufrecht gehalten und jedem Kritiker bewiesen, dass sie eine Daseinsberechtigung besaßen. Es sähte Wut in dem Captain der Enterprise, als er durch die Sichtscheibe seines Schutzanzuges die Shillouetten der teilweise zerstörten Gebäude betrachtete, die der graue Dunst nicht gänzlich verdeckt hatte. Was, fragte er sich, waren all die Anstrengung wert gewesen, wenn die Willkür einer Person alles vernichtete, das aus Träumen und Wünschen gewachsen war?
Seine Mission war es, die Leute aus der Quarantänezone zu holen, bevor die Sternenflotte sie als Kollateralschaden betrachtete und sie zu weiteren Opfern dieses schrecklichen Zwischenfalls machten. Admiral Forrest schien jede andere Einheit als besser geeignet zu erachten, den Vorfall aufzuklären, die nicht persönlich in die Vorfälle involviert war. Archer konnte nur hoffte, dass sie die Person, die all dies verursacht hatte, ergreifen konnten, bevor der Geheimdienst, oder wen auch immer sein Vorgesetzter entsandte, hier eintraf.
Seine Mannschaft an Bord der Enterprise war instruiert worden, den Orbitz des Planeten fortlaufend zu beobachten. Wenn jemand entkommen wollte, hatten sie die Erlaubnis alles zu unternehmen, um das Schiff, Shuttle oder was auch immer es sein würde, festzuhalten. Jonathans Gesichtszüge spannten sich an, als er dem Drahtziehe innerlich drohte, dass er ihnen nicht entkommen würde.
"Captain." Jonathan wandte sich um, als er die Stimme seines Waffenoffiziers hinter sich hörte. Lieutenant Reed hatte sich mehrfach gegen die Teilnahme des Kommandanten am Außenteam ausgesprochen, bis Archer seinen Widerspruch ins Logbuch eingetragen hatte. Es war in seiner Position essentiell, dass er die Sicherheit des Captains befürwortete. Doch der britische Offizier ahnte nicht, dass es Archer nicht nur um die Menschen ging. Ein Teil seiner selbst war hier unten auf der Kolonie und beinahe hätte er akzeptieren müssen, dass dessen Existenz erloschen war. Konfrontiert mit der Angst des Verlusts hätte er keinen Augenblick länger tatenlos auf der Brücke sitzen bleiben können. Es mochte unvernünftig sein, doch wer konnte von sich behaupten rational zu handeln, wenn die Person, die man liebte, in Gefahr war.
"Was gibt es Reed?", fragte Archer und entspannte seine Gesichtszüge etwas.
"Wir haben die Identifizierung der Personen abgeschlossen. Doktor Phlox hat mit seinen Untersuchungen begonnen", begann Reed mit einer Statusmeldung, bevor er sich selbst unterbrach und an Archer vorbei auf die Kolonie blickte: "Eine einfache Explosion hätte ausgereicht um alles zu verwüsten."
"Das war es nicht, was erreicht werden sollte. Verwüstung hätte dem, der dies verursacht hat, keine Befriedigung gegeben, Reed. Wenn unsere Vermutungen zutreffen, haben die Menschen auf dieser Kolonie die Warnungen immer wieder ignoriert. Er oder sie hat eine qualvolle Hinrichtung inszeniert, die keinen Platz für Gnade beinhaltete. Vielleicht war es ein Fehler, dass es überhaupt Überlebende gibt." Einen kurzen Moment blickten die beiden Männer schweigend in die Ferne, bevor Archer sich wieder auf das Hier und Jetzt besann. "Wo befindet sich Commander Tucker?", fragte er.
"Im Inneren der Halle." Malcolm nickte mit seinem Kopf in die Richtung des Eingangs. "Er repariert mit den Ersatzteilen und Werkzeug die durchgebrannten Kommunikationsrelays, damit wir eine bessere Verbindung zur Kolonie haben."
"Danke, Malcolm." Archer klopfte dem Waffenoffizier auf die Schulter und ging dann an ihm vorbei. Mit den Blicken suchte er bereits den Blondschopf im hektischen Treiben der Abflughalle. Er sah ihn an der östlichen Außenwand vor einer Konsole hocken und arbeiten. Bevor er sich ihm weiter nährte, blieb Jonathan auf halben Weg bei seinem Chefmediziner stehen. Der Denobulaner sprach mit ruhiger Stimme auf die beiden verängstigten Frauen ein, die vor ihm auf zwei Kisten saßen.
"Gibt es Neuigkeiten, Doktor?", erkundigte sich der Captain und wartete geduldig, bis der Arzt die Nadel, mit der er das Blut von seinem Patienten abnahm, aus dessen Arm entfernt hatte. Er sagte leise etwas zu seinem Assistenten und entferne sich dann einige Schritte, um Archers Frage zu beantworten.
"Polyintoxikation", sagte er und schüttelte im nächsten Augenblick den Kopf. "Ich kann noch nicht genau sagen, aus welchen Bestandteilen das Gift besteht. Ich denke, ich muss Sie nicht darauf hinweisen, dass es sich um einen chemischen Kampfstoff handelt, der wahrscheinlich dazu entwickelt wurde, Individuen hinzurichten."
Jonathan nickte. "Aber Sie haben bereits Vermutungen?", hakte er nach.
Phlox sah sich kurz zu seinem Assistenten und den Patienten um, um sicherzugehen, dass sie außer Hörweite waren. "Dyphenylarsinchlorid würde die Reizung der Atemwege erklären, in Verbindung mit anderen chemischen Substanzen könnte es für die Schwielen auf der Haut der Menschen verantwortlich sein. Aber es könnte auch ein eigener Erregerstamm sein. Eine wirklich verlässliche Antwort kann ich Ihnen erst geben, wenn wir zurück auf der Enterprise sind", antwortete der Denobulaner ernst.
"Waren Sie schon bei Commander Tucker?", Archer wechselte das Thema, um den Druck von den Schultern des Arztes zu nehmen, die er auf ihm abgelegt hatte. Er nickte in die Richtung des Ingenieurs, der halb in die Konsole vor ihm gelehnt war. Für einen kurzen Augenblick erlaubte Jonathan sich, seine Blicke sanft über ihn gleiten zu lassen, bevor er sich wieder Phlox zuwandte.
"Nein, Commander Tucker hatte darauf bestanden, dass wir uns zuerst um die Bewohner der Kolonie kümmern. Aber es geht ihm nicht viel besser als ihnen." Den letzten Teil seines Satzes fügte der Arzt leise hinzu. "Er hustet Blut, was man gut an seinem Mundschutz sehen konnte. Wir haben es ausgetauscht und nehmen es zur Untersuchung mit an Bord. Viel Zeit bleibt ihnen allen nicht mehr, wenn wir den Prozess nicht zügig stoppen können." Der Denobulaner schüttelte leicht den Kopf.
"Ich habe vollestes Vertrauen in Sie Doktor, tun sie was sie können", ermutigte Archer ihn und ein Stück weit auch sich selbst. Der Zustand seines Freundes bereitete ihm Sorgen. "Ich werde erst einmal nach Tucker schauen. Wenn etwas ist, geben Sie mir bitte Bescheid."
"Natürlich Captain", nickte der Mann und wandte sich wieder den beiden Patienten zu, die vollkommen verängstigt auf zwei Kisten saßen. "Keine Sorge, ehe Sie sich versehen, wird alles wieder gut", hörte Archer Phlox sagen und lächelte grimmig. Natürlich würde alles gut werden und jeder würde diesen Ort verlassen können. Auf den einen oder anderen Weg.
Mit jedem Schritt, den er näher auf Trip zuging, schlug das Herz des Captains einen Takt schneller. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte der ältere Mann beinahe über sich selbst gelacht, als er sich davon abhalten musste, die letzten Meter zu laufen. Stattdessen trat er hinter Tucker und wartete, bis der blonde Ingenieur seinen Kopf aus dem Gewirr aus Kabeln zog, als er bemerkte, dass er nicht mehr alleine war.
"Captn'!" Trip versuchte zu Lächeln, als sein Körper sich unter dem Reizhustenanfall krümmte. Jonathan tat es in der Seele weh, seinen Freund so zu sehen und am liebsten hätte er ihn in den Arm genommen, ihm über den Rücken gestreichelt und ihm zugeflüstert, dass alles in Ordnung kommen würde. Doch er blieb in seiner Rolle als Kommandant und wahrte den Schein, dass der Mann vor ihm nicht mehr war als sein zweiter Offizier.
"Alles in Ordnung?", fragte er leise und ging in die Hocke, um mit Trip auf Augenhöhe zu sein.
Tucker hob die Augenbrauen und hatte noch immer die Hand über seinem Mundschutz gelegt, als er ein letztes Mal hustete. "Ging mir niemals besser." Er blinzelte die Tränen aus den Augenwinkeln, als er langsam wieder normal Luft holen konnte.
Mehrere Augenblicke sahen sich die beiden Freunde in die Augen, ohne dass ein Wort über ihre Lippen kam. Jon wollte ihm so viel sagen, auf dem Flug zur Kolonie hatte er jedes Wort sorgfältig durchdacht, doch nun, da er vor ihm saß, schien nichts davon auch nur noch die geringste Bedeutung zu haben.
Verzweiflung, Hoffnung, Angst, Sehnsucht - alle Gefühle, die er in seinem Herzen mit sich trug, blickten aus den blauen Augen vor ihm wie durch einen Spiegel auf ihn zurück. Für einen kurzen Augenblick verlor die Zeit ihre Bedeutung, als Jonathans Herz stehen zu bleiben schien. Unfähig dem Blick der Erkenntnis seines Gegenübers weiter standzuhalten, wagte er es nicht wegzusehen.
Intuitiv griff Archer nach der Hand des jüngeren Mannes und versuchte sich daran zu erinnern, wie sich die raue Haut seiner tüchtigen Hände anfühlte, die er durch das dicke Material des Schutzanzuges nicht spüren konnte. Sanft drückte Jon sie und wollte Trip aufmunternd anlächeln, doch er wusste, dass es ebenfalls die Trauer und Verzweiflung verdeutlichte, die er innerlich empfand und seinen besten Freund ebenfalls zu erfüllen schien.
Vor den Blicken der anderen verborgen, wandte Tucker seine Hand so, dass er Archers in seiner halten konnte. "Wir bekommen das schon hin", sagte der Ingenieur und ließ offen, worauf er sich genau bezog. Dem Kommandanten wurde das Herz schwer, als er in Betracht zog, dass all das, was er verborgen gehalten hatte, schon immer ein gemeinsamer Wunsch gewesen war.
Archer spürte, wie der blonde Mann seine Hand festhielt und fühlte sich zum ersten Mal, seit dem all dies begonnen hatte, dazu fähig zu lächeln. "Wie geht es dir?"
Mit einem Seufzen zuckte Tucker mit den Schultern und wandte den Blick ab. Er sah schlecht aus, bleich und ausgezerrt. "Gab schon bessere Zeiten. Aber noch atme ich und ich fände es toll, wenn ich das noch immer tun würde, wenn ihr mit dem Gegenmittel kommt", versuchte er zu scherzen, doch die Worte kamen voller Bitterkeit über seine Lippen.
"Wir tun unser bestes." Jon hatte die Hand gehoben und wollte durch das zerzauste, blonde Haar streichen - doch er zögerte, was Trip bemerkte und lächelte. Sein Chefingenieur nahm ihm die Entscheidung ab und überwand den professionellen Abstand zwischen ihnen beiden und zog Archer in eine innige Umarmung. Einen Moment zögerte sein Captain noch, bevor die Geste Erwiderung fand. "Ich werde dich nach Hause holen", flüsterte er Trip zu.
"Daran habe ich niemals gezweifelt." Noch einmal drückte er Jonathan an sich, so weit es sein Schutzanzug zuließ und ließ ihn dann wieder los, um keine Unnötige Aufmerksamkeit auf sie beide zu ziehen.
Im Schneidersitz hatte sich Archer neben ihn gesetzt, als Tucker sich wieder an die Arbeit machte. Sie redeten leise miteinander, auch wenn alle andere Personen außer Hörweite der Offiziere waren. Ihnen beiden blieb nicht viel Zeit, um sich auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Die vierundzwanzig Stunden Frist, die T'Pol ihnen im Gespräch mit der Obrigkeit erwirkt hatte, rann mit jedem Augenblick wie Körner durch eine Sanduhr. Sie sahen sich einer Gefahr gegenüber, die Ihnen noch gänzlich Unbekannt war. Ein Großteil ihrer Bemühungen verlagerte sich auf einen Impfstoff, um die Menschen aus der Quarantänezone zu holen, doch keiner konnte ihnen zusichern, dass die Person, die für all dies verantwortlich war, nicht noch immer am Leben war. Und sich vielleicht in ihrer unmittelbaren Nähe befand.
"Ich werde Reed anweisen einige Waffen des Außenteams hier zu lassen", sagte Archer, nachdem er sorgfältig darüber nachgedacht hatte.
Tucker griff nach einem Schraubenzieher und blickte kurz über seine Schulter hinweg. "Damit wir uns etwas zum Essen schießen können, falls ihr es nicht bis zum Abendessen schafft?"
"Gut, dass du deinen Humor noch nicht verloren hast." Jon verdrehte die Augen und wurde dann wieder ernst. "Nein, weil ich mich frage, ob wir wirklich davon ausgehen sollten, dass der Urheber tot ist."
"Bist du dir sicher, dass es sich nur um einen handelt?" Trip griff nach einem Stück Stoff, um sich die Hände abzuwischen, als er sich von der Konsole zurückzog. "Außerdem gibt es außer mir nur noch eine weitere Person in der Gruppe, die mit einer Waffe umgehen kann und ich bin mir nicht sicher wieviel Erfahrung er im Umgang damit überhaupt hat." Er nickte auf den noch jungen Mann, der am Eingang der Halle stand und mit Reed sprach. Auch jetzt noch wirkte seine Haltung unsicher und verängstigt.
"Dann wird er zwei hierlassen, damit ihr euch verteidigen könnt."
"Ich bezweifel, dass jemand, der so einen so feigen Angriff plant, seinen Opfern im Nachinein gegenüber treten wird." Trip lachte humorlos auf.
"In Relation zum Anfang, seid ihr nur noch eine kleine Gruppe", gab Archer zu bedenken und zog die Stirn kraus. "Schaden kann es nicht", fügte er dann in einen Tonfall hinzu, der deutlich machte, dass seine Entscheidung bereits getroffen war.
"Nein, das auf keinen Fall." Trip stand auf und verzog das Gesicht etwas. Er versuchte die Schmerzen, die er empfand, vor seinem Freund zu verbergen. John akzeptierte Trips Entscheidung und fragtenicht nach, beobachtete ihn aber kritisch. Der Ingenieur drückte auf eine Taste. "Tucker an Enterprise."
[Schön Ihre Stimme zu hören, Commander], erklang Ensign Satos Stimme und ließ das Lächeln vermuten, das sie gerade auf den Lippen trug. [Ist Captain Archer bei Ihnen?]
Der Captain stand ebenfalls auf. "Was gibt es Hoshi?"
[Captain, wir haben eine Nachricht der Sternenflotte empfangen. Wir haben noch nicht darauf reagiert, da wir offiziell nicht in der Lage dazu sind. Aber wie es scheint, haben Sie bereits ein weiteres Schiff gestartet, dass uns laut T'Pol in dreizehn Stunden erreichen wird], erklärte die Kommunikationsoffizierin.
Jon zog die Stirn kraus. Diese neue Information verringerte ihr Zeitfenster auf nicht einmal mehr dreizehn Stunden. "Danke Hoshi. Wo befindet sich T'Pol?"
[Sie hat die Brücke verlassen, um ein Labor für die Untersuchung vorzubereiten. Soll ich Sie auf die Brücke holen?]
"Nein." Archer dachte kurz nach und wiederholte sich noch einmal mit mehr Überzeugung in seiner Stimme: "Nein, das ist nicht nötig.Wir werden bald wieder an Bord sein. Archer out."
Es tat Archer in der Seele weh, doch um seinen Chefingenieur vor diesem Ort zu retten, musste er ihn erneut zurücklassen. In weniger als dreizehn Stunden würde die Verstärkung der Sternenflotte hier sein und die Namen aller hier würden auf die eine oder andere Art auf den Verlustlisten erscheinen. Keine höhere Autorität würde es riskieren, für das Überleben einer handvoll Menschen, eine potenziell tödliche Infektion mit nach Hause zubringen.
Archer blickte auf Trip, dessen sichtbare Hautstellen mit dunkel gefärbten Schwielen übersäht waren, die der Ingenieur teilweise verbunden hielt, um nicht daran zu kratzen. Die Pest war vielleicht der beste Vergleich zu der Infektion, welche die Leute in sich trugen.