Ein Ende wie der Anfang
von Moji Scribe
Kurzbeschreibung
Für ein Schiff wie die Enterprise scheint die neue Mission beinahe eine Farce zu sein. Doch ehe sich Captain Jonathan Archer versieht, ist er mit einer Situation konfrontiert, in der vieles auf dem Spiel steht.
GeschichteSci-Fi, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Charles Tucker III
Jonathan Archer
18.03.2013
23.07.2013
11
25.739
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18.03.2013
3.012
Die Hoffnung ist das übelste aller Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.
- Friedrich Nietzsche
Ein Ausdruck von Schock und Unglauben zeichnete sich auf den Gesichtszügen von Captain Jonathan Archer ab und ließ ihn mit einem Mal älter wirken als er war. Er ließ sich auf seinen Stuhl sinken und umfasste die Armlehnen mit einem solch festen Griff, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Seinen Blick hielt er starr auf den Bildschirm vor ihm gerichtet, er zeigte ihm einen Teil des Klasse-M Planeten, auf dem vor wenigen Augenblick etwas geschehen war, das sie noch nicht gänzlich erfassen konnten. Sein Außenteam war dort unten, Trip war ein Teil davon.
"T'Pol, Bericht", bellte Archer tonlos und schenkte seinem vulkanischen Wissenschaftsoffizier nur einen kurzen Seitenblick, bevor er zurück zur orbitalen Ansicht sah. "Erfassen unsere Sensoren etwas, das uns einen Hinweis gibt, was dort unten geschehen ist?"
"Unsere Sensoren können das Gasgemisch nicht durchdringen, das sich über die Fläche der Kolonie ausgebreitet hat", antwortete sie, wie bereits zuvor, als sie ihre erste Analyse der Situation abgegeben hatte. Vor wenigen Minuten erfasste die Enterprise eine Explosion auf der Oberfläche des Planeten. Die Vulkanierin hatte sich nicht von dem Augenblick des Schocks verleiten lassen, sondern hatte begonnen die Situation zu analysieren. Die Aufzeichnungen ließen auf zahlreiche Brände schließen. Ein Gasgemisch hatte sich wie eine Glocke über die Kolonie gelegt und machte es mit jedem verstreichenden Moment schwerer, weitere Werte zu erhalten.
"Sir, ich bekomme keinen Kontakt zur Kolonie." Hoshi Sato sah nicht auf, als ihre Finger über ihre Konsole glitten.
"Lassen Sie alle Kanäle offen, sie sollen uns erreichen können, wenn sie es wieder können", ordnete der Captain an.
"Die letzten Daten, die wir erhalten haben, deuten auf eine Explosion und Brände hin. Wir müssen davon ausgehen, dass sie sich nicht in der Lage befinden, sich mit uns in Verbindung zu setzen", antwortete T'Pol rational. Archer presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und schluckte, bei dem Mitleidslosen Ausdruck auf dem Gesicht der Vulkanierin, die Wut hinunter.
"Sie haben Trip dort unten", sagte er mit Nachdruck. Jon ließ den Kopf über den Nacken kreisen und hoffte inständig, dass der blonde Ingenieur noch am Leben war um eine Verbindung herzustellen.
Wie eine Last lag das Schweigen auf der Brückenbesatzung, während ihr Captain die Optionen abwägte, die ihm zur Verfügung standen. Doch er musste sich eingestehen, dass die Protokolle ihm kaum Handlungsspielraum gaben, sowie nahezu keine Möglichkeit bestand seinen Chefingenieur von dort unten zurückzuholen, wenn die erste Vermutung über das Geschehene zutraf.
Lieutenant Reed war es, der sich die Wartezeit bis zur Rückkehr von Commander Tucker zu Nutze gemacht und sich sämtliche Informationen zu der Kolonie aufgerufen hatte. Es gab eine lange Liste mit Besorgnis erregenden Ereignissen, die jedes Mal mit einer Begründung außer Kraft gesetzt wurden. Scheinbar gestohlene Gewehre waren nur fälschlicherweise auf den Frachtpapieren verzeichnet gewesen, wurden aber niemals geliefert. Zwei Tote in einem Monat wurden als Selbstmord deklariert und den medizinischen Akten ein Gutachten einer psychischen Störung hinzugefügt. Ein Feuer, das die Stromversorgung der Kolonie beinahe lahmgelegt hätte, war ein technischer Fehler. Und dies waren nur Beispiele für weitere seltsame Zufälle.
Archer kam nicht umher sich Vorwürfe zu machen, dass er sein Außenteam nicht sofort zurückbeordert hatte, um die Vorfälle zu hinterfragen oder zumindest die Umgebung abzusichern. Und trotz aller Professionalität sah er sich als den Schuldigen, wenn Trip etwas passiert sein würde.
"Sub-Commander, Sie haben die Brücke." Archer stand auf, um die Brücke zu verlassen. "Informieren Sie mich, falls wir einen Kontakt herstellen oder weitere Informationen bekommen können." Er sah sich in der Gefahr, vor seiner Crew sein Gesicht zu verlieren und wollte sich in seinen Bereitschaftsraum flüchten.
Doch er kam nicht weit, als er bereits Schritte hinter sich hörte. Archer widerstand dem Drang sich umzuwenden, da er bereits wusste, wer ihm folgte. Stattdessen ging er auf seinen Raum zu, öffnete die Tür und ging bis zu seinem Schreibtisch, ohne sich umzudrehen.
"Sie sind dazu verpflichtet, die Sternenflotte über die Ereignisse in Kenntnis zu setzen, Captain" Die Ruhe des hellen Soprans übertrug sich auf Archer, der mit einem seufzen die Schultern sinken ließ.
"Ich muss Ihnen die Vorschriften nicht zitieren um Sie daran zu erinnern, was das Oberkommando von uns verlangen wird. Meine Leute sind dort unten,T'Pol." Jon schüttelte fassungslos den Kopf, er fühlte sich mit einem Mal machtlos und ausgelaugt. Natürlich würde die Sternenflotte ihr Flaggschiff nicht ohne nähere Informationen im Orbit der Kolonie belassen. Der Planet würde unter Quarantäne gestellt werden und im schlimmsten Fall würde die Enterprise auf Verstärkung von der Flotte oder dem Geheimdienst warten müssen. Man würde sie an der kurzen Leine halten und ihn zwingen, zuzusehen, wie das Leben seiner Leute in den Händen fremder Leute lag, wenn es noch nicht zu spät sein würde.
"Es ist Ihre Pflicht als Kommandant eines Raumschiffes, ihren Vorgesetzten bei Vorfällen dieser Art Bericht zu erstatten. Es obliegt nicht ihrer Entscheidungsbefugnis, was geschehen soll."
Jon wandte sich mit einem unbändigen, wütenden Blick um. "Aber die Admiralität hat die Befugnis über das Leben meiner Leute zu entscheiden?"
T'Pol zog die Augenbrauen hoch. "Wir wissen nicht ob Commander Tucker und sein Team überlebt haben", gab sie zu bedenken.
"Aber wir wissen auch nicht, ob sie Tod sind", konterte Archer zurück und ballte die Hände zu Fäusten. "Sind euch Vulkaniern die Leben eurer Kameraden stets so gleichgültig?"
"Es ist komplexer als die Menschen sich das vorstellen möchten. Unsere Lebensart sieht es nicht vor, dass wir uns von Gefühlen wie Trauer, Angst oder Mitleid leiten lassen. Dennoch sind sie uns Vulkaniern nicht unbekannt." T'Pol musterte den Kommandanten und machte ihre Kritik an seinem Verhalten deutlich. "Es wäre nicht logisch in solch einer Situation einfach ins Blaue hinein zu rennen", zitierte die Frau vor ihm die Worte ihres Kommandanten. "Eine ausreichende Analyse und Unterstützung des Oberkommandos kann eine höhere Erfolgschance gewährleisten. Handeln Sie unüberlegt, könnten Sie noch lebende Personen gefährden."
Jonathan fuhr sich mit der Handfläche über das Gesicht und richtete seinen Blick auf einen Punkt hinter T'Pol. Er wusste, dass sie Recht behalten würde, egal wie lange er versuchen würde, ihre Worte außer Kraft zu setzen. "T'Pol, es könnte hier um Minuten gehen."
"Korrekt. Minuten in denen Sie mit einer unumgänglichen Entscheidung hadern." Keine Nuance ihres Tonfalls verriet, ob sie ihren Captain für sein Verhalten verachtete oder gar verstehen konnte. Dennoch ging die Vulkanierin einige Schritte auf ihren Vorgesetzten zu und ließ vermuten, dass sie nach wie vor hinter seinen Entscheidungen und ihm stand.
Archer war um seinen Schreibtisch herumgegangen und berührte seinen Arbeitsplatz, um eine Verbindung zum Sternenflottenhauptquartier zu initiieren.
"Sie haben recht", sagte Jonathan leise und sah zu ihr auf. "Und Ihre Beobachtungen könnten von Interesse sein."
Mit einem knappen Nicken stellte T'Pol sich hinter Archer, während sie beide warteten, bis ihr Ruf die Erde erreicht hatte.
Admiral Forrest schien weniger überrascht über die Ereignisse zu sein, als Archer erwartet hatte. Er nahm die Informationen und Vermutungen über die Kolonie mit einem Ausdruck von Verdruss entgegen, als hätte er schon längst geahnt, was sich nun abspielte.
Er erzählte ihnen, dass es seit längerer Zeit begründete Zweifel an der Existenz der Kolonie gab, die Führung eben jener sich aber mit allen verfügbaren Mitteln dagegen gewehrt hat. Sämtliche Vorkommnisse wurden immer wieder verwischt und machten es der Sternenflotte zunehmend schwerer, die wahren Hintergründe der Ereigniskette zu ermitteln. Es sei eine Nummer zu groß für die Enterprise, hatte Forrest beharrt und schien bereits genau zu wissen, wen er an Archers Seite stellen wollte, doch bevor er es zu einem Befehl formulieren konnte, hatte T'Pol einen Plasmasturm angesprochen, der Ihnen gefährlich nahe kam.
Dass die Zeit ihnen im Nacken lag wie der Lauf eines Gewehrs, war auch dem Admiral bewusst, als er Archer den Befehl gab, nach eigenem Ermessen zu handeln, falls der Sturm eine weitere Kommunikation nicht möglich sei.
Als der Bildschirm vor Archer wieder schwarz wurde, erlaubte er sich einen Ausdruck des Erstaunens auf seinen Gesichtszügen. Er wandte sich an T'Pol. "Sie haben gelogen", stellte er unverblühmt fest und bekam als Reaktion nur das typische heben einer Augenbraue. "Von welchem Plasmasturm haben sie geredet?" Jonathans Blick glitt aus dem kleinen Fenster in seinem Bereitschaftsraum, durch welches die Sterne ihr Licht in das kleine Büro hineinwarfen.
"Der erwähnte Plasmasturm entwickelt sich am ersten Planeten dieses Systems Captain", erklärte sie.
"Und dieser ist, wenn ich mich richtig entsinne, 0,2 Lichtjahre von uns entfernt."
"0,249", korrigierte ihn T'Pol.
"Selbst auf Warp 5 sind dies über drei Flugstunden." Archer schüttelte den Kopf und lächelte ihr dankbar entgegen, ohne es in Worte zu fassen.
"Admiral Forrest hat es vorgezogen, nicht weiter darauf einzugehen", erklärte sich die Vulkanierin mit einem ruhigen Tonfall. "Es spricht für ein großes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, dass sie bei einer eventuellen Störung oder Ausfall der Deflektorschüssel alle nötigen Entscheidungen treffen sollen." T'Pol sah Archer an.
Dieser kratzte sich am Kinn. "Sagen Sie Tuckers Team, sie sollen die entsprechenden Systeme und Funktionen gründlich durchsuchen. Wenn dies bedeutet, dass sie für einen Check up die Systeme offline nehmen müssen, sollen Sie nicht zögern, dies zu tun."
"Ich werde Lieutenant Cassanelli Bescheid geben." Ohne ein weiteres Wort wandte sich T'Pol um und verließ den Bereitschaftsraum, um die ihr übertragenen Befehle weiterzuleiten.
Jonathan Archer schüttelte den Kopf über die surreal wirkende Situation. Was auch immer T'Pol zu ihrer Aussage gebracht hatte, er war mehr als dankbar dafür. Wenn Trips Leute die Kommunikation deaktiviert hatten, blieben ihnen vielleicht vierundzwanzig Stunden, in denen Archer nach eigenem Ermessen Handeln konnte, bevor die Sternenflotte übernehmen würde. Gott allein würde wissen, was geschehen würde, wenn sie vorher herausfanden, dass kein Plasmasturm daran schuld war, dass sie auf keinen Ruf mehr antworten konnten.
Er strich sich durch das Haar und dachte darüber nach, wo sie anfangen sollten. Selbst mit ihren Kurzstreckensensoren und der Notfallkommunikation waren sie noch immer blind im Angesicht der Situation.
Die Entsendung eines zweiten Außenteams war unausweichlich, barg aber ein großes Risiko. Sie würden versuchen müssen, Informationen über die Gaswolke zu erhalten, die sich auf der Oberfläche gebildet hatte. Es gab keine Zeit, um über eine Entscheidung lange zu brüten, weswegen es Captain Archer wieder zurück auf die Brücke lockte, um seine Offiziere einzuweihen. Und er schwor sich, dass er Tucker zurückholen würde, koste es was es wolle.
Die Meldung des Maschinenraums, dass die Systeme, welche die Langstreckenkommunikation ermöglichten, durch eine Störung zeitweise deaktiviert werden mussten, vermerkte Archer mit einem humorlosen Lächeln in seinem Logbuch. Er betonte, dass die Reparaturen Priorität hätten, wusste jedoch, dass Lieutenat Arancha Cassanelli, die in Abwesenheit von Tucker das Kommando über den Maschinenraum hielt, ganz andere Befehle hatte.
Seine Brückenoffiziere und Archer hatten einige Ideen zusammengetragen, wie sie ihre Galgenfrist nutzen konnten, um den Menschen auf der Kolonie zu helfen. Jonathan hatte sich für jene Idee ausgesprochen, die in den Augen von T'Pol und ihm die größte Erfolgschance bot. Cassanelli hatte bestätigt, dass sie in der Lage waren, eine Signalboje so umzuprogrammieren, dass sie Daten erfassen konnte. In Zusammenarbeit mit Reeds Abteilung gab es eine hohe Chance, dass man kleinere Schubdüsen von Torpedos umfunktionieren konnte, sodass die Boje von alleine flog oder im Bestfall von der Enterprise gesteuert werden konnte.
Jonathan war über die Anzeigen der wissenschaftlichen Konsole gebeugt und verfolgte das leise Gespräch zwischen Mayweather und T'Pol, die bereits an einer Flugroute für ihre Boje arbeiteten. Da sie nicht genau wussten, aus welchen Komponenten sich die Nebelwand aus Gas zusammensetzte, mussten sie eine möglichst effektive Route finden, die ihnen bei einem ersten und vielleicht sogar letzten Versuch so viele Informationen wie nur möglich zur Verfügung stellen konnte.
Aus tiefstem Herzen wünschte er sich, dass er jemand anderen als Tucker auf für diese Aufgabe ausgewählt hätte. Jon war froh, dass ihn die Arbeit dazu zwang, die Gedanken an Trip auf ein Minimum zu beschränken, sonst wäre er, so war sich Archer sicher, längst verrückt geworden.
Es gab berechtigte Zweifel daran, dass sein Außenteam, dass Trip noch am Leben war. Nach der Explosion vor über zwei Stunden war es ihnen nicht möglich gewesen einen Kontakt herzustellen. Hoshi versuchte fortwährend, eine Verbindung zur Kolonie aufzubauen und anhand der Sorgenfalten, die sich auf ihrer Stirn geformt hatten, wusste er, dass auch sie sich nur noch an die letzte Hoffnung klammerte, dass beim nächsten Versuch jemand antworten würde.
Die Türen zur Brücke öffneten sich und obgleich jeder das leise, zischende Geräusch des künstlich herbeigeführten Druckausgleichs vernahm, sah keiner von ihnen von seiner Arbeit auf, die direkt oder indirekt mit der Rettung ihrer Kameraden zu tun hatte.
Archer war der einzige, der sich, nachdem Mayweather zuende gesprochen hatte, dem Neuankömmling zuwandte. "Lieutanent Cassanelli", stellte der Kommandant mit leichter Irritation fest."Funktioniert die interne Kommunikation auch nicht mehr?" Er kam auf die spanische Offizierin zu und gab ihr mit dem Wink seiner Hand zu verstehen, dass sie nicht am Turbolift stehen bleiben brauchte.
"Nein, Sir. Ich meine, doch, Sir. Aber ich dachte mir, dass es einfacher wäre, die Feinheiten hier zu besprechen. Das System, mit dem wir den Speicher der Boje und ihre eigentliche Aufgabe überspielt haben, ist nur begrenzt. Ihre Vorstellungen könnten ihre Tauglichkeit überfordern und ich würde gerne in den Prozess involviert werden, um nicht umsetzbare Ideen sofort korrigieren zu können." Arancha Cassanelli wirkte nervös, gegenüber ihres Captains frei zu sprechen und die erarbeitenden Ideen bereits zu kritisieren, bevor sie sie gehört hatte. Doch Archer schätzte die Offenheit von Trips momentaner Vertretung sehr.
"In Ordnung Lieutenant. Kommen Sie zu uns herüber und schauen Sie sich bitte unsere bisherigen..." Sie schüttelte den Kopf und unterbrach ihn mitten im Wort. Jonathan musste, auch wenn ihm gar nicht danach war, leicht lächeln. Sie hatte scheinbar schon viel zu viel Zeit mit seinem Chefingenieur verbracht.
"Wenn Sie erlauben Captain", sie wandte sich an T'Pol und Mayweather, die direkt hinter Archer standen, "würde ich Ihnen zuerst die technische Aufzeichnung der Boje zeigen wollen." Arancha ging auf den hinteren Teil der Brücke zu, in welchem sich die Monitore und Funktionen ihrer Abteilung befanden. Mit einigen Handgriffen zeigte ein Bildschirm eine Konzeptansicht der Boje. Ein etwas kleinerer Monitor daneben listete ihre Kapazitäten, Details und Anforderungen auf.
"Ich möchte nicht unhöflich erscheinen Lieutenant, aber es ginge sicher schneller, wenn sie alles für uns zusammenfassen würden", ermunterte Archer die Offizierin, die etwas bleich wurde, als er sie aufforderte. Dennoch zögerte sie nicht.
"Die eigentliche Aufgabe war ein vollkommen andere als die, für welche wir sie jetzt benötigen. Wir mussten den Datenchip neu bespielen und mit einigen zusätzlichen Prozessen erzwingen, dass sie die Schubdüsen und Sensorik als Teil ihrer selbst akzeptiert." Cassanellis Hände deuteten auf einige schriftlich niedergelegte Werte auf der Ansicht, denen Jonathan kaum Beachtung schenkte, als er der Ingenieurin zuhörte. "Dies beansprucht beinahe siebzig Prozent des gesamten zur Verfügung stehenden Speichers."
"Uns bleiben dreißig Prozent Kapazität, um unsere benötigten Prozesse einzuspeisen. Was wird uns nicht möglich sein?", erkundigte sich T'Pol und betrachtete die Daten.
"Steuerung. Wir würden zu viel Speicher verlieren, wenn wir sie von hier aus steuern wollen würden."
"Dann ist es Nutzlos", warf Ensign Mayweather erzürnt ein und schüttelte den Kopf, bereute im nächsten Augenblick jedoch seinen Gefühlsausbruch. Archer legte ihm die Hand beschwichtigend auf die Schulter.
"Sie wird einen vorprogrammierten Kurs fliegen können. Die Hilfsboje war nie dazu gedacht, sich zu bewegen. Schiffe sollten sie aussetzen können um Punkte im Weltall zu markieren oder in einer Schleife einen Notruf in einem großen Radius zu senden", erklärte die Spanierin, die sich mit jedem Wort sicherer in der Gegenwart ihrer Vorgesetzten zu fühlen schien.
"Dies sollte uns von Nutzen sein, um die Gaswolke zu sondieren Captain." T'Pol nickte anerkennend in Aranchas Richtung.
"Wir benötigen einen exakten Kurs. Mr. Mayweather, Sie und Sub-Commander T'Pol werden einen entwerfen", instruierte Archer seine Offiziere, bevor er sich wieder der Spanierin zuwandte. "Lieutenant, wie hoch ist die Wiederstandsfähigkeit?"
"Nun, sie ist dazu konstruiert worden, den Umständen des Weltalls lange genug zu trotzen. Wir konnten es nur vage einschätzen anhand der uns zur Verfügung stehenden Angaben, aber es sollte ihr möglich sein, uns Daten zu senden, bevor sie zerstört wird. Natürlich benötigen wir noch Hilfe beim Einrichten der Wissenschaftlichen Sub-Systeme,wir wollten hier auf die Einweisung von Sub-Commander T'Pol warten, bevor wir damit beginnen."
"Natürlich", bestätigte die Vulkanierin und wollte noch etwas hinzufügen, als sie von einer Stimme unterbrochen wurde.
"Captain." Hoshis schriller Tonfall ließ Archer sich alarmiert herumdrehen. Die asiatische Kommunikationsoffizierin sah auf ihre Anzeigen und tippte auf ihre Steuerungsmodule.
"Hoshi. Was ist?" Jonathans Herz schlug so laut, dass er Angst hatte, die Antwort der Frau nicht zu hören, weswegen er sich instinktiv in ihre Richtung bewegte. Doch Sato hob nur den Zeigefiner an die Lippen, kurz bevor eine ihnen alle wohlbekannte Stimme den Raum erfüllte.
[Enterprise], ertönte die sonst so selbstbewusste Stimme wie ein leises Flüstern. Unterbrochen von einem Husten sprach er weiter, als kostete es ihn alle Kraft die Wörter über seine Lippen zu bekommen. [Hier spricht Commander Tucker. Enterprise bitte antworten.]
Die Zeit schien für einen kurzen Augenblick stehen zu bleiben. Ungläubig waren alle Augen auf die Ansicht des Planeten gerichtet. Hoshi war die erste, die sich aus der Starre löste "Commander Tucker, hier spricht die Enterprise." Archer lehnte sich über die Frau und fügte mit einem erleichterten Lächeln hinzu: "Wir sind froh deine Stimme zu hören, Trip."
- Friedrich Nietzsche
Ein Ausdruck von Schock und Unglauben zeichnete sich auf den Gesichtszügen von Captain Jonathan Archer ab und ließ ihn mit einem Mal älter wirken als er war. Er ließ sich auf seinen Stuhl sinken und umfasste die Armlehnen mit einem solch festen Griff, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Seinen Blick hielt er starr auf den Bildschirm vor ihm gerichtet, er zeigte ihm einen Teil des Klasse-M Planeten, auf dem vor wenigen Augenblick etwas geschehen war, das sie noch nicht gänzlich erfassen konnten. Sein Außenteam war dort unten, Trip war ein Teil davon.
"T'Pol, Bericht", bellte Archer tonlos und schenkte seinem vulkanischen Wissenschaftsoffizier nur einen kurzen Seitenblick, bevor er zurück zur orbitalen Ansicht sah. "Erfassen unsere Sensoren etwas, das uns einen Hinweis gibt, was dort unten geschehen ist?"
"Unsere Sensoren können das Gasgemisch nicht durchdringen, das sich über die Fläche der Kolonie ausgebreitet hat", antwortete sie, wie bereits zuvor, als sie ihre erste Analyse der Situation abgegeben hatte. Vor wenigen Minuten erfasste die Enterprise eine Explosion auf der Oberfläche des Planeten. Die Vulkanierin hatte sich nicht von dem Augenblick des Schocks verleiten lassen, sondern hatte begonnen die Situation zu analysieren. Die Aufzeichnungen ließen auf zahlreiche Brände schließen. Ein Gasgemisch hatte sich wie eine Glocke über die Kolonie gelegt und machte es mit jedem verstreichenden Moment schwerer, weitere Werte zu erhalten.
"Sir, ich bekomme keinen Kontakt zur Kolonie." Hoshi Sato sah nicht auf, als ihre Finger über ihre Konsole glitten.
"Lassen Sie alle Kanäle offen, sie sollen uns erreichen können, wenn sie es wieder können", ordnete der Captain an.
"Die letzten Daten, die wir erhalten haben, deuten auf eine Explosion und Brände hin. Wir müssen davon ausgehen, dass sie sich nicht in der Lage befinden, sich mit uns in Verbindung zu setzen", antwortete T'Pol rational. Archer presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und schluckte, bei dem Mitleidslosen Ausdruck auf dem Gesicht der Vulkanierin, die Wut hinunter.
"Sie haben Trip dort unten", sagte er mit Nachdruck. Jon ließ den Kopf über den Nacken kreisen und hoffte inständig, dass der blonde Ingenieur noch am Leben war um eine Verbindung herzustellen.
Wie eine Last lag das Schweigen auf der Brückenbesatzung, während ihr Captain die Optionen abwägte, die ihm zur Verfügung standen. Doch er musste sich eingestehen, dass die Protokolle ihm kaum Handlungsspielraum gaben, sowie nahezu keine Möglichkeit bestand seinen Chefingenieur von dort unten zurückzuholen, wenn die erste Vermutung über das Geschehene zutraf.
Lieutenant Reed war es, der sich die Wartezeit bis zur Rückkehr von Commander Tucker zu Nutze gemacht und sich sämtliche Informationen zu der Kolonie aufgerufen hatte. Es gab eine lange Liste mit Besorgnis erregenden Ereignissen, die jedes Mal mit einer Begründung außer Kraft gesetzt wurden. Scheinbar gestohlene Gewehre waren nur fälschlicherweise auf den Frachtpapieren verzeichnet gewesen, wurden aber niemals geliefert. Zwei Tote in einem Monat wurden als Selbstmord deklariert und den medizinischen Akten ein Gutachten einer psychischen Störung hinzugefügt. Ein Feuer, das die Stromversorgung der Kolonie beinahe lahmgelegt hätte, war ein technischer Fehler. Und dies waren nur Beispiele für weitere seltsame Zufälle.
Archer kam nicht umher sich Vorwürfe zu machen, dass er sein Außenteam nicht sofort zurückbeordert hatte, um die Vorfälle zu hinterfragen oder zumindest die Umgebung abzusichern. Und trotz aller Professionalität sah er sich als den Schuldigen, wenn Trip etwas passiert sein würde.
"Sub-Commander, Sie haben die Brücke." Archer stand auf, um die Brücke zu verlassen. "Informieren Sie mich, falls wir einen Kontakt herstellen oder weitere Informationen bekommen können." Er sah sich in der Gefahr, vor seiner Crew sein Gesicht zu verlieren und wollte sich in seinen Bereitschaftsraum flüchten.
Doch er kam nicht weit, als er bereits Schritte hinter sich hörte. Archer widerstand dem Drang sich umzuwenden, da er bereits wusste, wer ihm folgte. Stattdessen ging er auf seinen Raum zu, öffnete die Tür und ging bis zu seinem Schreibtisch, ohne sich umzudrehen.
"Sie sind dazu verpflichtet, die Sternenflotte über die Ereignisse in Kenntnis zu setzen, Captain" Die Ruhe des hellen Soprans übertrug sich auf Archer, der mit einem seufzen die Schultern sinken ließ.
"Ich muss Ihnen die Vorschriften nicht zitieren um Sie daran zu erinnern, was das Oberkommando von uns verlangen wird. Meine Leute sind dort unten,T'Pol." Jon schüttelte fassungslos den Kopf, er fühlte sich mit einem Mal machtlos und ausgelaugt. Natürlich würde die Sternenflotte ihr Flaggschiff nicht ohne nähere Informationen im Orbit der Kolonie belassen. Der Planet würde unter Quarantäne gestellt werden und im schlimmsten Fall würde die Enterprise auf Verstärkung von der Flotte oder dem Geheimdienst warten müssen. Man würde sie an der kurzen Leine halten und ihn zwingen, zuzusehen, wie das Leben seiner Leute in den Händen fremder Leute lag, wenn es noch nicht zu spät sein würde.
"Es ist Ihre Pflicht als Kommandant eines Raumschiffes, ihren Vorgesetzten bei Vorfällen dieser Art Bericht zu erstatten. Es obliegt nicht ihrer Entscheidungsbefugnis, was geschehen soll."
Jon wandte sich mit einem unbändigen, wütenden Blick um. "Aber die Admiralität hat die Befugnis über das Leben meiner Leute zu entscheiden?"
T'Pol zog die Augenbrauen hoch. "Wir wissen nicht ob Commander Tucker und sein Team überlebt haben", gab sie zu bedenken.
"Aber wir wissen auch nicht, ob sie Tod sind", konterte Archer zurück und ballte die Hände zu Fäusten. "Sind euch Vulkaniern die Leben eurer Kameraden stets so gleichgültig?"
"Es ist komplexer als die Menschen sich das vorstellen möchten. Unsere Lebensart sieht es nicht vor, dass wir uns von Gefühlen wie Trauer, Angst oder Mitleid leiten lassen. Dennoch sind sie uns Vulkaniern nicht unbekannt." T'Pol musterte den Kommandanten und machte ihre Kritik an seinem Verhalten deutlich. "Es wäre nicht logisch in solch einer Situation einfach ins Blaue hinein zu rennen", zitierte die Frau vor ihm die Worte ihres Kommandanten. "Eine ausreichende Analyse und Unterstützung des Oberkommandos kann eine höhere Erfolgschance gewährleisten. Handeln Sie unüberlegt, könnten Sie noch lebende Personen gefährden."
Jonathan fuhr sich mit der Handfläche über das Gesicht und richtete seinen Blick auf einen Punkt hinter T'Pol. Er wusste, dass sie Recht behalten würde, egal wie lange er versuchen würde, ihre Worte außer Kraft zu setzen. "T'Pol, es könnte hier um Minuten gehen."
"Korrekt. Minuten in denen Sie mit einer unumgänglichen Entscheidung hadern." Keine Nuance ihres Tonfalls verriet, ob sie ihren Captain für sein Verhalten verachtete oder gar verstehen konnte. Dennoch ging die Vulkanierin einige Schritte auf ihren Vorgesetzten zu und ließ vermuten, dass sie nach wie vor hinter seinen Entscheidungen und ihm stand.
Archer war um seinen Schreibtisch herumgegangen und berührte seinen Arbeitsplatz, um eine Verbindung zum Sternenflottenhauptquartier zu initiieren.
"Sie haben recht", sagte Jonathan leise und sah zu ihr auf. "Und Ihre Beobachtungen könnten von Interesse sein."
Mit einem knappen Nicken stellte T'Pol sich hinter Archer, während sie beide warteten, bis ihr Ruf die Erde erreicht hatte.
Admiral Forrest schien weniger überrascht über die Ereignisse zu sein, als Archer erwartet hatte. Er nahm die Informationen und Vermutungen über die Kolonie mit einem Ausdruck von Verdruss entgegen, als hätte er schon längst geahnt, was sich nun abspielte.
Er erzählte ihnen, dass es seit längerer Zeit begründete Zweifel an der Existenz der Kolonie gab, die Führung eben jener sich aber mit allen verfügbaren Mitteln dagegen gewehrt hat. Sämtliche Vorkommnisse wurden immer wieder verwischt und machten es der Sternenflotte zunehmend schwerer, die wahren Hintergründe der Ereigniskette zu ermitteln. Es sei eine Nummer zu groß für die Enterprise, hatte Forrest beharrt und schien bereits genau zu wissen, wen er an Archers Seite stellen wollte, doch bevor er es zu einem Befehl formulieren konnte, hatte T'Pol einen Plasmasturm angesprochen, der Ihnen gefährlich nahe kam.
Dass die Zeit ihnen im Nacken lag wie der Lauf eines Gewehrs, war auch dem Admiral bewusst, als er Archer den Befehl gab, nach eigenem Ermessen zu handeln, falls der Sturm eine weitere Kommunikation nicht möglich sei.
Als der Bildschirm vor Archer wieder schwarz wurde, erlaubte er sich einen Ausdruck des Erstaunens auf seinen Gesichtszügen. Er wandte sich an T'Pol. "Sie haben gelogen", stellte er unverblühmt fest und bekam als Reaktion nur das typische heben einer Augenbraue. "Von welchem Plasmasturm haben sie geredet?" Jonathans Blick glitt aus dem kleinen Fenster in seinem Bereitschaftsraum, durch welches die Sterne ihr Licht in das kleine Büro hineinwarfen.
"Der erwähnte Plasmasturm entwickelt sich am ersten Planeten dieses Systems Captain", erklärte sie.
"Und dieser ist, wenn ich mich richtig entsinne, 0,2 Lichtjahre von uns entfernt."
"0,249", korrigierte ihn T'Pol.
"Selbst auf Warp 5 sind dies über drei Flugstunden." Archer schüttelte den Kopf und lächelte ihr dankbar entgegen, ohne es in Worte zu fassen.
"Admiral Forrest hat es vorgezogen, nicht weiter darauf einzugehen", erklärte sich die Vulkanierin mit einem ruhigen Tonfall. "Es spricht für ein großes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, dass sie bei einer eventuellen Störung oder Ausfall der Deflektorschüssel alle nötigen Entscheidungen treffen sollen." T'Pol sah Archer an.
Dieser kratzte sich am Kinn. "Sagen Sie Tuckers Team, sie sollen die entsprechenden Systeme und Funktionen gründlich durchsuchen. Wenn dies bedeutet, dass sie für einen Check up die Systeme offline nehmen müssen, sollen Sie nicht zögern, dies zu tun."
"Ich werde Lieutenant Cassanelli Bescheid geben." Ohne ein weiteres Wort wandte sich T'Pol um und verließ den Bereitschaftsraum, um die ihr übertragenen Befehle weiterzuleiten.
Jonathan Archer schüttelte den Kopf über die surreal wirkende Situation. Was auch immer T'Pol zu ihrer Aussage gebracht hatte, er war mehr als dankbar dafür. Wenn Trips Leute die Kommunikation deaktiviert hatten, blieben ihnen vielleicht vierundzwanzig Stunden, in denen Archer nach eigenem Ermessen Handeln konnte, bevor die Sternenflotte übernehmen würde. Gott allein würde wissen, was geschehen würde, wenn sie vorher herausfanden, dass kein Plasmasturm daran schuld war, dass sie auf keinen Ruf mehr antworten konnten.
Er strich sich durch das Haar und dachte darüber nach, wo sie anfangen sollten. Selbst mit ihren Kurzstreckensensoren und der Notfallkommunikation waren sie noch immer blind im Angesicht der Situation.
Die Entsendung eines zweiten Außenteams war unausweichlich, barg aber ein großes Risiko. Sie würden versuchen müssen, Informationen über die Gaswolke zu erhalten, die sich auf der Oberfläche gebildet hatte. Es gab keine Zeit, um über eine Entscheidung lange zu brüten, weswegen es Captain Archer wieder zurück auf die Brücke lockte, um seine Offiziere einzuweihen. Und er schwor sich, dass er Tucker zurückholen würde, koste es was es wolle.
Die Meldung des Maschinenraums, dass die Systeme, welche die Langstreckenkommunikation ermöglichten, durch eine Störung zeitweise deaktiviert werden mussten, vermerkte Archer mit einem humorlosen Lächeln in seinem Logbuch. Er betonte, dass die Reparaturen Priorität hätten, wusste jedoch, dass Lieutenat Arancha Cassanelli, die in Abwesenheit von Tucker das Kommando über den Maschinenraum hielt, ganz andere Befehle hatte.
Seine Brückenoffiziere und Archer hatten einige Ideen zusammengetragen, wie sie ihre Galgenfrist nutzen konnten, um den Menschen auf der Kolonie zu helfen. Jonathan hatte sich für jene Idee ausgesprochen, die in den Augen von T'Pol und ihm die größte Erfolgschance bot. Cassanelli hatte bestätigt, dass sie in der Lage waren, eine Signalboje so umzuprogrammieren, dass sie Daten erfassen konnte. In Zusammenarbeit mit Reeds Abteilung gab es eine hohe Chance, dass man kleinere Schubdüsen von Torpedos umfunktionieren konnte, sodass die Boje von alleine flog oder im Bestfall von der Enterprise gesteuert werden konnte.
Jonathan war über die Anzeigen der wissenschaftlichen Konsole gebeugt und verfolgte das leise Gespräch zwischen Mayweather und T'Pol, die bereits an einer Flugroute für ihre Boje arbeiteten. Da sie nicht genau wussten, aus welchen Komponenten sich die Nebelwand aus Gas zusammensetzte, mussten sie eine möglichst effektive Route finden, die ihnen bei einem ersten und vielleicht sogar letzten Versuch so viele Informationen wie nur möglich zur Verfügung stellen konnte.
Aus tiefstem Herzen wünschte er sich, dass er jemand anderen als Tucker auf für diese Aufgabe ausgewählt hätte. Jon war froh, dass ihn die Arbeit dazu zwang, die Gedanken an Trip auf ein Minimum zu beschränken, sonst wäre er, so war sich Archer sicher, längst verrückt geworden.
Es gab berechtigte Zweifel daran, dass sein Außenteam, dass Trip noch am Leben war. Nach der Explosion vor über zwei Stunden war es ihnen nicht möglich gewesen einen Kontakt herzustellen. Hoshi versuchte fortwährend, eine Verbindung zur Kolonie aufzubauen und anhand der Sorgenfalten, die sich auf ihrer Stirn geformt hatten, wusste er, dass auch sie sich nur noch an die letzte Hoffnung klammerte, dass beim nächsten Versuch jemand antworten würde.
Die Türen zur Brücke öffneten sich und obgleich jeder das leise, zischende Geräusch des künstlich herbeigeführten Druckausgleichs vernahm, sah keiner von ihnen von seiner Arbeit auf, die direkt oder indirekt mit der Rettung ihrer Kameraden zu tun hatte.
Archer war der einzige, der sich, nachdem Mayweather zuende gesprochen hatte, dem Neuankömmling zuwandte. "Lieutanent Cassanelli", stellte der Kommandant mit leichter Irritation fest."Funktioniert die interne Kommunikation auch nicht mehr?" Er kam auf die spanische Offizierin zu und gab ihr mit dem Wink seiner Hand zu verstehen, dass sie nicht am Turbolift stehen bleiben brauchte.
"Nein, Sir. Ich meine, doch, Sir. Aber ich dachte mir, dass es einfacher wäre, die Feinheiten hier zu besprechen. Das System, mit dem wir den Speicher der Boje und ihre eigentliche Aufgabe überspielt haben, ist nur begrenzt. Ihre Vorstellungen könnten ihre Tauglichkeit überfordern und ich würde gerne in den Prozess involviert werden, um nicht umsetzbare Ideen sofort korrigieren zu können." Arancha Cassanelli wirkte nervös, gegenüber ihres Captains frei zu sprechen und die erarbeitenden Ideen bereits zu kritisieren, bevor sie sie gehört hatte. Doch Archer schätzte die Offenheit von Trips momentaner Vertretung sehr.
"In Ordnung Lieutenant. Kommen Sie zu uns herüber und schauen Sie sich bitte unsere bisherigen..." Sie schüttelte den Kopf und unterbrach ihn mitten im Wort. Jonathan musste, auch wenn ihm gar nicht danach war, leicht lächeln. Sie hatte scheinbar schon viel zu viel Zeit mit seinem Chefingenieur verbracht.
"Wenn Sie erlauben Captain", sie wandte sich an T'Pol und Mayweather, die direkt hinter Archer standen, "würde ich Ihnen zuerst die technische Aufzeichnung der Boje zeigen wollen." Arancha ging auf den hinteren Teil der Brücke zu, in welchem sich die Monitore und Funktionen ihrer Abteilung befanden. Mit einigen Handgriffen zeigte ein Bildschirm eine Konzeptansicht der Boje. Ein etwas kleinerer Monitor daneben listete ihre Kapazitäten, Details und Anforderungen auf.
"Ich möchte nicht unhöflich erscheinen Lieutenant, aber es ginge sicher schneller, wenn sie alles für uns zusammenfassen würden", ermunterte Archer die Offizierin, die etwas bleich wurde, als er sie aufforderte. Dennoch zögerte sie nicht.
"Die eigentliche Aufgabe war ein vollkommen andere als die, für welche wir sie jetzt benötigen. Wir mussten den Datenchip neu bespielen und mit einigen zusätzlichen Prozessen erzwingen, dass sie die Schubdüsen und Sensorik als Teil ihrer selbst akzeptiert." Cassanellis Hände deuteten auf einige schriftlich niedergelegte Werte auf der Ansicht, denen Jonathan kaum Beachtung schenkte, als er der Ingenieurin zuhörte. "Dies beansprucht beinahe siebzig Prozent des gesamten zur Verfügung stehenden Speichers."
"Uns bleiben dreißig Prozent Kapazität, um unsere benötigten Prozesse einzuspeisen. Was wird uns nicht möglich sein?", erkundigte sich T'Pol und betrachtete die Daten.
"Steuerung. Wir würden zu viel Speicher verlieren, wenn wir sie von hier aus steuern wollen würden."
"Dann ist es Nutzlos", warf Ensign Mayweather erzürnt ein und schüttelte den Kopf, bereute im nächsten Augenblick jedoch seinen Gefühlsausbruch. Archer legte ihm die Hand beschwichtigend auf die Schulter.
"Sie wird einen vorprogrammierten Kurs fliegen können. Die Hilfsboje war nie dazu gedacht, sich zu bewegen. Schiffe sollten sie aussetzen können um Punkte im Weltall zu markieren oder in einer Schleife einen Notruf in einem großen Radius zu senden", erklärte die Spanierin, die sich mit jedem Wort sicherer in der Gegenwart ihrer Vorgesetzten zu fühlen schien.
"Dies sollte uns von Nutzen sein, um die Gaswolke zu sondieren Captain." T'Pol nickte anerkennend in Aranchas Richtung.
"Wir benötigen einen exakten Kurs. Mr. Mayweather, Sie und Sub-Commander T'Pol werden einen entwerfen", instruierte Archer seine Offiziere, bevor er sich wieder der Spanierin zuwandte. "Lieutenant, wie hoch ist die Wiederstandsfähigkeit?"
"Nun, sie ist dazu konstruiert worden, den Umständen des Weltalls lange genug zu trotzen. Wir konnten es nur vage einschätzen anhand der uns zur Verfügung stehenden Angaben, aber es sollte ihr möglich sein, uns Daten zu senden, bevor sie zerstört wird. Natürlich benötigen wir noch Hilfe beim Einrichten der Wissenschaftlichen Sub-Systeme,wir wollten hier auf die Einweisung von Sub-Commander T'Pol warten, bevor wir damit beginnen."
"Natürlich", bestätigte die Vulkanierin und wollte noch etwas hinzufügen, als sie von einer Stimme unterbrochen wurde.
"Captain." Hoshis schriller Tonfall ließ Archer sich alarmiert herumdrehen. Die asiatische Kommunikationsoffizierin sah auf ihre Anzeigen und tippte auf ihre Steuerungsmodule.
"Hoshi. Was ist?" Jonathans Herz schlug so laut, dass er Angst hatte, die Antwort der Frau nicht zu hören, weswegen er sich instinktiv in ihre Richtung bewegte. Doch Sato hob nur den Zeigefiner an die Lippen, kurz bevor eine ihnen alle wohlbekannte Stimme den Raum erfüllte.
[Enterprise], ertönte die sonst so selbstbewusste Stimme wie ein leises Flüstern. Unterbrochen von einem Husten sprach er weiter, als kostete es ihn alle Kraft die Wörter über seine Lippen zu bekommen. [Hier spricht Commander Tucker. Enterprise bitte antworten.]
Die Zeit schien für einen kurzen Augenblick stehen zu bleiben. Ungläubig waren alle Augen auf die Ansicht des Planeten gerichtet. Hoshi war die erste, die sich aus der Starre löste "Commander Tucker, hier spricht die Enterprise." Archer lehnte sich über die Frau und fügte mit einem erleichterten Lächeln hinzu: "Wir sind froh deine Stimme zu hören, Trip."