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Ein Ende wie der Anfang

Kurzbeschreibung
GeschichteSci-Fi, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Charles Tucker III Jonathan Archer
18.03.2013
23.07.2013
11
25.739
5
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18.03.2013 3.010
 
Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen.
Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen.
- Balthasar Gracián y Morales


Hätte ihn jemand gefragt, womit er den Vormittag verbracht hatte, so hätte der blonde Chefingenieur der Enterprise mit einem Schmunzeln erklärt, dass er Turbolift gefahren war, den ganzen Morgen lang. Durch die Modifikation der taktischen Waffensysteme hatten Commander Tucker und sein Team vor einigen Stunden alle nicht benötigten Systeme heruntergefahren oder den Betrieb auf ein Minimum reduziert. Dazu zählte auch die interne Kommunikation, die nur noch über die Notfallkanäle verfügbar war und jeglich durch den Captain oder die Abteilungsleiter aktiviert werden konnte. Jeder auf dem Schiff war verstummt und taub. Nicht wenige empfanden dies als unangenehm, da die Zeiten, in denen man nicht einfach nur einen Knopf drücken musste um zu kommunizieren, schon dutzende Jahrzehnte zurücklagen.
Dieser Zustand erlaubte es Malcolm, seinem Team und einigen von Trips eigenen Leuten das Vorhaben schneller als geplant umzusetzen. Dennoch war das gesamte Schiff in höchster Alarmbereitschaft. Im Fall eines ungeplanten Zwischenfalls konnte es zu schwerwiegenden Konsequenzen kommen.
Es war beinahe Ironie, dass seinen Technikern und ihm einige weitere Reparaturen zugefallen waren, die sie nach dem Kaylon Zwischenfall nicht erfasst hatten. Zuerst hatte Trip einen Springer eingesetzt, der während der Abschaltung der Kommunikation zwischen den Orten umherging, an denen seine Kollegen eingesetzt waren, um Nachrichten zu übermitteln. Doch Tucker hatte schnell bemerkt, dass es ihm ganz und gar nicht behagte, nur aus zweiter Hand zu erfahren, wie es der aktuelle Status war. Also war er selber zum Läufer geworden und würde den Weg vom Maschinenraum bis zur Brücke selbst im volltrunkenen Zustand wiederfinden, da war er sich sicher.

Trip hatte bereits aufgehört zu zählen, wie oft er heute bereits die Schwelle zum Maschinenraum überschritten hatte, doch anders als die Male zuvor erwartete ihn Lieutenant Cassanelli direkt dahinter. Die spanische Offizierin drückte ihm ein Padd in die Hand und neigte den Kopf etwas zur Seite: "Kommen Sie schon wieder vom Liftfahren, Sir? Chefingenieur muss man werden..." Ein amüsiertes Schmunzeln flog über ihre Lippen, bevor die Professionalität zurückkehrte. "Auf Deck drei sind wir fertig. Die technische Konsole auf der Bücke sollte wieder voll funktionsfähig sein."
Tucker kratzte sich am Hinterkopf, während er die Zeilen auf dem Datenträger las. "Von da komme ich doch erst, Arancha. So wie Sie mich durch die Gegend scheuchen, möchte man meinen, Sie haben sich bereits zu sehr daran gewöhnt, das Kommando hier zu haben."
"Tut mir Leid, Sir." Sie lächelte. "Ich versuche, Sie nur gebührend zu vertreten."
Trip lachte kurz auf. "Sie sind auf dem richtigen Weg. Aber bevor ich noch einmal loslaufe, was ist mit den Relais im Shuttlehangar, wissen wir darüber etwas?"
"Erfolgreich ausgetauscht", antwortete eine Stimme, die nicht zu Cassanelli gehörte und hinter Tucker erklang.
Der Südstaatler wandte sich um und musterte Captain Archer. "Ein seltener Gast im Maschinenraum." Der ältere Mann hielt eine Tasse in der linken Hand und einen Datenträger in der anderen. "Was treibt dich hier her? Ich wäre doch ohnehin gleich wieder auf der Brücke gewesen", sagte er mit gebührendem Sarkasmus, der Gesamtsituation wegen.
"Aber ich wäre nicht da gewesen", erklärte Jonathan. "Malcolm lässt ausrichten, dass wir vorraussichtlich in einer halben Stunde die Kommunikationskanäle wieder hochfahren können. Ich dachte, ihr solltet das wissen um die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen."
Trip nickte und wandte sich Arancha Cassanelli zu, die mit einem Nicken den unausgesprochen Befehl akzeptierte. "Wir werden alles vorbereiten Sir." Ihr Blick wandte sich von Commander Tucker zu Captain Archer und salutierte leicht. "Captain."

Die Spanierin hatte sich einige Schritte von den beiden entfernt, als Trips und Jonathans Haltung sich deutlich sichtbar lockerte. "Bist du nun wirklich mit einer Tasse in meinen Maschinenraum gekommen?", fragte der blonde Mann entrüstet und hob die Augenbrauen. Kaum auszudenken was geschehen konnte, wenn sein Captain etwas verschüttet hätte.
"Leer, keine Sorge", beruhigte ihn Archer mit einem schiefen Grinsen, dass Tucker an der Aussage seines Freundes zweifeln ließ. Doch für diesen Moment ließ er Jonathan damit davon kommen.
"Hattest du Zeit einen Blick in den Frachtraum zu werfen?", wollte der Captain wissen und wedelte mit dem Datentäger, den er noch immer in der Hand hielt - ganz offensichtlich handelte es sich um die Frachtpapiere. Trip hielt sich davon ab, mit den Augen zu rollen, zog stattdessen aber die Brauen hoch und hörte, wie Jon auflachte. "Du bist scheinbar noch immer begeistert von deiner Aufgabe."
"Nun, ich finde einfach, dass die Enterprise mehr verdient hat, als wie ein Frachter Gegenstände zu transportieren. Ich meine etwas Action, fremde Spezies oder ein unbekannter Planet." Während Trip von all dem sprach, was er sich wünschte, bekamen seine Augen ein gewisses Leuchten. "Hey, lachst du mich aus?", fragte er seinen Captain, der fortwärend lächelte.
Dieser schüttelte den Kopf. "Du erinnerst mich gerade an Porthus, wenn ich eine Dose Futter aus dem Schrank nehme." Er neigte den Kopf zur linken Seite. "Waren dir die Kaylon nicht Action genug? Sie haben beinahe das Schiff zerrissen."
Tucker vollführte eine ausladende Gestik in Richtung des Maschinenraums. "Und wie du siehst haben wir alles wieder zusammengeflickt. Es wird Zeit für erneute Action und nicht so was..." Er nahm seinem Freund den Datenträger aus der Hand und überflog die Liste der verladenen Gegenstände. "Wieso führe ich die Übergabe aus?", wollte er wissen.
"Weil du mir neulich gesagt hattest, dass du nicht immer nur auf dem Schiff sein möchtest und dass es auch außerhalb des Maschinenraums Situationen gibt, in denen Ingenieure gebraucht werden. Wer also ist passender als ein Ingenieur, wenn es um das Verladen von technischen Geräten geht?", erklärte er, auch wenn er ahnen musste, dass es Trip nicht gerade seeliger stimmen würde.
"Zumindest wird es schnell gehen, runterfliegen, abladen und Übergabe kontrollieren. Kommt Mayweather mit?", wollte er wissen. Über die Aufstellung des Außenteams hatte er bisher noch nicht mit Archer reden können, wie auch, bei all dem Durcheinander?
"Ich hätte ihn gerne auf der Enterprise, aber er hatte bereits einen Vorschlag für einen Piloten bei mir eingereicht. Lass uns das doch heute Abend bei einem gemeinsamen Abendessen besprechen. Dann halte ich dich nicht weiterhin von deiner Arbeit ab. 2000 in meinem Quartier?"
Trip dachte kurz nach, als müsste er abwägen, ob er etwas anderes oder gar besseres vorhatte. "Ja, doch, dass könnte funktionieren."
"In Ordnung, dann sehen wir uns heute Abend", nickte Archer und trank an seiner Tasse, eine Gestik die Trip zu einem erneuten Anflug von Entrüstung brachte.
"Von wegen Leer."
"Tut mir Leid, da habe ich wohl nicht richtig geschaut." Jonathan zwinkerte mit einem Lächeln, welches in Tuckers Bauch ein Kribbeln auslöste. "Bis heute Abend." Der Captain hatte sich bereits umgedreht und verließ den Maschinenraum, bevor er aufgrund der Tasse erneut darüber belehrt werden konnte, dass diese hier nichts zu suchen hatten.

Das gemeinsame Abendessen zwischen den beiden Männern verlief auf seine gewohnte Weise. Trip genoß die Gesellschaft des Älteren mehr als alles andere. Auch wenn ihm seine Gedanken vom vorangegangenen Tag noch immer im Kopf herumschwirrten, war es heute einfacher, in die grünen Augen seines besten Freundes zu schauen.
Irgendwo zwischen Jons und seinen Beinen stromerte Porthus herum und auch wenn Archer ihm bereits mehrmals gesagt hatte, dass er nichts von ihrem Steak abbekommen würde, schien es den Beagle nicht davon abzuhalten, sich weiter zu bemühen.
"Er lässt nicht locker", lachte Trip und tätschelte den Kopf des Hundes, der einen missmutigen Laut von sich gab, dass er nur eine Streicheleinheit bekam.
"Weil er maßlos verwöhnt ist." Jonathan riss ein Stück von seinem Weißbrot ab und blickte zu seinem Hund hinab. "Wahrscheinlich bin ich selber Schuld daran."
"Umerziehung fängt mit der Entscheidung des Besitzers an." witzelte Trip.
"Funktioniert das bei dir auch?", konterte Jonathan und steckte sich das Stück Brot in den Mund.
Trip lachte auf. "Das kommt drauf an. Was stört dich denn an mir?"
"Nun, du bist nicht weniger aufsässig wenn du etwas möchtest oder so gar nicht willst. Daran könnten wir arbeiten." Sichtlich amüsiert griff er nach seinem Glas und blickte Trip einen Augenblick über den Rand hinweg an, bevor er daran trank.

Mit der linken Hand fuhr sich Trip durch sein Aschblondes Haar und nutze den kurzen Moment, um den Blickkontakt von seinem Captain zu lösen. Ihm war bewusst, dass sie beide sich nur neckten und dennoch hatte es gleichermaßen Nervosität und eine Spur von Hoffnung in ihm geweckt, dass Jonathan es auch nur ansatzweise anders meinen könnte, als es auf den ersten Blick schien. Natürlich war dieser Gedanke Schwachsinn, es gab keinen logischen Grund, dass ein Captain Jonathan Archer sich dazu verleiten lassen würde, Interesse an einen Untergebenen zu entwickeln - wahrscheinlich hatte er in seiner Position nicht einmal die Zeit darüber nachzudenken. Wenn Tucker nachdachte, so war es bereits Jahre her, dass er seinen Freund von Frauen hatte reden hören. War er nicht einsam?
Trip biss sich auf die Unterlippe und verdrängte die Gedanken, so weit wie es ihm nur möglich war, in seinem Bewusstsein und bemerkte zu spät, dass er beobachtet wurde.
"Ist alles in Ordnung? Überlegst du schon, wie du dich potenziellen Erziehungsmethoden widersetzen möchtest?", lachte Archer und wandte sich zu seinem Hund, um diesen auf den Schoß hochzuheben. "Wie sieht es im Maschinenraum aus?"
Trip war froh, dass Jon das Thema wechselte. "Bestens. Mich würde es wundern, wenn wir noch auf größere Probleme stoßen würden." Es war wie ein ungeschriebenes Gesetz, dass sie beide erst nach dem Essen ihre Aufgaben an Bord der Enterprise thematisierten.
"Gut, dann kannst du dir vielleicht einmal das Fiepen in meinem Bereitschaftsraum anhören und beheben."
"Das hatten wir doch schon, da ist nichts", erklärte Trip und legte die Stirn in Falten. "Aber ich schaue nach", seufzte er. "Hat Malcolm sein Ziel erreicht?"
"Laut seiner Aussage ja, die Auswertung sah auch vielversprechend aus, wir werden es bei nächster Gelegenheit testen müssen, um zu sehen ob es in der Praxis viel geändert hat. Zumindest wissen wir nun, dass wir verlernt haben, ohne die Kommunikationskanäle zu arbeiten", sagte Archer und gestand sich ein, dass es ihn selber nervös gemacht hatte, nicht alles im Blick zu haben, was auf der Enterprise vor sich ging.
"Wir sind halt alle verwöhnt, so wie dein Hund." Der Ingenieur lehnte seinen Kopf auf seine linke Handfläche und grinste. "Aber im Ernst, wir sollten Malcolm diese Vorgaben einmal für einen Stresstest in die Hände legen. Es wäre nicht verkehrt zu erfahren, wie die Crew sich verhält, wenn wir nur mit jenen kommunizieren können, die sich in unserer unmittelbaren Umgebung befinden."
Jonathan nickte und trank einen weiteren Schluck, bevor er antwortete: "Eine gute Idee. Vielleicht können wir uns damit beschäftigen, während du dich auf der Kolonie vergnügst."
Langsam lehnte sich der Südstaatler zurück und ließ Archer nicht aus den Augen. Er wägte ab, ob er auf seine Provokation eingehen sollte oder nicht. Es war aber zu verlockend. "Du bist nur neidisch, den ganzen Spaß zu verpassen."
Jonathan fuhr mit seiner Zunge über die Unterlippe und lächelte. "Tu nicht so, als seist du tagelang da unten. Aber wo wir beim Thema sind. Hast du dir Gedanken darüber gemacht, wen du mitnimmst? Wir wissen, dass der vorherige Versuch die Güter auszuliefern fehlgeschlagen ist, weil etwas die Schiffe angegriffen hat. Wir haben die Enterprise im Orbit, die sich verteidigen kann, wissen aber nicht, ob auch etwas auf der Kolonie nicht stimmt."
Dieser Gedanke hatte auch Trip bereits besorgt. "Ich habe vorhin mit Malcolm geredet und zwei Leute seiner Abteilung angefordert, nur für den Fall. Da wir nur ausliefern, empfinde ich die Anwesenheit von Phlox oder einem anderen medizinischen Offizier als unnötig. Chief Ryan wird das Shuttle fliegen, aber vier Leute erscheint mir schon beinahe zu viel."
"Vorsicht ist besser als Nachsicht, Trip", erinnerte ihn Archer. "Wir sollten vom schlimmsten ausgehen und das beste hoffen."
"Du glaubst auch nicht, dass der erste Angriff auf unsere Frachter zufällig war?", erkundigte sich der Ingenieur, der diesen Gedanken von Anfang an gehabt hatte.
Er schüttelte den Kopf: "Nein, wie du weißt, gehe ich nur sehr ungerne von Zufällen aus." Archer wandte seinen Blick zu seinem Hund und kraulte ihm hinterm Ohr. "Eine Runde Karten und ein Glas Scotch?"
"Klingt gut." nickte Trip.

Es war ungewohnt und dennoch willkommen, frische Luft zu atmen, anstelle der immer und immer wieder umgewälzten Luft an Bord der Enterprise. Auf dem Planeten, auf welchem sich die Kolonie befand, schien sogar die Sonne, doch von ihren wärmenden Strahlen bekam der Ingenieur kaum etwas mit, denn er stand bereits seit geraumer Zeit im Schatten des Frachthafens und überprüfte gemeinsam mit dem Sicherheitsbeauftragten der Kolonie die Waren. Seine Kollegen, die beiden bewaffneten Unteroffiziere aus Reeds Abteilung patrouillierten durch den Hangar und hatten sich bereits einige Schritte in die Sonne gewagt.
Ein kurzer, sehnsüchtiger Blick, des Ingenieurs ließen den Kolonisten auflachen. "Wenn wir hier fertig sind, können Sie ihrem Captain gerne vorschlagen, einen kurzen Aufenthalt zu beantragen, ich denke nicht, dass die Leitung der Kolonie etwas dagegen hat, wir sind eher froh, dass die benötigten Medikamente angekommen sind", schlug er vor.
"Wenn wir nicht bereits andere Befehle haben, werde ich dies gerne vorschlagen", nickte Trip, der den Gedanken von einem ruhigen Spaziergang unter freiem Himmel und dem Gefühl warmer Sonnenstrahlen auf der Haut verführerisch fand. Auch für Porthus wäre ein Spaziergang an Land sicher verlockend genug, um sein Herrchen von seinem Schiff zu locken. Abseits der Blicke der Mannschaft war es sogar einfacher, die Nähe zu Jonathan zu suchen - wenngleich er eine freundschaftliche Distanz wie immer halten würde. "Sagen Sie, war es das erste Mal, dass etwas passiert ist?" Trip schüttelte seine Wunschgedanken ab und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
"Wie meinen Sie das Commander?", fragte der Mann, doch er wurde sichtbar nervös.
"Sie wissen was ich meine Lieutenant Malmao. Der Angriff auf die Frachter. Was gab es noch für Vorfälle?" Trip ließ seinen Datenträger sinken und machte dem Mann mit argentinischen Wurzeln mit seinem Blick bewusst, dass er keinerlei Ausflüchte mehr hören wollte.
"Nein, es gibt immer kleinere Zwischenfälle oder es verschwinden Gegenstände, nichts Großes. Die Leitung hat sich dagegen ausgesprochen es zu melden, die Errichtung dieser Kolonie war von vorne herein kritisiert wurden. Man hat Angst, dass wir abtransportiert werden." Er strich sich durch das kurze schwarze Haar.
"Und deswegen gefährden sie Menschenleben, nur weil jemand zu Stolz ist aufzugeben?" Trip war sprachlos und schüttelte den Kopf. Es konnte wer weiß wer dahinter stecken und es war scheinbar auch ungewiss, worauf er hinaus wollte.
"Es ist ja keiner zu Schaden gekommen", verteidigte sich der Sicherheitsbeauftragte.
"Ja, noch. Und wie lange wird das wohl noch gut gehen? Sie müssen es melden und wenn Sie es nicht tun, dann werde ich es tun", drohte er ihm. Tucker meinte seine Worte durchaus ernst, doch etwas anderes erregte in diesem Moment seine Aufmerksamkeit.

Trip nahm einen unangenehmen Geruch wahr, der ihn erschreckend an Amoniak erinnerte. Seine Augen begannen zu Tränen, während er beim nächsten Atemzug ein Stechen in seinem Hals wahrnahm. Er ließ den Datenträger fallen und zog einen Lappen aus seinem Overall, mit welchem er sich zuvor beim Ausladen die Hände abgewischt hatte. Es konnte den Geruch nur bedingt abschirmen, aber es war angenehmer.
Die Personen um ihn herum schienen dieselbe Erfahrung gemacht zu haben, alle sahen sich, teils mit erschrockenem oder verwirrtem Blick, um. Die anderen beiden Mitglieder seines Außenteams kamen auf Tucker zugerannt, die Gewehre im Anschlag.
"Commander, ein grauer Dunst legt sich über die Kolonie", sagte die Frau mit dem geflochtenen, blonden Haar und hustete.
"Bindet euch etwas vor euer Gesicht", befahl Trip und sah nach draußen, um zu sehen, wie die Sonnenstrahlen hinter einem Vorhang aus Nebel verschwand. "Florentino, kontaktieren Sie die Enterprise. Winter, mitkommen", bellte er und lief bereits voran, als die beiden Unteroffiziere sich noch den Mund verbanden.
Um ihn herum brach Chaos aus, Menschen liefen durcheinander ohne eine Idee, wohin sie flüchten wollten. Einige schrien voller Angst, andere versuchten Ordnung in das Chaos zu bringen - vergebens. Trip zwängte sich durch die Leute, die in das Innere der Frachthalle flüchteten, und war gleichzeitig im Strom gefangen, der nach draußen führte.

Angst breitete sich in jeder Faser seines Körpers aus und Tucker war sich bewusst, dass es nichts Gutes war, das hier geschah. Noch kurz zuvor hatte er Malmao auf die Risiken hingewiesen, nur um nun zu mitzuerleben, wie das Spiel, das jeder hier ignorieren wollte, auf die nächste Ebene getrieben wurde.
Als er die Abfertigungshalle verließ, mischte sich der stechende Geruch mit dem von Fäulnis. Übelkeit stieg in ihm auf, und selbst als Trip mehrmals schluckte, blieb der saure Geschmack in seinem Mund zurück. Wie ein schwerer Teppich hatte sich ein gräulicher Nebel über sie gelegt, der seine Sicht auf wenige Meter beschränkte.
Etwas erregte seine Aufmerksamkeit, ein heller Lichtblitz, der den Nebel durchbrach und ihn blendete. Die Welt schien für einen Augenblick zum Stehen zu kommen, Geräusche, die bis eben noch vorhanden waren, Schreie und Stimmen, verstummten, ebenso wie sein eigener Atem. Tucker wusste nicht, ob er ihn angehalten oder ob die Druckwelle, die ihn im nächsten Moment erfasste, bereits jegliche Luft aus seinen Lungen gepresst hatte.
Im nächsten Moment ertönte ein ohrenbetäubendes Knallen und hallte von überall wieder. Von der Druckwelle von den Beinen geschleudert, spürte er, den Schall der Explosion in jeder Faser seines Körpers. Er schrie auf, ohne sich selber hören zu können.

Und dann war alles still um ihn herum, als er das Bewusstsein verlor.
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