Ein Ende wie der Anfang
von Moji Scribe
Kurzbeschreibung
Für ein Schiff wie die Enterprise scheint die neue Mission beinahe eine Farce zu sein. Doch ehe sich Captain Jonathan Archer versieht, ist er mit einer Situation konfrontiert, in der vieles auf dem Spiel steht.
GeschichteSci-Fi, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Charles Tucker III
Jonathan Archer
18.03.2013
23.07.2013
11
25.739
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18.03.2013
2.218
Reue ist oft nicht so sehr das Bedauern über das Böse, das wir getan haben,
als die Furcht vor dem, was uns daraus erwachsen könnte.
- François VI. Herzog von La Rochefoucauld
Als er noch einmal stehen blieb, war er sich der Blicke der blauen Augen bewusst, die erwartungsvoll auf ihm ruhten. Jonathan war nicht entgangen, dass Trip an diesem Morgen hinter der Fassade aus Unbeschwertheit etwas verbarg das er nicht mit ihm teilen wollte.
Es war selten, doch es gab Tage, an denen Trip Abstand zu seinem Captain hielt und jeglichen privaten Kontakt vermied. Er wollte ihm nie erzählen, was der Grund war und kaum war der nächste Morgen angebrochen, war es so, als habe der Tag zuvor nicht stattgefunden.
Einen Hauch von Melancholie konnte er in Trips Blick erkennen, ebenso wie andere Gefühle, die Jon nicht benennen konnte. Tucker würde Reed täuschen können, Mayweather und vielleicht sogar T'Pol, aber nicht ihn und es schmerzte Archer, dass es ihm nicht erlaubt war seinem Freund zu helfen.
Jonathan widerstand der Versuchung ihn zu bitten, es sich noch einmal zu überlegen und sich zu T'Pol und ihm zu gesellen. Er wollte ihn fragen was ihn bedrückte, doch er wusste, dass er es nicht mit ihm teilten wollte. Es schmerzte zu erkennen, dass es zwischen Ihnen Geheimnisse gab. Doch konnte Archer ihn dafür verurteilen, wenn er seine eigenen hütete?
Als er den privaten Speisesaal betrat wusste er bereits, dass Trips Platz als einziger verweist bleiben würde. Da sich T'Pol nicht bei ihm abgemeldet hatte, erwartete der Kommandant der Enterprise die vulkaische Sub-Commander zum gemeinsamen Frühstück. Es war bereits eine Weile her, dass Archer den Tisch nur mit ihr geteilt hatte, um genau zu sein waren zweiunddreißig Nächte vergangen, seit Trip das letzte mal Abstand zu ihm gesucht hatte.
Wie auf das Kommando seiner Gedanken teilten sich die Türflügel und die hochgewachsene, brünette Frau trat herein. "Guten Morgen Captain," erklang T'Pols heller Sopran, der jede Spur von Empfindungen vermissen ließ. Ihr Blick glitt über den leeren Platz von Tucker, schien aber keinen Grund zu sehen, seine Abwesenheit zu kommentieren.
"Guten Morgen T'Pol," begrüßte Jonathan sie und hoffte, dass sein Lächeln sie täuschen würde. Er wartete, bis sie sich hingesetzt hatte, wenngleich Archer sich nicht sicher war, ob Vulkanier auf diese Verhaltensweisen wert legten.
"Die Kaylon haben uns gestern Nacht kontaktiert, als Sie die Brücke verlassen hatten." T'Pol bezog sich auf die humanoide Spezies, in deren internen Konflikt die Enterprise geraten war. Es war einer der seltenen Momente, in denen Archer und T'Pol sich darüber einig waren, dass es besser war sich herauszuhalten - doch sie wurden schneller darin verwickelt, als Mayweather den Bug des Schiffes hätte wenden können.
"Und das war kein Grund mich zu wecken?" erkundigte sich der Kommandant der Enterprise und fragte sie wortlos, ob er ihr von dem Tee einzuschenken durfte, der bereits auf dem Tisch gestanden hatte.
Die Vulkanierin deutete ein Nicken an. "Ich erkundigte mich, ob dies notwendig sein würde. Für die Kaylon war es akzeptabel mit mir zu sprechen. Qeezar bestand darauf, Ihnen eine vertrauliche Nachricht zu übermitteln," informierte ihn T'Pol und Archer schluckte den Impuls der Verärgerung hinunter, er war durchaus froh gewesen, in dieser Nacht das Privileg erhalten zu haben durchzuschlafen.
"Und was wollten Sie?" hakte Jon nach und hob sein Glas.
Ihr Gespräch verstummte, als die Tür sich erneut öffnete. Für einen kurzen Augenblick gab sich Jonathan der Hoffnung hin, dass es Trip sein könnte, doch er ermahnte sich realistisch zu bleiben. Der Steward brachte ihr Essen und setzte jedem der beiden Senioroffiziere das seine vor und ließ einen Blick über den gedeckten Tisch schweifen.
"Commander Tucker bleibt heute fern?" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, als der Steward das Gedeck zusammenräumte. "Kann ich sonst noch etwas für sie tun?" Als er nicht sofort eine Antwort erhielt, blickte der Mann zu seinem Captain auf.
"Nein, vielen Danke Jordan." erwiderte Archer und lächelte.
Als der Steward den Raum verlassen hatte, setzte T'Pol zu einer Antwort auf die vorangegangene Frage des Kommandanten an: "Ihre Dankbarkeit bekundigen."
"Sie scheinen eine Menge Dankbarkeit ausdrücken zu wollen." Mit einem leichten Kopfschütteln musste Jonathan sich eingestehen, dass er nicht mehr wusste, wie oft Vertreter der Kaylon seiner Crew und ihm bereits gedankt haben. "Haben wir eine genaue Zeit für das Rendezvous mit der SS Callaway und der SS Finney?", fragte Archer dann und verbarg sein Missfallen über das französische Frühstück, dass man ihm serviert hatte. Er seufzte innerlich, vielleicht hätte er einfach liegen bleiben und mit dem Mittagessen beginnen sollen.
"Ja." T'Pol griff nach ihrem Besteck. Sie aß das gleiche wie Captain Archer, Crossaints mit Marmelade und Crêpe, aber für Vulkanier stand es außer Frage ihre Nahrung zu berühren. "Wir werden die beiden Frachtschiffe in drei Stunden erreichen. Ich habe bereits veranlasst, dass in unserm Frachtraum genügend Fläche zur Verfügung steht."
Archer nickte dankbar, dass sie sich dieser Aufgabe bereits angenommen hatte. "Wissen wir mittlerweile genaueres über die Art der Fracht? Mir gefällt es nicht, ins Blaue hineinzufliegen."
T'Pol blickte auf und hob die Augenbrauen. Diese Reaktion lockte ein amüsiertes Lachen auf die Lippen des Captains. "Ins Blaue hinein, ohne eine Ahnung was uns bevorsteht." Kurz dachte er über weitere Beschreibungen nach. "Ohne Vorabinformation über das was kommt," erklärte er ihr die wohl viel zu menschliche Redensart. Die Vulkanierin hatte nicht einmal einen Kommentar dafür übrig, als sie sich wieder ihrem Essen zuwandte.
"Die Aufforderung zur Warenübernahme kommt von der Sternenflotte. Ich würde davon absehen, es als", sie sah wieder auf, "einen Flug ins Blaue zu sehen. Captain Dowsley von der SS Finney hat den Befehl, keine Frachtbriefe zu übertragen, teilte aber mit, dass es sich um medizinische Versorgungsgüter handelt."
"Wir werden wohl warten müssen, bis uns Starfleet Command kontaktiert." Archer zuckte leicht mit den Schultern, dachte aber noch einen weiteren Augenblick darüber nach, was auf sie zukommen würde. "Gibt es in den angrenzenden Systemen bewohnte Planeten, oder haben die Vulkanier keinerlei Informationen darüber gesammelt, da es für sie irrelevant ist?"
"Korrekt. Die angrenzenden Systeme besitzen keine Planeten, auf denen Leben hervorgegangen ist. Es wäre logisch, die Frachtübergabe in einem ruhigen Raumsektor zu vollziehen." Im Verlauf hatte T'Pol über die Menschen gelernt, dass sie viel Wert auf belanglose Gespräche legten, die sie Small Talk nannten. Auch ihre Aussage war nur eine Vermutung, zu der sich die Vulkanierin hatte hinreißen lassen.
Archer winkte leicht ab und nickte. "Wir werden sehen." Er hatte den Blick abgewandt und sah auf seinen Teller hinab, als hätte man ihm etwas Giftiges serviert.
Für einen Augenblick fühlte er sich von seinen Erinnerungen, die wie eine Brandungswelle über ihn hinweg rauschten, mehrere Jahre zurückversetzt. Er ermahnte sich selber zur Vernunft, straffte die Schultern und spürte, wie die tosende See sich zurückzog. Doch sie hinterlies deutliche Spuren in Jons Gedanken und seinem Herzen.
Mit der Auswahl von Speisen verband Jonathan Archer einen besonderen Moment in seinem Leben, den er wertschätzte und nach Möglichkeit in der dunkelsten Ecke seines ohnehin zerbrochenen Herzens verschlossen hielt. Und es waren Tage wie diese, an denen jede Erinnerung an Charles 'Trip' Tucker ihn noch viel intensiver und unvorbereiteter entgegen traten.
Nur mit Mühe konnte Archer eine emotionslose Fassade aufrechterhalten, als er den Kopf hob und sich daran erinnerte, wie sehr er seit Jahren in einem Meer aus Reue und Verzweiflung badete.
"Wenn es Ihnen nicht zusagt, können Sie es gegen etwas anderes eintauschen lassen. Commander Tucker teilte Ihre Meinung." T'Pols Stimme holte Archer aus seinen Gedanken und Trips Name entfaltete einen stechenden Schmerz in ihm.
"Ich war nur in Gedanken." Jonathan griff nach dem Crossaint und der kleinen Glasschale mit Aprikosenmarmelade. "Wo, denken Sie, werden die medizinischen Güter gebraucht?" fragte er und bemühte sich, alles andere aus seinem Kopf zu verbannen.
"Wir befinden uns im Sol-Sektor," stellte T'Pol fest. "Es wäre logisch, dass eine der menschlichen Kolonien das Ziel ist."
"Wenn Sie mich fragen," leidenschaftslos biss Archer in sein Croissant, wegte noch einmal die Worte ab, die er sagen wollte, "wäre es logischer, die Enterprise zurück zur Erde fliegen zu lassen und die Fracht sofort von uns übernehmen zu lassen." Kurz dachte er über die eigenen Worte nach, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder T'Pol zuwandte. "Außer unser Ziel liegt hinter und nicht vor uns."
"Es ist nicht zutreffend, für das Reisen im Weltraum einen Ort mit den Worten 'hinter uns' zu beschreiben," warf die Vulkanierin ein.
Acher hob beschwichtigend die Hände. "T'Pol, Sie wissen, was ich meine."
"Wir werden in Kürze darüber in Kenntnis gesetzt werden."
Erneut legte sich das Schweigen zwischen die beiden Offiziere. Jonathan sah ein, dass es keine Flucht vor seinen Erinnerungen gab und ließ es zu, dass ein zaghaftes Kribbeln sich in seinem Bauch entfaltete, als er zurück dachte, an einen viel zu langen Abend, eine viel zu kurze Nacht und einen wundevollen Morgen danach.
Was der Grund war, dass Trip und er sich dazu entschlossen hatten, die Nacht zum Tag zu machen und das Leben wie es kam zu genießen, wusste er nicht mehr. Vielleicht gab es keinen, hatten sie beide jemals einen Grund gebraucht, um sich in der Anwesenheit des jeweils anderen zu amüsieren?
Sie hatten viel zu viel getrunken, Trip mehr als er selber, über gemeinsame Erinnerungen geredet und getanzt. Am Horizont war bereits die Dämmerung zu erkennen gewesen, als Jon ein Taxi gerufen hatte, das sie beide in sein Apartment fuhr. Trip hatte die halbe Fahrt bereits geschlafen und gegen Jonathans Schulter gelehnt. Er bekam nicht mit, wie sein Freund ihm durchs Haar strich, aber der Taxifahrer hatte ihm diesen vielsagenden Blick zugeworfen.
Als sie angekommen waren, konnte er Trip lange genug wach halten, um ihn auf sein Sofa im Wohnzimmer zu deponieren, doch noch ehe er sich zugedeckt hatte, war er bereits wieder dabei, seinen Rausch auszuschlafen. Jonathan hatte viel zu lange auf der Armlehne gesessen und ihn beobachtet. Bereits damals kam es ihm so vor, als würden sie beide sich bereits ewig kennen. Sie teilten alles miteinander, außer das kleine Geheimnis, das Archer in seinem Herzen trug. Er widerstand der Versuchung, Trip einen Gute-Nacht-Kuss zu geben und ging alleine ins Bett, das Ihn in dieser Nacht viel zu groß vorkam.
Am nächsten Morgen waren weder Porthus noch er befähigt, Trip zu wecken, also hatte sich Jon dazu bereit erklärt, das verspätete Frühstück vorzubereiten. Er war mit Porthus bis zum Bäcker spazieren gegangen, hatte zuhause den Kaffee aufgesetzt und den Teig für die Crêpe angerührt, bevor Trip ein Lebenszeichen von sich gab.
Er hatte sein Werk mit auf das Sofa genommen, widerstand aber der Versuchung, zu dem jüngeren Mann unter die Decke zu krabbeln. Vielmehr tranken sie Kaffee und schalteten den Fernseher ein, um eine Wiederholung eines Baseballspiels des vorherigen Abends zu sehen. Es war eine beinahe intime Situation, in welcher sie sich befanden - doch weder Trip noch er selbst störten sich daran.
Es war ein flüchtiger Moment, als er Trip ein Stück seines Crêpe in den Mund schob, damit er schwieg und er selber den Punktestand lesen konnte. Doch er sah nicht hin, denn die blauen Augen vor ihm, die ihn mit gespielter Entrüstung ansahen, brachten die selbst errichtete Mauer um sein Herz ins wanken.
Er wollte Trip sagen, was er für ihn empfand. Ihm beschreiben, wie er sich fühlte, wann immer er sich in seiner Nähe befand. All die Bruchstücke seines zerberstenden Herzens in seine Hände legen, in der Hoffnung, dass er sie wieder zusammensetzen konnte. Jonathan sehnte sich danach, den blonden Ingenieur in die Arme zu schließen und herauszufinden, wie es sich anfühlte, Trips Lippen zu berühren, zu liebkosen und seine Hände unter die Decke verschwinden lassen um den warmen Körper zu berühren. Stattdessen griff Jonathan nach seiner Kaffeetasse und schluckte die Worte, die er seit Jahren in seinem Herzen trug, mit der bitteren, dunklen Flüssigkeit hinunter.
Reue erfüllte ihn gemeinsam mit der Frage, was daraus hätte erwachsen können, wenn sein Verstand nicht gesiegt hätte.
[Ensign Sato an Captain Archer.] Durch das interne Kommunikationsnetzwerk der Enterprise erklang die Stimme der Kommunikationsoffizierin. Es benötigte einen Augenblick länger als gewöhnlich für Archer aufzustehen, um den Ruf an der Wandkonsole zu beantworten.
"Archer hier. Was gibt es, Hoshi?", fragte er und wechselte einen Blick mit T'Pol, die ihn genau beobachtete. Er fragte sich, ob sie etwas von seinem Ausflug in die Vergangenheit mitbekommen hatte - doch er verscheuchte den Gedanken sofort wieder.
[Sir, wir empfangen einen Ruf der Sternenflotte.]
"Wir sind unterwegs. Archer out." Er schloss den Kanal und öffnete einen anderen. "Captain Archer an Commander Tucker. Melden Sie sich in meinem Bereitschaftsraum." Es tat gut, auf eine professionelle Ebene zurückzukehren und die privaten Emotionen nach hinten zu drängen. Er würde ihnen niemals entkommen können, doch für diesen Moment entledigte er sich ihrer Fesseln.
als die Furcht vor dem, was uns daraus erwachsen könnte.
- François VI. Herzog von La Rochefoucauld
Als er noch einmal stehen blieb, war er sich der Blicke der blauen Augen bewusst, die erwartungsvoll auf ihm ruhten. Jonathan war nicht entgangen, dass Trip an diesem Morgen hinter der Fassade aus Unbeschwertheit etwas verbarg das er nicht mit ihm teilen wollte.
Es war selten, doch es gab Tage, an denen Trip Abstand zu seinem Captain hielt und jeglichen privaten Kontakt vermied. Er wollte ihm nie erzählen, was der Grund war und kaum war der nächste Morgen angebrochen, war es so, als habe der Tag zuvor nicht stattgefunden.
Einen Hauch von Melancholie konnte er in Trips Blick erkennen, ebenso wie andere Gefühle, die Jon nicht benennen konnte. Tucker würde Reed täuschen können, Mayweather und vielleicht sogar T'Pol, aber nicht ihn und es schmerzte Archer, dass es ihm nicht erlaubt war seinem Freund zu helfen.
Jonathan widerstand der Versuchung ihn zu bitten, es sich noch einmal zu überlegen und sich zu T'Pol und ihm zu gesellen. Er wollte ihn fragen was ihn bedrückte, doch er wusste, dass er es nicht mit ihm teilten wollte. Es schmerzte zu erkennen, dass es zwischen Ihnen Geheimnisse gab. Doch konnte Archer ihn dafür verurteilen, wenn er seine eigenen hütete?
Als er den privaten Speisesaal betrat wusste er bereits, dass Trips Platz als einziger verweist bleiben würde. Da sich T'Pol nicht bei ihm abgemeldet hatte, erwartete der Kommandant der Enterprise die vulkaische Sub-Commander zum gemeinsamen Frühstück. Es war bereits eine Weile her, dass Archer den Tisch nur mit ihr geteilt hatte, um genau zu sein waren zweiunddreißig Nächte vergangen, seit Trip das letzte mal Abstand zu ihm gesucht hatte.
Wie auf das Kommando seiner Gedanken teilten sich die Türflügel und die hochgewachsene, brünette Frau trat herein. "Guten Morgen Captain," erklang T'Pols heller Sopran, der jede Spur von Empfindungen vermissen ließ. Ihr Blick glitt über den leeren Platz von Tucker, schien aber keinen Grund zu sehen, seine Abwesenheit zu kommentieren.
"Guten Morgen T'Pol," begrüßte Jonathan sie und hoffte, dass sein Lächeln sie täuschen würde. Er wartete, bis sie sich hingesetzt hatte, wenngleich Archer sich nicht sicher war, ob Vulkanier auf diese Verhaltensweisen wert legten.
"Die Kaylon haben uns gestern Nacht kontaktiert, als Sie die Brücke verlassen hatten." T'Pol bezog sich auf die humanoide Spezies, in deren internen Konflikt die Enterprise geraten war. Es war einer der seltenen Momente, in denen Archer und T'Pol sich darüber einig waren, dass es besser war sich herauszuhalten - doch sie wurden schneller darin verwickelt, als Mayweather den Bug des Schiffes hätte wenden können.
"Und das war kein Grund mich zu wecken?" erkundigte sich der Kommandant der Enterprise und fragte sie wortlos, ob er ihr von dem Tee einzuschenken durfte, der bereits auf dem Tisch gestanden hatte.
Die Vulkanierin deutete ein Nicken an. "Ich erkundigte mich, ob dies notwendig sein würde. Für die Kaylon war es akzeptabel mit mir zu sprechen. Qeezar bestand darauf, Ihnen eine vertrauliche Nachricht zu übermitteln," informierte ihn T'Pol und Archer schluckte den Impuls der Verärgerung hinunter, er war durchaus froh gewesen, in dieser Nacht das Privileg erhalten zu haben durchzuschlafen.
"Und was wollten Sie?" hakte Jon nach und hob sein Glas.
Ihr Gespräch verstummte, als die Tür sich erneut öffnete. Für einen kurzen Augenblick gab sich Jonathan der Hoffnung hin, dass es Trip sein könnte, doch er ermahnte sich realistisch zu bleiben. Der Steward brachte ihr Essen und setzte jedem der beiden Senioroffiziere das seine vor und ließ einen Blick über den gedeckten Tisch schweifen.
"Commander Tucker bleibt heute fern?" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, als der Steward das Gedeck zusammenräumte. "Kann ich sonst noch etwas für sie tun?" Als er nicht sofort eine Antwort erhielt, blickte der Mann zu seinem Captain auf.
"Nein, vielen Danke Jordan." erwiderte Archer und lächelte.
Als der Steward den Raum verlassen hatte, setzte T'Pol zu einer Antwort auf die vorangegangene Frage des Kommandanten an: "Ihre Dankbarkeit bekundigen."
"Sie scheinen eine Menge Dankbarkeit ausdrücken zu wollen." Mit einem leichten Kopfschütteln musste Jonathan sich eingestehen, dass er nicht mehr wusste, wie oft Vertreter der Kaylon seiner Crew und ihm bereits gedankt haben. "Haben wir eine genaue Zeit für das Rendezvous mit der SS Callaway und der SS Finney?", fragte Archer dann und verbarg sein Missfallen über das französische Frühstück, dass man ihm serviert hatte. Er seufzte innerlich, vielleicht hätte er einfach liegen bleiben und mit dem Mittagessen beginnen sollen.
"Ja." T'Pol griff nach ihrem Besteck. Sie aß das gleiche wie Captain Archer, Crossaints mit Marmelade und Crêpe, aber für Vulkanier stand es außer Frage ihre Nahrung zu berühren. "Wir werden die beiden Frachtschiffe in drei Stunden erreichen. Ich habe bereits veranlasst, dass in unserm Frachtraum genügend Fläche zur Verfügung steht."
Archer nickte dankbar, dass sie sich dieser Aufgabe bereits angenommen hatte. "Wissen wir mittlerweile genaueres über die Art der Fracht? Mir gefällt es nicht, ins Blaue hineinzufliegen."
T'Pol blickte auf und hob die Augenbrauen. Diese Reaktion lockte ein amüsiertes Lachen auf die Lippen des Captains. "Ins Blaue hinein, ohne eine Ahnung was uns bevorsteht." Kurz dachte er über weitere Beschreibungen nach. "Ohne Vorabinformation über das was kommt," erklärte er ihr die wohl viel zu menschliche Redensart. Die Vulkanierin hatte nicht einmal einen Kommentar dafür übrig, als sie sich wieder ihrem Essen zuwandte.
"Die Aufforderung zur Warenübernahme kommt von der Sternenflotte. Ich würde davon absehen, es als", sie sah wieder auf, "einen Flug ins Blaue zu sehen. Captain Dowsley von der SS Finney hat den Befehl, keine Frachtbriefe zu übertragen, teilte aber mit, dass es sich um medizinische Versorgungsgüter handelt."
"Wir werden wohl warten müssen, bis uns Starfleet Command kontaktiert." Archer zuckte leicht mit den Schultern, dachte aber noch einen weiteren Augenblick darüber nach, was auf sie zukommen würde. "Gibt es in den angrenzenden Systemen bewohnte Planeten, oder haben die Vulkanier keinerlei Informationen darüber gesammelt, da es für sie irrelevant ist?"
"Korrekt. Die angrenzenden Systeme besitzen keine Planeten, auf denen Leben hervorgegangen ist. Es wäre logisch, die Frachtübergabe in einem ruhigen Raumsektor zu vollziehen." Im Verlauf hatte T'Pol über die Menschen gelernt, dass sie viel Wert auf belanglose Gespräche legten, die sie Small Talk nannten. Auch ihre Aussage war nur eine Vermutung, zu der sich die Vulkanierin hatte hinreißen lassen.
Archer winkte leicht ab und nickte. "Wir werden sehen." Er hatte den Blick abgewandt und sah auf seinen Teller hinab, als hätte man ihm etwas Giftiges serviert.
Für einen Augenblick fühlte er sich von seinen Erinnerungen, die wie eine Brandungswelle über ihn hinweg rauschten, mehrere Jahre zurückversetzt. Er ermahnte sich selber zur Vernunft, straffte die Schultern und spürte, wie die tosende See sich zurückzog. Doch sie hinterlies deutliche Spuren in Jons Gedanken und seinem Herzen.
Mit der Auswahl von Speisen verband Jonathan Archer einen besonderen Moment in seinem Leben, den er wertschätzte und nach Möglichkeit in der dunkelsten Ecke seines ohnehin zerbrochenen Herzens verschlossen hielt. Und es waren Tage wie diese, an denen jede Erinnerung an Charles 'Trip' Tucker ihn noch viel intensiver und unvorbereiteter entgegen traten.
Nur mit Mühe konnte Archer eine emotionslose Fassade aufrechterhalten, als er den Kopf hob und sich daran erinnerte, wie sehr er seit Jahren in einem Meer aus Reue und Verzweiflung badete.
"Wenn es Ihnen nicht zusagt, können Sie es gegen etwas anderes eintauschen lassen. Commander Tucker teilte Ihre Meinung." T'Pols Stimme holte Archer aus seinen Gedanken und Trips Name entfaltete einen stechenden Schmerz in ihm.
"Ich war nur in Gedanken." Jonathan griff nach dem Crossaint und der kleinen Glasschale mit Aprikosenmarmelade. "Wo, denken Sie, werden die medizinischen Güter gebraucht?" fragte er und bemühte sich, alles andere aus seinem Kopf zu verbannen.
"Wir befinden uns im Sol-Sektor," stellte T'Pol fest. "Es wäre logisch, dass eine der menschlichen Kolonien das Ziel ist."
"Wenn Sie mich fragen," leidenschaftslos biss Archer in sein Croissant, wegte noch einmal die Worte ab, die er sagen wollte, "wäre es logischer, die Enterprise zurück zur Erde fliegen zu lassen und die Fracht sofort von uns übernehmen zu lassen." Kurz dachte er über die eigenen Worte nach, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder T'Pol zuwandte. "Außer unser Ziel liegt hinter und nicht vor uns."
"Es ist nicht zutreffend, für das Reisen im Weltraum einen Ort mit den Worten 'hinter uns' zu beschreiben," warf die Vulkanierin ein.
Acher hob beschwichtigend die Hände. "T'Pol, Sie wissen, was ich meine."
"Wir werden in Kürze darüber in Kenntnis gesetzt werden."
Erneut legte sich das Schweigen zwischen die beiden Offiziere. Jonathan sah ein, dass es keine Flucht vor seinen Erinnerungen gab und ließ es zu, dass ein zaghaftes Kribbeln sich in seinem Bauch entfaltete, als er zurück dachte, an einen viel zu langen Abend, eine viel zu kurze Nacht und einen wundevollen Morgen danach.
Was der Grund war, dass Trip und er sich dazu entschlossen hatten, die Nacht zum Tag zu machen und das Leben wie es kam zu genießen, wusste er nicht mehr. Vielleicht gab es keinen, hatten sie beide jemals einen Grund gebraucht, um sich in der Anwesenheit des jeweils anderen zu amüsieren?
Sie hatten viel zu viel getrunken, Trip mehr als er selber, über gemeinsame Erinnerungen geredet und getanzt. Am Horizont war bereits die Dämmerung zu erkennen gewesen, als Jon ein Taxi gerufen hatte, das sie beide in sein Apartment fuhr. Trip hatte die halbe Fahrt bereits geschlafen und gegen Jonathans Schulter gelehnt. Er bekam nicht mit, wie sein Freund ihm durchs Haar strich, aber der Taxifahrer hatte ihm diesen vielsagenden Blick zugeworfen.
Als sie angekommen waren, konnte er Trip lange genug wach halten, um ihn auf sein Sofa im Wohnzimmer zu deponieren, doch noch ehe er sich zugedeckt hatte, war er bereits wieder dabei, seinen Rausch auszuschlafen. Jonathan hatte viel zu lange auf der Armlehne gesessen und ihn beobachtet. Bereits damals kam es ihm so vor, als würden sie beide sich bereits ewig kennen. Sie teilten alles miteinander, außer das kleine Geheimnis, das Archer in seinem Herzen trug. Er widerstand der Versuchung, Trip einen Gute-Nacht-Kuss zu geben und ging alleine ins Bett, das Ihn in dieser Nacht viel zu groß vorkam.
Am nächsten Morgen waren weder Porthus noch er befähigt, Trip zu wecken, also hatte sich Jon dazu bereit erklärt, das verspätete Frühstück vorzubereiten. Er war mit Porthus bis zum Bäcker spazieren gegangen, hatte zuhause den Kaffee aufgesetzt und den Teig für die Crêpe angerührt, bevor Trip ein Lebenszeichen von sich gab.
Er hatte sein Werk mit auf das Sofa genommen, widerstand aber der Versuchung, zu dem jüngeren Mann unter die Decke zu krabbeln. Vielmehr tranken sie Kaffee und schalteten den Fernseher ein, um eine Wiederholung eines Baseballspiels des vorherigen Abends zu sehen. Es war eine beinahe intime Situation, in welcher sie sich befanden - doch weder Trip noch er selbst störten sich daran.
Es war ein flüchtiger Moment, als er Trip ein Stück seines Crêpe in den Mund schob, damit er schwieg und er selber den Punktestand lesen konnte. Doch er sah nicht hin, denn die blauen Augen vor ihm, die ihn mit gespielter Entrüstung ansahen, brachten die selbst errichtete Mauer um sein Herz ins wanken.
Er wollte Trip sagen, was er für ihn empfand. Ihm beschreiben, wie er sich fühlte, wann immer er sich in seiner Nähe befand. All die Bruchstücke seines zerberstenden Herzens in seine Hände legen, in der Hoffnung, dass er sie wieder zusammensetzen konnte. Jonathan sehnte sich danach, den blonden Ingenieur in die Arme zu schließen und herauszufinden, wie es sich anfühlte, Trips Lippen zu berühren, zu liebkosen und seine Hände unter die Decke verschwinden lassen um den warmen Körper zu berühren. Stattdessen griff Jonathan nach seiner Kaffeetasse und schluckte die Worte, die er seit Jahren in seinem Herzen trug, mit der bitteren, dunklen Flüssigkeit hinunter.
Reue erfüllte ihn gemeinsam mit der Frage, was daraus hätte erwachsen können, wenn sein Verstand nicht gesiegt hätte.
[Ensign Sato an Captain Archer.] Durch das interne Kommunikationsnetzwerk der Enterprise erklang die Stimme der Kommunikationsoffizierin. Es benötigte einen Augenblick länger als gewöhnlich für Archer aufzustehen, um den Ruf an der Wandkonsole zu beantworten.
"Archer hier. Was gibt es, Hoshi?", fragte er und wechselte einen Blick mit T'Pol, die ihn genau beobachtete. Er fragte sich, ob sie etwas von seinem Ausflug in die Vergangenheit mitbekommen hatte - doch er verscheuchte den Gedanken sofort wieder.
[Sir, wir empfangen einen Ruf der Sternenflotte.]
"Wir sind unterwegs. Archer out." Er schloss den Kanal und öffnete einen anderen. "Captain Archer an Commander Tucker. Melden Sie sich in meinem Bereitschaftsraum." Es tat gut, auf eine professionelle Ebene zurückzukehren und die privaten Emotionen nach hinten zu drängen. Er würde ihnen niemals entkommen können, doch für diesen Moment entledigte er sich ihrer Fesseln.