Der Flügelschlag eines Schmetterlings.
von Henna
Kurzbeschreibung
Denn vielmehr ist die Muse eine seelenreiche Begleiterin, die mit ihrem langen Schatten das Licht wie einen tosenden Sturm entfacht. Eine Inspiration, geführt durch den alltäglichen Schleier der Vertrautheit und gekeimt in der aufkommenden Frucht. Und noch während sich die Kreativität als eine Quelle der Unglaublichkeiten herausstellt, flutet die empfindsame Schöpfungskraft die Größe des eigenen Individuums.
KurzgeschichteFantasy / P6 / Gen
02.03.2013
02.03.2013
1
1.127
1
02.03.2013
1.127
Liebe Leser,
wir haben...
Das Projekt: von Opalkatze: Angeregt vom passenden Thread in der Phantasy-Abteilung in der freien Prosa, dachte ich mir, es wäre mal was Nettes über unsere Musen zu schreiben. Das Ganze ist ein Projekt, es gibt also keine Deadlines: Nicht für Anmeldung, nicht für Ablieferung. Angedacht ist, die Musen zu behandeln wie andere Wesen auch. Also so, wie sonst vielleicht über Elfen geschrieben wird, behandeln wir hier unsere Musen gewissermaßen wie eine eigene Spezies. Geschrieben werden soll Prosa. Nicht zum Teilnehmen erlaubt sind demnach Gedichte, aber auch Drabbles nehmen wir aus, da es hier eher um Ausführliches gehen soll. (http://forum.fanfiktion.de/t/8986/1)
Über das Wieso, Weshalb und Warum: Unter den auf der Fanfiktion-Seite bestehenden Projekten, bin ich eben speziell auf das Thema »Unsere Musen« aufmerksam geworden. Fasziniert von der Idee, habe ich mich im Forum über diesen Beitrag kundig getan und das (unter all den Anmerkungen stehende) Befindliche nun bewerkstelligt. Eine Auseinandersetzung mit einem Gebiet, welches ich zu Beginn nicht so geplant hatte und im Grunde ein gedankliches Eigenleben entwickelt hat. Zwar bin ich am Ende nicht auf die gewünschte Anzahl von Worten gekommen, nichtsdestotrotz gefällt mir die Story so wie sie nun am Ende ist.
Disclaimer: Die Geschichte, die dazugehörige Idee sowie die vorkommenden Charaktere/ Wesen gehören mir. Ausgenommen das anfängliche Zitat von Adolf Muschg.
Viel Vergnügen,
Henna.
Stille verbarg sich im matten Schein einer alten Schreibtischlampe. Gedankengänge spiegelten sich auf den feinen Staubkörnern, die vom künstlichen Licht eingefangen wurden; doch noch ließen sie sich nicht greifen oder anfassen. In der Kanne konnte man das heiße Getränk erraten, welches vor sich hin dampfte und seinen aromatischen Duft verteilte. Aus dem, neben der Kanne stehenden, überfüllten Aschenbecher kroch ein letzter, fahler Fetzen empor, ehe der soeben aufgerauchte Glimmstängel völlig erlosch. Fast zeitgleich flackerte die weiß-orangene Flamme eines entzündeten Streichholzes erneut auf und brannte somit eine weitere Zigarette der Frau an. Ein Atemzug.
Genüsslich schmiegten sich Susans aufgeplatzte Lippen an das Genussmittel. Beharrlich waberte anschließend der bläuliche Rauch um die vielen Blatt Papier, die vor der älteren Frau auf dem Holztisch lagen. Ergeben wanderte der silberne Füllfederhalter mit sachten Bewegungen in ihrer feingliedrigen Hand vom Daumen zum kleinen Finger und wieder zurück, bereit seine schwarze Spur auf der weißen Leere zu hinterlassen. Wohlbemerkt umstritten, legten sich die ersten gedanklichen Bilder auf den freien Platz und begannen dort ihr inspiratives Spiel, nachdem sie es geschafft hatten, sich aus dem wärmenden Lichtkegel der Lampe zu schälen. Flackernd surrten sie auf, ehe sie innerhalb weniger Momente aus dem Sichtfeld der Frau verschwanden. Ein Herzschlag.
Schluckend wandte Susan den Blick aus dem Fenster. Ein kühles Blau überschwemmte das satte Grün der im Wind wogenden Grashalme. Schemenhaft hoben sich aus der horizontalen Ebene die Umrisse von rundlichen Schafen ab, die auf der ergrauten Fläche wie kleine Lichtpunkte tanzten. Hoch über ihnen blitzte der Abendstern für einen Moment auf und wurde anschließend von einer mageren Wolkenausführung verschluckt. Ein seidener Faden in Silber und Weiß durchbrach das Bild hinter dem Glas und ließ eine kleine Spinne, die ihr Netz in der oberen linken Ecke des Fensters spann, zum Mittelpunkt der Frau werden. Grazil bewegten sich die kleinen Beinchen der Weberin im Takt einer, für Susan unbekannten, Melodie und definierte sich selbst nach etlichen Minuten nicht mehr über ihren kleinen, schwarzen Körper, sondern über das von ihr erschaffene Werk. Ein Hoffnungsschimmer.
Unberührt wanderten die grünen Augen Susans weiter. Über den Rand ihrer Brille hinwegsehend, entdeckte sie ihre kleine Gefährtin, die an der Teetasse gelehnt, ihren Menschen beobachtete. Obgleich Susans Begleiterin jeder humanen Sprache mächtig, verwendete diese selten Worte, um auf sich aufmerksam zu machen. Dem kleinen Wesen war es lieber, wenn man sich mit deren Bestimmung und Zusprechung auseinandersetzte, anstatt mit ihrer Sinnesart selbst. Die vertrauten Farben des Regenbogens bargen sich in der greifbaren Muse und waberten um deren wohlgeformte Silhouette, bevor sich die bemalten Töne mit dem Reigen eines neuen Einfalls verflochten. Energiegeladen woben sich die Grundstrukturen zu einem Ganzen und prallten an Susan ab, dass sie unter dem plötzlichen Gefühl des Wesenszuges kräftig niesen musste. Wieder fiel ihr Blick auf das oberste Blatt Papier. Sinnlich breitete sich die freie Zeit der Frau in ihrem Arbeitszimmer aus. Und mit dem Gedanken an ihre einstigen Erinnerungen, zog das Nikotin in ihrer linken Hand weiter seine Kreise. Ein Wimpernschlag.
Gewaltig durchfluteten Ideen den sonst so ordentlichen Raum. Ein Blubbern und ein Rauschen. Ein Dröhnen und ein Schellen. Ein Klaffen und Herantasten. Wartende Melodien stauten sich zu einem Meer aus präsenter Ungeduld zusammen und unter den Tonfolgen flogen verschiedene Figuren dahin. Sinne brachen aus der Quelle der Inspiration heraus und die Muse schwebte mit ihrem goldenen Schweif durch die Gefilde von Susans Gedanken. Schimmernd brach sich das entstehende Muster der Vorstellung und stieß mit den Wänden der Erkenntnis zusammen. Schillernde Schwaden durchzogen wie dichter Nebel das Zimmer und erhellten dieses in den prächtigsten Farbsinfonien. Für einen Moment blitzten die glänzenden Augen der Muse auf, die aufmerksam auf das Kommende starrte und darauf erpicht war, zu erfahren, wie ihre Menschenfrau den ersten Schritt wagte. Ungemein harmonisch offenbarten sich die kleinen Motive unter Schreibtisch und Kommode und erfreuten sich an der Zeit, die sich die Frau genommen hatte. Sich beginnend auf dem Arbeitstisch zu versammeln, beherbergte die Holzplatte, neben seinen alltäglichen Objekten, schon bald sämtliches Gedankengut der Frau. Ein Augenblick.
Lächelnd stupste Susan ihre Muse leicht mit dem Zeigefinger an, darauf bedacht, die zarte Hülle der Inspiration nicht zu zerbrechen. Ein Schluck vom angenehm schmeckenden Fencheltee und die Frau beobachtete all die Anstöße, welche sich ruhig und bedacht vor Susan aufbauten. Ergeben drückte die Frau die Zigarette in den Aschenbecher und hüllte sich in den leuchtenden Schein der phantasievollen Eingebung. Die ersten schwarzen Linien zeichneten sich auf dem weißen Blatt ab und noch ehe die ersten neun Zeilen niedergeschrieben waren, verschwamm die erste der vielen, kleinen Ideen in einer goldenen Verdichtung, bis sie vollends verblasst war und das Mobiltelefon frei gab, auf welchem sie sich zuletzt niedergelassen hatte. Sprudelnd vermischten sich zahlreiche Gedankenfetzen zu einem vollkommenen Werk, während zusehends immer mehr Motive verschwanden. Bewundernd ließ sich die Muse auf der rechten Schulter Susans nieder und beobachtete genügsam die entstehende Perfektion ihrer Menschenfrau. Mit jeder weiteren Schleife und Linie erhellte sich die Lebenskraft der wunderbaren Gefährtin, während sich ihre formvollendete Schönheit in den schwarzen Konturen des Papiers verwob. Und als würde ein Schmetterling mit seinen Flügeln schlagen, verfing sich ein Hauch der Zufriedenheit in den stillen Worten der Autorin.
wir haben...
Das Projekt: von Opalkatze: Angeregt vom passenden Thread in der Phantasy-Abteilung in der freien Prosa, dachte ich mir, es wäre mal was Nettes über unsere Musen zu schreiben. Das Ganze ist ein Projekt, es gibt also keine Deadlines: Nicht für Anmeldung, nicht für Ablieferung. Angedacht ist, die Musen zu behandeln wie andere Wesen auch. Also so, wie sonst vielleicht über Elfen geschrieben wird, behandeln wir hier unsere Musen gewissermaßen wie eine eigene Spezies. Geschrieben werden soll Prosa. Nicht zum Teilnehmen erlaubt sind demnach Gedichte, aber auch Drabbles nehmen wir aus, da es hier eher um Ausführliches gehen soll. (http://forum.fanfiktion.de/t/8986/1)
Über das Wieso, Weshalb und Warum: Unter den auf der Fanfiktion-Seite bestehenden Projekten, bin ich eben speziell auf das Thema »Unsere Musen« aufmerksam geworden. Fasziniert von der Idee, habe ich mich im Forum über diesen Beitrag kundig getan und das (unter all den Anmerkungen stehende) Befindliche nun bewerkstelligt. Eine Auseinandersetzung mit einem Gebiet, welches ich zu Beginn nicht so geplant hatte und im Grunde ein gedankliches Eigenleben entwickelt hat. Zwar bin ich am Ende nicht auf die gewünschte Anzahl von Worten gekommen, nichtsdestotrotz gefällt mir die Story so wie sie nun am Ende ist.
Disclaimer: Die Geschichte, die dazugehörige Idee sowie die vorkommenden Charaktere/ Wesen gehören mir. Ausgenommen das anfängliche Zitat von Adolf Muschg.
Viel Vergnügen,
Henna.
_____________________________
»Wir haben viel zu wenig Muße: Zeit, in der nichts los ist. Das ist die Zeit, in der die Einsteins, die kreativen Forscher, ihre Entdeckungen machen. Der Betrieb und die Routine sind uninteressant und kontraproduktiv. Beherzigen sollten wir das und uns heute einmal Zeit nehmen, gemeinsam kreativ zu sein...«
(Adolf Muschg)
***
»Wir haben viel zu wenig Muße: Zeit, in der nichts los ist. Das ist die Zeit, in der die Einsteins, die kreativen Forscher, ihre Entdeckungen machen. Der Betrieb und die Routine sind uninteressant und kontraproduktiv. Beherzigen sollten wir das und uns heute einmal Zeit nehmen, gemeinsam kreativ zu sein...«
(Adolf Muschg)
***
Stille verbarg sich im matten Schein einer alten Schreibtischlampe. Gedankengänge spiegelten sich auf den feinen Staubkörnern, die vom künstlichen Licht eingefangen wurden; doch noch ließen sie sich nicht greifen oder anfassen. In der Kanne konnte man das heiße Getränk erraten, welches vor sich hin dampfte und seinen aromatischen Duft verteilte. Aus dem, neben der Kanne stehenden, überfüllten Aschenbecher kroch ein letzter, fahler Fetzen empor, ehe der soeben aufgerauchte Glimmstängel völlig erlosch. Fast zeitgleich flackerte die weiß-orangene Flamme eines entzündeten Streichholzes erneut auf und brannte somit eine weitere Zigarette der Frau an. Ein Atemzug.
Genüsslich schmiegten sich Susans aufgeplatzte Lippen an das Genussmittel. Beharrlich waberte anschließend der bläuliche Rauch um die vielen Blatt Papier, die vor der älteren Frau auf dem Holztisch lagen. Ergeben wanderte der silberne Füllfederhalter mit sachten Bewegungen in ihrer feingliedrigen Hand vom Daumen zum kleinen Finger und wieder zurück, bereit seine schwarze Spur auf der weißen Leere zu hinterlassen. Wohlbemerkt umstritten, legten sich die ersten gedanklichen Bilder auf den freien Platz und begannen dort ihr inspiratives Spiel, nachdem sie es geschafft hatten, sich aus dem wärmenden Lichtkegel der Lampe zu schälen. Flackernd surrten sie auf, ehe sie innerhalb weniger Momente aus dem Sichtfeld der Frau verschwanden. Ein Herzschlag.
Schluckend wandte Susan den Blick aus dem Fenster. Ein kühles Blau überschwemmte das satte Grün der im Wind wogenden Grashalme. Schemenhaft hoben sich aus der horizontalen Ebene die Umrisse von rundlichen Schafen ab, die auf der ergrauten Fläche wie kleine Lichtpunkte tanzten. Hoch über ihnen blitzte der Abendstern für einen Moment auf und wurde anschließend von einer mageren Wolkenausführung verschluckt. Ein seidener Faden in Silber und Weiß durchbrach das Bild hinter dem Glas und ließ eine kleine Spinne, die ihr Netz in der oberen linken Ecke des Fensters spann, zum Mittelpunkt der Frau werden. Grazil bewegten sich die kleinen Beinchen der Weberin im Takt einer, für Susan unbekannten, Melodie und definierte sich selbst nach etlichen Minuten nicht mehr über ihren kleinen, schwarzen Körper, sondern über das von ihr erschaffene Werk. Ein Hoffnungsschimmer.
Unberührt wanderten die grünen Augen Susans weiter. Über den Rand ihrer Brille hinwegsehend, entdeckte sie ihre kleine Gefährtin, die an der Teetasse gelehnt, ihren Menschen beobachtete. Obgleich Susans Begleiterin jeder humanen Sprache mächtig, verwendete diese selten Worte, um auf sich aufmerksam zu machen. Dem kleinen Wesen war es lieber, wenn man sich mit deren Bestimmung und Zusprechung auseinandersetzte, anstatt mit ihrer Sinnesart selbst. Die vertrauten Farben des Regenbogens bargen sich in der greifbaren Muse und waberten um deren wohlgeformte Silhouette, bevor sich die bemalten Töne mit dem Reigen eines neuen Einfalls verflochten. Energiegeladen woben sich die Grundstrukturen zu einem Ganzen und prallten an Susan ab, dass sie unter dem plötzlichen Gefühl des Wesenszuges kräftig niesen musste. Wieder fiel ihr Blick auf das oberste Blatt Papier. Sinnlich breitete sich die freie Zeit der Frau in ihrem Arbeitszimmer aus. Und mit dem Gedanken an ihre einstigen Erinnerungen, zog das Nikotin in ihrer linken Hand weiter seine Kreise. Ein Wimpernschlag.
Gewaltig durchfluteten Ideen den sonst so ordentlichen Raum. Ein Blubbern und ein Rauschen. Ein Dröhnen und ein Schellen. Ein Klaffen und Herantasten. Wartende Melodien stauten sich zu einem Meer aus präsenter Ungeduld zusammen und unter den Tonfolgen flogen verschiedene Figuren dahin. Sinne brachen aus der Quelle der Inspiration heraus und die Muse schwebte mit ihrem goldenen Schweif durch die Gefilde von Susans Gedanken. Schimmernd brach sich das entstehende Muster der Vorstellung und stieß mit den Wänden der Erkenntnis zusammen. Schillernde Schwaden durchzogen wie dichter Nebel das Zimmer und erhellten dieses in den prächtigsten Farbsinfonien. Für einen Moment blitzten die glänzenden Augen der Muse auf, die aufmerksam auf das Kommende starrte und darauf erpicht war, zu erfahren, wie ihre Menschenfrau den ersten Schritt wagte. Ungemein harmonisch offenbarten sich die kleinen Motive unter Schreibtisch und Kommode und erfreuten sich an der Zeit, die sich die Frau genommen hatte. Sich beginnend auf dem Arbeitstisch zu versammeln, beherbergte die Holzplatte, neben seinen alltäglichen Objekten, schon bald sämtliches Gedankengut der Frau. Ein Augenblick.
Lächelnd stupste Susan ihre Muse leicht mit dem Zeigefinger an, darauf bedacht, die zarte Hülle der Inspiration nicht zu zerbrechen. Ein Schluck vom angenehm schmeckenden Fencheltee und die Frau beobachtete all die Anstöße, welche sich ruhig und bedacht vor Susan aufbauten. Ergeben drückte die Frau die Zigarette in den Aschenbecher und hüllte sich in den leuchtenden Schein der phantasievollen Eingebung. Die ersten schwarzen Linien zeichneten sich auf dem weißen Blatt ab und noch ehe die ersten neun Zeilen niedergeschrieben waren, verschwamm die erste der vielen, kleinen Ideen in einer goldenen Verdichtung, bis sie vollends verblasst war und das Mobiltelefon frei gab, auf welchem sie sich zuletzt niedergelassen hatte. Sprudelnd vermischten sich zahlreiche Gedankenfetzen zu einem vollkommenen Werk, während zusehends immer mehr Motive verschwanden. Bewundernd ließ sich die Muse auf der rechten Schulter Susans nieder und beobachtete genügsam die entstehende Perfektion ihrer Menschenfrau. Mit jeder weiteren Schleife und Linie erhellte sich die Lebenskraft der wunderbaren Gefährtin, während sich ihre formvollendete Schönheit in den schwarzen Konturen des Papiers verwob. Und als würde ein Schmetterling mit seinen Flügeln schlagen, verfing sich ein Hauch der Zufriedenheit in den stillen Worten der Autorin.