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Beautifully Tragic

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Freundschaft / P16 / Gen
Elphaba Thropp Fiyero Tigelaar/Tiggular Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands
28.02.2013
19.11.2016
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28.02.2013 2.734
 
Nur ein Schlückchen Tee


Sobald die Geschichtsstunde endete, wurde Galinda von Pfannee aus dem Klassenzimmer gezogen, damit sie gemeinsam zum Musikunterricht gehen konnten, für den sie zusammen ein Duett auf dem Klavier vorbereitet hatten. Pfannee schien nicht zu bemerken, dass Galinda immer wieder abgelenkt zu ihrer grünen Mitbewohnerin hinübersah, so lange, bis diese aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Während der nächsten Stunde bekam sie einige Ermahnungen zu hören, weil sie nicht aufpasste, doch sie machte sich einfach zu große Sorgen um Fräulein Elphaba – ohne wirklich zu wissen, warum eigentlich. Wenn sie sagte, dass es ihr gut genug ging... sie musste es ja wissen, nicht wahr?

Elphaba konnte sich nach der nächsten Stunde kaum daran erinnern, wie diese abgelaufen war. Sie hatte im Labor gearbeitet, und das Ergebnis ihres Experiments war katastrophal gewesen wie schon lange nicht mehr. Groß gekümmert hatte sie sich darum nicht. Sie war ohnehin einen Großteil der Zeit damit beschäftigt gewesen, das Chaos zu beseitigen, das sie verursacht hatte, als sie ihren Reagenzglashalter versehentlich vom Tisch gefegt hatte, woraufhin sich die verschiedenen Flüssigkeiten in einem Farbenfrohen Mix auf dem Boden ergossen hatten. Von den chemischen Dämpfen, die aus der Mischung emporgestiegen waren, war sie noch ganz benommen, als sie sich auf den Weg zum Biologiesaal machte, in dem sie Galinda wiedertreffen würde. Bei dem Gedanken stolperte sie und stützte sich einen Moment lang an der Wand ab, was ihr einen irritierten Blick von einem vorbeigehenden Studenten einbrachte, der ein paar Jahre über ihr war. Sie ignorierte ihn und tat, als stütze sie lediglich ihre Tasche an der Wand ab, um etwas darin herauszusuchen, bis sie ihren Gleichgewichtssinn wieder unter Kontrolle hatte. Oz, hoffentlich würde Galinda sie zumindest in dieser Stunde mit ihren albernen Zettelchen verschonen; ihr grauste schon davor. Vor ihren Augen entstand ein Bild von einem ganzen Haufen an kleinen Papierschnipseln, unter denen ihre Notizen begraben waren... Kopfschüttelnd machte sie sich wieder auf den Weg, wobei sie ihre Tasche von einer Schulter auf die andere schwang.

Fiyero verdrehte die Augen. Nun hatte er sich schon entschieden, den Biologieunterricht tatsächlich zu besuchen... Nur um dafür von Avaric aufgezogen zu werden?
»Aaach, sei doch still!«
Er drehte sich zu seinem Kommilitonen um und machte eine scheuchende Handbewegung, doch er lachte dabei nachsichtig.
»Hin und wieder muss ich ja doch mal sehen, worum es gerade geht!«
Er beobachtete, wie Avaric um die nächste Biegung verschwand, und drehte sich zur Tür des Biosaales um. Statt dieser erblickte er jedoch erst einmal eine grünlich schwarze Gestalt, die im nächsten Augenblick mit ihm kollidierte und mit leisem Poltern auf dem Boden landete. Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es... Fräulein Elphaba war? Nun, das hatte ja schon langsam Tradition...
»Sie hier?«, entfuhr es ihm überrascht. Nach dem, was er letzten Abend mitbekommen hatte... nun ja, er hatte nicht damit gerechnet, sie heute auf dem Gelände anzutreffen. Er selbst wäre an ihrer Stelle zweifellos im Bett geblieben.
Von ihrer Position auf dem Boden aus verdrehte sie angestrengt die Augen.
»Oh. Der Prinz. Ja, ich hier, stellen Sie sich vor...« Umständlich machte sie sich daran, ihre aus der Tasche gerutschten Bücher wieder aufzuklauben, wobei sie kurzzeitig das Gesicht verzog. Fiyero streckte ihr die Hand hin.
»Entschuldigen Sie, Fräulein Elphaba. Ich war nur etwas überrascht...«
Auf ihren mörderischen Blick hin verstummte er, griff aber nichtsdestotrotz nach ihrer Hand und zog sie schwungvoll in die Höhe. Sie zuckte zusammen und sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, und sofort ließ er ihre Hand wieder los, deren Fläche, wie er bemerkte, von rauen Wollhandschuhen bedeckt wurde. Vage erinnerte er sich, dass sie sich am vorigen Abend auch dort verletzt zu haben schien...

Mit einem letzten wütenden Blick auf Fiyero packte Elphaba ihre Tasche fester und marschierte so zielstrebig wie möglich in den Vorlesungssaal hinein, der schon gut gefüllt war. Dennoch waren in der letzten Reihe noch ein paar Plätzte frei. Bis sie sie erreicht hatte, dauerte es eine Weile – auf dem Weg dorthin hätte sie erneut beinahe das Gleichgewicht verloren, doch schließlich ließ sie sich mit einem Aufstöhnen auf das harte Holz ganz am Rand der Reihe sinken, so dass zwischen ihr und ihrem Nachbarn noch ein Sitz frei war. Ein paar Sekunden lang konzentrierte sie sich nur darauf, den Hustenreiz zu unterdrücken und gleichmäßig zu atmen. Dann blickte sie sich vorsichtig im Raum um.
Die Klasse war noch unkontrolliert; die Stunde hatte noch nicht wirklich begonnen. Einige Schüler liefen noch durch die Reihen, lachten und schwatzten und ließen Elphabas Kopf beinahe zerbersten. Was sie jedoch am meisten erschreckte, war Fräulein Galinda... die gerade durch die Tür gekommen war und nun in einer fast geraden Linie direkt auf den freien Platz neben ihr zuhielt.
Erschrocken schob Elphaba ihre Umhängetasche auf der Bank ein wenig nach außen, in der Hoffnung, Galinda dadurch vermitteln zu können, wie wenig ihr deren Platzwahl zusagte. Doch zu ihrem Missfallen ließ Galinda sich nicht beirren. Sie schob die Tasche wieder zur Seite und sie musterte Elphaba scheinbar sorgenvoll.
Elphaba saß in außergewöhnlich stark gekrümmter Haltung über ihre Bücher gebeugt. Sie tat, als würde sie gewissenhaft darin lesen, wickelte dabei den Zopf um ihre Finger, wie sie es immer tat, schob ab und an die Brille auf der Nase zurecht, wie sie es gewöhnlich zu tun pflegte. Doch Galinda war sehr wohl bewusst, dass Elphaba diese Gesten bloß willkürlich tat, um sie im Glauben zu überlassen, alles sei in bester Ordnung. Als Galinda Elphaba schließlich ansprach, machte sie noch immer keinerlei Anstalten, sich zu regen.
»Na, wie verlief Ihr Unterricht?«, fragte sie und lächelte offensichtlich unschlüssig darüber, was sie sonst tun sollte. Elphaba jedoch hustete bloß in ihre Faust und blätterte abweisend in ihrem Buch um. Galinda verstummte. Sie sah sich nach ihren Kameradinnen um, die sich um Fiyero geschart hatten, ihr aber immer wieder fast spöttische Blicke zuwarfen. Natürlich – was konnte Galinda plötzlich von der grässlichen, grünen Elphaba wollen? Doch Galinda kümmerte sich nicht um das Getuschel, kümmerte sich nicht um die Blicke, die ihr ausnahmsweise einmal abschätzig zugewandt wurden. So weh es auch tat auf diese Weise betrachtet zu werden, sie ballte die Fäuste, biss sich auf die Unterlippe und blieb wo sie war – sehr zu Elphabas Missbehagen.
Dennoch begriff sie, dass es keinen Zweck hatte, auch nur irgendwie weiterhin zu versuchen, Elphabas Aufmerksamkeit zu erlangen. So spielte sie meist mit ihrem Federhalter, zeichnete Herzen über die »i« anstatt Punkten und bemühte sich nebenbei dem Unterricht zu folgen.

Zum Ende der Stunde war Elphaba zu Galindas Überraschung etwas übereilt von ihrem Platz aufgesprungen und hatte sich in hastigem Laufschritt aus der Klasse entfernt. Etwas verdutzt sah Galinda ihr hinterher und meinte sie einige Male taumeln gesehen zu haben. Doch ehe sie ihr weiter hinterherblicken konnte, verschmolz die dürre, schwarze Gestalt auch schon mit der schwatzenden Schar aus Studenten, die über den Korridor eilten und Galinda fand sich inmitten ihrer Freundinnen wieder, die Grimassen schnitten, als sähen sie etwas, das sie noch nie zuvor gesehen hatten; etwas Neues, etwas Ungewöhnliches. Doch Galinda wartete die Fragen, die sie gleich stellen würden gar nicht erst ab. Sie hakte sich bei Milla unter, die ihr am nächsten stand und sie zog sie mit sich, als sie den Weg zur Kantine einschlug. Dazu sagte sie etwas wie: »Ach kommt, lasst uns etwas essen gehen! Ich sterbe schon vor Hunger! Was man uns wohl heute vorsetzt?«
Doch da Galinda im Sprechen beinah über ihre Worte stolperte, war nur die Hälfte des Satzes in etwa zu erschließen.
Milla schien etwas überrascht von dem plötzlichen Überfall, nickte aber brav.
»Na-natürlich, Fräulein Galinda«, lächelte sie und ließ sich von ihrer Freundin davonziehen. Pfannee und Shenshen blieben ein wenig zurück, zweifellos, um die Gelegenheit zu nutzen, über Galindas eigenartiges Verhalten tuscheln zu können.
In der Kantine angekommen, stellten sich die beiden in die Schlange zur Essensausgabe. Galinda achtete bereits nicht mehr auf was auch immer Milla eigentlich sagte. Ihre Augen schweiften im ganzen Raum umher, auf der Suche nach Fräulein Elphaba. Ob sie überhaupt hier war? Galinda hoffte es. Sie wusste, dass ihre Stubenkameradin heute Morgen schon kein Frühstück zu sich genommen hatte, und inzwischen musste sie ja direkt ausgehungert sein. Dünn genug war sie ohnehin schon.
Beinahe hatte sie die Hoffnung schon aufgegeben, da erblickte sie Fräulein Elphaba plötzlich, wie sie konzentriert eine offenbar recht volle Tasse auf einen der letzten freien Tische zu balancierte, der von ihrer Umhängetasche bereits als besetzt markiert wurde. Ein Pärchen, das augenscheinlich den gleichen Tisch als Ziel gehabt hatte, machte auf dem Absatz kehrt, als der Junge Elphaba bemerkte und daraufhin seiner Freundin etwas ins Ohr flüsterte. Galinda zog die Augenbrauen leicht zusammen, ungeachtet der Falten, die sich daraus letzten Endes ergeben würden.
»Würden Sie mich einen Moment entschuldigen, Fräulein Milla?«
Sie drückte ihrer Kameradin ein paar Münzen in die Hand mit dem Auftrag, ihr einen Vanilletee und einen leichten Salat zu bestellen, und ließ sie dann zwischen den anderen Wartenden zurück.

Elphaba hielt den Kopf gesenkt. Sie saß auf dem äußersten Rand ihres Stuhls und starrte reglos in die helle Flüssigkeit, die in ihrer Tasse herumschwappte und kleine Wellen bildete, ausgehend von ihrer zitternden Hand, mit der sie das Gefäß umschlossen hielt. Ihre andere Hand befand sich unter dem Tisch und war, durch die Tischplatte für den Rest der Welt unsichtbar, fest auf ihren Magen gepresst. Sie fühlte sich alles andere als wohl.
An sich war sie nur in die Kantine gegangen, um mit einem Mineraltee ihre raue Kehle zu beruhigen, da das ständige Brennen und Kratzen den von ihrem schmerzenden Brustkorb herrührenden Hustenreiz nur noch verstärkte. Nun aber bekam sie kaum einen Schluck davon hinunter. Kaum hatte sie die Cafeteria betreten, waren ihr die Gerüche der verschiedenen Gerichte in die Nase gestiegen, und es hatte sie ein hohes Maß an Willenskraft gekostet, nicht sofort wieder mit einem Würgen rückwärts aus dem Raum zu stolpern, so übel war ihr davon geworden. Leider war es in Shiz verboten, Geschirr mit hinaus auf das Gelände zu nehmen, da die meisten es nicht wieder zurückbrachten, und somit war sie gezwungen, mit ihrem Tee in der Kantine zu bleiben. Bisher allerdings hatte sie noch nicht einmal daran genippt, aus Angst, sich jeden Moment übergeben zu müssen. Sie fühlte sich schwach und wacklig und war kaum in der Lage gewesen, das Geld für den Tee auf die Theke zu legen, die einen Meter höher schien als gewöhnlich. Und laut war es hier. Die Stimmen tausender von Studenten drangen an ihre Ohren, ließen ihren Kopf erzittern und dröhnen, als würde jemand in ihrer Stirnhöhle Kirchenglocken läuten.
Mit einem erschöpften Stöhnen schloss sie die Augen und ließ ihren Kopf auf ihren Arm sinken, vergrub die Augen in ihrer Armbeuge, wo das grelle Sonnenlicht sie nicht mehr blenden konnte. Immerhin hatte es einen kleinen Vorteil... sie würde den Tisch für sich allein haben. Neben den grünen Freak setzte sich niemand, selbst wenn alle anderen Tische besetzt waren. Zum ersten Mal war sie dankbar für ihre unglückliche Hautfarbe.

Zielstrebig zwängte sich Galinda durch die umstehenden, unaufhörlich schwätzenden Studenten. Die Schulter voran pflügte sie mit stockendem Schritt durch die Menge an Wartenden, die für die Essensausgabe anstanden, wobei sie ab und an über den Absatz ihrer eigenen Schuhe stolperte und verzweifelt Halt an der Schulter eines anderen suchte. »Verzeihung«, murmelte sie hastig, schob sich jedoch sogleich weiter. Formalitäten wie: »Entschuldigen Sie, darf ich vorbei? Verzeihung, Entschuldigung, würden Sie mich vorbei lassen?« hielten Galinda dabei immer wieder für Sekunden auf, bis sie beschloss, sich schlicht unwirsch durch die Schar an Studenten zu kämpfen, als wäre es ein tropischer Dschungel, durch welchen man bloß durch die gezielte Anwendung eines Buschmessers gelangen konnte – welches ihre Hände in diesem Fall ersetzten. Galinda blickte über ihre Schulter. Doch ihre Kameradinnen waren nirgends mehr zu entdecken. Die Kantine war unmöglich klein, so fand Galinda. Es schien niemanden zu kümmern, dass man in der Mittagspause kaum einen vernünftigen Schritt tun konnte, ohne versehens in einen anderen zu taumeln. Galinda ließ ein theatralisches Seufzen vernehmen, mit welchem sie versuchte, ihre Empörung über diese entsetzlich enge Kantine, sowie ihre Erleichterung, dass sie die Anstrengungen überwunden hatte, auszudrücken. Sie klopfte ein wenig am Saum ihres Rockes, als wolle sie ihn von lästigem Staub befreien, der jedoch nicht vorhanden war, und sie schob mit den Händen die Falten und Raffungen in ihrem Kleid zurecht, ehe sie entschlossen auf den Tisch zuhielt, der abgeschieden im leeren Halbdunkel der Kantine stand. Und an diesem Tisch saß, den Blick gesenkt, einsam eine knochendürre, aschfahle Gestalt. Elphaba umschloss zaghaft mit ihren Händen eine Teetasse, als wolle sie sich daran wärmen und sie zitterte so heftig, dass der Löffel, der im Beben der Tasse gegen das weiße Porzellan schlug, rasselte wie der Spielstab auf dem Becken eines Schlagzeugs. Ohne sich weiter mit Floskeln und Fragen aufzuhalten, setzte Galinda sich neben ihre Stubenkameradin und folgte ihrem Blick, der ohne auch nur eine Miene zu verziehen, starr in die Teetasse gerichtet war.
Elphaba blinzelte hektisch, als sie spürte, dass jemand sich neben sie gesetzt hatte, fast, als ob sie zuvor kaum die Lider nieder geschlagen hätte und nun wieder daran erinnert worden wäre. Sie zwang ihren Körper dazu, sich samt Stuhl ein wenig nach außen zu bewegen, weiter hinein ins Halbdunkel des Raumes, das nun dunkle Schatten um ihre Augen warf und sie noch eher wie ein Gespenst aussehen ließ. Elphaba blickte nicht auf. Sie starrte in ihre Tasse und versuchte mühevoll und angestrengt dem Beben in ihren Händen Einhalt zu gebieten. Nicht nur der Schatten verfinsterte ihr blasses Gesicht, nein auch der Ausdruck verlieh ihr eine griesgrämige Note. Sie beschirmte die Augen mit den Brauen und sie biss sich auf die Lippe, einerseits um die Worte, die ihr zu entkommen drohten, einzuschließen, andererseits um die Anstrengung, die es sie kostete, ihre Hände vom Zittern abzubringen, weiterhin aushalten zu können.
Galinda schien sich nicht davon beirren zu lassen. Sie beugte sich zu Elphaba herüber und sie schwieg einen Augenblick, bevor sie zaghaft zu sprechen begann:
»Fräulein Elphaba... Ich bewundere Ihre Ausdauer und Ihre offensichtliche Stärke. Dennoch, Sie müssen mir nichts beweisen. Und wenn Sie meinten, es war notwendig, so haben Sie mir jetzt zur Genüge bewiesen, wie stark Sie sind. Ich muss sagen, ich bewundere Sie. Aber meinen Sie nicht, Sie sollten nun in die Stube zurückkehren?«
Galinda hielt inne, als Elphaba den Kopf zum ersten Mal ihr zuwandte, und ihr Blick war wahrhaft furchteinflößend. Erschrocken wich Galinda ihrem Blick aus und erblickte Milla, die ein Tablett in ihren Armbeugen balancierte, wobei sie in einer Hand eine Tasse Vanilletee trug, von welchem Rauch in feinen, gekräuselten Linien aufstieg. Wie reizend, sie brachte Galinda ihre Speisen. Obgleich sie ihr Gesicht voll Missbehagen zu einer unwohlen Grimasse verzog, in der auch Verwirrung lag, sie stellte das Tablett auf dem Tisch ab, warf Galinda einen Blick zu, der ihr wohl bedeuten wollte, sie solle Milla nach ihrer Unterhaltung mit Fräulein Elphaba erklären, was um alles in Oz heute in sie gefahren war, und sie wandte sich ohne ein Wort um und stolzierte von dannen. Galinda sah ihr hinterher. Sie fühlte sich grässlich und sie konnte kaum verhindern, dass ihr Arm ebenso zu zittern begann, als sie in sittsamer Bedachtsamkeit Salatblätter an ihre Lippen führte. Sie blickte sich ein weiteres Mal nach Fräulein Elphaba um, die anscheinend gewissenhaft tat, als ob es Galinda nicht gäbe. Sie nippte an ihrem Tee, wobei sie sich daran verschluckte und die Tasse mit ersticktem Husten wieder nieder stellte. Dabei rasselte die Untertasse und etwas von dem heißen Getränk schwappte über und lief an der Tasse herab. Galinda sah bloß hilflos zu ihrer Zimmergenossin herüber und stellte ihr eine Frage, die zugleich Tadel vermittelte:
»Sagen Sie, wollen Sie denn gar nichts essen? Gar kein bisschen? Ich würde Ihnen empfehlen zu...--«, doch abermals verstummte Galinda, als Elphaba sie ungehalten unterbrach:
»Fräulein Galinda, kann es denn wirklich so schwer sein, mich in Frieden zu lassen?« Galinda zuckte ein Stück zurück, als Elphaba sie wütend anblitzte. Dennoch, trotz des Zorns, der in ihrem Blick lag, schien es ihr schwerzufallen, diesen auch aufrecht zu erhalten. Sie war aschfahl, und es wirkte, als sei ihr Kopf auf einmal zu schwer, als dass ihr Hals ihn tragen konnte, so sehr wurde sie am ganzen Körper geschüttelt. Unwillkürlich griff Galinda nach der Hand, die die Teetasse umfasste, doch ehe Elphaba auf die unerwartete Bewegung reagieren konnte, hatte Galinda ihre Hand bereits erschrocken zurückgezogen. Elphabas Finger fühlten sich an wie Eiszapfen, obgleich die Teetasse nahezu kochend heiß sein musste.
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