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Gold and Dust

Kurzbeschreibung
GeschichteHumor, Freundschaft / P12 / Gen
28.02.2013
01.02.2015
7
18.084
 
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14 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
28.02.2013 3.629
 
Hallihallo,
Anni a.k.a Anni-Potter ist hier und meldet sich für ein neues Kapitel :-) Ich hoffe es gefällt euch!

*****

Pfeifend und mit guter Musik im Ohr fuhr ich in meinem Range Rover den High Way an der Ostküste Richtung Los Angeles entlang. Endlich, nachdem es vier Jahre eine Wunschvorstellung geblieben war, konnte ich endlich nach Los Angeles ziehen. In eine Wohnung, ohne meinen Eltern und ohne Anstands-wau-wau. Zuvor hatte ich dort schon gearbeitet, gewohnt hatte ich aber etwas außerhalb, weil meine Eltern dachten, dass ich sonst zu abgehoben werde. Außerdem war diese Gegend auch nicht die Sicherste und für eine Person für mich viel zu gefährlich, bla bla. Da ich schon mehrmals als Schauspielerin gearbeitet hatte, fand ich mich in der Stadt gut zurecht und fühlte mich dort auch wohl. Das einzige Problem bei diesem Umzug war nur, dass mir meine Eltern verboten hatten, ganz alleine nach LA zu ziehen, weswegen ich jetzt mit zwei anderen Mädchen zusammen wohnen würde. Sie hießen Jule und Nika, welche ich schon seit dem Kindergarten kannte. Zwar nicht so gut, aber gut genug, um sie für den Moment in Schubladen stecken zu können, obwohl man das ja nicht tun sollte. Nika war ziemlich schüchtern und hatte im Kunstclub während der High School Zeit gesteckt. Ab und zu befand sie sich auch im Dramaclub, aber eher hinter der Bühne. Wenn schon, sah ich sie öfter als Jule, welche bei den Musikern der Schule abhing, wenn sie einmal zur Schule ging. Da wir nicht besonders viele Klassen gemeinsam hatten, konnte ich aber nicht beurteilen, ob sie nun oft oder selten die Schule geschwänzt hatte. Konnte mir auch ziemlich egal sein. Ich, Anni, war Cheerleaderoberhaupt der Schule gewesen und hatte auch schon einige Schauspielerjobs abräumen können. Weniger als mir lieb war, da ich nicht idealerweise mitten in Los Angeles gewohnt hatte, aber dies würde sich ab heute ändern. Vor wenigen Tagen hatte ich die Zusage eines Castings bekommen und durfte nun eine Hauptrolle in einem Film spielen. Eine Voraussetzung dafür war  gewesen, in LA wohnen zu müssen und das tat ich schließlich ab heute auch. Später würde ich mich auch noch mit dem Regisseur treffen, um alles abzusegnen und den Verlauf der Dreharbeiten durchgehen zu können. Doch zuerst musste ich erst einmal die Wohnung finden, ein paar Möbel von mir hochschleppen und mein restliches Gepäck hochschleppen. Zum Glück war es gerade erst acht Uhr morgens, da hatte ich genug Zeit bis zum Gespräch mit dem Regisseur.

Nachdem ich vom High Way abgefahren war, ging es an die Suche nach der Wohnung. Zum Glück hatte ich mein Navigationsgerät angeschaltet, sonst würde ich noch bis spät am Abend unterwegs sein. Doch eine halbe Stunde und etliche Abzweigungen später hatte ich sogar einen Parkplatz ganz in der Nähe des Einganges gefunden. Ich schnappte mir zwei Koffer, fischte den Wohnungsschlüssel heraus und machte mich auf den Weg nach oben. Da ich sonst nur Koffer und drei zusammenbaubare Möbel noch mitgeschleppt hatte, waren meine Sachen bald in der Wohnung. Zuvor hatte ich schon Möbel wie Bett, Kasten und Teppich herbringen müssen sowie mit Jule und Nika entscheiden müssen, wie wir die Wohnung haben wollten. Keine leichte Sache, da wir drei eindeutig verschiedene Vorstellungen von Wohnung hatten. Aber dazu später. Mein Zimmer war weiß gestrichen worden und hatte ein ebenfalls helles Parkett aus Nuss? Die restlichen Möbel waren ebenfalls aus hellem Holz gefertigt, die Vorhänge hellgrün und der Teppichvorleger war schwarz. Der wahrscheinlich dunkelste Fleck in meinem Zimmer. Dieses war groß genug, um ein Doppelbett hineinzuzwängen, sowie mehrere Kästen und einen Schreibtisch. Ich stellte meine Koffer neben das Bett und die Schachtel mit dem zusammenbaubaren Nachtkästchen daneben. Wie ich es mir schon gedacht hatte, war ich die Erste hier. Schulterzuckend öffnete ich den Karton und begann, das Nachtkästchen zusammenzubauen. War das erst einmal erledigt, packte ich meine Klamotten und Mitbringsel aus, verstaute diese und begann mein Zimmer mit Fotos und Kleinigkeiten zu dekorieren. Schließlich war das Schlafzimmer der einzige Raum, in dem man seine Persönlichkeit zeigen konnte.
Eigentlich wollte ich schon immer Schauspielerin werden, wenn ich darüber nachdachte. Mit Los Angeles direkt vor der Nase war es auch kein Problem gewesen, einen Agenten zu finden, welcher mich in diverse Castings geschickt hatte. Manchmal waren es mehrere am Tag gewesen, manchmal nur eines im Monat. In meiner Schule wurden die künstlerischen Talente besonders gefördert, was mir noch mehr geholfen hatte, meinen Traum zu verwirklichen. Meine Eltern hatten mich immer unterstützt, denn solange ich Spaß und Freude an der Sache hatte, waren sie auch glücklich. Dass meine Eltern außerdem sehr gut verdienten, schien mir meinen Traum noch greifbarer gemacht zu haben, denn so konnte ich immer zwischen LA und meiner Heimat hin und her switchen und musste nicht wirklich ans Geld dabei denken. Ebenso konnten sich meine Eltern meine Managerin, Ruth, leisten. Ruth würde ich heute zum Gespräch mit dem Regisseur treffen und auf sie freute ich mich wirklich. Wie auch immer sie es schaffte, sie war fröhlich, aufgedreht und meist motivierend. Außerdem hatte sie mich in den letzten Jahren immer begleitet und hatte sich so zu einer zweiten Mutter entwickelt. Ich musste nicht unbedingt erwähnen, dass meine Eltern, zwei Rechtsanwälte, nicht besonders viel Zeit für mich hatten. Dennoch hatte ich sie lieb und war ihnen längst nicht mehr so wütend auf sie als mit Zehn. Mit den Jahren beginnt man seine Situation an zu verstehen und deren Opfer die man bringen muss, um seine Träume zu verwirklichen.
Trotz Showbusiness hatten meine Eltern darauf bestanden, weiter an eine normale High School zu gehen. Anfangs für mich total unverständlich, denn wer brauchte Schule, wenn man Schauspielerin werden wollte? Mittlerweile, nachdem ich erfolgreich den Abschluss gemacht hatte, war ich froh darüber, nicht einfach meine Ausbildung hingeschmissen zu haben.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch, welches aus dem Flur zu kommen schien. Ich lugte aus meinem Zimmer heraus und entdeckte Nika, welche ihren Trolley den Gang entlang schliff. Oder besser gesagt zwei Koffer entlangzerrte, denn sie war nicht weniger beladen hierher gekommen als ich.
„Hey Nika! Willkommen in LA!“, rief ich ihr zu und trat aus meinem Zimmer heraus, um meine Wohnungsgenossin strahlend zu empfangen. Diese schien mich wohl weniger erwartet zu haben, als ihr mal ein Koffergriff aus der Hand rutschte und der Koffer mit einem Knall zu Boden ging. Sofort bückte Nika sich und hob ihn wieder auf, nur um mich dann leicht skeptisch anzusehen.
„Ebenfalls hallo. Ich wusste nicht, dass du schon so früh da bist.“ Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ich habe heute noch einiges vor, deswegen bin ich lieber früher hier gewesen.“
„Dann will ich dich nicht weiter aufhalten. Viel Spaß bei was auch immer.“
„Viel Spaß beim auspacken.“ Ohne weiter Zeit zu verlieren zog ich mich wieder in mein Zimmer zurück, um den letzten Rest an Klamotten und Deko auszupacken. Ein Blick auf meine Handyuhr verriet mir, dass es bereits zwölf Uhr war und ich gerade rechtzeitig fertig geworden war, um mich gemütlich auf dem Weg in die Innenstadt machen zu können. Das Treffen mit dem Regisseur war um drei Uhr arrangiert, also würde ich noch genug Zeit haben, Mittag essen zu gehen und durch die Gegend zu bummeln. Deswegen schnappte ich mir meine Autoschlüssel und wollte eben aus der Zimmertür, als ich die Eingangstür aufsperren hörte. Mitbewohnerin Nummer Drei war dabei, sich einen Weg in die Wohnung zu bannen. Vermutete ich mal, ansonsten hatte niemand einen Schlüssel für die Wohnung. Ich blieb stehen und lauschte, wie jemand den Flur betrat und die Wohnungstür hinter sich schloss.
„Hallo? Wer da?“, hörte ich und nickte fast gleichzeitig. Es war Jule. Nochmals sah ich auf die Uhr. Ich musste langsam los und wenn, konnte ich Jule noch schnell begrüßen gehen.
„Juliet! Hiiiii!“ Überschwänglich umarmte ich sie und merkte, wie sie sich verkrampfte. Ebenso rasch ließ ich sie wieder los. Ups, ich glaubte mich zu erinnern, dass sie es in der Schule gehasst hatte, wenn man sie so anredete. Freundliche Menschen schien sie ebenso wenig zu mögen. Egal, der Schaden war begangen, ich kannte sie nicht so gut, also war das schon in Ordnung. Jule sah hinter mich, weswegen ich einmal vermutete, dass Nika hinter mir irgendwo stand.
„Jaaa..“, sagte Jule bloß und sah etwas unbeholfen durch die Gegend. Die Gesprächigste schien sie wohl nicht zu sein. Angenehm war diese Szene für mich auch nicht. „...ich bin dann in meinem Zimmer!“, stieß Jule schließlich aus und begann, ihren Koffer den Gang entlang zu zerren. Ich starrte ihr noch kurz nach, erinnerte mich dann aber, dass ich etwas zu tun hatte und machte mich auf zu meinem Auto. Also waren wir jetzt komplett.

Mittlerweile war es richtig warm geworden, weswegen ich meine Weste auf den Beifahrersitz geschmissen hatte bevor ich losfuhr. Ich hatte meine Hand am Zündschlüssel und wollte schon den Motor starten, als mein Handy zu klingen begann. Etwas genervt durch die Verzögerung fischte ich mein Handy aus meiner Tasche und sah auf meinen Display. Fluchend hob ich ab.
„Es tut mir so leid, ich weiß, ich hätte dich schon früher anrufen sollen, aber meine Koffer und die Möbel haben mich zu sehr auf Trab gehalten.“
Wie können diese Sachen wichtiger sein als deine beste Freundin aus LA? Und Liam? Wenn es sein muss, komme ich vorbei und vermöble sie. Ha! Wortwitz.“ Die aufgeregte Stimme meiner besten Freundin aus Los Angeles, Cassidy, drang durch die andere Leitung. Innerlich atmete ich auf, denn ich hatte weitaus schlimmeres befürchtet. Eine Cassidy, die plötzlich von hinten kam und versuchte dich zu erwürgen, zum Beispiel. Liam, mein bester Freund aus LA, und Cassidy waren beide Schauspieler. Beide hatte ich sie bei einem Dreh für einen Werbespot vor ein paar Jahren kennengelernt, weswegen ich nicht weniger gewollt hatte, so bald wie möglich nach LA zu ziehen. Cassidy und Liam hatten sich ebenfalls an dem Tag kennengelernt gehabt, also hatte sich niemand ausgeschlossen gefühlt.
„Ich glaube, das würde nur schmerzhaft enden.“
Für die Möbel, meinst du.“ Ich verdrehte genervt die Augen. Irgendwie schaffte sie es immer, das letzte Wort zu haben.
„Wie dem auch sei, ich bin auf den Weg in die Innenstadt für ein Meeting, das erst in drei Stunden angesetzt ist. Wie wär’s, schnapp dir Liam und wir treffen uns in einer halben Stunde bei Cole’s, okay?“ Cole’s war eigentlich ein Barrestaurant, jedoch gab es dort die besten Sandwiches weit und breit. Ganz nebenbei bemerkt gingen wir drei dort liebend gerne essen.
Klingt toll, ich muss nur noch Liam informieren, aber der kommt sicher mit. Bis gleich!“ Ich verabschiedete mich rasch von Cassidy, warf das Handy auf den Beifahrersitz und fuhr los. Cole’s lag in Downtown LA und war bei wenig Verkehr in einer halben Stunde zu erreichen. Wenn man Glück hatte, denn wenig Verkehr und Los Angeles in einem Satz passten ungefähr so gut zusammen wie Jacke und Hai. Jedoch hatte ich Glück, wahrscheinlich Anfängerglück, denn ich war in einer halben Stunde in der Nähe von Cole’s und hatte dazu noch einen Parkplatz erwischt, in welchen ich mich ohne Probleme mit meinem Range Rover parken konnte.

Als ich Cole’s betrat, musste ich mich nicht lange umsehen, um meine beiden Freunde zu finden. Denn die Freunde kamen zu mir.
„Du bist da! In LA! Für immer!“ Stürmisch wurde ich von Cassidy, kurz auch Cass, umarmt beziehungsweise erdrückt. Wahrscheinlich dafür, dass ich sie nicht eher angerufen hatte.
„Cass, wenn du mich weiter so umarmst, dann sterbe ich. An Atemnot. Bitte.“, murmelte ich etwas gedämpft und wurde wenige Sekunden später unter besorgten Augen wieder freigelassen.
„Das mit dem Ersticken war ein Scherz, aber bei dir kann ich nie vorsichtig genug sein.“ Gespielt beleidigt schlug mir meine beste Freundin auf den Oberarm.
„Da hat sie aber Recht Cass, vor zwei Monaten hättest du beinahe ein Kaninchen zerdrückt.“
„Oh Liam, charmant wie immer.“ Cassidy schnitt eine Grimasse als hätte sie in etwas Saures hineingebissen. Liam, welcher nun endlich auch zu Vorschein kam, umarmte mich ebenfalls.
„Schön, dass du wieder da bist und nicht mehr so schnell gehst. Cass alleine nervt gewaltig.“ Jetzt boxte Cassidy Liam auf den Oberarm. Dieser zuckte nicht einmal mit der Wimper, entweder, weil Cass nicht gerade fest zuschlagen konnte oder weil er es schon von ihr gewohnt war. Ich tippte auf Zweites.

Liam, Liam Russell mit vollem Namen, war ein 1,80 Meter großer brünetter, 21 Jahre alter Typ mit hellbraunen, verwuschelten Haaren und dunkelbraunen Augen. Er besaß ein schmales Gesicht, breiten Mund und eine spitze Nase. Seine relativ dunklen Augenbrauen waren sein Markenzeichen und halfen ihm ungemein in Hollywood zu bestehen. Im Gegensatz zu Cassidy war er fast ruhig, auch wenn er ein ziemlich loses Mundwerk haben konnte. Am liebsten trug er eine verwaschene Jeans, schwarze Sneakers und meist schwarze T-Shirts mit Bandaufdruck. Vom Körperbau her war er dank seinem bevorstehendem Dreh relativ muskulös, ansonsten war er an sich athletisch veranlagt und spielte in seiner Freizeit liebend gerne Baseball. Er stritt zwar ab, dass ihm die Mädels scharrenweise hinterherliefen, wenn Cassidy und ich ihn damit aufzogen, aber wir wussten es besser. Oder eher gesagt, die kichernde Meute, die ab und an zufällig an unserer Gruppe vorbeikamen, wenn wir in der Mall unterwegs waren.
Cassidy Moore war 1,69 Meter groß, also ein kleines Stückchen größer als ich mit meinen 1,65 Metern und ebenfalls 20. Sie trug lange, natürliche hellblonde Haare, welche ihr bis zur Brust gingen. Ihre Augen waren hellbraun, ihre Lippen voll, jedoch beschwerte sie sich wöchentlich bei mir, dass sie Geld sparen würde, um ihre Hakennase wegzuoperieren. Meiner Meinung nach war ihre Nase nicht so schlimm, wie sie immer tat und überhaupt nicht hässlich. Außerdem wusste sie so gut wie ich, dass sie dadurch aus der Masse der Schauspieler herausstach. Aber das wollte sie nicht zugeben. Cass hielt absolut nichts vom Schlabber-Lock und trug immer enganliegende Klamotten, bevorzugt erweise Röcke. Meistens kombinierte sie diese dann mit einer Bluse und einer Weste oder ähnlichem. Höchstens beim Dreh würde ich sie je in Jogginghosen erwischen, aber auch nur, wenn es nicht anders ging. Ihre Lieblingssportarten waren Boxen und Shoppen.
Und dann war da noch ich. Anna „Anni“ Butler, 20 Jahre alt und 1,65 Meter groß. Ich hatte mittelblondes, ein wenig länger als Schulter geschnittene Haare und dunkelblaue Augen. Normalgroße Nase, schmale Lippen und kurvige Augenbrauen. Was Hollywood auch immer in mir gesehen hat, ich war mir bis heute nicht ganz sicher. Ich war bis jetzt nur felsenfest entschlossen gewesen, Schauspielerin werden zu wollen und das war es auch schon. Cass und Liam waren sich einig, dass ich immer sehr selbstsicher aufzutreten schien und ein gewinnendes Lächeln besaß, aber das klang sehr nach Hollywood-Schmafu. Aber wahrscheinlich würde ich das noch irgendwann herausfinden. Mein Kleidungsstil war nach Lust und Laune unterschiedlich, solange mir die Klamotte gefiel und sie stilistisch zueinander passten, konnte ich alles tragen. Meine Lieblingssportart war laufen, früher auch Cheerleading, aber das konnte ich nicht mehr machen, da ich keine Zeit dafür fand.

Nachdem wir unser Essen bestellt hatten, begannen meine beiden Freunde zu erzählen, was ich nicht alles in LA verpasst hatte.
„Ha, die eine Premiere – Liam weißt du noch, welche das war? – die war echt hammer! Steigt sie Paris Hilton doch glatt aufs Kleid, mit voller Absicht möchte ich wetten, und wundert sich dann, wenn die einen Bitchfight anfängt. Ganz ehrlich, wie hohl muss man sein?“ Ich hatte fast vergessen, dass Cassidy es liebte, wenn sich andere anzickten und sie nicht dabei beteiligt war. Gossip mochte sie eigentlich nicht besonders, aber Streiterein – die liebte sie und zog sie an wie Motten vom Licht angezogen wurden.
„War ganz okay. Aber das Highlight war noch immer der Typ im Krokodillederanzug, welcher dann von Peta mit rohen Eiern abgeschossen  worden war. Wie die so weit zu ihm kommen konnten, ist mir noch immer ein Rätsel. Bei den ganzen Securities.“, argumentierte Liam und hatte dabei ein seeliges Grinsen auf den Lippen. „Eindeutig einer der verrücktesten Tage in LA.“ Ich nahm einen Schluck von meinem Getränk und fühlte mich irgendwie ausgeschlossen, was natürlich totaler Schwachsinn war. Es war klar, dass ich während meiner Schulzeit nicht immer in Los Angeles hätte abhängen haben können, aber dennoch war ich eifersüchtig auf die Zeit, die die beiden hier länger verbracht hatten. Leicht schüttelte ich den Kopf und beteiligte mich wieder an ihrem Gespräch, welches mittlerweile weniger vom Showbusiness handelte. Schließlich redeten wir noch eine Weile über Schule, das Wetter, andere Freunde und mögliche Schauspieler, die neben uns noch groß am Rauskommen waren. Sehr lustig, bis mir einfiel, dass ich eigentlich noch ein Treffen geplant hatte.
„Oh Gott, ich muss los. Sonst denkt der Regisseur noch was Schlechtes von mir und das wäre nicht gerade vorteilhaft.“ Entsetzt, wie schnell die Zeit vergehen konnte wenn man sich amüsierte, sprang ich vom Stuhl und kramte gleichzeitig nach meiner Geldbörse, um zu bezahlen. „Als hättest du das nötig mit einem vorbildhaften Umgang wie wir.”, witzelte Cassidy und schnauzte daraufhin einen Restaurantbesucher an, weil er sie im Vorbeigehen unbeabsichtigt angerempelt hatte. „Genau deswegen muss ich pünktlich sein.“ Ich zog belustigt die Augenbrauen hoch und umarmte schließlich Liam zum abschied, da Cass’ Rempler das Problem meiner Freundin ausdiskutieren wollte. „Drück Cass für mich, wenn sie sich aus der Schlinge herausgezogen hat. Ich melde mich bald wieder, versprochen.“ Liam grinste schief und nickte. „Werde ich und jetzt geh, sonst wird der werte Herr noch ungeduldig. Und ich würde gerne auf deine Filmpremiere gehen, ich sag’s nur.“ Grinsend schüttelte ich bloß den Kopf und verlief im Eiltempo das Restaurant. Ich hatte nur noch eine Viertelstunde Zeit, um auszuparken, zum Café zu fahren und dort einzuparken. Einfach war es nicht.

Als ich schließlich beim Café ankam, saß er bereits an einem Tisch mit Sonnenbrille auf der Nase. Soweit ich beurteilen konnte, hatte er einen relativ neutralen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Ich hoffte nur, es hatte ihm nichts ausgemacht, dass ich zehn Minuten zu spät gekommen war. Bei manchen Regisseuren, so hatte ich gehört, war es der Weltuntergang. Ringan Ledwidge, der Regisseur, sah auf und entdeckte mich, als er gehört hatte, dass sich jemand seinen Tisch genähert hatte. Er stand auf und lächelte mich an, als er mich begrüßte. „Hallo Anna, schön dich zu sehen.“
„Dem kann ich nur zustimmen, Mr Ledwidge. Tut mir leid wegen der Verspätung, ich wurde aufgehalten.“ Der Regisseur winkte ab und grinste.„Ach macht doch nichts, hier, setz dich hin. Wir können uns übrigens duzen, so alt bin ich noch nicht und auf formelle Weise will ich bei einem Dreh nicht arbeiten.“ Ich nickte und bestellte mir einen Latte Macchiato, während sich Ringan einen Cappuccino bestellte. Bis jetzt hatte ich den Regisseur bloß dreimal getroffen, was bezüglich den Casting-Runden gewesen war. Heute würde er mir erzählen, mit wem ich zusammenarbeiten würde und wann genau die Dreharbeiten begannen. Bevor wir unsere Getränke bekamen, sprachen wir über meinen Umzug nach Los Angeles und mein Leben dafür. Nicht viel, aber hier und da etwas Smalltalk.
„Es war einfach eine Frage der Zeit hierher zu ziehen. Meinen Eltern sind schon die Ohren abgefallen, weil sie mein Gebettel wohl nicht mehr ertragen konnten.“, schloss ich ab, während sich Ringan herzlich darüber zu amüsieren schien. Dann wurden unsere Getränke gebracht und der Regisseur schien es für die richtige Zeit zu halten, um mich mit den Details des Filmdrehs zu bombardieren.

„Also, ich möchte dich nicht weiter auf die Folter spannen. Du weißt, dass es sich bei diesem Film um einen Found-Footage Film handeln wird, also keineswegs einfach. Ebenso hast du schon, alleine bei den Castings, erfahren, dass sich der Film um eine Gruppe an Teenagers handeln wird, die ein Portal in die Vergangenheit gefunden haben. Als einer dann beginnt, die Geschichte zu verändern, treten verheerende Folgen an Tag. Diese Gruppe besteht aus fünf Teenager, unter anderem dir, Jacqueline Emerson, Ravir Ullman, Kyle Galer und Logan Lerman. Drehbeginn ist in zwei Wochen und den nötigen Papierkram gebe ich dir heute mit. Der Dreh wird ungefähr zwei Monate dauern und ich erwarte höchste Disziplin. Jedoch zweifle ich bei keinen von euch daran.“ Ringan nahm einen Schluck aus seiner Tasse, setzte sie ab und holte eine mit Gummibändern verschlossene Mappe hervor. „Hier drinnen sind nochmal der Vertrag, weitere Details, die ich an dieser Stelle nicht mehr erwähnen möchte und Kontaktadressen zu den verschiedensten Leuten, unter anderem dem Cast.“ Ich nickte und nahm die Mappe entgegen, welche mir nun hingehalten wurde. „Und da ich schon weitermuss, bedanke ich mir für das Treffen und wir sehen uns in zwei Wochen.“ Der Regisseur bezahlte auch meine Rechnung und machte sich dann in einem Eiltempo auf den Weg. Ich zog meine Augenbrauen zusammen, da ich es ein wenig merkwürdig fand, wenn Leute einfach so mir nichts dir nichts verschwanden. Aber das schien wohl LA zu sein, hier war alles und jeder hektisch.
Auf dem Weg zu meinem Auto zog ich mein Handy hervor und bemerkte, dass ich eine neue Nachricht von Cassidy erhalten hatte.  

DVD-Nacht bei mir. Liam bringt Evil Inside und Ironman mit. Wir sind auf News gespannt! Hol deine Sachen und komm rüber.
-Cass

Grinsend las ich die Nachricht und machte mich, sobald ich das Auto erreicht hatte,  auf den Weg in die Wohnung, um meine Tasche für eine DVD-Nacht zu packen. In der Wohnung rief ich schnell Jule an, dass ich heute nicht kommen würde, verabschiedete mich bei Nika mit einem „Bin morgen wieder da“ und lief nach unten. Ich war mir nicht sicher, ob sie es gehört hatte, da sie in ihrem Zimmer gewesen war und ich schon halb aus der Tür, aber sie würde es dann früh genug bemerken, dass ich nicht da war. Wieder im Auto angelangt, packte mich die Vorfreude. Ich freute mich auf ihre Gesichter, wenn ich ihnen vom Regisseur und vom Cast erzählte, die würden Augen machen.

*****

Für mich geht’s dann bei Kapitel 5 weiter. Bis dann :-)
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