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Names, carved in stone (Defense Devil)

von Miss Kuri
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
31.01.2013
14.02.2014
13
18.850
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31.01.2013 1.904
 
Mit dem Geräusch von einem auf den Boden aufgeschlagenen, vollen Wassereimer wurde Bichura am nächsten Morgen kurz vor Sonnenaufgang geweckt. Nur mit einem Auge hatte er den Diener angesehen, der einen Teil des Wassers auf dem Boden überschwappen hat lassen.
Er hatte nur eine sehr kurze Nacht gehabt, denn wenn vierzehn Dämonen auf einem Haufen zusammengepfercht wurden, dann gab es auch entsprechenden Krach. Keiner der Teilnehmer, außer der Drache, war auch für nur einen Moment leise; alle dachten, sie seien allein in diesem großen Raum, von dem jedes Geräusch mit doppelter Lautstärke widerhallte. Dazu kam noch ein Anfall von Klaustrophobie seitens Bichura, denn er war es nicht gewöhnt, in so einer kleinen Zelle zu sitzen oder zu schlafen. In seinem Dorf hatte er meist in einem recht großen Raum geschlafen und nach der Zerstörung fast nur unter freiem Himmel. Hier drin kam er sich vor, als säße er im Knast. Außerdem war der Raum so klein, dass er nicht einmal seine Flügel hatte vernünftig spreizen können. Das Waschen würde ja ein Erlebnis werden. Ein Wunder, wenn er nicht irgendwo gegen die Steinwand stieß.
„Hast du gut geschlafen?“, fragte die Dämonin, als sie gerade an seiner Zellentür vorbei gehen wollte und nun genau vor dieser stand. Doch Bichura machte keine Anstalten, etwas zu erwidern, sondern brummte nur und ließ seine Augen geschlossen.
„Daraus entnehme ich mal, dass es nicht gut war.“ Sie sah auf ihre Stiefelspitzen, dann fiel ihr etwas ein. „Du bist ein Drachendämon, nicht wahr? Du musst dir vorkommen, als hätte man dich eingesperrt.“
„Was willst du hier?“, murmelte er ohne auf ihre Frage einzugehen und starrte nun auf die gegenüberliegende Wand. „Geh lieber wieder zu deinem Angebeteten, sonst krieg ich nachher eins auf die Fresse, weil du mit mir gesprochen hast.“
„Er schläft noch. Ich bin nur schon wach, weil ich noch etwas trainieren muss. Meinst du, ich schaffe es?“
Das war der Punkt, an dem Bichura Shimon ansah und der musternde Blick ging ihr seltsamerweise durch und durch.
„Klar. Dir traue ich das sogar eher zu als manch anderem hier. Pass nur immer auf, wo das Maul und die Hände deines Gegners sind“, meinte er beinahe desinteressiert.
„Warum auch das Maul?“
„Beißt eins der Viecher dich während du nur auf dessen Klauen achtest, dann bist du schon so gut wie tot.“
„Gut. Danke.“ Eigentlich wollte sie noch fragen, woher er das wusste, doch sie ging einfach wieder zu ihrer Zelle. Neben ihr lag Havo und fragte dann verschlafen, warum sie schon auf war, doch sie sagte das gleiche, wie schon zu Bichura – dass sie trainieren müsse. Zwar war sie für einen Moment tatsächlich verschwunden, doch die Dämonin kam gerade dann wieder in den großen Vorraum, als die anderen schon fertig mit Waschen waren, nur aus einer Zelle hörte man noch ein Platschen. Da sie bei Havo stand, der sich gegen das Gitter seiner Zelle gelehnt hatte, fragte sie ihn woher das Geräusch kam.
„Ach, Geweihdingsbums verursacht dahinten sicher eine Überschwemmung“, antwortete er mit einer Mischung aus Langeweile und Genervtsein und rollte die Augen hoch. Shimon lachte aufgrund der ganzen Szenerie, die ihr Freund ihr bot und gab ihm durch die Gitterstäbe einen Kuss auf den Mund. „Das schau ich mir mal an.“
„Was willst du da schon sehen?“, rief er ihr noch hinterher, doch scheinbar hörte sie es nicht mehr.
Sie ging dann ein paar Schritte weiter bis zu Bichuras Nische und sah, dass er mit der Enge zu kämpfen hatte. Aus dem Grund stand er mit dem Rücken zu dem Gemeinschaftsraum gewandt und hatte erst einmal nur einen seiner Flügel ausgeklappt, bei dem er sich um die Innenseite kümmerte. Und tatsächlich, das Wasser lief von seinen Flügeln zur Gittertür und aus dieser hinaus und benetzte auch ihre Stiefel. Doch das störte sie nicht, denn ihre Augen wanderten über seinen nass glänzenden, schwarzen Rücken und tasteten jeden Muskel ab. Sie erwischte sich dabei, wie sie auf ihre Unterlippe biss und erst nach dem zweiten Rufen ihres Freundes reagierte. Das war auch der Moment, als Bichura über seinen Flügel nach hinten und mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht direkt in ihre Augen blickte, so als hatte er schon längst geahnt, wer dort stand.
Mit einem ertappten Keuchen verschwand sie dann zu Havo.

Stunden später herrschte helle Aufregung im Quartier und von draußen konnte man das Johlen und Brüllen der Zuschauer hören, die schon im Massaker-Kolosseum Platz genommen hatten und auf den Kampf warten. Da das Kämpferlager direkt unter dem Kolosseum lag, würden die anderen von einem der beiden Kämpfe auf alle Fälle Notiz nehmen. Hinzu kam, dass jede Nische ein Gitterfenster an der Decke hatte, durch das man problemlos auf das Kampfgeschehen blicken konnte, wenn man wollte.
Bichura wollte eigentlich nur seine Ruhe haben, deswegen war auch er nicht aus seiner Zelle getreten, wo alle anderen mehr oder weniger Shimon umringten und versuchten, ihr noch allerletzte Tipps zu geben. Havo war dabei besonders laut, denn er hatte auch die meiste Angst um die junge Frau, die ihre Rüstung angelegt hatte und nun ihre zwei Dolche in den Händen drehte. Natürlich war sie nervös, doch sie versuchte es damit zu überspielen, indem sie ab und an Scherze machte.
„Hey, willst du ihr nicht auch noch ein paar Sachen mit auf dem Weg geben?“, fragte Reiqua, der normalerweise neben der Zelle des Drachendämons lag.
„Sie weiß schon, was sie zu tun hat“, antwortete er knapp, aber wurde dann ihren Blick gewahr, als sie sich halb umdrehte und ihre Messer nun stillhielt.
Das blieb auch den anderen nicht verborgen und so sah auch ihr Freund, dieser ungehobelte Fleischberg, misstrauisch zu ihm herüber und flüsterte der Dämonin etwas zu, wobei er ein wenig verärgert wirkte. Kurz darauf schüttelte sie den Kopf und gab ihm einen Schlag an den Hals, der mehr spielerisch als alles andere war.
Im nächsten Moment kam auch schon der Wärter und geleitete die junge Frau nach draußen, so wie auch Grimold, dessen Miene zu Stein erstarrt war. Der Jubel draußen stieg dann an und gleichzeitig wurde es innen im Lager totenstill. Der Iro-Dämon fing selbst jetzt schon an, unruhig auf und ab zu laufen, dabei hatte der Kampf noch nicht einmal angefangen. Um seine Unruhe zu zügeln, steuerte er direkt auf die Gittertür von Bichuras Nische zu, umfasste ein paar der Stangen und warf sich dagegen. Sichtlich unbeeindruckt wandte der Drache den Kopf und blickte zu ihm.
„Hey, du! Es zeugt von schlechtem Stil, einem anderen Kämpfer kein Glück zu wünschen.“
„Shimon braucht kein Glück. Sie muss nur auf ihr Leben acht geben, nichts weiter.“
Dass der Drachendämon ihren Namen in den Mund genommen hatte, machte Havo wütend.
„Wehe, du sagst noch einmal ihren Namen!“, donnerte er los, was Bichura belustigte. Doch als darauf keine Antwort kam, schnaubte der andere und meinte: „Du hast heimlich mit ihr geredet, als ich geschlafen hatte, stimmt's? Sie erzählte mir, dass man auf das Maul der Monster aufpassen muss, damit man nicht gebissen wird.“
„Normalerweise hättest gerade du ihr das sagen müssen, so besorgt wie du um ihr Leben bist. Und bevor du gleich wieder ausflippst: ich will nichts von ihr.“
„Du...!“ Doch bevor es zu weiteren Flüchen kommen konnte, hörte man das Stampfen des ersten Ungeheuers und alle im Lager blieben in ihren Bewegungen stehen. Eine Sekunde später hörte man weibliches Kriegsgeschrei und den ersten Angriff, der sich ganz danach anhörte, als hätten ihre Dolche mit dem Gebiss des Monstrums Bekanntschaft gemacht.
„SHIMON! Shimon, hörst du mich? Mach es kalt!!“, brüllte Havo schließlich nach oben.
„Schnauze, sie hört dich eh nicht!“, rief Bichura nun herüber, weil es ihm mit dem Typen wirklich langsam zu bunt wurde.
„Grr, was weißt du schon!“ Und so machte er mit Aufstachelungen weiter, bis ihre Schritte sich entfernten.
Nach fast zwei Stunden war der Kampf noch nicht beendet, doch immerhin waren bisher nur schwere Körper zu Boden gefallen und keiner derer im Inneren hatten weibliches Gewimmer vernommen. Shimons Geliebter hatte seinen Kopf am Tisch in beide Hände gestützt und klagte, wann der Kampf endlich vorbei sei. Der Drachendämon hingegen hatte sich auf sein Bett gestellt und hielt sich mit den Händen am oberen Gitter fest und versuchte zu sehen, wie lange es noch dauern könnte, indem er sich daran hochzog und den Sandboden sehen konnte. Eine Staubwolke strich gerade über das Gitter hinweg und er drehte kurz seinen Kopf weg, um keinen Sand in die Augen zu bekommen. Dann aber sah er ihren Stiefel neben dem Gitter, welcher mit Blutspritzern übersät war und das ganze Kolosseum jubelte aufgrund des aufregenden Kampfes.
Bichura sprang wieder ab und ging stillschweigend aus der Tür, wobei die anderen zu ihm aufblickten. Kurz darauf hörten sie erschöpfte Schritte und eine Gestalt kam durch den dunklen Gang zurück. Es war die Dämonin.
Havo rannte natürlich zu ihr und umarmte sie sofort, doch sie erwiderte diese Umarmung nicht, sondern schloss nur die Augen und sagte ernst: „Grimold ist tot, eins der Monster hat ihm den Kopf abgebissen.“
Genau das wollte der Iro-Dämon nicht hören, denn immerhin war seine Liebste am Leben und das reichte ihm vollkommen. Sollten doch alle sterben, Hauptsache, sie nicht. Aber der Drache hat mit dem Ausschussverfahren recht gehabt; es konnte immer nur einer überleben.
Die anderen wollten dann natürlich wissen, wie sie es gemacht hatte, erfolgreich aus dem Kampf hervorzugehen und sie erzählte die gröbsten Sachen beim Abendessen.
„Die ersten beiden Monster waren eine Kleinigkeit, aber das dritte war eine harte Nuss und hatte ein riesiges Maul. Vermutlich war Grimold auch an so einem ähnlichen gescheitert. Ich musste auch aufpassen, nicht gebissen und gleichzeitig weggerammt zu werden, auch wenn mir das Maul gefährlich nahe kam.“
Bichura kümmerte sich während ihres lebhaften Berichts nur um sein Essen und blickte noch nicht einmal hoch, doch innerlich war er froh, dass sie seine vorherige Einschätzung erfüllt hatte. Am Ende nahm er sein Dark Matter nicht ein, sondern steckte es in die Hosentasche. Ihm war aufgefallen, dass die Wunden der Dämonin nicht richtig verheilt waren, was ein Zeichen von Überanstrengung war. An Ende des Essen kam der Wächter wieder und teilte den anderen mit, dass wer sich am nächsten Tag bereithalten sollte, aber es handelte sich dieses Mal wieder nicht um den Drachendämon, sondern um zwei, die ziemlich eigenbrödlerisch waren. So langsam regte sich in ihm die Frage, ob man ihn absichtlich nicht kämpfen ließ.
Die anderen beiden nahmen es zur Kenntnis und verschwanden dann in ihre Nischen. Da Bichura dank mangelnder Gewöhnung ohnehin kein Auge zumachen konnte, wanderte er, während fast alle schliefen, an den Zellen vorbei, um zu sehen, wer noch wach war. Shimon war es noch, die ihre Rüstung säuberte, doch es fiel ihr schwer durch die Verletzung am Reibarm. Als sie seufzend aufblickte, erkannte sie Bichura vor ihrer Tür.
„Glückwunsch“, sagte er und warf ihr das kleine Reagenzglas mit Dark Matter herüber, was sie auffing, aber mit Verwunderung.
„Danke, aber... warum gibst du mir deine Ration?“
„Deine Wunden verheilen nicht richtig, hab ich recht? Selbst durch das bisschen nicht, dass du bekommen hast.“
„Schon, aber du kannst es eher gebrauchen, denn wenn du eine schwere Wunde bekommst, hast du gleich zwei.“
„Ich brauche es noch nicht so dringend. Nimm es an, aber sag deinem Freund nichts davon. Es ist besser, wenn du gesund deine Rüstung schrubbst, dann bist du schneller und kannst somit auch schneller schlafen.“
„Bichura, du bist unmöglich“, entgegnete sie dann schmunzelnd und senkte den Kopf, doch als sie wieder hochblickte, war er schon verschwunden.
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