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Names, carved in stone (Defense Devil)

von Miss Kuri
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
31.01.2013
14.02.2014
13
18.850
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31.01.2013 1.240
 
Am Abend saßen alle 13 Teilnehmer an einem grob gezimmerten, ovalen Tisch und nahmen ihre erste Mahlzeit im Quartier ein: ein großes Stück Fleisch, dazu Brot und ein Glas Wasser und, als „Nachtisch“, ein kleines Reagenzglas mit Dark Matter.
„Damit ihr für die Kämpfe gewappnet seid und nicht zwischendurch die Kraft verliert“, hatte ihnen eine Serviererin die Sache mit dem Dark Matter genauer erklärt.
Bichura saß im T-Shirt und einer kurzen Hose im Schneidersitz am Tisch und riss mit den Zähnen einen große Happen vom Brot heraus, als er sich in der Runde umgeschaut hatte. Er saß immerhin weit von dem Dämon ab, der ihn gleich beim Hereinkommen blöde von der Seite anmachen musste. Da er mit der Dämonin, Shimon, beschäftigt war, die ihm halb am Hals hing, kümmerte er sich auch gar nicht um den Drachen.
Alle anderen Dämonen waren entweder recht friedlich oder ignorant gegenüber den anderen Teilnehmern des Turniers. Bichuras Nachbar zu seiner linken war ein schmächtiger Dämon, der ein  recht ansehnliches Gesicht hatte, welches aber an einer Hälfte von einer hässlichen Narbe verunziert wurde, ihm aber etwas verwegenes gab, dass er ohne sie nicht besessen hätte. Sein Name war Reiqua.
„Und wie heißt du?“, fragte dieser den Drachendämon, nachdem er den Bissen herunter geschluckt hatte.
„Bichura“, murmelte der Angesprochene und als sein Nebenmann den Namen laut wiederholte,  wurde es plötzlich am Tisch ganz still, so als hätte er etwas Verbotenes gesagt.
„Was habt ihr denn auf einmal alle? Ist euch was im Hals stecken geblieben?“
„Ich erinnere mich an jemanden dieses Namens, der der Imperialen Familie ganz schönen Ärger gemacht hat, vor einiger Zeit“, sagte ein Dämon, dessen Namen der Drache noch nicht wusste. „Es ging da um versuchten Prinzenmord und dass er alle Wachen ausgeschaltet hat, die im Palast waren. Bist du der etwa?“
Nach dem letzten gesprochenen Wort wurde der gleiche Dämon von seinem Nebenmann ziemlich kräftig angestoßen und erntete von diesem einen bösen Blick.
„Na, willst du wohl leise sein? Wie kannst du sowas behaupten! Wenn das die Wachen hören!“
Der andere rieb sich den Arm, aber sah den Drachendämon unentwegt an. Er meinte so etwas wie Bewunderung in dessen Augen zu sehen. Bichura sah sich danach erneut in der Runde um. Auch die anderen blickten ihn abwartend an, nur das Dämonenpärchen nicht. Der männliche Dämon davon grinste nur blöd beim Essen.
Bichura ließ sein Stück Brot sinken. „Ja, der bin ich. Zufrieden?“
„Tz, nie im Leben!“, tönte es von der anderen Seite über den Tisch. „Und selbst wenn. Glaub ja nicht, dass du damit hier was besonderes bist, Geweihschädel. Und kräftig sind wir alle“, antwortete der Ungehobelte dann, äußerlich wenig beeindruckt. „Die Monster hier im Kolosseum sind außerdem noch eine ganz andere Nummer als schwache Königswachen. Die hätte ich sogar erledigen können.“
Wer's glaubt...
Der Drachendämon schnaubte daraufhin einmal wütend, denn er war sich sicher, dass dieser Kerl dort drüben sich in die Hosen gemacht hätte, wenn er das hätte tun sollen. Aber nicht jeder hier hatte so einen Hintergrund wie er.
„Warum hast du das überhaupt gemacht?“, fragte Shimon nun interessiert und ihr Gefährte warf ihr einen strafenden Blick zu.
„Warum? Ich hatte den besten Grund überhaupt.“
„Und der wäre?“ Die Dämonin verengte ihre Augen zu Schlitzen.
„Mein Dorf wurde von den edlen Herrschaften ausgelöscht, aber das stand natürlich nicht in den Schmierblättern.“
Wieder Stille, doch der grobe Kerl mit dem Irokesenschnitt und auch seine direkten Nachbarn fingen nach gut einer Minute zu glucksen an.
„Ich glaub dir kein Wort. Das hast du dir doch ausgedacht, um dir einen besseren Anstrich zu verleihen“, meinte Havo, denn das war der Name des Dämons mit den kleinen Hörnchen und dem ungebührlichen Verhalten.
Bichura fing zu knurren an, doch er erinnerte sich an den Wärter, dass er sich auf Ärger nicht einlassen sollte. „Schön, glaub, was du glauben willst. Ist mir scheißegal.“
„Hör zu, wir alle sind doch nichts weiter als Räuber und Arme, die hierdurch zu Reichtum kommen wollen. Und du tust so, als willst du nun Rache nehmen und Ehre haben wollen.“
Damit brach dieser Havo in Gelächter aus, worin die meisten auch einstimmten, sogar Shimon. Doch bei einigen war sich Bichura nicht sicher, ob sie mit ihm oder über ihn lachten.
Wir werden noch sehen, wer zuletzt lacht. Aber nein, ihr werdet es vermutlich nicht mehr sehen, sondern euch die Rüben von unten angucken, ihr Spinner, dachte er sich mit grimmigen Blick, als er das letzte Stück Fleisch verdrückte, seine Portion Dark Matter einnahm und im nächsten Moment die Holztür aufsprang. Der Wärter stand nun mit ihrer Papierrolle im Türrahmen, die die Kampfreihenfolge der ersten Runde bestimmen sollte.

„Guten Abend, Herrschaften. Ich verkünde nun die Teilnehmer der ersten Runde. Shimon, Sie sind die erste, die morgen Nachmittag antritt. Grimold macht sich parallel dazu in der anderen Arena bereit. Einer von ihnen wird morgen schon sterben, machen Sie sich darauf gefasst.“
Mit diesen harten und nüchtern ausgesprochenen Worten wollte der Wärter wieder gehen, als Havo aufsprang und ihm fest am Arm rüttelte.
„Was soll das, warum soll Shimon morgen schon kämpfen?“
Unbeeindruckt wandte er sich noch einmal um und rollte die Kampfverteilung wieder zusammen.
„Das ist vom Komitee entschieden worden und gilt somit. Egal, ob Sie etwas dagegen haben. Bedenken Sie den Grundsatz, den ich Ihnen anfangs mitgegeben habe.“
„Da pfeif ich drauf! Shimon und ich werden hier am Ende gemeinsam rausgehen und nicht anders! Sie wird’s den Monstern morgen zeigen!“, rief er noch hinterher, als der Wärter sich das Geschwafel nicht länger anhören wollte und schon losgegangen war. Havo war die Panik aber ins Gesicht geschrieben.
„Beruhige dich wieder, Havo, Liebling. Die erste Runde wird schon nicht schlimm sein“, meinte sie in freundlichem Tonfall, als er wieder zu ihr ging. „Vielleicht gewinnen hier auch zwei Leute und die Sache mit dem Sterben war nur eine Drohung.“
Bichura, der nach der Bekanntgabe vom Tisch aufgestanden war, und fest damit gerechnet hatte, dass er anfangen durfte, stand vor der seiner vergitterten Nischentür und drehte sich noch einmal um. Da hatte er aber etwas ganz anderes gehört. Einer wird tatsächlich morgen von einem der Monster getötet werden, fragte sich nur, wer. Er kannte Grimold nicht, aber seine Einschätzung ging schon in die Richtung, dass die Frau gewinnen würde.
„Nun mach dir da hinten mal nicht ins Hemd. Dir war klar, dass das hier nach Ausschussverfahren geht, deswegen sollten sich hier auch nur Fremde anmelden und keine Pärchen.“
„Grr, halt deine Klappe dahinten. Du hast ja wirklich nichts und niemanden mehr zu verlieren!“, meinte Havo dazu und wollte erneut vom Tisch aufspringen, um dem Drachendämon eine zu zimmern, doch Shimon gab ihm einen Klaps an den Hinterkopf.
„Das war genug Salz für die Wunde, reiß dich zusammen“, wetterte sie, aber strich ihrem Freund dann über liebevoll über die Wange, was dem Drachendämon endgültig reichte und er mit einer geballten Faust und knirschenden Zähnen zurück in seine Nische ging. Er hätte sich am liebsten auf diesen Fatzke mit dem Iro gestürzt, doch wenn er daran dachte, dass gerade solche wie er zuerst in einem Krieg sterben würden, wurde alles etwas erträglicher. Seltsamerweise hatte die Frau ihn verteidigt, anscheinend glaubte sie seine Geschichte zum Teil.
„Shimon, du darfst morgen nicht sterben, versprich mir das“, sagte Havo dann fast weinerlich und hielt ihr Gesicht in seinen großen Händen, so als würde er ein rohes Ei anfassen.
„Das werde ich nicht, mach dir keine Sorgen“, entgegnete sie daraufhin mit einem entschlossenen Lächeln.
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