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Die Neue Welt

von Cael
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
Desmond Miles Rebecca Crane Shaun Hastings William Miles
12.01.2013
24.03.2013
4
8.543
 
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Dieses Kapitel
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12.01.2013 3.154
 
USA,
Glenfield,
in der Nähe von New York,
Dezember 2012

Der Van fuhr mit rasanter Geschwindigkeit die Landstraße entlang. Es gab keinen Gegenverkehr, geschweige denn, das auf den Straßen andere Autos fuhren. Die Landschaft wirkte ruhig und verlassen, während der weiße Van in die nächste Kurve driftete.
"Fahr' mal langsam, Rebecca!", fuhr Shaun Hastings seine Assassinen-Kollegin an, während William "Bill" Miles auf dem Rücksitz saß und wie immer den Kopf schüttelte, ehe ein Streit ausbrach.
"Rebecca, Shaun. Ich sehe mal nach Desmond, in Ordnung?", meinte er ruhig und gefasst, während Shaun und Rebecca auf den vorderen Plätzen stritten.
"...Ich brauche keinen Ärger mit Polizisten, wenn du so unfähig bist, geregelt zu fahren!"
"Es ist ja nicht so, als würde der Weltuntergang auf uns warten, Shaun! Halt' dich mal mit deinen idiotischen englischen Denkweisen zurück und nerv' mich nicht, du Depp!"
Bill hatte eindeutig genug von diesen Streitigkeiten. Seitdem der Dezember angebrochen war, war das Klima der beiden Assassinen mehr als nur ...geregelt.

Irgendwo war er auch froh, sie gefunden zu haben. Und schließlich war es sein Sohn, der den Weltuntergang abwenden könne. Er war gerade dabei, die Tür aufzuschließen, hinter der der Animus und Desmond im Laderaum des Vans auf ihn warteten, als Rebecca schreiend die Bremse durchdrückte.
William konnte sich geradewegs noch an der Türklinke festhalten um nicht umzufallen. Der Druck, der ihn dann gegen die Tür schubste, war enorm.
Dann ging es wieder los.
"Ich sagte dir doch, das du nicht so schnell fahren sollst, Rebecca! Wie viele Kilometer pro Stunde waren es jetzt? 150!?"
"Halts Maul, Shaun. Ich habe was gesehen."
"Was? Du hast Halluzinationen und hältst deswegen mitten auf der AUTOBAHN AN?!"
William wollte gerade etwas sagen, als er ein leises Kratzen an der Beifahrer Tür hörte.
Auch die anderen bemerkten es sofort und waren alarmiert.
"Abstergo-Agenten?", hauchte Rebecca und tastete nach dem Verschluss ihres Sicherheitsgurtes.

Shaun nickte ihr zu und tat das selbe. Bill bedeutete ihnen, das er von hinten käme. Obwohl Shaun ein schwerfälliges Gesicht machte, nicke er auch Bill zu, und Bill öffnete sachte die Tür, die ihm zu seinem ins Koma versetzten Sohn brachte und er überquerte den Raum schnell, ohne dem traurigen Anblick auch nur eines Blickes zu würdigen. Er tastete in seiner Jeans nach irgendetwas brauchbarem, und fand eine kleine Pistole vor. Obwohl ihm das nicht genügte, öffnete Bill die Hintertür des Vans und schlich sich auf die Autobahn. Er lugte vorsichtig um die Ecke, aus der das Geräusch kam, und war sehr dankbar, das Shaun und Rebecca noch im Van geblieben sind. Er erinnerte sich noch daran, das sie gerne etwas unüberlegtes oder überstürztes taten. Dann atmete er kurz durch, um seinen Herzschlag zu regulieren und um sich vorzubereiten. Dann sah er sie.
Sie lag zusammengekrümmt auf der Straße und versuchte mit letzter Kraft gegen die Tür des Vans zu klopfen, was sich als kratzen entpuppte. Ihm fiel ihr rotes Haar auf, und das verdreckte, schwarz-orangene Sweatshirt. Auch trug sie zerschlissene, dunkelblaue Jeans. Er sah sich um, um sich zu vergewissern, das keine anderen Autos auf der Straße fuhren und rannte zu ihr herüber. Dennoch hielt er seine Pistole gegen sie gerichtet. "Was willst du?", fauchte er das gebrechliche Ding an.
Sie sah müde zu ihm auf, und er stutzte. Sie war noch jung. Viel jünger als sein eigener Sohn. Langsam lies er die Waffe nach unten gleiten. Sie würde keinen Schaden anrichten, soviel war sicher. Er sah ihr in ihre grau, blau grünen Augen und fragte, wie er ihr helfen konnte.
Dann brach sie unmittelbar zusammen. Er kniete nieder und fühlte ihren Puls. Sie lebte noch, aber sie war ziemlich schwach. Schweren Herzens hob er das Mädchen auf und trug sie zum Van, wo er sie direkt neben sich auf die Rückbank bettete. Dann fuhren sie weiter.
Während der Fahrt schwieg Rebecca, und Shaun löcherte ihn mit Fragen. "Du hast doch gar keine Ahnung, wer sie ist, Bill! Warum hilfst du ihr dann?"
"Würdest du etwa einen Menschen, der Hilfe benötigt auf einer Autobahn liegen lassen? Auch das ist Strafbar, möchte ich dir sagen."
Shaun wollte sich mit der Antwort nicht zu Frieden geben.
"Weißt du, wie absurd das ganze ist? Ein einzelner Teenager auf einer eigentlich befahrenen Autobahn? Ihr Amerikaner schreckt vor gar nichts zurück!"
Bill zuckte nur müde mit den Achseln. Er musterte das Mädchen. Ihr feuerrotes Haar war zerzaust und ungepflegt, sie war sehr blass und wirkte abgemagert.
Er wollte unbedingt mehr über sie heraus finden.
"Was ist, wenn sie eine von denen ist, William?", meinte Shaun nach einer Weile besorgt. "Es ist ja nicht so, das wir deinen Sohn da hinten noch am Leben erhalten müssen, damit er diese Katastrophe abwenden kann. So ist es ja nicht, wir können ja noch mehr Probleme ertragen."
Damit hatte der eigentlich immer so ruhige William Miles genug. "Shaun, hör' auf die ganze Zeit permanent herum zu weinen! Du wolltest dem Assassinen-Orden beitreten, und das bist auch, wenn ich mich recht entsinne. Du hättest um die Gefahren wissen sollen, ehe du das tatest."
"Und dennoch könnte sie einer von Abstergos Leuten sein!", war die Antwort.
"Mag sein, Shaun", sagte Bill leicht genervt, ehe er sie erneut ansah, "Aber das traue ich ihr nicht zu. Menschen in so einem jungen Alter haben keinen aktiven Kontakt zu Abstergo Industries." Shaun schüttelte daraufhin den Kopf und war dann still.

Als sich die Dämmerung bemerkbar machte, wollten die drei eine Pause an einer Raststätte machen. Rebecca war müde und sollte abgelöst werden, während Shaun den Van betankte. William saß neben seinem Sohn, welcher nach wie vor im Animus steckte. Er seufzte. "Desmond, du schaffst das. Ich weiß es. Lass' uns alle nicht im Stich."
Desmond hing beinahe leblos in der Maschine, und war die ganze Zeit, permanent an sie gebunden. Er wusste, würden sie die Verbindung zwischen dem Animus und Desmond lösen, würde er sterben. Das selbe geschah mit Clay Kaczmarek, das ehemalige Subject 16 von Abstergo Industries.

Er verwarf den Gedanken schnell wieder und schaute mit einem Male besorgt zu Desmond. Er hatte bei der Erziehung seines einzigen Kindes vollständig versagt. Er wollte seine Identität geheim halten, vor den Assassinen - vor seiner eigenen Familie - und vor den Templern. Stets hatte er mit Bargeld gezahlt, und wie Lucy einst sagte, hatte Abstergo ihn nur durch seinen Motorradführerschein gefunden. Lucy - Er hatte sie schon immer gemocht, und hat ihre Karrierelaufbahn mit großem Interesse verfolgt. Schließlich war sie bei Abstergo gelandet, aber hatte seinen Sohn, Desmond, dort herausgeholt. Er dachte, sie wäre anders... Eben nicht die Laborassistentin Warren Vidics. Nun war sie tot. Begraben in der Nähe des Kolosseums in Rom.

Umgebracht von Desmond, der sie entlarvte, ehe sie noch mehr Schaden anrichten konnte. Es war eine kurze Bestattung, aber mehr hatte sie auch nicht verdient, auch wenn sie immer die nette und liebenswerte Lucy war. Nein - Alles... gespielt. Verdammte Doppelagenten. Cross war auch so einer. Bill begriff die verdammte Welt nicht mehr. Er schüttelte den Kopf und starrte dann auf seine Hände, welche zuvor behutsam auf seinem Schoß zusammengelegt waren. Er sah sie so entgeistert und zornig zugleich an, als würde an ihnen Blut kleben. Das Blut seines eigenen Sohnes.
Nein - Nochmal würde so etwas schreckliches nicht geschehen. Würde Desmond versagen, würde es an ihm, William Miles, liegen, Abstergo und die anderen Konzerne der Templer weltweit zu besiegen. Und er wusste, er würde diese Aufgabe niemals alleine bewältigen können.

Rebecca Crane sagte einst: "Die Templer verfügen über mehr Kohle als wir, aber wir haben die Leidenschaft!"
Das Zitat lies ihn kurz schmunzeln, und er entschied sich dafür, kurz in die Raststätte zu gehen, um sich einen Kaffee zu gönnen. Die Fremde und Desmond waren beide außer Gefecht gesetzt, ihnen würde zudem nichts passieren. Er stand gerade auf, als Shaun geistesabwesend die Hintertür des Vans öffnete und hineintrat, als er William in seiner Pose sah.
"Ähm, was machst du da, William?", fragte dieser, doch seine Stimme klang noch abwesender, als würde Shaun gerade über etwas nachdenken. Ja, William war mehr als froh, das Shaun zu den einzigen noch lebenden Assassinen gehörte. Er war ein verdammtes Genie, trotz seiner merkwürdigen Ausdrucksweise - eben wie ein echter Engländer.
"Raus. Ich muss weg von Desmond - Für einige Minuten..."
Shaun musterte ihn nun eindringlich, dann starrte er zu Desmond. "Klar, lass' mich ruhig mit ihm allein."

"Vergiss' sie auch nicht."
Er resignierte, das William auch das Mädchen meinte, welches noch in der "Fahrerkabine" ohnmächtig war.
"Ich denke, wir sollten sie hier lassen - Sie sieht so ungepflegt aus. Sie fällt doch auf."
William seufzte und er unterdrückte seine Wut nur schwer. "Shaun..."
"Was? Ich mache mir eben Sorgen, und ich habe keine Lust,  mir wegen ihr den Arsch aufzureißen!",  bellte Shaun. "Und warum war sie dann auf der Autobahn zugegen? Warum? Sag ' es mir, Shaun."
"Keine Ahnung - Amerikaner sind doch alle verrückt." William entspannte und ging langsam auf die Tür hinter Shaun zu, während Shaun ihm gebührend Platz machte. "Sie sah für mich nicht wie eine Amerikanerin aus", sagte William und stieg aus dem Van.
Shaun wollte noch etwas ansetzen, aber er schlug die Hintertür zu.
Dann war er draußen, und es roch ein wenig nach Benzin, vermischt mit Landluft. Die kühle Brise des Windes strich ihm durch sein vollständig ergrautes Haar und er vermittelte den Eindruck, als wäre er schon über 60 Jahre alt. Das stimmte sogar. William Miles war schon 64 Jahre alt, dennoch fühlte er sich noch jung und ungestüm wie einer, der Anfang 30 war. Er sah sich um und war erleichtert, das die Raststätte so gut wie verlassen war. Aber das wunderte ihn in Glenfield nicht. Die Menschen hier waren etwas... zurückgezogen. Dennoch musste er vorsichtiger sein. Er konnte nicht einfach hier herumstolzieren wie ein Ehrenmann. Zwar war er der noch letzte lebendige Mentor der Assassinen, und einer der letzten direkten Nachkommen der ersten Zivilisation, dennoch war Philadelphia, und damit ein Sitz von Abstergo Industries knapp 52 Minuten von ihnen entfernt. Das war überhaupt nichts.

William atmete die Luft ein und bemerkte Rebecca, die an die Glasscheibe der Raststätte klopfte. Sie winkte ihn zu sich herein. Langsam ging er auf das schäbig wirkende Lokal zu und betrat es. Drei Männer saßen dort und tranken teilnahmslos Kaffee, während Rebecca sich auf den hinteren Plätzen des viel zu kleinen Raumes niedergelassen hatte. Eine Frau, die Gastwirtin, vermutete William, trat auf ihn zu und lächelte ihn mit einem erzwungenen Lächeln an. Schon jetzt fühlte er sich hier nicht wohl, und ihm wurde unbehaglich zu Mute.
"Irgendetwas zu trinken, der Herr?", riss sie ihn aus seinen Gedanken, und er schüttelte leicht erschrocken den Kopf. "Nein, danke sehr."
Ein wenig enttäuscht ging sie wieder ihrer Arbeit an den Tresen nach und wischte diese lustlos sauber. Damit lies sie ihn allein und er konnte in Ruhe auf Rebecca zugehen. Er setzte sich ihr gegenüber auf einen der schmutzigen Ledersitze. Dann stützte er sich mit seinen Ellenbogen auf der noch frisch gewischten Tischplatte ab. Rebecca hatte sich nichts bestellt, sondern hing, fast wie Desmond, auf dem Sitz. Sie sah auch nicht auf, als er sich zu ihr setzte, vielmehr schien sie an der grau gesprenkelten Tischplatte interessiert.
Sie sah gar nicht gut aus - Sie wirkte ebenso verspannt wie er - und müde obendrein.
"Das Mädchen ist schon ein wenig komisch, Bill. Wie kommt's das man einfach so auf der Autobahn steht? Ich hätte sie überfahren, hätte ich nicht genauer auf die Straßen geschaut."
Rebecca wirkte tatsächlich bedrückt. William hob seine Hand und legte sie behutsam auf ihre rechte Schulter. "Hey, gib' dir nicht die Schuld, Rebecca. Es ist mir auch ein Rätsel, aber sie lebt ja noch. Ich möchte nur wissen, wer sie ist, und woher sie kommt, wenn sie aufwacht. So viele Fragen..."
Rebecca sah von der Tischplatte auf und ihm geradewegs in die Augen.
"Irgendetwas stimmt hier nicht", meinte diese nur, als die drei Männer von den Tresen aufsahen, aufstanden und geradewegs auf sie zu kamen.

William resignierte die grauen Anzüge erst viel zu spät und stöhnte leise. Alle drei hatten auf der rechten Brust das Dreieck der Abstergo Industries feinsäuberlich in die Jacke gestickt.
Und alle drei waren mit Schlagstöcken und Pistolen bewaffnet.
Rebecca sah mit weit aufgerissenen Augen zu William, das sah er aus den Augenwinkeln heraus.
"Guten Abend, die Herren", meinte William fröhlich. Als Antwort zückte einer von ihnen den Schlagstock und schlug damit provozierend in seine Handfläche.
"Mister Miles, wie es scheint", sagte eben dieser, und seine Kumpanen lachten dunkel auf, "Ich würde vorschlagen, das Sie mitkommen - Ebenso wie Ihre Assassinen-Freunde. Mister Vidic wartet schon geduldig auf Sie, und Miss England möchte unbedingt mehr über Subject 17 Gedankengänge wissen, Sie verstehen."

Erneut ertönte das dunkle Lachen. Die Gastwirtin schaute zu ihnen herüber und ging alarmiert hinter den Tresen in Deckung, als würde jeden Moment eine Apokalypse ausbrechen.
"Oh, für einen Schläger wissen Sie aber ziemlich viel", antworte William. Sein Gegenüber knurrte. Perfekt - Das war der Zeitpunkt, um zu zuschlagen.
William erhob sich rasch und stieß den Tisch von sich weg, der auf den vorderen Abstergo-Agenten krachte. Mit lautem Gejohle ging dieser zu Boden, und William wusste, das dieser Moment nicht ewig währen würde. Noch bevor die anderen beiden überhaupt verstanden, was vor sich ging, hatte William seine kleine Pistole schon gezückt gehabt, und einen weiteren Agenten niedergerungen. Er sah ihn beinahe Mitleidig an, als dieser aufstöhnte und das klaffende Loch in seiner Brust begutachtete, während die letzten Momente seines Lebens ihm durch die Finger rannen. Der andere Agent reagierte dann endlich, sehr zu Williams Leid. Er nahm seinen Schlagstock und setzte zu einem Hieb an, der William an seiner Schläfe traf. Durch die Wucht des Schlags wurde er auf die Ledersitze geschleudert und wurde bewusstlos. Rebecca schrie, während sich der andere Agent, der unter dem Tisch begraben war, sich langsam freikämpfte.

Er sprang auf die Füße und knurrte Rebecca wütend an, als auch er zum Schlag ansetzte.
Dann ächzte er plötzlich, und Rebecca sah nur noch, wie sich seine Kleidung an der Stelle, an die das Dreieck gestickt war, sich rot färbte - und zwar ziemlich schnell. Er fiel nach vorne, direkt neben Rebeccas Stiefel. Erneut schrie sie auf und sah in die Richtung, aus der der Schuss kam. Sie öffnete den Mund.
Das rothaarige Mädchen stand an der Tür, breitbeinig - Die Pistole noch in der Hand und mit einem kalten, verzerrten Gesichtsausdruck auf den letzten, lebenden Agenten starrend.
Shaun setzte ihr nach.
"Hey, ich habe dir gesagt, das du hier bleiben -...Abstergo-Agenten! Bill, Rebecca!" Er sah verstört aus, als er die beiden Leichen sah, und den Agenten, der Rebecca bedrohte, den zerbrochenen Tisch, und William, der aus der Schläfe blutete.
"Nein...", sagte er, und ging einen Schritt auf die Gruppe zu, er hob die Hand in Richtung Bill. "Nein, bitte nicht!"

Der Abstergo-Agent grinste. "Dasha Jarinova - Also leben Sie tatsächlich noch. Interessante Wendung. Vidic vermisst sie scho-..." Ein weiterer Schuss ertönte, und der Agent torkelte noch einige Schritte auf das Mädchen zu, ehe er langsam zusammenbrach. "Hure. Wir werden noch sehen, wer zuletzt obsiegt... Subject 18."
Damit starb er, und das Mädchen steckte die Pistole weg. Sie atmete unruhig ein und aus und ging auf die Leichen zu, um sie zu durchsuchen.
Shaun war mehr als entsetzt über das Massaker. Dennoch rannte er an ihr vorbei, zu William und der erstarrten Rebecca.
"Wie geht es euch?", meinte er atemlos und Rebecca nickte nur. Er widmete sich William, der nun leise stöhnte und langsam die Augen aufschlug. "Mein Gott - William! Ich habe mir schon Sorgen gemacht, das du auch schon tot wärst."
Der alte Mann schmunzelte. "Du machst dir in letzter Zeit andauernd Sorgen, Shaun."
Shaun schürzte die Lippen, als ein Schrei von hinten ertönte. Die Gastwirtin stand hinter den Tresen, ihre Hände über dem Kopf zusammengefaltet und ihre Augen weit aufgerissen.
Wie eine Wilde packte das Mädchen die Pistole und erhob sich, zielte gegen die Frau und entfernte die Sicherung.

William sah sie erstaunt an, ehe er rief: "Nein, lass sie am Leben! Sie ist unschuldig."
Das Mädchen lies die Waffe nicht fallen, dann antwortete sie nur: "Sie ist eine Zeugin. Wenn sie gegen uns aussagt, ist sie nicht mehr unschuldig." Ihre Stimme klang seltsam. Auch ihr Englisch war schlecht, und damit hatte sich Williams Vermutung bestätigt: Sie kam garantiert nicht aus Amerika.
Damit war das Schicksal der Gastwirtin beschlossen und die Frau fiel tot zu Boden.
Rebecca schlug die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. William sah das Mädchen, von dem er dachte, sie könne nichts ausrichten schuldbewusst an. Und Shaun war wie immer am toben.
"Ich wusste doch, das etwas faul an der Sache ist! Schnell, in den Van zurück!" Er rannte als erster aus dem Lokal und lies das Blutbad hinter sich.
Etwas später waren die vier erneut im Van und fuhren weiter die Autobahn entlang. Bill war in schlechter Laune und das Mädchen schaute die ganze Zeit weg von der Gruppe. Sie hatten ihr in der Zwischenzeit etwas zu essen und neue Kleider gebracht, auch hatte sie kurz Zeit bekommen, sich unter einem Wasserhahn zu waschen. Bill hasste Katzenwäsche, aber sie hatten nun eben nicht viel Zeit. Dennoch sah sie jetzt viel gepflegter aus.
"Also. Wie ist dein Name, Kind?", versuchte er, die Stille zu brechen. Sie drehte sich instinktiv zu ihm um und sah ihn aus bösen Augen an. "Wieso sollte ich dir trauen?", schnauzte sie ihn an. Er wurde überrempelt, da sie ihn duzte, doch lies er sich das nicht anmerken.
Bill seufzte. "Ich habe dir das Leben gerettet."

"Und ich deines", konterte sie. Dann wurde sie wieder still. Rebecca meldete sich zu Wort. "Dasha... Irgendwas. Ein Subject von Vidic. Das sollte interessant werden."
Bill sah, wie das Mädchen die Hand zu einer Faust ballte. "Ich will nicht wieder zurück zu Abstergo. Bitte - bitte sagt mir, das es bei euch sicher ist."
In ihrer Stimme schwang plötzlich die Unschuld einer zerbrochenen jungen Damen mit, welche viel zu oft im Leben enttäuscht wurde. Zu Bills Überraschung wurden ihre Augen feucht. Er schnallte seinen Sicherheitsgurt ab, ging auf sie zu und nahm sie in die Arme, während sie in sein braunes Sakko schluchzte.
"Schhh... Du bist bei uns sicher. Alles wird gut. Alles wird anders werden...Dasha."
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