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Ein Tag im Schnee

von Suomi
Kurzbeschreibung
KurzgeschichteAllgemein / P6 / Gen
Audrey Parker
25.12.2012
25.12.2012
1
904
 
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25.12.2012 904
 
Es war früh am Morgen als Audrey noch vor ihrem Wecker wach wurde. Ihr Bett stand so, dass sie problemlos durchs Fenster sehen konnte. Erstaunt sah sie, dass es draußen schneite. Ihre erste Reaktion war, sich die Decke wieder über den Kopf zu ziehen, doch dann entschied sie sich nach ein paar Sekunden um. Sie schlüpfte in ihre warmen Plüschhausschuhe und lief zum Fenster. Obwohl es noch recht dunkel war, war der Schnee gut zu erkennen. Ein Lächeln glitt über Audreys Gesicht.
Schnell kleidete sie sich an. Warme Unterwäsche, ihre Thermohose, dicke Moonboots, Mütze, Handschuhe und ihre liebste Winterjacke. Voller Freude trat sie vor ihre Wohnung. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Fast schon tat es ihr leid darum, die Schneedecke zu betreten. Sie stibitzte den Holzschlitten, den Duke vor der Eingangstür des Grey Gull zur Dekoration aufgestellt hatte und machte sich auf den Weg zu Nathan.

Erst vor ein paar Tagen hatte Nathan ihr erzählt, dass er es als Kind geliebt hatte im Schnee zu spielen. Doch seit er plötzlich nichts mehr spüren und fühlen konnte, hatte er aufgehört Schneemänner zu bauen und Schlitten zu fahren. Sein Vater hatte es ihm verboten, da Nathan selbst die Kälte nicht mehr spürte und sich so zu schnell verkühlen könnte.  Audrey stellte den Schlitten neben die Haustür und klopfte laut an. Nachdem sie noch ein paar geklopft hatte, öffnete Nathan verschlafen die Tür. Audrey konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie die Schneemänner auf dem Pyjama des erwachsenen Mannes sah. „Guten Morgen, du Schneemann. Ich habe eine wichtige  Aufgabe für dich. Zieh dich an, und zwar Winterfest! Es hat geschneit, wie du vielleicht sehen kannst.“
Sie trat einen Schritt zur Seite, so dass Nathan einen uneingeschränkten Blick auf die weiße Landschaft hatte. Da er noch zu müde war, Audrey irgendwelche Wiederworte zu geben, nickte er nur und verschwand im Inneren des Hauses. Ein paar Minuten später kam er heraus. Zweifelnd sah Audrey die Kleidung an. Eine einfache Jeans, eine eher kümmerliche Winterjacke und normale Wanderschuhe. „Ähm, Nathan... Ich sagte Winterfest. Hast du keine Thermohose? Dicke Winterjacke? Mütze, Handschuhe? Mit den Schuhen kann ich grad noch so leben...“
„Audrey, ich habe keine Lust mich so dick einzupacken. Ich spüre die Kälte doch eh nicht“, erwiderte Nathan nun genervt. „Ja, genau deshalb ja! Ich möchte nicht, dass du dich unterkühlst! Das passiert sehr schnell. Also.. Ich wünsche mir sehr, dass du wieder reingehst, und so wieder herauskommst.“ Sie deutete auf ihre eigene Kleidung.  
„Was hast du vor mit mir?“
„Eine Aufgabe, wie ich schon sagte. Mehr kann ich dir noch nicht sagen.“

Es dauerte noch eine Weile bis Nathan endlich so angezogen war, wie Audrey es sich gewünscht hatte. Gemeinsam liefen sie einige Meter weit in die Richtung eines großen Hügel. „Ach Mist! Ich habe etwas vergessen. Geh bitte schon mal den Berg hinauf, Nathan. Dann Ich komme gleich nach.“
Schnell, bevor Nathan weitere Fragen stellen konnte, lief Audrey zurück zum Haus um den Schlitten zu holen.

Schon von Weitem sah sie Nathan gedankenverloren auf Hügel stehen. Er schien sich unbeobachtet zu fühlen. Seine Arme hatte er weit ausgestreckt und den Kopf in den Nacken gelegt, so dass die Schneeflocken direkt auf seinem Gesicht landeten. Ein Lächeln legte sich auf Audrey Gesicht. „Betest du den Himmel an?“ Erschrocken ließ Nathan seine Arme sinken und sah sie vorwurfsvoll an. „Ich wusste nicht, dass du so schnell wieder hier bist. Ehrlich gesagt, ich hatte ein bisschen die Hoffnung die Schneeflocken zu spüren.“ Dann erblickte er den Schlitten. „Audrey, was willst du mit dem Schlitten?“

„Na, also man könnte damit aus dem Wald eine kleine Tanne transportieren. Und das werden wir auch nachher machen.... Der ist dann für das Grey Gull... Irgendwie muss ich Duke ja dafür entschädigen, dass ich ihm sein Schlitten gemopst habe. Aber zuerst werden wir beide den Schlitten dafür benutzen wofür er gedacht ist. Na? Was sagst du?“ Mit einem unschuldigen Ausdruck im Gesicht sah sie ihren besten Freund an. Um seinen Mund fing es verdächtig an zu zucken. Dann grinste er breit und griff nach der Leine des Schlitten. „Okay, ich sitz aber hinter dir. Los rauf mit dir.“ Das ließ sich Audrey nicht zweimal sagen.

Schon einige Sekunden später kuschelte sie sich an Nathan, der sie festhielt. „Kann es losgehen?“
Doch ihre Zustimmung wartete er gar nicht erst ab, sondern gab dem Schlitten einen kräftigen Schwung. Lachend und schreiend fuhren sie in hohem Tempo den Berg hinab. Die Wiese unterhalb war zum Stoppen allerdings zu kurz, sodass ein Gestrüpp sie abrupt zum Stehen zwangen. Lachend fielen sie vom Schlitten. Nathan hinderte Audrey daran sofort aufzustehen, sodass sie neben ihn in den Schnee zurückfiel und ihm direkt in sein Gesicht sah. Vorsichtig strich er ihr mit der Handschuhhand eine Strähne aus dem Gesicht. „Danke, Audrey. Du bist wirklich was ganz besonderes. So ein tolles Weihnachtsgeschenk habe ich noch nie bekommen...“, flüsterte er.
„Wer hat den gesagt, dass das schon alles ist...“, fragte sie ebenfalls leise. Sie hatte gerade das Gefühl, dass sie lauter nicht sprechen dürfte, da sonst ihre Worte durch die stille Winterlandschaft überall erhallen würden. „Komm, ich möchte nochmal fahren und dann möchte ich, dass du mit mir einen großen Schneemann baust. Den größten und schönsten den es je in Haven geben wird.“
Nathan nickte zustimmend. Ohne seine Augen von ihr zu nehmen, stand er auf und half ihr auf.
Hand in Hand liefen sie den Berg wieder hinauf.
 
 
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