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Flug ins Glück

von Yvaine19
Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P16 / Gen
17.12.2012
01.05.2013
40
144.461
10
Alle Kapitel
133 Reviews
Dieses Kapitel
12 Reviews
 
 
17.12.2012 1.102
 
Ich habe hier so viele tolle Stories gelesen, wirklich dafür erstmal ein Lob an alle. Und deshalb habe ich mich jetzt ebenfalls entschlossen, mal ein wenig die Fantasie spielen zu lassen.

Ich hoffe, meine kleine Story gefällt euch und über Revs würde ich mich freuen.

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Amelie

Ich starrte die Frau in der schicken schwarz-blauen Uniform entgeistert an.
„Überbucht? Was soll das heißen – überbucht?“ Wie ein Idiot hielt ich ihr das Flugticket entgegen und stammelte: „Äh, ja, aber ich hab den Flug doch bezahlt und gebucht!“
Die junge Frau zog die Augenbrauen hoch und es hätte nicht viel gefehlt und sie hätte eine genervte Grimasse gezogen, doch sie hatte sich sofort wieder unter Kontrolle.
„Ja, Frau Krüger, ich weiß, dass Sie den Flug bezahlt haben.“ Ihr Ton klang, als würde sie einem Kind etwas erklären und ich knirschte mit den Zähnen. „Aber es kommt leider manchmal vor, dass die Economy-Class überbucht wird.“ Sie tippte auf ihrem PC herum. „Warten Sie bitte einen Augenblick, ich werde mich darum kümmern.“ Ihr Blick sprach Bände und ich trat einen Schritt von dem Schalter zurück.
Ich strich mir die langen dunkelbraunen Haare aus den Augen und seufzte auf. Meine voll gepackte Tasche schnitt mir in die Schulter und ich stellte sie vor meine Füße. Der Reißverschluss schloss nicht ganz, Papiere quollen heraus und ich beeilte mich, den Reißverschluss ganz zu schließen.
Die Frau tippte noch immer wild auf ihrem PC herum, dann griff sie nach dem Telefon und sprach hinter vorgehaltener Hand in die Muschel. Ich beobachtete jede ihrer Bewegungen. Sie legte auf und bat mich dann mit einer knappen Handbewegung wieder heran.
„Nun, Frau Krüger, wir konnten das Problem lösen.“ Ihr Lächeln war geschäftsmäßig und der Drucker spuckte eine Boarding Card aus. „Sie wurden geupgraded, Sie werden Business-Class fliegen.“ Sie drückte mir die Boarding Card in die Hand und ich frage misstrauisch:
„Muss ich da jetzt Aufschläge zahlen?“
Sie schüttelte den Kopf und strich sich eine blonde Haarsträhne aus den Augen.
„Nein, natürlich nicht.“ Ihr Lächeln war weiterhin ein wenig gestellt und ich beeilte mich, die Card entgegen zu nehmen.
„Vielen Dank“ sagte ich, mein Lächeln war genauso falsch wie ihres. Sie antwortete:
„Ich wünsche Ihnen einen guten Flug.“ Sie deutete automatisch nach links durch die Tür in die Boarding Halle.
Ich warf mir meine Tasche wieder über die Schulter und ächzte leicht unter dem Gewicht. Ich war froh, dass mein Handgepäck nicht gesondert gewogen worden war, sonst wäre ich wahrscheinlich hochkant aus dem Flughafen geworfen worden.
Ich ließ mich in einen der unbequemen Sitze fallen und betrachtete meine Boarding Card. Business Class, ich war noch nie Business Class geflogen. Selbst meine Urlaube hatte ich alle in der Holzklasse angetreten. Ein kurzes Lächeln zog über mein Gesicht. Vielleicht würde der Trip ja doch nicht so schlecht werden.
Ich warf noch einen Blick auf mein Smartphone, dann schaltete ich es auf Flugmodus. Ich lehne mich zurück und beobachtete meine Mitpassagiere. Die meisten Leute trugen das übliche Outfit von Geschäftsleuten: Anzüge und schwarze Kostüme. Ich zog eine Grimasse. Ich passte mich der Menge perfekt an.
Ich schlug die Beine übereinander und strich dann unruhig über meine schwarze Hose. Es war nicht meine erste Dienstreise, aber es war die erste Dienstreise, die ich per Flugzeug antreten sollte. Ich arbeitete im öffentlichen Dienst bei einer Behörde in München und war neben meiner täglichen Arbeit noch für die Einarbeitung von neuen Kollegen verantwortlich. Und jetzt war ich überraschend nach Berlin bestellt worden, da der dortige Kollege krankheitsbedingt ausgefallen war. Eine Gruppe von 15 Personen wartete dort auf mich, denen ich eine Grundschulung im Zweiten Buch Sozialgesetzbuch geben sollte. Die ganze Geschichte war mir erst vorgestern mitgeteilt worden und ich hatte den gestrigen Tag damit zugebracht, meine Schulungsunterlagen zusammen zu suchen. Der Flug war über das Personalbüro gebucht worden und deshalb war ich mir auch zu 100 % sicher, dass da alles korrekt gelaufen war. Dass nun die Überbuchung eingetreten war, okay, das war nicht mein Fehler. Und ein Upgrade, okay, das war natürlich noch besser.
Mein Blick wanderte weiter durch die große Halle. Einige Kinder jagten sich um die Bänke herum und ich musste grinsen. Ich mochte Kinder. Mir ging es immer besser, wenn ich Kinderlachen hörte. Ich hatte keine eigenen, das hatte noch Zeit, doch irgendwann wollte ich auch eigene haben.
Mein Blick blieb an einem jungen Mann hängen, der ein wenig abseits an der großen Fensterfront stand und auf die Landebahn starrte. Er hatte eine schmale, aber trotzdem sportliche Figur und ich stellte fest, dass mir seine Rückansicht ganz gut gefiel. Ganz besonders gefielen mir die etwa schulterlangen dunklen Haare, die mit einem Bändchen zusammengehalten wurden. Auf dem Kopf trug er eine Kappe. Im gleichen Moment legte eine Frau eine Hand auf seine Schultern und redete auf ihn ein. Er nickte und folgte ihr in den hinteren Bereich der Halle, so dass er aus meinem Blickfeld verschwand. War ja klar, dass er eine Freundin hatte, natürlich.
Ich schüttelte über mich selbst den Kopf und schloss dann kurz die Augen. Ich war kein Freund vom Fliegen und ich war froh, dass der Flug von München nach Berlin nur eine Stunde dauerte. Am meisten machten mir Start und Landung zu schaffen und ich betete, dass es keine Komplikationen gab.
Es dauerte noch fast eine halbe Stunde, bis wir an Bord gehen konnten und ich konnte noch immernicht  fassen, dass ich wirklich Business-Class fliegen sollte – auch wenn es nur für eine Stunde war.
Ich reichte der Stewardess am Eingang des Flugzeuges meine Card und sie lächelte mich freundlich an.
„Willkommen an Bord. Bitte nach vorne, dann dritte Reihe, Platz 5, der rechte Platz in der Mitte.“ Sie deutete nach links und schob den Vorgang ein wenig zur Seite, damit ich mein riesiges Handgepäck an ihr vorbei schieben konnte.
Mit großen Augen betrat ich die Kabine und stellte sofort fest, dass ich nie wieder Holzklasse fliegen wollte – okay, ich würde natürlich weiterhin Holzklasse fliegen, wenn ich mich nicht finanziell ruinieren wollte, aber mir gefiel es hier ausnehmend gut.
Ich trat zur dritten Reihe und verstaute meine Jacke und meine Tasche im Stauraum über meinem Kopf. Dann ließ ich mich in den breiten und gemütlichen Sitz sinken. Ich streckte die Füße aus und lehnte mich zurück.
„Nicht schlecht“ murmelte ich zu mir selbst und ließ dann den Gurt einschnappen. Mein Blick wanderte durch die Flugkabine. Ich beobachtete die Flugbegleiter und war so fasziniert von den ganzen geschäftsmäßigen Leuten, dass ich fast nicht mitbekam, dass sich jemand neben mich setzte und mich mit einem freundlichen „Hi“ grüßte. Ich nickte nur halb in die Richtung und blickte mich wieder fasziniert um.
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