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[SCP-087] Jagd...Schmerz...Tod

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteAngst, Horror / P18 / Gen
04.12.2012
04.12.2012
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Ich drehe mich um. Nichts. Aber ich habe es gehört...Metall schabt irgendwo über alten Stein.
Verängstigt steige ich das verlassene Parkhaus weiter nach unten.
Irgendwo schreit jemand um Gnade. Ich habe Angst. Wer nicht jetzt schon um sein Leben bangt, tut dies jetzt. Wenn dieser jemand jedenfalls in meiner Situation wäre. Ein Knirschen ertönt, wie das von Knochen. Ein kalter Schauer breitet sich auf meinem Rücken aus. Ich will nur noch hier raus. Ich weiß nicht einmal, wieso ich eigentlich hier bin. Ich bin einfach an diesem Ort aufgewacht. Es ist seltsam hier.
Der Schimmel an den abbröckelnden Wänden und auf dem Boden, das rostige Geländer...Das Blut, das hier und da wie Dekoration an die Wände gespritzt wurde...Einfach unheimlich.
Auch die Tatsache, dass hier noch andere herumlaufen, beruhigt mich nicht wirklich. Denn die, denen ich bisher begegnet bin, waren mir nicht sehr freundlich gesinnt. Und ich bezweifle, dass es hier noch andere Überlebende gibt,diese Kreaturen, von denen ich sprach, haben sie bestimmt schon alle...
Verängstigt laufe ich weiter, ich weiß zwar nicht, wohin, aber vielleicht gibt es unten, am Ende des Treppenhauses einen Ausgang.
Ob ich ihn jemals erreichen werde, da bin ich mir nicht mehr so sicher.
Ich spitze meine Ohre und lausche in die verschluckende Dunkelheit hinein. Wie finstere Nebelschwaden umgibt sie mich und scheint mich zu erdrücken, mir die Luft nehmen zu wollen. Um mich möglichst ruhig zu halten, atme ich mehrere Male  tief ein, sodass die modrige Luft meine Lungen erfüllt. Es riecht nach Verwesung und Tod, wenn man das so beschreiben kann. Es mag seltsam klingen, aber es scheint tatsächlich nach Tod zu riechen. Oder ich spüre es. Seine Kälte.
Ich weiß es nicht.
Ein Tapsen.
Zutiefst erschrocken drehe ich mich um, doch ich scheine zu langsam gewesen zu sein. Denn am oberen Ende der Treppe befindet sich...nichts.
Beunruhigt gehe ich weiter, mein ruhig gehaltener Atem verabschiedet sich wieder.
Wenige Sekunden später höre ich es wieder. Das Tapsen von nackten Füßen auf kaltem Stein, das mir die Nackenhaare zu Berge stehen lässt und mir Gänsehaut verschafft. Blitzschnell wirbele ich herum. Ein Junge steht am oberen Ende des Treppenabsatzes. Sein Kopf ist gesenkt, sein braunes Haar zerzaust und etwas dreckig, das abgenutzte, große hellbraune Hemd, das er trägt, hängt in Fetzen von seinem Körper. Zwischen den Fetzen sind tiefe Wunden bis auf den Knochen zu sehen. Dennoch sind nur wenige, kleine Blutflecken auf seinem Hemd, die aber nicht von ihm zu kommen scheinen.
Ich habe so eine böse Vorahnung. So, wie er aussieht...so arm und verlassen, mit seinem kleinen Teddybären an der rechten Hand...Mein Mitleid für ihn will mich fast zersprengen, und befielt mir, sofort zu ihm zu gehen, doch ich weiß, dass das keine gute Idee ist.
"Ich habe es gesehen...", murmelt der unbekannte Junge vor sich hin, er war höchstens 10 Jahre alt.
"Was hast du gesehen?", hake ich vorsichtshalber nach. Vielleicht...ist es ja noch nicht zu spät.
"Sie haben sie alle umgebracht..." Sein Kopf ist immer noch gesenkt. Langsam hebt er den Blick. "...Sie haben mich umgebracht..." Oh nein, BITTE nicht schon wieder einer...
Der Kleine schaut plötzlich in meine Augen, sodass ich die seinen zum ersten Mal sehe. Sie sind blutrot und leuchten in dem Halbdunkel, das hier an diesem Ort die Herrschaft an sich gerissen hat. Man sieht kaum was. Ein verflucht teuflisches Kräuseln macht sich auf seinen Lippen breit, bis er mich schließlich angrinst.
"VERDAMMT! Geh weg! Lass mich in Ruhe!", brülle ich während ich auf dem Absatz kehrtmache und die Treppen herunter renne. Hoffentlich folgt er mir nicht...Bitte, bitte nicht. Diese Toten sind wirklich verdammt schnell und saugefährlich. Pass eine Sekunde lang nicht auf, und du bist einen Kopf kürzer.
Ich renne, bis meine Lungen schier zu bersten scheinen. Das Tapsen ist weg. Doch zu früh gefreut...
"Dead End", säuselt eine Stimme vor mir. Nein...NEIN! Ein helles Leuchten erscheint einige Meter weiter. Was zum-?! Ich denke, meine Theorie zum Ausgang-finden hat sich bestätigt. Wenn ich das hier richtig einschätze, habe ich verloren.
"Hallo?", rufe ich in die Dunkelheit und gehe ein paar Schritte nach vorn. "Wer ist da?" Obwohl ich weiß, dass ich sterben werde, spähe ich weiter ins Finster, vielleicht hat dieses Wesen trotz seiner Mordlust ja doch Gnade. Ist das da ein weißes Gesicht? Es sieht so...Knochig aus, die Augen sind schwarz und...Oh-Oh. Nicht gut. Ein leises Tapsen. Es ist wohl wirklich aus mit mir.
Die Stimme des kleinen Jungen ertönte hinter mir. "Wo wolltest du denn hin, Onkel? Ich wollte doch nur mit die spiiieeeleeen...", meint er mit einer Sing-Sang-Stimme. Ich drehe mich um und sehe in die mordlustigsten Augen, die ich je in meinem kurzen Leben gesehen habe. Habe ich vorhin gesagt, dass das Wesen, welches nun hinter mir steht, tödlich wie sonstwas aussieht? Hab mich wohl geirrt.
Ein fieses Grinsen umspielt immer noch die bleichen Lippen des Jungen.
Schnell drehe ich mich wieder zu dem seltsamen Gesicht um. Entweder...Oder. Lieber oder. Ich mag die Augen des Jungen einfach nicht.
Schnell gehe ich unsicher ein paar Schritte auf die unbekannte Gestalt zu. Mittlerweile erkenne ich, dass sie einen schwarzen Umhang anhat. Wenn du mich fragst, sieht das hier nicht gerade gut aus...
Ehe ich reagieren kann, schwingt sich die Gestalt nach vorn und schlitzt mir mit ihren langen Fingernägeln an den ebenfalls erschreckend langen, bleichen, krummen Händen den Bauch auf. Die Krallen durchschneiden Faser für Faser die Haut, das Bauchfell und dann die Eingeweide durch. Jede seiner 5 "Krallen" gleiten fast ohne Probleme durch mein Fleisch.
Eine Welle des Schmerzes schwappt in mir hoch, sodass mir übel und meine Sicht verschwommen wird. Meine Augen, die sich langsam mit Tränen füllen, weiten sich schlagartig.
Adrenalin durchströmt meinen Körper. Als ich ein leises 'Platsch' höre, sehe ich auf den Boden. Etwas blutiges, fleischiges liegt auf dem Boden; mein Magen. Das ist nicht wahr. Das gibt es doch gar nicht.
Der Junge mit den leuchtend roten Augen nimmt von hinten Anlauf, springt mir auf die Schulter und reißt mir meinen linken Arm ab. Blut quillt aus der Wunde. Zufrieden nimmt er den abgetrennten Teil des Körpers und zerbricht und zermalmt ihn weiter Stück für Stück. Das Knirschen von vorhin kommt mir wieder in den Sinn. Es scheint hier noch andere zu geben - oder gegeben zu haben - doch diese scheinen das selbe Schicksal wie ich gerade zu teilen. Der Schmerz ist mitlerweile so stark, dass es mich wundert, dass ich nicht schon längst bewusstlos bin, und mir entfährt ein gequälter Schrei, so ähnlich, wie der vorhin.
"Bitte! Lasst mich! BITTE, BITTE!" Erbarmungslos schlägt die Kapuzengestalt noch einmal nach mir. Quer über das Gesicht. Ich stolpere nach hinten, kurz bevor er mein gesamtes Gesicht zerfleischt hätte. Auf diese Weise streift er es nur, aber trotzdem...
Trotzdem brennen meine Augen und meine Sicht wird rot. Er hat mir die Augen aufgeschlitzt!
Schmerzerfüllt schreie ich, bis ich kaum noch Kraft habe und auf die Knie sinke. Der Junge springt mir von hinten auf beide Unterschenkel, bis ein lautes Knirschen ertönt. Entsetzt sehe ich, mit immer noch roter Sicht, auf meine Beine, während ich zur Seite kippe. Ich bin erstaunt, dass ich noch überhaupt was sehen kann. Die Knochen, die nun aus ihnen herausragen, haben meine Jeans zerfetzt. Ein gehässiges Lachen schallt durch die Parkhaustreppe. Es ist ein kaltes, erbarmungsloses Lachen, das meine Ohren fast zum Platzen bringt. Es ist so laut...So viel Schmerz...Bitte...
Bitte hört auf...
Mit einem letzten kalten Blick heben beide, sowohl der Junge, als auch die bleiche Kapuzengestalt, die Hände und ich schließe meine Augen. Ein Knacken ertönt, als meine Wirbelsäule bricht, ein Platschen, als sich meine restlichen Eingeweide auf dem kalten, verdreckten Boden verteilen.
Sie lassen mich liegen. Als ich meine Augen öffne, sind sie fort. Jede Sekunde verlässt das lebenswichtige Rot meinen Körper und breitet sich gierig auf dem Gestein unter mir aus. Ich sterbe. Jede Sekunde meines Lebens sterbe ich; bin dem Tod näher. Du auch.
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