Weltraumparmesanen: DER ANHALTER AUS DER GALAXIS. Mitnahmementalität im Weltraum
von Miguel
Kurzbeschreibung
In dieser Kurzgeschichte wird eine Frage geklärt, die in einem Mark Brandis-Roman aufgeworfen, aber nie beantwortet wurde.
KurzgeschichteAllgemein / P12 / Gen
04.12.2012
04.12.2012
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04.12.2012
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An jenem Nachmittag waren wir mit unserem Raumschiff Dora VII in einem Raumgebiet unterwegs, das man wirklich nur als Arsch der Welt bezeichnen konnte. Da wir uns dabei auf dem Heimweg zu Mutter Erde befanden, waren wir aber zumindest guter Stimmung.
Wir flogen gerade über die Oberfläche eines öden Himmelskörpers, als der am Radargerät sitzende Achmed Raudi plötzlich meldete: „Navigator an Kommandant: Max, da unten steht jemand und streckt den rechten Daumen raus!“
Diese traditionelle Geste war auch im Weltraum bekannt – und sie bedeutete hier draußen das selbe wie auf der Erde: Dort unten war jemand per Anhalter unterwegs und hoffte darauf, mitgenommen zu werden.
„Verstanden“, erwiderte ich und traf eine schnelle Entscheidung. „Wir landen mal und fragen ihn, wo er hinwill. Wer weiß, wie lange der arme Kerl schon so dasteht.“ Ich wandte mich an die neben mir sitzende Juanita Carpacho. „Kommandant an Pilotin: Automatikflug abbrechen; Anflug und Landung im freien Manöver.“
„Aye-aye, Sir“, erwiderte sie, nahm die erforderlichen Handgriffe vor und zog den Steuerknüppel zu sich heran. „Pilotin an Navigator. Frage: Standort der Zielperson?“
„Navigator an Pilotin: in Flugrichtung rechts“, antwortete Achmed.
„Verstanden“, sagte Juanita und bog nach links ab. Rechts und Links auseinander zu halten war nicht gerade eine ihrer Stärken.
Kurz danach setzte sie die Dora VII krachend und scheppernd auf – Einparken war nicht gerade eine ihrer Stärken. „Pilotin an Kommandant: Raumschiff gelandet“, meldete sie.
„Danke, Juanita“, erwiderte ich. „Das habe ich gemerkt.“ Ich löste den Sicherheitsgurt, erhob mich aus dem Chefsessel und begab mich zur Schleuse.
Die Gestalt draußen entpuppte sich als ein Herr in den besten Jahren, der einen guten und vertrauenswürdigen Eindruck machte. Ich entbot ihm einen Gruß und fragte nach seinem Ziel. Er wollte zur Erde, und da wir auf dem Weg nach Metropolis waren, wurden wir uns rasch einig. Hocherfreut kam er an Bord und nahm auf einem freien Sitz in der Kommandozentrale Platz. Als auch ich wieder angeschnallt im Sessel saß, gab ich der Pilotin Anweisung, wieder abzuheben und auf den Heimatkurs zurückzukehren. Juanita nickte und startete die Dora VII, wobei wir heftig in die Sitze gepresst und durchgeschüttelt wurden. Sanftes Anfahren war nicht gerade eine ihrer Stärken.
* * *
Das neue Gesicht war eine willkommene Abwechslung für uns. Bald entspann sich an Bord der Dora VII eine angeregte Unterhaltung.
„Sie hatten Glück, dass wir vorbeikamen“, meinte Bordingenieur Giuseppe Fuzzi zu unserem Gast. „In diesem Sektor ist ja beileibe nicht viel Verkehr.“
„Da haben Sie recht“, pflichtete der Fremde ihm bei. „Ich hatte schon befürchtet, ich käme von dieser trostlosen Insel im All gar nicht mehr weg.“
„Was hat Sie denn dorthin verschlagen?“ erkundigte sich Juanita Carpacho.
„Das ist eine lange Geschichte“, antwortete der Herr abwinkend. „Und Sie, was führt Sie hierher?“
„Wir haben einen Suchauftrag ausgeführt“, gab ich Auskunft. „Jemand meinte, hier in der Nähe die verschollene ‚Avanti’ gesichtet zu haben – Sie wissen schon, dieses Raumschiff, mit dem seinerzeit der berühmte Weltraumforscher Enrico Vargo zu einer Expedition ins All aufbrach und dann verschwand.“
„Das ist ja interessant“, meinte der Herr gedehnt. „Und?“
Ich winkte ab. „Leider falscher Alarm – keine Spur von der ‚Avanti’.“
„Ah, das ist schade.“
„Allerdings“, bestätigte ich mit nachdrücklichem Nicken. „Wenn wir nämlich die Verschollenen gefunden hätten, hätte ich Stella-TV ein Exklusivinterview geben und von dem Honorar vielleicht meine Steuerschulden bezahlen können.“
„Ja ja, dieses Staatssystem ist wirklich ungerecht!“ meinte er lebhaft, als sei das ein Stichwort für ihn gewesen. „Leistungsträger wie Sie werden geschröpft, und woanders wird das Geld zum Fenster hinausgeworfen. Wussten Sie zum Beispiel, dass wir noch immer Entschädigungszahlungen an die VOR entrichten – wegen dieses läppischen Raumzwischenfalls vor ein paar Jahren?“
Dank der interessanten Unterhaltung mit unserem Passagier verging der Rest unserer Heimreise wie im Flug – na ja, war ja auch ein Flug. Wir erreichten unseren Zielort ohne Zwischenfälle, wenn man von dem Hupkonzert zweier Raumschiffe absieht, denen Juanita Carpacho beim Landeanflug die Vorfahrt nahm – die Einhaltung von Verkehrsregeln war nicht gerade eine ihrer Stärken.
Nach leidlich geglückter Landung verabschiedeten unser Passagier und wir uns herzlich voneinander. „Ich werde Sie im Auge behalten“, meinte er, wobei er mich eindringlich ansah. „Sie könnten bei der VEGA eine große Karriere vor sich haben, Commander…?“
„Brandig“, stellte ich mich vor. „Max Brandig. – Und mit wem hatten wir das Vergnügen, wenn ich fragen darf?“
„Mein Name ist Gordon B. Smith“, antwortete er. „Sie können aber auch einfach ‚General’ zu mir sagen.“
„Sehr erfreut! – Nun, vielleicht laufen wir uns mal wieder über den Weg.“
„Das ist durchaus möglich“, meinte der General. „Also dann, auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen“, erwiderte ich und erlaubte mir zum Schluss einen kleinen Scherz: „Möge Sie die Macht begleiten!“
Er nickte lächelnd und ging seiner Wege.
„Sie hatten Glück, dass wir vorbeikamen“, meinte Bordingenieur Giuseppe Fuzzi zu unserem Gast. „In diesem Sektor ist ja beileibe nicht viel Verkehr.“
„Da haben Sie recht“, pflichtete der Fremde ihm bei. „Ich hatte schon befürchtet, ich käme von dieser trostlosen Insel im All gar nicht mehr weg.“
„Was hat Sie denn dorthin verschlagen?“ erkundigte sich Juanita Carpacho.
„Das ist eine lange Geschichte“, antwortete der Herr abwinkend. „Und Sie, was führt Sie hierher?“
„Wir haben einen Suchauftrag ausgeführt“, gab ich Auskunft. „Jemand meinte, hier in der Nähe die verschollene ‚Avanti’ gesichtet zu haben – Sie wissen schon, dieses Raumschiff, mit dem seinerzeit der berühmte Weltraumforscher Enrico Vargo zu einer Expedition ins All aufbrach und dann verschwand.“
„Das ist ja interessant“, meinte der Herr gedehnt. „Und?“
Ich winkte ab. „Leider falscher Alarm – keine Spur von der ‚Avanti’.“
„Ah, das ist schade.“
„Allerdings“, bestätigte ich mit nachdrücklichem Nicken. „Wenn wir nämlich die Verschollenen gefunden hätten, hätte ich Stella-TV ein Exklusivinterview geben und von dem Honorar vielleicht meine Steuerschulden bezahlen können.“
„Ja ja, dieses Staatssystem ist wirklich ungerecht!“ meinte er lebhaft, als sei das ein Stichwort für ihn gewesen. „Leistungsträger wie Sie werden geschröpft, und woanders wird das Geld zum Fenster hinausgeworfen. Wussten Sie zum Beispiel, dass wir noch immer Entschädigungszahlungen an die VOR entrichten – wegen dieses läppischen Raumzwischenfalls vor ein paar Jahren?“
Dank der interessanten Unterhaltung mit unserem Passagier verging der Rest unserer Heimreise wie im Flug – na ja, war ja auch ein Flug. Wir erreichten unseren Zielort ohne Zwischenfälle, wenn man von dem Hupkonzert zweier Raumschiffe absieht, denen Juanita Carpacho beim Landeanflug die Vorfahrt nahm – die Einhaltung von Verkehrsregeln war nicht gerade eine ihrer Stärken.
Nach leidlich geglückter Landung verabschiedeten unser Passagier und wir uns herzlich voneinander. „Ich werde Sie im Auge behalten“, meinte er, wobei er mich eindringlich ansah. „Sie könnten bei der VEGA eine große Karriere vor sich haben, Commander…?“
„Brandig“, stellte ich mich vor. „Max Brandig. – Und mit wem hatten wir das Vergnügen, wenn ich fragen darf?“
„Mein Name ist Gordon B. Smith“, antwortete er. „Sie können aber auch einfach ‚General’ zu mir sagen.“
„Sehr erfreut! – Nun, vielleicht laufen wir uns mal wieder über den Weg.“
„Das ist durchaus möglich“, meinte der General. „Also dann, auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen“, erwiderte ich und erlaubte mir zum Schluss einen kleinen Scherz: „Möge Sie die Macht begleiten!“
Er nickte lächelnd und ging seiner Wege.
Ω
So, nun wissen wir also, was "Frau Venus" alias Sven Björnsen in "Bordbuch Delta VII" noch nicht wusste: nämlich, "wie General Smith zu dem Raumschiff gekommen ist, das ihn aus dem Exil zurückbrachte."
Max Brandig dürfte in der Folgezeit seine Gutmütigkeit schwer bereut haben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Max Brandig dürfte in der Folgezeit seine Gutmütigkeit schwer bereut haben. Aber das ist eine andere Geschichte.