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Die drei Musketiere - Behind the scenes

von xxZoe
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
13.11.2012
12.11.2013
26
78.035
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13.11.2012 1.650
 
Logan Lerman war 20 Jahre alt und stand hier in seiner zweiten Hauptrolle als D'Artagnan für die Neuauflage von Dumas „Die drei Musketiere“ vor der Kamera. Es war nicht sein erster Besuch in Deutschland, aber er hatte hier noch nie vorher gedreht. Vor seinem Flug nach Deutschland hatte er Probleme, sich in die Rolle einzufinden, doch kaum war er hier, umgeben von alter Geschichte, von Schlössern und Burgen, konnte er voll und ganz in der Rolle aufgehen. Er mochte die Gegend und er hatte sich schon darauf gefreut, sich hier einige Kulturdenkmäler anzuschauen. Doch er hatte die Rechnung ohne den straffen Drehplan gemacht. Er hatte kaum Zeit für ein Frühstück, geschweige denn für die Besuche von Burgen und Schlössern.

Die Drehtage waren lang und anstrengend. Die letzte Woche hatten sie damit gebracht, eine große Schlacht zu drehen. Den ersten Kampf, den er – D'Artagnan – zusammen mit den berühmten drei Musketieren Artos, Porthos und Aramis gegen die Wachen von Kardinal Richelieu focht. Die Szene war bombastisch, aber niemand würde ihr im Kino geben, dass der Dreh vier Tage dauerte. Dazu kamen Wochen und Monate von Proben. Vor Drehbeginn hatten sich alle Schauspieler zu langen Probetagen zusammengefunden. Er hatte fechten und kämpfen gelernt – und reiten.
Heute sollte der Einzug von D'Artagnan in Paris gedreht werden. Sie waren vorgestern in Würzburg angekommen, heute sollte gedreht werden. Doch sein Pferd hatte den Drehplan über den Haufen geworfen.

Er fuhr sich erneut über die Augen und atmete tief durch. Er hob den Kopf und sein Blick fiel auf das verräterische Pferd, das einige Meter von ihm entfernt unter einem Baum stand.
„Verfluchter Gaul“ fauchte er, doch er humpelte trotzdem auf das Tier zu. Halb war er darauf eingestellt, dass es sofort vor ihm weglaufen würde, doch es blieb stehen.
Immer weiter schimpfte er leise auf das Tier ein, dann griff er nach dem Zügel.
„Mistvieh, blöder Gaul“ knurrte er weiter und zog das Pferd von dem Baum weg. Lammfromm ließ es sich führen.
Er überlegte kurz, ob er sich in den Sattel schwingen sollte, doch dann ließ er es bleiben. Er wollte nicht noch einen Höllenritt über die Wiesen von Würzburg erleben.
Er sah sich suchend um. Sie müssten ihm doch eigentlich gefolgt sein. Doch sein Verstand sagte ihm sofort, dass sie unmöglich wissen konnten, wohin das Tier gelaufen war.
Er seufzte, dann klopfte er seine Hose ab. Er wusste natürlich, dass er kein Smartphone bei sich hatte, aber er hoffte es irgendwie doch. Doch natürlich lag es in seiner Garderobe.
Weit hinten erkannte er einen Traktor, der seine Runden zog. Vielleicht konnte ihm dort jemand helfen.
Er zerrte an den Zügeln und das Tier setzte sich unwillig in Bewegung. Humpelnd machte er sich auf den Weg.

Endlich, nach langen Minuten, während denen er immer wieder stehen bleiben musste,  da sein Knöchel brannte, hatte er die Wiese erreicht, auf welchem er den Traktor stehen sah. Frustriert stöhnt er auf. Die Fahrerkabine war leer.
Laut fluchend zog er das Pferd weiter. Wie konnte es sein, dass hier keine Menschenseele war? Das konnte doch nicht wahr sein. In Los Angeles war man niemals alleine.
Im gleichen Moment hörte er eine Stimme etwas auf Deutsch rufen und er hob den Kopf. Er erkannte ein kleines Mädchen und eine ältere Frau, die den Weg entlang kamen. Ein erleichtertes Lächeln zog über sein Gesicht und er hoffte, dass diese ihm den Weg zum Rathaus zeigen konnten.

Doch die Sprachbarriere war höher als er dachte. Mit wachsender Verzweiflung sah er die Frau an. Sie verstand ihn nicht, er verstand sie nicht. Doch dann fragte er:
„Telefon? Bitte?“
Endlich schien sie ihn zu verstehen. Sie nickte erfreut und öffnete ihre Tasche. Sie reichte ihm ein Handy und lächelte ihn aufmunternd an.
„Bitte.“
Er atmete tief durch, dann tippte er eine Nummer ein.
Es klingelte nur einmal, dann hatte er eine Mädchenstimme am Rohr, die sich vor Aufregung fast überschlug:
„Ja, hallo?“
Alleine der Klang ihrer Stimme ließ sein Herz schneller schlagen und ein warmes Leuchten trat in seine Augen.
„Neunmalklug, ich bin es. Könnt ihr mich abholen? Den wild gewordenen Gaul besteige ich nicht nochmal.“
„Algenhirn? Wo bist du?“ Ihre Stimme war voller Sorge und er beeilte sich zu sagen:
„Hey, beruhige dich, bitte, es ist alles okay. Ich bin hier, na ja, irgendwo, keine Ahnung, aber mir und dem Teufelsgaul geht es gut.“
Er hörte im Hintergrund Stimmen laut werden, dann hatte er eine Männerstimme am Rohr.
„Logan, wo bist du? Kannst du etwas Markantes in der Gegend erkennen? So dass wir dich finden können?“ Paul, der Regisseur klang aufgeregt und hektisch.
Er sah sich suchend um, dann sah er die Frau an.
„Wo sind wir hier?“
Sie schien mittlerweile verstanden zu haben, was sein Problem war, denn sie gestikulierte, dass sie telefonieren wollte und er sprach erneut ins Telefon:
„Paul, ist da jemand, der Deutsch spricht?“
Wildes Stimmengewirr wurde laut, dann hatte er wohl einen Komparsen am Telefon.
„Hallo? Hören Sie mich?“
Logan gab das Telefon an die Frau zurück und die sprach in schnellem Deutsch in den Apparat. Sie nickte ihm zu und reichte ihm erneut das Telefon. Wieder hatte er das Mädchen an der Leitung.
„Algenhirn, bleib wo du bist, wir kommen dich holen.“ Ihre Stimme wurde leiser und er hörte sie fast kaum noch, als sie flüsterte: „Ich liebe dich.“ Dann unterbrach sie die Leitung.
Ihm wurde heiß, als er das Telefon an seine Besitzerin zurückgab. Er lächelte ihr zu, dann schweiften seine Gedanken ab.
Alex. Sie war unglaublich. Sie hatte sich Sorgen um ihn gemacht, das hatte er an ihrer Stimme gehört. Sie waren jetzt seit zwei Jahren ein Paar, sie waren kurz nach dem Ende der Dreharbeiten zu ihrem gemeinsamen Film „Percy Jackson“ zusammengekommen. Sie hatten sich von Anfang an gut verstanden, doch erst am Ende der Dreharbeiten hatte er all seinen Mut zusammengekratzt und sie um ein Date gebeten. Und das war das beste gewesen, was er je getan hatte. Es machte ihm nichts aus, dass sie sechs Jahre älter war als er. Er liebte sie von ganzem Herzen, sie war seine beste Freundin, sein bester Freund, einfach alles. Und bisher hatte die Presse sie auch weitestgehend in Ruhe gelassen.
Er musste grinsen, als er über das kurze Gespräch nachdachte. Neunmalklug und Algenhirn waren keine weit verbreiteten Kosenamen, weiß Gott nicht, doch sie hatten diese aus ihrem gemeinsamen Film übernommen und benutzten sie noch heute. Er würde niemandem sonst gestatten, ihn „Algenhirn“ zu nennen, sie war die Einzige, die es durfte.

Das Mädchen sagte irgendwas, doch als er nicht reagierte zupfte sie an seinem Mantel. Er zuckte zusammen und sah sie dann überrascht an.
„Ja? Was?“
Sie fragte irgendwas auf Deutsch, dann deutete sie auf das Pferd.
„Name?“ frage sie neugierig.
Er warf einen Blick auf das undankbare Pferd, dann lächelte er. „Buttercup.“
Das Mädchen lachte fröhlich, dann streichelte sie Buttercup wieder. Das Pferd war lammfromm.
Die Großmutter stand ein wenig abseits, ihr Blick war noch immer auf seine zerrissene und schmutzige Kleidung gerichtet. Er lächelte unsicher.
„Film“ sagte er und hob die Schultern.
Sie nickte und hob einen Daumen. Auch ohne Englischkenntnisse konnte man sich tatsächlich halbwegs verständigen.

Es dauerte noch fast eine halbe Stunde, bis sich mehrere Wagen der Wiese näherten. Sie waren langsam zur Straße gegangen und hatten dort gewartet. Er war dankbar, dass die Frau bei ihm geblieben war. Irgendwie hatten sie es geschafft, sich zu „unterhalten“. Er hatte ihr klarmachen können, dass er D'Artagnan spiele und dass er aus Amerika käme. Sie wiederum hatte ihm verständlich machen können, dass ihr Name Evelyn Schreiner sei, ihre Enkelin war Leonie und dass sie in Würzburg lebte, die Kleine wäre zu Besuch. Sie war wohl irgendwie der Meinung, dass er ihr Telefon noch einmal brauchen könne, deshalb blieb sie da.
Die letzten Meter hatte Leonie auf Butterucps Rücken gesessen und Logan hatte sie geführt. Niemand sah dem verdammten Gaul an, dass er vorhin wie der Teufel persönlich über die Wiesen gestürmt war.

Der erste Wagen hatte noch nicht angehalten, als eine schmale Gestalt aus der Tür sprang und ihm in einer einzigen fließenden Bewegung um den Hals fiel.
„Algenhirn, mach das nicht nochmal“ flüstere sie an seinem Ohr, dann küsste sie ihn zärtlich.
Er legte die Arme um sie und erwiderte ihren Kuss. Er strich ihr durch die langen dunklen Haare und sah ihr dann in die strahlenden blauen Augen.
„Hey, alles in Ordnung, okay? Mir geht es gu … au.“ Er zog zischend die Luft ein, als sie mit den Händen durch seine Haare fuhr und dabei die Beule berührte. Erschrocken, aber um einiges vorsichtiger fuhr sie über die Verletzung.
„Ach du meine Güte, was hast du gemacht?“ fragte sie.
„Logan, was für ein Auftritt.“ Paul kam heran und sah ihn forschend an. „Ist alles in Ordnung mit ...“ Er unterbrach sich selbst, als er seine ramponierte Erscheinung betrachtet. „Meine Güte, was ist passiert?“
Logan zog eine Grimasse, die letzte Stunde hatte ihn doch ziemlich mitgenommen. Ihm wurde erst jetzt bewusst, wie sehr sein Kopf dröhnte, Alex' Druck auf die Beule hatte es nicht besser gemacht. Außerdem brannte sein Knöchel nach dem Fußweg noch mehr als vorher.
„Es geht schon, okay. Ich hab einen Abgang vom Pferd gemacht, als er über einen Zaun gesprungen ...“
Alex ließ ihn gar nicht ausreden. Sie trat von ihm zurück und keuchte erschrocken:
„Du blutest ja und was ist mit deinem Fuß?“
Er hatte das linke Bein angewinkelt und belastete den Fuß kaum. Seine Hose war blutig und schmutzig. Er hob die Schultern.
„Ja, wie gesagt, das Pferd und ich sind zwei unterschiedliche Wege gegangen“ sagte er fast entschuldigend.
Alex stand dicht bei ihm und hielt seine Hand. Sie konnte seinem Blick ansehen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. In der gleichen Sekunde verdrehte er die Augen und würgte:
„Oh Himmel, mir ist schlecht.“ Mehrere Hände packten ihn, er hörte Alex rufen, dann wurde es schwarz vor seinen Augen.
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